Freitag, 14. Dezember 2018
Upstream eine besondere Musik
Laut Idea aus einer Jugendarbeit in einer reformiert-evangelischen Kirche entstand diese Lobpreisgruppe. Dieses Lied ist wunderbar:
Alle Ehre Gottes
Freitag, 16. November 2018
Wir müssen keine Angst haben: Psalm 2 Genfer Psalter
Der Psalm zwei ist ein verhältnismässig kurzer Psalm. In den Genfer Psalter wird er interessant interpretiert.
Als erstes Solo auf Deutsch gesungen:
Und hier von einem Chor in Französisch: Es klingt beeindruckend. (Sehr klar gesungen. Fein und sanft + genial. Was erstaunt: Sie rollen den R. Ist dies, weil es Südfranzosen sind? Oder gibt es eine alte Tradition alte Lieder mit rollendem R zu sinden? Ich weiss es nicht.)
Wenn man bedenkt, das Johannes Calvin nicht so musikalisch wie Martin Luther oder Huldrych Zwingli war und dass er am Ende es aufgab Verse für die Psalter zu schmieden und es fähigeren Künsterln überliess, so war es doch Calvins Unterstützung, die uns die Psalter in den evangelischen Kirchengesangbüchen schenkte. Die Lieder sind nun 500 Jahre alt und sind - wie viele andere alte Kirchenlieder kraftvoll, wenn auch nicht mehr ganz unserem Zeitgeist entsprechend. Doch wie bei aller Kunst, wer sich darauf einlässt, wird - sobald er das Glück des Verständnisses dieser Kunstart aufgeht - bereichert: Gott zur Ehre (und alles was Gott ehrt, tut auch uns gut.)
Johannes Sebastian Bach hat den Strassburger Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ als Kantate komponieren. Hier ein Beispiel:
Und hier die romantische Version von Händel:
"In der Romantik komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy seine berühmte A-Dur Sonate über den Choral ‚Aus tiefer Not schrei ich zu dir‘“.
Hier eine Version zu hören (Ich hoffe, es ist die richtige Version):
Der Bibeltext, Psalm 2, selber lautet so (nach der Uebersetzung von Schlachter):
"Warum toben die Heiden und reden die Völker vergeblich?
Die Könige der Erde stehen zusammen, und die Fürsten verabreden sich wider den HERRN und wider seinen Gesalbten.
'Wir wollen ihre Bande zerreissen und ihre Fesseln von uns werfen'
Der im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer.
Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm:
'Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem Heiligen Berge!'
Ich will erzählen vom Ratschluss des HERRN;
er hat zu mir gesagt: 'Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. -
Heische von mir, so will ich dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde zu deinem Eigentum.
Du sollst sie mit eisernen Zepter zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeissen!'
So nehmet nun Verstand an, ihr Könige, und lasset euch warnen, ihr Richter der Erde!
Dienet dem HERRN mit Furcht und frohlocket mit Zittern.
Küsset den Sohn, dass er nicht zürne und ihr nicht umkommet auf dem Wege; denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen! Wohl allen, die sich bergen bei ihm!"
In diesem Text wird vom Gesalbten gesprochen. Hebräisch bedeutet dies der Messias und im Griechischen der Christus. Dieser Psalm handelt also von einem gesalbten König von Israel (inkl. Judäa), der als Hirte des Gottesvolkes von der Welt herausgefordert wird. Zugleich betrifft es den davidischen König! Und Gott hat David versprochen, dass immer ein Nachfahre von ihm auf dem Thron sein wird. Die Frage ist nun, wie das Gott erfüllt hat. Jesus Christus ist - als adoptierter Sohn von Josef - ein Nachfahre von David (und vermutlich auch von Marias Vorfahren her, dass müsste aber noch genauer abgeklärt werden.).
So erklärt die Genfer Studienbibel auf Seite 883:
""Könige" Die Völker organisieren sich unter der Leitung ihrer politschen Führer.
"'Seinen Gesalbten' Während der Psalmist hier zweifellos den damals aktuellen davidischen König im Blick hatte, bezieht sich dieses Lied letztendlich auf Christus, den König aller Könige."
Denn Jesus Christus erfüllt auch diese Verheissung: Er wird immer auf dem Thron von David herrschen. Als 100% Gott und 100% Mensch erfüllt Jesus auch diese Prophezeiuung.
In Vers 7 wird erklärt "Du bis mein Sohn". Hier werden wir an den Davidsbund erinnert. Als David für Gott einen Tempel bauen will, wird ihm das nicht gestattet, da David im Krieg sehr viele Menschen töten musste. Es wird verheissen, dass sein Sohn diesen Tempel bauen darf. Dabei gibt es noch eine weitere Erfüllung dieser Verheissung von Gott. In 2. Samuel 7,14ff steht u.a. dazu "Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein, Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul abwandte, den ich vor dir beseitigt habe;
sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig vor dir beständig sein: dein Thron soll auf ewig bestehen." Interessant ist, dass David dies nicht zum Anlass nahm, um hochmütig zu werden. Vielmehr bekannte er, "Wer bin ich, mein Herr, HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast'" (2. Sam. 7,18)
In Davids Sohn Salomo erfüllt sich ein Teil dieses Versprechens von Gott. Doch Gott hat noch mehr versprochen. In 2. Sam. 7,19 spricht David sogar von "des Menschen höchstes Ziel!". Auch Psalm 7, Vers 12 spricht vom "Küsset den Sohn": So wurde einst König Saul von Samuel geküsst, als er zum König von Israel berufen wurde. Damit bezeugt man, die Unterwerfung unter de König. Interessant wird hier nicht das hebräische Wort "ben", sondern das aramäische Wort "bar" für Sohn verwendet.
In Hebräer 1,5 wird über Jesus gesagt:
"Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals gesagt: 'Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt'? Und wiederum: 'Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein'?"
Die letztendliche Erfüllung ist also Jesus Christus: Er ist DER Davidssohn. Ganz Mensch und ganz Gott, der unsere Sünden auf sich genommen hat und nun sagt:
Ihr müsst nicht vor den Mächtigen dieser Welt Angst haben. Ihr müsst überhaupt keine Menschenfrucht haben. Fürchtet mich und ich werde Euch durch alles hindurch helfen.
Und zu den Mächtige dieser Welt sagt Jesus, werdet vernünftig! Das Heil liegt nicht in Euren selbstverliebten und hochmütigen Träumen, sondern bei mir! Ich, Jesus Christus bin der wahre König der Könige. Bei mir kommt ihr zur Ruhe und bei mir findet Ihr das wahre Glück, das Ihr sucht!
Gott hat es so eingerichtet, dass alles was Gott ehrt, auch uns gut tut.
Gott allein sei Ehre!
Amen.
Als erstes Solo auf Deutsch gesungen:
Und hier von einem Chor in Französisch: Es klingt beeindruckend. (Sehr klar gesungen. Fein und sanft + genial. Was erstaunt: Sie rollen den R. Ist dies, weil es Südfranzosen sind? Oder gibt es eine alte Tradition alte Lieder mit rollendem R zu sinden? Ich weiss es nicht.)
Wenn man bedenkt, das Johannes Calvin nicht so musikalisch wie Martin Luther oder Huldrych Zwingli war und dass er am Ende es aufgab Verse für die Psalter zu schmieden und es fähigeren Künsterln überliess, so war es doch Calvins Unterstützung, die uns die Psalter in den evangelischen Kirchengesangbüchen schenkte. Die Lieder sind nun 500 Jahre alt und sind - wie viele andere alte Kirchenlieder kraftvoll, wenn auch nicht mehr ganz unserem Zeitgeist entsprechend. Doch wie bei aller Kunst, wer sich darauf einlässt, wird - sobald er das Glück des Verständnisses dieser Kunstart aufgeht - bereichert: Gott zur Ehre (und alles was Gott ehrt, tut auch uns gut.)
Johannes Sebastian Bach hat den Strassburger Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ als Kantate komponieren. Hier ein Beispiel:
Und hier die romantische Version von Händel:
"In der Romantik komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy seine berühmte A-Dur Sonate über den Choral ‚Aus tiefer Not schrei ich zu dir‘“.
Hier eine Version zu hören (Ich hoffe, es ist die richtige Version):
Der Bibeltext, Psalm 2, selber lautet so (nach der Uebersetzung von Schlachter):
"Warum toben die Heiden und reden die Völker vergeblich?
Die Könige der Erde stehen zusammen, und die Fürsten verabreden sich wider den HERRN und wider seinen Gesalbten.
'Wir wollen ihre Bande zerreissen und ihre Fesseln von uns werfen'
Der im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer.
Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm:
'Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem Heiligen Berge!'
Ich will erzählen vom Ratschluss des HERRN;
er hat zu mir gesagt: 'Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. -
Heische von mir, so will ich dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde zu deinem Eigentum.
Du sollst sie mit eisernen Zepter zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeissen!'
So nehmet nun Verstand an, ihr Könige, und lasset euch warnen, ihr Richter der Erde!
Dienet dem HERRN mit Furcht und frohlocket mit Zittern.
Küsset den Sohn, dass er nicht zürne und ihr nicht umkommet auf dem Wege; denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen! Wohl allen, die sich bergen bei ihm!"
In diesem Text wird vom Gesalbten gesprochen. Hebräisch bedeutet dies der Messias und im Griechischen der Christus. Dieser Psalm handelt also von einem gesalbten König von Israel (inkl. Judäa), der als Hirte des Gottesvolkes von der Welt herausgefordert wird. Zugleich betrifft es den davidischen König! Und Gott hat David versprochen, dass immer ein Nachfahre von ihm auf dem Thron sein wird. Die Frage ist nun, wie das Gott erfüllt hat. Jesus Christus ist - als adoptierter Sohn von Josef - ein Nachfahre von David (und vermutlich auch von Marias Vorfahren her, dass müsste aber noch genauer abgeklärt werden.).
So erklärt die Genfer Studienbibel auf Seite 883:
""Könige" Die Völker organisieren sich unter der Leitung ihrer politschen Führer.
"'Seinen Gesalbten' Während der Psalmist hier zweifellos den damals aktuellen davidischen König im Blick hatte, bezieht sich dieses Lied letztendlich auf Christus, den König aller Könige."
