Samstag, 28. Dezember 2019

Ist gemeinsames Suchen nach Wahrheit möglich?


Gestern war ich schwer enttäuscht. In einem Thema waren wir zu ca. 90% gleicher Meinung, trotz dieser hohen Übereinstimmung spürte ich von meinem Gegenüber eine beinahe feindliche Stimmung mir gegenüber. Zuerst konnte ich das nicht einordnen. Er betonte seine Äusserungen so, als ob wir in einem extremen Streitgespräch uns befunden haben.
Was bewog ihn, so emotional zu werden?
Ich habe seine Argumente kritisch hinterfragt und ich habe auf andere Sichtweisen aufmerksam gemacht und diese ebenfalls mit ihm hinterfragen wollen. Dazu musste ich natürlich auch deren Argumentation klar darstellen. Aber schon bei dieser Darstellung merkte ich, dass ich mich etwas zurückhalten musste. Ich hatte mich vermutlich zuwenig zurückgehalten, da er nicht mal diese alle eingehendst überprüfen wollte. Ich muss aber zugeben, dass seine Argumentation so gut war, dass ich wie erwähnt in dieser Sache zu 90% mit ihm übereinstimmen konnte.

Was mich aber dann doch enorm enttäuschte, war die Erkenntnis, dass er sich eine feste Schablone, eine feste Ansicht angeeignet hatte. Und zwar nicht zur über das Thema, sondern wohl auch über mich als Person. Er nahm nun diese Schablone und überprüfte nicht, wie weit ich diesen Ansichten und wie weit ich dieser Schablone entspreche. Was sicher ist, dass ihm der heutige Zeitgeist und die „offiziellen“ Medien sowie vermutlich sein Stammtisch ihn zu einem grossen Teil in dieser Schablone unterstützen (oder muss ich sagen: gefangen halten?), anstelle ihm zu helfen, die Komplexität der Sachlage zu betrachten.

Mit anderen Worten: Ich konnte durch seine grosse Erkenntnis einiges lernen, aber ein wirkliches gemeinsames Suchen nach der Wahrheit, war es nicht. Als ich das begriff, spürte ich, dass es eigentlich nicht möglich ist, mit jemanden der so gepoolt ist, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen. Und das war eine sehr grosse Enttäuschung. Es war wie eine Erschütterung einer tiefen Überzeugung oder Selbstverständlichkeit auf der mein Weltbild und unter anderem mein demokratisches Verständnis aufgebaut ist.

Ähnliches habe ich von einem Vertreter des offenen Theismus gelesen. Er gab zu, dass er eine Schablone hat, wie er die Bibel liest und meinte, dass seine theologischen Gegner ebenfalls solche Schablone haben. Die Differenz sei also, dass man verschiedene Schablonen habe. Was sicherlich festzuhalten ist, dass dieser Theologe zurücktreten kann und seine eigene Schablone mit anderen vergleichen kann. Damit kann er mehr, als die erste Person, weil er seine Position auch von Aussen her betrachten kann. Er würde wohl sagen: Er kann sie auch neutral betrachten.

Aber kann man mit dieser Person auch gemeinsam die Wahrheit suchen? Nein, ebenfalls nicht. Denn für ihn gibt es keine absolute Wahrheit, die man gemeinsam suchen könnte. Er glaubt tatsächlich, dass es nur Schablonen, d.h. nur Ansichten gibt und nicht auch eine Wahrheit, die man suchen könnte! Das ist typisch für das postmoderne Denken. „Man glaubt: Es gibt keine Wahrheit!“

Dieser Satz kann, wenn er wahr wäre, nicht wahr sein. Viele sind sich dieser Logik nicht bewusst. Aber selbst, wenn man sie dann darauf aufmerksam macht, sind sie im Idealfall erstaunt, aber halten weiter an dieser unlogischen Überzeugung fest.

Ähnliches spürte ich, als ich gestern einen Kommentar in der Baz (Basler Zeitung) zur Umwelt und Greta las. Auch viele der darzu geäusserten Kommentaren atmeten diesen Geist: Nur meine Erkenntnis ist wahr. Wer nicht zu 100% mit mir übereinstimmen kann, ist ein schlechter Mensch. Der Titel des Baz-Beitrages lautete auch in diesem Sinne: „Wer Greta verspottet, ist faul und ignorant“. Verspottung finde ich prinzipiell nicht anständig. Allerdings: Ist das wirklich gemeint? Geht es nicht darum, dass jeder, der eine andere Ansicht vertritt als faul und ignorant abgetan wird? Ja noch mehr: Nur schon, wenn es jemand wagt, kritische Anfragen zu stellen, der verspottet und ist faul und ignorant? Wenn das gemeint ist, dann haben wir ein echtes Problem. Es mag schwierig sein, positive Kritik zu üben. Im Neuen Testament wird ein Begriff dazu verwendet, der zugleich ermahnen, trösten und ermutigen bedeutet. Durch unseren Sündenfall neigen wir dazu, die Kritik zu pervertieren, d.h. den anderen „herunterreissen“ zu wollen. Manchmal wollen wir mit der Kritik unseren eigenen Minderwert ausgleichen, indem wir den anderen erniedrigen. Und manchmal kann sich in unserer Kritik ein Mobbing-Verhalten einschliessen: Das ist ein Böser, an dem darf ich nun meine Sündhaftigkeit auslassen.
Jede Kritik muss kritisch nach diesen Perversionen gefragt werden. Auch dieser Titel des Baz-Beitrages und meine Kritik an diesem Kommentar. Und als Menschen, die in Sünde gefallen sind, werden wir wohl die positive Kritik nie zu 100% erreichen. Auch dafür musste Christus ans Kreuz. ABER man sollte sich dennoch danach richten und unsere menschliche Gerechtigkeit nach dieser göttlichen Gerechtigkeit ausrichten (s. hierzu Zwingli). Diese zutiefst reformatorische Erkenntnis ist in unserer Gesellschaft vergessen. Nun scheinen aber auch die säkularisierten Fundamente dieser Sichtweise zu verschwinden. Haben wir das alles vergessen?

Es ist beängstigend, was sich für eine Denkweise im Westen breit macht. Man sucht nicht mehr nach der Wahrheit. Auf meinem letzten Blog habe ich u.a. ein Link zu einem Gespräch zwischen vier Theologen erwähnt. Das Gespräch wird durch John Piper geleitet und hält dabei mit seiner eigenen Ansicht (= Schablone) zurück. Was dabei eindrücklich ist: Dieses Gespräch findet in einer Kirche statt. Es ist öffentlich und von uns allen im Internet nachvollziehbar. Und sie hören sich wirklich zu. Da sieht man u.a. John Piper, der nachfragt, die Bibel vor sich hat, und sinngemäss sagt: „Das muss ich nochmals nachgehen. Du meinst, dass dies so und so zu verstehen ist, weil dies und das.“ So genial.

(Hier links zu sehen.)

In meinem Umkreis kenne ich sehr wenige Christen, selbst unter den Theologen und Predigern, die sich so eingehend mit der Eschatologie beschäftigt haben, wie diese vier Herren. Und wenn, dann ist es meistens nur eine Sichtweise, der Dispensationalismus. Alle vier haben sicherlich jahrelang an ihren Ansichten gearbeitet. Drei der Theologen vertraten offiziell und voller Überzeugung je drei unterschiedliche eschatologische Ansätze: Postmillianismus, Prämillianismus und Amillianismus. Aber dennoch können sie so ehrlich auf die Bibel schauen und gemeinsam nach der Wahrheit suchen. Keiner muss dem anderen unterstellen, er habe seine Überzeugung aus böser Absicht zusammengestellt. Sie versuchen sich zu verstehen und suchen gemeinsam nach der Wahrheit. Dabei fragt John Piper auch nach den Gemeinsamkeiten! Und man staunt: In wesentlichen Punkten stimmen sie trotz aller Gegensätze überein! Das beweist nebenbei, dass die Eschatologie der Bibel nicht so detailliert ist, wie wir das wünschen, ABER es ist dennoch so detailliert, dass man das Wesentliche erkennen kann. Damit hilft uns Gott, damit wir lernen, demütig zu studieren und dort, wo Gott nicht alles offenbart hat, auch aufzuhören, irgendwelche selbsterfundene Behauptungen absolut setzen zu wollen. Und es hilft, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen. Bereits vor 500 Jahren wurde in diesem Geist in Zürich die Bibel übersetzt: Im Grossmünster trafen sich die Gelehrten und übersetzten gemeinsam die Bibel ins Deutsch: die Zürcher Bibel. Jeder, der wollte konnte ins Grossmünster gehen und sie bei ihrer Arbeit, ihren Diskussionen usw. mitverfolgen. So wurden nicht nur wöchentlich ihre neuen Bibelerkenntnisse mitgeteilt, sondern man konnte direkt die Arbeit der Gelehrten mitverfolgen. Heinrich Bullinger, der Nachfolger von Zwingli, sollte dann sogar ein Bulletin herausgeben, indem er sein Wissen über die Welt herausgab. Bullinger schrieb mehr als jeder andere Reformator und war europaweit mit seiner Korrespondenz vernetzt. Dadurch konnte er in seinem Bulletin über die Welt informieren. Noch heute bieten seine Schriften einen interessanten Einblick in die damalige Zeit. Obwohl Bullinger für die Einheit von Kirche und Staat war und darüber mit Leo Jud gestritten hat, der eine gewisse Trennung wollte, trat Bullinger für die freie Predigt ein. Diese Kombination aus freier Predigt (Zwingli würd sogar vom prophetischen Dienst sprechen, d.h. aufbauende Kritik) und Informationsweitergabe machte Bullinger zu einem Vorgänger unserer Zeitungen. Und als genau das, wurde er an der Landi (Landesausstellung) vor dem zweiten Weltkrieg geehrt. Sein Portrait hing dort gross und war eine Gegenposition des damals „neuen“ Europas der Faschisten und Nationalsozialisten.

Zum Abschuss möchte ich noch der Ansicht nachgehen, ob die Gegenpositionen des offenen Theismus einfach eine andere Art von Schablonen besitzen. Hierzu muss man wissen, dass der offene Theismus in den USA entstanden ist. Hier haben die südliche Baptisten eine Art Reformation durchgemacht und sich bewusst auf die reformierte (calvinistische) Glaubensbekenntnisse zurückbesinnt. Sie bemerkten, dass Gemeindewachstum nicht automatisch ein Zeichen der Orthodoxie ist. Wer das Gemeindewachstum ins Zentrum steht, wird pragmatisch. Und dieser Pragmatismus kann die Rechtgläubigkeit untergraben. Sobald man dies korrigieren wollte, wurden die Pragmatiker nicht mehr so freundlich und ein Kampf entstand. Der Offene Theismus ist also als Gegenkonstrukt zur klassischen reformierten Theologie entstanden. Darum können wir uns fragen, ob die klassische reformierte Theologie einfach eine andere Schablone als der offene Theismus ist. Das der Calvinismus eine Schablone ist, können wir sicherlich zustimmen. Aber wird er von den Reformierten (= Calvinisten) auch in jeder Weise gleich verstanden, wie die Schablone des offenen Theismus? Inhaltlich sicherlich nicht. Da ist man sich einig, sonst wäre der offene Theismus keine Gegenposition. Aber ich meine jetzt nicht in erster Linie die konkreten Überzeugungen, sondern die Art, wie man die Schablone nutzt: Wird die Schablone des Calvinismus wie die Schablone des offenen Theismus genutzt? Und ist die Schablone auf die gleiche Weise entstanden?
Gerade letzteres können wir verneinen. Zumindest Calvin würde sich die Haare raufen, wenn seine Überzeugungen nur eine menschliche Überzeugung wäre. Calvin würde sicherlich wie Bullinger sagen, dass er sich irren kann und seine Schablone an der Bibel überprüft werden muss! Bullilnger sagte es im Eingang zu seinem Zweiten Helvetischen Bekenntnis so:
„Vor allem aber bezeugen wir, das wir immer völlig bereit sind, unsere Darlegungen im allgemeinen und im Besonderen auf Verlangen ausführlicher zu erläutern, und endlich denen, die uns aus dem Worte Gottes eines Besseren belehren, nicht ohne Danksagung nachzugeben und Folge zu leisten im Herrn, dem Lob und Ehre gebührt. Gegeben am 1. März 1566.“

Die reformierte Schablone hat also nur dritte Priorität. Erste Priorität hat immer die Bibel. Zweite Priorität haben die Kirchenväter und dann kommt erst Bullinger, Calvin usw. Und dann, würde ich meinen, kommen meine Erkenntnisse, die vierte Priorität haben.

