Mittwoch, 29. Mai 2019

Timothy Keller Adam, Eva und die Evolution Wie Bibel und Wissenschaft zusammenpassen

 Dies ist ein kleines Büchlein und wie alles von Tiomthy Keller: sehr interessant.

Ich bin eigentlich von Timothy Keller begeistert. In diesem Punkt bin ich nicht ganz seiner Meinung. 

Das fängt schon in der Fragestellung an (z.Bsp. auf Seite 42):

"Wie bringen wir die Ergebnisse der Wissenschaft in Einklang mit den Lehren der Schrift?" Wenn es  so ist, wie Timoty Keller sagt, "dass die 'vollkomene ' Offenbarung der Absichten Gottes nur in der Schrift zu finden ist (Ps 19,8). Wir müssen also das Buch der Natur durch das Buch der Schrift interpretieren." dann darf man auch nicht vergessen, wo sich die Naturwissenschaft irren könnte oder besser gesagt, wo die Naturwissenschaft sich selber auf einem provisorischen Fundament befindet. Naturwissenschaft besteht aus Thesen (Denken) und Überprüfen an der Realität. Aber gerade in der Evolutionstheorie ist das Denken oft einfacher, als das entsprechende Überprüfen. 

Oder mit anderen Worten: Man kann hier auch mit unterschiedlichen Denkansätzen leben. Und eigentlich genau das, will Timothy Keller - bis zu einem gewissen Grad - erreichen, wenn er ebenfalls auf Seite 42 schreibt: "Christen, die Bibel und Wissenschaft miteinander in Einklang bringen wollen, müssen ihr 'Zelt weiter spanne' als die antiwissenschaftlichen Religionsvertreter auf der einen und die antireligiösen Wissenschaftler auf der anderen Seite." Ich bin mit dieser Aussage im Prinzip einverstanden, AUSSER mit dem Anfang, weil das selber schon wieder eine Einschränkung ist: Bibel und Wissenschaft miteinander in Einklang bringen. Mir scheint, auch Timothy Kellers Sichtweise brngt beide Seite nicht wirklich ganz zusammen. Braucht es auch nicht, weil die Naturwissenschaft bis heute keine vernünftige Theorie aufstellen konnte, wie sich aus toter Materie Leben entwickeln konnte. Hier hört man nur viel von: "Es könnte" oder Es "müsste" irgendwie. Ich weiss nicht mal, ob die Naturwissenschaft den Unterschied zwischen lebender Materie und toter Materie erklären kann (Ich bin aber auch kein Naturwissenschaftler).

Auf Seite 41 geht er auf "andere Denkmodelle" ein. Dazu gehören theistische Evolution und progressive Langzeitkreationismus. Davor erklärte Keller ein Modell von Kidner, das eine Art Zwischending zwischen  theistischer Evolution und progressiver Langzeitkreationismus darstellt. Kidner selber bezeichnete  dies als ein "forschender Vorschlag ... den ich nur zögerlich vorbringe, und es ist eine sehr persönliche Sicht der Dinge. Sie ist offen für Korrekturen und eine bessere Synthese." (Seite 43)

Das klingt gut und passt auch zu Timothy Keller.

Keller glaubt fest daran, dass der Schlüssel der Interpretation der Bibel, in der Bibel selber liegt. Er glaubt nun, dass Genesis I nicht wörtlich zu verstehen ist. Während Genesis II usw. wörtlich zu verstehen ist. In Genesis II empfinden einige Ausleger eine zweite Schöpfungsgeschichte zur ersten in Genesis I. Als ich noch ein junger Bursche war, brachte mich diese Frage zu unserem reformiert-evangelischen Pfarrer. Der zuckte ein Buch heraus und  meinte: Es liegt vor allem an der Übersetzung, wann die Tiere geschaffen wurden (genau dies beschäftigte mich.). So, wie es in den schriftdeutschen Übersetzung klingt, wurden die Tiere in Genesis II erst geschaffen, nachdem Adam geschaffen worden ist. Nun ist es so, dass man dort auch mit Plusquamperfekt übersetzen könnte. In diesem Falle brachte Gott die  Tiere zu Adam, die Gott schon vorher geschaffen hatte. Die alte Luther Bibel soll diese Stelle sogar mit Plusquamperfekt übersetzt haben. Somit handelt es sich bei Genesis II nicht um eine zweite Schöpfungsgeschichte, sondern vielmehr um eine Art Betrachtung durch die Luppe. Es wird besonders die Schöpfung von Adam und Eva und dann dessen Sündenfall nachgewiesen (an die Timothy Keller auch glaubt. Er könnte sich aber vorstellen, dass Adam aus Staub geschaffen wurde, eine literarische Form sein könnte, und es sich tatsächlich um ein biologisches Vorgehen gehandelt hätte.) Timothy legt aber grössten Wert auf die historische Wahrheit des Sündenfalls, aus literarischen und theologischen Gründen. (Hier entfaltet er seine Begabung und seine Erklärungen sind lesenswert).

Die anderen Argumente von Keller, warum jetzt Genesis I nicht wörtlich zu verstehen sei, kann ich zurzeit nicht zustimmen. Recht hat er sicherlich, dass man die Bibel so lesen sollte, wie sie gemeint ist. Wenn wir Platz und Zeit hätten, wäre es interessant intensiver darauf einzugehen. Ich möchte aber vielmehr auf eine wichtiges weiteres Anliegen von Keller eingehen:

Die mangelnde Trennungsschärfe zwischen Biologie und Philosophie. (Seite 12)
Gerade die neuen Atheisten (wie zum Beispiel B. Dawkins) sehen die Evolution als eine "Grosse Gesamttheorie aller Dinge". Von hier aus möchte man alles erklären. Alvin Plantinga sprach von einem "konsequenten Naturalismus". Mit anderen Worten soll die biologische Evolution alles als Ergebnis zufälliger genetischer Mutationen oder einer anderen Ursache zu Grunde liegen. Nun könnten aber diese Gemeinsamkeiten auf mehr als Naturalismus hindeuten ... Und genau dies wird vom konsequenten Naturalismus beharrlich bestritten. So wurde zum Beispiel Francis Colling durch Sam Harris angegriffen, als Collins zum Chef der nationalen Gesundheitsbehörde berufen wurde (vermutlich in den USA). "Was Harris so beunruhigte, war, dass Collins als Christ begriffen hat, dass es Aspekte am Wesen des Menschen gibt , die die Wissenschaft nicht erklären kann (etwa das intuitive Wissen um das göttliche Moralgesetz). Damit verneint Collings, dass es die Wissenschaft ist, die uns 'Antworten auf die drängendsten Fragen der menschlichen Existenz zu geben vermag." (Seite 23) Interessant ist dann auch  das folgende Zitat von Harris.

