Freitag, 8. August 2014

Jüdische Hochzeit

Himmlische Lust & koscherer Sex:Was Sie schon immer über Liebe und Ehe bei den Juden wissen wollten


Diese interessante Sendung über eine jüdische Hochzeit ist sehr beeindruckend.

Der Rabbiner erklärt, dass die Sexualität vor dem Sündenfall schon von Gott geschenkt wurde. Das lasse ein besonderes Licht darauf fallen. 

Ich vertrete die gleiche Meinung und fühle mich in meiner bisherigen Auslegung der Bibel bestätigt. Interessant ist, dass sich bei uns im Christentum, zumindest zum Teil, eine andere Meinung eingeschlichen hat, die nicht aus der Bibel abzuleiten ist. Bereits Paulus - als er Christ geworden ist - musste sich gegen solche Irrungen wehren... Die Sexualität ist auch nicht nur zum Kinderbekommen gedacht, sondern dass sich Ehemann und Ehefrau sehr nahe kommen, aneinander Freude haben, nonverbal Kommunizieren und etwas körperlich ausdrücken, dass tief in die Seele geht: Eine ganz besondere Einheit. In der Psychologie redet man von der Eheperson.

Interessant ist auch die jüdische Definition für Kosherer-Sex. 
Irgendwo muss ich von Johannes Calvin gelesen haben, dass er meinte, dass Sexualität in der Ehe heilig ist. Im Judentum wurde dies - laut diesem Film - sehr viel genauer definiert. Mir gefällt die freiere Art besser.

Der Film hat mich tief berührt. Besonders am Schluss, als die drei wichtigsten Frauen für den Ehemann sieben Mal um ihn liefen: Seiner Schwieger-Mutter, gefolgt von seiner Braut und seiner Mutter.

PS: "Ich glaube viele wünschen sich einen treuen Partner in einer Ehe, der ihn versteht und zu ihm hält. Leider leben wir in einer gefallenen Welt (Sündenfall) und es ist nicht mehr ganz so einfach. Man sieht alleine in diesen jüdischen Traditionen, wie diese Traditionen zu einer solchen treuen Leben helfen können. Luther hat dazu noch ein gutes Rezept (ein sehr allgemeines Rezept) gegeben, wie wir mit unseren Neigungen umgehen können:

"Du kannst nicht verhindern, dass Vögel über deinem Kopf fliegen, aber du kannst sie dran hindern, dass sie auf deinem Kopf ein Nest  bauen."

Interessant zu diesem Thema ist auch die ultraorthodoxe Variante, welche im 
Bericht: 

Mein neues Leben in Jerusalem - Eine Deutsche unter orthodoxen Juden

gezeigt wird: 

Was mich sehr beeindruckt hat: Es gibt also eine Lebensform, wo der Mann die grösste Zeit im Studium verbringen kann und trotzdem eine liebe Frau und viele Kinder haben kann ... Ich beneide ein wenig diese ultraorthodoxe Männer. Meine Frau meinte zwar, dass ich mich aber nicht "nur" auf das Studium der Bibel beschränkten würde  ... Da hat sie recht. Wie hiess es doch früher: In der Bibel studiert man Gottes Wort, in der Natur die Schöpfung Gottes. Und letztendlich ist sogar das Arbeiten ein Gottesdienst - oder sollte es seit dem Kommen Jesus zumindest sein (Allerdings gilt wohl auch hier das "jetzt schon und noch nicht", also ein Spannung in dieser Zwischenwelt. Der Himmel ist schon da, aber das Alte ist auch nicht ganz abgetan. 
Zumindest der Gedanke soviel Zeit zu haben, um zu denken, zu lesen, zu lernen (und dies auch in fröhlicher Gemeinschaft), zu diskutieren ...- Ist schon faszinierend. 

Interessant sind auch die Eltern der Familie, die sich ganz bewusst für dieses ultraorthodoxes Leben entschieden haben. Sie leben verhältnismässig frei, trotz dieser vielen Geboten (Die übrigens nicht alle in der Bibel stehen. Da gibt es Auslegungen und zusätzliche jüdische Schriften. Ich vermute, dass das Judentum um die eigentliche Gebote Gottes noch einen weiteren Zaun gemacht hat, so dass man sicher nicht die eigentlichen Gebote übertritt. Aber ob dies Gott genau so gemeint hat?) 