Die Idee dahinter ist also: Das die Bibel Gottes Wort ist und sie sich selber auslegt. Als Menschen können wir uns irren und sind daher darauf angewiesen, ständig mit Hilfe des Heiligen Geistes die Bibel zu lesen und uns dadurch zu erneuern und zu lernen. Das versteht übrigens auch Johannes Calvin unter „reformiert sein“, sich ständig durch den Heiligen Geist an Gottes Wort zu reformieren = zu erneuern. Calvin spricht von der Bibel als Schule des Heiligen Geistes. Interessanterweise vergessen wir auch sehr schnell, was wir durch die Bibel und den Heiligen Geist gelernt haben, wenn wir uns nicht immer wieder im Gebet auf die Bibel einlassen.
Und alles, was wir hier nicht lernen konnten, werden wir dann bei Jesus in seinem Reich lernen.

Die Entstehung der reformierten Theologie ist also nicht das Gleiche. So statisch die Grundüberzeugungen scheinen mögen – und sie sind es auch, weil sie uns eine gute Grundlage geben – so dynamisch sind sie durch den erwähnten Prozess! Natürlich kann es zu einer leblosen Orthodoxie mutieren. Aber wenn der Heilige Geist die Orthodoxie belebt, dann kommen Leben, Liebe und Wahrheit zusammen! Denn gesunde Lehre tut uns gut! So lernen wir, was Gott ehrt. Und was Gott ehrt, tut uns so gut!

Daraus erklärt sich auch – dass es zwar möglich ist, dass die reformierte Theologie zur gleichen Schablone wie der offene Theismus „verkommen“ kann, aber ihrem ursprünglichen Wesen nach ist es überhaupt nicht so. Wenn das geschieht, dass ist es eine Aushöhlung oder Entleerung des eigentlich gemeinten.
Interessant ist, als ich zum ersten Mal über den offenen Theismus las, fand ich die ersten Worte noch interessant. Mit der Zeit war dann aber ein unsachlicher Angriff auf John Piper. Schon da spürte ich, dass der offene Theismus als Antrieb nicht nur die Wahrheitssuche hatte, sondern auch noch etwas anderes verarbeitet.
Es ist auch darum nicht das Gleiche, weil diese Schablone (= klassische reformierte Theologie) sich hinterfragen lässt: Entspricht es wirklich Gottes Wort? Zugleich hilft diese Schablone, den Gesamtzusammenhang der Bibel im Auge zu behalten. Das ist eigentlich auch der eigentliche Sinn. So kann zum Beispiel von seiner Institutio sagen, dass jeder andere auch auf all das kommen kann, wenn er die Bibel im Zusammenhang und als sich selbstauslegend und unter dem Heiligen Geist liest, aber er erkennt so schneller den Gesamtzusammenhang. Und natürlich, dass ist eine Schablone, die aber keine Eisegese machen will, sondern eine Exegese! Und es gehörte immer schon zum Christentum, dass man seine Überzeugungen in Worte fasste. Die Bibel selber ist in Worte gefasst und Jesus ist der Logos. Das wir dabei unsere Glaubensbekenntnisse immer wieder an Gottes Wort ausrichten (eichen) müssen, ist logisch. Somit ist es statisch und zugleich dynamisch, weil es viel komplexer ist, als unsere Worte ausdrücken können.
Vielleicht wird jemand entgegnen, dass er hier kein Unterschied sieht. Dann möchte ich darauf aufmerksam machen, dass er Unterschied darin liegt, dass man nicht nur in der eigenen Denkfähigkeit die Wahrheit sucht, sondern auch in der Offenbarung Gottes. Und man wirklich lernen will und nicht nur die eigenen Ideen bestätigt sehen will. Ich gebe zu, das ist nicht einfach. Aber wär täglich gewöhnt ist über seine bösen und guten Werke Busse zu tun, wird trotz aller Anfälligkeit zur persönlichen Logik das Wunder erleben,  durch Gottes Hilfe echtes Wissen und Leben zu finden, das bis in alle Ewigkeit durch Jesus Christus tragen wird.
Was also im ersten Blick gleich erscheint, ist bei genauerem Hinsehen doch nicht genau das Gleiche.

Nun ist zum Glück nicht unser grösse unseres Wissens Massstab für unsere Errettung. Alleine unser alleiniges Vertrauen in Christus und seine Tat und sein Wirken rettet uns. Aber gesunde Lehre tut uns gut. Daher ist das Suchen danach und das Festhalten der gesunden Lehre so gesund und wichtig. Dabei gilt, was vor bald 500 Jahren Martin Bucer sagte:

Wenn man sofort denjenigen als vom Geist Christi verlassen verurteilen will, der nicht ganz genau so urteilt, wie man selbst, und sogleich bereit ist, gegen den als Feind der Wahrheit anzugehen, der vielleicht etwas Falsches für richtig hält: Wen, frage ich, kann man denn noch als Bruder ansehen? Ich habe jedenfalls noch nie zwei Menschen gesehen, von denen jeder genau dasselbe denkt. Und das gilt auch in der Theologie.“ (Martin Bucer 1530 im Vorwort zu seinem Evangelienkommentar)

Nur schon diese Beschäftigung mit diesen Gedanken helfen uns, den Westen als eine denkende, freie und demokratische Welt zu erhalten, selbst wenn Sie im Detail mit mir nicht übereinstimmen sollten.

Freitag, 27. Dezember 2019

Interessante Internet-Seiten

Es ist eine wild zusammengewürfelte Liste. Vielleicht werde ich sie demnächst erweitern:

https://theoblog.de/

https://hanniel.ch/ueber-mich/

Internetseite über Werke von Huldrych Zwingli: http://www.irg.uzh.ch/static/zwingli-werke/index.php?n=Site.Search

https://www.thegospelcoalition.org/

Internetseite über Johannes Calvin: Hier die Institutio: http://www.calvinismus.ch/ubersicht/unterricht-in-der-christlichen-religion/

Wort und Wissen: https://www.youtube.com/channel/UC-bfnkB8pODcQi9QDHD2Sfg


https://www.thomasschirrmacher.info/

https://www.bibelundbekenntnis.de/


Timothy Keller:


Donald Carson, John Pipper und Thimoty Keller im Gespräch zum Thema "Ministries of mercy":

Hier führ John Piper ein Gespräch mit drei Theologen Jim Hamilton (Premillianismus), Doug Wilson (Postmillianismus) und Sam Storms (Amillianist) zum Thema "Millienium". Sie repräsentieren die drei grossen Richtungen: Premillianismus, Postmillianismus und Amillianismus (Ich hoffe, ich habe es richtig geschrieben) Sie selber schreiben:
"This video is a discussion regarding the different interpretations of the "Millennium" found in Revelation 20. The three major views throughout church history are Premillennialism (defended here by Jim Hamilton), Postmillennialism (defended here by Doug Wilson), and Amillennialism (defended here by Sam Storms). The discussion is moderated by John Piper.". Besonders eindrücklich finde ich, wie sie brüderlich diskutieren. Ich kenne kaum Evangelikale Kreise in meinem Umfeld, welche über solch unterschiedliche Meinung so gut diskutieren können. Das Hauptproblem ist, dass die meisten sich gar nicht mit diesen Themen auseinandersetzen. Und wenn sie etwas besser informiert sind, sind sie oft nur über eine Richtung informiert: Den Dispensationalismus, welcher zum Premillianismus gehört. Nur selten haben Prediger, Pfarrer und Theologen sich in dieses Thema vertieft. Und daher hört man wohl auch sehr wenig darüber, was eigentlich schade ist. Es ist natürlich nicht ganz einfach, weil Gott in der Bibel i.S. Eschatologie nicht so viel und systematisch offenbart hat. (Schon die Juden hatten Mühe Jesus als ihren Messias anzuerkennen, obwohl er im AT offenbart wurde.) Dadurch entstehend die Differenzen. Damit ist es ein gutes Thema, um echt mit verschiedenen Herangehensweisen umgehen zu lernen. Das ehrt Gott und fördert unsere Barmherzigkeit und unser Verständnis. Und soweit ich das sehe, wurde dieses Gespräch bewusst IN der Kirche abgehalten: Alle sollen dieses Gespräch mitverfolgen können. Das ist eine zutiefst reformierte Tradition. Auch in Zürich wurde vor 500 Jahre die Bibel in der Kirche übersetzt. Jeder konnte hinzu sitzen und zuhören. Auch die Neuentdeckungen aus der Bibel wurden regelmässig weitergegeben. Damals in Zürich muss besonders Leo Jud sich stark in der Bildung der Menschen eingesetzt haben.




Paul Washer, ein besonderer Prediger sagt in diesem Beitrag etwas sehr wichtiges: So wichtig die Wahrheit der Lehre ist, so ist das noch nicht das Leben als Christ! Darum wird man eher sagen, dass man zuwenig gebetet hat, anstelle zuwenig studiert. (Und das sagt jemand, der die Lehre sehr wichtig ist). Hier zu sehen und hören. Darum kann er als reformierter (ich vermute baptistischer Calvinist) sagen:

Auch dieser Pfarrer aus der Bremer Landeskirche ist ein besonderer Pfarrer. Er tritt stark auf und ist zugleich demütig und seiner eigenen Sündhaftigkeit bewusst, wie man hier sehen kann. Ich weiss nicht genau, ob ich seine Meinung über das Zuckerfest teile, weil ich es nicht kenne. (Zudem kommt mir spontan Paulus in den Sinn, wie er im NT bekundet, dass es unproblematisch ist, heidnisches Opferfleisch zu essen. Man solle aber Rücksicht auf Menschen mit einem schwächeren Glauben nehmen: Verwirt mein Verhalten? Und ich würde anfügen: Wie beeinflusst es mein Verhältnis zu Jesus Christus? Das Evangelium Christi macht uns frei und befreit uns von der Gesetzlichkeit. Alles ist uns erlaubt, aber wir sollen uns von nichts gefangen nehmen! Oder wie später Augustin meinte: In der richtigen Reihenfolge lieben: Zuerst Gott und dann die anderen guten Dinge und Personen usw. Wer Gott nicht an erster Stelle hat, wird - vielleicht sogar etwas sehr Gutes - zu einem Götzen machen, der ihn ähnlich wie ein Drogensüchtiger versklavt. Das hängt mit unserem Sündenfall zusammen. Seitdem neigen wir dazu, das von Gott geschaffene Gute zu pervertieren. Darum können wir den Nächsten auch wirklich nur im vollen Mass beginnen zu lieben, wenn wir zuerst Gott lieben. So lautet ja auch das die wichtigste Zusammenfassung der Bibel: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich selbst.) Aber wenn evangelische Schulen nicht mehr trauen Weihnachten zu feiern und dafür islamische Feste feiern, finde ich das schon bedenklich. Darf man noch Weihnachten feiern? Interessant ist, dass er von seiner eigenen Kirche angegriffen wurde und zugleich musste ihn die Polizei vor Islamisten schützen. Kann es sein, dass man die Römisch-Katholischen kritisieren darf, aber den Islam und den Zeitgeist nicht mehr? Das ist - ob der Zeitgeist recht hat oder nicht - sehr problematisch. Denn  Kirchen müssen eine prophetische Stimme erheben können. Echte Pfarrer waren immer auch "Stimmen in der Wüste". Selbst ein Heinrich Bullinger, der für die Einheit zwischen Staatskirche und Staat Zürich vor 500 Jahren war, trat für die freie Predigt ein.

