Kreationismus versus Evolution
Ich weiss noch, als ich als Teenager anderen zusahen, wie
sie in einer Turnhalle der Turnriege unseres Dorfes sich bewegten und mir der
Gedanke durch den Kopf schoss:
„Das sind ja alles nur biologische Zufallsprodukte, die
durch die Turnhalle rannten.“ Sogleich verbot ich mir diesen Gedanken. Ich
spürte in mir ganz klar und eindeutig: Das ist falsch. So darf man nicht
denken. Es ist erschreckend nicht gut.
Aber warum wusste ich das so genau? Es war keine intellektuelle
Reflektion. Es war nicht ein Ergebnis einer langen logischen Folge. Es war viel
klarer und tiefer. Eine Überzeugung, die ich erst jetzt im Nachhinein intellektuell
aufarbeite. Woher kam diese tiefe Überzeugung? War es kulturell angeeignet? Damals
war die Schweiz noch eindeutiger christlich geprägt. Ich allerdings habe nicht
soviel davon abbekommen. Wohl war ich als Buschi in einer reformierten Kirche
von meinen Eltern getauft worden. Besuchte auch die offiziellen Einrichtungen.
Aber ich hörte nicht immer das Evangelium. Als Kind gab es eine interessante Lektion
und damals dachte ich mir: Wenn es Gott wirklich gibt, dann ist die Sinnfrage
gelöst. Aber gibt es ihn? Wenn ich zu ihm bete, ist es, als ob ich ins Nichts betete.
Sind wir nur ein Nichts, das kurz aufflammt, um wieder im Nichts zu verschwinden?
Was gibt es da für einen Sinn für das menschliche Leben – als nicht? Aber wenn
es diesen Gott gibt … Aber wo ist er? Ist er nur ein Wunschdenken, wie mein Vater
sagte (und heute weiss ich, dass er das – obwohl er es nicht wusste – von
grossen und bekannten Denkern gelernt).
Und nun diese klare Überzeugung gefolgt von einem
schlechten Gewissen, dass mir so klar aufzeigte, dass ich nicht so über andere
Menschen denken darf. Ich habe selten solch eindeutig klare Erkenntnisse.
Vieles muss ich mir Fleiss erarbeiten. Ich mache es auch gerne, tiefschürfend
zu denken, zu forschen. Lernen ist etwas Süsses. Neues zu entdecken,
interessantes zu begreifen, kann sehr beglückend sein. Aber hier war das etwas
ganz anderes. Aus meiner Prägung hätte ich eher sagen müssen, dass ist logisch,
dass diese Menschen nur Zufallsprodukte sind. Schon damals wurde in den Medien
nur diese Botschaft verkündet. Meine Umgebung war zwar noch mehrheitlich
römisch-katholisch geprägt, da ich in einem Teil der Schweiz lebte, wo dies die
Leitkultur war (Die Schweiz war damals zu etwas mehr als 50% reformiert
geprägt. Die restlichen beinahe 50% war römisch-katholisch. Und je nach Gebiet
waren die einen oder die anderen in der Mehrheit. Ich wuchs in Gegenden auf, wo
immer die Römisch-katholischen die Mehrheit bildeten. Die Reformierten waren dort
mehr oder weniger eine kulturelle Minderheit. Gerade im letzten Dorf wo wir
waren, war dies besonders zu spüren. Allerdings war dies in keiner Weise
negativ. Ganz im Gegenteil: Die meisten Römisch-Katholischen waren sehr offen
und tolerant. Es gab nur wenige Ausnahme, wie jene: Ich hatte ein Jahr lang
eine Stunde mitten im Unterricht frei, weil die Römisch-Katholischen bei ihrem
Priester eine Stunde Religion hatte. Da es für mich etwas langweilig war und es
zudem dort etwas Süsses gab, ging ich mit der Zeit auch mit. Einmal drang die
ganze Klasse auf mich ein, dem Priester nachzugeben. Ich weiss nicht mehr, um
was es ging. Die Stellung des Papstes, der Absolutheitsanspruch der römischen
Kirche, der Unfehlbarkeit von Dienern Gottes. Irgendwann gab ich nach und der
Priester und alle beruhigten sich. Später ging ich beim Priester vorbei und sagte
ihm, dass ich es anders sehe. Ich gab nur nach, weil es eine Endlaufschlaufe
war. Oder da gab es in unserem Dorf einen anderen Fall, wo ein reformierten
Vater im Religionsunterricht sich mit dem römisch-katholischen Priester schlug.
