Freitag, 27. September 2013

Heuchelei oder wie werden usnere Gebete erhöhrt?: Als fröhliche Sünder!



Heuchelei oder wie werden unsere Gebete erhöhrt?:
Als fröhlicher Sünder!

In christlichen Kreisen gibt es manchmal das Problem der Heuchelei. Jede Gesellschaft oder Gruppe von Menschen, die hohe Ideale hat, steht vor dieser Gefahr. Und wer möchte nicht behaupten, dass wir Christen hohe Ideale haben. Wer ganz offiziell keine solche hohen Ideale hat und gesetzlos lebt, kennt dieses Problem nicht. In einem gewissen Sinne ist er vor dieser Sünde bewahrt, weil er „ehrlich“ sündigt. Im Gegensatz dazu können wir Menschen, die hohe Ideale haben unter dem Deckmantel der Heuchelei genauso gesetzlos leben. 

Es mag Religionen geben, die gerne zwischen den wahren Gläubigen und Ungläubigen sprechen. Dabei sind die Gläubigen die Guten, die Heiligen. Sie haben durch ihr gutes Leben einen direkten Zugang zu Gott. Dadurch verstehen sie Gott sehr gut. Im Heidentum sprach man von ihnen als Gottes Lieblinge. Ihr Kennzeichen war Erfolg und Macht, Schönheit und Pracht.
Diese Sichtweise entspricht unseren menschlichen Wünschen. Die Bibel aber beschreibt die Realität und diese ist leider viel komplexer. Sie spricht von einem auserwählten Volk Gottes, dass sündigt und Fehler macht. Ja, sie spricht sogar von Gottlosigkeit innerhalb seines Volkes, während sie gottesfürchtige Heiden als gutes Vorbild beschreibt. Das gefällt uns Menschen nicht besonders. Daher fällt das Christentum gerne auch auf diese heidnische Form der Religiosität hinein. Jesus sagt es klar und eindeutig: Das ist Heuchelei! Wer von dieser Heuchelei profitiert, dem wird das weh tun. Wer aber nicht Profiteur ist, wer unter diesen Missständen leidet, der spürt den lebensspenden Wind hinter diesen Worten. Diesen Wind des Geistes Gottes, der die Heuchelei wegbläst.  

„Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch, und wenn ihr auch noch so viel betet, höre ich doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut!
Waschet, reiniget euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg, höret auf, übelzutun!
Lernet Gutes tun, erforschet das Recht, bestrafet den Gewalttätigen, schaffet den Waislein Recht, führet die Sache der Witwe!
Kommt doch, wir wollen miteinander rechten, spricht de HERR: Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiss werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Purpur, sollen sie wie Wolle werden.“                 (Jesaja, 1,15 – 18)

Wie ein frischer Wind, der uns belebt, so klingen diese Worte! Der jüdische Prophet Jesaja verkündigt Gottes Wort. Dieses Wort deckt im Anfang des Buches Jesaja die damaligen gesellschaftlichen Problem auf.-Das tut den Betroffenen sicherlich weh. Aber es zeigt auch gleichzeitig, wie Gott dies vergeben möchte, damit die Sünden nicht mehr rot sind, sondern weiss werden, d.h. von Gott gewaschen und getilgt werden. Dazu braucht es eine Umkehr. Ja, sie müssen sogar lernen, Gutes zu tun, weil sie dies verlernt haben. Und wir müssen uns bewusst sein, Jesaja sagt dies nicht zu einem heidnischen Volk, sondern er sagt das zu Gottes auserwähltem Bundesvolk, also auch zu uns Christen!

„Wehe den Gesetzgebern, die liederliche  Gesetze erlassen, und den Schreibern, welche Plackerein schreiben, womit sie die Armen vom Rechtswege verdrängen und die Unterdrückten meines Volkes ihres Rechtes berauben; damit die Witwen ihre Beute seien und sie die Waisen plündern können.
Was wollt ihr tun am Tage der Rechenschaft und wenn das Wetter hereinbricht, das von ferne kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wo wollt ihr euren Reichtum lassen?“ (Jesaja, 10,1 + 2)

Wer sich gottlos verhält, auch wenn er ein Mitglied des Volkes Gottes ist, wird sich in der Not allein gelassen fühlen. Jesaja erklärt auch, dass dies ein Grund für Gebete ins Leere ist.
Es wird jemand eindwenden:  Wie kann das möglich sein? Das Neue Testament ist da sicherlich viel gnädiger! Und wirklich, im Neuen Testament kommt die Gnade Gottes noch klarer zum Vorschein. Aber auch dort steht:

„Irrt euch nicht; Gott lässt sich nicht spotten!
Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ (Galater 6,7)

Als Paulus im Römerbrief die verschwenderische Gnade von Gott beschreibt, fügt er hinzu:
„Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Mass der Gnade voll werde?
Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?“ (Römerbrief 1,6+2)

All diese Texte lösen in mir eine Ehrfurcht vor Gott und seinem Recht aus. Ich merke auch, wie Gottes Recht allen Menschen einen Wert zuspricht, trotz ihrer Fehler. Die Ehrfurcht vor Gott erhält auch die Menschwürde. Gottes Gesetz beinhalten daher auch unveräusserliche Menschenrechte. Man beachte nur die zehn Gebote: Zuerst wird Gottes Ehre geschützt und dann wird wird das Leben der Menschen geschützt. Was uns das Gesetz Gottes in unserer Freiheit einschränkt, ist gleichzeitig auch ein Schutz vor anderen Menschen. In diesem Sinne ist das Gesetz Gottes auch lebensspendend. Es ermöglich, dass wir Mensch untereinander sorgsam umgehen. Gleichzeitig verleiht es unserem Leben eine Würde: die Menschenwürde. Könnten wir alle Gesetze Gottes halten, hätten wir wieder den Himmel auf Erden. Aber leider können wir dies nicht, weil selbst unsere besten Werke von der Perversion des Sündenfalles befallen ist. Und dieses Herz können wir nicht ändern. Bereits im Alten Testament werden dafür Sühnopfer getätigt. Und es gibt noch mehr in der jüdischen Bibel: Es gibt das Versprechen Gottes, dass er unsere Herzen ändern wird:
 
