Ostern 2025 Kreuz und
Auferstehung
Einleitung: Macht und Machtmissbrauch
„Etwas andres ist es um die Amtsgewalt oder die
dienstliche Bevollmächtigung; sie ist umgrenzt von dem, der der Inhaber der
vollen Gewalt ist. Diese Amtsgewalt ist mehr ein dienen als ein Herrschen.“
Aus dem Zweiten Helvetischen Glaubensbekenntnis von
Heinrich Bullinger, Seite 95.
Dies bedeutet, wie einige Sätze vorher zu lesen ist: „Über
diese Gewalt haben gewisse Leute den Mund allzu voll genommen und haben ihrer
Gewalt auch alles Höchste auf Erden untergeordnet, und das gegen den Befehl des
Herrn, der den seinen zu herrschen verboten, ihnen vielmehr Demut anbefohlen
hat (Luk. 22,24 ff.; Mt. 18,3 f.; 20,25 ff.). S. 94
„Wahrhaft anderer Art ist die volle und uneingeschränkte
Gewalt, welche auch von Rechts wegen so genannt wird. Nach solcher Gewalt sind
dem Herrn Christus alle Dinge der Welt unterworfen, wie er selbst bezeugt und
gesagt hat: ‚Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden‘ (Mt. 28,18).
S. 94+95
„Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach:
‚Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.
So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit!
Amen.“ (Matthäus
28,18–20)
Ich weiss nicht, warum Gott die Weltgeschichte so komplex
ablaufen lässt. Ich weiss zwar vom Petrusbrief, dass es Gnade ist, dass Jesus Christus
noch nicht zum zweiten Mal gekommen ist, d.h., dass sich noch mehr Menschen
bekehren können. Ich weiss auch, dass Gott selber unfassbar ist und seine
geschaffene Welt ist auch beeindruckend überraschend und überreich. Der Grund wird
vielleicht irgendwo in dem allem liegen.
Und ich bin zum Glück nicht Gott und kann nicht alles
wissen. Oder selbst für Leute, die noch mehr studiert haben gilt, wie Calvin
einst sagte: Es gibt eine gelehrte Unwissenheit.
Wir sehen eine Welt, die Gott gut geschaffen hat. Aber
das von Gott gut geschaffene wird verbogen und pervertiert. Seit dem Sündenfall
ist der Tod der Stachel der Sünde. Menschen verirren ist in irrigen Ideen und
fügen sich selber und anderen unnötiges Leid zu. Menschen scheinen sich selber
ihre eigene Hölle zu bauen. Und je besser etwas ist, umso mehr kann es in
seiner Perversion Böses wirken. Natürlich gilt auch das Umgekehrte: Die grösste
Perversion, die grösste Verbiegung des Guten, kann, wenn es wieder geradegebogen
wird, wieder das wahre Gute hervorstrahlen. Darum kann eine grosse Sünde, die
Gott heilt, zu einem grossen Segen werden oder aus den grössten Sündern, besondere
Gottesmänner werden. Dazu ein Beispiel: Paulus war in seiner Zeit der grösste Christenverfolger
und wurde – durch ein Wunder Gottes – zum grössten Missionar seiner Zeit. Natürlich
war er noch nicht verherrlicht und er machte immer noch krumme Sachen, wie den
Streit mit Barnabas. Aber es war doch schon wesentlich anders, als vor seiner
Bekehrung. Und auch wir verdanken ihm als Apostel von Jesus Christus sehr viel.
Sein theologisches Wissen wurde vom Heiligen Geist besonders genutzt. Darum
wird er heute auch gerne von gewissen Theologen und Theologinnen gerne angegriffen.
Aber das erlebte Paulus ja schon zu seinen Lebzeiten.