"Wer glaubt, dass das menschliche Leben in einem evolutionären biologischen Prozessentstanden ist, muss auch an die Grosse Theorie der Evolution - im Sinne des Naturalismus - glauben und mit ihr alle Aspekte der menschlichen Natur erklären. Collins, sagt Harris, sollte einsehen, dass der Mensch keine 'unsterbliche Seele, keinen freien Willen, kein Wissen um ein Moralgesetz, keinen geistlichen Hunger, keinen echten Altruismus" besitzt, die alle in unserer Beziehung zu Gott gründen. Die Evolution, so Harris, aht all diese Dinge als Illusion erwiesen. Alle Einzelheiten des menschlichen Lebens haben eine natürliche, wissenschaftlich ablegbare Ursache. Wer die Evolution als biologischen Prozess akzeptiert, der muss auch an Evolution als Gesamttheorie aller Dinge glauben." (S. 23 + 24)

Selbst klassische Humanisten müssten eigentlich nun aufschrecken! Aber es ist die Realität des konsequenten Naturalismus! Beängstigend, weil ein Teil des Menschsein - und zwar ein reicher und positiver Teil - einfach wegerklärt wird. Eine solche Denkweise muss zur Endsolidarisierung und Zerfall der Gesellschaft führen. (Meine Meinung).
Und hoffentlich verstehen nun auch einige Menschen wie mich, die daher die Kreation (=Schöpfung) durch Gott so wichtig finden. Keller glaubt nun, dass dies auch mit anderen Modellen als mit dem Kreationismus möglich ist. Vermutlich hat er da sogar recht. Die Frage bleibt aber immer noch, ob es auch wahr ist.

Peter Berger nannte diese "Gesamttheorie aller Dinge" als "Plausibilitätsstruktur". Bestehend aus einem "Bündel von Annahmen, die als  so grundlegend gelten und von so vielen einflussreichen Personen und Institutionen unterstützt werden, dass es für den Einzelnen zunehmend unmöglich wird, sie infrage zu stellen." (Seite 24) "... Ihre Grundhaltung spricht lauter als ihre Argumente im Einzeln."

"Gegner sozial zu ächten und die eigene Position zu einer Plausibilitätsstruktur zu erheben. Und in dieser Hinsicht sind sie sehr erfolgreich."

Timothy Keller scheint David Atkinson zuzustimmen, der er auf Seite 25 zitiert:

"David Atkinson sagt, man kann an Evolution als bioloigschen Prozess glauben, ohne sie als Gesamttheorie aller Dinge zu verstehen. 

Timothy Keller möchte - s. Seite 26 und 27- dass die verschiedenen biblisch-orientierten Sichtweisen gemeinsam Front gegen die "Gesamttheorie aller Dinge" machen. Timothy Keller ist gegen Denkverbote oder einer moderner Art von Inquisition. (Letzter Begriff verwendet er nicht. Aber er spricht im Verlauf des Buches - auch gegenüber Kreationisten und neuen Atheisten und allen anderen Denkweisen. - gegen inquisitorisches Denken S. 27.)

Zudem warnt er vor einem unvernünftigen Denken:

"Wenn eine Theorie es jedoch unmöglich macht, dass wir unserem Verstand trauen, dann können wir uns im Blick auf nichts sicher sein, das unser Verstand uns sagt - inklusive der Makroevolution selbst. Jede Theorie, die es unmöglich macht, unserem Verstand zu trauen, widerlegt sich selbst." (Seite 26)

Nebenbei geht er auch darauf ein, dass mit einer theistischen Evolutionstheorie das Problem des Bösen in der Welt noch viel schwerer wird (S. 13) ... Aber dies wirft im kirchlichen Alltag kaum oder nur selten Fragen auf. Aber es ist ebenfalls zu beachten.

Interessant ist auf Seite 30 auch das Zitat von Kenneth Kitchen, einem Ägyptologen. Auf das Argument, die Sinnfluterzählung in Genesis 9 sei ein Mythos entgegnet er:

(Es) ist auch darauf hinzuweisen, dass im alten Nahen Osten Mythen nicht historisiert wurden (d.h. als imaginäre 'Geschichte' verstanden), sondern vielmehr die Tendenz bestand, Geschichtsereignisse und Personen mythologisch zu überhöhen ..." 

"Mit anderen Worten: Es ist belegt, dass die 'Mythen' des antiken Nahen Osten nicht im Lauf der Zeit zu historischen Ereignissen wurden, sondern vielmehr umgekehrt historische Berichte sich allmählich in eher mythologische Geschichten verwandelten." (S. 30+31) Genesis 2-11 wurde demnach im Nahen Osten so gelesen, dass es sich hier um Ereignisse handelt, die geschehen sind. " (mit viel bildhafter Sprache, chronologischer Verdichtung und in einer Art Hochform.

Ein empfehlenswertes Büchlein. Es ist ganz kurz zu lesen. Vielleicht in einer Stunde.

Obwohl ich nun viele Gedanken aufgelistet habe, enthält das Büchlein selber noch einiges mehr …

Auch dies ist bemerkenswert:

„Aber der Schlüssel zur Interpretation liegt in der Bibel selbst. Ich glaube nicht, dass wir Genesis 1 wörtlich verstehen sollten, weil der Autor selbst das nicht von uns erwartet. Aber mit Paulus ist es anders. Er wollte definitiv sagen, dass Adam und Eva historische Personen sind. Und wenn man sich weigert, einen biblischen Autor wörtlich zu verstehen, obwohl er ganz klar so verstanden werden will, entfernt man sich vom traditionellen Verständnis von biblischer Autorität. Wie schon gesagt heisst das nicht, dass man nicht trotzdem einen starken und lebendigen Glauben haben kann. Aber ich bin überzeugt, dass eine solche Position sich für die Kirche als ganze schädlich auswirken kann und ganz sicher bei vielen Christen zu viel Verwirrung führt.“ (Seite 32)

PS1: Ich war ja bei der Schöpfung der Erde nicht dabei. Aber Jesus ist das Wort Gottes. Und Gott kann mit seinem  Wort aus dem Nichts erschaffen. Ich glaube, dass Gott in Genesis in 6 x 24 Stunden Tagen geschaffen hat. Es könnte natürlich auch sein, dass es diese Tage längere waren, besonders vor der Schöpfung des Menschen. Wenn die Zeit relativ ist – und das ist sie –, sind sogar noch ganz andere Möglichkeiten offen! Vielleicht waren es auf der einen Seite 24 Stundentage und zugleich war die Zeit „komprimierter“? Dann könnten sogar beide recht haben: Kurzzeit-Kreationisten und alle anderen Theorien mit einem sehr grossen Zeitablauf. Interessant ist, dass die Wissenschaft nur bis zu einem gewissen Punkt Theorien aufstellen kann. Wenn die „Urknall-Theorie“ stimmen sollte, so gibt es ein Punkt, hinter den wir nicht mal mehr Theorien auf der Basis unserer Naturwissenschaft erstellen können, weil es davor keine uns bekannte Natur gab.  Wir können nur – in unserer Gottähnlichkeit – irgendetwas ausdenken. Überprüfen kann man das aber nicht. Und bis zu einem gewissen Punkt gilt das noch für andere Punkte in der Evolution …

Jesus selber spricht von sich als Wort Gottes durch das alles Geschaffen wurde (s. Johannes-Evangelium). In Kolosser 1,15 ff nimmt dies Paulus ebenfalls auf:


„Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm sind alle Dinge erschaffen worden, die Dinge im Himmel und die Dinge auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht in ihm.