Auf jedenfall ist dieses ultrorthodoxe Leben, wie es die Eltern verstehen, sicherlich eine bewusste Art, sich vom Materialismus zu befreien. Bei einem Sohn jedoch glaubte ich Aengste zu hören, dass er diesen ultraorthodoxen Weg verlassen könnte. Dies könnte ihn - ganz im Gegensatz zu seinen Eltern - sich sehr stark zurückziehen und vielleicht hart werden lassen, gegen andere Lebensmuster. Im Film selber ist er sehr symphatisch - und wie gesagt - ich beneide ihn ein wenig, dass er soviel Zeit zum Studium hat + mit seiner lieben Frau ein so liebes Kind haben darf.

Auf der anderen Seite finde ich es originell, wie sie mit gewissen Versuchungen unserer Zeit umgehen: Ein koscheres Natel zum Beispiel, ist ein Natel, mit dem man nicht ins Internet gehen kann.

Es nehme mich wunder, wie diese Lebensform die Feministinnen beurteilen. Denn eigentlich wird bei ihnen die Frau besser auf das Leben hier auf der Erde und für die Arbeit vorbereitet als die Männer. Ueberhaupt ist das ganze irgendwie eine ganz andere Art zu leben, als ich es je gehört oder gesehen habe. Faszinierend. Und auch hier sieht man, dass es Menschen sind, die lieb zu einander sind - in einer ganz anderen Welt. Und doch ist sie mir als Christ nicht ganz fremd. Einfach überraschend anders. 

Was mich ebenfalls beeindruckt hat, ist die Freude der Mutter (oder muss ich sagen der Grossmutter) an der Familie, am Zusammensein und an jedem einzelnen Kind. Da wird die Grösse der Wohnung zweitrangig. Dafür hilft der Vater beim Zusammenbau des Ehebettes. Und die Grossmutter (die gar nicht wie eine Grossmutter wirkt, sondern eben wie eine Mutter) blüht in diesem Umfeld auf und ist mehr als zufrieden: Für sie sind die Kinder ihr Erfolg. Nun könnte man natürlich fragen, ob sie den Materialismus aufgegeben haben, aber nicht das Leistungsdenken?

Und nochmals: Die Zeit zum studieren, welche die Männer haben, dass ist schon beeindruckend...

Natürlich gibt es auch so Menschen, die Zeit zum Denken hatten: C. S. Lewis als Oxford Professor zum Beispiel. Aber er gehört zu einer kleinen Schar von Studierten, die dies professionell "zugesprochen" wurde. (Obwohl er natürlich schon als Kind Altgriechisch lernte und die alten Sagen verschlang und daher aus einem gewaltigen Reichtum an Literatur aus vielen Jahrhunderten schöpfen konnte.). Auch von Jonathan Edwards habe ich gelesen, dass er sich die Zeit zum Studium herausnahm. Er war Prediger in einer puritanischen Gemeinde in den nordamerikanischen Kolonien, ich glaube in Neu England. Vermutlich war er einer der wichtigsten Denker seiner Zeit, wenn nicht der Gelehrteste in Nordamerika. Jemand meinte zwar, es wäre noch mehr möglich gewesen, wenn er kein Calvinist gewesen wäre. Aber diese Historikerin vergisst vermutlich, dass seine Gelehrsamkeit viel mit seinem Glauben und seiner Weltvorstellung zu tun hatte: Sie war der Ausdruck seines Glaubens, die viel positiver daher kam, als heutige Evangelikale mit ihrem Dispensationalismus. Er verschaffte sich die Studierzeit, indem er gegen die allgemeine Erwartung ein nicht ganz so guter Bauer war und indem die Menschen zu ihm in die Seelsorge kamen, anstelle dass er zu ihnen Heim ging. Zudem ritt er gerne aus und verbrachte viel Zeit in der Natur, um zu Beten und zu Denken. - Nebenbei hat er dadurch auch vereinzelte naturwissenschaftliche Arbeiten geschrieben. Er hatte dort einfach Ruhe zum Beten und Denken. Diese Gedanken notierte er sich und fügte sie dann zu Büchern zusammen, die heute noch gelesen werden. Auch dieser Jonathan Edwards hatte viele Kinder ... und fand doch viel Zeit zum Denken und Beten. Denken und beten ist übrigens eine sehr gute Kombination.

