Dienstag, 31. März 2020

Trump, Obama und Corona sowie Klimapolitik

Heute lese ich, dass Obama Trump i.S. Corona und Klimapolitik kritisiert. Ich zitiere: "Wir können uns keine weiteren Folgen der Leugnung des Klimawandels mehr erlauben." (Quelle BAZ Online, 2:15 Uhr).

Ich verstehe Obama hier nicht ganz, was Corona mit der Erderwärmung zu tun hat.

Dass der gesamte Westen im Gegensatz zu Singapur, Hongkong, Taiwan und Südkorea schlecht vorbereitet war, gilt sicherlich. Es beginnt mit zuwenig Mundschutzmasken, Desinfektionsmittel über Intensivstationen und Beatmungsgeräte bis hin zu späten Quarantäne-Massnahmen und, dass ist wohl das grösste Versäumnis: Wir hatten 16 Jahre Zeit ein Therapie oder Impfung zu entwickeln (s. hierzu mein vorherigen Blogg-Beitrag zum Gebetstag: SARS ähnelt stark dem Corona und man erwartete, dass ein ähnliches Virus in abgeschwächter Form wieder auftreten könnte. Ob man aber beim Wandel, der ein Virus sich unterzieht eine Impfung machen kann, ist eine andere Frage.). Mit einem Impfstoff hätten wir all diese Probleme gar nicht erst gehabt. Ich glaube nicht nur Trump war blauäugig. Auch unser Herr Daniel Koch sprach davon, dass man so etwas nicht sehen konnte, obwohl es ja offensichtlich war. Wir hatten mit China und Italien zwei klare Beispiele. Die Frage ist also erlaubt, ob es denn Obama besser gemacht hätte? Vielleicht?

Interessant ist aber die Verquickung von Corona und Klimawandel. Kurz bevor Corona uns erreichte, hatte ich mit einem Nachbarn der Lehrer ist, ein interessantes Gespräch. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass CO2 kein moralisch schlechtes Gas ist. Es ist ein wichtiges Gas, dass dafür sorgt, dass wir hier nicht verfrieren. Es hilft die Erde zu erwärmen. Und wenn es zuviel vorhanden ist, kann das natürlich auch ungünstig sein. Wir müssen das vernünftige Verhältnis finden. Er stimmte mir zu. Auch als ich sagte, dass wenn die Schweiz (oder sogar Deutschland) die gesamte Wirtschaft abstellen würde, hätte das praktisch keinen wesentlichen Einfluss auf die Höhe des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, weil das menschengemachte CO2 sehr gering ist. Ich war erstaunt, dass er dem auch nichts entgegnete. Warum hat er dann so für eine Reduktion des CO2 plädiert? Es gehe um etwas anderes. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer Reicher. Ich war erstaunt und meinte, dass ist ein ganz anderes Thema. Unsere Finanzwirtschaft ist manisch-depressiv und es wäre gesund, diese grossen Ausschläge abzuflachen. D.h. in entwickelten Länder nur ein leichtes Wachstum anzustreben. Für unterentwickelte Staaten ist das natürlich anders. Sie brauchen ein höheres Wachstum. Ich weiss nicht, ob ich auch zu dem kam: Wir brauchen auch ein ruhigeres und menschlicheres Wirtschaften. Das Wirtschaftsleben wurde in den  letzten Jahrzehnten immer härter. Wie viele Manager nehmen darum stimulierende Medikamente? Vieles ist überdreht. Wenn wir es schafften, Qualität vor Quantität zu betonen und anstelle immer mehr und schneller "um uns drehen", dann wäre das vernünftig. In diesem Sinne müssten wir auch langsam aus der Tiefzinspolitik aussteigen, weil das irgendwann mal einen grossen Knall geben könnte (Hoffentlich irre ich mich hier.). Wir können mit unseren Mitteln eine bessere Welt schaffen, anstelle nur in materialistischen Werte zu denken und uns von kurzfristigen Zielen auffressen zu lassen. 
Dazu gehört, wie wir jetzt sehen, auch ein Impfmittel gegen Corona zu entwickeln. Wir hatten 16 Jahre Zeit dafür. Aber wir denken ja höchstens 5 Jahre weit. Auf der anderen Seite ist die Welt nicht nur schlechter geworden. Wir haben auch vieles erreicht, das Positiv ist. Und es ist wichtig, dass man dies auch würdigt. Sonst verfällt man einem apokalyptischen Denken. Können nun nicht 90% der Kinder lesen, um nur mal eines zu erwähnen?
Der Mensch ist nicht nur Materie. Wir sind viel mehr. Wir brauchen Essen und Kleider sowie einen geborgenen Platz und somit auch eine gesunde Wirtschaft. Wir brauchen aber auch eine Geborgenheit, eine Form der Sicherheit in Gemeinschaft mit anderen Menschen. Wir brauchen eine Wertschätzung unserer Arbeit. Denn Arbeit adelt. Aber nur schon dieses Verständnis fehlt uns - oder wir stehen mit der Aufgabe unserer christlichen Werte  in einer Tendenz  auch die Wertschätzung von ehrlicher Arbeit zu verlieren (Thema protestantische Arbeitsethik). Gerade dieses so billig wie möglich, bedeutet letztendlich auch eine Entwertung der Arbeit. Ich schätze gute Handwerker. Schätzen wir sie als Gesellschaft? Aber warum gibt es dann immer weniger gute Handwerker? Ich schätze eine fürsorgliche und liebevolle Mutter. Warum reden wir dann das Muttersein schlecht? Ich schätze einen fürsorglichen Vater. Warum ...? Ich schätze einen fürsorglichen Patron. Und warum ....? Und so könnte man weiter denken und müsste man auch. Und natürlich ist in dieser Zwischenzeit alles unperfekt. Aber gerade der Idealismus führt zu einem ideologischen Gefängnis. Wir müssen das Unperfekte akzeptieren und Jesus birngen, der dafür gestorben ist. Sonst kommen wir nicht raus. Und mit den anderen - die das nicht können - müssen wir eine gesunde Mitte finden.