„Ich aber will ihnen ein einiges Herz geben und einen neuen Geist in eure Brust legen und will das steinerne Herz aus ihrem Leibe nehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Rechte beobachten und sie tun; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.
„Denen aber, deren Herz ihren Greueln und Scheusalen nachwandelt, will ich ihren Wandel auf ihren Kopf vergelten, spricht Gott, der HERR.“ (Ezechiel 11,20 und 21)

Es ist wahr, dass wir unser Herz nicht ändern können. Aber wenn wir zu Jesus gehen, dann übernimmt er diesen Part. Jesus ist die Erfüllung der Versprechen Gotts im Alten Testamten (also in der jüdischen Bibel). Er ist das wirkliche Opfer, wobei die alttestamentlichen Opfer ein Vorabbild sind. Sie helfen uns Menschen zu verstehen, warum Jesus sterben musste. Jesus kann darum Vergebung schenken. Und Jesus schenkt sie! Er schenkt uns ein neues Herz, und erfüllt auch das. Er gibt uns eine geistliche Wiedergeburt und den Heiligen Geist. Wir erhalten eine ganz neue Lebenseinstellung. Dennoch ist aber das Alte noch da. . „Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden…. „ (Römerbrief 8,24) 
Daher müssen wir uns nach unserer Bekehrung täglich entscheiden, ob wir mit unserer alten Natur reagieren wollen, oder ob wir in Christus leben wollen. Zudem sind wir sehr vergesslich. Was ich schon von der Güte Gottes, was er mir getan hat, alles vergessen habe. Daher sollten wir regelmässig die Bibel unter Gebet lesen. Aber dieser Zwischenzustand wird nicht ewig dauern. Wenn wir sterben und auf Jesus vertrauen oder wenn Jesus zum zweiten Mal wiederkommt, wird dieses „jetzt schon und doch noch nicht“ beendet werden. Dann werden wir verherrlicht und der ganze Müll in uns wird endgültig entsorgt. Dann wird der Tod endgültig verschwinden und eine neue Erde wird dann sein.

Jesaja ruft schon bevor Jesus bei uns als Mensch gelebt hat: „Kommt doch!“ Gott will vergeben und die ganzen Fehler und Sünden vergeben. Du darfst als Sünder kommen. Ja, wir müssen immer als Sünder kommen. Gerade diese Sünde ist der Grund dafür, dass Du kommen darfst. Denn Jesus ist am Kreuz dafür gestorben. Er hat mit seinem Blut für alle Deine Bösartigkeit bezahlt. 

Jemand hat mal gesagt: Umfallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Wieder aufstehen ist himmlisch! Das ist zutiefst wahr: Wenn wir fallen dürfen wir zu Jesus gehen und er wird uns wieder aufrichten: Das geknickte Rohr wird er nicht brechen. „Kommet alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will Euch erquicken!“ sagt Jesus.
Und noch mehr, wir haben in unserem Leben von Jesus einen besonderen Beistand erhalten:

„Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist; denn er tritt für die Heiligen so ein, wie es Gott angemessen ist.“ (Römerbrief 8,26 und 27)

Mit Heiligen sind wir Christen gemeint, die Jesus als Herrn akzeptiert haben. Es sind Menschen, die in den Bund mit Gott getreten sind und dadurch für Gott abgesondert wurden. Als Schweizer und Nichtjuden werden wir in den Stamm der Juden geistlich eingepfropft (s. Römerbrief 11,17 - 24) Wir Nichtjuden sind ein wilder Oelbaum, der in den edlen Oelbaum des Volkes Gottes eingepfropft werden. Darum sollen wir uns auch nicht über die Juden erheben, die diese Gnade (noch) nicht verstehen können. 

Aber wie auch immer: Gottes Volk ist aus sich heraus nicht besser, als andere Menschen. Manchmal heisst es sogar, dass wir halstarriger sind... Sie sind aber durch Gottes Gnaden für alle Ewigkeit erwählt und errettet.  Warum? Nicht weil sie Gott geliebt haben, sondern weil sie Gott zuerst bedingungslos liebt. Wer sich so erretten lässt, der bekommt diesen Heiligen Geist, der dann für uns vor Gott eintritt. Der unsere unvollkommenen Werke heiligt. Ja, der selbst unser Gestammel von Gebet vor Gott richtig stellt. Aber auch die gut formulierten Gebete müssen vom Heiligen Geist geheiligt werden. Gerade diese schön formulierten Gebete können manchmal Ausdruck unseres religiösen Hochmuts sein. Aber in diesem Bewusstsein, dass wir aus Gnade errette Sünder sind, lässt uns frei werden. Dann werden unsere Gebete erhöht. Johannes sagt das Gleiche auf eine andere Art: 


„Und daran erkenne wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und damit werden wir unsere Herzen vor ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott grösser ist als unser Herz und alles weiss. Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.“ (1. Johannes 3,19-24)