PS2: Zudem möchte ich noch darauf aufmerksam  machen, dass die Naturwissenschaft unsere Fragen des Wie beantwortet. Es beantwortet nicht das Warum. Nun geht man in der Naturwissenschaft nicht ohne eigene Ideen ans Werk. Vielmehr stellt man ein System aus Hypothesen zu einer Theorie zusammen, die man dann in der Realität überprüft, d.h. man folgert aus den Hypothesen voraussagbare Sachverhalte. Dies nennt man Deduktion. Auf dieser Grundlage führt mach Experimente und Beobachtungen durch. Diese erzeugen Daten, die die Hypothesen bestätitigen oder widerlegen. Anhand dieser Informationen passen wir die Hyptohesen an und können sie weiterentwickeln. Das Problem besteht nun darin, dass wenn ich davon ausgehe, dass es keinen Gott, also keinen nicht geschaffenen Schöpfer geben darf, ich auch entsprechende Thesen formulieren werde. Ungekehrt natürlich auch, wenn ich glaube, dass es einen nicht geschaffenen Schöpfer gibt, werde ich andere Thesen aufstellen. Die Frage ist nun, ob ich offen bin, für die Deduktion und Induktion. 

Oder anders gesagt: Bin ich bereit meine Ideen auch an der Realität zu überprüfen?

Zudem: Bin ich bereit, meine Sicht der Dinge auch kritisch hinterfragen zu lassen?
Und: Bin ich überhaupt bereit, Neues lernen zu wollen? Hier rühren wir an der Grundlage der Wissenschaftstheorie und überhaupt an der Grundlage, ob wir uns neues Wissen aneignen können. Ich würde es sogar noch weiter fassen: Hier entscheidet sich, ob wir überhaupt nach der Wahrheit suchen wollen.










Samstag, 11. Mai 2019

Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa

Eben habe ich in der NZZ (Beitrag vom 11.5.2019  von René Scheu: Der Nobelpreisträge Mario Vargas Llosa erzahlt, wie man vom glühenden Marxisten zum coolen Liberalen wird) gelesen. 
Dieser Schriftsteller beeindruckt mich. Ein Denker, dem freies Denken und der Disput wichtig ist und der sich gegen den Stumpfsinn der Horde währt. Viele klingt bei mir positiv an, wenn ich diesen Beitrag lese. "Doch keine dieser kulturellen Errungenschaften hat der Mensch am Reissbrett entworfen - sie entspringen alle menschlichem Handeln, nicht aber menschlicher Absicht oder Planung von oben." Hier klingt in meinen Ohren Positives und etwas anderes an.War es wirklich nur das Handeln?Wenn er Wert legt, dass man nicht nur theoretische Ueberlegungen über die Welt machen darf, sondern diese Unbedingt an der Realität zu überprüfen, kann ich 100% zusteimmen. Aber dann hat man ja selber schon darüber nachgedacht, wie man handeln will. Selbst die Popper-Fans haben ja vorgängig Popper gelesen und dann diese Ideen übernommen. 
Die Idee der Liberalen fussen sicherlich auch auf John Lock, der ja aus einem puritanischen Elternahaus stammten. Lock selber glaubt sogar noch an die Verbalinspiration der Bibel. Lock sekularisierte reformierte Theologie. Dabei ging natürlich auch einiges verloren. Darum stelle ich die These auf, dass der liberale und sekulare Staat nur exisiteren kann, wenn auch ein gewisser Prozentsatz klassisch reformierter Theologie (ich meine hier nicht die modernen und postmoderne Varianten davon). Mario Verges Llose aber hat anstelle  der Bibel täglich im Buch von Karl Popper "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" (1938 - 1943). Ein Buch, dass ich unbeidngt ebenfalls noch lesen sollte ...
Hier gehe es darum, dass die Freiheit und Vernunft über Kollektivismus und Stammesdenken obsiegen solle.
Und dann kommen in diesem Beitrag der erwähnte Bezug zur Bibel:
*Nich aus der bibel, sondern aus genau diesem Buch schöpfte Mario Vargas Llosa Hoffnung, als er inden Jahren 198 bis 1990 an der spitze des klassisch liberalen Moimiento Libertad gegen Alberto Fujimori kämpfte ..."
Schade las er auch nicht regelmässig in der Bibel ...
Ich verstehe ihn aber gut, dass er gegen Platon, Hegel und Marx war weil diese nicht unbedingt vertreter einer liberalen Gesellschaft waren. Doch verstehe ich Platon: Er hat eine Demokratie erlebt, die ausartete. WEnn eine Demokratie nur noch die überhöhten Eigeninteresse ihrer Mitglieder vertritt, kann es auch wieder sehr unliberal werden. Letztendlich glaube ich, dass es ein gesundes Mass der Mitte braucht: Wir Menschen sind auf Gemeinschaft ausgebaut. Es ist eine Illusion, dass wir völlig unabhängig leben könnten. Nicht nur als Baby sind wir auf andere Menschen angewiesen. Wir sind es - bis zu einem gewissen Grad - immer. Ich brauche Liebe und Verständnis. Ich brauche jemand, der mir die Schuhe produziert usw.
Und doch brauchen wir auch die Freiheit, unser Leben frei gestalten zu dürfen. Unsere Neigungen und Fähigkeiten, unsere Fragen und unser Suchen brauchen Platz. Die Neoliberalen übertreiben aber, wenn sie glauben, evolutionistische Prinzipien führen zu einem liberalen Staat. ES braucht einen gewissen Rahmen, eine Verfassung und einen Staat, der die Freiheit, die Bürgerrechte, die Justiz usw. bildet. ABer leider kann gerade der sekulare Staat das Wesentlichste dazu nicht selber produzieren, dass er freiheitlich bleibt:

Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. 

Diese sogenannte Bpckenförde-Diktum wird gerne vergessen.  Und so können aus sekularisierten und freiheitliche Staaten auch Diktaturen werden. Oder umgekehrt: So können aus Diktaturen auch keine sekularisierte und freiheitliche Staaten werden, weil die Kräfte dazu zu schwach sind. Es fehlt ihnen die  Grundlage, die Weltsicht und der Glaube dafür, obwohloft sehr viel Ideologie und Glauben vorhanden sind.