Ich weiss nicht mehr, wer angefangen hatte. Aber es kam damals im Blick und das
mehrheitlich römisch-katholisch gepräfte Dorf konnte damit sehr gut umgehen.
Eben: tolerant und vernünftig. Als ich mich dann bekehrte, waren sie oft auch
etwas verwirrt: Warum hat ein Reformierter solche Überzeugungen, die so ähnlich
und sich doch auch unterscheiden? Warum ist er nicht einfach ein Heide, wie es
wohl gewissen gelernt wurde? Oder was sagte mir jemand letzthin: Dieser
merkwürdige Glaube. Er kam aus Italien und kennt wohl nur die römisch-katholische
Variante des christlichen Glaubens. Obwohl Italien mal eine sehr starke
reformatorische Bewegung hatte. Die eigentlichen Protestanten und eine sehr starke
innerhalb der römischen Kirche, die Spiritualis, die beinahe einen Papst hätten
stellen können. Sie gaben eine Schrift heraus, die an Luthers Buch „Von der
Freiheit eines Christenmenschen“ erinnerte. Aber natürlich viel italienischer,
d.h. mit viel mehr Gefühl und vielleicht darf man sogar sagen Poesie. Leider
wurde das alles durch die Inquisition ausradiert. Ich glaube, man fand in
Venedig eines dieser Schriften wieder von denen Tausende gedruckt worden waren …)
Interessant ist, dass im östlichen Teil des heutigen
Kanton Aargaus sehr viele aus Überzeugung sich der reformierten Kirche
angeschlossen haben. Nachdem Zürich die zweite Kappeler Schlacht verloren hat,
wurden sie zur römisch-katholischen Kirche gezwungen. Einer von ihnen war
Heinrich Bullinger, der aber lieber als Flüchtling von Bremgarten im Aargau nach
Zürich floh und dort schon bald der Nachfolger von Zwingli wurde.
Warum erzähle ich das? Erstens, weil ich gerne abschweife.
Aber es hat auch etwas mit unserem Thema zu tun: Es zeigt etwas von meiner
Prägung. Es gibt tatsächlich viele Vorfahren, die tiefe biblische Wahrheiten
glaubten. Aber diese waren mir sehr lange in nur sehr kleinen Bruchstücken
bekannt. Die römisch-katholische Variante war mir vermutlich am besten bekannt.
Aber gerade diese hat nicht diese tiefe Überzeugung geprägt. Die reformierte
Variante konnte es gar nicht sein, weil ich damals kaum etwas davon bewusst wusste.
Meine Mutter war römisch-katholisch. Mein Vater war offiziell reformiert, hielt
es aber, wie bereits erwähnt, als ein Wunschdenken. In die Kirche ging es nur,
wenn jemand heiratete oder ich konfirmiert wurde oder wenn ich für die
Konfirmation eine gewisse Anzahl Kirchgänge benötigte. Ich fand das
interessant, aber da dies zwei Dörfer weiter weg war und mit dem Velo den Berg
hinauf gefahren werden musste, kam ich nicht auf die notwendige Anzahl der Gottesdienste.
Daher durfte ich auch noch in die römisch-katholischen Gottesdienste unseres
Dorfes. Und jener Priester, der sich mit einem reformierten Vater geschlagen
hatte, stempelte als Bestätigung mir jeden Samstag den Gottesdienstbesuch ab.