Mit seinen Geboten halten, ist gemeint, zu erkennen, dass wir aus unserer Kraft weder unsere Brüder und Schwestern, noch unseren Nächsten, noch unsere Feinde lieben können. Aber, dass wir akzeptieren, dass ein wirklich gutes Herz das tun würde und wir dies nicht können. Doch Gott in uns, erfüllt dies. Der Heilige Geist tritt für uns ein und wenn wir uns auf seine Stimme einlassen, werden wir Gutes tun. – Unser altes Wesen wird dabei immer noch genügend egoistische Gründe mitführen. Aber auch hier können wir uns darauf verlassen, dass Jesus dafür gestorben ist. In diesem Sinne können wir fröhliche Sünder sein, wie Luther einmal gesagt hat (1) und erfüllen das Gebot, dass Jesus uns gegeben hat, weil wir Gott selber das Gebot erfüllen lassen. Wir können lebensfroh ins Leben gehen. Wir geben alle Sorgen Gott ab. Damit alle Ehre ihm gehört. Und wenn wir keinen Erfolg haben, so ist dies auch nicht so schlimm: Es tut etwas weh. Aber wir wissen ja, dass wir einen Schatz haben, den uns niemand mehr nehmen kann: Gott liebt uns und Jesus hat uns im Himmel eine schöne Wohnung bereitet.
Dennoch können wir im Leben ins Schleudern kommen. Dann sollten andere, die nicht gerade am Straucheln sind, mich stützen. Das ist mit Ermutigung gemeint. Dies ist einer der wichtigsten Aufgabe einer christlichen Gemeinde/Kirche. Und auch hier gilt:

Umfallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Wieder aufstehen ist himmlisch!
Amen


Anhang

(1)  Der gesamte Blog sollte den provokative Titel erklären. Im Internet unter www.evangelischesfrankfurt.de habe ich dazu einen sehr guten Beitrag gelesen:




Fröhliche Sünder und griesgrämige Beter
„Ein Christ soll und muss ein fröhlicher Mensch sein“, notierte Martin Luther in den Anfängen der Reformation. In einer seiner berühmten Tischreden ergänzte er später, ihm sei „ein fröhlicher Sünder allemal lieber als ein griesgrämiger Beter!“ Gedacht war dieser anstößige und markante Ausspruch als Spitze gegen die damals herrschende Auffassung der katholischen Kirche, dass allein gute Werke den Weg der Gläubigen ins Himmelreich ebnen würden. Luther sah das im Einklang mit den Schriften des Apostels Paulus anders und bekräftigte damit eine der Grundüberzeugungen der reformatorischen Bewegung: Nur die Gnade Gottes könne den Menschen von seinen Sünden erlösen, ihm also Rechtfertigung und Anerkennung vor Gott verschaffen. Die einzig mögliche Antwort des Menschen auf diese Gnade Gottes sei sein fester und ernsthafter Glaube, nicht irgendwelche Leistungen und Verdienste. In seiner Schrift „Von den guten Werken“ schreibt Luther dazu: „Es gibt leider viele blinde Menschen, die sich kasteien – sei es durch Fasten, Wachen oder Arbeiten – und es allein darum tun, weil sie meinen, es seien gute Werke und sie würden sich damit viele Verdienste erwerben. (...) Denn solch ein ‘Fasten’ ist kein Fasten, sondern des Fastens und Gottes Spotten.“
Björn-Uwe Rahlwes

Freitag, 20. September 2013

Tod zweiter Teil



Tod
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Zweiter Teil: Uebersicht
1. Einleitung
2. Gericht und Gnade
3. Geistlicher Kampf oder in der Heiligung leben
4. Der Tod ist ein Feind, der zuletzt beseitigt wird
5. Wohin kommt man nach dem Tod?
Anhang 1
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1. Einleitung
Mein letzter Blog behandelte meine Trauer über den Tod einer lieben Bekannten. Am Schluss schloss ich mit folgender Bemerkung:
„Diese 51 Jahre auf dieser Erde war nicht alles! Da sie Gottes Willen ersehnte wird Gottes Wille sie auch wieder aus dem Grab auferstehen lassen. Das Grab wird sie nicht zurückhalten können. Vielleicht ist sie auch schon ausserhalb unserer Zeit und hat diese Auferstehung schon erlebt. Aber dies sind Dinge, die wir noch nicht fassen können. Sie kann es nun.“

Nun habe ich etwas in meiner Genfer Studienbibel „geforscht“ und stiess hierzu auf Interessantes.

2. Gericht und Gnade
„Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse. In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe, aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.“ (2. Kor. 5,10+11)

Paulus, der in anderer Stelle so wunderbar die Errettung allein aus Gnade bezeugt (s. z.Bsp.: 6,23; 8,1: s. Anhang 1) Es gibt Theologen, die nennen dies das Preisgericht für Christen: d.h. dass jene, die sich alleine auf die Gnade Gottes verlassen, noch eine Beurteilung ihrer Werke erhalten und die guten Taten, die wir nur mit der Hilfe Gottes und der Reinigung des Heiligen Geistes tun konnten, noch zusätzlich belohnt werden. Also zur Gnade noch mehr Gnade oben drauf. Vermutlich wird es auch Gläubige geben, die sich bei diesem Gericht auch schämen werden…
Auf jedenfall empfiehlt 2. Kor. 5,11 Gott ehrfurchtsvoll zu begegnen: „In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, …“ Diese Ehrfurcht wird uns auch helfen, mit anderen Menschen würdevoll umzugehen. Und zwar auch dann, wenn sie nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Es gibt da einen geheimnisvollen Zusammenhang. „Gott hat den Menschen zu seinem  Bild gemacht. Lernen wir daraus, dass jeder, der seinem Mitmenschen unrecht tut, Gott selbst kränkt! (Calvin zu Gen 9,6; CO 23I47 aus „Eine Spur von Gottes Hand und Fuss“) Und wir tun übrigens Menschen auch unrecht, wenn wir sie zu hart beurteilen und ganz sicher, wenn wir sie wegen ihrer Sünden ihrer menschlichen Würde berauben wollen. (Wobei eine gerechte Strafe die Würde des Menschen achtet, weil sie die Verantwortung dieses Menschen würdigt. Eine ungerechte Strafe verhöhnt Gott und die menschliche Würde. Und ich habe den Eindruck, dass dies einer unserer grössten Verfehlungen unserrer Zeit ist. Man achte nur einmal, wenn eine Person des öffentlichen Lebens einen offensichtlichen Fehler tut: Man kritisiert und richtet nicht nur über das, was er falsch getan hat, sondern man spricht oft auch seine menschliche Würde ab. Mal ganz davon zu schweigen, dass man vergisst auf die Vergebungsmöglichkeit in Jesus hinzuweisen. Denn bei Jesus ist immer Vergebung und damit ein Neuanfang möglich!)