Interessant ist, dass wir zur Zeit sehr wenig über Gender und Klimapolitik hören (Obama ist eine Ausnahme). Für mich war und ist das ein positives Zeichen: Wir beschäftigen uns jetzt mit wirklichen Problemen. Das lässt hoffen, dass wir aus der Krise eine Chance machen und uns aus ideologischen Grabenkämpfen befreien. (Und wenn wir aus den ideologischen Gräben befreit haben, kann man viel gelassener und vernünftiger alle anderen Probleme angehen: auch das Klima oder das man Buben nicht mehr so benachteiligt usw.)

Diese Werbung des WWF sagt eigentlich alles:

WWF «Mütter und Mutter Natur» – Seiler's Werbeblog

Wie lange wird es dauern, bis diese Frau mit ihrem Kind verfriert? Und das wirklich Schlimme ist, dass jene, die eine solche Werbung machen, das nicht einmal merken. Es stimmt, dass CO2 zur Erderwärmung führt. Aber das ist nicht nur negativ. Negativ wird es nur, wenn es zuviel CO2 hat. Gar keine Wärme ist mindestens ebenso tödlich. Diese antintellektuelles postmodernes Denken ist gefährlich. Insbesondere, wenn man nicht die ganze Komplexität berücksichtigt. Praktisch erleben wir gerade, was geschieht, wenn gespart wird, wenn Flieger am Boden anstelle in der Luft sind, wenn die Industrie massiv gedrosselt wird. Unsere Welt ist eine Zwischenzeit (d.h. zwischen dem ersten und zweiten Kommen von Jesus) und sie ist nicht vollkommen. Die Schöpfung leidet extrem und sehnt sich nach Erlösung. Aber bis zu einem  gewissen Grad - wenn wir vernünftig handeln - können wir die Folgend des Sündenfalls einschränken, indem wir unsere Wissenschaft und Wirtschaft und Kulturelles Leben vernünftig gestalten. Dazu braucht es auch Grenzen, d.h. Gesetzte. Aus biblischer Sicht sind das natürlich nur Notordnungen, um Schlimmeres zu verhindern. Sie schaffen aber - wenn wir sie weise definieren - dennoch eine gewisse Rechtssicherheit, indem wir uns frei entwickeln können: In unserem privaten und geschäftlichen Leben. Johannes Calvin hat dazu drei Punkte erwähnt, die wir uns dabei fragen können, wenn wir ein Geschäft abschliessen: 1. Nützt es mir? 2. Nützt es meinem Gechäftspartner? Nützt es der Gesellschaft? Ehrt es Gott? Diese Form der Geschäftsethik fördert unsere Gesellschaft. Denn: Gerechtigkeit erhöht eine Nation. Ungerechtigkeit macht sie fertig. Sinngemäss kann man dies in der Bibel im Alten Testament nachschlagen.
Gott segne Sie. Gott segne Ihre Lieben. Gott segne Ihre Arbeit und Gott gebe unseren Verantwortlichen Vergebung und Weisheit mit der von Gott gegebenen Macht umzugehen (für die sie einmal vor Jesus Rechenschaft abgeben müssen.) Aber auch uns gebe Gott Weisheit verantwortungsvoll mit unserer Macht und unserem Einfluss umzugehen. Auch wir werden über jedes Wort usw. einmal Rechenschaft abgeben müssen. (Darum bin ich froh, dass ich Jesus habe, der für meine Sünden gestorben ist.)