Denn Jesus Christus erfüllt auch diese Verheissung: Er wird immer auf dem Thron von David herrschen. Als 100% Gott und 100% Mensch erfüllt Jesus auch diese Prophezeiuung.
In Vers 7 wird erklärt "Du bis mein Sohn". Hier werden wir an den Davidsbund erinnert. Als David für Gott einen Tempel bauen will, wird ihm das nicht gestattet, da David im Krieg sehr viele Menschen töten musste. Es wird verheissen, dass sein Sohn diesen Tempel bauen darf. Dabei gibt es noch eine weitere Erfüllung dieser Verheissung von Gott. In 2. Samuel 7,14ff steht u.a. dazu "Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein, Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul abwandte, den ich vor dir beseitigt habe;
sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig vor dir beständig sein: dein Thron soll auf ewig bestehen." Interessant ist, dass David dies nicht zum Anlass nahm, um hochmütig zu werden. Vielmehr bekannte er, "Wer bin ich, mein Herr, HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast'" (2. Sam. 7,18)
In Davids Sohn Salomo erfüllt sich ein Teil dieses Versprechens von Gott. Doch Gott hat noch mehr versprochen. In 2. Sam. 7,19 spricht David sogar von "des Menschen höchstes Ziel!". Auch Psalm 7, Vers 12 spricht vom "Küsset den Sohn": So wurde einst König Saul von Samuel geküsst, als er zum König von Israel berufen wurde. Damit bezeugt man, die Unterwerfung unter de König. Interessant wird hier nicht das hebräische Wort "ben", sondern das aramäische Wort "bar" für Sohn verwendet.
In Hebräer 1,5 wird über Jesus gesagt:
"Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals gesagt: 'Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt'? Und wiederum: 'Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein'?"
Die letztendliche Erfüllung ist also Jesus Christus: Er ist DER Davidssohn. Ganz Mensch und ganz Gott, der unsere Sünden auf sich genommen hat und nun sagt:
Ihr müsst nicht vor den Mächtigen dieser Welt Angst haben. Ihr müsst überhaupt keine Menschenfrucht haben. Fürchtet mich und ich werde Euch durch alles hindurch helfen.
Und zu den Mächtige dieser Welt sagt Jesus, werdet vernünftig! Das Heil liegt nicht in Euren selbstverliebten und hochmütigen Träumen, sondern bei mir! Ich, Jesus Christus bin der wahre König der Könige. Bei mir kommt ihr zur Ruhe und bei mir findet Ihr das wahre Glück, das Ihr sucht!
Gott hat es so eingerichtet, dass alles was Gott ehrt, auch uns gut tut.
Gott allein sei Ehre!
Amen.
Freitag, 26. Oktober 2018
Freier und unfreier Wille
Einige Gedanken von Heinrich Bullinger zum freien und unfreien Willen (Heinrich Bullinger war der Nachfolger von Zwingli, dem Reformator von Zürich):
„Denn der
Verstand ist verdunkelt, aus dem freien Willen aber ist ein dienstbarer Wille
geworden. Denn er dient der Sünde nicht unfreiwillig, sondern freiwillig. Darum
redet man auch von Freiwilligkeit und nicht von Unfreiwilligkeit. Was also das
Böse oder die Sünde angeht, so wird der Mensch weder von Gott noch vom Teufel
dazu gezwungen, sondern er begeht das Böse aus eigenem Antrieb und hat
allerdings in dieser Hinsicht allerfreisten
Willen! Wenn wir allerdings nicht selten beobachten, dass die ärgsten Taten
und Pläne der Menschen von Gott verhindert werden, so dass sie ihren Zweck
nicht erreichen, so nimmt er doch dem Menschen die Freiheit im Bösen nicht,
sondern Gott kommt mit seiner Macht dem zuvor, was der Mensch mit seinem
‚freien Willen‘ anders geplant hat, so wie sich die Brüder Josephs vornehmen,
den Josef zu töten, es aber nicht können ,weil durch Gottes Ratschluss etwas
anderes beschlossen war. Was aber das Gute und die Tugenden betrifft, so
beurteilt der Verstand des Menschen die göttlichen Dinge aus sich selbst nicht
recht. Die Evangelien und die apostolischen Schriften fordern von einem
jeglichen unter uns die Wiedergeburt,
wenn wir selig werden wollen. Daher trägt die erste Geburt von Adam her nichts
zu unserer Seligkeit bei. Paulus sagt: ‚Ein natürlicher Mensch aber nimmt die
Dinge, die des Geistes Gottes sind, nicht an‘ usw. (1. Kor. 2,14). Ebenso sagt
er, dass wir nicht geschickt seien, aus uns selbst etwas Gutes zu denken (2.
Kor. 3,5). Gewiss ist der Geist oder Verstand der Führer des Willens; aber wenn
der Führer blind ist, kann man sich ja denken, wohin auch der Wille gelangt.
Darum gibt es für den noch nicht wiedergeborenen Menschen keinen freien Willen zum Guten und auch keine Kraft, das Gute zu
vollbringen. Der Herr sagt im Evangelium: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht‘ (Joh. 8,34). Und der Apostel
Paulus spricht: ‚Das Trachten des Fleisches ist Feindschaft wider Gott; denn es
unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht; es vermag das ja auch nicht?‘ (Röm.
8,7). In den irdischen Dingen ist der Mensch wohl trotz seinem Fall nicht
ohne Verstand. Denn Gott hat ihm aus Barmherzigkeit natürliche geistige Fähigkeiten gelassen, die allerdings weit
geringer sind, als was er vor dem Falle besass. Gott befiehlt auch, dass man
diese übe und pflege und gibt dazu die Gaben und das Gedeihen. Und es ist
offenbar, dass wir in allen Künsten nichts erreichen ohne den Segen Gottes. Die
Heilige Schrift führt bestimmt alle Künste auf Gott zurück. Übrigens schreiben
sogar die Heiden den Ursprung der Künste der Erfindung der Götter zu.
Endlich ist
zu untersuchen, ob und inwiefern die Wiedergeborenen einen freien Willen haben.
Bei der Wiedergeburt wird der Verstand erleuchtet, durch den Heiligen Geist, so
dass er die Geheimnisse und den Willen Gottes erkennt. Und der Wille selbst
wird durch den Geist nicht bloss verändert, sondern er wird auch mit den
Fähigkeiten ausgerüstet, dass er aus innerem Antrieb das Gute will und es ausführen
kann (Röm 8,1 ff.). Würden wir das nicht zugeben, so müssten wir die
christliche Freiheit leugnen und die Knechtschaft des Gesetzes einführen. Aber
Gott spricht auch durch den Propheten: ‚Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres
legen und es ihnen ins Herz schreiben‘ (Jer. 31,33; Ez. 36,26f.). Und der Herr
sagt im Evangelium: ‚Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich
frei sein? (Joh. 8,36). Auch Paulus schreibt an die Philipper: ‚Denn euch wurde
verliehen, nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden?
(Phil. 1,29). Und wiederum: Ich vertraue … darauf, dass der, welcher in euch
ein so gutes Werk angefangen hat, es vollenden wird bis zum Tage Christi Jesu‘
(Phil. 1,6). Ferner: ‚Denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als das
Vollbringen wirkt‘ (Phil. 2,13).
Dabei lernen
wir, sei zweierlei zu beachten. Erstens: Die Wiedergeborenen handeln bei der
Entscheidung für das Gute und beim Tun des Guten nicht nur als Geschobene,
sondern selbsttätig. Sie werden nämlich von Gott getrieben, dass sie selber
tun, was sie tun.
Augustin
führt daher mit Recht jene Wahrheit an, dass Gott unser Helfer sei. Man kann
aber nur einem helfen, der selber etwas tut. Die Manichäer berauben den
Menschen jeder Selbsttätigkeit und machten ihn sozusagen zu Stock und Stein.
Zweitens: In den Wiedergeborenen bleibt Schwachheit zurück. Denn da die Sünde
in uns wohnt und das Fleisch in den Wiedergeborenen bis ans Ende unseres Lebens
dem Geiste widerstreitet, vermögen sie nicht völlig zu erreichen, was sie sich
vorgenommen haben. Das wird vom Apostel Paulus in Röm. 7 und Gal. 5 bestätigt.
Deshalb ist dieser unser freier Wille wegen der Überreste des uns bis ans Ende
anhaftenden alten Adams und der angeborenen menschlichen Verderbnis immer
schwach. Da nun die Triebe des Fleisches und die Überreste des alten Menschen
immerhin nicht so wirksam sind, dass sie das Wirken des Geistes ganz
auslöschen, so können deshalb die Gläubigen frei genannt werden, jedoch so,
dass sie ihre Schwachheit wohl kennen und sich keineswegs des freien Willens
rühmen. Die Gläubigen sollen nämlich stets das Apostelwort beherzigen, das der
selige Augustin so oft anführt: ‚Was hast du aber, das du nicht empfangen hast?
Hast du es aber doch empfangen, was rühmst du dich, als ob du es nicht empfangen
hättest?‘ (1. Kor. 4,7). Dazu kommt, dass nicht immer das geschieht, was wir
uns vorgenommen haben. Der Ausgang der Dinge liegt eben in Gottes Hand. Daher
bittet Paulus den Herrn, dass er Gelingen zu seiner Reise gebe (Röm. 1,10).
Daraus ist auch ersichtlich, wie schwach der freie Wille sei.
Übrigens leugnet
niemand, dass in äusseren Dingen Wiedergeborene und Nichtwiedergeborene freien
Willen haben. Diese
Anlage hat der Mensch mit dem anderen Lebewesen gemein – ist er doch nicht
niedriger als sie! – , so dass er das eine will, das andere nicht will. So kann
er reden oder schweigen, von zu Hause weggehen oder daheim bleiben usw. doch
ist auch hier Gottes Macht zu beachten, die bewirkt, dass Bileam nicht dahin
gelangen konnte, wohin er wollte (4. Mose 24), und Zacharias beim Verlassen des
Tempels nicht zu reden vermochte, wie er wollte (Luk 1). In dieser Hinsicht
lehnen wir die Lehre der Manichäer ab, die leugnen, dass der Ursprung des Bösen
aus dem freien Willen des gut geschaffenen Menschen gekommen sei. Wir verwerfen
auch die Meinung der Pelagianer, die sagen, der gefallene Mensch habe genügend
freien Willen, das gebotene Gute zu tun. Beide werden von der Heiligen Schrift
widerlegt:
Denn den
Manichäern wird gesagt: ‚Gott hat den Menschen gut geschaffen‘ (1. Mose 1,27;
Pred. 7, 29, 30) und den Pelagianern: ‚Wenn der Sohn euch frei macht, werdet
ihr wirklich frei sein.‘ (Joh. 8,36).“ (S. 39 -43, (1) Aus „Das Zweite
Helvetische Bekenntnis“ von Henrich Bullinger, Ausgabe 1967
)
Zwei Arten von Theologie
Es gibt prinzipiell zwei Arten von Theologie:
die natürliche Theologie
und
die dogmatische Theologie.
