Eben habe ich ein interessantes E-Mail versandt. Vermutlich wird Sie dies auch interessieren. Ich wäre froh, ich irrte mich und die Situation des Westens ist nicht so dramatisch, wie ich es hier darstelle. Aber vor zwei Tagen musste sogar Wikipedia für die Meinungsfreiheit im deutschsprachigen Raum einen Streiktag einlegen. Dieses E-Mail ist ein Versuch, dieses Problem des Westens aufzuzeigen und zugleich eine mögliche Lösung für Ordnung UND Freiheit aufzuzeigen, indem alle Menschen mitmachen können - auf Basis von biblischen Werten:
Es war gestern ein interessantes Gespräch. Ich glaube tatsächlich, dass
der Dispensationalismus einige wesentliche Fehler aufweist. Kombiniert
mit täuferischen Ideen (dazu gehören nicht "klassische" Baptisten, wie
Spurgeon oder John Piper) , hindert uns der Dispensationalismus
unser Salzsein als Christen. Wenn man nun bedenkt, dass der
Dispensationalismus auch ein Gegengewicht gegen noch viel schlimmere
Auswüchse im Protestantismus ist, fragt man sich, wo den das Salz des
Christentums noch ist.
Ich vertrete die These, dass es die klassische reformierte Theologie
war, die uns Freiheit und Ordnung brachte. Diese Ideen wurden auch
säkularisiert und in Form des Liberalismus (zum Beispiel John Lock, der
noch Eltern hatte, die Puritaner waren. Lock glaubte sogar noch an
die Verbalinspiration der Bibel. Er säkularisierte die Ideen eines
Buches wie "Lex Rex", also eines schottischen
Presbyterianers/Reformierten/Calvinisten.). Zugleich weist aber die
Säkularisation dieser ursprünglich reformierten Ideen immer auch
Verluste des ursprünglichen biblischen Inhaltes. Selbst John Lock war
daher in gewissen Bereichen unlogisch. Noch schlimmer wurde es beim
realexistierenden Kommunismus, der antichristliche Züge ausweist. Aber
man sieht sogar im Kommunismus noch dieses biblische Grundideen in der
Form ihres Postmillianismus (allerdings im Gegensatz zu den Puritanern
wollen die Kommunisten das Paradies aus eigener Kraft verwirklichen und
sie mutieren das Problem der Sünde und glauben es mit Kontrolle lösen zu
können, was natürlich zu einem absolutistischen Staat führen muss.) Aus der Bibel nimmt der Kommunismus seine Kraft: Aus biblischen Wahrheiten, die
er leider teilweise pervertiert. (PS: Ich vertrete eher den Amillianismus.)
Wenn dem so ist, dann braucht jede Gesellschaft ein gewisses Mass von
diesem Salz, sonst ist Freiheit und Ordnung nicht möglich. Die
Aufklärung kann es nicht alleine. Selbst Votaire konnte Rousseau klar
kritisieren, weil er noch ein biblisch geprägtes Menschenbild hatte,
auch wenn Voltaire kein Christ war und wohl noch einiges weiter weg von
der Bibel war als John Lock.
Ich glaube, es gibt mehrere Kampfplätze. Das eine ist unser
persönliches Heil, wo es um unseren Glauben geht. Es geht nicht darum
alles richtig verstanden zu haben, sondern Vertrauen in das, was
Christus verspricht. Dazu gehören sogar Leute wie ein Lot (Verwandter von Abraham, s. AT in den Mosebüchern).
Dann gibt es den Kampf darum, dass sich das Evangelium möglichst frei
entfalten kann. Damit unsere Gesellschaft bereit ist, dass Evangelium zu
hören und in alle Bereiche der Gesellschaft seine heilende Kraft hineinwirkt. Und das ist heute ernsthaft gefährdet. (Vorallem staune ich immer wieder: Warum leben sie ihre Ideen nicht in eigenen Kommunen aus? Warum muss immer die ganze Welt zu ihren Ideen gezwungen werden? Vermutlich wissen sie selber, dass ihre Ideen nicht funktionieren, darum verschieben sie es auf die ganze Gesellschaft oder auf eine spätere Zeit.)
Natürlich ist Gott allmächtig. Aber das verringert in keiner Weise
unsere Verantwortung. (Gottes Allmacht entlastet aber meine
Verantwortung.) Wenn wir Christen es in der Schweiz nicht einmal fertig
bringen 50'000 Unterschriften für das besprochene Referendum zu sammeln
(Das sind nur 0,625% von 8 Mio. Einwohner oder 0,83333% von 6 Mio.
Schweizer. Und wenn selbst die Präsidentin der EVP für die Einschränkung
der Glaubens- und Meinungsfreiheit eintritt - und es nicht einmal merkt,
bezw. erst nach E-Mails (worunter auch 3 E-Mails von mir waren) sich
wenigstens an der Schlussabstimmung dafür enthält. DANN stimmt etwas mit
uns Christen nicht mehr. Ich rede noch nicht von Propheten, die das Land
hört. Ich rede noch nicht vom verlorenen Vertrauen der Bevölkerung in
biblische Wahrheiten. Nun rede ich nur davon, dass wir nicht einmal mehr
eine Diskussion, ja nicht einmal mehr ein Referendum zustande bringen!!!
Ja, viele Christen merken nicht mal, um was es geht, sondern sehen sich
einfach in ihrem unbiblischen Fatalismus bestätigt.
Die zwei Bollinger Schwestern (sie starben mit über 90 Jahren) waren noch ganz anders geprägt. Das waren
noch christliche Power Frauen. Wo sind diese Menschen? (Ich kenne
einige. Aber es ist eine solche Minderheit, dass es erschreckend ist.)
Du hast Hoffnungen in die vorhandenen Gegenbewegungen. Ich bezweifle, ob
diese Erfolg haben werden, weil das erwähnte Salz fehlt. Wenn einmal
das klasssich reformierte Prinzip von Freiheit und Ordnung weg ist, dann
werden die politischen Kräfte um die Macht im Land kämpfen UND der
Sieger wird dann einfach seine Ideen diktatorisch durchdrücken. Das
können dann sogar echte Christen sein. Es wird so sein, wie heute in
Aegypten - oder noch viel schlimmer (weil der dortige Machthaber noch Schlimmeres verhindert hat.). Denn äusserliche demokratische
Strukturen machen noch keine wirkliche Demokratie. Es braucht einen
Geist der Demokratie, der aus einer gewissen Disziplin besteht. Und
diese Grundlage wird heute wegerzogen: In Schule, Medien, Wirtschaft und
sogar in Universitäten. Dabei ist es erschreckend, wie ständig diese
anti-freiheitlichen Kräfte die Führung und Meinungsbildung übernehmen.