Wie auch immer: Auch die Natur erlebt durch die Corona-Krise eine "Auszeit". Interessant wäre es, ob dies auch einen Einfluss auf die Erderwärmung hat. Aber vermutlich wird es heissen: Klima ist nicht gleich Wetter. Das mag ja stimmen, aber eine so massive Reduktion der wirtschaftlichen Leistung müsste sich unter anderem auch am CO2-Bestand bemerkbar machen. Allerdings, wenn wir Menschen nur unwesentlich daran beteiligt sind, wird auch diese massive Reduktion nicht so gross ausfallen. Dennoch sollte man das doch messen können? Denn immerhin geht es ja hier nicht nur um die Schweiz, sondern um eine weltweite Reduktion des CO2. Mal  sehen, ob wir irgendwann von dem etwas hören.  Interessant ist, dass Obama dies nicht thematisiert, wenn er über dieses Thema spricht. Was aber ganz sicher ist: Mit dieser Krise haben wir auch eine Krise der Wirtschaft und zeigt uns, dass wir CO2 Reduktion mit Verstand vornehmen müssen, wenn wir denn das CO2 reduzieren wollen. (Auch hier sehe ich eine Inkonsquents: Wenn CO2 so schlimm wäre, müssten wir mehr Atomkraftwerke bauen. Das sage ich nicht, weil ich Atomkraftwerke super finde. Aber diese sind definitiv CO2 neutral. Und wenn das CO2 so schlimm ist, muss man das längerfristige Problem der Atomkraft eingehen, bis man eine bessere Lösung hat. Oder aber CO2 ist doch nicht ganz so schlimm und dann kann man mit ganz verschiedenen Möglichkeiten vorgehen, die ich vorziehen würde und vorallem kann man gelassener ans Thema gehen. 

Montag, 30. März 2020

Eidgenössischer und kantonaler Gebetstag gegen das Corona-Virus

Die EDU sammelt als Petition für einen eidgenössischen und kantonalen Gebets- und Besinnungstag am 8. April 2020, Gründonnerstag.

Ich empfehle, es zu unterschreiben. Dies geht einfach. Hier:

https://gebetsaufruf.ch/

Petition an den Bundesrat der Schweizerischen Eidgenossenschaft sowie an die Regierungen der Schweizer Kantone
«Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in dieser Krise zu stärken, bitten wir Landesregierung und Kantonsregierungen mit dieser Petition, am 9. April 2020 – einen Tag vor Karfreitag – eine staatlich verkündete Zeit der Besinnung und des Gebets festzulegen.»

Heute habe ich Jeremia 9 gelesen. Dieses alttestamentliche Buch teilen wir Christen mit den Juden. Es hat uns viel zu sagen. Obwohl ich glaube, dass wir (noch) nicht ganz so schlimm sind, sehen wir doch schon Anzeichen, wie wir in dieser Krise einen Schritt zur Unterentwicklung gemacht haben. Ganz im Gegensatz zu entwickelten Ländern wie Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong. Diese Länder haben vernünftig auf das Problem Corona gesehen und entsprechend gehandelt. Selbst Südkorea mit anfänglich sehr vielen Infizierten hat es unter Kontrolle. Wir aber wollten das Problem in unserem postmodernen Antintellektualismus nicht sehen. Wie Pipi Langstrumpf wollten wir die Welt nach unseren Wünschen haben, anstelle mannhaft zu sehen, was ist und zu tun wäre. Nun müssen wir durch die Probleme lernen. Hoffen wir, dass wir das können.