3. Geistlicher Kampf oder in der Heiligung leben
Unsere Verantwortung ist es also, so wie wir aus Gnaden berufen sind, dass wir auch aus Gnaden leben sollen. Das bedeutet, wir sollten nicht aus unserer eigenen Möglichkeiten leben. Nicht auf unsere Kraft trauen, sondern auf Gottes Möglichkeiten und Gottes Macht trauen. Wie geht das aber? Paulus beschreibt dies in einem Bild der Waffenrüstung. Calvin beschreibt es so:
„Wenn wir so unsere Augen stracks auf Christus richten und wenn wir am Himmel hängen, wenn nichts auf Erden unsere Augen daran hindern kann, uns zu der verheissenen Seligkeit emporzutragen, dann geht jenes Wort wahrhaft in Erfüllung: ‚Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein!‘ (Matth. 6,21).“
„…, weil nämlich unserer Schwerfälligkeit nichts mehr Mühe macht, als auf dem Wege zu der Palme der himmlischen Berufung unzählbare Hindernisse zu überwinden!...  
...Zu dem gewaltigen Berg von Elend, der uns fast erdrückt, kommt noch der Spott unfrommer Menschen, der unserer Einfalt zusetzt:…“   aus Institutio III,25,I.

Wir sind allein aus Gnaden gerettet. Wir müssen nichts aus uns tun. Die Schwachen wie Starken können kommen. Charakterliche Schwäche ist kein Problem um zu Jesus zu gehen. Sünde ist schon gar kein Problem: Jesus warten nur darauf, sie uns vergeben zu können. Damit er uns zu begnadete Sünder machen kann. Wir dürfen als Sünder, die sich gerne Vergebung von Jesus zusprechen lassen wollen, kommen. Ja, wir können sogar nur als Sünder zu Jesus gehen: Als Bittsteller, Schwache und Sünder.

Und doch hat auf der anderen Seite das wahre Christentum nichts mit Schwächlingen und Sünder zu tun: Denn in unserer Schwachheit wirkt Gott mächtig. In Christus spricht er uns gerecht und als Heilige an. Wir können es nicht, aber Gott macht es möglich. Darum müssen wir auf seine Möglichkeiten hoffen. In der wahren Gottesfurcht fühlen wir uns in allen Gefahren und vor aller Heiligkeit Gottes in Jesus wohl und geborgen. Obwohl wir aus uns Sünder sind, sind wir in Jesus Christus Heilige. (Wieder etwas sehr Komplexes und hoffentlich konnte ich es gut formulieren. Ich bin ja selber gerade erst am Verstehen.) Dies führt dazu, dass wir Gott immer besser kennen lernen. Dadurch werden wir immer mehr seiner Heiligkeit bewusst. Gleichzeitig werden wir am Massstab Gottes unserer eigenen Bedürftigkeit und Sündhaftigkeit immer bewusster. Durch diese Selbsterkenntnis werden wir uns bewusst, wie stark und selbstlos uns Gott liebt und alles für uns getan hat. Dadurch werden wir glücklicher und freier: Wir müssen uns nicht mehr vor Gott verstecken: Er hat uns so lieb: bedingungslos lieb. Wir müssen nichts leisten, um von ihm geliebt zu werden.
Durch diese Liebesbeziehung werden wir, an seiner Hand, ein anderes Leben führen. Wir werden anders mit anderen Menschen umgehen und fröhlich unsere (immer noch) unvollkommenen guten Werke für Gott tun, die er vorbereitet hat und die der Heilige Geist heiligt und vervollkommnet, was wir nie aus uns könnten.
Die Selbsterkenntnis wird uns demütiger und verständnisvoller für alle anderen Menschen machen.
Das ist in der Heiligung leben.
(In Epheser 1,1-14 wird sehr oft „in Christus“, „in ihm“ erklärt und was wir alles haben. Auch das ist Heiligung oder ein christliches Leben führen: In Christus sein.)

4. Der Tod ist ein Feind, der zuletzt beseitigt wird
Laut 1. Kor. 15,26 wird der Tod als letzter Feind besiegt: „Als letzter Feind wird der Tod beseitigt.
In der Bibel wird im Gegensatz zu gewissen übergeistlichen Ideen der Tod, d.h. die Trennung von Geist/Seele vom Körper nie als Befreiung des Geistes verstanden, sondern er ist einfach schlimm, weil Seele und Körper eines Menschen zusammengehören. Die Bibel verhält auch nicht, dass der Tod ein Schrecken ist: „und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“ (Hebräer 2,15) Der Tod wird in keiner Weise verniedlicht oder mit billigen Worten verharmlost. Aber es wird versprochen, dass Jesus dies alles für uns getragen hat, damit der „geistliche“ Same Abrahams gerettet wird (s. Hebräer 2,16ff).
Die Bibel spricht also im Schrecken Hoffnung zu, weil Jesus Christus auferstanden ist und wer an ihn glaubt, wie die Schrift (d.h. die Bibel) glaubt, mit ihm auferstehen wird. Daher konnte sich Paulus sogar nach dem Tod sehnen, weil er wusste, dass er dann an einen besseren Ort kommen würde:
„Denn für mich ist Christus das Leben und das Sterben ein Gewinn.“ (Philipper 1,21)
„aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre“ aus Phil. 1,23.