Dazu gehören auch antichristlichen Tendenzen, die sich heute nicht mehr nur auf extreme Gruppierungen beschränken, sondern auch auf Linke und nun auch auf bürgerliche Kräfte übergehen.
Der antiintellektuelle postmoderne Mensch will nicht mehr mit Denken
die Wahrheit suchen, darum lernt er nicht mehr anständig Streiten. (Und
viele Christen haben dies schon lange aufgegeben. Hier könnten wir etwas
von den Juden und den alten Reformatoren lernen.) Es geht sogar soweit,
dass Christen in nicht biblischen Prophezeiungen ihr Salzsein
beschränken = das wird zu einer selbsterfüllenden Prophezeiungen: "Es
muss so kommen!" höre ich immer wieder. Diese dispensationalistische
Selbstaufgabe und Fatalismus ist grauenhaft. Dabei möchte ich das
Problem nicht klein reden.
Martin Luther hat mal gesagt, man kann das Leben nicht verbieten, nur
damit keine Sünde geschieht.
Ich denke, man müsste dies heute zusätzlich so sagen:
Man kann das Denken nicht verbieten, nur damit keine Sünde geschieht.
und: Man kann das Disputieren nicht verbieten, nur damit keine Sünde geschieht.
Aber gerade dieser postmoderne Ansatz: Das Denken verbieten, damit wir
Frieden haben und kein Streit zu einem Krieg führt, ist sehr gefährlich.
Nicht, weil er nicht auch teilweise wahr ist. Denn tatsächlich ist
unsere Zunge sehr gefährlich. Sie kann die ganze Welt entzünden und die
schlimmsten Kriege entfachen. Daher verstehe ich schon, dass man dies
mit Gesetzen etwas zurückhalten will. Aber es wird gefährlich, wenn
man nur das sieht.
Denn die Sünde beschränkt man nicht, indem man den Menschen die
Möglichkeit zur Sünde nimmt, denn so verändert sich nicht die
Motivation zur Sünde in unseren Herzen. Es braucht Heilung in unseren
Herzen. Und selbst wenn wir das nicht haben, braucht es auch eine
gewisse innere Disziplin, damit wir mit der Zunge und mit unserer
Freiheit so umgehen, dass wir in Freiheit UND Ordung leben können. Je
grössere unsere kulturelle Leistung, d.h. unsere Verinnerlichung der
biblischen Wahrheiten ist, umso mehr Freiheit und Ordnung haben wir. Es
ist ja auch logisch. Wer innerlich ein gesundes Gesetz hat, braucht äusserlich viel weniger Einschränkungen.
Wir brauchen also Gesetze, die nicht das Leben und Denken verbieten,
sondern Gesetze, die das Leben fördert und unser Denken anhand der
biblischen Prinzipien fördert, weil Gott das Leben ist!
Oder anders ausgedrückt:
Die Bibel lehrt, dass wir nicht Gesetze im Staat brauchen (aber sehr wohl im geistlichen Bereich über die wir, weil wir sie nicht in ihrer ganzen Heiligkeit einhalten können, täglich Busse tun!), die jede Form der
Sünde verhindert, sondern wir brauchen einfache klare Gesetze, die uns
klar in Verantwortung nimmt, wenn wir offensichtliche Sünde ausleben.
Das beinhalten Freiheit: Auch die Freiheit Fehler zu machen und dann zu
diesen Fehlern zu stehen (= Verantwortung zu übernehmen) und so davon zu
lernen. Heute aber weicht man immer mehr Gesetze auf, die uns in Verantwortung
nehmen wollen und formuliert immer mehr Gesetze, die unsere
Verantwortung einschränken und damit auch unsere Freiheit nehmen!
Puritaner in Amerika hatten sehr strenge Gesetze, die oft gar nicht
angewandt werden mussten, weil sie so klar, einleuchtet und streng
waren. Dieser Charakter der Klarheit (= gegen Korruption) und Strenge
entspricht prinzipiell auch dem "ZGB" des alten Israels im Alten
Testament. Wir aber verändern die Gesetze, indem wir die Übernahme der
Verantwortung ständig aufweichen und dies nun kompensieren, indem wir
die Möglichkeiten zur Sünde verhindern wollen. (Bsp: Wir schränken das
Halten von Waffen ein, während wir Massenmörder mit Samthandschuhen
behandeln wollen. (Natürlich muss man auch einen solchen Mörder immer noch als Menschen behandeln. Aber seine Straftat muss angemessen bestraft werden. Das gehört mit zur menschlichen Würde. Wer nicht Rechtsfähig ist, d.h. nicht gerecht bestraft wird, wird nicht würdig behandelt.) In Neuseeland ist man nicht fähig einen Mann gerecht zu
richten, der 50 Moslems in Moscheen umgebracht hat. Vielmehr nutzt der Täter seinen Terrorismus, um für seine Irrlehren Werbung zu machen. Vielleicht
macht es Sinn, das Waffentragen einzuschränken. Aber das eigentliche
Probleme geht man nicht an: Menschliches Leben, Glaubens- und
Gewissensfreiheit zu schützen, indem die Verantwortung des Terroristen
für seine Tat durch unsere Gesetzen nicht genügend vom Täter einverlangt wird. Barmherzigkeit ist wichtig. Besonders im geistlichen Bereich sollten wir nicht andere richten, weil wir nicht in ein Herz eines anderen Menschen sehen können. Das tut alleine Gott und müssen wir ihm überlassen. Der Staat muss aber eine menschliche (= unvollkommene) Gerechtigkeit durchsetzen. Dabei darf er auch barmherzig sein. Es bringt aber nichts, wenn
die Barmherzigkeit eines Staatswesens von Terroristen ausgenützt wird, um das Böse zu
vermehren.)