Somit kann es eben doch auch nicht unweidgit sien, was für denkerische Voraussetzungen man hat. (Wobei die Liberalen ja selber eine grosse denkerische Voraussetzung haben). Interessant hierzu sind die Helfeden der Liberalen Thatcher und Reagan. Zwei Politiker, die sich ihrer christlichen und damit auch biblischen Grundlagen nicht schämften. (Ob sie auch im engeren Sinn Chrsiten waren, ist eine andere Frage. aber sie liessen diesem Aspekt der Kutlur einen wichtigen Platz.)

Auf jeden Fall hat Mario Vargas Llosa recht, dass man Theorien immer auch an der Realtiät überprüfen muss. Ein wichtiges Anliegen der Reformationszeit ...

Auch die Selbstkritik ist bemerkenswert, wenn da steht:

"Der moderne Mensch ist jenes gut gekleidete Wesen, das erfolgreich kaschiert, dass es mit einem Steinzeit-Gehirn herumläuft. Dieses Wesen lässt sich vom eigenen Schein noch so  gerne blenden und bildet sich masslos viel ein auf seine intellektuellen Fähigkeiten, die es von anderen Tieren unterscheiden."

Es klingt beinahe etwas von der Sündhaftigkeit von uns Menschen an: Doch zugleich wird der Wert des EMnschen mit einem Tier gleichgesetzt. Damit ist LLosa näher bei Jean-Jaques  Rousseau als bei Voltaire. Und damit hat er auch den Menschen zu einem intelligenten Tier erklärt. Wir Menschen sind aber - auch ohne Leistungsfähigkeit - Ebenbilder Gottes. Wir sind nicht Gott - was wir so gerne wären - aber wir sind Gott ähnlich. Diese biblischen Merkmale des MEnschen: Gottes Ebenbilder und in Sünde gefallen und darum dazu neigend das von Gott geschaffene Gute zu pervertieren, in diesem Dilemma leben wir. Und jedem vernunftfähigen Menschen, der die Realität beachten will, wird dies irgendwie auffallen. Die Interpretation Llosa ist hier aber gefährlich, weil er die bedingunglose Würde eines jeden MEnschen nicht denkt. Das unser Fortschritt von Unten und nicht von Oben befohlen wurde, hat er sehr gut erkannt. Allerdings gibt es auch Kulturen, die dann diese Errungenschaften sehr wohl auch wieder von Oben teilweise kopiert und befohlen haben.
Russland, Türkei usw. sind dazu Beispiele und zeigen zugleich  die Schwäche, wenn man ohne geistliche Grundlage diese  aufklärerischen Freiheiten übernehmen möchte. Llosa würde dies mit Liberalismus angehen. Sie hätten Angst, dass die Geellschaft an der Freiehit zugrunde gingen. Und da ihnen die geistliche Grundlage fehlt, haben sie nicht ganz unrecht. Nur wenn eine innere Disziplin und Ordnung in den MEnschen vorhanden ist, braucht es wengier Staat und Gerichte. Diese Grundlage schaffte vor 500 Jahren die Reforamtion. Die später folgende Aufklärung schöpfte - leider nur teilweise - aus der Reformation und darum waren soviel Freiheit und Ordnung möglich. Aber ohne ein gewisses Mass an biblischen Know How in der Gesellschaft, wird unser Hang zur Pervertion des Guten jede liberale Sturktur unterminieren, pervertieren. Korruption und Manipulation werden die Demokratie un den Liberalismus zu einem Zerrbild machen.

Auf der anderen Seite habe ich in christliche Gemeinschaften auch sehr viel unliberales und beklemmendes erlebt. Ich wünschte mir diesen Geist der Diskussion nach der Wahrheit, wie es dieser Herr Llosa bechreibt. Ich wünschte mir die Freimachende Botschaft von Jesus Christus klar und deutich unter Christen, damit gute Geschäftsleute, gute Richter und Juristen, gute Politiker und Lehrer usw. aus diesen Gemeinschaften die Welt besser machen. Und eigentlich sollte es auch ein selbstverständlicher Teil einer jeden christlichen Gemeinschaft sein. Viele Juden machen es uns vor. Und selbst die Liberalen haben es letztendlich von der Bibel her. Aber warum gibt es so viel "Verknorztes" unter uns Christen? Und damit verbunden: Warum waren vor 500 Jahren, ja überhaupt früher, die Christen so viel effektiver, als die heutigen Christen?

Ein neues Thema. Sicherlich muss man das westliche Christentum, dass in einer grossen Krise steht, von der übrigen Welt getrennt betrachten. Es ist besonders das euroäische Christentum, dass in einem Auflösungsprozess steht. Und ich denke - in aller Kürze - dass es am nicht wirklich ernst nehmen der Bibel liegt. Und zwar egal, ob man eher einer liberalen oder positiven  Theologie angehört. Auch bei den Evangelikalen merke ich, dass  mehr Erasmus von Rotterdam als Luther oder Calvin vorhanden ist (1). Oft wird auch mit "christlich" etwas bezeichnet, dass ich nicht ganz so in der Bibel finde. Mit anderen Worten, wir Christen hätten wieder einmal eine Erweckung und Reformation nötig. Eine Erneuerung unseres Geistes, unserer "christlichen" Gesellschaften anhand der Bibel mit der Hilfe des Heiligen Geistes. Schlaf ist etwas gesundes. Aber vor lauter Gedudel nicht mehr zu denken, die Bibel nicht mehr ernsthaft zu lesen und zu Jesus zu gehen, ist keine gute Lösung. Wir gehen so in den alltäglichen Herausforderungen unter ... Und die Welt hat kein ernsthafes christliches Gegenüber mehr. Man kann der Welt nicht vorwerfen, dass sie nicht Salz der Welt sind. Das müssten wir Chrsiten sein! Und können es natürlich nicht. Ich kann es nicht. Aber wir können zu Jesus gehen, Busse tun und von ihm erbeten, dass er so wirkt, wie er es in der Bibel versprochen hat.

Gebet:
Herr komm. Hilf uns. Kritisiere uns. Fördere uns. Leite uns. Vergib uns tätglich unseren Misst und mache daraus Deinen guten Dünger.
Danke
Amen


(1) Ein Beispiel, wo sich heutige Christen eher bei Erasmus als bei Luther befomdem:
Erasmus = Man muss sich der Bibel UND der Kirche unterwerfen
Luther = Gottes Wort macht uns in einem geistlichen Sinne frei. Darum muss man seinen Verstand unter Gottes Wort, die Bibel  stellen. Und die Bibel fordert uns auf, die Kirche zu kritisieren. Es ist eine neue Lehre, wenn Erasmus in  "Vom freien Willen" behauptet, man müsse sich der Bibel und der Kirche unterwerfen. 