5 Wohin kommt man nach dem Tod?
Wenn ich die Bibel richtig verstanden haben, sind die menschlichen Seelen für die Ewigkeit geschaffen. Die Qualität dieser Ewigkeit ist aber unterschiedlich. Jene, die sich ihre eigene Hölle schaffen, werden diese nicht nur hier auf Erden haben, sondern auch bis in alle Ewigkeit.
Gottes Gericht über sie ist, dass sie ihren eigenen Willen erhalten und er ihren Willen nicht ändert.
Jenen, die Gott den Willen ändert, haben also keine Berechtigung, sich über die anderen zu erheben. Denn ohne Gottes Einschreiten, ohne Gottes unverdiente Gnade gegenüber uns, hätten wir uns nie für Jesus entschieden, weil wir dann genauso blind gewesen wären. Gott alleine gehört die Ehre und und ihm allein gehört unser Lob und Preis für dieses unverdiente Geschenk. Vielleicht hilft uns dieses Bewusstsein für die noch nicht glaubenden vor Gott einzutreten… Gute Propheten taten, wenn es immer möglich war immer beides: Sie sagten, was in der Gesellschaft falsch lief und riefen zur Umkehr zu Gott auf und beteten gleichzeitig für sie (Jona ist da eine negative Ausnahme. Das Buch Jona endet dann ja auch mit der offenen Frage, ob der Prophet Gottes und damit auch die Juden und Gottes Bundesvolk, also auch wir Christen, begriffen haben, dass Gott auch die Heiden liebt und auch ihnen vergibt, wenn sie sich von ihren bösen Wegen abwenden und sich Gott zuwenden. In der Zeit seit Jesus Tod am Kreuz bedeutet dies natürlich auch, dass wir uns alle der von Jesus erwirkten Gnade zuwenden.)
Jesus sagt: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten.
Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Johannes 14,1-3)

Gott hat also für jene, die an Gott und Jesus glauben eine Wohnung bereitet. Da Gott ein schenkender Gott ist, wird das sicher toll werden.

„Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: „Ich bin erschrocken und zittere!“ – sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln,
zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das besseres redet als (das Blut) Abels. Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet!“… (Hebräer 12,21 -25a)

Hier ist generell beschrieben, wie viel besser der neue Bund ist, weil er die Erfüllung des alten Bundes ist. Geistlich gesehen Leben wir daher schon hier auf dieser Erde im neuen Jerusalem, im Himmel. Unser Leib wird zum dritten Tempel Gottes, weil Gott in uns wohnt. Und auch die Gemeinde ist der Tempel Gottes. Und doch ist hier auf Erden auch das Alte noch da. Aber nach unserem Tode wird das Alte gänzlich wegfallen. Dann wird dieser Zwischen-Zustand des heilig und sündig, des im Himmel sein und doch noch hier sein, endgültig aufhören und wir werden sehen, was wir bisher nur hofften und geistlich erlebt  
                                                                                    haben. Die Genfer Studienbibel sagt es so:

„Kurz gesagt: sie werden verherrlicht.“

Die Bibel lehrt noch mehr:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: 

Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune, denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht:

„Der Tod ist verschlungen in Sieg!“ „Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?“
Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seif fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, wie ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!“ (1. Kor. 15, 51-58)

„Er wird den Tod auf ewig verschlingen.“ Steht schon in Jesaja 25,8 Wir hören noch etwas diesem jüdischen Propheten zu:

„Und es wird der HERR der Heerscharen auf diesem Berge allen Völkern ein Mahl bereiten, ein fettes Mahl, ein Mahl von alten Weinen, von fetten, markigen Speisen, von alten geläuterten Weinen. Auch wird er auf diesem Berge die Schleierhülle wegnehmen, die alle Völker verhüllt und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind.
Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und die Schmach seines Volkes von der ganzen Erde hinwegnehmen! Ja, der HERR hat es verheissen.
Zu jener Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf den wir gehofft haben, dass er uns Heil verschaffe; das ist der HERR auf den wir warteten; nun lasset uns frohlocken und fröhlich sein in seinem Heil!“ (Jesaja 25,6-9) 

Wunderbar: Für alle die guten Wein kennen und gutes Essen schätzen, wissen, wie wunderbar es sein wird. Dann wird erfüllt, was wir erhofft haben. Dann wird die Schmach des Gottesvolkes abgetan. Jeder echte Gläubige wird wohl schon Verachtung für seinen Glauben erlebt haben. Dann wird das vorbei sein. Und wie wird es erst denen gut tun, die wirklich verfolgt wurden. Um diese Stelle wird auch beschrieben, wie es mit den Tyrannen geht (s. Vers 4 denn du bist dem Schwachen eine Zuflucht geworden, eine Zuflucht dem Armen in seiner Not, ein Schirm vor der Hitze, als der Zornhauch der Tyrannen wie ein Unwetter gegen eine Wand (daherkam). Vers 5: Wie die Sonnenglut einer dürren Gegen, so dämpfst du das Toben der Fremden; wie die Sonnenglut durch den Schatten einer Wolke, so legt sich der Triumphgesang der Tyrannen.“ Jesaja 25,4+5)

„Es hat auch den Anschein, dass Paulus und der Schächer am Kreuz für sich denselben Zutritt zur Gegenwart Gottes erwarten. Andere Ausleger sagen, dass die Gläubigen in eine Art Seelenschlaf fallen und zwischen Tod und Auferstehung ohne Bewusstsein sind. In der Bibel werden die Toten jedoch durchgehend mit Bewusstsein dargestellt (Lk 16,22; 23; Phil 1,23; 2. Kor. 5,8; Offb 6,9-11; 14,13).
An sich ist es ein Nachteil ohne Leib zu sein; …“ sagt die Genfer Studienbibel auf Seite 2016.

