Samstag, 28. Dezember 2019

Ist gemeinsames Suchen nach Wahrheit möglich?


Gestern war ich schwer enttäuscht. In einem Thema waren wir zu ca. 90% gleicher Meinung, trotz dieser hohen Übereinstimmung spürte ich von meinem Gegenüber eine beinahe feindliche Stimmung mir gegenüber. Zuerst konnte ich das nicht einordnen. Er betonte seine Äusserungen so, als ob wir in einem extremen Streitgespräch uns befunden haben.
Was bewog ihn, so emotional zu werden?
Ich habe seine Argumente kritisch hinterfragt und ich habe auf andere Sichtweisen aufmerksam gemacht und diese ebenfalls mit ihm hinterfragen wollen. Dazu musste ich natürlich auch deren Argumentation klar darstellen. Aber schon bei dieser Darstellung merkte ich, dass ich mich etwas zurückhalten musste. Ich hatte mich vermutlich zuwenig zurückgehalten, da er nicht mal diese alle eingehendst überprüfen wollte. Ich muss aber zugeben, dass seine Argumentation so gut war, dass ich wie erwähnt in dieser Sache zu 90% mit ihm übereinstimmen konnte.

Was mich aber dann doch enorm enttäuschte, war die Erkenntnis, dass er sich eine feste Schablone, eine feste Ansicht angeeignet hatte. Und zwar nicht zur über das Thema, sondern wohl auch über mich als Person. Er nahm nun diese Schablone und überprüfte nicht, wie weit ich diesen Ansichten und wie weit ich dieser Schablone entspreche. Was sicher ist, dass ihm der heutige Zeitgeist und die „offiziellen“ Medien sowie vermutlich sein Stammtisch ihn zu einem grossen Teil in dieser Schablone unterstützen (oder muss ich sagen: gefangen halten?), anstelle ihm zu helfen, die Komplexität der Sachlage zu betrachten.

Mit anderen Worten: Ich konnte durch seine grosse Erkenntnis einiges lernen, aber ein wirkliches gemeinsames Suchen nach der Wahrheit, war es nicht. Als ich das begriff, spürte ich, dass es eigentlich nicht möglich ist, mit jemanden der so gepoolt ist, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen. Und das war eine sehr grosse Enttäuschung. Es war wie eine Erschütterung einer tiefen Überzeugung oder Selbstverständlichkeit auf der mein Weltbild und unter anderem mein demokratisches Verständnis aufgebaut ist.

Ähnliches habe ich von einem Vertreter des offenen Theismus gelesen. Er gab zu, dass er eine Schablone hat, wie er die Bibel liest und meinte, dass seine theologischen Gegner ebenfalls solche Schablone haben. Die Differenz sei also, dass man verschiedene Schablonen habe. Was sicherlich festzuhalten ist, dass dieser Theologe zurücktreten kann und seine eigene Schablone mit anderen vergleichen kann. Damit kann er mehr, als die erste Person, weil er seine Position auch von Aussen her betrachten kann. Er würde wohl sagen: Er kann sie auch neutral betrachten.

Aber kann man mit dieser Person auch gemeinsam die Wahrheit suchen? Nein, ebenfalls nicht. Denn für ihn gibt es keine absolute Wahrheit, die man gemeinsam suchen könnte. Er glaubt tatsächlich, dass es nur Schablonen, d.h. nur Ansichten gibt und nicht auch eine Wahrheit, die man suchen könnte! Das ist typisch für das postmoderne Denken. „Man glaubt: Es gibt keine Wahrheit!“

Dieser Satz kann, wenn er wahr wäre, nicht wahr sein. Viele sind sich dieser Logik nicht bewusst. Aber selbst, wenn man sie dann darauf aufmerksam macht, sind sie im Idealfall erstaunt, aber halten weiter an dieser unlogischen Überzeugung fest.