Interessant ist, dass vor 17 Jahren, im Jahr 2003 SARS-CoV-Virus wütete. Da es viel tödlicher als das aktuelle COVIC-19 war, lag die Sterblichkeit bei 9 oder 10%. Es konnte  sich glücklicherweise nicht so ausbreiten.Eigentlich wussten unsere Spezialisten, dass sich eine ähnliche Erkrankung wieder ausbreiten wird. Und tatsächlich hat der SARS-CoV2 Virus - laut einer Studie vom März 2020, eine starke Ähnlichkeit: Es ähnelt dem der SARS-Virusstamm Ra&G13 zu 96,11%.Ich zitiere: "Würde man jedoch die gleiche Methode anwenden, wie sei Evolutionsbiologen beim Vergleich der Gene von Mensch und Schimpanse anwenden (d.h. die Insertionen werden nicht als Unterschiede gezählt) wären die Genome beider Viren zu mehr als 99 Prozent gleich." (meine Anmerkung: Ich habe an anderer Stelle mal von 80% Ähnlichkeit gelesen.) Da es üblich ist, dass sich solche Viren mit der Zeit in der Wirkung abschwächen und dafür ansteckender werden, erwartete man eine solche Krankheit. Es stellt sich nun die Frage, warum man in den 16 Jahren zwischen 2003 und 2019 keine Therapie und kein Impfstoff dagegen entwickelt hat. (Quelle: www.genesisnet.info/). Wir waren also nicht nur zuwenig gegen die direkten Folgend Corona vorbereitet, wir haben es sogar unterlassen medizinisch entsprechende Entwicklungen einzuleiten, mit denen wir die Toten und wirtschaftlichen Fälle verhindern hätten können. Schade. Aber hinterher ist man immer klüger, wenn man bereit ist daraus zu lernen. Es zeigt, wenn wir unsere grossen Möglichkeiten nicht weise einsetzen, nützen sie uns gar nichts.
(In den letzten Tagen hatte ich Kontakt mit einer Ärztin, die feststellte, dass ein Impfstoff nur Sinn macht, wenn der Virus sich nicht verändert. Corona verändere sich schneller aber weniger stark als andere Viren. Vor wenigen Tagen habe Südkorea festgestellt, dass 91 Personen zum wiederholten Male krank wurde. Man hofft, dass sie die erste Infektion nicht richtig ausgeheilt hatten. Der Schlimmste Fall wäre aber, dass sie wirklich gesund gewesen waren und sich nochmals infiziert hätten. Wäre dies der Fall, dann hätte man natürlich kein Impfstoff entwickeln könne. Dann könnte man überhaupt kein Impfstoff entwickeln! Vielleicht höchstens ein Wirkstoff, der unser Immunsystem halbherzig auf den Virus vorbereitetet. Aber selbst das hängt von Faktoren ab, die ich zur  Zeit nicht ganz verstehe. (Antiköper kann man zum Beispiel im Blut nachweisen. Damit sie aber wirksam sind, müssen sie auch am Ort des Geschehens wirken. Corona wird durch die Schleimhäute aufgenommen und nicht im Blut. Daher müssten diese Antikörper im Blut gewisse Voraussetzungen haben, damit sie auch am Ort des Geschehens wirksam sind. Aber  wie erwähnt, das verstehe ich zur Zeit noch nicht so ganz und erwähne es vollständigkeitshalber.)

Jeremia 9:23: 
"sondern wer sich rühmen will der rühme sich dessen, dass er Einsicht habe und mich erkenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn an solchem habe ich Wohlgefallen, spricht der HERR."