Mit Gesetzen jede Form des Unrechts verhindern zu wollen, ist das Problem am falschen Ende aufgezogen, weil es nicht funktioniert und die Verantwortungsfähigkeit der Menschen behindert!(Ich
muss aber zugeben, dass da wo das Bewusstsein der Verantwortung fehlt, es mehr
Gesetze braucht.) Wer aber glaubt, mit
diesen unvollkommener menschlicher Gerechtigkeit eine absolute Gerechtigkeit zu
erreichen, verfehlt das eigentliche Ziel. Es ist
letztendlich eine Form der Gesetzlichkeit. Es ist die Idee mit äusserlichen Handlungen absolute Gerechtigkeit zu erreichen. Das passt auch zu der
zunehmenden Selbstgerechtigkeit. Eine Art gottloser Pharisäertum (s. Mee
too usw.), die heftig gegen Machtmissbrauch und Mobbing auftritt, aber
selber Mobbing ausübt und fördert. Vielmehr müssen wir uns bewusst werden - anhand Gottes absoluter Gerechtigkeit - wie wir dieser Gerechtigkeit Gottes ermangeln. Darum können wir keine absolut perfekten Gesetze machen. Wir können nur, wenn offensichtliches Unrecht geschieht, dies auch "offensichtlich" ahnden. Damit nehmen wir die Täter der Ungerechtigkeit in Verantwortung. Natürlich kann bei Vorliegen von strengen Gesetzen immer auch Gnade gewaltet werden. Aber wenn wir gar nicht mehr wissen, wie schlimm etwas ist und wie dies geahndet werden müsste, so wird die Gnade eine billige Gnade, die sogar das Böse fördern kann.
Was gibt es zu tun:
Mindestens müssten wir Christen diese Problematik erkennen. Dann könnten
wir dafür beten. Und dann könnten wir mindestens unsere Unterschrift für
das erwähnte Referendum geben und so unsere Verantwortung wahrnehmen.
Letztendlich ist es auch ein geistlicher Kampf. Luther sagte mal, dass
man das osmanische Reich, die Türken nicht militärisch besiegen kann.
Die geistliche Macht die hinter ihnen stand, sei viel grösser. (Damals stand ein türkischer Herr vor Wien.) Aber ein
Mädchen, das betet, überwindet sie. Heute haben manche eine ähnlich
Angst vor dem Islamismus. Tatsächlich gibt es noch andere solche
Herausforderungen in unserer Gesellschaft, die oberflächlich viel netter
auftreten, aber ihre wahren menschenfeindlichen Ansichten erst zeigen, wenn sie Macht
bekommen. Sollte Gott gesagt haben ... Interessant ist aber das Gott
alle Kräfte für seine Pläne nutzt. Obwohl ich nicht verstehen kann,
warum die Reformation vor 500 Jahren auch soviele negative Seiten - bis
hin zum 30-jährigen Krieg, auslöste. So sieht man doch auch, dass selbst
der Papst und die Türken zur Reformation beitrugen: Ohne sie wäre die
Reformation im Deutschen Reich schon in den Anfängen erstickt worden.
Gott herrscht, auch wenn es nicht so aussieht und wir gerade in einer
Zeit leben, wo Gott noch nicht das Böse so einschränkt, das wir es immer
merken. Er schränkt es natürlich auch dort ein, wo das Böse wütetet.
Aber eben noch nicht so, dass es kein Böses mehr gäbe. Das wird kommen. (Broder, ein jüdischer Atheist, sagte mal: Er glaube, dass das Böse immer wieder aufhört. Es braucht einfach lange, oft zu lange. Damit bestätigt er, dass Gott das Böse einschränkt. Denn, wenn das Böse nicht von Gott eingeschränkt würde, würde es jedes Leben auf dieser Erde auslöschen. Denn das Böse pervertiert das Gute, bis es nichts mehr gibt. Vermutlich zerstört sich das Böse letztendlich sogar selber. So destruktiv ist das Böse. Das Böse in uns Menschen ist selbst schon die grösste Strafe für uns, die ohne Jesus uns bis in alle Ewigkeit quälen wird. Jesus erlöst uns von dem Bösen. Danke Jesus Christus! Dein Reich komme und erlöse uns von dem Bösen.)
Gott segne Dich.
Gott segne unser Land und vergebe uns und gebe uns noch einmal Gnade.
Mit lieben Grüssen
Freitag, 22. März 2019
Freitag, 15. März 2019
Freude verändert alles: Eine Einladung zum christlichen Hedonismus
Empfinden Sie dies erschreckend? John Piper vertritt diese Meinung. Dabei ist er auf gutem "klassisch reformierten" Grund. Denn selbst die erste Antwort des grossen Westminster Katechismus anwortet auf die erste Frage aller seiner Fragen:
"Was ist die vornehmste und höchste Betimmung des Menschen?"
"Die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und ihn vollkommen zu geniessen in alle Ewigkeit."
Leider ist mein Englisch nicht so gut, dass ich John Piper in allem ganz verstehe. Aber es ist ein wichtiger Aspekt, um uns vor Selbstgerechtigkeit und Selbsterlösungsversuchen zubewahren. Denn allein das Geschenk von Gott schafft:
unsere Wiedergeburt (= erste Auferstehung), die die Grundlage der zweiten Auferstehung schafft, wenn Jesus Christus zum zweiten Mal kommen wird.
und es ist allein diese Gnade Gottes, die uns
die Heiligung schenkt.
Geistliche Wiedergeburt, d.h. die Gerechtsprechung vor Gott und Adption durch Gott durch das Opfer von Jesus Christus am Kreuz ist ein reines Geschenk.
Genauso ist auch die Heiligung ein reines Geschenk (= Gnade) Gottes.
Gott beschenkt uns so sehr, dass wir aus dieser Beziehung täglich Busse tun für unsere Guten und Bösen Werke, damit aus unserem Misst guter Dünger wird, der ewig bestand hat.
So wird selbst der Märtyrertod eines Stephanus zu keinem Werk zu seiner Errettung. Nein, Stephanus liebte das Leben! Er gab Zeugnis davon! Er war im Leben mit Christus und lebt heute noch in diesem ewigen Leben, dass Christus für ihn errungen hat. Er suchte nicht den Tod, sondern das Leben. Dabei war das Geschenk von Gott soviel grösser, als die Anfeindungen der Menschen. Es war soviel grösser als die Steine, die sie ihm anwarfen. Das Geschenk Gottes ist soviel wertvoller, dass sich von Menschen beleidigen und steinigen liess. Es war kein Werk zu seiner Errettung, sondern ein Weg, der Gott für ihn bestimmt hat. Nie hätte Stephanus dies aus menschlicher Kraft können, ohne sich in Hass zu verlieren. Nein, Stephanus blieb in der Liebe und bat darum sogar für jene, die ihn steinigten! Das war kein Werk, sondern eine Frucht, die Gott wachsen liess.
Darum gehört allein Gott die Ehre! Und darüber dürfen wir uns freuen: Denn Gottes Ehre ist immer auch unser Bestes und unser Glück!
Wir sollen Christus glauben und ihn bekennen. Wie das Bekennen ausfällt, hängt von den Gaben von Gott ab.