Hier Theo Lehmann, ein lutherischer Pfarrer, der lange in der DDR Evangelist war und noch heute Evangelist ist. Er hat seine Doktorarbeit in der DDR über Jazz geschrieben, wobei in der DDR dis als dekadente Musik galt. Ich habe ihn einmal in der Schweiz persönlich kennen lernen dürfen. Vorher hatte er einen interessanten Vortrag. Er hatte erstaunlich viel Homor. Er hat zwei autoritäere Staatssysteme erlebt: Nationalsozialismus des Deutschen Reiches und Kommunismus der DDR.
Er wagte in der DDR einen Jugend-Gottesdienst, der für die damalige Zeit revolutionär war: Mit moderner Musik und mit moderner Form das Evangelium verkünden und das vis-â-vis des Stasi-Büros. Die Kirche selber hatte Mühe mit diesen neuer Form, obwohl damit die jungen Leute erreicht wurden! Er war nicht musikalisch, brachte aber neue Lieder in die Kirche! Dabei hatten wenig Geld und daher alles sehr einfach organisiert. Anstelle der Konfirmanten usw. waren im ersten Gottesdienst 500 bis 600 Leute. Er weiss bis heute nicht, woher die alle kamen. Später war er auch an den Friedensgebeten und damit inderekt mit der Erfolgreichen Revolution in der DDR sehr verbunden. Und er hat auch heute noch etwas zusagen: Auch zu Pegida.     

Hier noch ein Schweizer Pfarrer (reformiert): Pfarrer Sieber, der mit 91 Jahren gestorben ist:



Hier noch Pfarrer Sieber zum Thema Weihnachten in Züri-Dütsch:



Ein Gespräch zwischen Charles Simeon und John Wesley: "Calvinist" und "Arminianer": Charles Simeon arbeitet in diesem Gespräch mit John Wesley heraus, dass er trotz seinem arminianischen Vokabular die wichtigen biblischen Grundprinzipien glaubte. Darum stelle ich die These auf,dass Wesley in diesem Sinne ein praktischer "Calvinist" war. Es ist einer der vielen Indizien, dass viele Arminianer (zum Glück) keine konsequenten Arminianer sind:


Auch Spurgeon geht dieser "These" nach (s. zweiter Verweis). Aber zuerst das Thema der persönlichen Sühne von Spurgeon, dem reformierten Prediger (konkreter: calvinistischer Baptist) aus England des 19. Jahrhunderts:

Hier eine starke Predigt gegen die arminianische Sichtweise. Praktisch sieht er auch die Arminianer im Gebet vereint, weil echte Gläubige den gelichen Heiligen Geist haben und theologische Irrtümer (nicht immer) konsequent ausgelebt werden. Wenn es nicht so wäre, würde ein arminianisches Gebet so aussehen, wie von Spurgeon beschrieben. Aber es sieht anders aus, besonders wenn die Arminianer mit Gott wirklich beten. Dann lässt sie der Heilige Geist wie es Christi will, beten und nicht wie ihre arminianische Theologie es erfordern würde:


Zur Abrundung noch etwas musikalisch


Mittwoch, 4. Dezember 2019

Willst Du wissen, ob Du erwählt bist?

"Willst Du Gewissheit darüber haben, ob du erwählt bist, dann sieh dich selbst in Jesus Christus an!"

Wer hat das gesagt? Johannes Calvin. Zu lesen in Calvin Studienausgabe, E. Busch./C. Link (Hg.), seit 1994, Neukirchen-Vluyn 4,141; Calvin opera, Bd. 1-59, Braunschweig/Berlin 1863-1900 8,114: Seite 17)

Hier spührt man, dass Cavlin ein guter Seelsorger war, was wir heute gerne vergessen und dass die biblische Prädestinationslehre ein wichtiger seelsorgerlicher Apekt ist. Zudem ist sie komplexer, als unsere menschlichen Denkschablorenen es fassen können.

Hier ein weiteres Muster:


„Der Vater, der uns in die Obhut seines Sohnes übergeben hat, ist grösser als alle und der Sohn wird es nicht dulden, dass irgendeines verloren geht.“ (13: Joh 6,39; Calvin Studienausgabe, E.Bsuch,/C. Link (Hg.), seit 1994, Neukirchen-Vluyn 3,187; Calvini opera, Bd. 1–59, Braunschweig/Berlin 1863–1900 7,464: Seite 15)

"Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue im Name meines Vaters, diese geben Zeugnis von mir;
aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen; wie ich euch gesagt habe:
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;
und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorgengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.
Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist grösser als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reissen. Ich und der Vater sind eins." (Johannes 10,25-30)

Ich glaube, diese Bibelstelle belegt die Richtigkeit von Calvins Aussage. Gleichzeitig möchte ich darauf aufmerksam machen, dass in Johannes 10,25-30 Jesus selber spricht! Wir Christen haben nicht die Autorität wie Gott zu sprechen und jemanden - so wie es hier Jesus tut - ins Gesicht zu sagen, dass sie nicht erwählt seien. Wir wissen nicht, ob jemand erwählt ist oder nicht. Das steht nicht in unserer Kompetenz. Wir dürften höchstens sagen: Ihr gehört noch nicht zu den Schafen! Bekehrt Euch zu Jesus! D.h. geht zu Jesus mit Euren Sünden. Er ist dafür gestorben. Lasst Euch durch Christus mit Gott versöhnen. So wird der zornige Gott zu Eurem Papi! Ob der allgemeine Ruf dann durch den Heiligen Geist zu einem inneren Ruf wird, ist wiederum nicht unsere Sache sondern eine Sache zwischen Gott und dem Angesprochenen. (Arminianer werden wohl darauf hinweisen, dass Jesus dies so gemeint habe. Aber ist das der tatsächliche Sinn? Wird hier nicht eher eine Eisegese gemacht, d.h. seine eigene Meinung in den Text gelesen? Die Genfer Studienbibel legt denn auch zu 10,26 aus: "Sie verschlossen ihre Augen vor diesen klaren Beweisen ... Nur diejenigen, die der Vater Christus gegeben hat, werden auch gläubig. Die anderen sind durch ihre sündigen Vorurteile so verblendet, dass sie sich weigern zu glauben. Nur die von neuem Geborenen, die der Heilige Geist neu gemacht hat (3.3.7), glauben." 
Ich finde dies eine gute Auslegung. Es kommt dabei auch die eigene Verantwortung und eigene Aktivität der Ablehnung des Heils zum Ausdruck! Und zugleich sehen wir, wie Gott der Rettende ist. Und darum ist die Rettung auch sicher, weil sie in Gottes Hand liegt. Wer in Christus ist, ist sicher. Darum: Zu Jesus!

Freitag, 1. November 2019

Erkenntnis Wahrheit

Um die Wahrheit zu erkennen, gibt es einige Hindernisse. Da ist mal eine offensichtliche Lüge. Manchmal ist es aber auch nur das Unvermögen, die Wahrheit zu erkennen. Hinzu kommt, dass ich in mir Bedürfnisse und Wünsche haben, die meinen Blick zur Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis erschweren kann. Dazu gehört, die eigenen Fehler nicht so gut erkennen zu können, wie von anderen Menschen. Dies ist vermutlich auch ein psychologischer Eigenschutz, denn wenn wir alle unsere tiefen Abgründe kennen würden,  hätten wir sehr mühe mit uns zu leben. Erst, wenn wir in Jesus Christus ganz sicher wissen, dass dies alles vergeben und gerecht gesprochen ist, können wir hier mehr Erkenntnis gewinnen, ohne völlig zu verzweifeln. Dann kann es sogar, wie Luther meinte, eine freudige Sache sein: Busse tun (= zu Jesus  gehen) ist eine freudige Sache! (sinngemäss).

Persönlich glaube ich, dass die Bibel Gottes Wort ist. Vor 500 Jahre kritisierte mal jemand, dass die Reformatoren einen "papierenen Papst"  haben, nämlich die Bibel. Das ist gar nicht mal so schlecht. Die Bibel ist das von Gott inspirierte Wort. Das bedeutet, es ist wohl von Menschen geschrieben und man merkt den jeweiligen Schreiber und Zeitgeist. Zugleich schaffte Gott aber das Wunder, dass der Heilige Geist die Schreiber, dass schrieben, was Gott wollte. Dieser komplexe Vorgang  ist vielleicht mit diesen Worten zuwenig getroffen. Aber es gibt doch eine Ahnung, dass wir, um Gottes Wort richtig zu verstehen, nun auch den Heiligen Geist benötigen. Interessant ist nun, dass der Heilige GEist  gerade diese Bibel braucht, um direkt zu uns zu sprechen. D.h., es kann passieren, dass wir die Bibel lesen, und uns diese Bibelstelle zu klar wird, dass wir merken, dass Gott selber zu uns spricht. Darum kann Johannes Calvin sagen, dass die Bibel die Schule des Heiligen Geistes ist. Also gerade indem wir die Bibel lesen, können wir mehr vom Heiligen Geist lernen. Dazu gehört auch unsere Selbsterkenntnis. So fördert das Bibellesen unsere Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis. Hierzu dürfen wir auch ganz einfach Gott bitten, dass er uns beim Bibellesen hilft und dieses Wunder tut.

Die Reformatoren vor 500 Jahren hatten ein interessantes Prinzip: Sie sagten, Gottes Wort ist die Grundlage und hat erste Priorität. Dabei muss man die gesamte Aussage der Bibel berücksichtigen. D.h., dass die Bibel sich selber auslegt. Wenn wir also eine unklare Bibelstelle haben, erklärt eine klare Bibelstelle diese Unklarheit.

Die Bibel hat also erste Priorität.

Als zweite Priorität galten für die Reformatoren die Kirchenväter. Sie waren näher am Geschehen dran. Aber auch sie müssen anhand der Bibel überprüft werden. Dies war ein Streitpunkt mit der römischen Kirche, welche die Kirchenväter auf die gleiche Höhe der Bibel stellen wollten. Daraus gibt es die beinahe paradoxe Situation, dass Johannes Calvin mit den Kirchenvatern gegen diese römische Tendenz argumentierte: Denn die Kirchenväter selber wollten anhand der Bibel überprüft werden.