Das Kapital begann: 

"Oh dass ich in der Wüste eine Wanderherberge hätte, dass ich mein Volk verlassen und von ihm wegziehen könnte! Denn sie sind alle Ehebrecher und ein treuloser Haufe. Sie haben ihre Zunge wie einen Bogen gespannt; mit Lügen und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig geworden auf Erden; denn von einer Bosheit gehen sie zur andern über, - mich aber kennen sie nicht spricht der HERR.
Ein jeder hüte sich vor seinem Nächsten, und keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder übt Hinterlist, und jeder Nachbar geht als Verleumder umher. Einer betrügt den andern, und die Wahrheit reden sie nicht ;sie haben ihre Zungen ans Lügen gewöhnt; sie ermüden sich mit Unrechttun." (Jeremia 9,1 bis 4)

Was für eine Kritik an der Kirche und ihren Mitgliedern. Vermutlich sind wir noch nicht so weit. Aber wir sind alle Sünder und haben uns schon treulos verhalten. Dafür ist Jesus gestorben. Die Vergebung zu erbitten - für uns persönlich und auch für unsere Eidgenossenschaft (und vielleicht  auch für den Westen) - ist sicherlich angebracht. 

Es ist gibt ein abergläubisches Beten, indem man glaubt, man müsse Gott mit viel Reden oder frommen Übungen oder religiösen Gefühlen manipulieren. Ich hoffe, dass ein solcher Gebetstag genau das nicht wird (sofern wir in unserer postchristlichen Zeit überhaupt noch fähig dazu sind). Gott lässt sich nicht manipulieren. Es hat auch nichts mit Zauberei zu tun. Gott ist der Herr. Er ist heilig. Sein Sein ist höher als unser Denken. Wir denken, er handelt. Er lässt sich aber bitten, weil er uns, die Sünder liebt und für uns gestorben ist und er für seine Kinder - in allen Problemen - einen guten Plan hat. 

"Wer ist so weise, dass er dies erkenne? Und zu wem hat der Mund des HERRN geredet, dass er es kundtue, weshalb das Land zugrunde geht und warum es verbrannt ist gleich einer Wüste, die niemand durchwandert?" (Jeremia 9,11) 

Wie gesagt: So schlimm ist es noch nicht. Aber es  ist immer gesund, sich zu besinnen und zur Vernunft zu kommen. Die Krise könnte nichts mit einem Fehler zu tun haben. Aber könnte es sein, dass wir nicht genügend vorbereitet waren? Haben wir im postmodernen Konstruktivismus nicht auch blauäugig gehandelt? Haben wir nicht die Versuchung, nicht die Wahrheit zu suchen, sondern Wunschdenken glauben zu wollen? Lassen wir uns mehr von habsüchtigen Zielen leiten anstelle von lebensfördernden Zielen? Sind wir fähig, Probleme klar anzusprechen und aus ihnen Chancen zu machen oder neigen wir zum Fatalismus? Beten wir unsere Werke an (Jeremia 1,16)? Strafen und züchtigen wir uns selber mit unserer Bosheit (Jeremia 1,19)?

PS: Ich glaube nicht, dass jede Krankheit oder Problem direkt ein Fluch wegen einer Sünde ist. Gerade das Buch Hiob im Alten Testament zeigt uns, dass es viel komplexer ist. Es gibt noch viele andere Gründe, die wir nicht wissen. Darunter fällt auch, dass Gott unser Glaube prüfen kann, obwohl er uns nicht versucht (s. Jakobus). Jeremia aber muss über die Fehler der Kirche (hier alter Bund) predigen. Aber gerade an ihm sieht man, dass er leidet, weil er mit Gott geht. Es kann laut dem Neuen Testament auch ein Zeichen unseres echten Glaubens sein, das wir Schwierigkeiten und Verfolgung erleben. Daneben gibt es "Schicksalsschläge", die uns sehr lange unklar bleiben werden.
Dennoch kommt jedes Übel von dieser Welt letztendlich von der Sünde, weil jede Sünde auch sein Fluch nach sich zieht. Der Sündenfall  war und ist der grösste Bruch in der Menschheitsgeschichte. Darunter leiden nicht nur wir Menschen, sondern die ganze Schöpfung. Und auch diese wartet unter seufzen auf ihre Erlösung (s. Römerbrief). Jesus nahm all diese Flüche auf sich, indem er am Kreuz zum Fluch wurde und für uns die Sünde sühnte. Das ist das grösste Wunder, dass Gott an uns tut. Ein bedingungsloses Geschenk, d.h. reine Gnade.

