Mittwoch, 23. Dezember 2020

Weihnachten: Hanna, eine sehr alte Prophetin, bestätigt Simon und den zukünftigen Dienst von Jesus Christus (Wie hat die Prophetin Hanna Gott gedient?)

Weihnachten 2020 

Wie hat die Prophetin Hanna Gott gedient?

(s. Lukas 2, 36 – 39)

 

„Da war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamm Asser, die war schon hochbetagt. Nach ihrer Zeit als Jungfrau war sie sieben Jahre verheiratet und danach Witwe gewesen bis zum Alter von vierundachtzig Jahren. Sie verliess den Tempel nie, weil sie Tag und Nacht Gott diente mit Fasten und Beten. Zur selben Stunde trat auch sie auf und preis Gott und sprach von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ (Zürcher Übersetzung)

 

Nach acht Tagen wurden Jesus Christus beschnitten (Lukas 2,21). Bei dieser Gelegenheit wurde ihm auch der Name Jesus gegeben, wie es vom Engel genannt worden war, bevor er im Mutterleib von Maria empfangen wurde (Lukas 1,21). Nachdem für Maria die Zeit der Reinigung – wie es ihm Gesetz des Mose vorgeschrieben war –  vorbei war, gingen Maria und Josef nach Jerusalem, um Jesus zu weihen.

„wie es im Gesetz des Herrn geschrieben steht: Alles Männliche, das den Mutterschoss öffnet, soll als dem Herrn geheiligt gelten.“ (Lukas 2,22b)

Danach erzählt – noch im Tempel in Jerusalem – ein Herr Namens Simoen erstaunliches über dieses Buschi Jesu (Lukas2,25 bis 35).  Danach tritt eine sehr alte Frau zu der jungen Familie und muss das von Simoen gesagte bestätigt haben. Allerdings im Gegensatz zu Simoen (s. Lukas 2, 25 bis 32) hören wir nichts von dem, was sie konkret über Jesus gesagt hat. Dafür hören wir viel über ihr Leben. Es ist eine sehr alte Frau vom Stamm Asser, d.h. von einem Stamm der am Weitesten von Jerusalem entfernt ist. Die Wuppertaler Studienbibel schreibt denn auch:

 

„Es ist merkwürdig, dass wir ganz genau erfahren, wer diese Hanna gewesen ist. Aber die Worte ihres Lobgesanges vernehmen wir nicht. Gerade umgekehrt wie bei Simeon, wo vom Leben nichts berichtet wird, aber der Lobgesang wiedergegeben war. Der Bericht gewint dadurch das Gepräge des Geschichtlichen, von Lukas mit Sorgfalt erkundet anna gew; Hanna, ‚das Gnadenkind‘, wie ihr Name übersetzt werden kann, wird ausdrücklich mit dem Titel einer Prophetin geehrt. Sie hatte ihren Beruf in der Weise der alttestamentlichen Prophetinnen, ähnlich wie Debora (Richter 4,4) und Hulda (2 Kön 22,14), wenn auch vielleicht nur für einen kleinen Kreis. Sie heisst eine Tochter Phanuels des (Schauers Gottes). Der Name des Mannes wird nicht genannt. Sie war vom Stamme Asser, der sein Gebiet in der nordwestlichen Ecke Galiläas hatte. Aus den Gegenden, die am fernsten vom Tempel lagen, war die Hanna gekommen. Gott zu dienen, war ihre höchste Freude, war ihr Element, in dem sie lebte und selig war. Betend und fastend gab sie sich ohne Unterlass ihrem Gott hin.“

Solche Alten, die so in Gott und in Seinem Wort und im Gebet leben, sind gewaltige Prediger, auch wenn sie nicht mit dem Wort predigen. Sie sind jedoch schlichte Darsteller des Wortes.“ (Seite 70 und 71).

Noch heute gibt es die (südlichen) Hulda Tore beim ehemaligen Tempel in Jerusalem, die heute zugemauert sind.

 

Interessant ist, dass im Alten Testament nur Männer Priester sein konnten. Das war schon damals ein bemerkenswerter Unterschied zu den heidnischen Gepflogenheiten. Im Tempel in Jerusalem gab es verschiedene Bereich: einen für Heiden, einen für Frauen und einen für Männer und dann einen Bereich, den nur Priester betreten durften. Das Allerheiligste durfte nur einmal im Jahr ein Priester betreten. Und wir wissen, als Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, ging ein Riss durch den Vorhang im Allerheiligsten:

 

„Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf.

Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei (Stücke), von oben bis unten; und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen,“ (Matthäus 27,50–51)

 

Schon im Alten Testament wurde offenbart, dass einmal allen des Volkes Gottes der Heilige Geist ausgegossen werden wird. Schon Mose wünschte sich dies. Beim Tod von Jesus riss der Vorhang im Tempel entzwei. Nach dem Tod von Jesus, an Pfingsten, wurde der Heilige Geist auf alle Gläubigen ausgegossen. Petrus beschreibt diese Erfüllung des Alten Testaments in seiner Pfingstpredigt.

Nun ist jeder einzelne Gläubige mit seinem Körper ein Tempel Gottes und natürlich auch die Gemeinschaft der Gläubigen, die Ekklesia, die Kirche, wenn Jesus Christus ihr Herr ist. (Von der Unterscheidung der sichtbaren und unsichtbaren Kirche ist natürlich auch noch zu denken.)

 

Man sieht, Jesus bewirkte also das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Dies wurde bei der Reformation wiederentdeckt. Es bedeutet natürlich nicht, dass alle die gleichen Gaben Gottes haben. Aber es bedeutet, dass wir alle, ob Männer oder Frauen in Christus Priester Gottes sind. Wir alle haben, Anteil am dreifältigen Dienst von Jesus Christus: König, Priester und Prophet.

 

Übrigens: Früher konnten auch nicht alle Männer Priester sein. Nur die dafür auserwählten.

Aber Gott wollte schon immer, dass sein ganzes Volk Priester sein sollten. Nun war es aber so, dass man im Alten Testament auch sehr viel Angst vor Gott hatte. So erbat das Volk von Mose, dass sie nicht vor Gott treten sollten, weil sie so Angst vor Gott hatten. Und tatsächlich kann Gott sehr gewaltig auftreten. Nur in Christus wird Gott zu unserem lieben Vater, weil er uns durch Christus vergeben darf und sich daher Gottes Zorn über unsere Sündhaftigkeit legt.

 

Das war natürlich schon immer so. Alle gerechten Menschen, auch der vor diesem Text genannte Simeon ist aus Gnade ein gerechter Mann. In der Bibel ist die Gerechtigkeit Gottes immer ein Geschenkt des gnädigen und barmherzigen Gottes. Selbst der Begriff Gerechtigkeit ist in der Bibel keine Leistungsgerechtigkeit, sondern eine Beziehungsgerechtigkeit: Sie beinhaltet Treue. Gott ist treu. Gott steht zu seinem Wort. Gott steht zu seinen Erwählten, nicht weil sie etwas leisten, sondern weil Gott sie liebt. Das ist schwer zu verstehen, weil wir sehr vom Leistungsdenken geprägt sind. Gott liebt uns einfach so. Weil Gott will, liebt er uns und nicht weil er uns lieben müsste. In uns gibt es nichts, warum Gott uns lieben müsste. Es ist vielmehr so, dass Gott uns alle Schönheit gibt. Ohne ihn haben wir nichts. Mit Christus haben wir alles.

 

In Christus haben wir diese extreme Angst vor Gott nicht mehr. Wir haben hoffentlich Respekt vor Gott und anstelle Menschenfrucht, Gottesfurcht. Aber wir können wie ein kleines Kind jederzeit in Christus zu Gott dem Vater.

 

Aus diesem Problem kann auch folgender Fehler entstehen:

 

Wir wollen mehr Liebe haben. Wir wollen geduldiger mit unseren Kindern sein. Wir wollen weiser sein usw. Das sind natürlich alles gute Früchte und moralisch gute Wünsche. Da wir aber alles in Christus haben, besteht die Gefahr, dass wir damit nicht den Geber von allem Guten wollen, sondern nur seine Gaben. Diese Wünsche können also sehr nahe dem Wohlstandsevangelium sein. Wohlstandevangelium besagt ja: Glaube an Jesus Christus und Du bekommst alles, was Du willst: Viel Geld, ein super teures Auto, einen guten Ehepartner, schöne Haare, alle Probleme werden gelöst usw. Das ist natürlich nicht ganz falsch. Abraham war auch sehr reich. Aber das Problem besteht, wenn wir nicht in der richtigen Reihenfolge Lieben, dann beginnen wir die Prioritäten falsch zu setzten und bald schon verfallen wir dem Götzendienst. Eben: Dann wollen wir nicht mehr den Geber aller guten Dinge, sondern nur noch die guten Dinge. Und das erfüllt uns nicht, sondern hinterlässt immer eine Leere, die uns unbefriedigt lässt und zu immer mehr Aktivismus, Drogenkonsum, Arbeitssucht oder anderen Süchten versklavt. Denn nur in Christus kommt unser Herz zur Ruhe. Daher lasst und Christus suchen, indem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind. In Christus haben wir alles, weil in Christus die gesamte Fülle Gottes ist! („Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;“ Kolosser 2,9, s. auch Anhang)