Die dritte Priorität waren für die Reformatoren die eigenen konfessionallen Glaubensbekenntnisse, die anhand der Kirchenväter (2. Priorität) und natürlich vorallem anhand der Bibel überprüft werden müssen (1. Priorität). Und leider ist irren menschlich. Darum schreibt Heinrich Bullinger in seinem persönlichen Glaubensbekenntnis, dass von vielen so akzeptiert wurde, dass sie es mitunterschrieben und in der Schweiz bis ins 19. Jahrhundert verbindlich war und es noch in Oesterreich und Ungarn verbidnlich ist, dass man sein Bekenntnis (= 3. Priorität), anhand der Bibel überprüfen muss. Mit "wir" ist Heinrich Bullinger und die Reformierten gemeint, die sich hinter dieses Zweite Helvetische Glaubensbekenntnis stellten:

"Vor allem aber bezeugen wir, dass  wir immer völlig bereit sind, unsere Darlegungen im allgemeinen und im besonderen auf Verlangen ausführlicher zu erläutern, und endlich denen ,die uns aus dem Worte Gottes eines Besseren belehren, nicht ohne Danksagung nachzugeben und Folge zu leisten im Herrn, dem Lob und Ehre gebührt. Gegeben am 1. März 1566." (S. 12)

Als vierte Priorität würde ich meine eigene Erkenntnis einordnen. Ich staune manchmal, wenn jemand sagt, dass er nur an die Bibel glaube. Praktisch kann das das Gleiche sein, wie ich mit meinen vier Prioritäten glaube, einfach etwas abgekürzt. Doch manchmal fällt mir auf, dass damit auch gemeint sein könnte, dass die vierte Priorität, das eigene Erkannte mit Gottes Wort gleichgesetzt wird. Und das empfinde ich als gefährlich. Natürlich: Wer an Christus glaubt und nicht auf seine eigene Leistung sondern auf die Leistung von Jesus Christus traut, wird gerettet sein. Aber unsere Irrtümer im Glauben können unsere Lebensqualität einschränken. Ich staune, wie die alte Kirche über Origenes sagen konnte, dass er trotz einiger sehr erheblichen Irrlehren, ein wahrer Christusgläubiger war (soweit wir das als Menschen überhaupt können und dürfen.). Nach unserer Erkenntnis hatte er Jesus wirklich lieb. Er hat sogar viele zum Glauben an Jesus Christus helfen können. Aber er hatte ernsthafte Irrtümer vertreten, die bis heute zu Irrungen führen. Es führte auch dazu, dass sich Origenes sehr weh tat. Vielleicht hat er diesen Irrtum  (seine Entmannung) sogar noch erkannt. Aber wie Schrmezhaft musste das sein? Darum ist gesunde Lehre wichtig für ein gesundes Leben. Und  daher ist es auch wert, dem nachzugehen. Aber in allen Streitgesprächen darüber, was eine Form der Wahrheitsfindung sein kann (manchmal auch nicht, weil es auch sinnlose Streitfragen gibt), so darf diese Prioritätenliste nicht vergessen werden: Es gibt Heilsnotwendige Fragen, wichtige Fragen und Fragen, die uns Gott völlige Freiheit gab. Es gibt Tendenzen unter Christen, die gerne alles zu Heilsfragen machen. Das erschwert aber erheblich, die Sachlage und dient nicht der Wahrheitsfindung. In diesem Sinne finde ich es auch gut, dass wir unterschiedliche sichtbare Kirchen haben, wo weniger wichtige Aspekte verschieden ausgelebt werden. Das kann zur Entspannung führen. Letztendlich gab es dies auch in der alten Kirche, wo verschiedene Strömungen vorhanden waren - und vermutlich jede Kirche und christliche Gemeinschaft hat unterschiedliche Strömungen. Martin Bucer, der Reformator von Strassbourg, meinte, dass er niemand finde, der in jedem Punkt als Christ übereinstimme.

Ein Beispiel: Ich wurde gestern gefragt, was die Kirche über die letzte Zeit lehre. Das konnte ich nicht so eindeutig sagen, weil ich von keiner so genauen Lehre weiss. Die verschiedenen Glaubensbekenntnisse, die ich kenne, sind sehr knapp gehalten. Ich weiss, dass die meisten Christen an den Amillianismus glauben und glaubten. Unter den Evangelikalen verbreite sich ab Anfang des 20. Jahrhundert eine Form des Prämilianismus, der Dispensationalismus, der im 19. Jahrundert entstanden ist. Viele FEG-Prediger vertreten eine abgeschwächte Form des Dispensationalismus. Persönlich finde ich diese Variante problematisch, weil er nicht der Gesamtaussage der Bibel entspricht (Der gemässigte Dispensationalismus versucht dies zu korrigieren.). Und er entspricht nicht einmal den historischen Prämillianismus (Der lehrte nicht, dass die Christen vor der grossen Drangsal entrückt würden.)
Hinzukommt, dass beim Thema Eschatologie, der Lehre der letzten Dinge, die Bibel sich nicht so genau äussert, dass man damit einen genauen Fahrplan ablesen könnte. Jesus warnt sogar davor, dass niemand den letzten Tag berechnen soll, weil hier auf dieser Welt das niemand weiss. Gott hat also in der Bibel ganz bewusst nicht alles so deutlich offenbart. In der Bibel selber merkt man ein Erstaunen, dass Jesus nicht schon zu Lebzeiten der ersten Christen zum zweiten Mal gekommen ist. Petrus geht u.a. in seinen Briefen im Neuen Testament darauf ein. Auch wenn wir die Vorhersagen zu Jesus Christus nehmen und seinem ersten Kommen, so war dies für die alte Kirche nicht so klar. Bis heute soll es jüdische Theologen geben (die nicht glauben dass Jesus Christus ihr Messias ist), die Mühe haben, weil das Alte Testament wie von zwei Messias schreibt: einer der leidet und einer der triumpfiert. Genau diese Mischung sehen wir beim ersten Kommen von Jesus und erleben wir in dieser Zwischenzeit, bis dann Jesus triumpfierend zum zweiten Mal kommt. Nach dem Eintreffen, versteht man es richtig, wie es gemeint ist. Das liegt auch am Charakter der Offenbarung Gottes. Gott hat seit dem Sündenfall immer mehr offenbart. Die allersten Verheissung an Adam und Eva, dass ein Sohn von Eva der Schlange den Kopf zertreten würde und selber in die Ferse gebissen werde, deuten auf Jesus Christus hin. Dies wurde aber weder von uns Menschen und vermutlich auch nicht von den Engeln verstanden. Selbst der Teufel wird es nicht verstanden haben, da er mit der Kreuzigung von Jesus (vermutlich) sogar glaubte, gesiegt zu haben. Dabei erfüllte sich dort die Erfüllung und der Teufel, der unser Tod will und der Tod, der der Stachel der Sünde ist, wurde besiegt. Natürlich ist dies nun in einem geistlichen Sinne, in einem Schon-jetzt-und-Noch-nicht-Aspekt. Wenn Jesus dann zum Zweiten Mal kommen wird, wird auch das "Noch-Nicht" wegfallen.

(Aber man kann natürlich schon Ermutigung für die letzte Zeit durch die Bibel erhalten: Zum Beispiel, dass schlimme Zeiten wie Wehen der Geburt der neuen Zeit, des Reiches Gottes sind. Und es ist ein Prinzip Gottes, dass er das Böse immer wieder einschränkt.  Danach war fertig. Würde das Gott nicht machen, würde das Böse so wüten, bis es kein Leben mehr gäbe.)

Aus diesen Gründen kann Calvin sogar vom gelehrten Nicht-Wissen sprechen. (s. Institutio). Wir wissen nicht alles, weil uns Gott noch nicht alles offenbart hat. Und selbst was er uns alles in der Bibel offenbart hat, ist ein Projekt des Lernens, dass wir bis zu unserem Tode oder der zweiten Wiederkunft von Jesus Christus nicht beenden werden können. Aber dann, wenn Jesus wiederkommt, werden wir das wissen (oder lernen?), was wir noch nicht lernen konnten. So ist es gut, zu lernen, zu leben, beschenkt zu werden, Gottes Gaben zu  geniessen, als Form der Dankbarkeit. Dabei staune ich immer wieder, wenn ich etwas Neues lerne und Erfahre. Es ist wie ein Glücksgefühl. Es ist ein Glücksgefühl und kann dafür Gott die Ehre geben.

(PS 3: am 23. April 2016 habe ich zum Tehma Tausendjähriges Reich Millennium Eschatologie etwas veröffentlicht.)

Hier noch Gedanken in Englisch von Timothy Keller, der noch genereller ans Thema herangeht 

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Psalm 104, Psalm 105 und Psalm 106

Interessante Psalmen. Der Psalm 104 beschreibt, wie Gott als Schöpfer und Erfinder des Lebens das Leben ruft und nimmt. Gott ist überschwänglich grosszügig und so zeugt auch seine Schöpfung davon (auch wenn sie nach dem Sündenfall etwas verbogen ist).
In diesem Beitrag wird das schön mit Bildern begleitet:

Psalm 104

Der Psalm 105 zeigt, wie sein Volk seine Wunder erlebte:

Und trotz all dem Wirken und Staunen über Gottes Wirken vergessen wir als sein Volk immer wieder, das er das volle Leben schafft und uns geben will (s. z. Bsp. Psalm 106). Immer wieder fallen wir - wie einst Adam auf die Versuchung herein - zu glauben, Gott meine es nicht wirklich gut mit uns. Die Sünde, die vorgibt mehr Leben zu geben, ist doch der Anfang des Todes, ja der Tod selber ist der Stachel des Todes. Darum: Wer Gott vergisst, verliert sich in sich selber und fügt sich und anderen Schmerzen zu. Und genau das sehen wir auch in Psalm 106: Eines dieser Verwirrung war Eifersucht, Neid und bis zu Menschenopfern.
Das alte Bundesvolk, die alte Kirche, wie auch wir heutige Christen, die Bundesgenossen des Neuen Bundes, der neuen Kirche, hadern immer wieder so. Man schaue sich nur die gesellschaftlichen Entwicklungen in unserem Land an. Einst hatten unsere Vorfahren mit Gott einen Bund geschlossen, darum nennt man uns bis heute Eidgenossen. Doch wer kennt diesen Bund noch? Wer kennt noch seine Gaben und Verheissungen? Wer weiss noch, warum wir einen Sonderfall Schweiz haben? Viele möchten lieber kein Sonderfall mehr sein. Wie einst das alte Israel, dass manchmal sein wollte, wie die anderen Völker. Ich weiss, dass war nun speziell eidgenössische Bundestheologie. Aber ist es dennoch nicht auch wahr? Wie auch immer: Es gibt auch generell eine reformierte Bundestheologie, die von Zwingli oder im Umfeld von Zwingli zuerst gelehrt wurde - und ich denke schon, dass jeder, der an Jesus Christus glaubt, wie die Schrift lehrt, in einem Bund mit dem Dreieinigen Gott steht. (Zudem könnte man anstelle Neuen und Alten Testament auch vom Alten und Neuen Bund sprechen, obwohl - nach der Bundestheologie natürlich alles Bünde, die Gott nach dem Sündenfall stiftete, eigentlich ein Gnadenbund ist, der in Christus erfüllt wird. Vor dem Sündenfall war ein Werkbund. Dieser Werkbund bestand in einem einzigen Werk, dass wir Menschen tun hätten müssen: Eine Frucht durften wir nicht Essen ... Es wäre nicht schwer gewesen. Danach hat Gott immer alle Gnadenbünde selber erfüllt. Darum sind es auch Bünde der Gnade, der eigentlich ein Bund war, der immer mehr offenbarte, wie er in Jesus Christus erfüllt wurde.) Aber schauen wir uns den Text in Psalm 106 an. Zuerst eine schöne Lobpreismusik zum Psalm 106. Gott bringt es fertig in unserer Untreue uns auch wieder Mut zu machen:
Hier der Text vorgelesen. Psalm 106 beginnt bei 31:37

Hier zum Abschuss ein schönes Loblied in Hebräisch. (Der grösste Teil des Alten Testaments für uns Christen und die Bibel des Judentums ist in Hebräisch geschrieben.)