Am Sonntag ging ich dann mit dem Velo den Berg hinauf in die reformierte
Kirche. Und so schaffte ich es knapp auf die Konfirmation meine Kirchenbesucheranzahl
zu erreichen.
Damals war ich aber noch nicht bekehrt. Aber in diesem
Jahr meines Konfirmationsunterricht merkte ich und auch die anderen
Jugendlichen, dass der reformierte Pfarrer wirklich glaubte, was er predigte.
Ein tiefer Respekt hatten wir vor ihm, den wir aber nie zugegeben hätten. Man
musste bei ihm sogar singen und das Vater unser auswendig lernen. Und in
früheren Klassen lernte man sogar die Reihenfolge der biblischen Bücher. Mein
Präparantenunterricht in einem anderen Dorf, bestand allerdings nur aus zeichnen
von orientalischen Situationen. So erlebte ich einen riesigen Unterschied.
Damals dachte ich, es gibt wohl nur noch diesen reformierten Pfarrer, der
wirklich Christ ist. Später nahm mich meine Schwester noch in einen Teenager-Club
in unserem Dorf mit, der von einem Team geleitet wurde. Das Team selber wurde
von einer Gemeindehelferin unserer reformierten Kirche geleitet. Da gingen
viele Jugendliche hin, die viele römisch-katholisch geprägt. Einer floh auch
mal während eines Abends über das Toilettenfenster. Irgendwie war ihm das zu
fromm und er hatte nicht den Magen offiziell früher Heim zu gehen. Als ich mich
dann bekehrte, dachte ich, dass wird ein Problem: Wie bringen wir nur alle in
diesem Teenager-Club unter. Mit erstaunen bemerkte ich dann, dass sich nicht
alle sofort bekehrten, wenn sie das Evangelium hörten. Heute weiss ich, was ich
damals noch nicht wusste: Gott hat an mir ein Wunder getan, dass ich das Evangelium
verstanden habe. Darum wollte ich zu Jesus. Mir fehlte dann immer eine
Bestätigung von Gott, ob er meine Bekehrung anerkannte. Aber das gehört wohl zu
meinem Lebensweg: Ich arbeite und bin fleissig um etwas zu erreichen. Den
Glauben an Christus kann ich natürlich nicht erarbeiten, dass ist ein reines
Geschenk. Wie übrigens auch die Heiligung. Aber ich bekam nie diese tiefe
Überzeugung: Du bist jetzt ein Kind Gottes. Vielmehr vertraue ich in Hoffnung
auf das, was Gott mir in der Bibel versprochen hat. Denn Glauben ist ein Hoffen
und Vertrauen auf etwas, was man (noch) nicht sieht. Das ist für mich eine
gewaltige Erkenntnis: Denn es kommt nicht auf meine Erfahrung und überhaupt nicht
auf mich an, sondern allein auf Gott. Aber genau darum ist wieder diese tiefe
Überzeugung, dass es abgrundtief falsch ist, Menschen als biologisches „Geschwubel“
zu verstehen (und dieser Gedanke ging mir wirklich wie ein Blitz durch den Kopf
als ich die Sporttreibenden zusah). Ich schäme mich mich heute noch, dass ich
so eine Überzeugung denken konnte, die ich mir dann sofort verboten hate. Aber gerade
darum ist diese tiefe Erkenntnis so besonders: Ich habe diese nicht als Kind
Gottes. Aber ich habe sie als Wertverständnis des Menschen. Zumindest in diesem
Moment war dies so eindeutig und klar! Ich wünschte mir, ich hätte das auch
i.S. Existenz Gottes. Tatsächlich hatte ich auch lange an dem grosse Zweifel,
weil ich so atheistisch geprägt war. Das gibt ganz merkwürdige innere Logiken. Johannes
Calvin ist der Überzeugung (s. seine Institutio), dass jeder Mensch ein inneres
Zeugnis hat, dass es Gott gibt. Und darum müssen Atheisten so extrem gegen