Es scheint also, dass wir, wenn wir Christus vertrauen und alles von ihm erwarten, nach unserem Tod sofort bei ihm sind. Auf der anderen Seite wird gleichzeitig die Auferstehung der Toten in die Zukunft verlegt: Beim letzten Posaunenklang werden die Toten auferstehen. Daher nehme ich an, dass wir nach unserem Tod von der Bindung an diese Zeit hier auf Erden, die ja sowieso nur relativ ist, laut der Relativitätstheorie, dadurch sofort an der Auferstehung teilhaben. So können wir alle zusammen auferstehen, wie es zum  Beispiel in 1. Thessalonicher 4,16-18

„denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft , und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten!“ 

Paulus schreibt dies unter anderem, damit man sich nicht sorgt, dass jene die noch Leben, wenn Jesus zum zweiten Mal kommen wird, den bereits Gestorbenen, „den Entschlafenen nicht zuvorkommen“ werden (s. Vers 15).

Es zeigt aber auch, dass die Auferstehung noch in der Zukunft liegt. Aber dennoch sind wir als auf Jesus trauende nach dem Tod sofort bei Jesus. Mir scheint meine These mit der Relativität der Zeit eine ausreichende Erklärung für dieses komplexe Faktum zu sein. Was denkt Ihr? Die andere These, dass wir nach dem Tod in einer Art Wartesaal auf die Auferstehung warten, ist natürlich auch interessant. Für diese These würde ein Gleichnis von Jesus sprechen. Aber ob Jesus das so gemeint hat? Ich weiss es nicht.

Wenn Paulus schreibt, dass die Toten in Christus zuerst auferstehen werden, muss man daraus schliessen, dass auch alle anderen Menschen, später als die Gläubigen auferstehen werden. Laut Genfer Studienbibel drückt Paulus nur in Apg 24,15 dies deutlich aus, was damals für alle klar war:
„und ich habe die Hoffnung zu Gott, auf die auch sie selbst warten, dass es eine künftig Auferstehung der Toten geben wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten.“ (Apostelgeschichte 24,15)

Betreffend Gericht gibt es folgende Bibelstellen (laut Genfer Studienbibel):

Jesus rettet uns vor dem zukünftigen (heiligen und gerechten) Zorn Gottes: 1. Thess 1,10

Der Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes: Römer 2,5; vgl. Joh 3,36; Röm 5,9; Eph 5,6; Kol 3,6; Offb 6,17; 19,15)

„Aber aufgrund deines verstockten und unbussfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der jedem vergelten wird nach seinen Werken; denen nämlich, die mit Ausdauer im Wirken des Guten Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit erstreben, ewiges Leben; denen aber, die selbstsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, dagegen der Ungerechtigkeit gehorchen, Grimm und Zorn! Drangsal und Angst über jede Menschenseele, die das Böse vollbringt, zuerst über den Juden, dann auch über den Griechen (also auch wir Schweizer);
Herrlichkeit aber und Ehre und Friede jedem, der das Gute tut, zuerst den Jude, dann auch dem Griechen. Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person; alle nämlich, die ohne Gesetzt gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden – denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören; sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden.
Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, da sie ja beweisen, dass das Werk des Gesetztes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr  Gewissen bezeugt, dazu ihre Uberlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen – an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird, laut meinem Evangelium, durch Jesus Christus.
(Römer 2, 5 -16)

Ich nehme an, dass Gott nach unserem Tode unser Gewissen korrekt eicht. Dann werden wir unser eigenes Urteil über uns fällen (s.o. Römer 2, 5 -16). Wir werden dann keine Ausrede  mehr gelten lassen. Wir werden nichts mehr verdrängen. Die nackte Wahrheit werden wir dann sehen. Wer das Gewissen kennt, wenn es einem tadelt, weiss wie weh das tut. Es brennt wie ein Feuer. Und es wird wie ein unauslöschbares Feuer sein. Darum lasst uns heute schon unser Gewissen von Gott eichen, damit es heute vor Jesus beruhigt werden kann: 

„Und daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und damit werden wir unsere Herzen vor Ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott grösser ist als unser Herz und alles weiss.
Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. Und das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, nach dem Gebot, das er uns gegeben hat.“
(1.    Johannes 3,19-23)

Anhang 1
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod;
Aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
(Römerbrief 7,23)

„So gibt es nun keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Denn was dem Gesetz unmöglich war – weil es durch das Fleisch kraftlos war -, das tat Gott, indem er seinen Sohn sandte in der Aehnlichkeit des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verdammte,
damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“
(Römerbrief 8,1-4)

Für uns sind dies schwer verständliche Verse, da wir uns an einfachere Literatur gewöhnt haben. Es lohnt sich aber unser Verstanden zu fördern, indem wir dies versuchen zu verstehen. Dazu muss man als erstes die Begriffe verstehen. „Fleisch“ zum Beispiel. Mit Fleisch ist unser Menschsein seit dem Sündenfall gemeint. Es sind die Möglichkeiten, die wir als natürliche Menschen haben. Unser Wille und unser Verstand sind in Sünde gefallen, d.h. sie sind korrupt geworden. In diesem Zustand können wir Gottes Gesetz nie erfüllen. Natürlich schaffen wir es, unsere Bösartigkeit nicht immer auszuleben und uns anständig zu verhalten. Es wird uns auch mit genügend Disziplin dazu reichen, gute Werke zu tun. Aber unser Herz, unser eigentliches Wesen können wir nicht verändern. Das Gesetz Gottes verlangt Heiligkeit: Immer das Gute zu Wollen. Nie korrupt zu sein. Immer den Nächsten und die Feinde zu lieben. Das können wir nicht. Ja es geht noch weiter. Wenn wir gute Werke tun, dann fordert das Gesetz auch, dass wir es uneigennützig tun. Und auch hier versagen wir. Unsere Motivation, wenn wir ehrlich sein können, entspricht nie den Anforderungen des Gesetztes Gottes. Thimoty Keller sagte so schön: Pharisäer (d.h. Selbstgerechte)  tun Busse für ihre bösen Werke. Echte Gläubige/Christen tun Busse für ihre schlechten und gute Werke, weil die dahinterstehende Motivation ebenfalls Vergebung braucht! (Von Menschen, die glauben, dass sie nie etwas falsche tun, müssen wir gar nicht erst sprechen … Ihre Blindheit ist offensichtlich.)