PS:
Einige detailliertere :Gedanken zu diesen Psalmen
Psalm 104
erinnert an 1. Mose 1 (=Genesis 1). Es gibt auch gewisse Parallelen zu einem ägyptischen Lobgesang von Amenhoteps IV. (Echnaton) an die Sonnenscheibe. "Doch Ps. 104 zeigt eindrücklich, dass der Schöpfer und nicht ein kleiner Teil der Schöpfung (wie die Sonne) angebetet werden soll." (Zitat Genfer Studienbibel, Seite 980) Und ich möchte anfügen, dass ist auch das besondere an der Bibel: Die Sonne, der Mond, Engel, Mensch und Tiere sind Schöpfung. Neben der sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung gibt es einen nicht geschaffenen Gott (das ist ja auch der Clou von Gott: Er ist nicht erschaffen, sondern der Schöpfer). Nur Gott, der sich in drei Personen entfaltet oder ein Dreieiniger Gott ist (letztes ist ein Begriff, den man in der Bibel nicht findet, aber dieser Begriff versucht dies für uns nicht verständliche auszudrücken). Dieser Gott ist grösser als unser Denkvermögen es fassen könnte. Und das ist auch gut so.
Und genau Psalm 104,1 ff nimmt das auf: Gott ist nicht erschaffen. In einer Metapher wird beschrieben, wie sich Gott, der transzendent ist, nicht an Zeit und Raum gebunden ist, sich in Licht hüllt wie in einem Gewand.
Psalm 104,4 beschreibt die himmlichen Diener, die uns in Feuerflammen erschrecken können. Wie viel grösser ist dann wohl unser Gott, als seine von ihm geschaffenen Engel? Zugleich ist es auch eine "Religionskritik" an Baal, dem Diener in Feuerflammen angedichtet wurden.
104,15 zeigt, wie Gott in seiner Grosszügigkeit uns den Wein zu unserer Freude gab. Geniessen in Dankbarkeit zu Gott wird zu Dankbarkeit im Genuss der guten Dinge, die uns Gott schenkt. (Natürlich wird in dieser Zwischenzeit das von Gott gut Geschaffene pervertiert, so wird aus Lebensfülle etwas Einengendes und Leben beschrenkendes bis zum Tod selber, der der Stachel der Sünde ist. So kann auch der Wein missbraucht werden und wer in eine Sucht geraten ist, muss sich vorbeugend vom Alkohol distanzieren, bis Jesus wieder kommt. Wir sind noch nicht im Reich Gottes. ABER in Christus sind wir es in einem geistlichen Sinne doch...)
Ps 104,26 spricht von einem "Leviathan" (laut Uebersetzung von Schlachter). In anderen Uebersetzungen wird man andere Namen verwendet haben. Es könnte eine Urerinnerung an die Drachen sein ... (auch Wikipedia spricht u.a. von einem biblisch-mythologischen Seeungeheuer).
Kreationisten wie ich sehen darin ein Indiz, dass wir Menschen einst mit den Dinosaurier zusammengelebt haben, bis sie ausstarben, bezw nur noch wenige überlebt haben.
Ps 104,31 "Die Herrlichkeit des HERRN wird ewig währen; der HERR wird sich an seinen Werken freuen!" Vermutlich steht im Urtext wo HERRN steht Jahwe, also Ich bin der ich bin. Da dieser Name im Judentum sehr geachtet wurde, begann man anstelle ihn auszusprechen, nur noch Adonaj oder .... zu sagen. Dieses Adonaj (= HERR) wurde an in der Septaginta, der griechischen Uebersetzung des Alten Testaments der Christen (= des Tenach = der Bibel des Judentums) mit Kyrios (= Herr, wie Adonaj) übersetzt. Im Neuen Testament, das im Urtext auf griechisch geschrieben ist, wird Jesus Christus als Kyrios angesprochen. Hier sieht man, dass Jesus Christus Gott ist.
Ps 104,33+34 "Ich will dem HERRN singen mein Leben lang, meinem Gott lobsingen, solange ich bin. Möge mein Nachsinnen ihm wohlgefallen! Ich freue mich an dem HERRN."

Psalm 105
Nachdem Psalm 104 "das Allgemeine Wirken" Gottes in dieser Welt freudig anbetet, konzentriert sich Psalm 105 wie Psalm 96 auf die Wunder, die Gott mit seine Volk in 1. Chr. 16 und ganz konkreter Geschehnisse mit Josef und dem Auszug Israels aus Aegyptens.
Nach all diesem Wirken folgt

Psalm 106,
wo man sieht, wie das Volk Gottes (alte wie neue Kirche) trotz allem Segen Gottes, immer wieder vergisst, wie gut es Gott meint. So verlieren wir uns in uns und unseren Sünden und tun uns und anderen weh. Gott rettet sein Volk aus diesen Sünden und wir sinken wieder in den Sumpf unserer Sünden. Wie oft wird diese Geschichte in der Bibel erzählt? Und obwohl in einem geistigen Sinn durch das erste Kommen von Jesus sein Reich in seinen Wiedergeborenen angebrochen ist, straucheln auch wir, denn wir sind aus uns Sünder, die die Hölle in uns tragen und daher ohne Jesus bis in alle Ewigkeit in der Hölle unserer Sünde verloren wären. Nur der herrliche Herrscher, Adonai, Kyrios, HERR Jesus Christus, der sich auslachen, verlachen und von seinem Volk und den Leitern der Kirche ans Kreuz schlagen liess. Warum? Es gibt eine menschliche Sichtweise und eine göttliche: Hier die menschliche:
Die Kirchenleiter und viele andere Christen haben Jesus solange gerne, wie er Wunder und Kunststücke zeigt. Aber wehe, wenn er seinen Finger auf unsere Wundenpunkte legt, dann schreien wir schnell: Weg mit ihm! Wir wollen die Guten sein und keine Sünder, die allein aus Gnade errettet werden. Dabei ist diese Demütigung unseres Stolzes der Anfang der gewaltigste Befreiung in die Ewigkeit mit Christus. Und so wurden viele Gläubige, die anfänglich schrien: "Weg mit Christus!" (So muss der natürliche Mensch, der unter der Sklaverei der Sünde lebt, reagieren.)
"Ans Kreuz mit ihm!" Doch - und das ist die göttliche Sichtweise - Christus kam, um für echte Sünder zu sterben. Jene, die Wissen dass sie für ihre guten und bösen Werke zu Jesus müssen (= Busse tun). Wem das klar wird, merkt das dies etwas ganz anderes als Gesetzlichkeit oder Gesetzlosigkeit ist. So werden echte Sünder zu wahre Christen oder wie Paulus im Neuen Testament schreibt zu geistlich Beschnittenen! Denn Gott tut Wunder und rettet sein Volk aus Sünde und Versklavung in sein herrliches Reich. Die Kirche hat keine  eigene Schönheit, denn sie ist aus sich selber eine Ansammlung von Sündern die Heilung und Heiligung von Gott braucht. Und so gibt Gott aus reiner Gnade seine Herrlichkeit!  (Das Reich Gottes bricht zur Zeit - in dieser Zwischenzeit - erst in einem geistlichen Sinne im Herzen an.) Und solange ist die Kirche, das Volk Gottes ein gemischter Körper oder wie Augustin schon vor 1'500 Jahre sagte: Corpus Mixtum, ein gemischter Körper aus Heuchlern und wahren Christen. Ich glaube Johannes Calvin erklärte vor 500 Jahren: Die Kirche ist die Mutter des Glaubens. Aber es gibt eine sichtbare und unsichtbare Kirche. Die unsichtbare Kirche hat nur einen Herrn: Jesus Christus und jeder, der wiedergeboren ist, ist in dieser unsichtbaren Kirche. Die sichtbaren Kirchen entsprechen nicht genau dieser unsichtbaren Kirche, da es auch Heuchler in der Kirche hat und solche die aus eigenen Kräften versuchen Christen zu sein (was natürlich sehr mühsam ist und unfreudige Sache ist.) Das erklärt auch, dass die Kirche, das Volk Gottes nicht nur von Aussen, sondern auch von Innen angegriffen ist und darum in dieser Zwischenzeit immer eine kämpfende Kirche ist. Wenn Jesus zum zweiten Mal kommt wird es nur noch die triumphierende Kirche geben und wir Wiedergeborenen können dann nicht mehr sündigen. Dann wird das Reich Gottes in der ganzen Fülle auf der neu geschaffenen Erde herrlich leben.

Folgende Band nimmt diese eschatologische Sichtweise unserer Zwischenzeit auf, in dieser Zeit des Aspekts des-Schon-Jetzt-und-noch-Nicht. Diese Zwischenzeit begann mit dem ersten Kommen von Jesus Christus vor über 2'000 Jahren. Amillianistisch gesagt: das Herrschen des geistlichen "Tausendjährigen Reiches" bis Jesus Christus zum zweiten Mal kommt. Amillilanistisch bedeutet eigentlich KEIN Tausendjähriges Reich, weil es nur geistlich in den Herzen herrscht. ABER der Teufel kann es nicht überwinden, weil das Evangelium - trotz allem Widerstand - stärker ist. Der Teufel ist an der Kette! s. Offenbarung) In diesem Sinne widerspricht diese Sichtweise dem Postmillianismus (Puritaner und heute einige Liberale und wohl auch Kommunisten waren/sind Postmillanisten (Kommunisten sind so exterm sekularisiert, dass sie nicht mehr an Christus glauben, darum glauben sie, sie können selber ihr Arbeiterparadies schaffen. Es widerspricht auch den Premillianisten, wozu auch die Dispensationalisten gehören. Diese beiden Richtungen glauben an wirkliches herrliches Tausendjähriges Reich hier auf dieser Erde. Wobei der Dispensationalismus recht kompliziert ist. Streng genommen, gehen sie sogar von einem zweiten Sündenfall aus. Das kann aber sicher nicht sein, denn wer in Christus stirbt, wird sicher die zweite Auferstehung erleben, d.h. einen Auferstehungsleib erleben und nicht in den zweiten Tod kommen.)