Die natürliche Theologie ist praktisch ein Zweig der Metaphysik. Aristotels zum Beispiel betrieb natürlich Theologie, wenn er vom vom "unbewegten Beweger" spricht. Der kam aus seinem Denken darauf, dass es diesen unbewegten Beweger, also Gott, geben muss. Dazu schreibt Mortimer J. Adler in seinem Buch "Wie man ein Buch liest":
"Wenn man sich beispielsweise fragt, ob das Kausalitätprinzip ein endloser Prozess ist, hat eine positive Antwort ein immer weiteres Zurückbewegen zur Folge. Man muss deshalb eine ursprüngliche Ursache postulieren, die ihrerseits ohne Ursache ist. Aristoteles nannte sie den 'unbewegten Beweger'. Man konnte andere Namen erfinden man könnte sogar sagen, dass es sich dabei nur um eine andere Bezeichnung für Gott handelt , aber worauf es in Wahrheit ankommt, ist, dass man ohne äussere Hilfe bei dieser Vorstellung angelangt ist, durch Gedankenarbeit." (Seite 311)
Die dogmatische Theologie unterscheidet sich von dieser Vorgehensweise, indem sie sich generell von einem wichtigen Punkt dieser philosophischen Vorgesehnsweise abgrenzt. Allerdings ist der Unterschied auch nicht so gross, wie es im ersten Moment zu scheinen scheint. Denn man denkt auch hier. Nur geht man hier von Dogmen aus. Herr Adler glaubt sogar von Dogmen und der Autorität der Kirche. Aber gerade letzteres wurde von den Reformatoren hinterfragt. Martin Luther kritisierte Erasmus von Rotherdam, weil dieser den Verstand unter die Bibel und die (sichtbare) Kirche stellen wollte. Luther spricht sogar von einer neuen Religion (s. unfreier Wille (oder besser vom Lateinischen Uebersetzt: versklavten Wille) von Martin Luther). Vielmehr fordert uns die Bibel auf, die sichtbare Kirche ganz praktisch anhand der Bibel, dem Wort Gottes zu hinterfragen. Zwischen Luther und Erasmus fand also ein dogmatischer Streit ab, nämlich wer die Dogmen letztendlich bestimmt. Luther, wie alle anderen christlichen Reformatoren waren der Meinung, dass dies die Bibel und damit Gott selber tut und kein Mensch, auch nicht die sichtbare Kirche dieser Welt. Diese Ueberzeugung hinderte die Reformatoren aber nicht, Kirchenväter zu zitieren. Ganz im Gegenteil: Calvin verweist gerne auf die Kirchenväter, die dies auch so sahen.
Herr Adler fordert dabei von Nichtgläubigen etwas sehr interessantes:
"Auch wenn sie diesem Glauben nicht angehören, können Sie dennoch eines seiner religiösen Bücher richtig lesen, indem Sie die Dogmen mit demselben Respekt behandeln wie die Annahme, von denen ein Mathematiker ausgeht. Der Glaube ist für diejenigen, die ihm anhängen, die sicherste Form der Erkenntnis, er ist nichts, was man versuchsweise wählt.
Das zu verstehen scheint für viele Menschen heute schwierig zu sein. Bei theologischen Werken unterlaufen ihnen zwei typische Fehler. Erstens weigern sie sich, auch nur für eine gewisse Zeit, die Glaubensgrundsätze zu akzeptieren. Das Ergebnis ist, dass die Leser sich mit ihnen schwer tun und dem Buch nicht die richtige Aufmerksamkeit widmen. Zweitens gehen sie davon aus, dass die auf den dogmatischen Prämissen aufgebaute Argumentation ebenfalls dogmatisch ist. Es stimmt natürlich, dass man, wenn man bestimmte Prämissen akzeptiert hat und die Argumentation stimmig ist, dann auch die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen akzeptieren muss. Sind jedoch die Folgerungen falsch, führen die besten Prämissen zu ungültigen Schlussfolgerungen.
Wir sprechen hier von den Schwierigkeiten, denen sich ein ungläubiger Leser bei der Lektüre eines theologischen Werks gegenübersieht. seine Aufgabe besteht darin, die Prämissen als wahr zu akzeptieren, während er das Buch liest, und es mit all der Sorgfalt zu lesen, die ein belehrendes Buch verdient. Der Gläubige sieht sich bei einem Buch, das für seinen Glauben wesentlich ist, anderen Schwierigkeiten gegenüber. Diese Probleme beschränken sich jedoch nicht auf das Lesen von theologischen Büchern."
Herr Adler ist ein sachlicher Mensch. Das Thema seines Buches ist, wie man ein Buch richtig liest. Wie versteht man die Botschaft darin. Dazu erklärt er auch, wie man vorgängig herausfindet, ob ein Buch sich lohnt, sich soviel Zeit darin zu investieren.
Danach geht er auf Seite 312 auf kanonische Bücher ein. Da er in einem christlichen Umfeld lebte (und schon damals die Umwälzungen in den USA bemerkte), kommt bei ihm ganz natürlich zuerst die Bibel in den Sinn: "Das wichtigste Beispiel ist die Bibel, wenn man sie nicht wie Literatur, sondern als die Offenbarung Gottes liest." Aber er weitet diesen Begriff der kanonischen Bücher aus:
"Orthodoxe Juden lesen das Alte Testament auf diese Weise, Christen das Neue Testament (Ich würde anfügen und das Alte Testament ebenso), Muslime den Koran, orthodoxe Marxisten die Werke von Marx und Lenin und, je nach politischem Klima, die Stalins, orthodoxe Freudianer lesen die Werke Freuds und die Offiziere der US-amerikanischen Armee das Infantry Manual.
Eigentlich waren wir alle schon einmal in der Situation, kanonisch lesen zu müssen. Ein junger Jurist, der das Examen bestehen will, das ihm die Zulassung als Anwalt ermöglicht, muss gewisse Texte auf gewisse Weise lesen, damit er die notwendige Punktzahl erreicht. Dasselbe gilt für Aerzte und andere akademische Berufe. Wir alle mussten als Studenten einen Text so lesen, wie unser Professor ihn interpretierte, sonst hätten wir nicht bestanden. (Natürlich ist es nicht so, dass alle Professoren ihren Studenten durchfallen lassen, wenn sie anderer Meinung sind!)
Man kann die typische Eigenheit dieser Art des Lesens vielleicht in dem Wort 'orthodox' zusammenfassen, da es so gut wie immer passt. Es kommt aus dem Griechischen und bedeutet 'von richtiger Meinung'." (Seite 313)
Herr Adler geht diesen Gedanken noch mehr nach. Für mich als Christ möchte ich dazu natürlich erwähnen, dass ich daran glaube (= Dogma), dass die Bibel Gottes Wort ist. Es ist also wichtig, dass ich Gottes Wort lese. Da die Bibel sehr komplex ist, stellt sich allerdings noch eine andere Frage: Wie verstehe ich es, wie es in der Bibel gemeint ist. Auch das ist eine Denkarbeit + im Gebet bitte ich Gott um den Heiligen Geist als Hilfe dazu. Das alles ist nicht irrational:. Ganz im Gegenteil. Zugleich möchte ich aber mehr erfahren, als ich durch mein eigenes Denken lernen kann. Es ist also etwas, das noch weiter geht als Philosophie. (Wir erinnern uns: Philosophie ist zu Erkenntnis kommen durch das eigene nachdenken.) Da Gott ausserhalb der Schöpfung und Zeit steht, kann er nicht anhand von Naturwissenschaft beschrieben werden. Auch die Metaphysik, die erklärt, kann hier nicht ganz greifen (unvollständig schon, wie Aristoteles mit dem unbewegten Beweger). Gott muss sich selber offenbaren. Ich glaube, dass dies die Bibel ist, indem er sich vorallem offenbart. (Gott hat natürlich noch andere Möglichkeiten. Aber es ist die übliche Methode. Doch gerade auch in der Bibel finden wir Offenbarungen Gottes, die anders passierten: Das Grösste davon war Jesus Christus, der zu uns kam.)
Interessant ist, was Herr Adler auf Seite 314 noch dazu erwähnt:
"An dieser Stelle müssen wir aufhören. Die Aufgabe, die Bibel zu lesen wenn Sie an das Wort Gottes glauben - ist die schwierigste Leseaufgabe überhaupt. Es wurden mehr Bücher darüber geschrieben, wie man die Heilige Schrift liest, als über alle anderen Aspekte der Lesekunst zusammen. Das Wort Gottes ist offenkundig das Schwierigste, was der Mensch lesen kann; aber es ist auch, wenn man daran glaubt, dass es tatsächlich das Wort Gottes ist, das Wichtigste. Man darf wohl sagen, dass es in der Tradition des Abendlandes das Buch in mehr als einer Bedeutung des Wortes ist. Es ist nicht nur das am meisten gelesene, sondern auch das am gründlichsten gelesene Buch."
die natürliche Theologie
und
die dogmatische Theologie.