Alles andere Gute wird ebenso von der Sünde umgebogen. Das
gilt natürlich auch für die Macht. Das herrliche Herrschen Gottes und die
Macht, die Gott an Adam für diese Welt auftrug, können wir uns als Menschen nach
dem Sündenfall kaum noch vorstellen, weil wir in dieser Welt die Macht oft nur verbogen
sehen. Und manchmal sehen wir sie sogar als wirklichen Machtmissbrauch. Und
leider ist sogar die christliche Welt nicht ausgeschlossen: Hier gibt es sogar
geistlichen Missbrauch. Das obenerwähnte Zitat aus dem Zweiten Helvetischen
Glaubensbekenntnis kämpft gegen geistlichen Missbrauch und Machtmissbrauch in der
alten Kirche vor 500 Jahren: Vor 500 Jahren hatten Kirchenführer sogar politische
Macht. Der Pfarrer und Bischof von Rom wollte alleiniger Stellvertreter von
Jesus Christus auf Erden sein: Aber auch die anderen Bischöfe waren in der abendländischen
Kirche zugleich auch Fürsten mit weltlicher Macht, wie ja auch in Basel. Darum
ist der Basler Stab ein Bischofsstab. Hier herrschte einst ein Bischof, ein „Hirte“
als Fürst. Natürlich ein Unding, dass in der Reformation in Basel korrigiert
worden ist. Und wir werden sehen, dass auch in alttestamentlichen Zeiten es ein
Problem mit Bischöfen gab. Bischof bedeutet übrigens Hirte. Laut reformierter
Auffassung sind in der biblischen Ordnung alle Älteste gleichberechtigte Hirten
und „Bischöfe“ mit unterschiedlichen Gaben. Im Lauf der Kirchengeschichte gab
man dem vorsitzenden Bischof aber mehr Macht, weil man so Streitigkeiten im
Ältestenrat schneller schlichten wollte. Es war leider oft so, dass man vor der
Reformation Reformen so umsetzte, dass man die Kirche hierarchischer machte. Calvin
war der Meinung, man dürfe auch zu den biblischen Ordnungen zurückkehren. Darum
gibt es presbyterianische Kirchen. Noch heute gibt es viele Kirchen, die das
Hirtenamt auf einen Bischof beschränken, wie die römisch-katholische Kirche,
die Anglikaner, die Lutheraner, Methodisten usw. Wobei die Machtbasis aber je
nach Kirche für einen Bischof trotzdem sehr unterschiedlich sein kann. So ist
das Pfarrersein je nach Kirche unterschiedlich. Die Basler Reformierten, wie
auch die Zürcher und Schaffhauser haben noch eine Sonderlösung, indem sie einen
Antistes hatten, also einen Kirchenführer. Heute ist das in Basel der Präsident
des Kirchenrates, Herr Lukas Kundert (23.4.1966 geboren).
Nach dieser Einleitung wollen wir auf Gottes Wort hören:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und
das Wort war Gott.
Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe
ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.
Ihn ihm war Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die
Finsternis hat es nicht begriffen.“
(Johannes
1,1–5)
„Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn
geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht
auf.
Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht
Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
Die nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches,
noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir
sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom
Vater; volle Gnade und Wahrheit.“
(Johannes
1,10–14)
„Menschensohn, weissage wider die Hirten Israels,
weissage und sprich zu ihnen, den Hirten:
So spricht Gott der HERR: Wehe
den Hirten Israels, die sich selbst weiden!
Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? (Ezechiel 34.2)
„Das Schwache stärket ihr nicht, das Kranke heilet ihr
nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verscheuchte holt ihr nicht
zurück, und das Verlorene suchet ihr nicht,
sondern streng und hart herrschet ihr über sie! Und so
haben sie sich zerstreut, weil sie ohne Hirten waren, und sind allen wilden Tieren
des Feldes zur Speise geworden und haben sie zerstreut.“ (Ezechiel
34,4–5)
„So wahr ich lebe, spricht Gott, der HERR, weil
meine Schafe zum Raube und allen wilden Tieren des Feldes zur Speise geworden
sind, weil sie keinen Hirten haben und meine Hirten meinen Schafen nicht
nachfragen, weil sie nur sich selbst nicht meine Schafe weiden,
so höret, ihr Hirten, das Wort des HERRN!