Dann gibt es noch die Denker, wie Augustinus, die aber keine Familie hatten. Zuerst wollte ich schreiben, dass er keine Kinder hatte, aber das ist natürlich nicht war, er wurde Vater durch seine Liebesbeziehung zu seiner Freundin. Damals war er noch Heide und noch lange nicht Christ. Sein Weg führte ihn über eine christliche Sekte zum Christentum. Ein Weg, dass ihn geschmerzt haben musste. Denn er glaubte all diese Glauben wirklich und musste erkennen, dass sie nicht wahr waren. Das machte ihn zwar zu einem besonders guten Theologen, denn er wusste von was er redete und dachte, aber er hätte sich ein anderes Leben gewünscht ohne diese Irrungen. Daher kommt wohl auch seine Ueberbetonung der Buschi-Taufe. Wenn er als Kind bereits getauft worden wäre, dann wäre er ... und hätte nicht ... Vielleicht hat er sogar recht. Wenn nicht nur seine Mutter, sondern auch der Vater für Christus gelebt hätte, hätte er einen anderen Lebenseinstieg erhalten ... 
Damals durften Priester verheiratet sein. Leider war schon das zölibatere Leben des Klerus als ein besonderes Ideal in den Köpften. (Heute wird manchmal unter den Protestanten das Ledig sein zuwenig gewürdigt: Das gesunde Mittel ist auch hier nicht immer ganz einfach zu erreichen. Wir Menschen neigen immer wieder von einer Seite des Pferdes hinunterzufallen. Denn auch ein lediges Leben ist in Gottes Augen wertvoll. Aber eben auch das verheiratete. Paulus versuchte dies einmal in Worte zu fassen und die römisch-katholische Kirche nahm dieses Lob über das Ledigsein ohne all die vielen Bibelstellen der Achtung und Sinnerfüllung der Ehe gleich zu schätzen. In diesen Filmen merkt man etwas von der tiefen Normalität und gleichzeitiger HOCH-Zeit der Ehe.) 
John Piper meint, dass hier (die Lehre über die Struktur der Kirche) der Schwachpunkt von Augustin lag: Er konnte nur schlecht griechisch und beinahe kein Hebräisch. Hier hätte Augustinus wohl noch viel von den Juden lernen können... Auch die Achtung vor dem ehelichen Leben. (Während wir alle sehr viel über die Gnade bei Augustinus lernen können.)

Nichts desto Trotz war Augustin natürlich ein  besonders begnadeter Lehrer der Gnade. John Piper nennt das ein Trost für alle, die kein Griechisch und Hebräisch können. Aber es hat Augustin wohl in seiner Lehre der Kirche etwas gehemmt, auch beim Thema der Kirchengestaltung, hätte in Griechisch und Hebräisch weiter in die Tiefe des Wortes Gottes eindringen lassen. (Allerdings war auch für Augustinus klar, dass er mit dem Bischof von Rom gleichgestellt war. Oder wie es die alte reformierte Lehre sagt: Alle sind gleich, nur die Funktion ist unterschiedlich. Ein Muster von Johannes Calvin dazu:

"Die so geregelte Regierungsweise haben einige als 'Hierarchie' bezeichnet: Das ist nach meiner Ansicht ein unpassender, jedenfalls der Schrift ungewohnter Name. Denn der Heilige Geist hat verhüten wollen, dass sich jemand, wenn es um die Regierung der Kirche geht, eine Obergewalt oder eine Herrschaft erträumt. Wenn wir aber die Bezeichnung weglassen und allein die Sache anschauen, so werden wir finden, dass sich die Bischöfe der Alten Kirche keine Gestalt der Kirchenleitung haben erdenken wollen, die anders gewesen wäre als die, welche Gott in seinem Worte vorgeschrieben hat." (aus Institutio IV, 4,4) und was er darunter verstand, erkennt man bis heute in den reformierten Kirchen: ein "Klerus", der von einer Kirchenpflege oder Aeltestenrat (oder Presbyter, darum werden in der angelsächsischen Welt die reformierten Kirchen, presbyterianische Kirchen genannt.) betreut wird und einer Gemeindeversammlung, die durch die Schulung der Leiter so verantwortungsvoll sind, dass sie denn "Klerus" und die leihen Leiter wählen. Dabei sind Leiter immer Diener. Die "Leihen" erhielten dadurch enormen Einfluss und dies löste bis heute eine grosse Dynamik aus. (Wenn auch die deutschen Lutheraner um 1900 Hundert über die reformiert geprägten Länder sich beklagten: Die Diskussieren immer soviel. Wir im Deutschen Reich haben klare Verhältnisse. Und auch heute scheint mir diese Tendenz der "klaren Verhältnisse" gegeben. Weil es soviel einfacher ist, hierarchisch zu leiten. Aber man vergisst, dass dabei eine grosse Dynamik und ein grosses Mittragen verloren geht. Menschen, die aus Ueberzeugung mitmachen, weil sie Ernst genommen werden und sich dadurch mitverantwortlich fühlen, ist etwas ganz anderes als passive Abwinker. Doch dies erfordert für die Leiter ein hohe Kompetenz im sozialen Verhalten: Sie müssen andere Meinungen würdigen können und sich manchmal auch diesen unterordnen. Das fällt natürlich jenen Leiter besonders schwer, die Leiter geworden sind, weil sie sich nicht unterordnen wollen... Aber gerade dies macht ihre Führungsbegabung viel wertvoller, wenn sie lernen, sich auch einmal unterzuordnen. Diese Unterordnung müsste natürlich für Diener normal sein...)
Ein Vorsitzender oder Leiter ist immer der Diener dieses Gremiums, der nicht macht, was er will, sondern was gemeinsam beschlossen worden ist: Es sollte ein gemeinsames Hören auf Gott sein. 