Ähnliches spürte ich, als ich gestern einen Kommentar in der Baz (Basler Zeitung) zur Umwelt und Greta las. Auch viele der darzu geäusserten Kommentaren atmeten diesen Geist: Nur meine Erkenntnis ist wahr. Wer nicht zu 100% mit mir übereinstimmen kann, ist ein schlechter Mensch. Der Titel des Baz-Beitrages lautete auch in diesem Sinne: „Wer Greta verspottet, ist faul und ignorant“. Verspottung finde ich prinzipiell nicht anständig. Allerdings: Ist das wirklich gemeint? Geht es nicht darum, dass jeder, der eine andere Ansicht vertritt als faul und ignorant abgetan wird? Ja noch mehr: Nur schon, wenn es jemand wagt, kritische Anfragen zu stellen, der verspottet und ist faul und ignorant? Wenn das gemeint ist, dann haben wir ein echtes Problem. Es mag schwierig sein, positive Kritik zu üben. Im Neuen Testament wird ein Begriff dazu verwendet, der zugleich ermahnen, trösten und ermutigen bedeutet. Durch unseren Sündenfall neigen wir dazu, die Kritik zu pervertieren, d.h. den anderen „herunterreissen“ zu wollen. Manchmal wollen wir mit der Kritik unseren eigenen Minderwert ausgleichen, indem wir den anderen erniedrigen. Und manchmal kann sich in unserer Kritik ein Mobbing-Verhalten einschliessen: Das ist ein Böser, an dem darf ich nun meine Sündhaftigkeit auslassen.
Jede Kritik muss kritisch nach diesen Perversionen gefragt werden. Auch dieser Titel des Baz-Beitrages und meine Kritik an diesem Kommentar. Und als Menschen, die in Sünde gefallen sind, werden wir wohl die positive Kritik nie zu 100% erreichen. Auch dafür musste Christus ans Kreuz. ABER man sollte sich dennoch danach richten und unsere menschliche Gerechtigkeit nach dieser göttlichen Gerechtigkeit ausrichten (s. hierzu Zwingli). Diese zutiefst reformatorische Erkenntnis ist in unserer Gesellschaft vergessen. Nun scheinen aber auch die säkularisierten Fundamente dieser Sichtweise zu verschwinden. Haben wir das alles vergessen?

Es ist beängstigend, was sich für eine Denkweise im Westen breit macht. Man sucht nicht mehr nach der Wahrheit. Auf meinem letzten Blog habe ich u.a. ein Link zu einem Gespräch zwischen vier Theologen erwähnt. Das Gespräch wird durch John Piper geleitet und hält dabei mit seiner eigenen Ansicht (= Schablone) zurück. Was dabei eindrücklich ist: Dieses Gespräch findet in einer Kirche statt. Es ist öffentlich und von uns allen im Internet nachvollziehbar. Und sie hören sich wirklich zu. Da sieht man u.a. John Piper, der nachfragt, die Bibel vor sich hat, und sinngemäss sagt: „Das muss ich nochmals nachgehen. Du meinst, dass dies so und so zu verstehen ist, weil dies und das.“ So genial.

(Hier links zu sehen.)