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass  er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
 Den Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.
Wer an ihn glaubt, wir nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, das das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.
Denn wer Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind." (Johannes 3,16 bis 21)

Iesus portans spineam coronam

In Johannes 19,5 steht:

"Nun kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Und er spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!"

Der Originaltext ist in Griechisch gehalten. Die lateinische Übersetzung - die lange in der Westkirche sehr populär war und leider gegen Ende des  Mittelalters überbewertet wurde - bedeutet "Jesus trug die Dornenkrone": "Iesus portans spineam coronam."

Jesus trug für uns die Dornenkrone.

An anderer Stelle heisst es: Jesus trug für uns die Krankheit (s. Matthäus 8,16).

Es ist eine Eigentümlichkeit, dass der aktuelle Virus unserer aktuellen Krise einer Krone ähnelt und darum Corona heisst. Wir können also auch sagen:

Jesus trug das Corona für uns ans Kreuz. (Coronam ist der Akkusativ)

Er trug unsere Krankheit, unsere Schuld und Sünde ans Kreuz. Längerfristig geht es uns in Christus gut, auch wenn es hier recht schwer wird. Das macht mir Mut und darf auch Ihnen Mut machen. In Jesus sind wir sicher, auch wenn wir leiden und sterben sollten. Denn er ist ist die Auferstehung und das Leben. Er bezahlte unsere Schuld und macht uns zu Kindern Gottes, die in seiner Auferstehungskraft auferstehen werden. In Christus werden wir zur Herrlichkeit auferstehen und nicht zur ewigen Verdammnis. Warum? Verdient hätten wir dieses Geschenk nicht. Es ist reine Gnade. Es ist nur, weil Jesus es für uns tun wollte und wir das Geschenk nicht verweigern, sondern von ihm beschenken lassen und von ihm befreien und leiten lassen. (Wobei Gott sogar das Wollen wirkt. Darum gehört Gott allein die Ehre. Danke lieber Jesus.)

Hier sind diese Gedanken auch zu hören:
(Zur Zeit habe ich gerade etwas Husten. Aber ich glaube es sollte nicht gross stören.):



und noch auf Schriftdeutsch:




Donnerstag, 26. März 2020

Was ist ein Lutheraner

Hier ist eine Selbstdarstellung eines lutherischen Pfarrers. Interessant. Insbesondere auch wie er die Bekenntnisse gewichtet. Er hat sicherlich recht, dass jeder Christ ein Bekenntnis hat. Nur wer es schriftlich festhält, kann es auch anhand der Bibel überprüfen lassen (Ich würde wohl eher sagen, es ist dann klarer, weil offensichtlich dargelegt.). Zudem ist es ein Schutz. Und ich würde sagen, es ist wie eine Verfassung eines Staates mit vielen Details: Was will man? Was ist das Ziel? Es ist damit auch ein Rechenschaftgeben, über das, was man glaubt, was man hofft und was und warum man etwas tut oder nicht tut.
Es zeigt auch, wie man die Bibel verstanden hat.

Nun ist es aber so, dass nicht nur Lutheraner schriftliche Bekenntnisse haben. Reformierte, Baptisten, Täufer, Römisch-Katholische usw. haben dies auch. Allerdings gibt es auch Bewegungen, die einfach sagen, dass sie nur die Bibel haben. Praktisch kann dies bedeuten, dass sie ihr Bibelverständnis mit der Bibel gleichsetzen. Oder es kann auch bedeuten: Das sie mal das und dann wieder das Gegenteil glauben. Und das ist nicht optimal. Bei der ersten Variante vergisst man, dass wir als Menschen uns irren können. Bei der zweiten Variante vergisst man, dass Wahrheit nicht situativ und relativ ist. Nur unsere Wahrnehmung der Wahrheit ist relativ, weil nicht immer objektiv. Daher denke ich, das folgende Reihenfolge aus der Reformationszeit "verhäbt": 

1. Bibel
2. Kirchenväter usw.
3. Reformatoren
4. Meine Erkenntnis

Auch ein Johannes Calvin setzte sich nicht über die Bibel oder die Kirchenväter. Ganz im Gegenteil. Es mutet manchmal etwas kurios an, wenn in gewissen Streitfragen die römisch-katholische Kirche sich auf Kirchenvätern stützen und Calvin dann mit Kirchenvätern entgegnet. Der grosse Unterschied dabei ist, dass die römische Kirche die Bibel, Kirchenväter, Konzile und bestimmte Traditionen auf die gleiche Ebene wie die Bibel stellen. Darum konnte Calvin sagen, dass die Kirchenväter dies nie gewollt hätten. Sie wollten anhand der Bibel überprüft werden! 