Die natürliche Theologie ist praktisch ein Zweig der Metaphysik. Aristotels zum Beispiel betrieb natürlich Theologie, wenn er vom vom "unbewegten Beweger" spricht. Der kam aus seinem Denken darauf, dass es diesen unbewegten Beweger, also Gott, geben muss. Dazu schreibt Mortimer J. Adler in seinem Buch "Wie man ein Buch liest":
"Wenn man sich beispielsweise fragt, ob das Kausalitätprinzip ein endloser Prozess ist, hat eine positive Antwort ein immer weiteres Zurückbewegen zur Folge. Man muss deshalb eine ursprüngliche Ursache postulieren, die ihrerseits ohne Ursache ist. Aristoteles nannte sie den 'unbewegten Beweger'. Man konnte andere Namen erfinden man könnte sogar sagen, dass es sich dabei nur um eine andere Bezeichnung für Gott handelt , aber worauf es in Wahrheit ankommt, ist, dass man ohne äussere Hilfe bei dieser Vorstellung angelangt ist, durch Gedankenarbeit." (Seite 311)
Die dogmatische Theologie unterscheidet sich von dieser Vorgehensweise, indem sie sich generell von einem wichtigen Punkt dieser philosophischen Vorgesehnsweise abgrenzt. Allerdings ist der Unterschied auch nicht so gross, wie es im ersten Moment zu scheinen scheint. Denn man denkt auch hier. Nur geht man hier von Dogmen aus. Herr Adler glaubt sogar von Dogmen und der Autorität der Kirche. Aber gerade letzteres wurde von den Reformatoren hinterfragt. Martin Luther kritisierte Erasmus von Rotherdam, weil dieser den Verstand unter die Bibel und die (sichtbare) Kirche stellen wollte. Luther spricht sogar von einer neuen Religion (s. unfreier Wille (oder besser vom Lateinischen Uebersetzt: versklavten Wille) von Martin Luther). Vielmehr fordert uns die Bibel auf, die sichtbare Kirche ganz praktisch anhand der Bibel, dem Wort Gottes zu hinterfragen. Zwischen Luther und Erasmus fand also ein dogmatischer Streit ab, nämlich wer die Dogmen letztendlich bestimmt. Luther, wie alle anderen christlichen Reformatoren waren der Meinung, dass dies die Bibel und damit Gott selber tut und kein Mensch, auch nicht die sichtbare Kirche dieser Welt. Diese Ueberzeugung hinderte die Reformatoren aber nicht, Kirchenväter zu zitieren. Ganz im Gegenteil: Calvin verweist gerne auf die Kirchenväter, die dies auch so sahen.
Herr Adler fordert dabei von Nichtgläubigen etwas sehr interessantes:
"Auch wenn sie diesem Glauben nicht angehören, können Sie dennoch eines seiner religiösen Bücher richtig lesen, indem Sie die Dogmen mit demselben Respekt behandeln wie die Annahme, von denen ein Mathematiker ausgeht. Der Glaube ist für diejenigen, die ihm anhängen, die sicherste Form der Erkenntnis, er ist nichts, was man versuchsweise wählt.
Das zu verstehen scheint für viele Menschen heute schwierig zu sein. Bei theologischen Werken unterlaufen ihnen zwei typische Fehler. Erstens weigern sie sich, auch nur für eine gewisse Zeit, die Glaubensgrundsätze zu akzeptieren. Das Ergebnis ist, dass die Leser sich mit ihnen schwer tun und dem Buch nicht die richtige Aufmerksamkeit widmen. Zweitens gehen sie davon aus, dass die auf den dogmatischen Prämissen aufgebaute Argumentation ebenfalls dogmatisch ist. Es stimmt natürlich, dass man, wenn man bestimmte Prämissen akzeptiert hat und die Argumentation stimmig ist, dann auch die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen akzeptieren muss. Sind jedoch die Folgerungen falsch, führen die besten Prämissen zu ungültigen Schlussfolgerungen.
Wir sprechen hier von den Schwierigkeiten, denen sich ein ungläubiger Leser bei der Lektüre eines theologischen Werks gegenübersieht. seine Aufgabe besteht darin, die Prämissen als wahr zu akzeptieren, während er das Buch liest, und es mit all der Sorgfalt zu lesen, die ein belehrendes Buch verdient. Der Gläubige sieht sich bei einem Buch, das für seinen Glauben wesentlich ist, anderen Schwierigkeiten gegenüber. Diese Probleme beschränken sich jedoch nicht auf das Lesen von theologischen Büchern."
Herr Adler ist ein sachlicher Mensch. Das Thema seines Buches ist, wie man ein Buch richtig liest. Wie versteht man die Botschaft darin. Dazu erklärt er auch, wie man vorgängig herausfindet, ob ein Buch sich lohnt, sich soviel Zeit darin zu investieren.
Danach geht er auf Seite 312 auf kanonische Bücher ein. Da er in einem christlichen Umfeld lebte (und schon damals die Umwälzungen in den USA bemerkte), kommt bei ihm ganz natürlich zuerst die Bibel in den Sinn: "Das wichtigste Beispiel ist die Bibel, wenn man sie nicht wie Literatur, sondern als die Offenbarung Gottes liest." Aber er weitet diesen Begriff der kanonischen Bücher aus:
"Orthodoxe Juden lesen das Alte Testament auf diese Weise, Christen das Neue Testament (Ich würde anfügen und das Alte Testament ebenso), Muslime den Koran, orthodoxe Marxisten die Werke von Marx und Lenin und, je nach politischem Klima, die Stalins, orthodoxe Freudianer lesen die Werke Freuds und die Offiziere der US-amerikanischen Armee das Infantry Manual.
Eigentlich waren wir alle schon einmal in der Situation, kanonisch lesen zu müssen. Ein junger Jurist, der das Examen bestehen will, das ihm die Zulassung als Anwalt ermöglicht, muss gewisse Texte auf gewisse Weise lesen, damit er die notwendige Punktzahl erreicht. Dasselbe gilt für Aerzte und andere akademische Berufe. Wir alle mussten als Studenten einen Text so lesen, wie unser Professor ihn interpretierte, sonst hätten wir nicht bestanden. (Natürlich ist es nicht so, dass alle Professoren ihren Studenten durchfallen lassen, wenn sie anderer Meinung sind!)
Man kann die typische Eigenheit dieser Art des Lesens vielleicht in dem Wort 'orthodox' zusammenfassen, da es so gut wie immer passt. Es kommt aus dem Griechischen und bedeutet 'von richtiger Meinung'." (Seite 313)
Herr Adler geht diesen Gedanken noch mehr nach. Für mich als Christ möchte ich dazu natürlich erwähnen, dass ich daran glaube (= Dogma), dass die Bibel Gottes Wort ist. Es ist also wichtig, dass ich Gottes Wort lese. Da die Bibel sehr komplex ist, stellt sich allerdings noch eine andere Frage: Wie verstehe ich es, wie es in der Bibel gemeint ist. Auch das ist eine Denkarbeit + im Gebet bitte ich Gott um den Heiligen Geist als Hilfe dazu. Das alles ist nicht irrational:. Ganz im Gegenteil. Zugleich möchte ich aber mehr erfahren, als ich durch mein eigenes Denken lernen kann. Es ist also etwas, das noch weiter geht als Philosophie. (Wir erinnern uns: Philosophie ist zu Erkenntnis kommen durch das eigene nachdenken.) Da Gott ausserhalb der Schöpfung und Zeit steht, kann er nicht anhand von Naturwissenschaft beschrieben werden. Auch die Metaphysik, die erklärt, kann hier nicht ganz greifen (unvollständig schon, wie Aristoteles mit dem unbewegten Beweger). Gott muss sich selber offenbaren. Ich glaube, dass dies die Bibel ist, indem er sich vorallem offenbart. (Gott hat natürlich noch andere Möglichkeiten. Aber es ist die übliche Methode. Doch gerade auch in der Bibel finden wir Offenbarungen Gottes, die anders passierten: Das Grösste davon war Jesus Christus, der zu uns kam.)
Interessant ist, was Herr Adler auf Seite 314 noch dazu erwähnt:
"An dieser Stelle müssen wir aufhören. Die Aufgabe, die Bibel zu lesen wenn Sie an das Wort Gottes glauben - ist die schwierigste Leseaufgabe überhaupt. Es wurden mehr Bücher darüber geschrieben, wie man die Heilige Schrift liest, als über alle anderen Aspekte der Lesekunst zusammen. Das Wort Gottes ist offenkundig das Schwierigste, was der Mensch lesen kann; aber es ist auch, wenn man daran glaubt, dass es tatsächlich das Wort Gottes ist, das Wichtigste. Man darf wohl sagen, dass es in der Tradition des Abendlandes das Buch in mehr als einer Bedeutung des Wortes ist. Es ist nicht nur das am meisten gelesene, sondern auch das am gründlichsten gelesene Buch."
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Micha 4
Einige Post ging ich auf den Auflösungprozess des Potestantismus ein. Nun möchte ich etwas Mutmachendes dazu wiedergeben. Ich zitiere aus einem Kommentar von Johannes Calvin über Micha 4. Ich weiss, der Dispensationalismus bezieht diese Bibelstelle auf das tausendjährige Reich. Aber dort steht nichts von diesem Reich. Vielmehr sieht man im ganzen Buch Micha, wie dieser Prophet eine korrupte biblisch geprägte Gesellschaft anprangert: Ein gottloses Gottesvolk. Er erlebt gottlose Könige, bis Hiskia ehrlich Busse tut und eine tiefgreifende Reform einleitet: Gerechtigkeit erhöht eine Nation, heisst es im Alten Testament. Calvin ermutigt uns, weil die Bibel uns in schweren Zeiten ermutigen will:
"Obwohl die Kirche zur Zeit kaum zu unterscheiden ist von einem toten oder doch kranken Mann, so darf man doch nicht verzweifeln: denn auf einmal richtet der Herr die Seinigen auf, wie wenn er Tote aus dem Grab erweckt. Das ist wohl zu beachten. Denn wenn die Kirche nicht leuchtet, halten wir sie schnell für erlsochen und erledigt. Aber so wird die Kirche inder Welt erhalten, dass sie auf einmal vom Tode aufsteht, ja, am Ende geschieht diese ihre Erhaltung jeden Tag unter vielen solchen Wundern. Halten wir fest: Das Leben der Kirche ist nicht ohne Auferstehung ,noch mehr: nicht ohne viele Auferstehungen."
(zitiert auf Seite 17 in der Zeitschrift: Reformieren - Ein Magazin zum Gedenkjahr 1517 2017)
Gott kann es. Gott schenke uns Propehten wie Micha!
Danke Herr!