"denn die Freude am HERRN ist eure Stärke!" (Nehemia 8,10b steht schon im Alten Testament)
Christus ist uns wertvoller, als alles andere! Gott möge es mir schenken. Gott möge es Ihnen schenken.
Hier noch eine Abgrenzung von John Piper vom Wohlstand-Evangelium
Prediger Kohelet (Der Prediger Salomo)
Das Buch der "Prediger"
oder Kohelet, bezw. Der Pediger Salomo ist ein biblisches Buch des Alten
Testament (christliche Bezeichnung) und des Tenachs (jüdische Bezeichnung).
Dieses
Buch gehört zu der Weisheitsliteratur der Bibel. Geschrieben wurde es von König
Salomo, der vom Heiligen Geist dazu inspiriert war. Neure Ausleger glauben,
dass es nicht der König Salamon sein konnte, da es auch Passagen gibt, die sich
negativ über Könige und Regenten äussert. Zudem sei die hebräische
Sprache nicht passend. Diese Gruppe von Gelehrten verlegen die Entstehung
dieses Buches auch gerne auf die Zeit nach dem babylonischen Exil (6. Jh. vor
Christus = vor 2'600 Jahren). Wenn aber König Salomo das Buch verfasst hat,
muss es im 10. Jahrhundert vor Christus geschrieben worden sein: also vor 3'000
Jahren. Wenn man die Aktualität des Buches betrachtet, ist das sehr
eindrücklich.
Was
aber sicher festgehalten werden kann:
Wenn
die Bibel Machtmissbrauch anspricht, dann ist das doch ein klares Indiz, dass
es ein besonderes Buch ist. Wenn selbst ein König wie Salomo selbstkritisch auf
seine Machtfülle schauen kann, dann ist das bemerkenswert und nicht zwingend
ein Grund, dass es nicht von ihm geschrieben wurde. Ein anderer
"Superstar" der Bibel, König David, wird ebenfalls sehr klar
beschrieben, inklusive mit seinen Fehlern, Versagen und Erschütterungen. Es
gehört zur Bibel, dass es authentisch berichtet. Ein klarer Hinweis auf die
Inspiration durch Gott selber. Denn die Bibel wurde wohl von Menschen
geschrieben (Menschenworte könnte man sagen), aber Gott selber hat die
Schreiber inspiriert (= Gottes Wort). Ein Wunder? Ja.
Dabei
sticht das Buch "Prediger" auch mit seinen für mich existenzialistischen
Äusserungen hervor. Manchmal klingt es, als ob ein Atheist sich Gedanken über
die Welt und Weisheit macht. Es ist ein Ausdruck, wie frei Salomo denkt. Hierzu
gehört sicherlich auch sein "Haschen nach Wind". Wir glauben, Vieles
sei unglaublich wichtig. Dabei ist es ein Haschen nach Wind. Flüchtig, wie der
Wind. Doch soll man
"Alles,
was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im
Totenreich, dahin du gehst, ist kein Wirken mehr und kein Planen, keine
Wissenschaft und keine Weisheit!" (Prediger 9,10). Davor hält er fest:
"Geniesse
das Leben mit dem Weibe, das du liebst, alle Tage des eitlen Lebens, welches er
dir unter der Sonne gibt in dieser vergänglichen Zeit; denn das ist dein Teil
am Leben und an der Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne."
(Prediger 9,9)
Am
Schluss folgert Salomo:
"Und
ausserdem, lass dich warnen, mein Sohn! Des vielen Büchermachens ist kein
Ende, und viel Studieren ermüdet den Leib.
Lasst
uns die Summe aller Lehre hören:
Fürchte
Gott und halte seine Gebote; denn das soll jeder Mensch!
Den
Gott wird jedes Werk ins Gericht bringen, samt allem Verborgenen, es sei gut
oder böse." (Prediger 12,1214)
Die
Genfer Studienbibel hat auf Seite 1072 eine interessante Zusammenfassung zum
Thema veröffentlicht:
Der
Weg der Weisheit (12,14)
gott-loses
Lernen
führt zu
Zynismus (1,7 f.)
gott-lose
Grösse, Bedeutung führt zu
Ärger, Schmerz (1,16-18)
gott-loses
Vergnügen führt zu
Enttäuschung (2,1
f.)
gott-lose
Arbeit
führt zu
Lebensverdruss (2,17)
gott-lose
Menschenweisheit führt zu
Leere (3,1-9)
gott-lose
Ewigkeit
führt zu
Unausgefülltheit (3,11)
gott-loses
Leben
führt zu
Depression (4,2 f.)
gott-lose
Religion
führt zu
Furcht (5,3-6)
gott-loser
Reichtum
führt zu
Ärger, Unruhe (5,11)
gott-loses
Dasein
führt zu
Enttäuschung, Frustration (6,12)
gott-lose
Weisheit
führt zu
Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit (11,1,8)
Der
Anfang der Weisheit ist die Furcht Gottes, d.h. eine äusserst ernsthafte
Einstellung zu Gottes Geboten.
Furcht
Gottes
führt zur
Erfüllung (12,13 f.)
Denkt
man heute allgemein anders? Das war schon beim Sündenfall so: Sollte Gott
gesagt haben? Meint es Gott wirklich gut mit uns? Will er uns nicht vor dem
Guten fernhalten? So spricht die Versuchung und verdreht die Realität. Der Gott
des Lebens und Schöpfer will wirkliches Leben! Fallen wir nicht darauf rein,
sondern glauben Gott, der die Wahrheit ist.
Freitag, 1. März 2019
Kirche, was ist das? corpus permixtum
Kirche, was ist das? Corpus permixtum
Dazu Calvin (Inst. IV 1,9)
Denn überall, wo wir wahrnehmen,
das Gottes Wort lauter gepredigt und gehört wird und die
Sakramente nach der Einsetzung Christi verwaltet werden, lässt sich auf
keinerlei Weise daran zweifeln, dass wir eine Kirche Gottes vor uns haben. Denn
die Verheissung des Herrn kann nicht trügen:
"Wo zwei oder drei
versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Matth.
18,20)
Hierzu Melanchthon (ein Freund
von Martin Luther) aus dem Augsburger Bekenntnis (= Lutherisch):
"Es wird auch gelehret, dass
alle Zeit musse ein heilige christliche Kirche sein und bleiben ,welche ist die
Versammlung aller Glaubigen, bei welchem das Evangelium rein gepredigt und die
heiligen Sakramente laut des Evangelii gereicht werden."
Ein interessanter Unterschied
zwischen Lutheraner und Reformierten: Im Augsburger Bekenntnis fehlt die
Reaktion auf das gepredigte: Es steht nichts, vom gehört werden.