Hier weht bei Luther der Geist der Freiheit vor menschlichen Institutionen, ja selbst vor der sichtbaren Kirche! Und obwohl das realexistierende Luthertum eher hierarchiegläubig ist, im Gegensatz zu den reformiert geprägten Kirchen.

Höhrig sein, Menschenfurcht und Gottesfurcht


Hörig sein
Menschenfurcht und Gottesfurcht

Wie aktuell: Heute hat man Angst nicht den Massstäben der Gesellschaft zu genügen. Magersucht ist nur eine Folge davon, dass man seinen Wert an der Meinung anderer festmacht: Das ist nichts anderes als eine Form der Menschenfurcht. Und jede Menschenfurcht versklavt uns:

Mich dünken auch in gewissen aktuellen Diskussionen sieht man die Folgen der Menschenfurcht. Ich hörte schon die Frage, ob die EU aus ihren Bürgern gerne Hörige machen möchte.

Oder ganz konkret bei der nächsten Abstimmung für das Waffenrecht. Allgemein wird von den Befürwortern vor allem das Argument von Ausschluss der Schweiz aus dem Schengenraum angeführt, wenn man sich der EU hier nicht beuge. Die Mehrheit ist sich wohl bewusst, dass es bei diesem Waffenrecht nicht um die Verhinderung von Waffen bei Verbrechen und Terror geht, weil die gesetzlichen Aenderungen dafür gar nicht wirksam sind. Es ist einer der altbekannten administrativen Massnahmen der EU, anstelle eines demokratischen Prozesses von Unten nach Oben. Vielmehr geht es um die Uebernahme von automatischem Recht der Ehe und damit um den Verlust von Souveränität der Schweiz. Vermutlich wird darum eine knappe Mehrheit, vielleicht  52% oder 53% für die Unfreiheit stimmen, weil man Angst vor den Massnahmen der EU hat und nicht weil man das Gesetz für gut hält. Zudem nimmt der Glaube zu, dass mächtigere Menschen und Institutionen wie die UNO oder  die EU es besser können. Ich frage mich manchmal, ob überhaupt der Unterschied zwischen UNO und EU erkannt wird. Auch glaube ich zu spüren, dass man sich gerne vor Mächtigen beugen will, um dann von ihnen profitieren zu können. Es gibt sogar Menschen, die glauben tatsächlich, dass Führungspersönlichkeiten und Meinungsmacher die Welt besser verstehen als „normale“ Menschen. Dabei scheint die EU die Unmündigkeit ihrer Bürger zu fördern. Wenn zum Beispiel eine Mehrheit der Briten aus der EU austreten will, dann muss man diese in die Knie zwingen. Und genau diese Angst spürt und  hört man in den Befürworter der Machterweiterung der EU in der Schweiz. Nützt es etwas, wenn man erwähnt, dass der Verlust der nationalen Souveränität die Gefahr birgt, koloniale Strukturen aufzubauen? In diesem Sinne muss man sicher auch die Globalisierung hinterfragen können: Kann der Kampf gegen Grenzen und Rechte der Nationen nicht auch eine imperialistische Gefahr sein? Wenn nationale Gesetzesbildung ausgeschaltet wird, kann dies nicht auch von übernationalen Institutionen ausgenutzt werden? Zumindest sollte dies gefragt werden dürfen. Und die Antwort müsste sein, dass man diese Gefahr sieht und man daher für den Umgang der Nationen auf Augenhöhe ist: D.h. kleine wie grosse Staaten gehen gleichberechtigt miteinander um und man sucht anstelle auf dem Schlachtfeld am Verhandlungstisch eine Lösung. Wenn man dies vor Augen hat, könnte man auch mit Grossbritannien eine gute Lösung auf Augenhöhe zum Wohle der Briten und der EU-Mitglieder finden. Ebenso zwischen der Schweiz und der EU: Wenn auf Augen Höhe und ohne Angst eine für beide Seiten gute Lösung gefunden wird, indem beide Sieger sind.
So aber bleibt der Geschmack von: „Entweder fügt Ihr Euch oder wir beide zahlen einen hohen Preis“.

Und letztendlich steckt dahinter sicher auch eine Menschenfurcht. Je länger je mehr hat der Westen Angst Stellung zu beziehen. Präsident Trump ist in diesem Sinne das Gegenteil. Das hat manchmal etwas Erfrischendes und darum wurde er auch von Frauen gewählt, weil sie Männer die Hinstehen können, achten. Allerdings wünschte ich mir lieber eine leicht andere Form des Gegenteils. Seiner Stärke mangelt es an „Konservatismus“ also einer gewissen Beständigkeit und Bescheidenheit, die dem Land Ruhe geben würde. In diesem Sinne ist er ein Kind unserer Zeit und gar nicht konservativ. Vielmehr ist er ein Mann der Ueberraschungen und man kann sich nicht vorstellen, dass er Schwächen zugeben würde. Trump wird von vielen verachtet. Dabei wird von vielen unfair über Trump gerichtet, weil man nicht differenziert. Dadurch kann man das Positive nicht würdigen und unterschätzt ihn. Was bei Busch begann, wird bei Trump weitergeführt. Vermutlich ist er für viele ein dankbares Opfer ihrer Gegnerschaft konservativer Werte. Kann man an ihn heraufsehen? Wohl eher nicht. Aber an welchem Menschen kann man dies überhaupt? Selbst viele seiner Befürworter sehen seine Unzulänglichkeiten. Und das finde ich wieder etwas beruhigend. Es gibt nichts schlimmeres, als mächtige Personen, die keine selbstkritische Gefolgschaft haben. Und bei Trump sind seine Unzulänglichkeiten so offensichtlich, dass er sie nicht zu erwähnen braucht. Aber er zeigt eine Unerschrockenheit, die ich zuerst als Narzismus verwechselte. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Narzist sich so viele mächtige Feinde macht und sich so bloss stellen würde (Irre ich mich hier?). Trotz alledem hat er konservative Ziele erreicht, die vorher nicht möglich erschienen: Bestellung der Bundesrichter usw. Selbst der IS ist in Syrien und im Irak ist rasch besiegt worden, was unter Präsident Obama nicht so für möglich gehalten wurde (Leider lebt der IS wieder an anderen Orten auf). Und natürlich: Jeder Mensch mit so viel Macht ist auch gefährlich und wir kennen nicht seine wirkliche Motive hinter allem. Und natürlich konfrontiert er. Das gehört zu Menschen, die Hinstehen können. Und natürlich kann dies gefährlich sein. Doch damit aus Risiken Chancen werden, muss man auch Risiken eingehen. Ob die Risiken und Chancen richtig eingeschätzt werden, ist dabei wesentlich und werden wir erst nach seiner Amtszeit sehen. Doch gerade seine Ueberraschungen scheinen mir dabei besonders gefährlich, was nicht notwendig wäre. Letztendlich verstehe ich ihn immer noch nicht. Letztendlich liegt es auch nicht an mir, über ihn zu richten (das wird ein anderer am letzten Tag tun) und ich hoffe, dass ich mit diesen Worten ihm gegenüber nicht Unrecht tue. Auf der anderen Seite muss ein Mann der Öffentlichkeit Kritik auf sich nehmen. Und es ist klar, dass ich nur durch die Medien über einen Menschen geurteilt habe. Neben meiner eigenen Unzulänglichkeit kann ich also auch noch die aktuellen Medien anführen. Ich weiss aber, dass selbst ein besserer Mensch als Trump mit seiner Unerschrockenheit in einer Welt der „Erschrockenen“ anstossen würde. Und wie erwähnt: Jeder Mensch mit viel Macht ist eine Gefahr. Und ich weiss nicht, ob Trump das weiss und daher selber bei sich innerliche Grenzen gezogen hat. Wir wissen auch nicht, ob er diese Grenzen unter einer Versuchung einhalten würde. Auch das werden wir erst nach seiner Amtszeit wissen. Aber wie alle Mächtige hat er auch ein Korsett seiner Zeit, die sich positiv oder negativ darauf auswirken kann.

