Sonntag, 26. April 2015

Ulrich Wilckens zur Implodierung der Evangelischen Kirche

Ulrich Wilckens, heute 86,  war Uniprofessor und Bischof des  Sprengels Holstein-Lübeck d3r nordelbischen  Kirche. Zuvor lehrte er als Professor für Neues Testament in Marburg, Berlin und Hamburg.

Im ideaSpektrum 14.2015 ist ein interessantes Interview von ihm. 

Darin kritisiert er sich selber: "Im Nachhinein denke ich: Ich hätte mehr tun sollen, ..." Bereits als Bischof (1982 bis 1991) beklagte er:"Die Glaubenssubstanz verdunstet. Es gibt immer mehr Menschen, die vom christlichen Glauben kaum etwas wissen, die mit ihm im eigenen Leben nichts anfangen können und dies auch nicht wollen. Bis tief in die Mitgliedschaft in unserer Kirche hinein reichen solche Empfindungen praktischer Bedeutungslosigkeit des christlichen Glaubens." Und heute sei es noch schlimmer geworden: "Wir könne nicht 2017 das Reformationsjubiläum feiern - wir müssen uns selbst reformieren lassen! Alle frommen Gruppen, die bisher ihre eigenen Vorgarten gepflegt haben, müssen dafür zusammenarbeiten. Dann würde deutlich, dass es viel mehr fromme Menschen gibt, als öffentlich angenommen wird. Wenn sich nur alle einigen würden!"

Seine Frau, die ebenfalls  Theologin ist, musste in ein Pflegeheim. Er selber gehe nun auch auf die letzte Zielgerade zu. Auf die Frage: "Ist das für sie ein beunruhigender Gedanke?" antwortet er:

"Nein, aber es kann gut sein, dass das noch kommt. Keiner weiss, was morgen ist. Ich lege jeden Abend mein Leben in Gottes Hände - er möge es mit mir machen, wie er will. Und wenn das,was kommt, auch noch so schmerzlich sein könnte: Es gibt die Auferstehung! Darauf hoffe ich."

Er hat nun zweimal erlebt, dass er nahe am Tod war. Als er sich zur Wiederwahl als Bischof stellte, wurde er sterbenskrank: Bauchspreicheldrüsenkrebs, der normalerweise zum Tod führt. "Zu meiner verwunderten und grossen Freude starb ich nicht, sondern wurde wieder gesund. Mir wurde das Leben erneut geschenkt." Damit änderte sich auch seine theologische Haltung. Er schrieb dann 6 Bände einer umfassenden Theologie des Neuen Testaments. Interessanterweise wurde diese von den Professorenkollegen totgeschwiegen und es gibt kaum Besprechungen.

Darauf nimmt er Bezug auf ein vorgängiges Zitat von Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781): "Dass ist der garstige breite Graben, über den ich nicht kommen kann, sooft und ernstlich ich auch den Sprung versucht habe." Damit ist gemeint, dass Lessing nicht wie Wilckens arbeiten und denken konnte. Wilckens dazu: "Zum einen meine historisch-exegetische Arbeit, zum anderen die ständige Erfahrung im Herzen, dass der lebendige Christus in mir wirkt."

"Es ist eben doch der 'garstige breite Graben', der viele Theologen im Gefolge der Aufklärung und der Entmythologisierung der Bibel durch Rudolf Bultmann (1884 - 1976) in einem radikal kritischen, liberalen Denken gefangen hält. Sie trägt atheistische Züge in sich und  breitet sich immer weiter aus. Ich habe diese Entwicklung in meinem jüngsten Buch 'Kritik der Bibelkritik' thematisiert. Nach meinem Eindruck halten es viele Theologen nicht für nötig, sich damit auch nur auseinanderzusetzen.

An welcher Stelle ist die Theologie falsch abgebogen?

Seit der Aufklärung wird der Glaube weitgehend als etwas im Menschen Gemachtes - als subjektive Religiosität - verstanden. Das Gegenüber Gottes ist verschwunden. Die Theologie braucht deshalb - ebenso wie die Kirche - eine tiefe Erneuerung. Wir brauchen die Neuentdeckung der Wirklichkeit Gottes."

Er selber hat gemerkt in Gesprächen mit Kommunisten, dass dies  eine wirkliche Kraft ist.

Gebet
Lieber Heiland, Altbischof Wilckens spricht aus, was ich schon lange spüre. Schenke Deine Kraft, dass wir vernünftig und weise werden. Vergebung und Heilung erfahren und unser Leben mit Deiner Hilfe freudig und sinnvoll bis zu unserem Tod - oder Deinem zweiten Kommen - leben können.
Amen


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