diese Überzeugung ankämpfen. Darum werden sie so agressiv. Ich denke, dass gibt
es wirklich. Aber bei mir war es anders: Es war wirklich eine Not, ob es Gott
wirklich gibt. Daher nahm ich auch dankbar jede Bestätigung über Gottes
Existenz war. Dazu gehören ein C.S. Lewis, der als Atheist aus Vernunftgründen
an Gott glauben musste. Ole Hallesby, der als liberaler Theologe von Gottes
Realität überrascht wurde. Später dann Theo Lehmann der in der DDR als
lutherischer Pfarrer ein Christuszeugnis war. Eta Lindenmann, die von einer liberalen
und feministischen Überzeugung vom Heiligen Geist beinahe von einem Moment zum
anderen zu einem biblischen Glauben geleitet wurde. Das sind echte Wunder und
nicht nur eine logische Abfolge von natürlichen Ereignissen. Bei mir könnte man
sagen: Der Wunsch war da. Bei den eben erwähnten – ausser vielleicht Theo
Lehmann – war kein solcher Wunsch da. Zudem war mir klar, dass gewisse
Sonderlehren der römisch-katholischen Kirche falsch sind (einige wurden zum
Glück im zweiten vatikanischen Konzil korrigiert). Aber gibt es Gott wirklich.
Heute weiss ich, dass Gott kein natürliches Produkt ist. Für einen Atheisten
ist das ein Erweiterung seines Horizontes, denn er ist ja nur ein Materialist,
d.h. es gibt für ihn nur Materie. Das ist natürlich offensichtlich falsch: Der
Mensch ist mehr als nur Materie. Das Schöne und Gute ist mehr als nur Materie.
Das weiss jeder klassische Humanist. Das wusste Platon wie Aristoteles, darum
lehnten sie schon vor so vielen Jahren den Atomismus, also den Materialismus
ab. Wir aber sind heute so materialistisch geprägt, dass wir alles von der
Materie erklären wollen. Daraus kann sogar eine materialistische
Prädestinationslehre entstehen. (Ich glaube übrigens nicht an diese Art der
Prädestinationslehre. Auch nicht an eine andere menschliche Variante, sondern
ich versuche an die biblische zu glauben. Aber es ist als Mensch natürlich
nicht so einfach, in menschliches Gedanken zu verharren oder zurückzufallen. Aber
im Anschauen von Jesus Christus, im Lesen der biblischen Definition dazu und
mit der Hilfe des Heiligen Geistes führt einem dies zu einer befreienden Sicht und tiefer Anbetung,
weil die biblische Prädestinationslehre Gottes Liebe und Gnade zu mir so
deutlich macht, dass ich – im Bewusstsein dieser Realtiät – doch eine innere
Bestätigung als Kind Gottes erhalten.
Im Titel sprach ich das Thema Kreationismus versus
Evolution an. Dieses Thema hat auch zutiefst damit zu tun. Für mich war es
immer klar: Wenn die Evolution in allem stimmt, dann kann es keinen Gott geben.
Dann ist er nur ein Produkt unseres Wunschdenkens. Es kann nicht sein, dass der
Gott der Wahrheit ein Buch von sich schreiben lässt, dass völlig falsch liegt. Und
wie soll ich anderes von Gott wissen, als indem er sich offenbart. Und
offenbaren tut er sich heutzutage nun mal vor allem in seinem Wort, der Bibel. Aber
wie bei allem: Die Wahrheit zu erkennen ist nicht so einfach. Aber Jesus
versprach, wer sie erkennt, der wird frei sein! Darum schockiert mich manchmal
die Bibel – auch heute noch nach so vielen so schnell vorbeigehenden Jahren
meines Glaubens mit ihm. Aber es schockiert mich doch nicht so sehr, weil ich
weiss, Gott meint es gut. Er wird mir noch eine Erklärung liefern.