In meinem Umkreis kenne ich sehr wenige Christen, selbst unter den Theologen und Predigern, die sich so eingehend mit der Eschatologie beschäftigt haben, wie diese vier Herren. Und wenn, dann ist es meistens nur eine Sichtweise, der Dispensationalismus. Alle vier haben sicherlich jahrelang an ihren Ansichten gearbeitet. Drei der Theologen vertraten offiziell und voller Überzeugung je drei unterschiedliche eschatologische Ansätze: Postmillianismus, Prämillianismus und Amillianismus. Aber dennoch können sie so ehrlich auf die Bibel schauen und gemeinsam nach der Wahrheit suchen. Keiner muss dem anderen unterstellen, er habe seine Überzeugung aus böser Absicht zusammengestellt. Sie versuchen sich zu verstehen und suchen gemeinsam nach der Wahrheit. Dabei fragt John Piper auch nach den Gemeinsamkeiten! Und man staunt: In wesentlichen Punkten stimmen sie trotz aller Gegensätze überein! Das beweist nebenbei, dass die Eschatologie der Bibel nicht so detailliert ist, wie wir das wünschen, ABER es ist dennoch so detailliert, dass man das Wesentliche erkennen kann. Damit hilft uns Gott, damit wir lernen, demütig zu studieren und dort, wo Gott nicht alles offenbart hat, auch aufzuhören, irgendwelche selbsterfundene Behauptungen absolut setzen zu wollen. Und es hilft, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen. Bereits vor 500 Jahren wurde in diesem Geist in Zürich die Bibel übersetzt: Im Grossmünster trafen sich die Gelehrten und übersetzten gemeinsam die Bibel ins Deutsch: die Zürcher Bibel. Jeder, der wollte konnte ins Grossmünster gehen und sie bei ihrer Arbeit, ihren Diskussionen usw. mitverfolgen. So wurden nicht nur wöchentlich ihre neuen Bibelerkenntnisse mitgeteilt, sondern man konnte direkt die Arbeit der Gelehrten mitverfolgen. Heinrich Bullinger, der Nachfolger von Zwingli, sollte dann sogar ein Bulletin herausgeben, indem er sein Wissen über die Welt herausgab. Bullinger schrieb mehr als jeder andere Reformator und war europaweit mit seiner Korrespondenz vernetzt. Dadurch konnte er in seinem Bulletin über die Welt informieren. Noch heute bieten seine Schriften einen interessanten Einblick in die damalige Zeit. Obwohl Bullinger für die Einheit von Kirche und Staat war und darüber mit Leo Jud gestritten hat, der eine gewisse Trennung wollte, trat Bullinger für die freie Predigt ein. Diese Kombination aus freier Predigt (Zwingli würd sogar vom prophetischen Dienst sprechen, d.h. aufbauende Kritik) und Informationsweitergabe machte Bullinger zu einem Vorgänger unserer Zeitungen. Und als genau das, wurde er an der Landi (Landesausstellung) vor dem zweiten Weltkrieg geehrt. Sein Portrait hing dort gross und war eine Gegenposition des damals „neuen“ Europas der Faschisten und Nationalsozialisten.

Zum Abschuss möchte ich noch der Ansicht nachgehen, ob die Gegenpositionen des offenen Theismus einfach eine andere Art von Schablonen besitzen. Hierzu muss man wissen, dass der offene Theismus in den USA entstanden ist. Hier haben die südliche Baptisten eine Art Reformation durchgemacht und sich bewusst auf die reformierte (calvinistische) Glaubensbekenntnisse zurückbesinnt. Sie bemerkten, dass Gemeindewachstum nicht automatisch ein Zeichen der Orthodoxie ist. Wer das Gemeindewachstum ins Zentrum steht, wird pragmatisch. Und dieser Pragmatismus kann die Rechtgläubigkeit untergraben. Sobald man dies korrigieren wollte, wurden die Pragmatiker nicht mehr so freundlich und ein Kampf entstand. Der Offene Theismus ist also als Gegenkonstrukt zur klassischen reformierten Theologie entstanden. Darum können wir uns fragen, ob die klassische reformierte Theologie einfach eine andere Schablone als der offene Theismus ist. Das der Calvinismus eine Schablone ist, können wir sicherlich zustimmen. Aber wird er von den Reformierten (= Calvinisten) auch in jeder Weise gleich verstanden, wie die Schablone des offenen Theismus? Inhaltlich sicherlich nicht. Da ist man sich einig, sonst wäre der offene Theismus keine Gegenposition. Aber ich meine jetzt nicht in erster Linie die konkreten Überzeugungen, sondern die Art, wie man die Schablone nutzt: Wird die Schablone des Calvinismus wie die Schablone des offenen Theismus genutzt? Und ist die Schablone auf die gleiche Weise entstanden?
Gerade letzteres können wir verneinen. Zumindest Calvin würde sich die Haare raufen, wenn seine Überzeugungen nur eine menschliche Überzeugung wäre. Calvin würde sicherlich wie Bullinger sagen, dass er sich irren kann und seine Schablone an der Bibel überprüft werden muss! Bullilnger sagte es im Eingang zu seinem Zweiten Helvetischen Bekenntnis so:
„Vor allem aber bezeugen wir, das wir immer völlig bereit sind, unsere Darlegungen im allgemeinen und im Besonderen auf Verlangen ausführlicher zu erläutern, und endlich denen, die uns aus dem Worte Gottes eines Besseren belehren, nicht ohne Danksagung nachzugeben und Folge zu leisten im Herrn, dem Lob und Ehre gebührt. Gegeben am 1. März 1566.“