So spricht Gott, der HERR: Siehe, ich will an die Hirten
und will meine Schafe von ihren Händen fordern und will ihrem Schafeweiden ein
Ende machen, und die Hirten sollen hinfort auch sich selbst nicht mehr weiden; denn ich will meine Schafe aus ihrem Maul erretten,
dass sie hinfort nicht ihre Speise sein sollen. Denn also spricht Gott, der
HERR: Siehe, ich selbst will meinen Schafen nachforschen und sie suchen!
Wie ein Hirt seine Herde zusammensucht an dem Tage, da er
mitten unter seinen zerstreuten Schafen ist, so will ich meine Schafe suchen
und sie aus allen Orten erretten, dahin sie sich an dem neblichten und dunklen
Tage zerstreut haben.
Ich will sie aus den Völkern herausführen und aus den
Ländern zusammenbringen und will sie in ihr Land führen und sie weiden auf den
Bergen Israels, in den Tälern und allen Wohnorten des Landes.
Auf einer guten Weide will ich sie weiden; und ihre
Trift soll auf den hohen Bergen Israels sein, daselbst sollen sie sich in einer
guten Hürde lagern und auf den Bergen Israels fette Weide haben!
Ich will selbst meine Schafe weiden und sie lagern,
spricht Gott der HERR.“ (Ezechiel
34;8–15)
In Lukas 15,1–7 nimmt unser Herr Jesus Christus ebenfalls
das Bild eines Hirten auf. Pharisäer und Schriftgelehrte – also Menschen, die
Gott und sein Wort ernst nehmen wollten – wie wir – sagten: „Dieser nimmt
Sünder an und isst mit ihnen!“ (Lukas 15.2b). Es gab eine rabbinische Regel,
dass man sich mit unmoralisch lebenden Menschen nicht zusammentun soll. Dies ist
sicherlich eine gute Regel, wenn man durch unmoralische Menschen selber
versucht wird. Allerdings wurde es vermutlich nicht nur zum Schutz vor der
Versuchung gelebt, sondern auch um sich selber über Sünder zu erhöhen. Also
manchmal war auch die irrige Idee dahinter, seinen eigenen Minderwert durch die
Erniedrigung anderer zu stillen. Dieses Problem wird in diesem Text nicht
angesprochen. Es scheint, dass sie trotz ihrer Bibelkenntnisse Ezechiel 34 und
andere entsprechende Bibelstellen nicht bewusst vor Augen hatten. Nun kam Jesus
Christus, der gute Hirte, der wahre Arzt, der das Kranke heilen kann und
weitete ihren Horizont mit diesem Gleichnis in Lukas 15.1–7: Jesus Christus
endete:
„Ich sage euch, so wird auch Freude sein im Himmel
über einen Sünder, der Busse tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die
der Busse nicht bedürfen.“ (Lukas 15,7)
Gibt es Gerechte, die keiner Busse bedürfen? Laut der Bibel
sind Menschen nur passiv gerecht, d.h. sie erhalten die Gerechtigkeit Gottes
aus Gnade und sind darum gerecht. Diese Erkenntnis war für Martin Luther der
Grund seiner Bekehrung: Weg von einem Leistungsdenken, dass durch eigene Werke
versuchte eine aktive Gerechtigkeit selber zu schaffen. Dies trieb ihn in die
Verzweiflung, weil er so Gott nicht lieben konnte. Im Gegenteil: Er konnte sich
nicht selber ein reuiges Herz schaffen. Und nun erkannte Luther auf Grund von
Römer 1,17[1]: Er muss nur zu Jesus
Christus gehen und von Jesus Christus seinem Heiland die passive Gerechtigkeit
schenken lassen. So dürfen auch wir IMMER zu unserem guten Hirten und Heiland
Jesus Christus gehen. Als Sünder gehen wir zu Jesus Christus. Und er macht uns
rein und schenkt uns seine Gerechtigkeit. In Christus erhalten wir die
Identität von Jesus Christus. Wir sind vor Gott dem Vater wie Christus. Unsere
Sünden sind vergeben, weil der Fluch des Gesetzes Jesus Christus an Karfreitag ans
Kreuz getragen hat. Und weil er an Ostern wieder auferstanden ist, sind wir dem
Gesetz und damit auch dem Fluch des Gesetzes gestorben und was wir nun leben,
leben wir in Christus. Gleichzeitig erfüllt Jesus Christus das Gesetz Gottes.