Ich sah auf Youtube Menschen, die bezeugten, dass sie es nicht
schlimm finden, nur ein Zufallsprodukt zu sein. Schön für ihn. Aber was
bedeutet das für uns alle? Wenn wir nichts als ein kurzes Aufflackern der
Existenz sind, warum sollten wir dann eine Bedeutung haben? Spürte dieser Mann
nichts von dieser Leere, wie ich es spürte? Oder füllt er es mit etwas anderem?
Füllt er es mit seinem Erfolg am Arbeitsplatz?
Aber befriedigt das wirklich? Kann das unsere tiefsten
Sehnsüchte erfüllen?
Durch Anerkennung der Menschen? Liebe anderer zu ihm? Ist
es materieller Reichtum, der zum Sinnersatz wird? Oder ist es ein
idealistischer Einsatz für eine bessere Welt? Kommunismus verbindet diese zwei
Aspekte: Materialistischer Wohlstand und eine bessere Welt: Arbeiterparadies.
Oft merken sie nicht, wie jüdisch-christlich sie geprägt sind, weil sie Gott
und einen gewissen Teil unserer Sündhaftigkeit abgeschafft haben. Aber sie
nehmen die Kraft aus den biblischen Verheissungen, die aber nur Jesus Christus
erfüllen kann. Darum ist das ein Irrweg, besonders weil sie menschliche
Möglichkeiten und den damit auch den Staat überbewerten. Da trifft sich der
Kommunismus mit dem Thomismus der römisch-katholischen Kirche und dem Deutschen
Idealismus und Aristoteles. Die Reformatoren bekannten, dass unsere Gesetze und
staatlichen Institutionen nur Notrecht sind, damit wir hier besser zusammen
leben können und die Gesellschaft sich gesünder entfalten kann. Es ist eine gewisse
Eindämmung der Folgen des Sündenfalls. Wenn Jesus Christus zum zweiten Mal
kommen wird, wird das alles wegfallen. Denn wirklich Gute Menschen brauchen diese Not-Institutionen
nicht mehr. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass wir mit all unseren
Anstrengungen eben kein Arbeiterparadies noch ein anderes Paradies schaffen
können. Das kann nur Jesus. Erstaunlich ist aber, dass wir in der Vergangenheit
teilweise paradiesische Zustände erreicht haben. Ich weiss, heute wird alles
niedergerissen und alles nur negativ betrachtet. Und es ist auch richtig, dass
man all die vielen Fehler und Sünden anspricht. Aber genau das wusste man
früher auch, darum haben wir bis heute den eidgenössischen Buss- Dank- und
Gebetstag, den Reformierte wie Römisch-katholische begingen. Aber wir haben das
aus den Augen verloren und verlieren uns immer mehr in uns selber. Aber wir
brauchen einen grösseren Bezugspunkt. Und das darf nicht ein Götze sein, der
uns mit der Zeit immer versklaven wird, sondern Jesus Christus, der uns in die
Freiheit führt!
Aber befriedigt das wirklich? Fragte ich. Wenn uns Gott
erschaffen hat, dann werden wir nur in Jesus Christus unsere innersten Wünsche
erfüllen können. Dann ist unser tiefstes Sehnen nach mehr als nur Materialismus
ein Zeugnis unserer Herkunft: Gott hat uns erschaffen und diese Sehnsucht in
unser Herz, in unser innerstes Sein gelegt. Das bezeugt auch die Bibel!
Aber warum gehen wir dann nicht alle zu Christus?