"Obwohl die Kirche zur Zeit kaum zu unterscheiden ist von einem toten oder doch kranken Mann, so darf man doch nicht verzweifeln: denn auf einmal richtet der Herr die Seinigen auf, wie wenn er Tote aus dem Grab erweckt. Das ist wohl zu beachten. Denn wenn die Kirche nicht leuchtet, halten wir sie schnell für erlsochen und erledigt. Aber so wird die Kirche inder Welt erhalten, dass sie auf einmal vom Tode aufsteht, ja, am Ende geschieht diese ihre Erhaltung jeden Tag unter vielen solchen Wundern. Halten wir fest: Das Leben der Kirche ist nicht ohne Auferstehung ,noch mehr: nicht ohne viele Auferstehungen."
(zitiert auf Seite 17 in der Zeitschrift: Reformieren - Ein Magazin zum Gedenkjahr 1517 2017)
Gott kann es. Gott schenke uns Propehten wie Micha!
Danke Herr!
Selbstbestimmungsinitiative
Im November 2018 dürfen wir über diese eidgenössische
Initiative abstimmen.
Worum geht es? Kurz gesagt möchte die Initiative die
Schweizer Bundesverfassung über internationales Recht stellen.
Bei den Diskussionen fällt dabei etwas auf. Den Befürwortern
geht es um die direkte Demokratie der Schweiz, die durch internationale
Verträge ausgehebelt werden könnten. Die Gegner befürchten, dass durch die
höher Bewertung des Schweizer Rechts die Menschenrechte ausgehebelt werden
könnten. Dazu fürchten die Gegner der Initiative, dass es finanzielle Einbussen
geben könnte, weil gewisse internationale Verträge anhand des Schweizer Rechts
in Frage gestellt werden könnten.
Mich dünkt es, dass beide Positionen Recht haben. Das
eigentliche Problem ist natürlich, dass eine absolute Demokratie gefährlich
werden kann: Eine Mehrheit der Menschen könnten gegen zwingende Menschenrechte
abstimmen. Die Befürworter der Initiative betonen, dass zwingende Menschenrechte
selbstverständlich auch über der schweizerischen Verfassung steht. Die Frage
ist nun aber, wie versteht man das zwingende Menschenrecht? Wie setzt man es
um? Und vor allem, wer definiert es?
Zudem möchte ich noch zu bedenken geben: Natürlich besteht
die Gefahr, dass die nationale Rechtsgebung Menschenrechte verletzen könnte.
Aber diese Gefahr besteht ebenfalls für das internationale Recht. Und hier ist
die Frage: Welche Rechtssicherheit haben wir, dass das das internationale Recht
die Menschenrecht nicht verletzt?
In diesen Tagen bekamen wir eine kleine Broschüre von
Amnesty International. Sie setzten der
ganzen Frage noch eine obendrauf: Sie sagen, sie setzen sich für die Menschenrechte
ein, indem sie schreiben: „Die ‚Fremden Richter‘-Initiative der SVP ist ein
Angriff auf die Menschenrechte.“ Amnasty behauptet also, dass das Schweizer
Recht prinzipiell gegen die Menschenrechte sei, darum muss man das
internationale Recht IMMER vorziehen, weil das internationale Recht immer den
Menschenrechten entspreche. Auf der hinteren Seite wird dann dafür geworben,
dass ihre Haltung dazu führt, dass keine Menschen eingeschüchtert oder verfolgt
werden, weil sie ihre Meinung fei äussern. Oder das Kinder im Schulbus
bombardiert werden. Oder, dass Regierungen Tausende von Gefangenen foltern und
ungestraft davonkommen.
Aber: Verhindert das internationale Recht das? Und vor allem:
Lässt das Schweizer Recht solches Unrecht zu?
Damit wir die Menschenrechte schützen können, müssen wir zuerst
definieren, was die Menschenrechte sind. Die Menschenrechte sind ein Ausfluss
der jedem Menschen inne wohnenden Würde. Darum haben wir letztendlich das
Problem, wie wir die Würde des Menschen definieren „wollen“. Aus dieser Würde
können wir dann die unveräusserliche Menschenrechte ableiten. Wollen habe ich
in „ und “ geschrieben, weil ich nicht glaube, dass dies von unserem Wollen
abhängt. Es gibt ein klar definierte Menschenwürde, da ich glaube, dass wir Menschen
Gottes Ebenbilder sind. Als Ebenbilder Gottes haben wir unveräusserliche
menschliche Rechte: das ist das zwingende Menschenrecht. Islamische Staaten haben
die christliche Prägung der Menschenrechte erkannt, daher haben sie eine
islamische Art der Menschenrechte zusammengestellt. Nun aber befindet sich der
Protestantismus in einem Auflösungsprozess und auch alle anderen christlichen
Einflüsse nehmen von Jahr zu Jahr ab. Damit schwindet auch die christliche
Basis der Menschenrechte. Wer an ein Materialist ist, kann keine zwingende
Menschenrechte definieren. Er wird logischerweise nur relatives Recht sprechen
können. Natürlich hat schon Zwingli, der Reformator vor fünfhundert Jahren
gesagt, dass unsere menschliche Gerechtigkeit nur menschlich ist und nicht mit
der göttlichen Gerechtigkeit gleichzusetzen ist. Wir sind Sünder und wir können
nicht absolut richtig und gut handeln. In diesem Sinne ist alles, was wir tun
relativ. ABER es gibt trotzdem ein absolut Gutes, nachdem wir uns austrecken
müssen und an dem wir uns auch immer wieder korrigieren lassen müssen. Das
bewahrt uns vor Gesetzlichkeit, Selbstgerechtigkeit und zugleich vor
Ungesetzlichkeit. Letztendlich kann nur Jesus Christus unsere Unvollkommenheit,
ja unseren Hang zur Perversion des Guten heilen. Darum brauchen wir täglich
Busse. Christlich geprägte Gesellschaften sind daher ständig auch in diesem
Kampf, wie weit sie dem Bösen oder dem Guten Platz geben wollen. Aber auch als postchristliche
Gesellschaft stehen wir in diesem Kampf. Daher ist es wichtig, dass wir unsere
nationale Gesetzgebung immer wieder hinterfragen. ABER dafür brauchen wir einen
Kompass. Da viele der Bibel als Gottes Wort und als den Kompass nicht mehr
haben wollen, suchen sie einen Ersatz. Ich glaube, dass darf weder eine
absolute Demokratie, noch ein absoluter Herrscher noch ein absolutes
internationales Recht sein, weil sie uns alle versklaven und unfrei machen
werden. Wir müssen uns unseren eigenen Dämonen stellen, d.h. unserer
Sündhaftigkeit, sie Jesus übergeben und heilen lassen. Aber selbst, wenn wir
das nicht wollen, weil uns der Heilige Geist dies nicht erschliesst, sollten
wir trotzdem nach den Guten Gesetzen Gottes unsere Gesellschaft aufbauen. Denn
von daher haben wir unsere grosse Freiheit und Ordnung erhalten. Auf dieser
Grundlage lernen wir gesund streiten und nach der Wahrheit suchen. Dann wird
Demokratie ein Weg nach der Suche nach Wahrheit und dem guten Kompromiss für
alle in unserer Gesellschaft.
Das ist nicht einfach. Im Dezentralismus geht es besser:
Möglichst viel Freiheit für jede Familie. Und nur dann muss eingeschritten
werden, wenn sie es nicht mehr schaffen. Ebenso auf der Gemeindeebene:
Möglichst viel Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit: Dazu gehört auch die
Möglichkeit Fehler zu machen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Ebenso
auf kantonaler Ebene und dann auf Bundesebene. Nur was in der untergeordneten
Ebene nicht erledigt werden kann, soll die „höhere“ Ebene übernehmen. Und
genauso sollte es für das internationale Recht gelten. Dann muss das
internationale Recht gar nicht alles auf das Kleinste regeln. Die Regeldichte der
EU zum Beispiel sind vermutlich ein Massstab des inneren Wertezerfalls des
Westens. Wir übernehmen immer weniger Verantwortung, wo wir Verantwortung
übernehmen sollten, damit wir frei und aufrecht leben können. Zur Verantwortung
gehört natürlich immer auch die entsprechende Macht. Zur Macht gehört die
Möglichkeit der Gestaltung und die Finanzen. Aber dies wird heute alles immer
mehr durcheinander gebracht. Man stelle sich vor Griechenland hätte die Macht
und Verantwortung? Man stelle sich vor, jede politische Gemeinde in
Griechenland hätte die finanzielle Macht und finanzielle Verantwortung. Natürlich
gibt es immer wieder Situationen, wo eine Gemeinde sich so in etwas verrennen
kann, dass der Kanton eingreifen muss. Das gibt es leider auch in der Schweiz.
Aber es kommt sehr, sehr selten vor. Leider wird aber auch das heute alles
immer mehr zentralisiert. Damit werden die Probleme auch zentralisiert und
damit schwerer lösbar. Es ist normalerweise immer einfacher, vor Ort ein
Problem zu lösen, als weit weg davon. Natürlich kann es auch einmal helfen, von
einem Aussenstehenden Hilfe zu bekommen. Aber auch der hilft am besten, wenn er
vor Ort ist und nicht irgendwo weit weg.
Diese Frage müssen wir ebenfalls beachten:
Wir Menschen sind Sünder. Daher neigen wir dazu, das Gute zu
pervertieren. Daher neigen wir auch dazu Macht zu missbrauchen. Darum brauchen
wir Formen, in denen wir zusammen Leben können. Dietrich Bonhoeffer definiert
in seiner Ethik dazu vier Mandate: Einen Staat der die anderen drei Mandate
schützt: Familie, Arbeit und Kirche. Wobei es die Kirche ist, die dem Staat,
der Arbeit und der Familie den Bezug zu Jesus zeigt und die spirituelle
Grundlage gibt, die der Staat nicht selber schaffen kann. In diesen vier
Mandaten spielt sich das Leben ab. Bis zum Bund haben wir dazu rechtliche
Strukturen aufgebaut. Die Gewaltentrennung ist gewahrt, auch wenn aktuell undisziplinierter
damit umgegangen wird. ABER wer garantiert dies für internationale Rechte? Was
ist, wenn internationale Richter ohne legislative Kontrolle Recht sprechen?
Schon heute fällt auf, wie Politiker gerne ihr Handeln auf zwingende Vorgaben
aus übernationalen Organisationen erklären.
Ein Beispiel: Ich darf keine Glühbirne mehr kaufen.