Was aber sicher ist: Vor Gott trägt er eine viel grössere Verantwortung als andere, weniger mächtige Menschen. Das müsste jeden Mächtigen in die Busse zu Jesus treiben. Aber gerade das wird heute gern vergessen, weil die Menschenfurcht uns von Menschen abhängig macht. Martin Luther drückte dies in seiner Kreuzestheologie so aus, dass das Weglassen des Kreuzes ein Christentum der Herrlichkeitstheologie schafft. Und diese Herrlichkeitstheologie schwelgt in den Superlativen und sieht vor lauter Glorie das Kreuz nicht mehr. Dadurch werden wir automatisch von Menschen abhängig und versklavt, weil der Bezug auf uns Menschen uns zur Menschenfurcht treibt. Wenn wir uns Menschen oder einen besonderen Menschen (ausser Jesus) zu einem Gott machen, dann verlieren wir uns in den Menschen. Und niemand kann uns mehr aus den Massstäben der Menschen retten. Die Sünde ist immer unser Unglück. Und Menschenfurcht ist ein Fluch, der uns ins Unglück treibt. Und dabei ist es völlig egal, ob diese Vergötterung der Menschen Trump, Obama, Sokrates, ein Christ oder Nichtchrist oder wer auch immer ist. Cesar war ein Volkstribun und auch spätere Kaiser des römischen Kaiserreiches bauten ihre Macht mit dem Slogan aus, sie wollen die Republik retten. Diese Gefahr besteht bei jeder Demokratie und darum muss man aufpassen und zwar ganz egal, was für eine politische Ausrichtung jemand hat.

Was  auch sicher stimmt: Wer sich als Leiter als Gott fühlt, ist wohl der bedauernswerteste Mensch. Er wird um sich keine echten Freunde mehr haben, sondern Menschen, die ihm nach dem Munde reden, um ihn dann zu manipulieren. So wird auch hier die eigene Sünde zur persönlichen Strafe, die leider oft viel zu spät erkannt wird.

Das wahre Gegenmittel dagegen ist: Gottesfurcht!

Das klingt merkwürdig. Aber die Bibel sagt uns, dass die Gottesfurcht auch der Beginn der Weisheit ist (noch nicht die volle Weisheit, aber der Anfang zu dieser Entwicklung!).

Irgendwo in der Bibel steht, man solle Angst haben, vor dem, der unsere Seele verderben kann und nicht vor Menschen, die uns nur das Leben hier nehmen können. Ein krasses Wort!

Zum Glück ist Gott nicht nur der Richter, sondern in Christus und durch Christus auch unser liebevoller Vater. Doch auch wenn sich Gott selber in Christus so erniedrigt und durch Christus wir sogar zu Brüdern und Schwestern von Christus werden, sollten wir die Heiligkeit und Gottheit nicht unterschätzen. Der gesunde Respekt vor Gott und seiner Würde, wird uns selber Würde und Freiheit geben! „Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.“ schreibt Jakobus in 4,10.

Hierzu lasen wir heute („zufällig“, aber im fortlaufenden Lesen der Bibel) Jesaja 3. Hier donnert der Prophet Jesaja und Gott selber über sein Volk her, dass es uns graut vor Gottes Heiligkeit. Aber gerade dies könnte für uns heilsam und befreiend sein.

„Denn siehe, der HERR , der HERR der Heerscharen, wird von Jerusalem und Juda wegnehmen stab und Stütze, jede Stütze an Brot und jede Stütze an Wasser, den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten,  den Hauptmann über fünfzig und den Hochangesehenen, den Ratsherrn samt dem geschickten Handwerker und den zauberkundigen.“               (Jesaja 3,1–3)

Gott selber fördert chaotische Umstände unter dem Volk Gottes, der Kirche. Damals war konkret jene Kirche gemeint, die aus Juda mit der Hauptstadt Jerusalem bestand. Und wir können dies sicherlich auch auf unsere Kirchen oder christlichen Gemeinschaft anwenden. Es gibt Situationen, wo Gott so zu uns, seinen Gotteskindern sprechen muss. Da sich bis vor kurzer Zeit die schweizerische Eidgenossenschaft als christliche Nation verstanden hat, kann dies auch auf die Schweiz angewandt werden. (Unsere Väter haben dies so entschieden und daher das Kreuz als eidgenössische Fahne gewählt!). Gott kann unsere Meinungsmacher und sozialen Stützen berauben. Er fährt weiter:

„Und ich werde ihnen Knaben und Fürsten geben, und Buben sollen sie beherrschen.“   (Jesaja 3,4)

Warum gibt Gott seinem Volk unfähige Leiter? Menschen, die keine Weisheit und Lebenserfahrung haben und daher unfähig sind, gut zu leiten und die Probleme zu lösen.

„Und die Leute werden sich gegenseitig drängen, einer den andern; der Junge wird sich empören gegen den Alten und der Verachtete wider den Vornehmen.“       (Jesaja3,5)

Jetzt wird es noch schlimmer: Jeder gegen Jeden: Reich gegen Arm, jung gegen alt. Ein soziales Chaos tritt ein.

„Wenn einer alsdann seinen Bruder im Hause seines Vaters festhalten und zu ihm sagen wird: ‚Du hast ein Kleid, sei unser Fürst, und diese Trümmer seien unter deiner Hand!‘ so wird er schwören und sagen: ‚Ich kann nicht Wundarzt sein, und in meinem Hause ist weder Brot noch Kleid; macht mich nicht zum Fürsten des Volkes!‘“                       (Jesaja 3,6–7)

Die Massen sind so ratlos und das Elend so gross, dass sie nur schon einen besser Gekleideten als Leiter einsetzen wollen. In ihrer Verzweiflung denken sie: „Denn er hat ein besseres Kleid an und kann daher auch uns bessere Kleider und Umstände organisieren.“ Doch weit gefehlt: Auch er sieht keinen Ausweg. Nicht mal die Position als Führungsmitglied ist in diesem Chaos mehr erstrebenswert. Die Aufgabe übersteigt das Menschenmögliche.

