Mittwoch, 19. August 2015

Ruth

Ruth

Es ist gut, dass dieses Buch nach dem Buch Richter in der Bibel eingegliedert ist. Es zeigt, dass nicht nur diese Abwärtsspirale zur Zeit der Richter herrschte. Die grosse Geschichtsschreibung erfasst nicht alles. Das Buch Ruth macht nun noch einen ganz anderen Blick frei auf die Zeit der Richter, indem sie uns  die Geschichte von Ruht und Naemi, ihrer Schwiegermutter zeigt.

Während das Buch der Richter praktisch zeigt, wohin es führt, wenn man die Bibel nicht liest – und damals war die Bibel ja noch sehr klein – macht diese Realität uns klar, dass das Volk ohne gesunde Lehre zu Grunde geht. Selbst die Versuche Recht zu tun, werden dann von unserem verwirrten Herzen entstellt. Es ist, als ob der gefallene Mensch mit dem Guten und der Freiheit, die uns Gott gibt, nicht umgehen kann.

Im Buch Esther wird erzählt, wie Elimelech mit seiner Frau Naemi und seinen beiden Söhnen aus Bethlehem-Juda nach Moab zog. Sie flohen vor einer Hungersnot. Dort im Lande Moab, im heidnischen Ausland heiraten die zwei Söhne je eine moabitische Frau: Orpa und Ruth.

Leider sterben alle Männer dieser Familie. Das war emotional und finanziell sehr schlimm. Damals gab es ja noch keine Sozialfürsorge im heutigen Sinne. Da wollte Naemi zurück nach Israel. Die Schwiegertöchter hatten sie sehr lieb gewonnen und wollten mit ihr gehen. Doch Naemi wollte nicht, dass sie ihr schweres Los teilen sollten. Sie Schwiegertöchter waren noch jung und konnten noch gut eine neue Ehe eingehen und so Glück erfahren.

Nach langem hin und her ging Orpa. Doch Ruth war nicht zu ihrem Glück zu bewegen. Vielmehr sagte sie: „Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!“ (Ruth 1,16b).

Als sie in Bethlehem ankamen, wurde Naemi wiedererkannt. Und nun ist es interessant was sie sagte:
„Voll zog ich aus, aber leer ha mich der HERR wieder heimgebracht. Warum heisset ihr mich denn Naemi, da doch der HERR mich gedemütigt und der Allmächtige mich bertrübt hat?“ (Ruth 1,21)

Es ist erstaunlich, wie klar Naemi die Allmacht Gottes war. Sie glaubte nicht an einen Gott, der wie ein Weihnachtsmann nur immer unsere Wünsche erfüllt. Leider haben im 19. Jahrhundert einige deutsche Theologen diesen Weihnachtsmann Gott kreiert. Logischerweise bekamen sie damit ein Problem mit dem Bösen in der Welt. Damit sie ihren Weihnachtsmann retten konnten, erklärten sie, dass er nicht Allmächtig ist, da er ja nicht hinter allem stehen könne. Naemi glaubte nicht an diesen Weihnachtsmann-Gott. Sie wusste, dass letztendlich hinter allem Gott stand. Aus dem biblischen Zeugnis können wir sagen, dass Gott mit allem das Beste für jene will, die ihn lieben. Vielleicht konnte dies Noemi in dieser Zeit der Not nicht bekennen, so erniedrigt fühlte sie sich. Aber sie hielt an ihrem Gott fest.
Interessant ist nun, dass Ruth in dieser schweren Zeit zu ihr gehalten hat. Sie stand auf und ging auf die Felder, um das von den offiziellen Erntearbeitern übriggelassene, für sich und Naemi Heim zu holen. Das Gesetz Gottes sprach ihr dazu ein Recht! Doch Ruth war so demütigt, dass sie sogar dafür um Erlaubnis fragte, was ihr eigentlich von Gesetzeswegen zustand. ()

Dabei führt es Gott, dass sie dies auf dem Feld von Boas tat. Später erfährt man, dass er einer der Löser war. Auch dies eine Besonderheit der Zivilgesetzgebung von Gott für Israel. Nahe Verwandte konnte sie aus ihren schweren Situationen lösen. Ja es war mehr als ein „konnte“, es war sogar Pflicht. Die ganz Geschichte zeigt uns, wie korrekt Boas ist. Er wird auch den nahestehenderen Löser zuerst fragen, bevor er Naemi heiraten wird.

Bei dieser auch romantischen Geschichte geht Ruth, auf den Rat von ihrer Schwiegermutter, unkonventionell vor. Das hätte man sicherlich auch einfach in einem Gespräch machen können…

Wie auch immer, damals sprach man zu Naemi, der Schwiegermutter von Ruth:
„Gelobt sei der HERR, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Sein Name werde genannt in Israel!
Der wird nun diene Seele erquicken und dich in deinem Alter versorgen; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, hat ihn geboren, die dir mehr wert ist als sieben Söhne!
Und Naemi nahm das Kind und legte es an ihren Busen und ward seine Wärterin.“ (Ruth 4,14b-16)

Interessant ist, dass aus dieser Ehe Obed geboren worden ist, der Grossvater von David. Somit ist Ruth in der Ahnenreihe von David und Jesus Christus, der ja auch in Betlehem zur Welt kam. Jesus Christus war ja von der Jungfrau Maria geboren und von Josef adoptiert worden. Damit stammt Jesus Christus rechtlich aus der Linie von David und damit auch von Ruth und Tamar, eine andere unkonventionelle Frau ab. Jesus Christus ist natürlich als Sohn Gottes und als Wort Gottes schon ewig existent und aus sich selber existierend. Aber durch diese Situation erfüllt Gott seinen Heilsplan. Wieder einmal komplexer und überraschender, als wir es erwarten würden. Eva, als ihr von Gott versprochen wurde, dass einer ihrer Söhne der Schlange den Kopf zertreten würde, hätte nicht erwartet, dass dies Gott so geplant hat. Auch für die Engel muss es eine Ueberraschung gewesen sein.

Hier nun aber wird uns gezeigt, wie auch zur Zeit der Richter gottesfürchtige Menschen lebten. Dazu gehörte sogar eine moabitische Frau. Man erinnere sich: der Stammvater der Moabiter war durch Inzucht entstanden! Lot’s Tochter gebar ihn! Aber durch den Glauben von Ruth gehört sie nun zu Gottes Volk. Noch mehr, sie darf sich in die Vorfahrenreihe von David und Jesus Christus einreihen! Da sieht man, wie gnädig und barmherzig Gott ist. Wie er aus unserem Ungenügen und unseren unvollkommenen Handlungen etwas Heiliges und wirklich Gutes machen kann, wenn wir uns ihm und alles was wir haben, ihn hingeben.

Die Geschichte hat ein Happy-End und tut meiner Seele wohl. Wieviel schöner ist das Buch Ruth, als das Buch der Richter. Aber es braucht beides: Das Buch der Richter, dass uns „ent-täuscht“, damit wir die Realität sehen können und unsere Täuschungen loswerden. Sowie das Buch Ruth, dass uns zeigt, wie Gott in all dem Verworrenen der Menschheit wirkt!


Danke lieber Heiland!!!

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