Wenn wir uns aber nicht auf unsere Möglichkeiten verlassen, sondern auf das, was Jesus getan hat und tut, dann kann Jesus in uns wirken und er vollbringt das, was wir aus unserer eigenen Kraft nie tun könnten. Ja, Jesus hat es schon am Kreuz für uns getan: Vergebung all unserer Sünden: vergangene, aktuelle, zukünftige, Rechtsprechung, Adoption als Kinder Gottes, Erklärung zu Heiligen, d.h. zu Gott ausgesonderten, Priester und Priesterinnen Gottes, die einen direkten Zugang im Gebet zu Gott haben usw. (Dabei dürfen wir nie vergessen: Wir leben als Christen in einer Zwischenzeit. Luther sagte dem: Gleichzeitig heilig und sündig. Das Alte ist noch nicht vergangen. Darum ermutigt uns die Bibel auch auf, unsere Verantwortung als Christen wahrzunehmen und in Ehrfurcht (was oft mit Furcht und Zittern umschrieben wird) Gott gegenüber, leben sollen. Sie ruft uns auf, Liebe zu leben usw. Auch hier finden wir wieder beides: Gottes Allmacht, die alles schafft und unsere Verantwortung. Wobei unsere Verantwortung durch Gottes Allmacht getragen wird und so leichter wird und uns vor Fanatismus bewahrt.

Genau dies umschreibt auch Philipper 2,12 und 13:

„(12) Darum, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, verwirklicht eure Rettung mit Furcht und Zittern;
(13) denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“ 

Vers 12 scheint die ganze Verantwortung auf unser Tun zu werfen. Tatsächlich ermahnt es uns, in Ehrfurcht vor Gott zu leben. Wir sollen uns, wie es anderswo heisst: Gott nahen, dann naht sich uns Gott. Wir sollen in Christus sein, was Jesus am Kreuz für uns erkämpft hat. Mit Vers 13 wird dann unsere ganze menschliche Verantwortung Gottes Allmacht übergeben, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt…“ Hier erfahren wir sogleich wieder auch Entspannung: Wir dürfen zutiefst wissen, dass wir in all unserer Arbeit und Kämpfen, wenn wir uns Gott anbefehlen und in seinem Willen wandeln, von ihm getragen werden. Selbst unsere Anstrengungen sind Geschenke Gottes, also Gnade. Er gibt uns den Willen und er schenkt das Vollbringen! Ohne ihn würden wir uns umsonst abmühen.

Dies geschieht oft in der Bibel: Sie zeigt unsere Verantwortung und gleichzeitig zeigt sie, wie Gott diese Verantwortung unterstützt, ja selber erfüllt. Dies gibt ein gesundes Gleichgewicht, damit wir weder in Fatalismus noch in Fanatismus fallen. 

Mir hat mal ein Theologe und Bibelschullehrer gesagt, dass Luther gesagt haben solle, dass wir so arbeiten sollen, als ob das Gebet nichts nütze. Und wir so beten sollen, als ob unsere Arbeit nichts nütze. Ich habe mich darüber genervt. Interessant war, dass er den Nachweis, ob Luther das gesagt habe, nicht gefunden hat. Sicherlich gehört Luther, trotz seines Genies, nicht zu den systematischsten Theologen. Er konnte je nach Situation sehr unterschiedliche Empfehlungen weitergeben, die sich systematisch sogar widersprechen konnten. Bei vielen komplexen Themen kann dies ja auch passieren... Daher besteht trotz allem die Möglichkeit, dass Luther so etwas gesagt hat. Auf der anderen Seite war er so von der Gnade Gottes erfüllt, dass ich mir eine solche Aussage von Luther nicht vorstellen kann. Er hat als Mönch so unter einem nur Gerechten Gott gelitten. Wie könnte er später doch wieder ein solcher Leistungssatz sagen?

Ich denke, dass der Satz so korrekt wäre: Bete liebevoll intensiv mit Deinem Dich liebenden Gott, weil er Dich liebt und gerne Gemeinschaft mit Dir hat. Und arbeite als Gottesdienst, mache die Arbeit für Gott als Ausdruck Deines Gebets, Deiner Beziehung zu Gott, weil Du weisst, dass er Dir alles gegeben hat. Deine Intelligenz, Dein Verstand, Deine Arbeitskraft, Deine Stärken, Deine Schwächen.  UND übergib alles Gott: So, dass der Erfolg alleine Gott ehrt und der Misserfolg ebenfalls alleine in Gottes Verantwortung steht. 

Das wir hier auf Erden nicht immer so leben können, ist offensichtlich. Aber darüber ist ja auch wieder die Gnade Gottes und lässt uns nur noch mehr in Jesus sein, zu Jesus fliehen, der dann alles in uns wirkt.