Vermutlich wird dies bei den Lutheranern automatisch vorausgesetzt? Oder wirkt
gar die Idee mit, dass das reine Predigen und verteilen des Abendmahls und
Taufe auch ohne Glauben wirke? Natürlich dachte Luther nicht so. Das
würde dem "allein dem Glauben" widersprechen. Aber Luther mass den
"Dingen" mehr zu, was gerade in seiner Abendmahlslehre hervorsticht.
Interessanterweise handelte ja gerade der zweite Abendmahlsstreit (nachdem
Calvin sich mit Bullinger einigen konnte) um diese Thematik. Für Calvin war das
Abendmahl (oder auch die Taufe) nur geistliche Realität, wenn der Gläubige es
im Glauben ausübt. Oder noch krasser gesagt: Auch ohne die Sakramente besitzt
der Gläubige, was die Sakramente darstellen und auf eine geistliche Weise als
Stärkung vermitteln. Wobei Calvin auch von den Sarkamenten als eine Predigt
ohne Worte spricht. Damit liegt er zwischen Zwingli und Luther und es scheint
mir biblisch sehr gut begründet zu sein. Das Problem für mich ist aber, dass
ich Luther nicht wirklich in der Abendmahlslehre verstehe. Daher kann ich es
nicht wirklich klar einordnen, geschweige denn sachlich verhältnismässig
kritisieren. Aber was bei beiden klar ist:
Allein die Schrift! Die Bibel
muss im Mittelpunkt stehen.
Interessant ist nun, dass Calvin
aber keinesfalls die Kirche geringschätzt. Ganz im Gegenteil:
"Wer Gott zum Vater hat, der
muss auch die Kirche zur Mutter haben."
sowie
"Denn es gibt für uns keinen
anderen Weg ins Leben hinein, als dass sie uns in ihrem Schosse empfängt, uns
gebiert, an die Brust nährt und schliesslich unter ihrer Hut und Leitung
in Schutz nimmt ..." (Inst. IV 1,1)
Spricht hier Calvin der römischen
Kirche zu, dass nur in der römischen Kirche das Heil zu finden wäre? Sicherlich
nicht. Meint er damit, die Kirche als Gebäude? Auch das kann es nicht sein. Wie
wir Oben gesehen haben, spricht er von der Kirche (an anderen Orten in seiner
Institutio erklärt er auch andere Bedeutungen dieses Begriffes
"Kirche") als ein Ort, wo Gottes Wort gepredigt UND gehört wird und
die Sakramente (für Calvin gibt es nur 2: Abendmahl und Taufe) nach der
Einsetzung von Jesus verwaltet werden.
Daraus folgt, dass Calvin den
Begriff katholisch und katholische Kirche in seinem eigentlichen Sinn versteht,
was einen wesentlichen Unterschied zur römischen (römisch-katholischen)
Auffassung darstellt:
"Deshalb heisst die Kirche
'katholisch' oder 'allgemein' (meine Anmerkung: katholisch bedeutet allgemein);
denn man könnte nicht zwei oder drei 'Kirchen' finden, ohne dass damit Christus
in Stücke gerissen würde - und das kann doch nicht geschehen! Nein, alle
Auserwählten Gottes sind dergestalt in Christus miteinander verbunden, dass
sie, wie sie ja an dem einen Haupte hängen, auch gleichsam zu einem Leibe
zusammenwachsen, und sie leben in solcher Gefügtheit zusammen wie die Glieder
de gleichen Leibes." (Instiutio IV 1,2)
Dies bedeutet, wer in Christus
ist, wer an Christus glaubt, wie die Schrift lehrt, der ist mit den anderen
Glaubenden "automatisch" eine Bruderschaft (oder Geschwisterschaft)
eingegangen. Denn der Herr ist Christus. Seine Gemeinschaft mit ihm ist
unzertrennlich. Mögen auch unsere organisierten Kirchen verschieden sein.
Da Gottes Wort verkündigen, die
Ausbreitung des Reiches Gottes ist, kann Luther sagen:
"Dass das Reich Gottes ...
ist nit zu Rom, auch nit an Rom gebunden, weder hie noch da, sondern wo das
indwendig der Glaub ist ... Also dass es erlogen und erstunken ist, und Christo
als einem Lügener widerstrebt, wer do sagt, dass die Christenheit zu Rom oder
an Rom gebunden sei, viel weniger, dass das Häupt und Gewalt da sei aus
göttlicher Ordnung ... Die erste Christenheit, die allein ist die wahrheftige
Kirch, mag und kann kein Häupt auf Erden haben, und sie mag von niemand auf
Erden, weder Bischof noch Bapst, regiert werden, sondern allein Christus
im Himmel ist hier das Häupt und regieret allein ...
Wie kann ein Mensch regieren, das
er nit weiss noch erkennet? Wer aber kann wissen, welcher wahrhaftig gläubt
oder nicht? (Luther, WA 6, 92ff.)
Man könnte sagen: Dir sichtbare
Kirche ist eine Gemeinschaft von Heuchlern und Gläubigen. Und das wurde
auch schon so gesagt: corpus permixtum (auf Latein).
Die Begriffe: Sichtbare Kirche
und unsichtbare Kirche versuchen dies auch zu veranschaulichen. Jeder, der
Jesus Christus als Haupt hat, wie es die Bibel lehrt, der ist auch ein Teil der
unsichtbaren Kirche. Die sichtbare Kirche beinhaltet somit Gläubige, Ungläubige
und sogar Heuchler. Eben: Corpus permixtum.