Die reformierte Schablone hat also nur dritte Priorität. Erste Priorität hat immer die Bibel. Zweite Priorität haben die Kirchenväter und dann kommt erst Bullinger, Calvin usw. Und dann, würde ich meinen, kommen meine Erkenntnisse, die vierte Priorität haben.

Die Idee dahinter ist also: Das die Bibel Gottes Wort ist und sie sich selber auslegt. Als Menschen können wir uns irren und sind daher darauf angewiesen, ständig mit Hilfe des Heiligen Geistes die Bibel zu lesen und uns dadurch zu erneuern und zu lernen. Das versteht übrigens auch Johannes Calvin unter „reformiert sein“, sich ständig durch den Heiligen Geist an Gottes Wort zu reformieren = zu erneuern. Calvin spricht von der Bibel als Schule des Heiligen Geistes. Interessanterweise vergessen wir auch sehr schnell, was wir durch die Bibel und den Heiligen Geist gelernt haben, wenn wir uns nicht immer wieder im Gebet auf die Bibel einlassen.
Und alles, was wir hier nicht lernen konnten, werden wir dann bei Jesus in seinem Reich lernen.

Die Entstehung der reformierten Theologie ist also nicht das Gleiche. So statisch die Grundüberzeugungen scheinen mögen – und sie sind es auch, weil sie uns eine gute Grundlage geben – so dynamisch sind sie durch den erwähnten Prozess! Natürlich kann es zu einer leblosen Orthodoxie mutieren. Aber wenn der Heilige Geist die Orthodoxie belebt, dann kommen Leben, Liebe und Wahrheit zusammen! Denn gesunde Lehre tut uns gut! So lernen wir, was Gott ehrt. Und was Gott ehrt, tut uns so gut!