Mittwoch, 18. September 2013

Der Tod



Der Tod
An dieser Stelle möchte ich einfach meine Gedanken über den Tod im Angesicht des Todes einer lieben Bekannten weitergeben.
Seit längerem leidete sie unter Krebs. Bereits Ende 2012 sagte man ihr, dass alle Möglichkeiten, inklusive Chemo-Therapie ausgeschöpft seien und sie wohl nicht mehr lange Leben würde.
Wir hatten das Vorrecht sie zu kennen und gerne zu haben. Es bot sich noch die Möglichkeit vor drei Wochen bei ihr in Südwest-Frankreich vorbeizuschauen. Ausser ihrer gelben Haut, war sie eigentlich wie immer: Freundlich, sanft und einfach nett. Sie musste sich nur mehr hinlegen.
Sie hat sieben Kinder und einen lieben Mann. Bereits letzte Woche rief uns dieser an und teilte uns den Tod mit. Mir kamen die Tränen und irgendwie fühlte ich mich, als ob mich ein Pferd gestossen hätte. Heute nun erhielten wir eine Karte, indem sie ihre letzten Worte festhält. – Wieder Tränen.
Sie bringt darin ihre Dankbarkeit gegenüber ihrer Familie, der medizinischen Unterstützung, Frankreich usw. zum Ausdruck. Unter anderem schreibt sie:
„Danke an unseren himmlischen Vater, der mich zu sich gezogen hat und mir seinen Heilsplan in Jesus Christus, seinem Sohn, geoffenbart hat. Durch die Wiedergeburt durfte ich sein glückliches Kind werden. Somit konnte ich ein christliches Leben führen und zu seiner Gemeinde gehören. Er hat mich immer unterstützt und mir meine zahlreichen Grenzen und meinen mangelhaften Charakter vergeben.“
Dies erinnert an viele Menschen, die Nahe bei Gott waren und denen Gott vieles zeigen durfte. Johannes Calvin sagt in seiner Abschiedsrede:
„Ich habe viele Schwächen gehabt, die Ihr ertragen musstet, und selbst all das, was ich getan habe, ist im Grunde nichts wert. Die schlechten Menschen werden diesen Ausspruch bestimmt ausschlachten. Aber ich wiederhole noch einmal, dass all mein Tun nichts wert ist und ich eine elende Kreatur bin. Ich kann allerdings wohl von mir sagen, dass ich das Gute gewollt habe, dass mir meine Fehler immer missfallen haben und Gottesfurcht in meinem Herzen Wurzeln geschlagen hat. Ihr könnt es bestätigen, dass mein Bestreben gut gewesen ist. Darum bitte ich Euch, dass Ihr mir das Schlechte verzeiht. Wenn es aber auch etwas Gutes gegeben ha, so richtet Euch danach und befolgt es!“ (Johannes Calvin, Abschiedsrede vom 28.2.1564 zitiert aus „Johannes Calvin Nichts tröstet mächtiger Seite 43 von Hans Ulrich Reifler, Brunnen-Verlag)
Der Tod hat nichts Schönes. Er ist kalt und dumm.
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Gebet:
Lieber Heiland stehe der Familie bei, die ihre liebe Mutter verloren hat. Hilf ihnen durch die Zeit der Trauer. Halte sie fest und helfe ihnen, dass sie sich im Prozess der Trauer durch Dich getragen fühlen. Steh ihnen bei, wenn sie verzagt und wütend werden. Steh ihnen bei, wenn sie weinen.
Hilf auch ihrer Mutter und ihren Brüdern.
Aus dem Leben gerissen. Wir werden sie hier auf Erden nicht mehr besuchen können. Das tut weh, Herr. Amen“
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Gerade eben war ich an den Korrekturen einer Treuhandprüfung. Auch dort gab es eine Zeit des Schweigens, weil ein Prüfungsexperte verstorben war. Es war so leer. Kein Wort des Trostes. Nur einige Minuten des Gedenkens. Wie können wir Materialisten uns Angesicht des Totes auch trösten? Kalt steht man vor der übermächtigen Realität des Todes. In diesem Sinne war es eine ehrliche Stille.

Bei ihr war es anders. Vor dem nahenden Tod fühlte sich die Familie trotz allem Leid getragen.
„Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ schreibt Paulus im 1. Korintherbrief 15,56 – 57.
Sie glaubte das und sieht nun, was sie immer gehofft hat. Sie konnte noch in all ihrer Krankheit auf einem Sessel zu Hause sein. Ihre Kinder waren bei ihr und ihr Mann pflegte sie. Der Palliativ-Arzt war erstaunt, weil er noch nie jemand in dieser Situation so friedlich im Stuhl sitzen sass. Gott hat nicht die Gebete erhört, dass sie gesund wird, er hat ihr aber eine Würde in allem Leid geschenkt.
Gott helfe uns, dass wir Dich einmal wiedersehen an einem besseren Ort.
Auch wenn es der Familie nicht bewusst ist, sie sind Glaubenshelden.

Leider konnten wir nicht an der Beerdigung dabei sein.
Es soll eine aufmunternde Beerdigung gewesen sein. Sie wollte nicht, dass man über sie sprach. Aber Gottes Versprechen und Hoffnungen sollte ihm Mittelpunkt stehen. Ihre Kinder trugen ihren Sarg zur Ruhestelle. Vielleicht dachten sie an:
„Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.“ (1. Kor. 6,14)

Diese 51 Jahre auf dieser Erde war nicht alles! Da sie Gottes Willen ersehnte wird Gottes Wille sie auch wieder aus dem Grab auferstehen lassen. Das Grab wird sie nicht zurückhalten können. Vielleicht ist sie auch schon ausserhalb unserer Zeit und hat diese Auferstehung schon erlebt. Aber dies sind Dinge, die wir noch nicht fassen können. Sie kann es nun.

18.9.13
In Ihrer Region gibt es diese schönen schlichten Kreuze. Bei uns in der Schweiz haben die Reformierten immer Kreuze ohne den leidenden Christus auf den Gräbern, um zu zeigen, dass Jesus nicht nur gestorben, sondern auch auferstanden ist. Wer an ihn glaubt, wie es die Schrift lehrt, wird mit ihm auferstehen.