Zudem haben wir in der Schweiz die spezielle Situation, dass die meisten reformiert-evangelischen Landeskirchen kein bindendes Glaubensbekenntnis mehr haben. Im 19. Jahrhundert wurde das Zweite Helvetische Bekenntnis durch den Einfluss der Radikal-Liberalen abgeschafft. Sie wollten eine aufgeklärte Kirche. Das führte zu grossen Auseinandersetzungen. Je nach Landeskirche verlief es etwas anderes. Aber heute kann man sagen, dass je nach Kirchengemeinde verschiedene Überzeugungen herrschen. Und natürlich auch in den Kirchgemeinden selber gibt es manchmal starke Unterschiede. 

Die ref. Landeskirche des Kantons Thurgau hat sich eine Glaubensbekenntnis gegeben. Interessant wäre es zu analysieren, wie weit es traditionelle reformierte Inhalte bezeugt. (In Ungarn ist es so, dass das Zweite Helvetische Bekenntnis immer noch in Kraft ist. Ebenso in Oesterreich kann man auf das Augsburger Bekenntnis (= Lutherisch) oder das Zweite Helvetische Bekenntnis (= Reformiert) sich abstützten.)

Bei den Lutheranern sieht das anders aus, wie wir in diesem Beitrag sehen:





»Fides in periculis secura est, in securitate periclitatur, - der Glaube ist inmitten von Gefahren sicher, durch Sicherheit aber wird er gefährdet.«


»Fides in periculis secura est, in securitate periclitatur, - der Glaube ist inmitten von Gefahren sicher, durch Sicherheit aber wird er
gefährdet.« 


"Gott bewahrt uns, nicht, wie wir es mit dem Obst machen, das nur ein Jahr halten soll,
in Zucker, sondern wie das Fleisch, das für eine lange Seereise in Salz eingemacht wird. 


Wir haben in diesem Leben viel beißendes Salz zu erwarten, weil unser Gott beschlossen hat, uns auf ewig zu erhalten."

John Arrowsmith † 1659.



Diese Ermutigung habe ich von einem Freund erhalten und möchte ich allen weitergeben.