Es gab keine Volksabstimmung. Es wurde einfach Recht aus dem
Ausland übernommen. Dieses Problem müsste für jeden ersichtlich sein. Hier spielt es keine Rolle mehr, ob man links
oder rechts steht. Denn je nach Stärke der möglichen Einflussnahme, kann auf
das internationale Recht Einfluss genommen werden. Heute mag es so sein und
morgen wieder anders. Hier müssen wir längerfristig denken. Die angebliche Rechtssicherheit
durch internationales Recht könnte längerfristig gerade das Gegenteil bewirken,
wenn sich das internationale Recht willkürlich entwickeln sollte.
Daher: Obwohl ich nicht für eine „absolute“ Demokratie bin, bin ich ein Befürworter einer
direkten Demokratie, wenn sie im Geiste der Demokratie ausgelebt wird, die von
der biblischen Idee der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit und besten Weg für
uns gespiessen ist. Das benötigt natürlich eine gewisse Disziplin und
Verantwortungsbewusstsein der Bürger! Aber es braucht auch entsprechende
dienende Leiter. Darum habe ich einmal folgenden Leserbrief geschrieben:
Demokratie ist mehr als demokratische Institutionen. Es ist
eine Haltung, die nach Wahrheit + im wertschätzenden Disput einen gemeinsamen
Weg sucht. Dazu braucht es verantwortungsvolle Bürger + Bürgerinnen, die eine
entsprechende charakterliche Ausrichtung haben + dienende Leiter, die Ihre
Macht zum Dienen und nicht für ihre Eigeninteressen einsetzen. Dem Narzissten
ist dies unmöglich, daher glaubt er
–überspitzt gesagt - ein „therapeutisches Kalifat“ oder ein neues säkulares
Papsttum erstellen zu müssen. Gerade durch den Verlust des spirituellen
Einflusses der Bibel – die in gewissen evangelischen Strömungen schon lange am
Wirken sind – muss die Gesellschaft nun einen Ersatz für die Grundlage unserer
Gesellschaft suchen, die anscheinend demokratisches Leben für rechtlich
unsicher empfindet.
Gott helfe uns, dass wir wieder eine Nation unter Gott sein
wollen. Ansonsten werden uns andere Dämonen leiten, die Habgier, Hass und Tod
predigen werden. Amnasty schreibt in der erwähnten Broschüre: „Menschenrechte
machen uns stark.“ Das ist wahr. Das hat der Westen und jedes andere Land erlebt,
wenn die von Gott definierten unveräusserliche Rechte der Menschen achteten.
Denn Gerechtigkeit erhöht eine Nation,
wie es schon im Alten Testament heisst. Doch die Bibel sagt dies immer auch in
einem Doppelgebot: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich
selber! Auch die Zehn Gebote sind aufgeteilt, indem zuerst die Beziehung
zwischen Mensch zu Gott und dann zwischen Mensch zu Mensch geklärt wird. Denn
nur, wenn der absolute Gott, der absolute Gerechtigkeit, absolute Macht und
absolute Liebe ist, unser Massstab wird, wird auch Gerechtigkeit und liebevoll
ausgeübte Macht unter uns Menschen möglich. Bis Christus wiederkommt, müssen
wir uns in diesem geistlichen Kampf üben. Ich spüre, wie es mich überfordert
und bin daher sehr dankbar, dass ich dazu täglich zu Jesus gehen darf, der aus
meinem Zurückbleiben etwas ewig Gutes macht. Als Nation brauchen wir das auch,
damit wir gesund und lebensfroh leben können.
Freitag, 19. Oktober 2018
Hebräerbrief
Auf Youtube gibt es diesen interessanten Beitrag, der äusserst kurz Wesentliches über den Hebräerbrief sagt und im wörtlichen Sinne aufzeigt.
Genial gemacht.
Genial gemacht.
Dienstag, 16. Oktober 2018
Was wollte vor 500 Jahren die Reformation? Was war das Ziel?
„Wenn also dieses Wort Gottes durch
rechtmässig berufene Prediger in der Kirche verkündigt wird, glauben wir, dass
Gottes Wort selbst verkündigt wird und von den Gläubigen vernommen werde, dass
man aber auch kein anderes Wort Gottes erfinden oder vom Himmel her erwarten
dürfe: und auch jetzt müssen wir auf das Wort selber achten, das gepredigt
wird, und nicht auf den verkündigenden Diener; ja, wenn dieser sogar ein arger
Bösewicht und Sünder wäre, so bleibt nichtsdestoweniger das Wort Gottes wahr
und gut. Nach unserer Ansicht darf man jene äussere Predigt auch nicht deshalb
für gleichsam unnütz halten, weil die Unterweisung in der wahren Religion von
der inneren Erleuchtung des Geistes abhänge: Obwohl nämlich (Joh 6) niemand zu
Christus kommen kann, es sei denn, dass der Vater ihn ziehe, und dass er
inwendig vom Heiligen Geist erleuchtet sei, wissen wir doch, dass Gott will,
man solle sein Wort überall auch öffentlich verkündigen.‘
Damit hat Bullinger ‚in genialer
Knappheit‘ das Ziel der Reformation umschrieben, nämlich dass das Heil im Reden
Gottes erfahren wird und dass es dabei nicht um eine Institution, Kirche, geht,
sondern um die Gemeinschaft der Angesprochenen. Das Wort Gottes will befreien,
sowohl von aller menschlichen Bevormundung und allen äusseren Autoritäten, wie
auch von inneren Zwängen und Ängsten.“ (aus S. 39 + 40 zitiert von Patrik Müller in seinem Büchlein: "Heinrich Bulinger - Reformator, Kirchenpolitiker, Historiker". Müller zitiert dabei aus dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis) Gottes Wort macht frei,
demütig und reich!
Sein Buch
„Vom einzigen und einigen Bund Gottes“ hat nebenbei den modernen, säkularen
Bundesbegriff kreiert. (S. 41, aus dem gleichen Buch von Herrn Müller.) Es wäre interessant, dem nachzugehen, wie
weit diese Gedanken die Bundesstaaten ermöglicht haben und wie weit dies mit
der Föderaltheologie/der Bundestheologie zusammenhängt, die Bullinger vertrat.
Heinrich Bullinger musste als Bremgartner im Kanton Aargau fliehen, als diese kleine Stadt an der Reuss wieder römisch-katholisch werden musste. In Zürich angekommen, wurde er sehr rasch zum Nachfolger von Huldrych Zwingli, dem Reformator von Zürich gewählt.
Bullinger war neben seiner Tätigkeit als Theologe, Pfarrer, Leiter der reformierten Kirche des Kantons Zürich (damals Ortes oder Standes) auch ein Schriftsteller, der Geschichtsbände, Zehntausende von Briefen, Bücher usw. schrieb. Dabei war er so gut international vernetzt, dass er sein Wissen in kleinen Brouchüren herausgab. Damit war Bullinger auch ein Vorläufer des Journalisten. (So wurde er auch im 20. Jahrhundert an der Schweizerischen Landesausstellung vor dem 2. Weltkrieg gefeiert.) Bullinger hat vermutlich auch das bekannteste Buch eines Schweizers geschrieben: Das Zweite Helvetische Glaubensbekenntnis.
Bullinger arbeitete mit Leo Jud zusammen, der vorher mit Huldrych Zwingli eng zusammengearbeitet hatte. In einer gewissen Weise war Leo Jud der strengere Zwingli Nachfolger. Und dieser Leo Jud stritt mit Bullinger über die Beziehung zwischen Staat und Kirche. Während Leo Jud eine gewisse Trennung zwischen Staat und Kirche wollte (vielleicht ähnlich wie Johannes Calvin in Genf es anstrebte), wollte Bullinger die Einheit von Staat und Kirche. Als ihr Streit auch auf der Kanzel "verkündigt" wurde, schritt die Regierung von Zürich ein. Als die Zürcher den zweiten Kappeler Krieg verloren hatten, wurde mit den Siegern vereinbart, dass sich die Pfarrer nicht mehr so politisch entfalten dürften. Diese Regelung wollte nun die Regierung so verstanden wissen, dass sie die freie Predigt der Pfarrer einschrenken wollte. Nun war es eine Bedingung von Bullinger, dass er nur die Nachfolge von Zwingli antratt, wenn er frei Predigen durfte. Und so wollte es die Situation, dass sich Bullinger, der für die Einheit von Staat und Kirche war, gegen die Regierung und für die freie Predigt einsetzte. Das Ergebnis war ein Kompromiss: Die Pfarrer erhielten das Recht jeder Zeit bei der Regierung vorzusprechen. Wenn dann keine befriedigende Lösung gefunden wurde, konnten die Pfarrer das Übel auch auf der Kanzel anprangern. Bullinger sollte dann des öfteren von dieser Fürsprache vor der Regierung gebrauch machen müssen ... Dabei ging es auch um soziale Anliegen oder die Verwendung von Kirchen-Gütern, die manchmal der Staat lieber für anderes als die Kirche oder Soziales einsetzen wollte ... Auch daraus erklärt sich, eine gewisse Tradition der Kirche, sich für Soziales einzusetezn. (Was natürlich jede christliche Kirche hat, da Diakonie eine der praktischen Seite der Gottes Liebe und Nächstenliebe ist.)
Samstag, 13. Oktober 2018
Kritik zum Buch der Mitte und gegenüber Vishal Manalwadi
Kritik an Vishal Mangalwadi (unter
auch an seine Buch: Das Buch der Mitte)
Es sei ein soziales Evangelium. Es nenne nur zum Teil das
Wesentliche: Nämlich die Umkehr des Sünders. Die christlichen Gesellschaften seien
tatsächlich
„Aber
geistlich gesprochen war und ist das „christliche Abendland“ durchgängig eine
weltliche,
heidnische Zivilisation, die von Unglaube und Ungehorsam, Sünde und
Gottlosigkeit
geprägt wurde und ihrem Wesen nach Finsternis war und nicht Licht, Reich
dieser
Welt und nicht Gottesreich. Daher war es nur folgerichtig, was der Autor
ausblendet,
dass dieses „Abendland“ in seiner historischen Entwicklung die anfänglichen
Impulse aus der Bibel immer weiter hinter sich liess.“
das-wort-der-wahrheit.de/2015/11/christentum-als-weltverbessernde-religion-das-falsche-soziale-evangelium-imbuch-
der-mitte/
Das Mangalwadi einen sozialen Einfluss des Evangeliums beschreibt,
steht ausser Frage. Das christliche Gesellschaften in dieser Zwischenzeit
sündig sind, ist ebenfalls korrekt festgestellt. Wir können kein Himmelreich
auf Erden schaffen, dass wird Jesus Christus bei seinem zweiten Kommen bringen.