Weil wir unter die Sünde versklavt sind. Wir wollen nicht
allein aus Gnade gerettet werden. Dieser drang ist so stark, dass selbst
Christen lieber eine Werkgerechtigkeit haben. Und wenn man doch einsieht, dass
man Gnade braucht, dann will man wenigstens etwas dazu beitragen. Dieser Punkt
war ein Streitpunkt vor 500 Jahren während der Reformation. Calvin bezichtigte
die römische Seite des Pelagianismus oder zumindest des halben davon oder
besser eines indirekten Pelagianismus. Das erklärte dann auch die
offensichtlich menschlichen Schwächen in der römischen Kirche. Und es erklärt
letztendlich auch die menschlichen Schwächen in den evangelischen Landes- und
Freikirchen. Denn wie oft hören wir – auch in Freikirchen – mehr Erasmus als
Luther? Als ich viel von Calvin zitierte, wurde ich von überall ermahnt, wie
das einseitig sei. Bei Zitaten von Luther oder Spurgeon war mir das nie
passiert. Aber Spurgeon glaubte, dass Calvin von den nicht inspirierten, am meisten
verstanden hat. Wie ist es möglich, dass die evangelische Bewegung mehr Erasmus
verkörpert als Luther, frage ich nochmals. Weil wir eben nicht alleine aus der
Liebe Gottes, allein aus seiner Gnade, alleine aus der Schrift, alleine durch
Jesus Christus gerettet werden wollen, sondern aus unserem eigenen Gut sein.
Sich einfach beschenken zu lassen, ist zu demütigenden. Aber glauben Sie mir,
es ist die grösste Befreiuung von unserer Dunkelheit.
Daneben sind die Fragen der Schöpfung Kleinigkeiten. Aber
wer glaubt, dass Jesus das kann, weiss auch, dass Gott mit einem Wort die Welt
erschaffen konnte, durch das Wort von Jesus Christus. Wie das im Detail war,
wissen wir nicht. Die Naturwissenschaft hat dazu nur Thesen, die wir nicht
überprüfen können. Vielleicht war das Universum in diesen vielen Jahren
erschaffen wurden. Da aber Zeit relativ ist, war es für Gott einfach ein
Moment. Vielleicht war es aber wirklich nur ein Moment, indem für uns Dinge
abliefen, für die wir Jahrmilliarden brauchten. Und was wir immer noch nicht
durch die Evolution wissen: Wie wurde aus toter Materie, lebendige Materie.
Können wir es überhaupt naturwissenchaftlich ausdrücken, was der Unterschied
ist? Ein Materialist kann es vermutlich nicht. Zudem ist die Naturwissenschaft
kein Glaube, sondern einfach ein Thesen aufstellen und überprüfen, ob es sich
wirklich so verhält. Das wiederum kommt aus der Reformationszeit von 500
Jahren, wo man sagte: Wir wollen sehen, was in der Bibel offenbart ist und es
an der Kirche überprüfen. Gottes Wort zeugt von Gott und dem Wesen und Sinn des
Menschen. Die Naturwissenschaft aber, zeigt uns, was und wie Gott etwas
erschaffen hat. Selbst Aristoteles als nichtchristlicher Humanist wusste von
diesem Unterschied. Wir aber wollen heute alles aus der Materie erklären: Die
Schöpfung und Gott. Zugleich vermischen wir Glauben, Religion und Wissenschaft.
Ja wir machen die Naturwissenschaft zur Religion, wenn wir davon
methaphysisches Wissen ableiten wollen. Das ist nicht weise. Erstaunlich aber,
dass wir uns damit weise fühlen. Könnte es Torheit sein? Wir haben die Freiheit
dazu. Aber die Freiheit und unser tiefstes Glück finden wir nicht darin.
Denn wenn Gott gut ist, dann sind auch sein Wissen und
seine Regeln gut für uns.
Und ist es denn wirklich so gefährlich, sich und den
Nächsten als Ebenbild Gottes zu fühlen? Ist das nicht die beste Grundlage, um
mit uns gut umzugehen?
Tatschlich gibt es stimmen, die glauben, dadurch wäre die
Demokratie gefährdet. Aber es ist gerade umgekehrt: Das Wissen um unsere
Unzulänglichkeit lässt uns offen für positive Veränderung sein. Nur so können
wir „gesund reflektierte Fundamentalisten“ werden, die einen eidgenössichen
Buss-, Dank- und Gebetstag feiern können.
Und darum ist die Frage nach dem Woher wir kommen eben
doch nicht so unwesentlich für unseren Alltag.
Gott segne Sie!