Warum kann Gott sein Volk so ins Elend führen?

„Denn Jerusalem strauchelt und Juda fällt, weil ihre Zungen und ihre Taten wider den HERRN gerichtet sind, den Augen seiner Majestät zu widerstreben.
Der Ausdruck ihres Angesichts zeugt wider sie, und ihre Sünden künden sie aus wie die Sodomiter und verbergen sie nicht. Wehe ihren Seelen, denn sie fügen sich selbst Schaden zu.
Saget den Gerechten, dass es ihnen wohl gehen wird; denn sie werden die Frucht ihrer Taten geniessen.
Wehe dem Gottlosen! Ihm geht es schlecht; denn er wird seinen Lohn seiner Tat bekommen!“                             (Jesaja 3,8–11)

Wir sündigen und fügen uns damit selber Schaden zu! Die Sünde ist ein Teufelskreis, der uns immer tiefer hinab in den Abgrund dreht. Hier werden Kirchenmitglieder als Gottlose angesprochen! Jerusalem, die Hauptstadt Judas, das Zentrum dieser Kirche spricht (= Zunge) nicht richtig. Ebenso die gesamte Kirche (= Juda) redet gegen Gott. Und nicht nur das Reden, sogar die Taten sind gegen ihren Herrn, ihren Herrgott gerichtet. Selbst ihr Ausdruck im Gesicht zeugt wie ihre ungerechtes Leben gegen Gott. Es geht sogar so weit, dass sie es nicht einmal mehr verheimlichen, sondern ihre Unweisheit öffentlich darbieten. Sie selber fügen sich all das Schwere zu und merken es nicht einmal. Gott lässt ihre Taten auf sie kommen und das ist ihr Fluch und ihre Hölle! Und das sagt Gott nicht gegenüber der Welt, sondern direkt an sein Gottesvolk, seine Kirche, seine christliche Gemeinschaft.

„Gerechtigkeit erhöht ein Volk; die Sünde aber ist der Völker Schande.“ (Sprüche 14,34)

Die Ungerechtigkeit zerstört eine Gesellschaft. Wenn Korruption, Eigennutz, Manipulation, Rechtverdrehung, Geldliebe, Ungerechtigkeit und Disziplinlosigkeit überhandnimmt, zerfällt jede Gesellschaft, auch die christliche. Das Streben nach Gerechtigkeit, das Suchen nach Weisheit aber, welche mit Gottesfurcht beginnt, erhöht eine Nation, auch die christliche.

Gottesfurcht macht auch mutig und hat aus einem eher Schüchternen Abraham einen mutigen Glaubensmann gemacht, während sein von Natur aus mutigerer Verwandter Lot zu einem von Menschen Getriebenen machte. Nur die Gnade Gottes lässt uns auch Lot in der Ewigkeit wiedersehen.

Die Gottesfurcht hat sogar auf theologische Versuchungen gesunde Auswirkungen. Darum schreibt Paulus:

Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht Sklaven der Menschen!“ (1. Korinther 7,23)
Dies ruft Paulus den Christen in Korinth zu, weil sie in der Gefahr standen in religiösen Gefangenheiten und im Leistungsdenken aufzugehen. Vielmehr sollen sie sich ihrer Freiheit in Christus bewusst sein und danach leben. Daraus folgert Paulus, dass es im geistlichen Sinne keine Lebensumstände für einen Christen gibt, in die er dem Schicksal ausgeliefert ist. Daher ist man selbst als Sklave in Christus frei. Das ist natürlich auf eine geistliche Weise gemeint. Diese wichtige Grundlage der Freiheit befreit zum Leben in Freiheit, trotz aller Widerstände.
In ähnlicher Weise nimmt dies der Schreiber des Hebräerbriefes in Hebr. 13,6 auf, wenn er argumentiert:

So, können wir nun zuversichtlich sagen: ‚Der Her ist mein Helfer, ich fürchte mich nicht! Was kann ein Mensch mir antun?“

Interessant ist, dass diese Furchtlosigkeit vor Menschen eine logische Folge ist von:
„Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Vernachlässigt nicht die  Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Gedenkt der Gefangenen als wärt ihr Mitgefangene, und derer, die misshandelt werden, als solche, die selbst auch noch im Leibe leben.
Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt; die Unzüchtigen und Ehebrecher aber wird Gott richten!
Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe!
Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: ‚Ich will dich nicht verlassen noch versäumen!‘ (Hebräer13, 1–5)

Daraus folgt:

„So können wir nun zuversichtlich sagen: ‚Der Herr ist mein Helfer, ich fürchte mich nicht! Was kann ein Mensch mir antun?‘“ (Hebräer 13,6)

Unser Leben in wahrer Liebe ist eine Folge der Gottesfurcht und fördert zugleich unsere Freiheit und Gottesfurcht.

Nun sind wir  alle seit dem Sündenfall nicht fähig, wirklich im tiefsten Sinne Gutes zu tun. (Natürlich in einem menschlichen Sinne können wir schon Gutes tun, aber durch den Sündenfall ist es vor Gott immer ungenügend. Zum Sündenfall gehört auch, dass wir für die Tiefer unserer Sündhaftigkeit auch oft kein Bewusstsein mehr haben und es daher nicht erkennen. Das führt zu manch unlogischen Verhaltensweisen. So bringen wir es fertig an anderen ihre Sünde anzuklagen und gleichzeitig das Gleiche in unserem Leben nicht als Unrecht zu erkennen.)
Da wir nicht wirklich gerecht handeln können, sondern nur eine menschliche Gerechtigkeit fertig bringen (s. Zwingli), ist mit gerechten Menschen immer von Gott gerecht gesprochene Menschen gemeint. Und wenn nun im Hebräerbrief für uns unmögliche gute Verhaltensweisen verlangt werden (in einem wirklich tiefen Sinn unmöglich, oberflächlich können wir natürlich schon uns daran annähern. Das ist oft besser als nichts. Manchmal ist es aber auch Heuchelei und Schlimmer als …), dann bedeutet dies, dass uns diese wirklich guten Verhaltensweise geschenkt werden müssen.