Gebet:
Lieber Heiland stehe uns bei. Rette uns von uns selber und schenke uns jemand, der für unser physisches Volk und für unsere Kirche in den Riss steht. So wie Psalm 106 an Mose erinnert, der in der vor Dir Gott für das sündige Volk in den  Riss stand. Und so wie es Du, Jesus Christus als der wirkliche Hirte, tatst und tust. Du bist der wirkliche "in den Riss-Trettender". Schenk uns Pfarrer und Prediger, Väter und Propheten, die das heute konkret tun, indem sie durch die tägliche Busse (d.h. zu Jesus gehen) Deinen dreifaltigen Dienst: Prophet, König und Priester ausleben. Die nicht ablassen für das Volk, ihre Arbeiter, ihre Familien, ihre Schulen einzustehen, auch wenn sie verlacht und verhöhnt werden.
Schenke uns bescheidene, demütige, selbstlose und in Dir Jesus Christus gegründete Männer! Denn Männer braucht das Land. Und was im Land soll gelingen, muss zuerst in den Familien beginnen. Es sind die Väter, die uns Rückrat geben. Es sind die Männer, die in den geistlichen Kampf ziehen und auch unter Angst und Druck mit Deiner Hilfe mannhaft standhalten und bewahren. Es sind die Männer, die ihre Lebenskraft für das Richtige, für die Familie, für ihre Frauen, für Ihre Kinder und für ihr Aufgabengebiet hingeben.
Schenke uns auch Mütter, geistliche Mütter, die echte Geborgenheit und Heimat schaffen. Die Nestwärme und unser Urvertrauen stärken oder heilen, wo es zerstört wurde. Geistliche Mütter die auf ihre Art Deinen Dreifältigen Dient: Priester, Prophet und König ausüben. Denn in Christus ist weder Mann noch Frau, sondern nur Christus. Seit dem ersten Kommen gilt das allgemeine Christentum aller Gläubigen. Darum dürfen wir als Glieder der unsichtbaren Kirche immer und jeder Zeit zu Jesus gehen, der durch sein Opfer uns den Zugang zu Gott dem Vater ermöglicht. Als Sünder und nur als Sünder dürfen wir zu Jesus und werden wirklich rein. Vielen Dank Herr.
Herr wirke tut!
Herr wir kommen zu Dir, DENN wir können es nicht. Du kannst es. So kommen wir als echte Sünder zu Dir, weil wir nur als Sünder zu Dir kommen können. Täglich. Alles geben wir Dir. Du wirst aus uns, aus unseren guten und schlechten Werken und gemischten Sachen etwas wirklich Gutes machen. Darum kommen wir zu Dir: Verändere Du alles zum Guten! Danke Herr! Hast Du uns Wohnungen im Himmelreich bereitet und dieser Himmel fängt in unseren Herzen jetzt schon an. Mache uns das bewusst. Hilf uns, dass wir das nicht vergessen!!!! Bewahre uns von diesen negativen Seiten des Psalmes 106 und führe uns, bezw. bewahre uns auf der positiven Seite des Psalmes 106.

PS 2: Heute Morgen, 2.11.2019 habe ich Jesja 41 gelesen. Und auch dieser Abschnitt nimmt dies auf. Er beginnt aber mit Bezug auf uns Nationen aus den Völkern (= Heiden): Höret mir schweigend zu, ihr Inseln, und die Völker mögen neue Kraft gewinnen! Sie sollen herzukommen, als dann mögen sie reden; wir sollen zusammenkommen, um mitjeinander zu rechten!" (Jesaja 41,1)

Wer gegen Gott streitet, wird letztendlich keinen Erfolg haben: Jesaja 41,12. Aber "Den ich, der HERR dein Gott, ergreife deine rechte Hand und sage dir: Früchte dich nicht; ich helfe dir! Erschrick nicht, du Würmlein Jakob, du Bhäuflein Israel; den nich helfe dir, spricht de HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels. Siehe, ich mache dich zu einem neuen, scharfschneidenden Deschwagen, du wirst Berge zerdreschen und zermahlmen und Hügel der Spreu gelichmachen," (Jesaja 41,13-15) Der Heilige Israels, Dein Erlöser, wird seinem Volk helfen. Diese Hilfe macht aus ihnen etwas Starkes. Solch starke Bilder erstaunen, weil es doch aus sich selber nur "Würmlein" sind.
Auch ab Vers wird diese Schwäche und Unfähigkeit aufgenommen: "Die Elenden und Armen suchen Wasser und finden keines; ihre Zunge verdorrt vor Durst. Ich, der HERR, wil lsie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen. Ich öffen Bäche und kahlen Höhöen und Brunnen inmitten der Täler, ich mache die Wüste zum Wasserteich und dürres Erdreich zu Wasserquellen. Ich setze Zedern, Akazien, Myrten und Oelbäume in der Wüste; ich pflanze Zypressen, Platanen und Buchsbäme zumal in der Steppe;
dass alle miteinadner sehen und merken, zu Herzen fasen und ermessen, dass die Hand des HERRN solches gemacht, der Heilige Israels es geschaffen hat." (Jesaja 41,17-21)
Was für Bilder des  Lebens, die Gott aufblühen lässt. (Ganz nebenbei: Die beste Methode um das CO2 in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen ohne Leben, menschliches, tierisches und wirtschaftliches Leben, einzurschrenken, sondern aufblühen zu können.)
Danach folgt eine Religionskritik. Jesaja 41,23 werden die Götzen herausgefordert. So schliesst dieser Abschnit auch über die Götzen und Völker mit Götzen:
"Denn ich sehe mich um, aber da is tniemand, und unter diesen ist kein Ratgeber, den ich fragen könnte und der mir Antwort gäbe. Siehe, sie alle sind nutzlos, ihr Tun ist vergeblich, ihre gegossenen Bilder sind ein leerer Wahn!" (Jesaja 41,28+29)

Wir brauchen wirkliche Stützen, die uns durch Anfechtung, Gefahren und auch durch die guten Zeiten tragen. Der das Leben geschaffen hat und wirklich gut ist, kann das am Beten. Vielen Dank lieber Jesus und Heiland. Vielen Dank lieber Vater im Himmel. Vielen Dank lieber Heiliger Geist. Amen.

Samstag, 5. Oktober 2019

Psalm II aus den Genfer Psalmen (oder Hugenotten Psalmen)

Schön, wie vor 500 Jahren der Psalm 2 vertont worden ist.

Musik aus Israel

Vor wenigen Wochen entdeckte ich Gesänge von ultraorthodoxen Juden (s.o.). Ich war überrascht über die Qualität der Musik. Auch die darin austrahlende Ernsthaftigkeit und Freude ist beeindruckend. Meine Frau meinte: Professionnel. 
Die Melodie passt zu den Worten, die ich leider nicht verstehe. Es scheint darum zu gehen, etwas in der Bibel nicht zu verstehen. Er denkt und betet und fragt Gott nach Antwort, bis es dem Jungen dann aufleuchtet.

Es ist wie ein Blick in eine andere Welt. Das Verlangen nach Verständnis des Wortes Gottes in einer fremden Kultur - und doch ist sie nicht so fremd, denn sie beinhaltet die Wurzel des Christentums. 

Hier ein anderer Bub, vermutlich nicht ultraorthodox. Eindrücklich, obwohl ich auch hier nicht verstehe. Ausser vielleicht Shmaa Israel, was "Höre Israel" bedeutet. Ich nehme an, das bezieht sich auf Deuteronomium (oder 5. Mose) Kapitel 6, Vers 4:
"Höre Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein." Danach kommen in der Bibel die berühmten Worte:
"Und du sollst den HERRN, deinen Gott,
lieben mit deinem ganzen Herzen,
mit deiner ganzen Seele und mit aller deiner Kraft!"
(5. Mose 6,5)
In diesem Lied wird das Leid und die Schrecken aufgebarbeitet. Eben habe ich dazu den Text gefunden, den ich nach dem Youtub-Beitrag aufliste.

Der Rahmen ist hier eine Art Talent-Show. Die Emotionen sind eindrücklich und zeigen, dass es viel mehr als eine Talent-Show ist, wenn man denkt, in welchen Problemen Israel leben muss.
Hier zu sehen:


Hier der Text auf Deutsch:


Wenn das Herz weint, hört nur Gott zu.
Der Schmerz steigt aus der Seele auf. Ein Mensch fällt bevor er untergeht.
Mit einem kleinen Gebet zerschneidet er die Stille.
Höre Israel, mein Gott, Du bist der Allmächtige. Du gabst mir mein Leben, Du  gabst mir alles. In meinen  Augen eine Träne, das Herz weint in Stille. Und wenn das Herz schweigt, schreit die Seele.
Höre Israel, mein Gott, Jetzt bin ich alleine.
Stärke mich mein Gott, dass ich mich nicht fürchten werde. Der Schmerz ist gross und man kann nicht fliehen.
Mach, dass es beendet wird, denn ich habe keine Kraft mehr.

Wenn das Herz weint, bleibt die Zeit stehen. Der Mensch sieht plötzlich sein ganzes Leben.
Zum Unbekannten möchte er nicht gehen.
Zu seinem Gott ruft er am Ende des Abgrunds.

Höre Israel, mein Gott, Du bist der Allmächtige. Du gabst mir mein Leben, Du gabst mir alles. In meinen Augen eine Träne, das Herz weint in Stille. Und wenn das Herz schweigt, schreit die Seele.

...

Zölibat mit Eugen Drewermann - 2010 im Nachstudio des ZDF's zudem mit Klaus Berger und Friedrich Schorlimann


Klaus Berger ist ein römisch-katholischer Theologe an einer evangelischen Fakultät der Universität Heidelberg.In seiner Haltung gegenüber der historisch-kritischen Methoden ist er mehr sympathisch. Seine Meinung auf diesem Blog unter Wer war Jesus? Ist die Bibel wahr? Bibelkritik ist bemerkenswert.
Ich bin erstaunt, dass ich in der Frage des Zölibats viel mehr Drewermann zustimmen muss, als Herrn Berger. 
Herr Berger vertritt die römisch-katholische Sicht des Zölibats. Dabei gibt er zu, dass man es auch anders gestalten könnte. Für ihn ist es ein Zeichen, wie Jesus lebte. Genau hier sehe ich aber das Problem: Wir sind nicht Jesus. Auch ist jede unsichtbare Kirche von der sichtbaren Kirche zu unterscheiden (Das sehen römisch-katholische und strenge Täufer anders.) Und selbst die Vertreter der Kirchen sind auch keine Apostel, sondern die Bibel ist unser Erbe der Apostel, wodurch Gott zu uns spricht. 
Bei Drewermann lehne ich zwar seine Grundüberzeugung ab, dass er wie liberale Theologen der Meinung ist, dass man den Mensch in den Mittelpunkt stellt und dabei Gott aus unseren beschrenkten Verstand definiert. Das scheint mir nicht vernünftig, gegenüber einen real exisiterenden und unseren Verstand übersteigenden dreieinigen Gott zu sein.
Und die Bibel betont sehr wohl den Mensch, wenn er von der Nächstenliebe spricht: ABER es gehört zu einer Klammer, die mit Gott beginnt: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich selbst! Auch die 10 Gebote sind so aufgebaut: Zuerst die Beziehung zu Gott, die dann auch die Nächstenliebe ihre Kraft gibt.
Wo sich Berger aber irrt, ist, wenn er nicht von Zwangs-Zölibat sprechen möchte. Er meint, man müsse ja nicht Priester werden. Daher sei es kein Zwang. Was ist aber, wenn Gott jemand als Pfarrer und zugleich zur Ehe und Familienvater bestimmt hat? Spätestens dann versündigt sich die Kirche, indem sie etwas verbietet, was Gott nicht so will. (Berger ist der Meinung, er könne dann als Ehemann immerhin Seelsorger werden.)
Im Beitrag fehlt die biblischen Auslegungen dazu, weil die "biblizistische" Sichtweise prinzipiell abgelehnt wird. Der einzige, der sich auf die Bibel stützt, ist der Römisch-Katholische Berger. Und leider irrt er sich teilweise. Aber wenn die Bibel Gottes Wort ist, dann findet man dort auch Antworten. Und Gott war ja immerhin der Schöpfer des Menschen und der Erfinder der Sexualität. Darum kann Gott auch durch die Bibel sehr wichtige Tipps zur Ehe und Sexualtiät geben. 
Interessant ist auch, dass Berger von den alttestamentlichen Propheten spricht, die teilweise verheiratet waren und teilweise nicht. Nun gab es aber im Alten Testament auch Priester und diese durften ohne wenn und aber heiraten. Selbst der hohe Priester war verheiratet. Er durfte aber nur eine Ehefrau haben. 
Und auch in der römischen Kirche konnten die ersten 1'000 Jahre ihre Priester verheiratet sein.
Hier das Neue Testament (Paulus), der christliche Teil der Bibel in 1. Timotheus 4,3 - 5 

"Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu geniessen,  die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung  gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen.
DENN ALLES, was Gott geschaffen hat,  istt gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet."