Auch Calvin sieht dies so:
"Aber da das kleine,
verachtete Häuflein unter einer unmessbaren Menge verborgen liegt und die
wenigen Weizenkörner von einem Haufen von Spreu überdeckt werden, so muss man
Gott allein die Erkenntnis seiner Kirche überlassen, deren Fundament ja seine
verborgene Erwählung ist ... mach nun auch solche traurige Oede, wie sie uns
von allen Seiten entgegentritt, mit lauter Stimme zu bezeugen schienen, es sei
von der Kirche nichts mehr übrig, so sollen wir doch wissen, dass Christus Tod
seine Frucht trägt und dass Gott seine Kirche auf wundersame Weise gleichsam in
dunkler Verborgenheit bewahrt. Es ist, wie es einst zu Elia gesagt wurde: 'Ich
habe mir lassen übrigbleiben siebentausend Mann, die nicht ihre Knie gebeugt
haben vor Baal" (1. Kön. 18,19). (Inst. IV 1,2)
"Ebenso also, wie es für uns
vonnöten ist, jene unsichtbare, allein für Gottes Augen wahrnehmbare
Kirche zu glauben, wird es uns auch aufgetragen, diese Kirche, die im Blick auf
die Anschauung der Menschen Kirche heisst, hochzuhalten und die Gemeinschaft
mit ihr zu pflegen." (Inst. IV 1,7)
"Wir wollen in dieser Welt
keine makellose, unbefleckte Kirche suchen, und auch nicht gleich einer
Gemeinde den Rücken kehren, wenn sie unseren Wünschen nicht vollkommen
entspricht. Es ist eine gefährliche Versuchung, keine Kirche mehr anerkenn zu
wollen, ausser wo sich völlige Makellosigkeit findet. Denn wer auch immer
dieser MEinung ist, der muss sich notwendig von den anderen absondern und sich
allein in dieser Welt für heilig halten oder zusammen mit anderen Heuchlern
eine Sekte gründen." (Kommentar zu 2Kor 1,2, 308)
Trotz dieser
"Relativität" der sichtbaren Kirche, betont Calvin:
"Die Autorität seiner Kirche
legt er (Gott) uns dermassen ans Herz, dass er seine eigene Autorität für
verkleinert erachtet, wenn jene verletzt wird!" (Institutio IV 1,10)
Zugleich glaube ich, kann die
Kirche ihre Autorität aber erst wirklich ausleben, wenn sie sich ihrer
Unfähigkeit aus sich selber bewusst wird. Denn eigentlich ist die Kirche etwas Hässliches.
Erst ihr Bräutigam (um mit einem biblischen Bild zu sprechen), macht aus ihr
eine schöne Braut.
Erst wenn die Kirche (wie wir im
persönlichen Leben) einsehen, dass sie ohne Christus nichts tun kann (in einem
geistlichen Sinn für die Ewigkeit Sinnvolles schaffen können), dann wird sie
sich auch von Christus gerne und freudig leiten lassen. Darum ist der
Perfektionismus so gefährlich! Letztendlich verbirgt sich dahinter die Idee,
ohne Christus und aus eigener Kraft absolute göttliche Gerechtigkeit schaffen
zu können. Dies kommt in ganz verschiedenen Formen daher: Die
römisch-katholische Kirche des Konzils von Trient (Gegenreformations-Konzil)
erklärt, Jesus gebe uns die Kraft ohne Jesus gute Werke tun zu können (und
schaltet so die direkte, tägliche, stündliche Abhängigkeit von Christus ab)
oder die moralisierenden Ideen in allen Kirchen, dazu gehören auch
Evangelikale, die oft Erasmus von Rotterdam näher stehen als Martin
Luther. Oder wir denken an den offensichtlichen Pelegianismus, der
auch die römische Kirche abgesagt hat (aber laut Calvin mit dem Konzil von
Trient indirekt, d.h. über Umwegen praktisch doch wieder anhängt. Allerdings
nun so christlich ausformuliert, dass es selbst für mich im ersten Moment sehr
christlich anhörte.)
Perfektionismus in dieser Welt
umsetzen zu wollen - und das aus eigener Kraft - ist sehr gefährlich. In einer
geistlichen Weise sind wir in Christus "perfekt", d.h. heilig und
rein. Aber das nicht aus uns, sondern aus der Tat von Christus. (Luther spricht
von passiver Gerechtigkeit, weil sie geschenkt ist!) Von uns aus, sind wir
immer noch die alten Sünder. Wir warten auf das zweite Kommen von Jesus, wo
diese geistliche Wahrheit sich ganz entfalten wird. Hier sind wir aus uns noch
unperfekt. Hier ist auch die sichtbare Kirche unperfekt: Eben corpus permixtum.
In dieser Welt nach dem
Sündenfall zu glauben, ohne Christus eine perfekte Welt schaffen zu können, ist
sehr gefährlich. Menschen, die dem Perfektionismus anhangen, sehen oft
ihren eigenen Anteil an den Problemen nicht. Sonst kämen sie gar nicht
erst auf eine solche Idee. Sie wären verzweifelt. Es ist aber auch gefährlich,
wenn wir glauben, vor dem zweiten Kommen von Jesus Christus eine absolut
perfekte christliche Gemeinschaft/Kirche aufbauen zu können! Davor warnte eben
Calvin. Daraus leitet sich eine barmherzige Haltung gegenüber unseren
sichtbaren Kirchen ab: Das beinhaltet aber trotzdem eine aufbauende Kritik an
ihr. Wir könnten sagen: Kritik ja, natürlich. Anhand der Bibel sind wir dazu
aufgefordert. Es stimmt eben nicht was Erasmus von Rotterdam verlangte: Sich
der Kirche und der Bibel zu unterwerfen. Martin Luther korrigiert Erasmus da
korrekt: Nur unter die Bibel, Gottes Wort müssen wir uns stellen. Diese befielt
uns die Kirche zu kritisieren, damit sie sich korrigieren kann. Und was ist
denn unser Christsein anderes, als ein ständiges sich kritisieren lassen von
Gottes Wort? Das löst in uns Busse aus, d.h., dass wir zu Christus gehen und
uns vergeben lassen und bessere und genialere Wege mit Gottes Hilfe gehen. Aber
eben: Nur in Christus wird es im Sinne von Christus und Gott dem Vater absolut
gut. Und dies bedeutet indem wir Busse tun für unsere bösen und gute Werke. Und
da die Kirche die Mutter von uns Gläubigen ist, muss sie ein Vorbild für Busse
sein! Dazu gehört, dass deren Leiter sich gewohnt sind, Busse zu tun. Aelteste,
Kirchenvorstände usw. sollten die Freude kennen, bei Jesus Christus und ihren
Opfer um Vergebung zu bitten. (Die Freude kommt natürlich erst nach der
Demütigung. Aber das kann nur jemand verstehen, der es erlebt hat.) Natürlich
sollten Aelteste Vorbilder im Umgang mit ihren Abgründen sein. Davon zeugt die
Bibel, indem sie sehr klar die Anforderungen auflistet. Aber auch für solch
sehr disziplinierte und barmherzige Menschen, gibt es immer noch viel zu Jesus
Christus zu bringen: Gute wie böse Werke. Ihre eigentliche Motive usw. Damit aus
ihrem Misst ein guter Dünger für Christus wird!