Und Gott der Vater darf uns als seine Kinder adoptieren. Er gibt uns den
Ehrentitel: Erben Gottes = Söhne Gottes. Damit erreicht Gott der Vater sein Ziel,
dass er vor Erschaffung der Welt mit uns hatte:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus
Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen gesegnet hat in den himmlischen
(Bereichen) in Christus,
wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der
Welt, damit wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe.
Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst
durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens,
zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt
hat in dem Geleibten.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die
Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns überströmend
widerfahren liess in aller Weisheit und Einsicht.“ (Epheser
1,3–8)
Eine wunderbare Zusammenfassung, die Ihr vielleicht zu
Hause selber zu Ende lesen könnt.
Darum können wir sicher sein: „Und es soll geschehen: Jeder,
der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“ (Apostelgeschichte
2,21)
Und warum hat sich das Gott der Vater alles so
ausgedacht?
„ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter
Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.“
(Johannes 17,23)
Weil uns Gott der Vater so liebt, wie er Jesus Christus
liebt! Darum will er uns in die Perichorese der Dreieinigkeit aufnehmen: In die
Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Darum sind wir ja
auch auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist getauft worden.
Der Vater hat es sich so ausgedacht. Der Sohn hat es auf
sich genommen und es ausgeführt und der Heilige Geist erklärt und wirkt es in
uns.
An Karfreitag denken wir an die Kreuzigung von Jesus Christus.
Als der wahre gute Hirte, Gott selber ein Buschi wurde (= Weihnachten) und uns
die Liebe Gottes zeigte und am Kreuz für unseren Fluch, für unsere Pervertierung
des von Gott geschaffenen Guten, für unsere Pervertierung des guten Gesetztes
Gottes am Kreuz starb. Gott selber erlebte Gottesferne. Auf ihm ruhte die ganze
Schuld der ganzen Welt, als er am Kreuz für unsere Sünden starb. Damit
erfüllte er Jesaja 53,3 ff:
„Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein
Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut; wie einer, vor dem man das
Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten seiner nicht.“
(Jesaja 53,3)
Selbst ein Mann, der mit Jesus gekreuzigt wurde,
verhöhnte noch Jesus am Kreuz.
„Doch wahrlich, unsere Krankheit trug er, und unsere Schmerzen
lud er auf sich; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und
geplagt;
Aber er wurde durchbohrt um unserer Übertretung willen,
zerschlagen wergen unserer Missetat, die Strafe, uns zum Frieden, lag auf
ihm, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeder
wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn.
Da er misshandelt ward, beugte er sich und tat seinen
Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie
ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt und seinen Mund nicht auftut.
Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen;
wer bedachte aber zu seiner Zeit, dass er aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,
wegen der Übertretung meines Volkes geschlagen ward?
Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab und bei einem
Reichen seine Gruft, obwohl er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem
Munde gewesen war.
Aber dem HERREN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er
liess ihn leiden. Wenn er seine Seele zum
Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und lagen leben;
und des HERRN Vorhaben wird in seiner Hand gelingen.
An der Arbeit seiner Seele wird er sich satt sehen, durch
seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Schulden wird er auf sich nehmen.