Darum glaubt Herr Berger, der sich auf die Bibel UND zugleich auf die römische Tradition stützt, davon sprechen zu müssen, dass die römische Kirche die Ehe nicht verbietet, weil sie sie nicht verbieten darf. Er verbindet die Ehe zwischen Mann und Frau mit dem Priester und Gott oder sogar der Kirche. Doch das findet er nicht in der Bibel. Natürlich hat er recht, wenn er sagt, dass Israel die Braut ist und Gott der Bräutigam oder die Kirche die Braut und Jesus Christus der Bräutigam. Aber eigentlich sind wir alle, die an Jesus Christus glauben Priester und Priesterinnen Gottes. Doch das ist natürlich schon wieder die evangelische Sichtweise, die mir aber sehr biblisch zu sein scheint.
Interessant ist auch, dass Berger zugibt, dass Petrus verheiratet war.
Zugleich verstehe ich aber doch die Sichtweise der Römisch-Katholischen besser. Denn obwohl ich als Reformierter in einer christlichen Gesellschaft aufgewachsen bin, die römisch-katholisch geprägt war, war mir das nicht so klar. (Als Reformierter war ich damit natürlich etwas exotisch. Und als ich erst nach fromm wurde, hatten sie erst noch mehr Probleme mich zu verstehen.)
Interessant ist auch folgende Bibelstelle:

"Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gasftreundlich, fähige zu lehren;" (1. Timotheus 3,2 nach Schlachter)

"Ein Bischof muss ohne Tadel sein; der Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, massvoll, gastfreundlich, ein begabter Lehrer," (1. Timotheus 3,2 laut neuer Zürcher Übersetzung9

Interessant ist die Bemerkung: "Wenn  Sie mir Fundamentalismus unterstellen, stecken sie mich in einen orientalischen Sack."

Drewermann beschreibt sehr konkret gewisse Probleme in der römischen Kirche. Aber er geht zum Teil auch zu weit. Luther hat sicher an die Jungfrauengeburt geglaubt und das Jesus ohne Sünde geboren wurde. Auch gibt es sehr wohl evangelische Kirchen und andere, die die Funkton einer Predigerin vor Männern ablehnt. Oekomenisch gibt es immer noch viele Kirchen, in denen nur Männer offiziell zum Pfarrer bestimmt sind. Vielleicht müsste man daher sogar umgekehrt fragen, ob die Weihe von Predigerinnen die Oekomene belasten? Zudem ist zu beachten, dass es ja nicht nur in Europa Christen gibt. Je länger je mehr verlagert sich der Schwerpunkt des Christentum auf andere Kontinente. Aber wie so oft haben wir Europäer mühe festzustellen, dass wir nicht mehr der Nabel der Welt sind.
 

Zu sagen ist, dass es Berger schwer hat, indem die zwei Theologen und der Kommentator nicht seine Meinung teilten. Zweitweise scheint man auch zu spüren, dass es Berger auch nervt und er reagiert etwas ungehalten. 

Ein gewisser Masochismus, wie Drewermann meint, gibt es vermutlich in der römischen Kirche. Aber ich glauben nicht, dass Berger das meint, wenn er vom Priesterum als ein Martyrium spricht. Er meint wohl das, was praktisch jeder Vater sein müsste: Ein Bild von Jesus Christus in der Ehe (Was wir Ehemänner natürlich nicht können und daher auch täglich dafür Busse tun müssen.) Und Busse tun mein ich: Zu Jesus gehen, der alles bezahlt hat.). Hier sieht man leider auch, wo sich Berger irrt: Der Mann ist in der Ehe das Haupt der Ehe, wie Jesus das Haupt der Kirche, der Gemeinde ist. Und was Jesus macht ist eben auch ein Martyrium, denn Jesus opfert sich am Kreuz für uns: Der Ehemann opfert sich, wenn es nötig ist, für seine Frau und seine Kinder auf! Es ist  Jesus, der der hesslichen Kirche Schönheit gibt. Darum sollte der Ehemann sich ebenso der Ehe hingeben. Ich kenne Ehemänner, die bleiben treu bei ihrer Ehefrauen, auch wenn ihre Ehefrauen sich manchmal gar nicht nett benehmen. Sie halten aus und lieben in Momenten, wo andere davon laufen würden.
Und hier finde ich dann sehr wohl den biblischen Ansatzpunkt, für einen "Vorsteher" oder Hirten oder "Bischof": Er soll ein geistliche Vater sein, der nicht seine eigenen Interesse, sondern wie Christus sich für seine Familie hingibt, damit die Familienmitglieder/die Kirchenmitglieder reifer, als er selber werden.



Die Bibel ist in keiner Weise antisexuell eingestellt, weil Gott für das Leben ist. Die Bibel ist auch nicht antikörperlich. Ganz im Gegenteil: Weil sie den Menschen als Einheit von Geist und Körper sieht. Oft wird Seele mit Körper und Seele verbunden ist. Beim physischen Tod ist es ein Drama, dass mit der zweiten Auferstehung mit dem Auferstehungsleib wieder gheilt wird.

Ich habe bisher auch den Eindruck, dass Priester in der römischen Kirche als bessere und heiligere Menschen versteht. Berger lehnt dies ab. Das wäre interessant, dem weiter nachzugehen. Dies hängt auch mit der Einsetzung der Pfarrer zu tun.

Das Jesus - wie Drewermann - vielleicht verheiratet war, ist hoch spekulativ. Dies wäre wohl klar überliefert worden. Es scheint mir auch logisch, dass Jesus nicht geheiratet hat: Denn er kam, um am Kreuz zu sterben für meine und unsere Sünden sterben. 
Wo aber Drewermann Recht hat: An der Botschaft von Jesu muss die Kirche gemessen werden. Noch genauer würde ich sagen: An der Bibel muss sich jede Kirche messen. Das hat vor 500 Jahren schon Calvin klar gesagt: Die Kirche hat nicht das Recht, sich über die Bibel zustellen, weil Gott der Herr ist und nicht wir Menschen. 

Uebrigens ist Kritik etwas gesundes. Jesaja beginnt mit dieser Befreiung von Ungerechtigkeit. Es wäre der römischen Kirche zu gönnen, wenn sie die Ehe für Priester zulassen würde, für jene, die dazu begabt sind. Auf der anderen Seite können wir Protestanten lernen, dass es gleichwertig ist, als lediger Christ zu leben. Praktisch wird dies manchmal weniger wertvoll betrachtet, als verheiratet.

Interessant, dass Drewermann behauptet, dass die römische Kirche Homosexuelle in die Hölle befördern. Berger verweist darauf, dass es im römischen Beispiegel gar keine Erwähnung der Homosexualtiät gebe.
Was mir auch sicher ist: 
Die Kirchen, welche Jesus als Herrn haben, treiben niemanden in die Hölle. Ganz im Gegenteil Die wahren Kirchen sind eine Ansammlung von Sündern, die die Hölle verdient hätten, ABER weil Jesus für sie gestorben ist und der Gnade Gottes Heilung und Gerechtigkeit geschenkt bekommen haben, indem Jesus dafür gestorben  ist. Wer das realisiert stosst niemand in die Hölle, sondern wünscht, dass er ebenfalls die Vergebung erfahren darf. Und darum betet er für diese und  tritt aus Liebe vor Gott für sie ein.

Freitag, 4. Oktober 2019

Erasmus in Basel (Humanismus, seine griechische-lateinische Ausgabe das Neue Testament, welche in Basel gedruckt wurde; sein Streit mit Luther usw.)

Ein interessanter Beitrag zu Erasmus. Zuerst wird der Theologe und Philosophen Enno Rudolf

Allerdings glaube ich, dass der Streit zwischen Luther und Erasmus nicht wirklich erfasst wird. Oder zumindest nur auf einer humanistsichen Weise. (Denn die Bibel spricht von Gottes Allmacht UND unserer Verantwortung. Das ist für unser menschliches Denken eine Antinomie, also zwei sich widersprechende Gesetze. Das liegt aber daran, dass Gott eine Persönlichkeit ist, die transzendent ist, d.h. Gott ist nicht an Zeit und Ort gebunden. Und alleine das übersteigt unser Denkvermögen und unsere Erfahrungen mit Personen. Denn unsere Beziehungen schliessen normalerweise Personen ein, die an Zeit und Ort gebunden sind.) Zudem sieht Martin Luther  das Problem der Unfreiheit nicht aus einer generellen Unfreiheit in allen Dingen. Da irrt sich der Gelehrte (oder vielleicht sagt er es zuwenig klar , dass es in der "lutherischenum" Unfreiheit, um die Unfreiheit der Errettung geht, d.h., dass  wir uns nicht selber aus dem uns niederreissenden Sunft retten können). Vielmehr glaubt Luther sehr wohl, dass der Mensch das macht, was er will. Er ist aber seit dem Sündenfall unter die Sünde versklavt.
Und gerade in unserer Hilflsogikeit uns selber so gut machen zu können, wie wir sein sollten, leuchtet die unverdiente Gnade Gottes: Darum ging Jesus Christus ans Kreuz, weil uns Gott der Vater nur so retten konnte. Er darf uns nun vergeben, obwohl wir nicht das wollen und tun können, was wir müssten, da wir es nicht könnten. Obwohl wir unsere innersten Motive ändern müssten, aber nicht zu diesem absoluten Guten fähig sind. (Natürlich schenkt Gott uns, indem wir zu Jesus gehen eine ganz neue Motivation. Aber selbst dann gilt, wie Paulus im Römerbrief sagt: Nun ist zwar der Geist willig, aber das Fleisch, dass heisst unsere menschlichen Möglichkeiten sind immer noch nicht fähig dazu. Nur im täglichen zu Jesus gehen (= Busse = zu Jesus gehen), haben wir als in Christus Wiedergeborene das beste aller möglichen Leben für uns. UND genau das befreit uns vom Leistungsdenken. Und gerade das Befreit uns auch von kirchlichen und jeder anderen religiösen oder ideologischen Geisel! So kann Luther in seinem Buch "Vom unfreien Willen" oder "Vom versklavten Willen" (gemeint von unserem Willen, der unter die Sünde versklavt ist), scheiben:

"Was  sollen wir auch dazu sagen, Erasmus? Genügt es nicht, den Verstand der Schrift unterzuordenen?
Oernest du ihn auch den Entschiedungen der Kirche unter?
Was kann den nsie entschieden, was nicht die Schrift entschieden hat?
Ferner; Wo bleibt die FREIHEIT und die Vollmacht, die zu beurteilen, die solches entschieden haben?
Wie Paulus sagt:
'Die anderen lasst urteilen' (1. Kor. 14,29). 

Gefäfflt es  dir nicht, dass jeamnd über die Lehrsätze der Kirche urteilt, was Paulus doch befiehlt?^
Was ist das für eine NEUE RELIGION und Demut, dass du uns die Vollmacht nimmst, Menschenlehren zu beurteilen zu dürfen? Wo schreibt uns Gottes Wort das vor?