(Ich gebe zu, meine Worte können
diese geistliche Wahrheit kaum gebührend wiedergeben. Man könnte es auch so
sagen: Die Kirche ist eine Ansammlung von Sündern, die Heilung sucht. Da ist es
von Vorteil, dass deren Verantwortliche darin schon einige Erfahrung sammeln
konnten und auch Lehrmässig oder je nach Aufgabe - auch nur Leitungs- und
Verwaltungstechnisch - dies ausleben können. Dazu gehört die dienende Haltung,
wie es Jesus beschrieb. Dazu gehört die Fähigkeit barmherzig, aufbauend
kritisch, väterlich fördernd zu sein UND die Freude der Busse zu kennen. Die
Busse ist dabei das Wichtigste, weil niemand, auch kein Aeltester oder Pfarrer
perfekt ist. Dazu gehört eine gewisse Fähigkeit der Selbstkritik, die es
möglich macht ständig in der Liebe und Weisheit zu wachsen.)
Hier liegt auch die Grundlage für
unsere Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen UND auch gegenüber den Christen.
Dazu wieder Calvin:
"Noch viel weiter aber muss
unsere Nachsicht im Ertragen der Unvollkommenheit des Lebens (unserer Brüder
und Schwestern) gehen. Denn an diesem Punkt kann man sehr leicht ausgleiten und
zu Fall kommen, auch lauert uns hier der Satan mit mehr als gewöhnlicher
Hinterlist auf. Denn es hat stets Leute gegeben, die von dem falschen Wahn
einer vollkommenen Heiligkeit ergriffen waren, sich einbildeten, als ob sie
bereits gleichsam zu Geistern in der Luft geworden wären, und dann aus solcher
Gesinnung heraus die Gemeinschaft mit allen Menschen verachteten, an denen nach
ihrem Eindruck noch etwas Menschliches übriggeblieben war. Von dieser Art waren
vorzeiten die 'Katharer? und die Donatisten, die sich ihrem Wahnwitz
anschlossen. von dieser Art sind heutzutage einige von den Wiedertäufern, die
den Eindruck erwecken wollen, als seine sie mehr als andere
fortgeschritten." (Inst. IV 1,13)
Praktisch kritisiert Calvin somit
den Perfektionismus der römisch-katholische Kirche und gewisser Täufer. Ich
kenne täuferisch Gesinnte, die dieser Kritik zustimmen. (Uebrigens Täufer sind
nicht Baptisten. Es handelt sich hier um zwei verschiedene Konfessionen, auch
wenn das deutsche Wort "Täufer" im Englischen "Baptist"
bedeutet und in den "germanophonen" Ländern diese Begriffe gerne
vermischt werden. Zudem gibt es auch ganz praktisch Gemeinden, wo diese
vermischt sind!) Zur Zeit von Calvin gab es noch keine Baptisten und unter den
Täuferbewegungen gab es verschiedene Ausrichtungen. Es gab ganz klar nicht mehr
christliche, die sogar die Trinität ablehnten und wirklich christliche, Aber
selbst den christlichen Täufern wirft Calvin eine zu strenge Kirchenzucht vor,
die wohl im Streben nach Perfektion liegt. Calvin mag selber manchmal zu streng
gewesen sein. So kritisieren ihn Capito in Strassburg und Heinrich Bullinger in
Zürich. Aber Calvin wusste, dass es sich bei Kirchenzucht nur um Äusserliches
handeln kann, weil das Herz von uns Menschen nicht beurteilt werden kann.
Calvin wusste sehr gut, dass eine Überschreitung dieser Grenze zu Machtmissbrauch
führen würde. Erst die Einhaltung dieser Grenze ermöglichte auch die zweite
Forderung von Calvin, wenn man Kirchenzucht anwenden musste: nur in Liebe darf
Kirchenzucht ausgeübt werden. Über das Herz des Gezüchtigten - oder sagen wir
vielleicht heute besser - des Disziplinierten, dürfen wir nicht urteilen.
Vielmehr müssen wir betend für ihn einstehen und für ihn hoffen. Calvin findet
in der Institutio dafür eindrückliche Bilder. Sogar das
"Hinauswerfen" aus der Kirche bedeutet für Calvin nicht, dass der
offiziell Verurteilte auch aus der unsichtbaren Kirche verbannt wurde. Dass
weiss allein Gott. Calvin hält ganz richtig fest: Dass es uns nie zusteht,
darüber zu urteilen, ob jemand von Gott erwählt (und damit zur unsichtbaren
Kirche gehört, bezw. endgültig gehören wird, wenn er es auch jetzt gerade noch
nicht weiss oder nicht mehr weiss.) oder nicht erwählt wurde. Dass weiss Gott
allein. Auch hier macht sich also das Verständnis der sichtbaren und
unsichtbaren Kirche positiv bemerkbar. Sicherlich erinnern wir uns auch an
Zwingli, der von menschlicher und göttlicher Gerechtigkeit sprach.
Kirchenzucht ist nicht gerade ein
populäres Thema in unserer postmodernen Zeit. Aber in der Bibel wird ein
griechisches Wort genutzt, dass Ermahnung und Ermutigung zugleich ausdrückt. Es
geht also zusammen, jemanden zu ermutigen und gute Tipps (zur rechten Zeit) zu
geben. Die Kirchenzucht selber gibt der Kirche / Gemeinde die Möglichkeit ein
Mindestmass an positivem sozialen Verhalten und Zielrichtung der Gemeinde
einzufordern. Es ist ein Mittel der Kirche, sich vor Irrlehre und Lieblosigkeit
abzugrenzen. Das die Kirchenzucht in der Kirchen-Geschichte immer wieder
missbraucht wurde, indem die Irrlehre und Lieblosigkeit nicht damit bekämpft
wurde, sondern sogar selber zu einem Werkzeug für Irrlehre und Lieblosigkeit
wurde, ist eine Folge des Sündenfalls! Seit dem Sündenfall pervertieren wir das
Gute!
Mit diesem Thema könnten wir nun
auch zum Thema Aemter der Kirche kommen. Wie äussert sich die sichtbare
(unperfekte oder kämpfende) Kirche?
Es gab immer schon in der
Gemeinde Gottes verschiedene Aemter. Es wäre interessant dem nachzugehen, wie
im Alten Testament das Volk Gottes (die Kirche Gottes) geleitet wurde und wie
sie im Neuen Testament strukturiert war. Es gibt eine Kontinuität, die bis
heute hineinreichen sollte, damit wir alle davon profitieren können. (Wobei es auch immer berechtigte
zeitbedingte und kulturelle Ausformungen gibt.)