Darum will ich ihm unter den Grossen seinen Anteil geben,
und er soll Starke zum Raube erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tode
preisgegeben hat und sich unter den Übeltäter zählen liess und die Sünden
vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat!“
(Jesaja
53,3–12)
Jesus Christus
ist der wahre Hirte und Heiland. Damit erfüllt er auch Ezechiel 34. In Jesus
Christus kommt Gott selber als der gute Hirte zu uns, wie ja auch Jesus
Christus selber von sich sagte:
«Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für
die Schafe.» (Johannes 10,11)
Wer kann das
alles fassen:
Gott erschafft
das Weltall durch sein Wort, durch Jesus Christus. Vor Erschaffung der Welt
liebt und erwählt er uns und weiss, wie er uns aus dem Sündenfall, dieser
grossen Perversion des von Gott gut Geschaffenen, erretten will.
Gott gab Adam
diese Welt, unsere Erde. Und Adam unterstellte sich dem Teufel. Kein Wunder
haben wir nun diesen Ärger auf dieser Welt. Gott lässt das Böse bis zu einem
gewissen Grade zu. Aber Gott greift auch immer wieder ein, sonst hätte das Böse
schon längstens jedes menschliche Leben auf dieser Erde ausgelöscht.
Vermutlich ist der Teufel als gefallener Engel, als Geistwesen auf uns Menschen
eifersüchtig: Wie kann sich Gott solch merkwürdigen körperlichen Wesen wie uns
Menschen so annehmen? Warum will er mit solchen Wesen, die eine Mischung aus
Tier und Geist bestehen, zusammenarbeiten? Ja warum bezeichnet er sie sogar als
Ebenbilder Gottes? Diese Menschen sind gebunden an Zeit und Raum und sind oft
mehr Schafe, die dumm herumblöcken. Vermutlich darum versucht der Teufel uns
auch weiss zu machen, dass das Körperliche weniger wert habe. Aber Jesus
Christus kam im Fleisch, d.h. Gott selber wurde ein Mensch mit einem Körper. Ja
er kam sogar zuerst als ein Buschi, dass von menschlichen Eltern, vermutlich im
Teenager-Alter erzogen wird. Und er wird uns als ganze Menschen retten, als
Körper und Geist, schlussendlich mit einem Auferstehungsleib, wie es Jesus
Christus hat.
Gott ist immer
wieder erstaunlich. Er ist sehr unkonventionell.
Gott selber
stirbt für unsere Sünden. Der Teufel merkte vermutlich nicht, dass sich damit 1.
Mose 3.15 erfüllte:
«Und ich will
Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem
Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse
stechen.» (1. Mose 3.15)
Das erste
Evangelium, gerade nach dem Sündenfall. Die erste – noch etwas verschlüsselte –
frohe Botschaft über unseren Messias = unseren Christus Jesus = unseren
Heiland.
Das Böse ist
keine eigene Substanz. Darum wurde sie auch nicht erschaffen. Gott erschuf
alles gut, laut 1. Mose 2,31 sogar sehr gut.
Das Böse aber
pervertiert das Gute. Es nimmt das Gute und verbiegt es. Dadurch erhält
das Böse auch seine Kraft: Er nimmt die Kraft des Guten und verbiegt es. Und je
besser das Verbogene ist, umso kräftiger wirkt das Böse. Allerdings will das
Böse damit nichts schaffen, sondern nur zerstören und töten. Der Teufel ist
der Lügner, der das Gute Böse und das Böse gut nennt, damit er uns verwirrt und
uns falsche Hoffnungen weckt. So können, wie Gott in Ezechiel 34 erklärt,
selbst menschliche Hirten der Kirche zu selbstsüchtigen Herrschern werden. Auch
das Gesetz Gottes wird in der Gesetzlichkeit verbogen. Und überhaupt, das gute
Gesetz Gottes, dass Leben schafft, drückt uns so sehr, weil wir als Sünder nicht
das Gesetz erfüllen können. So stachelt uns das gute Gesetz Gottes sogar noch
dazu an, umso mehr zu sündigen: Entweder, indem wir Gottes Gesetz ablehnen und
als Gesetzlose und Gottlose leben oder indem wir als Heuchler das Gesetz Gottes
verbiegen, um mit dem Gesetz Gottes zu sündigen und so verloren zu gehen.