 

Wir müssen Jesus wollen haben! Wenn wir in Christus sind, haben wir alles!

Es ist das Gleichnis von der Weinrebe: Wir müssen an Christus hangen und dann wirkt der Heilige Geist! Und wenn wir es nicht können (was unserem natürlichen Menschsein entspricht) dürfen wir Christus darum bitten! Das ist ja auch Gnade: Alles von Jesus Christus zu empfangen.

 

So wurde die Bibel geschrieben und so diente auch Hanna.

 

Und das war nicht Leistung! Wenn man wirklich begriffen hat, was die Gnade Gottes ist, dann wird alles zur Gnade Gottes: d.h. ein Geschenk von Gott. Selbst die Leistung wird dann zu einem Geschenk Gottes! Denn es heisst ja, dass wir jene guten Werke machen, die Gott im Voraus vorbereitet hat.

Wenn wir das nicht verstanden haben – und dazu stehen wir immer wieder in der Gefahr – dann sind wir sogar versucht aus der Gnade eine Leistung zu machen! (um natürlich uns selber zu ehren, anstelle Gott zu danken und zu ehren. Aber unser grösstes Glück ist, wenn wir Gott allein die Ehre geben. Und es ist sehr praktisch: Alles, was Gott ehrt, ist für uns das Beste und Gesündeste!)

 

Darum müssen wir auch nicht  eifersüchtig auf andere schauen. Sondern dürfen wir Hanna das ausleben, was uns Gott an Gaben gegeben hat. Das ist mehr, als nur zufrieden mit dem zu sein, was man hat: Es ist in unserer Berufung Gottes unser Glück finden. In dieser Zwischenzeit mag es noch nicht ganz konstant perfekt sein. Aber wir merken sehr wohl, wenn wir in dieser Spur laufen. Wie unser Herz zur Ruhe kommt. Wie wir in Christus durch den Heiligen Geist geleitet werden. Wie wir dann wissen, was zu tun ist und was nicht zu tun ist. Und wie glücklich wir in der Beziehung mit Christus werden.

 

Dann können wir einfach das Leben, was uns Gott gegeben hat. Dann werden wir glücklich.

 

Wir werden nicht glücklich, wenn wir keinen Gott haben, weil wir von Gott dem Schöpfer zu ihm hin geschaffen wurden.

Wir werden aber auch nicht glücklich, wenn wir irgendetwas suchen, dass gar nicht zu uns gehört. Wir brauchen es gar nicht, auch wenn uns die Werbung, die Gesellschaft, die Familie oder irgend eine andere Idee das uns einreden wollen.

 

Die Hanna hätte auch sagen können: „Ich bin kein Mann. Ich darf kein Priester sein. Ich darf niemals ins Allerheiligste. Ich darf nicht laut vor allen predigen.“

Aber es durfte ja sowieso nur ein Priester einmal im Jahr ins Allerheiligste. Sie aber durfte Jesus Christus als Buschi sehen! Sie sah den Erlöser. Und davor lebte sie einfach ihre Berufung. Ihr Leben beinhaltete grosse Schicksalsschläge: Sie war nur sieben Jahre lang verheiratet. Danach war sie eine Witwe. Vielleicht hatte sie nie Kinder bekommen. Wer schaute denn nun nach ihr? In dieser Zeit war dies sicherlich nicht so einfach.

 

Sie lebte einfach ihre Berufung. Ihre Berufung war im Tempel Gottes zu sein, zu beten und zu fasten.

 

Als sie Jesus sehen durfte, hatte sie geweissagt und Simeon bestätigt. Was für eine Ehre: Jesus Christus als Buschi zu sehen und über seinen damals zukünftigen Dienst zu sprechen.