"Aber der Bischof hatte nicht einen solchen Vorrang an Ehre und Würde, dass er etwa über seine Amtsgenossen die Herrschaft ausgeübt hätte. Er führte vielmehr in der Versammlung der Presbyter ein Amt, das den Aufgaben des Vorstehers (consul) im Rat (senatus) entsprach: Der soll bekanntlich über die Geschäfte berichten, die Meinung der anderen erfragen, ihnen mit Rat, Ermahnung und Ermunterung vorangehen, mit seiner Autorität die ganze Verhandlung leiten und schliesslich ausführen, was im gemeinsam Rat beschlossen ist." (aus Insitutio IV,4,2).

Nun bin ich ein wenig abgewichen vom Thema. Mancher wird sich fragen, wie kann man vom Thema Sexualität auf dieses Thema kommen. Wir finden vielleicht ein wenig den Zusammenhang, wenn wir an das Thema der Vermeidung des Machtmissbrauchs denken. Im Prinzip war dies ja eines der grossen Themen der Reformation. Dies gehört auch in den Bereich der Sexualität. Und es ist interessant, dass die Bibel in diesem Zusammenhang von dem sich untereinander unterordnen spricht, bevor sie auf die Details eingeht. Damit ist gemeint, dass man nicht nur seine eigene Wünsche sehen soll, sondern auch jene des anderen. Im ersten Film wird dies ebenfalls angesprochen. Beim Ehemann kann dies aber noch weiter gehen. C. S. Lewis meint dazu, dass gerade in einer problematischen Ehebeziehung der Mann besonders nahe am Ideal des Hauptes der Ehe kommen könne, indem er wie Jesus Haupt ist, dass heisst, dass er durch seine Liebe zu seiner Frau, ihr Schönheit, Respekt und Würde gibt, auch wenn sie es aus sich heraus nicht leben kann. Er beschreibt das sehr schön. Für unsere Gesellschaft, die sich durch Leistung definieren will, ist dies natürlich schwer verständlich. Es geht darum, dass Jesus seine Gemeinde liebt und somit der Gemeinde/Kirche eine Herrlichkeit gibt, die sie aus sich nie hätte. Gott liebt uns ohne dass wir ihm etwas geben könnten. Dafür gibt er uns alles. Dieses Bild verwendet die Bibel für die Ehe.Praktisch ist dies natürlich eine Ueberforderung des Ehemannes. Aber auch hier kommt die Gnade und Hilfe Gottes zum Tragen! Wir sind als Christen auch mit unseren Unzulänglichkeiten ein Zeuge für Gottes Gnade. Das ist nicht heroisch. Es ist viel mehr demütigend für uns. Aber dies bedeutet aus Gnade errettet zu sein. 

Im ersten Film wird erwähnt, wie positiv die Bibel die Ehe, die Vertrautheit und die Sexualität betrachtet. Was nicht gesagt wurde (wenn ich mich richtig erinnere): Im Alten Testament ist die Ehe sogar das Bild zwischen der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk Israel und im Neuen Testament zwischen Jesus Christus und seiner Kirche/Gemeinde. (Wobei man - nach meiner Meinung - Israel, Jude, Kirche und Christ in einem gewissen Sinne synonym verwenden könnte. Besonders wenn wir Christen die unschönen Worte Gottes lesen, sollten wir Christen uns dazu gesellen und nicht nur, wenn die schönen Bibelstellen erklingen. Auch wenn im neuen Testament Pharisäer oder Jude genannt wird, können wir einfach Christ lesen, und es gibt für gewöhnlich den gleichen Sinn. Auf jedenfalls fühlen wir uns dann als Christen angesprochen, wo wir uns manchmal gerne nicht angesprochen fühlen würden... Aber so beginnt die Demut.)






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