Aus dem Allem
hat uns Jesus Christus befreit. Übrigens das versuchte Jesus Christus auch den
Pharisäern mit dem Gleichnis der zwei verlorenen Söhne zu erklären. Wenn wir
dieses Gleichnis nur als «vom verlorenen Sohn» kennen, dann haben wir nur einen
Teil des Gleichnisses verstanden. In erster Linie geht es um den gesetzlichen, «brav»
beim Vater gebliebenen älteren Sohn, der seinen Bruder, der in Sünde gefallen
ist, nicht liebt und sich darum auch nicht über seine Umkehr freuen kann. Er liebt
auch den Vater nicht, der ein Bild für Gott den Vater ist. Er will Gott mit
seiner Gesetzlichkeit zwingen, dass zu tun, was seine Sünde verlangt. Darum
erzählt Jesus dieses Gleichnis ja auch einem Pharisäer, also einem wie uns, der
die Bibel ernst nimmt und danach leben will.
Pharisäer
sollten gute Hirten sein und das verstehen können. Nicht nur für andere
Menschen, sondern für ihr eigenes Heil sollten sie das verstehen und umkehren
zu ihrem Vater, indem sie nicht nur äusserlich dem Vater nahe sind, sondern
auch in ihrem Herzen.
In Lukas 15,1
sehen wir, dass hier Jesus Christus diese folgenden Gleichnisse für Pharisäer
und Schriftgelehrte erzählt. Das Gleichnis von den verlorenen zwei Söhnen
finden wir dann in Lukas 15,1–32.. Jesus Christus schliesst dieses Gleichnis
dann ab, indem er zu den Pharisäern und Schriftgelehrten sagt, bezw. im
Gleichnis sprach der Vater zum älteren Sohn:
«Er aber sprach
zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist
dein.
Du solltest
aber fröhlich sein und dich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist
wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!» (Lukas 15,32)
Und ist nicht
das ganze Geschehen an Karfreitag, ein Missbrauch der Hirten, der Leitung der
Kirche? In der damaligen Kirchenleitung gab es auch Sadduzäer. Sie stellten den
Hohen Priester und hatten die eigentliche Macht in Händen. Ihre Theologie war
dem Zeitgeist angepasst und sie konnten sich gut in ihrem Reichtum und
Priesteradel in dieser Zeit zurechtfinden. Sie glaubten nicht an die
Auferstehung der Toten. Pharisäer hatten sehr Mühe mit ihrem zeitgeistlichen Theologieverständnis.
Auf jeden Fall wollte die Mehrheit des Sanhedrin den Tot ihres Messias = ihres
Christuses. Ist das nicht eine Perversion der Superlative? Aber in dem Allem schenkte
es Gott, dass dem damaligen Präsidenten der Kirche, dem gewählten Hohen
Priester des Sanhedrin (= Hoher Rat), Kajaphas, ein Sadduzäer, eine Weissagung
geschenkt wurde, die er wohl selber nicht so verstand:
«’Ihr wisst
nichts und bedenkt nicht, dass es für uns besser ist, dass ein Mensch für
das Volk stirbt, als dass das ganze Volk verdirbt!’
Dies redete er
aber nicht aus sich selbst; sondern weil er in jenem Jahr Hohepriester war, weissagte
er; denn Jesus sollte für das Volk sterben, und nicht für das Volk allein,
sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in Eins zusammenbrächte.»
(Johannes 11,50–52)
Und merken wir,
dass das gesamte Geschehen an Karfreitag und Ostern von Gott vorausgeplant war?
Ja, das ganze Leben von Jesus Christus war so von Gott geplant, schon vor
Erschaffung dieser Welt:
«Als aber die
Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das
Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir
die Sohnschaft empfingen.
Weil ihr nun
Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der ruft:
Abba, Vater!
So bist du also
nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe Gottes durch
Christus.» (Galater 4,4–7)
In wenigen Worten
nochmals alles in Galater 4,4–7 erklärt.