ABER: Wir haben als Christen auch Verantwortung, das sich sehr wohl in unserem
sozialen Verhalten äussern sollten. Natürlich rettet unser soziales Verhalten
uns nicht vor unserer Versklavung unter die Erbsünde. Es tut aber unserer
Gesellschaft gut, wenn wir sozialer, gerechter, fairer, barmherziger und liebevoller
handeln. Gott hat geistliche Prinzipien implementiert, die jeder – auch
Nichtchristen – zum eigenen Vorteil anwenden darf. Es kann nicht darum gehen,
die sozialen Auswirkungen des Evangeliums gegen das persönliche Heilwirken
auszuspielen. Und es ist eine Realität, dass Christus sagte, dass durch
sein erstes Kommen das Himmelreich nahe
kam. Christus herrscht wirklich. Das Reich des Satans, also das Reich der Lüge,
Tod und Korruption kann mit Jesus zurückgedrängt werden. Das sind historische
Tatsachen, die auch der oben erwähnte Kritiker nicht leugnet. Und natürlich:
Der Teufel ruht nicht. Wenn wir ihn einladen, breitet er sich wieder aus.
Natürlich darf man auch das soziale Engagement nicht vergötzen. Denn seit dem
Sündenfall neigen wir Menschen ja dazu alles Gute zu pervertieren. Da hat der
Kritiker Recht. Nur ich sehe bei Mangalwadi das nicht. Vielmehr möchte ich den
Dispensationalismus und auch gewisse täuferische Ideen in Frage stellen, die
sich von der Welt zurückziehen und ihre von Gott gegebenen Fähigkeiten nicht als
Dienst und zur Ehre Gottes einsetzen. Lieber ziehen sie sich in ihren
frommen Kreis Gleichgesinnter zurück und bestätigen sich in der pessimistischen
Betrachtung der Welt. Dabei müssen wir für unsere Obrigkeit beten, damit wir
ein ruhiges Leben haben. Und wenn wir die Menschen lieben, wie wir Gott lieben, werden wir auch das Evangelium ihnen erklären wollen.
Eine christliche Gesellschaft ist nie der Himmel auf Erden. Das
behauptet aber auch niemand. Zumindest weiss ich von niemanden. Aber in einer
unvollkommenen Weise werden in einer christlichen Gesellschaft biblische Prinzipien
umgesetzt. So wie wir persönlich immer noch Sünder und Heilige zugleich sind,
ist auch jede christliche Gesellschaft von diesem Widerspruch geprägt. Dazu
kommt noch, dass eine christliche Gesellschaft völlig von Gott abirren kann.
Dies wird in der Bibel anhand von Israel und Judäa klar aufgezeigt. Der Kampf
zwischen Licht und Finsternis ist leider auch in einer christlichen
Gesellschaft in dieser Zwischenzeit Realität wie sie es auch in der Kirche und
der Gemeinde Gottes Realität ist. Denn die Kirche ist in dieser Zwischenzeit
immer eine kämpfende Kirche: Von aussen angegriffen und sogar von innen, wo
Antichristen immer wieder aufstehen.
Gott gebe uns Gnade und Barmherzigkeit sowie Weisheit und Klarsicht
in diesem Durcheinander Jesu treu zu bleiben.
Ergänzung zu Wahrheit und Wandlung (s. meinen gestrigen Blogbeitrag)
PS:
S. 274:
„Das Evangelium hat die Korruption
geheilt, und das ganz ohne diktatorische Staatsformen und ohne schnelle und
brutale Justiz nach islamischer oder marxistischer Art.“
S. 275
„Die Frage ist: Warum beteiligen sich die
meisten Christen in nicht-protestantischen Kulturen ohne erkennbares
Schuldbewusstsein an der Korruption? Wenn die Braut Christi Kompromisse mit dem
Bösen eingeht und anfängt, als Satans Mätresse zu leben, gebiert sie den Tod.
Der Ruf, sich gegen Korruption zu stellen, ist schlicht und einfach ein Ruf an
die Gemeinde, die Braut Christi zu sein, die Frucht des Geistes hervorzubringen
und eine Art von Heiligkeit zu gebären, die über menschliches Vermögen
hinausgeht.“
Auf die Problematik des Drucks in sehr
korrupten Ländern Bestechungsgeldern zu zahlen, meint Mangalwadi:
„Es ist grossartig, ein Waisenhaus zu
bauen, aber müssen Sie um Ihrer Kinder willen nicht auch eine Nation bauen, in
der sie einmal in der Lage sein werden, einen Job zu finden, ohne jemanden zu
bestechen, und mit Integrität, Würde und Stolz zu leben?“
Gerade in sehr korrupten Gesellschaften
ist das aber nicht einfach. Dann bekommt man unter Umständen kein Wasser, weil
man keine Bestechungsgelder zahlt. Es scheint mir, in korrupten Ländern handelt
es sich um Schamgesellschaften. Mangalwadi umschreibt ganz praktisch wie
Schamgesellschaften funtkionieren: Sünde, also auch Korruption darf gelebt
werden, solange es nicht ans Licht kommt. Das führt zu irrsinnigen
Verhaltensmustern. Können so nicht auch gewisse Ehrenmorden erklärt werden?
Oder man denke, wie sogar die eigenen Kinder die Verbrennung Ihrer Mutter
anstreben, wenn sie Witwe wurde, die sogenannte Sati, um die Ehre der Familie
zu „retten“ oder sogar zu „fördern“.
Ganz anders wird es, wenn eine
Gesellschaft erkennt, dass die Scham nicht das Schlimmste ist. Wenn sie weiss,
dass Jesus Christus für ihre Sünde gestorben ist. Nun darf man zu seinen Sünden
stehen und sie Christus hinlegen und wissen, dass Jesus am Kreuz dafür gestorben ist. Nun wird man frei von
der Scham, von der Sünde und vom sich verstecken und verstellen müssen.
„Korruption ist die Antithese zum
Gedanken einer freien (ohne Zwänge funktionierenden) Wirtschaft, der aus der
Rückkehr zu einer biblischen Spiritualität durch die europäische Reformation
erwuchs.“ (S. 280)
„Nicht hat die Würde des ‚Souveräns‘
(also des Bürgers) der Republik Indien so sehr verletzt wie die Korruption im
indischen Staatswesen.“ (S. 280)
„Wenn man gezwungen ist,
Bestechungsgelder zu zahlen, ist man kein freier Bürger mehr. Man akzeptiert
den Status eines dressierten Tieres, das für andere arbeitet und wirtschaftet,
aber nicht für sich selbst.“ (S. 281)
„Korruption wäscht wie ein Krebsgeschwür“
(S. 281)
„“... bis schliesslich auch Ihr Propheten
(die Presse) und Gemeindepriester (einschliesslich) mancher Bischöfe
christlicher Konfessionen) korrupt sind.“ (S. 282)
„Für die ‚Mächtigen‘ ist Korruption ein
Vorteil. Die ehrlichen Leute dagegen nehmen war, dass ehrliche, harte Arbeit
ein Nachteil ist.“ (S. 282)
„Korruption ist eine landesfeindliche Aktivität
und eine Sünde gegen Gott“ (s. 283)
„Bestechung stellt die Liebe zum Geld
über die Nächstenliebe.“ (S. 283)
„Korruption wurzelt in Habgier.“ (S. 285)
Auf Seite 284 beschreibt er, wie der
Sozialismus die Korruption in Indien gefördert hat. „Der Kapitalismus begrenzt
die staatliche Macht und vermindert dadurch die Gelegenheiten zur
Vorteilsnahme. Wo private Unternehmen im freien Wettbewerb miteinander stehen,
müssen die Kunden niemanden bestechen. An Privatschulen zum Beispiel wird meist
besser unterrichtet. Doch wie Amerika gerade feststellt, ermuntert der
Kapitalismus dazu, Eigeninteressen zu verfolgen. Insofern ist er an sich alles
andere als eine Ideologie, die Moral fördert.
Um moralisch zu bleiben und dabei
erfolgreich zu sein, braucht das kapitalistische Wirtschafssystem eine
kulturelle Kraft – eine Kirche, eine Heilige Schrift, ein Bildungssystem – die
beständig die moralische Muskeln einer Gesellschaft stärkt.“ (S. 284) (Der
Calvinismus, klassische reformierte Theologie, Puritaner und calvinistisch
geprägte Baptisten machten gerade das nicht schlecht. Gerade durch die
moralische Beschränkung, welches gegen den Sozialdarwinismus steht, konnte sich
der Kapitalismus so gut in reformiert geprägten Ländern entwickeln. Die
Schattenseiten waren Verletzungen der moralischen Grenzen, die mit der Idee des
Überlebens des Stärkeren sogar noch instrumenalisiert wurden. Ein Streben nach
Glück, dass auch die anderen nicht vergisst, funktioniert viel besser, als ein
rein narzisstisches und egozentrisches Handeln.)
„Viele kleine religiöse Klöster,
Ordensgemeinschaften und Kommunitäten funktionieren effektiv ohne
Privateigentum, nach streng sozialistischen Prinzipien. Sie zeigen, dass mit
einer richtigen Spiritualität sogar der Sozialismus funktionieren kann, zumindest
im kleinen Masstab.“ (S. 284) Ich würde noch anfügen: Es gibt auch noch
Zwischenlösungen wie die Genossenschaft, welche in der Schweiz eine alte
Tradition hat. Die Schweiz selber nennt sich sogar Eidgenossenschaft. Bis heute
gibt es kleine und auch sehr grosse Genossenschaften in der Schweiz, die
demokratisch wirtschaftliche Ziele für ihre Genossenschafter erreichen. Auch
der Verein ist ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Oft eher im geselligen
Rahmen, der aber auch kaufmännische Ziele erreichen kann. Dies wird sogar von
Treuhändern in der Schweiz oft vergessen, so stark ist die Fixierung auf
Aktiengesellschaften und GmbH’s.