Kirche zeigt sich laut Calvin
auch im Bekenntnis. Anders als Luther, der von der Selbstgenügsamkeit der Bibel
sprach, muss für Calvin der Glaube auch in einem Bekenntnis einen Ausdruck
finden. Wie eingangs erwähnt, ist für Calvin nicht nur das Predigen des Wortes
Gottes wichtig, sondern auch das Hören auf Gottes Wort. Sinngemäss betont er
auch unseren Glauben und unser Bekenntnis, dass wir mit dem eigenen Mund ausdrücken
sollen. Spontan kommt mir hier Römer 10,9 – 11 in den Sinn:
„Denn wenn du mit deinem Mund
Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus
den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
Denn mit dem Herzen glaubt man,
um gerecht zu werden, und mit dem Mund bekennt man, um gerettet zu werden;
Denn die Schrift spricht: ‚Jeder,
der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden!‘“
Daher sind für Calvin auch die
Bekenntnisse sehr wichtig. Auch Luther hat natürlich seinen Glauben deutlich
schriftlich niedergeschrieben. Auch für Luther war die Lehre wichtig. Hier
weichen beide von der evangelischen Realität von vielen Landes- und Freikirchen
ab. Einen Einwand, den ich in einer FEG gehört habe, war: Man will direkt auf
das Wort Gottes hören. Interessanterweise ist allein schon dieser Satz ein
Glaubensbekenntnis: Er glaubt an die Alleingenügsamkeit des Wortes. Und das ist
sicherlich wahr. Nur: Jede Predigt und auch jeder weiterführende Unterricht
beruht auf einem Glaubensbekenntnis, dass die Lehrenden verinnerlicht haben. Es
wäre daher offener, wenn sie diese verinnerlichten Lehren auch schriftlich zum
Ausdruck brächten. So geben sie Auskunft und bekennen auch schriftlich, was sie
glauben. In diesem Sinne ist das Glaubensbekenntnis auch immer ein bekennen, was
man von der Bibel verstanden hat. Natürlich muss dieses Bekenntnis immer wieder
anhand der Bibel überprüft werden. Und das kann man besser, wenn man es
niederschreibt. Und warum ist dies so? Oft glauben wir auch Dinge, dessen wir
uns gar nicht so bewusst sind. Formuliert man dies in Worten, legt man sich
selber Rechenschaft ab, was man alles so glaubt und man macht den eigenen
Glauben auch intellektuell und geistlich überprüfbar. Zudem gibt es seit jeher
gute Glaubensbekenntnisse, wie das Apostolische Glaubensbekenntnis. Solche
alten und allgemeine Glaubensbekenntnisse helfen uns, den „Anschluss“ an diese
Christen zu finden. Wir müssen nicht alles neu erfinden. Natürlich gibt es auch
konfessionelle Glaubensbekenntnisse. Die reformierten Landeskirchen der Schweiz
haben das zweite Helvetische Glaubensbekenntnis im 19. Jahrhundert als
verpflichtendes Bekenntnis abgeschafft. Man lebt nun eine Bekenntnisfreiheit,
die nicht selten als Bekenntnislosigkeit wirkt. Dagegen würde heute wohl
Johannes Calvin mächtig auftreten. Eine Kirche braucht ein bindendes
Bekenntnis, das erklärt, für was sie steht. Zur eigenen Orientierung und zum eigenen Vorteil!
Ohne Bekenntnis droht die
sichtbare Kirche vom Wind mal dahin und mal dahin getrieben zu werden. Das kann
je nach Zeitgeist sehr gefährlich sein.
Zudem ist eine gut geordnete
Kirchenzucht ohne Glaubensbekenntnis nicht wirklich möglich. Eine Kirche /
Gemeinde ohne Glaubensbekenntnis mit einer Kirchenzucht droht viel schneller
die Gemeindezucht als Machtmittel zu missbrauchen. Denn es fehlt eine
Verfassung oder eben das Glaubensbekenntnis, dass den Sinn und die Grenzen der
Massnahmen aufzeigt. Man wird einwenden, die römische Kirche hat eine wirklich durchdachte Struktur, auch i. S. Glaubensbekenntnis. Trotzdem mangelt es ihr nicht an Machtmissbrauch. Hier möchte ich aber erwähnen, dass gewisse Punkte korrigiert werden müsste. Es fehlt ihr die Ausrichtung allein auf die Bibel. Es gibt Tendenzen wo man Menschen mehr Autorität als der Bibel verleiht. Daher ist diese Kirche auch zu hierarchisch aufgebaut. Denn auch eine Episkopal-Kirche muss nicht so extrem hierarchisch sein, wie andere Episkopal-Kirchen wie Anglikaner und Lutheraner sowie Methodisten zeigen. Zu grosse Abhängigkeit vor Menschen anstelle dem Wort Gottes und damit dem Recht fördert zwangsweise die Korruption und Machtmissbrauch (s. Bibel, die vor Menschenfurcht als Fluch warnt.). Zudem gibt es Personen in diesem Umfeld, die glauben, wer mehr Macht zu haben, erlaube es ihnen, sich mehr zu erlauben als andere. Dabei ist es gerade umgekehrt! (Aber das ist ein Problem, das es überall in Schamgesellschaften gibt.) Es sollte uns nicht erstaunen, dass Calvin von Leitern eine strengere Kirchenzucht verlangte, als von Menschen, die weniger Macht besitzen.
Daher halte ich fest: Noch viel schneller als in einer Kirche mit
Glaubensbekenntnis können Mächtige der Kirche ihre eigenen Ideen mittels
Machtmissbrauch verwirklichen und so viel Schaden an der Kirche und damit auch
an den Menschen verursachen.
Selbst 68-er, welche alle Normen
einst abschaffen wollten, würden wohl zustimmen müssen, dass man eine gewisse
Ordnung braucht, damit dem Machtmissbrauch Einhalt geboten wird. Die
Einschränkung des Machtmissbrauchs ist ein wichtiger Bestandteil der
Kirchenzucht. Wie erwähnt forderte Calvin von den Leitern der Kirche eine viel strengere
Kirchenzucht, als von einem Christen, der keine Macht ausübt. Das ist logisch
und entspricht dem Geist der Bibel. Denn Mächtige können viel mächtiger
Machtmissbrauch tätigen. Oder wie heisst es: Macht korrumpiert. Viel Macht
korrumpiert absolut. Damit das anständig und in gesunden Grenzen funktioniert,
braucht es festgelegte Ordnungen. Jene Institutionen, die die Ordnung und
Freiheit erhalten wollen, brauchen daher klare Grenzen und Arbeitsfelder, damit
sie nicht selber eine willkürliche Unordnung erstellen.
(Diese Gedanken wurden angeregt durch eine Zusammenstellung eines Pfarrers. Ich gebe gerne dazu weitere persönliche Auskünfte.)
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