Wir alle,
Frauen und Männer, Kinder und Alte, sind in Jesus Christus eins und
erbberechtigte Söhne Gottes! Wir werden so geliebt, wie Gott der Vater seinen
Sohn Jesus Christus liebt. Und auch wenn wir der rebellierende Sohn oder die davonlaufende
Tochter sind oder der bleibende Sohn oder die bleibende Tochter beim Vater, so
sind wir alle in Jesus Christus befreit, versöhnt und glücklich, wenn wir nicht
äusserlich oder innerlich von der Gnade und der Barmherzigkeit davonlaufen, wie
die zwei Söhne mit Gleichnis der zwei verlorenen Söhne. Ganz genau genommen,
könnte man natürlich sagen der ältere Sohn ist ja beim Vater geblieben. Wie
kann er da verloren sein? Da können wir uns selber fragen: Lassen wir uns etwas
von Gott sagen?
Gerade diesen
Sonntag sagte mir ein älterer Herr vor dem Gottesdienst, dass ich zu schnell um
eine Ecke gefahren sei. Was wäre geschehen, wenn ein Kind herausgesprungen
wäre. Ich meinte, ich hätte anhalten können, da ich nicht so schnell fuhr. Aber
ich bin mir nicht so sicher. Auf jeden Fall spürte ich einen Stolz in mir, der
sich das nicht sagen lassen wollte. War das nicht der selbstgerechte Stolz, der
ins verderben führen würde, wenn ich diesem Stolz nachgeben würde? Ist es nicht
die wahre Befreiung, diesen selbstgerechten Stolz zu demütigen? Dahinter versteckt
sich vermutlich sogar der Selbsterlösungsstolz, der sich immer selber
rechtfertigen will, anstelle mit der Sünde zu Jesus Christus zu gehen und wahre
Befreiung zu erleben.
In diesem Sinne
ist es gut, gedemütigt zu werden. Und es ist sicherlich besser, dies in Worten
zu hören, als wenn ich tatsächlich in ein Kind gefahren wäre.
Denn unsere
Heilssicherheit liegt nicht in uns, sondern ganz alleine bei Gott, dem Vater,
der uns vor Erschaffung der Welt geliebt und erwählt hat und ihn Jesus
Christus, seinem Sohn, der uns ebenfalls liebt und im Heiligen Geist, der uns
hilft und vor Gott dem Vater mit Seufzen eintritt, wenn wir beten.
«Wir wissen
aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die
nach dem Vorsatz berufen sind.
Denn die er
zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes
gleichgestaltet zu werden. damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.
Die er aber
vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen,
die er aber berufen
hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er
auch verherrlicht.
Was wollen wir
nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein?
Er, der sogar
seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben
hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?
Wer will gegen
die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott (ist es doch), der rechtfertigt!
Wer will verurteilen?
Christus (ist es doch), der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt
ist, der auch zur Rechten Gotts ist, der auch für uns eintritt!
Wer will uns
scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder
Hunger oder Blösse oder Gefahr oder Schwert?
Wie geschrieben
steht: ‘Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe
sind wir geachtet!’
So sehen wir
eine Welt vor uns, die durch den Sündenfall entstellt ist. Das Gute wird
pervertiert. Und in uns selber wütet ein geistlicher Kampf, der aber Christus
schon lange gewonnen hat.
Die Kirche ist
nicht, was sie sein sollte. Die Mehrheit der Leitung wünscht sogar den Tod für
die Erfüllung ihres Glaubens: Jesus Christus.