Daraus erklärt sich auch – dass es zwar möglich ist, dass die reformierte Theologie zur gleichen Schablone wie der offene Theismus „verkommen“ kann, aber ihrem ursprünglichen Wesen nach ist es überhaupt nicht so. Wenn das geschieht, dass ist es eine Aushöhlung oder Entleerung des eigentlich gemeinten.
Interessant ist, als ich zum ersten Mal über den offenen Theismus las, fand ich die ersten Worte noch interessant. Mit der Zeit war dann aber ein unsachlicher Angriff auf John Piper. Schon da spürte ich, dass der offene Theismus als Antrieb nicht nur die Wahrheitssuche hatte, sondern auch noch etwas anderes verarbeitet.
Es ist auch darum nicht das Gleiche, weil diese Schablone (= klassische reformierte Theologie) sich hinterfragen lässt: Entspricht es wirklich Gottes Wort? Zugleich hilft diese Schablone, den Gesamtzusammenhang der Bibel im Auge zu behalten. Das ist eigentlich auch der eigentliche Sinn. So kann zum Beispiel von seiner Institutio sagen, dass jeder andere auch auf all das kommen kann, wenn er die Bibel im Zusammenhang und als sich selbstauslegend und unter dem Heiligen Geist liest, aber er erkennt so schneller den Gesamtzusammenhang. Und natürlich, dass ist eine Schablone, die aber keine Eisegese machen will, sondern eine Exegese! Und es gehörte immer schon zum Christentum, dass man seine Überzeugungen in Worte fasste. Die Bibel selber ist in Worte gefasst und Jesus ist der Logos. Das wir dabei unsere Glaubensbekenntnisse immer wieder an Gottes Wort ausrichten (eichen) müssen, ist logisch. Somit ist es statisch und zugleich dynamisch, weil es viel komplexer ist, als unsere Worte ausdrücken können.
Vielleicht wird jemand entgegnen, dass er hier kein Unterschied sieht. Dann möchte ich darauf aufmerksam machen, dass er Unterschied darin liegt, dass man nicht nur in der eigenen Denkfähigkeit die Wahrheit sucht, sondern auch in der Offenbarung Gottes. Und man wirklich lernen will und nicht nur die eigenen Ideen bestätigt sehen will. Ich gebe zu, das ist nicht einfach. Aber wär täglich gewöhnt ist über seine bösen und guten Werke Busse zu tun, wird trotz aller Anfälligkeit zur persönlichen Logik das Wunder erleben,  durch Gottes Hilfe echtes Wissen und Leben zu finden, das bis in alle Ewigkeit durch Jesus Christus tragen wird.
Was also im ersten Blick gleich erscheint, ist bei genauerem Hinsehen doch nicht genau das Gleiche.

Nun ist zum Glück nicht unser grösse unseres Wissens Massstab für unsere Errettung. Alleine unser alleiniges Vertrauen in Christus und seine Tat und sein Wirken rettet uns. Aber gesunde Lehre tut uns gut. Daher ist das Suchen danach und das Festhalten der gesunden Lehre so gesund und wichtig. Dabei gilt, was vor bald 500 Jahren Martin Bucer sagte:

Wenn man sofort denjenigen als vom Geist Christi verlassen verurteilen will, der nicht ganz genau so urteilt, wie man selbst, und sogleich bereit ist, gegen den als Feind der Wahrheit anzugehen, der vielleicht etwas Falsches für richtig hält: Wen, frage ich, kann man denn noch als Bruder ansehen? Ich habe jedenfalls noch nie zwei Menschen gesehen, von denen jeder genau dasselbe denkt. Und das gilt auch in der Theologie.“ (Martin Bucer 1530 im Vorwort zu seinem Evangelienkommentar)

Nur schon diese Beschäftigung mit diesen Gedanken helfen uns, den Westen als eine denkende, freie und demokratische Welt zu erhalten, selbst wenn Sie im Detail mit mir nicht übereinstimmen sollten.

Freitag, 27. Dezember 2019

Interessante Internet-Seiten

Es ist eine wild zusammengewürfelte Liste. Vielleicht werde ich sie demnächst erweitern:

https://theoblog.de/

https://hanniel.ch/ueber-mich/

Internetseite über Werke von Huldrych Zwingli: http://www.irg.uzh.ch/static/zwingli-werke/index.php?n=Site.Search

https://www.thegospelcoalition.org/

Internetseite über Johannes Calvin: Hier die Institutio: http://www.calvinismus.ch/ubersicht/unterricht-in-der-christlichen-religion/

Wort und Wissen: https://www.youtube.com/channel/UC-bfnkB8pODcQi9QDHD2Sfg


https://www.thomasschirrmacher.info/

https://www.bibelundbekenntnis.de/


Timothy Keller:


Donald Carson, John Pipper und Thimoty Keller im Gespräch zum Thema "Ministries of mercy":