Samstag, 7. März 2020

Gnade oder Werke: Occam, Pelagius oder Augustin? Martin Luthers Befreiung


Luther war von der Gnadenlehre von Gabriel Biel, 1410 - 1495 (sein Buch die Sentenzen des Lombarden), der sich auf Occam stützte, in grosse seelische Nöte geraten. Obwohl Luther zeitweise dachte, es erreicht zu haben, schaffte er die geforderte Zerknirschung und selbstlose Liebe nicht. Mit der Zerknirschung, der contritio cordis, sollte man von der amor consupiscentiae = begehrenden Liebe zur amor amicitiae = Freundesliebe gelangen. Die erste Liebe bedeutet nur aus egoistischen Gründen und aus Furcht vor der Hölle zu lieben. Bei der zweiten Liebe denke man nicht mehr an sich, sondern nur noch an Gott. Das problematische war, dass man die zweite Art der Liebe mit dem Heil verband: Nur wer so Gott liebt, erfahre Absolution = Sündenvergebung. Erst wenn der Mensch diesen Zustand erreiche, erfolge die Eingiessung der Gnade (= infusio gratiae). Damit sei die persönliche und aktuelle Sünde vergeben und der Sünder wirklich gerecht. Aber es bleibe als unpersönlicher Restbestände die Erbsünde. Das ist – auch wenn das die römisch-katholische Lehre leugnet, praktisch das, was auch Pelagius im 5. Jahrhundert lehrte und von der Kirche als Irrlehren verurteilt wurde. Für Luther war der Occamismus (und versteckter Pelegranismus) eine psychische Hölle, weil er merkte, dass er das nicht konnte. Die Prädestination, ja Gott selber, schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Sein augustinischer Chefmönch Staupitz zeigte in dieser Not auf Christus. Nun begann Luther zu begreifen, dass die Pein und Qualen, die er erlitt, kein Zeichen der Verwerfung ist, sondern Gott arbeitet an ihm. Hier findet eine Identifikation mit Christus statt. Christi Leiden bringt seine Probleme und seine  Sünde ans Kreuz. Dafür war Luther Staupitz sein ganzes Leben dankbar. "Staupitz führt Luther aus der nominalistischen Busslehre an den Trost des Evangeliums (Christi Wunden) heran. Das ist Luthers erste "Bekehrung": Gnade und Trost des Gewissens haben nichts mit menschlichen Bussübungen zu tun, sondern mit dem gekreuzigten Christus. Durch ihn wirkt Gott das Heil allein." (Seite 38: 2000 Jahre Kirchengeschichte, 3. BAND, Sierzyn.) Das ist aber noch nicht die volle evangelische Freiheit, denn Staupitz glaubt neben der Gnade auch an das Heil durch Werke. Von dieser Halbheit wird Luther durch sein "Turmerlebnis befreit: Allein aus Gnaden. Gerechtigkeit Gottes erlangt man nur als Geschenk. Es ist eine passive Gerechtigkeit und keine aktive. Alle Gerechten der Bibel wurde die Gerechtigkeit von Gott geschenkt. Sie haben es sich nicht schaffen oder abverdienen können. Niemand kann aus sich so leben und lieben wie Gott der Vater und Christus und der Heilige Geist es kann. Daher können wir auch nur als Sünder zu Christus gehen. Christus macht alles neu, aus uns sind wir Sünder, die die Hölle verdient hätten. Wir selber sind aus uns nicht besser. Das ist eine grosse Freiheit: Wir dürfen ehrlich mit allem Misst zu Jesus, der daraus guten Dünger macht. Täglich kommt aus unserem Herzen Misst, den wir sofort Jesus übergeben dürfen. Dabei ist Gottes Wort, die Bibel unsere Heilsgewissheit. Weil in der Bibel uns das versprochen wird, dürfen wir sicher in Christus sein und nicht, weil wie es spüren. Gottes Heil zu schmecken ist in dieser Zwischenzeit bis zum zweiten Kommen von Christus "nur" eine Folge des Lesens und Vertrauens in die biblischen Verheißungen = Versprechen Gottes. Das ist auch ein grosser Unterschied zum Neuprodestantismus eines Schleiermacher. Schleiermacher und dessen Neuprotestanten irren sich, wenn sie meinen, eine besondere Not, Anfechtungen, Leid schaffe unsere Rechtfertigung. Auch die Idee einer besonderen Erfahrung, religiöse Gefühle, besondere Demut, Reue, Glaube, Sündennot schafft nie unsere Rechtfertigung oder unsere Heilsgewissheit. Denn all diese Erfahrungen sind selber nur relativ. Sie sind wackelig wie der religiös erfahrende Mensch generell. Wer ein solches Geschenk erhalten hat, muss sich dennoch auf Gottes Wort verlassen. (Sie sind sowieso nur Ausnahmen und die Abgrenzung zwischen von Gott gewirkt, psychischen Bewegungen und anderem nicht immer einfach.) Und wer keine besonderen religiösen Erfahrungen hat (was für die meisten gilt), muss darum auch nicht traurig sein. Vielmehr darf er dankbar sich alleine auf Gottes Verheißungen stützen. Luther sagt es treffend: "Die Worte Christi sind Sakramente, durch welche er unser Heil wirkt." (in einer Predigt von Luther, Weihnachten 1519).   Somit steht und fällt der Glaube mit dem Wort Gottes, der Bibel. "Und dieses Wort ist nicht das Produkt des frommen Selbstbewusstseins der Urgemeinde, das wäre modern gedacht, es ist Gottes schöpferische Tat selber." Gott zieht uns als Bettler seine Gerechtigkeit wie ein neues Kleid an.