Das bedeutet: Aus Gnade errettet zu sein und aus Gnade in der Heiligung zu stehen. Darum heisst es dann im nächsten Vers (Vers 7), dass wir auf das Ende jener Leiter schauen sollen, die uns ein Vorbild sein können, damit wir „ihren Glauben“ (Vers 7) nachahmen können. Und Glauben ist zu Christus gehen. Als Sünder, als Menschen, die sich nicht selber gerecht machen können und auch im tieferen Sinn nicht gerecht handeln können. Darum brauchen wir immer Jesus. Und darum steht zur Verdeutlichung dieser Tatsache in Vers 8:
„Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit!“ Jesus ist sowieso unser grösstes Vorbild und unser wahrer König aller König, Priester aller Priester und Prophet aller Propheten! Er ist es, der uns aus der Versklaverei unter die Sünde Verdammten ganz freie Menschen in Christus macht! Er erklärt uns,  wie wir aus Liebe des Vaters vor Grundlegung der Welt erwählt wurden und wie er, Christus, für uns am Kreuz gestorben ist, damit wir bis in alle Ewigkeit in der wertschätzenden Liebe der Dreieinigkeit leben dürfen.
(Auch Vers 20 + 21 im 13. Kapital des Hebräerbriefes wird dies ausgedrückt: „Der Gott des Friedens aber, den grossen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus, aus den Toten heraufgeführt hat mit dem Blut eines ewigen Bundes, er mache euch vollkommen in jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, in dem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.“

Ja Gott allein, Jesus Christus, dem Vater und dem Heiligen Geist sei alleine die Ehre und nicht uns, weil er alles tut! Und das wunderbare ist, dass uns nichts Besseres geschehen kann: Gottes Ehre ist zugleich das Gesündeste und Beste für uns! (Auch wenn die negative Macht etwas anderes behaupten will und damit auch all unsere Probleme begannen.)

Im Büchlein „Kleinode göttlicher Verheissungen“ nimmt dies auch C.H. Spurgeon auf, wenn er zu Hebräer 13,6 schreibt:

„Weil Gott uns nicht verlassen noch versäumen will, sollten wir wohl zufrieden sein mit dem was wir haben. Da der Herr unser ist, werden wir nie ohne einen Freund, einen Schatz und eine Wohnstätte sein. Diese Zuversicht soll uns das Gefühl der Unabhängigkeit von Menschen geben. Unter so hohem Schutz fühlen wir uns nicht versucht, vor unseren Mitmenschen zu kriechen, sondern was wir sagen, das sagen wir kühn und ohne Angst vor Widerspruch.
Wer Gott fürchtet, hat nichts anderes zu fürchten. Wir sollten solche Ehrfurcht vor dem lebendigen Herrn fühlen, dass alle Drohungen des stolzesten Verfolgers uns nicht mehr beeindrucken als das Säuseln des Windes. Die Menschen unserer Zeit können nicht so viel gegen uns tun, wie die Zeitgenossen der Apostel es konnten. Folter und Scheiterhaufen sind aus der Mode gekommen. Wenn auch die Schüler falscher Lehrer es mit grausamem Spott und Hohn versuchen, so wundern wir uns darüber nicht, denn die Menschen dieser Welt können den himmlischen Samen nicht leiben. Was sollen wir also tun? Wir müssen den Hohn der Welt ertragen. Er zerbricht uns ja die Knochen nicht! Mit Gottes Hilfe lasst uns kühn sein; und wenn die Welt wütet, so lasst sie wüten, wir fürchten sie nicht?“

Spurgeon nimmt noch ein anderes Thema auf: Es gibt wirklich für einen echten Christen auch Formen der Verfolgungen. Vielleicht war seine Zeit mit uns Christen noch etwas barmherziger als heute. Jedenfalls werden heute weltweit viele Christen wieder auch physisch verfolgt. Es ist zu hoffen, dass die Globalisierung diesen Trend nicht noch fördert.
Im Neuen Testament wird davon gesprochen, dass wir Verfolgung als Ehre ansehen sollen, denn Jesus ging es nicht anders. Zudem empfiehlt Jakobus:

„Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn des Menschen vollbringt nicht Gottes Gerechtigkeit! Darum legt ab allen Schmutz und allen Rest von Bosheit und nehmt mit Sanftmut das (euch) eingepflanzte Wort auf, dass eure Seelen zu erretten vermag!“ (Jakobus 1,19–21) Und das ist natürlich auch wieder nicht moralisierend gemeint! Sondern in Christus und in der Busse zu ihm, sollen wir das tun, was nichts anders bedeutet, als zu Jesus zu gehen (s. weiter Oben.)

PS: Ich empfehle das 3. Kapitel von Jesaja fertig zu lesen. Dort wird u.a. auch von Kindern gesprochen, die das Volk unterdrücken. Gott selber geht hart ins Gericht gegen die Leiter des Volkes, weil sie „den Weinberg“ verderbt haben. Sie haben die Armen beraubt und das geraubt in ihre Häuser gebracht. Weiter wird von stolzen Töchter Zions gesprochen. Für das alles wird das gesamte Volk Gottes beraubt. Dazu müssen auch die Männer im Krieg (durchs Schwert, 25) fallen. Alle Helden, die etwas ändern könnten, fallen im Krieg. Dabei wird auch von Frauen gesprochen, die ganz anders leiten als einst die Richterin Deborah und so ebenfalls zum Fall beitragen. Es ist ein fallumfassende Beherrschung, wo das schützende Amt der Männer sich nicht mehr entfalten darf.

Aber Christus ist die Lösung. Er starb für unsere Missetaten. Christus starb auch für das Unrecht in den verschiedenen Kirchen. Jeder, der zu Jesus kommt und ehrlich bereut, wird Vergebung erfahren. Und Gott wird dann nicht mehr sein Feind sein, sondern zu seinem Vater werden.

Schlussgebet:
Lieber Heiland: Hilf uns, dass wir Dich als Heiland unserer Seelen, Körper und Gesellschaft erkennen können. Lass uns nicht mit blinden Augen die Realität nicht sehen, dass Du der Retter und Heiland bist, lieber Jesus Christus! Komm Heiliger Geist decke auf. Nimm uns die Decke vor der Wahrheit weg und Schenke uns Gottesfurcht und Weisheit! Lieber Vater im Himmel bereit vor uns Dein Reich in unseren Herzen durch Jesus Christus aus! Befreie uns von Sünde, Selbstgerechtigkeit uns selbstverliebtem Hochmut, damit wir bis in alle Ewigkeit wirklich leben können. Gib uns ein neues heiliges Wesen und wasche den Dreck an uns ab. (Und tue das ab heute jeden Tag: Wasche uns von unserem Dreck ab!). Schenke uns einen neuen Geist, ein neues Denken und eine neue Hoffnung! Schenke uns Mut. Mach aus uns eigensinnigen, selbstgerechten und verbogenen Menschen Deine Kinder. Biege uns gerade und mache uns zu jenen Menschen, die wir sein sollen nach Deinem Plan und in Deiner Gnade!

Amen.

So wird aus allem pervertieren und verbogenen in unserem Leben in der Ewigkeit die Schönheit und Kraft, die sich Gott gedacht hat.