Hier führ John Piper ein Gespräch mit drei Theologen Jim Hamilton (Premillianismus), Doug Wilson (Postmillianismus) und Sam Storms (Amillianist) zum Thema "Millienium". Sie repräsentieren die drei grossen Richtungen: Premillianismus, Postmillianismus und Amillianismus (Ich hoffe, ich habe es richtig geschrieben) Sie selber schreiben:
"This video is a discussion regarding the different interpretations of the "Millennium" found in Revelation 20. The three major views throughout church history are Premillennialism (defended here by Jim Hamilton), Postmillennialism (defended here by Doug Wilson), and Amillennialism (defended here by Sam Storms). The discussion is moderated by John Piper.". Besonders eindrücklich finde ich, wie sie brüderlich diskutieren. Ich kenne kaum Evangelikale Kreise in meinem Umfeld, welche über solch unterschiedliche Meinung so gut diskutieren können. Das Hauptproblem ist, dass die meisten sich gar nicht mit diesen Themen auseinandersetzen. Und wenn sie etwas besser informiert sind, sind sie oft nur über eine Richtung informiert: Den Dispensationalismus, welcher zum Premillianismus gehört. Nur selten haben Prediger, Pfarrer und Theologen sich in dieses Thema vertieft. Und daher hört man wohl auch sehr wenig darüber, was eigentlich schade ist. Es ist natürlich nicht ganz einfach, weil Gott in der Bibel i.S. Eschatologie nicht so viel und systematisch offenbart hat. (Schon die Juden hatten Mühe Jesus als ihren Messias anzuerkennen, obwohl er im AT offenbart wurde.) Dadurch entstehend die Differenzen. Damit ist es ein gutes Thema, um echt mit verschiedenen Herangehensweisen umgehen zu lernen. Das ehrt Gott und fördert unsere Barmherzigkeit und unser Verständnis. Und soweit ich das sehe, wurde dieses Gespräch bewusst IN der Kirche abgehalten: Alle sollen dieses Gespräch mitverfolgen können. Das ist eine zutiefst reformierte Tradition. Auch in Zürich wurde vor 500 Jahre die Bibel in der Kirche übersetzt. Jeder konnte hinzu sitzen und zuhören. Auch die Neuentdeckungen aus der Bibel wurden regelmässig weitergegeben. Damals in Zürich muss besonders Leo Jud sich stark in der Bildung der Menschen eingesetzt haben.




Paul Washer, ein besonderer Prediger sagt in diesem Beitrag etwas sehr wichtiges: So wichtig die Wahrheit der Lehre ist, so ist das noch nicht das Leben als Christ! Darum wird man eher sagen, dass man zuwenig gebetet hat, anstelle zuwenig studiert. (Und das sagt jemand, der die Lehre sehr wichtig ist). Hier zu sehen und hören. Darum kann er als reformierter (ich vermute baptistischer Calvinist) sagen:

Auch dieser Pfarrer aus der Bremer Landeskirche ist ein besonderer Pfarrer. Er tritt stark auf und ist zugleich demütig und seiner eigenen Sündhaftigkeit bewusst, wie man hier sehen kann. Ich weiss nicht genau, ob ich seine Meinung über das Zuckerfest teile, weil ich es nicht kenne. (Zudem kommt mir spontan Paulus in den Sinn, wie er im NT bekundet, dass es unproblematisch ist, heidnisches Opferfleisch zu essen. Man solle aber Rücksicht auf Menschen mit einem schwächeren Glauben nehmen: Verwirt mein Verhalten? Und ich würde anfügen: Wie beeinflusst es mein Verhältnis zu Jesus Christus? Das Evangelium Christi macht uns frei und befreit uns von der Gesetzlichkeit. Alles ist uns erlaubt, aber wir sollen uns von nichts gefangen nehmen! Oder wie später Augustin meinte: In der richtigen Reihenfolge lieben: Zuerst Gott und dann die anderen guten Dinge und Personen usw. Wer Gott nicht an erster Stelle hat, wird - vielleicht sogar etwas sehr Gutes - zu einem Götzen machen, der ihn ähnlich wie ein Drogensüchtiger versklavt. Das hängt mit unserem Sündenfall zusammen. Seitdem neigen wir dazu, das von Gott geschaffene Gute zu pervertieren. Darum können wir den Nächsten auch wirklich nur im vollen Mass beginnen zu lieben, wenn wir zuerst Gott lieben. So lautet ja auch das die wichtigste Zusammenfassung der Bibel: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich selbst.) Aber wenn evangelische Schulen nicht mehr trauen Weihnachten zu feiern und dafür islamische Feste feiern, finde ich das schon bedenklich. Darf man noch Weihnachten feiern? Interessant ist, dass er von seiner eigenen Kirche angegriffen wurde und zugleich musste ihn die Polizei vor Islamisten schützen. Kann es sein, dass man die Römisch-Katholischen kritisieren darf, aber den Islam und den Zeitgeist nicht mehr? Das ist - ob der Zeitgeist recht hat oder nicht - sehr problematisch. Denn  Kirchen müssen eine prophetische Stimme erheben können. Echte Pfarrer waren immer auch "Stimmen in der Wüste". Selbst ein Heinrich Bullinger, der für die Einheit zwischen Staatskirche und Staat Zürich vor 500 Jahren war, trat für die freie Predigt ein.