Aber auch
Nichtchristen seien gewarnt: Alle rein menschlichen Verbesserungsversuche werden
nicht gelingen: Weil das wahre Problem in uns liegt und nicht wegorganisiert
werden kann. Wir schaffen höchstens eine unvollkommene Gerechtigkeit, die im
Angesicht der Gerechtigkeit Gottes nicht einmal das Wort Gerechtigkeit
verdient. Zwingli drang sehr stark darauf und er hatte recht. Denn, wenn wir
das vergessen, werden selbst unsere besten Versuche, es nur noch schlimmer
machen, weil wir uns selber und unsere Ideen idealisieren, anstelle den wahren Dreieinigen
Gott. Ohne das Korrektiv von Gott verlieren wir uns früher oder später in uns
selber und wir machen unsere eigene Hölle. Dann wollen wir nicht nur Christus
ans Kreuz bringen, sondern wir bringen uns selber ans ehrlich verdiente Kreuz
des Fluches und Todes.
Martin Luther
meinte, der Sündenfall sei eigentlich, dass wir selber Gott sein wollen. Und
ich glaube es ist wahr: Wir wollen der Massstab sein. Wir wollen geehrt werden
und wollen nicht Gott die Ehre geben. Darum klingen die Verdrehungen des Teufels so verlockend für den «natürlichen
Menschen». Aber uns hat Jesus Christus herausgerufen. Nun können wir in Christus
aufleben und uns von Gott beschenken lassen. Ein anderes Herz wird andere Werke
hervorbringen. Darum ruft Paulus den Galatern in Galater 5.14 + 15 zu, dass wir
Christen uns nicht gegenseitig beissen und fressen sollen, sondern den Nächsten
wie mich selber lieben soll. Und dann in Galater 5,16 ff:
«Ich sage aber:
Wandelt im Geist so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht
vollbringen.
Denn das
Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese
widerstreben einander, so dass ihr nicht das tut, was ihr wollt.
Wenn ihr aber
vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.» (Galater
5,16–18)
«Die Frucht
des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte,
Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegensolche Dinge gibt es kein Gesetz.»
(Galater 5,22+23)
Zuerst muss
unser Herz anders werden, dann müssen wir zu Christus und uns vom Geist
bestimmen lassen und dann werden wir immer mehr die Frucht des Geistes leben
und damit werden auch unsere Werke anders.
Darum
funktioniert das lebensspende Gesetz Gottes bei uns nicht: Es drückt nur von
Aussen und vermag unsere innersten Motive, unser Herz nicht zu verändern. Aber das
Gesetz kann uns zu Christus treiben, der alles gut macht. Dabei dürfen wir
wissen, dass es schon ein Wunder in uns war, dass wir zu Christus gehen: Der Heilige
Geist schenkte uns eine geistliche Wiedergeburt, indem er oft ein Bibelwort
oder eine Predigt nutzt und in uns das Wunder der geistlichen Wiedergeburt
schenkt. Dann wollen wir zu Jesus Christus. Dann wollen wir uns zu Gott
bekehren.
Denn, ‘Jeder,
der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden’.
Wie sollen sie aber
den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den
glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne
einen Verkündiger?
Wie sollen sie
aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden?
Wie geschrieben
steht: ‘Wie lieblich sind die Füsse derer, die das Evangelium des Friedens
verkündigen, die das Evangelium des Guten verkündigen!’» (Römerbrief 10,13 –15
Jesus Christus
wurde mit zwei Verbrechern gekreuzigt. Sehen wir den einen, wie er Jesus Christus
am Kreuz verhöhnt? Der andere Verbrecher aber steht zu seiner Schuld und wendet
sich damit an Jesus Christus. Vermutlich keucht er mühsam die Worte hervor in
seinem Todesringen am Kreuz:
«Der andere
aber antwortete, tadelte ihn und sprach:
‘Fürchtest auch
du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist?
Und wir
gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind;
Dieser aber hat
nichts Unrechtes getan!
Und er sprach
zu Jesus:
Herr,
gedenke meiner, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst!
Und Jesus
sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst
du mit mir im Paradies sein!’»
[1] „denn es wird darin geoffenbart die
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte
wird aus Glauben leben‘.“ Römer 1,17: „Als Luther diesen Vers las, bewirkte er
bei ihm das entscheidende Verständnis der Rechtfertigung.“ Genfer Studienbibel
Seite 1830.