 

Wir wissen zwar nicht genau, was sie gesagt hat. Vermutlich war es so, wie in der Wuppertalerstudienbibel erwähnt: Sie war wie ein Echo von Simeon.

 

Jetzt können wir auf Hanna eifersüchtig sein. Das wäre unweise. Weise ist es, sich über Hanna und die Gaben, die Gott ihr gab, sich zu freuen. Es dient auch uns, was sie – ohne Leistungsdenken – damals diente, weil es Jesus als Christus bestätigt, unseren Erlöser und Heiland.

 

„Und sie trat in eben dieser Stunde hinzu und pries Gott. Sie redete von Ihm (dem Jesuskinde) zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ (Vers 38 Wuppertaler Studienbibel).

 

Es muss einige Juden damals gegeben haben, die auf den Erlöser warteten. Die Wuppertaler Studienbibel geht von den Stillen im Lande aus: Einem kleinen Häuflein. Vielleicht war es sogar eine Gemeinschaft, die sich regelmässig traf? Vielleicht war es aber auch damals eine Grundstimmung in Israel, da man unter der römischen Besatzung und König Herodes dem Grossen litt.

(Jesaja 52,9: Jahwe hat Mitleid mit seinem Volk. Er erlöst Jerusalem.)

 

Die Wuppertaler Studienbibel schreibt dann noch (S. 71):

 

„So ist Jesus in den Tempel getragen und dargestellt worden vor dem Herrn, ohne dass die amtliche Priesterschaft des Tempels und Jerusalems Notiz davon nahm. Die Gabe der Prophetie, die dem schlichten Israeliten Simeon und der Hanna innegwohnt hat, ist dieser Priesterschaft ganz abhandengekommen. Der Heilige Israels wird zum Tempel hinein gebracht, und die beamteteten Diener des Heiligtums ahnen es nicht.“

 

Das ist eigentlich auch eine Tragik. Die offizielle Kirche hat Christus nicht bemerkt!

 

„Der Tempel, den Jesus besucht hatte, in dem die Stillen ein Fest Seiner Erscheinung gefeiert hatten, blieb stumm. In Nazareth aber in der heiligstillen Entwicklung wuchs das Heil der Welt zum Kind und Jüngling und Mann heran.“ (Seite 71 Wuppertaler Studienbibel)

 

Das ist auch tröstlich. Auch wenn manchmal die Kirche so leer und beschäftigt ist, gibt es Stille im Land, wo das Reich Gottes heranwächst.

 

Wir wissen es: Jesus war nicht immer nur still. Zu seiner Zeit trat er sehr deutlich auf. Er hat die Dunkelheit hell gemacht. Leute, die das Licht scheuen, haben das natürlich nicht so gerne. So wie ja auch Johannes im Johannes Evangelium schreibt. ABER Jesus ist Sieger. Der Teufel ist gebunden. Es ist nur noch ein letztes Zucken und Wüten des Bösen. Es mag noch weh tun. Wir sterben noch, aber Jesus ist Sieger.

 

Denn durch Weihnachten wurde Ostern möglich. Und Ostern ermöglicht nun für uns in alle Ewigkeit Weihnachten zu werden.

 

Ich wünsche Euch allen schöne Weihnachten

und ein gesegnetes Jahr 2021.

 

Anhang:

„Habt acht, dass euch niemand einfängt durch  die Philosophie und leeren Betrug, gemäss der Überlieferung der Menschen, gemäss den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäss.

DENN in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;

 

und ihr habt die Fülle in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist.

(Kolosser 2,8 bis 10)

Darum müssen wir auch keine Menschenfurcht haben. Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit. Sie scheint mir auch der Anfang dieser Erkenntnis zu sein: Das zu leben, was uns Gott gegeben hat. Dazu gehört, dass er uns jeden Moment den Lebensodem gibt. Ohne ihn könnte niemand physisch leben. Dazu gehört die Möglichkeit, dass wir sprechen können, wenn wir denn diese Gaben erhalten haben (was auch nicht selbstverständlich ist) usw. Natürlich gehört auch diese Erkenntnis zur Weisheit, die uns wirklich leben lässt. Darum müssen  wir auch nicht in erster Linie auf andere hören, sondern in erster Linie auf Christus, unseren Schöpfer, der es besser weiss und es gut mit uns meint.

Spürt man die Freiheit und die Erfüllung, die in dieser Erkenntnis liegt?










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