Hier Theo Lehmann, ein lutherischer Pfarrer, der lange in der DDR Evangelist war und noch heute Evangelist ist. Er hat seine Doktorarbeit in der DDR über Jazz geschrieben, wobei in der DDR dis als dekadente Musik galt. Ich habe ihn einmal in der Schweiz persönlich kennen lernen dürfen. Vorher hatte er einen interessanten Vortrag. Er hatte erstaunlich viel Homor. Er hat zwei autoritäere Staatssysteme erlebt: Nationalsozialismus des Deutschen Reiches und Kommunismus der DDR.
Er wagte in der DDR einen Jugend-Gottesdienst, der für die damalige Zeit revolutionär war: Mit moderner Musik und mit moderner Form das Evangelium verkünden und das vis-â-vis des Stasi-Büros. Die Kirche selber hatte Mühe mit diesen neuer Form, obwohl damit die jungen Leute erreicht wurden! Er war nicht musikalisch, brachte aber neue Lieder in die Kirche! Dabei hatten wenig Geld und daher alles sehr einfach organisiert. Anstelle der Konfirmanten usw. waren im ersten Gottesdienst 500 bis 600 Leute. Er weiss bis heute nicht, woher die alle kamen. Später war er auch an den Friedensgebeten und damit inderekt mit der Erfolgreichen Revolution in der DDR sehr verbunden. Und er hat auch heute noch etwas zusagen: Auch zu Pegida.     

Hier noch ein Schweizer Pfarrer (reformiert): Pfarrer Sieber, der mit 91 Jahren gestorben ist:



Hier noch Pfarrer Sieber zum Thema Weihnachten in Züri-Dütsch:



Ein Gespräch zwischen Charles Simeon und John Wesley: "Calvinist" und "Arminianer": Charles Simeon arbeitet in diesem Gespräch mit John Wesley heraus, dass er trotz seinem arminianischen Vokabular die wichtigen biblischen Grundprinzipien glaubte. Darum stelle ich die These auf,dass Wesley in diesem Sinne ein praktischer "Calvinist" war. Es ist einer der vielen Indizien, dass viele Arminianer (zum Glück) keine konsequenten Arminianer sind:


Auch Spurgeon geht dieser "These" nach (s. zweiter Verweis). Aber zuerst das Thema der persönlichen Sühne von Spurgeon, dem reformierten Prediger (konkreter: calvinistischer Baptist) aus England des 19. Jahrhunderts:

Hier eine starke Predigt gegen die arminianische Sichtweise. Praktisch sieht er auch die Arminianer im Gebet vereint, weil echte Gläubige den gelichen Heiligen Geist haben und theologische Irrtümer (nicht immer) konsequent ausgelebt werden. Wenn es nicht so wäre, würde ein arminianisches Gebet so aussehen, wie von Spurgeon beschrieben. Aber es sieht anders aus, besonders wenn die Arminianer mit Gott wirklich beten. Dann lässt sie der Heilige Geist wie es Christi will, beten und nicht wie ihre arminianische Theologie es erfordern würde:


Zur Abrundung noch etwas musikalisch


Mittwoch, 4. Dezember 2019

Willst Du wissen, ob Du erwählt bist?