Verner: Welcher chrsit schlägt die Vorschirften der Schrift und der Kirche derart in den Wind, dass er sagen mag: 'Ob ich es begreife oder nicht, ist einerlei'" du unterwirfst dich, und dennoch liegt dir nichts daran, ob due es begreifst oder auch nicht?
Wahrhftig sei der chsit verflucht, der sich nicht sicher ist und nicht begreift?
Denn du wirst das hier 'begreifen (assequi) nennen, was jemand sicher erfasst hat und nicht nach der Weise der Skeptiker anzweifelt. Was nämlhc könnte eine MEnsch an irgendeinem Geschöpft begreifen, wenn begreifen dasselbe wäre, wie etwas vollkommen zu erkennen und zu durchschauen? Denn dann wäre es auch unmöglich, dass jeamnd etwas begreifen und zugleich ncihzt begreifen kann;
sondern wer nur irgendein Ding begriffen hätte, der hätte alle Dinge begriffen, nämlich in Gott. Wer den nicht begreift, der begreift auch nie einen Teil der Schöpfung.
Kurz gesagt: Eine Worte klinge nso, als ob dir gar nicht s daran liegt, was wer auch immer glauben mag, wenn nur der Weltfriede rehalten bleibt - als sei es erlaubt, wenn Leben, guter Ruf, Vemrögen und Gunst bei MEnschen in Gefahr stehen, den nachzuahmen, der da srpicht: 'Sagen die Leute ja, sage auc hcih ja; sagen sienein, sage auc hich nein." Nach deinen Worten schienst du die  christliche Lehren für nichts Besseres zu halten, als für die der Philosophen und sonstige Menchenmeinungen. Über diese zu zanken, zu streiten und sie fest zu behaupten sie überaus töricht, weil daraus nichts als Streit und Störung des äusseren Freiden kommen... (Seite 21 + 22)

Oder auf Seite 136 ff
"Deshalb, um usneren Stolz zu brechen, zeigt uns dieser MEnsch als schreckliches Beispiel, was unserer freier Wille vermag, wenn er sich selbst èberlassen bleibt und der Geist Gottes ihn nicht bestàndig immer mehr fèhrt und stàrkt. Adam konnte nicht zu einer stàrkeren Fülle des Geistes gelangen, dessen Erstlingsgabe er hatte, sondern fiel von der Erstlingsgabe des Geistes ab. Wie sollen dann wir als in sènde Gefallene zur verlorenen Erstlingsgabe des Geistes gelnagen können? Zuzdem herrscht jaschon Satan in uns mit voller Macht, der Adam, als er noch nicht in ihm herrschte, durch eine einzige Anfechtung niederstreckte. Nichts Stàrkeres könnte man gegen den freien willen vorbinrgen, als wenn ma ndiese Stelle bei Sirach zusammen mit dem Fall Adams behandelt; aber dafèr ist jetzt kein Raum, und vielleicht wird sich anderweitig die Gelegenheit bieten. Derweil soll es genügen, dass gezeigt wurde: Sirach sagt an dieser Stelle, die man doch fèr den Hauptbeeleg hàlt, èbehraupt nichts fèr denfreien Willen; auch zeigen diese Stelle und àhnliche ('Wenn du willst", "Wenn du hörst", "Wenn du tust") nicht, was Menschen tun können, onsdern was sie schuldig sind."

Man bekommt den Eindruck, Luther wirft Erasmus vor, dass er sich der römischen Kirche wieder anbietert und  von seiner einst kritischen Haltung zurückgeht. Oder aber, dass er den Frieden höher schätzt, als die Suche nach der Wahrheit und dem wirklich Guten und  Gerechten.

Interessant auch, wie hoch Luther Erasmus Denken einschätzt - neben seinen polemischen Äusserungen -, wenn er auf Seite 340ff - wohl auch etwas polemisch - schreibt
"Ausserdem lobe und preise ich andir auch, dass du als  einziger von allen anderen die Sache selbst aufgegriffen hast, das heisst, den eigentlichien EKrn der Sache, und mir nicht zugesetzt hat mit jenen anderen Dingen èber das Papsttum, das Fegefeuer, den Ablass und Ähnlichem, was  mehr Possen als Probleme sind, mti denen bisher fast alle auf mich vergeblich Jagd gemacht haben. Einzig und  allein du hast den Nerv der Sache gesehen unddas Messer an die Kehle gesetzt. Dafèr danke ich dir von Herzen. Denn mit dieser Sache beschàftige ich mich lieber, soweit Zeit und Musse es gestatten. Wenn ds  diejenigen getan hätten, die mich bisher angegriffen haben, wenn das jene täten, die sich neuerdings mit neuen Geistern und neuen Offenbarungen brüsten, so hàtten wir wengier Aufruhr und Sparltungen und mehr Frieden und Eintracht. Aber Gott hat so durch den Satan unsere Undankbarkeit gestraft..." Dann dankt Luther Erasmus für seine sprachliche Arbeiten, mit denen er auch ihm gedient hat. Dann hofft er auf Besserung und greift Erasmus nochmals an. Irgendwo wirft er auch Ersamus vor, dass er sich nicht auch noch in die Tragik einmischen soll. Diesem Trauerspiel zwischen der Reformation und der römischen Kirche.

Auch diese Worte Luthers auf Seite 340 will ich Ihnen nicht vorenthalten:

"Aber kurzum: Wen nwir glauben, dass Christus die Menschen durch sein Blut erlöst hat, dann müssen wir bekennen, dass der ganze Mensch verloren war; sonst machen wir Christus entweder überflüssig oder zum Erlöser des wertlosesten Teiles im Menschen


Interessant ist auch, dass Luther ab Seite 87 sinngemàss auf das Tehma der unsichtbaren Kirche eingeht: Dazu gehört, dass die sichtbare Kirche eben nicht mit der unsichtbaren übereinstimmt! Luther spricht konkret von vielen Verirrungen und selbst von den wirklich Erwàhlten: "Wen nwir auc hzugeben, das einige Auserwàhlte ihr ganzes LEben lang in einem Irrtum gefangen waren, so ist es doch nétig, dass sie vor ihrem Tode auf den rechten Weg zurückkehrten;" (S. 88) 

Interessant ist auch die Sichtweise, dass der Humanismus von Erasmus den Menschen so férdern wollte, was in ihnen steckte. und nicht wie später eine übermàssige Disziplinierung. Spàter geht er sogar darauf ein, dass der "Transhumanismus"  kein Humanismus mehr ist.



Thomas  Hofmeyer wird dann im zweiten Teil dieses Beitrages befragt und durch die Stadt Basel führen.
In Basel war einer der besten Drucker, darum kam er nach Basel.
Dabei geht man auch an sein Grab im reformiert-evangelischen Münster. 

Danach kommt Adriano Mannino, der den Humanismus weiterentwickeln möchte. Interessant ist, dass er die Religionskritik befürwortet. Oben sehen wir, dass Martin Luther im Gegensatz zu Erasmus eine viel "strengere" Kirchenkritik aus der Bibel ableitet. Herr Marinnino spricht den "Fundamentalistden" gerade diese Fähigkeit ab. Doch Luther ist nicht der einzige, der diesem wiederspricht. Denn interessanterweise ist die Bibel religionskritischer als Karl Marx. Daraus lässt sich die Frage stellen, ob  Herr Mannino die christlichen Denker nicht unterschätzt. Noch interessanter ist, dass er eigentlich glaubt, dass der Mensch ein trocker Nasen-Affe sei. Das steht nicht durch der biblischen Sichtweise sondern auch dem klassischen Humanismus zu 100% entgegen. Er selber spricht die Problematik von seiner Sicht zum Humanismus an. Ich denke auch Platon würde Herrn Mannino kräftig widersprechen. Für Platon ist es logisch, dass es ein höheres Wesen und eine ewige Seele gibt. Platon kommt mit seiner humanistischen Philosophie, also durch sein Nachdenken auf diese Sicht der Dinge, obwohl er natrülich auch die Vorgänger von Nietzsche aus seiner Zeit kennt. 

 Manchmal ist ertstaunlich, wie selbstsicher ggewisse Denker Gedanken vertreten und andere Meinung nur mangelhaft darstellen. Wenn diees dann noch die ihnen unbekannten Welten mit Begriffen wie "Fundamentalismus" aus ihrem Denken verbannen, fragt man sich, wer denn hier eigentlich in seiner ideologischen Ecke eingeengt sitzt. Dies ist mir gerade letzthin auch bei einem Theologen aufgefallen. Er wurde ein Missionar in Japan und stammte aus einem evangelikalen Hintergrund. Vermutlich hatte dieser wirklich auch ein eingeengtes Blickfeld. Als er nun auf die völlig andere japanische Kultur traff, musste das für ihn ein Schock gewesen sein. Er überwand diesen, indem er den Shintoismus in sein Christentum aufnahm. Nun fühlte er sich viel offener im Denken als vorher mit seinem Evangelikalismus. Tatsächlich hat er aber nur ein enges Verständnis mit einem anderen engen Verständnis gewechselt. Denn sein Charakter machte aus seinem Evangelikalismus etwas engstirniges. Und es war wieder sein Charakter, der auch aus seinen neuen Überzeugungen etwas engstirniges machte. Da  dies aber eher dem Mainstream angeapsst war/ist, merkte er es nicht. Man kann es aber merken, auf welche Weise er seine Überzeugungen vertritt.

Die negative Seite des Fundamentalismus, und das ist das, was heute unter diesem Begriff verstanden wird, ist völlig egal, was man als Sichtweise hat. Jeder gute oder schlechte Grundlage kann in einer negativen Wiese fundamentalistisch werden. Und oft sind jene, die nach Fundamentalismus schreien, selber nicht davon gefeit. Denn man braucht ein klares Fundament - oder positive ausgedrückt - eine klare Grundlage - um auch eine klare Kritik äussern zu können. Daher warnt uns Jesus, dass wir nicht andere Menschen richten sollen. Ich deute dies so und ziehe dazu auch die Sache mit dem Splitter und Balken dazu: Die Gefhar besteht, dass wir in unserer Sündhaftigkeit, uns an den Fehlern anderer aufwerten wollen, indem wir andere niederdrücken, wenn sie Fehler machen. Darum sollen wir - wenn wir jemanden kritisieren, immer zuerst unseren eigenen Balken bewusst werden, weil bei den anderen Menschen sehen wir nicht die ganze Tragweite ihrer Sündahftigkeit - dazu ist Gott zu rückchichtsvoll - sonder nur einen Splitter. Und wenn wir diese demütige Haltung haben, können wir auch eine positive Kritik an diesem Splitter anbringen, damit es diesem anderen in Zukunft besser gehen könnte.
Wir stecken im Dilemma,  dass wir gute Grundlagen (= Fundamente) benötigen. Zugleich können uns diese aber in einen negativen Teil des Fundamentalismus führen. Dazu gehört, dass wir nicht mehr fähig sind, unsere Ideen an der Realittät zu prüfen oder andere Meinungen fair zu analysieren. Und natürlich gehört zu dieser Gefahr auch ein liebloser Fanatismus und selbstgerechte Selbstüberhöhung.
Hier dazu die Bibelstelle, in der Jesus darüber spricht (Hier sieht man die tiefe Wahrheit, die in der Bibel liegt):

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, 
und mit welchem Mass ihr messt, wird auch euch gemessen werden.
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in dienem Auge bemerkst du nicht?
Oder wie kannst du zu dienem Bruder sagen: 
Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! - und siehe, der Balken ist in denem Auge?
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!

Matthäus 7,1 - 5