"Willst Du Gewissheit darüber haben, ob du erwählt bist, dann sieh dich selbst in Jesus Christus an!"

Wer hat das gesagt? Johannes Calvin. Zu lesen in Calvin Studienausgabe, E. Busch./C. Link (Hg.), seit 1994, Neukirchen-Vluyn 4,141; Calvin opera, Bd. 1-59, Braunschweig/Berlin 1863-1900 8,114: Seite 17)

Hier spührt man, dass Cavlin ein guter Seelsorger war, was wir heute gerne vergessen und dass die biblische Prädestinationslehre ein wichtiger seelsorgerlicher Apekt ist. Zudem ist sie komplexer, als unsere menschlichen Denkschablorenen es fassen können.

Hier ein weiteres Muster:


„Der Vater, der uns in die Obhut seines Sohnes übergeben hat, ist grösser als alle und der Sohn wird es nicht dulden, dass irgendeines verloren geht.“ (13: Joh 6,39; Calvin Studienausgabe, E.Bsuch,/C. Link (Hg.), seit 1994, Neukirchen-Vluyn 3,187; Calvini opera, Bd. 1–59, Braunschweig/Berlin 1863–1900 7,464: Seite 15)

"Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue im Name meines Vaters, diese geben Zeugnis von mir;
aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen; wie ich euch gesagt habe:
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;
und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorgengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.
Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist grösser als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reissen. Ich und der Vater sind eins." (Johannes 10,25-30)

Ich glaube, diese Bibelstelle belegt die Richtigkeit von Calvins Aussage. Gleichzeitig möchte ich darauf aufmerksam machen, dass in Johannes 10,25-30 Jesus selber spricht! Wir Christen haben nicht die Autorität wie Gott zu sprechen und jemanden - so wie es hier Jesus tut - ins Gesicht zu sagen, dass sie nicht erwählt seien. Wir wissen nicht, ob jemand erwählt ist oder nicht. Das steht nicht in unserer Kompetenz. Wir dürften höchstens sagen: Ihr gehört noch nicht zu den Schafen! Bekehrt Euch zu Jesus! D.h. geht zu Jesus mit Euren Sünden. Er ist dafür gestorben. Lasst Euch durch Christus mit Gott versöhnen. So wird der zornige Gott zu Eurem Papi! Ob der allgemeine Ruf dann durch den Heiligen Geist zu einem inneren Ruf wird, ist wiederum nicht unsere Sache sondern eine Sache zwischen Gott und dem Angesprochenen. (Arminianer werden wohl darauf hinweisen, dass Jesus dies so gemeint habe. Aber ist das der tatsächliche Sinn? Wird hier nicht eher eine Eisegese gemacht, d.h. seine eigene Meinung in den Text gelesen? Die Genfer Studienbibel legt denn auch zu 10,26 aus: "Sie verschlossen ihre Augen vor diesen klaren Beweisen ... Nur diejenigen, die der Vater Christus gegeben hat, werden auch gläubig. Die anderen sind durch ihre sündigen Vorurteile so verblendet, dass sie sich weigern zu glauben. Nur die von neuem Geborenen, die der Heilige Geist neu gemacht hat (3.3.7), glauben." 
Ich finde dies eine gute Auslegung. Es kommt dabei auch die eigene Verantwortung und eigene Aktivität der Ablehnung des Heils zum Ausdruck! Und zugleich sehen wir, wie Gott der Rettende ist. Und darum ist die Rettung auch sicher, weil sie in Gottes Hand liegt. Wer in Christus ist, ist sicher. Darum: Zu Jesus!