„Habgier ist eine Haltung, in der sich
eine mangelnde Gotteserkenntnis widerspiegelt, ein Mangel an Glauben am unseren
liebevollen und fürsorglichen himmlischen Vater, ein Mangel an Zufriedenheit
und Dankbarkeit. Die Sünde geschieht also im Innern – in unserem Herzen –,
bevor sie sich nach aussen hin in der Tat manifestiert.“ (S. 285)
„Korruption wurzelt in dem unbiblischen
Gedanken, Macht sei ein Freibrief für persönliche Privilegien“ (S. 286)
„Korruption blühet, wenn wir aufhören,
Gott zu fürchten“ (S. 288)
„Die Kommunisten dachten, die Völker
durch bewaffnete Revolutionen umwälzen zu können, mussten aber feststellen, dass
Revolutionen nicht gleich Reformen sind – so wenig, wie Unkrautjäten dasselbe
ist wie Gartenbau. Die Wurzeln der Korruption reichen tiefer als bis zu
einzelnen führenden Persönlichkeiten und Regimen.
Durch die Entthronung der Herrscher oder
die Zerschlagung eines ‚Systems‘ entsteht selten etwas nachhaltig Gutes. Das
Böse wurzelt in unseren Herzen und Gedanken (Markus 7,21). Letzten Endes ist es
unser Innenleben – unsere Denkvoraussetzungen und Werte, unsere Weltanschauung,
unsere Wünsche, Emotionen und Einstellungen
– sowie unsere Beziehungen, die transformiert werden müssen. Die Kommunisten
konnten das Utopia nicht erschaffen, das sie sich erhofft hatten, weil
verschiedene Glaubenssysteme zu verschiedenen Resultaten führen.““ (S. 290–291)
Ich würde die Frage stellen, um die
Korruption zurückdrängen zu können:
Wie schaffen wir es, das wir aus unserer
Schamgesellschaft eine Gesellschaft schaffen, die die Wahrheit und das Recht
sucht? In Europa sind (oder vielleicht immer mehr waren) die protestantischen
Ländern Gesellschaften, die die Schamgesellschaft hinter sich liessen.
Lutheranern mögen dabei eher eine hierarchischere Form angewandt haben, die das
Gesetz und die Regierung nahe beieinander sahen und dadurch weniger bis gar
nicht Demokratien gefördert haben, während Reformiert geprägte Länder – wie
schon der älter Calvin – das Problem auch bei den Regierungen und Königen sah
und daher eher Machtkontrollen auch bei den Mächtigen vorsahen und so
schlussendlich eher demokratische Formen der Regierungen anstrebten. Zudem
betonten Reformierte mehr die allgemeine Priesterschaft der Gläubigen, was die
„Laien“ dadurch automatisch viel mehr in alles einbezogen als es Lutheraner
taten. Ab 1900 führte das sogar dazu, dass die deutschen Lutheraner die
reformiert geprägten Länder wegen ihrer Demokratie angriffen. Sie sahen dieses
„Problem“ vor allem in den angelsächsischen Ländern, die durch den Calvinismus
geprägt waren. Also gewissermassen:
Calvinismus gleich Demokratie. Mangalwadi ist wohl als Inder, der auch
in den USA war, durch dieses christliche Verständnis von Demokratie geprägt und
daher differenziert er hier nicht. Dietrich Bonhoeffer behauptete sogar, dass
nur die vom Calvinsismus geprägten angelsächsischen Christen Demokratien
hervorbrachten, so stark war er als Deutscher von der hierarchischen Prägung
geprägt. Dabei vergass Bonhoeffer die Niederlande, die Schweiz und andere
Länder. Aber ob lutherische oder reformierte (calvinistische) Reformen, beide
erreichten, dass die Scham besiegt wurde und die Freiheit des Rechts die
Gesellschaft befreite. Dabei dünkt es mich, dass die reformierte Version etwas
näher an der biblischen Wahrheit ist und daher dies noch besser zur Geltung
brachte.
Zurück zur Frage: Wie schaffen wir es,
die uns versklavende Scham loszuwerden?
Es ist das Kreuz!
(und dazu könnten wir auch Luthers
Kreuzestheologie betrachten!)
„Das Kreuz ist das Emblem einer
christlichen Kultur. Der Wandel durch das Kreuz begann in England mit der
Generation, die die Magna Carta von 1215 verfasste. Henry de Bracton, Englands
berühmtester Richter jener Zeit, legte die Bedeutung des Kreuzes aus. Das Kreuz
bedeute, so sein Argument, dass Gott wolle, dass auf Erden Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit herrschen, nicht brutale Gewalt. Gott hätte ja seine Macht auch
gebrauchen können, um Satan und seine Werke zu vernichten, sagte de Bracton,
aber stattdessen benutzte er das Kreuz, um Satan zu besiegen. Das Kreuz steht
unter anderem als Symbol für das Mittel, das Gott anwendet, um die Menschheit
von der Sünde, einschliesslich der der Korruption, zu erlösen.“ (s. 291)
Nun vergleicht Mangalwadi auch, wie
christliche Länder und islamische Länder mit Korruption umgehen. Dabei geht er
auch auf Imran Khan ein, ein pakistansicher Kricket-Star, der zum Politiker
wurde. Dabei fällt die Härte des Islams auf. .
„Das Kreuz löst das philosophische
Dilemma der hebräischen Propheten auf. Gott ist heilig. Das Moralgesetz ist
real. Gott wird über die Sünde richten (und hat über sie gerichtet). Aber der
heilige Gott muss die Sünder nicht vernichten, weil Jesus Christus die Sünde
der Welt auf sich genommen hat. Vergebung ist möglich. Unser Gewissen muss uns
nicht verdammen, denn unser Richter bietet uns Vergebung an. Dank dem Kreuz
Christi haben wir jetzt eine feste empirische, historische und philosophische
Grundlage dafür, eine absolute Moral zu bejahen, ohne von ebendiesem
Moralgesetz verdammt zu werden.“ (S. 294)
„Das Kreuz macht das Dienen zur wahren
Quelle der Macht und verwandelt die Demokratie in eine Meritokratie.“ (S. 295)
Jesus gab seinen Jüngern eine ganz andere
Macht, als sie es erwartet hätten. Das hat auch etwas mit der Überwindung der
Scham zu tun. Nun dürfen wir uns auslachen lassen, weil wir Gott mehr fürchten
als die Menschen. Am Kreuz wurden wir von der Versklavung der Sünde und auch
von der Versklavung der Scham befreit! Auch dies ist ein wichtiges Verhalten,
um die Korruption zu überwinden. Zudem ermöglicht es uns, auch weniger reich zu
sein, ohne uns schämen zu müssen. Manchmal kann es heissen, dass wir weniger
haben werden, wenn wir nicht korrupt handeln. Daher braucht es diesen Mut und
diese Sicherheit.
Mangalwadi spricht nun von den Jüngern
von Jesus:
„Die Macht, die er ihnen verschaffen
wollte, war nicht die Macht, über andere zu herrschen. Es war auch nicht die Macht,
andere auszubeuten und zu unterdrücken. Sondern es war die Macht, sich selbst
für andere zu opfern.
Der Apostel Paulus hat das Wesen des
Reiches Gottes auf unvergessliche Weise zusammengefasst:
„Seht auf Jesus Christus:
Obwohl er in göttlicher Gestalt war,
hielt er nicht selbstsüchtig daran fest,
Gott gleich zu sein.
Nein, er verzichtete darauf
und wurde einem Sklaven gleich:
Er nahm menschliche Gestalt an
und wurde wie jeder andere Mensch
geboren.
Er erniedrigte sich selbst
und war Gott gehorsam bis zum Tod,
ja, bis zum schändlichen Tod am
Kreuz. (Philipper 2,5–8)
(S. 297 und 298)
Mangalwadi beschreibt dann, wie er als
dreizehnjähriger Junge von Pandit Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister
begeistert war. Dieser Premierminister empfand sein Amt als ‚Erster Diener‘.
Das war ein Ausdruck von demokratischer Führung, die durch das Kreuz von Jesus
geprägt war. Und das ist ganz unabhängig davon, ob Pandit Nehru Christ war oder
nicht. Wahre Demokratie ist viel mehr als demokratische Strukturen. Sie lebt
vom Geist des Dienen Wollens. Von Leitern, die gute Hirten sind und dienen. Die
ihre Eigeninteressen hinter sich stellen und schauen, was zum Wohle der
Gemeinschaft zu tun ist. Eben: Der Erste Diener sein. Das konnte sogar in
Preussen ein König von sich sagen, der im engeren Sinne nicht Demokrat war.
Jede Demokratie steht in der Gefahr durch den Eigennutz in Unordnung zu
zerfallen. So war schon die Demokratie im klassischen Athen nicht nur ideal.
Platon war von ihren Schattenseiten so sehr abgestossen, dass er sich eine
elitäre Leitung der Fähigsten ausdachte, die von einem Philosophenkönig geführt
wird, der der fähigste von allen sein sollte. Das war ein Gegenprogramm zur
Demokratie, die sich dann in der Person von Alexander dem Grossen auch verwirklichen
liess. Echte Demokratie ist aber noch mehr: Es ist ein gemeinsames Suchen nach
der Wahrheit. Eine Form des Gehorsams, wo alle aufeinander hören und – wenn es
eine biblisch geprägte Demokratie ist – ein gemeinsames Suchen nach dem Willen
Gottes ist. Dazu kann auch gehören, dass eine Person ganz individuell auf der
Basis der Bibel sehr kritisch wird. Dieses prophetische Amt finden wir in der
Bibel immer wieder: Jemand ohne religiöse und politische Macht trifft die
Wahrheit und die Gesellschaft hat nun die Wahl, diese umzusetzen oder eben
nicht. Gerade in Schamgesellschaften droht einem solchen Propheten eine grosse
Gefahr, da er es wagt die Scham aufzudecken. Das führt manchmal zu Ausgrenzung.
Manchmal auch zum Tode des Propheten. Die alten US-amerikanischen Western
liessen solche Propheten immer wieder aufstehen, indem einer gegen das Unrecht
aufstand, während viele andere sich vom Unrecht gefangen nehmen liessen.
Journalisten wären heute ebenfalls Propheten …
Hier erklärt sich dann auch, war die reformierte
Theologie die Demokratie förderte: Jesus Christus sollte regieren und nicht
Menschen. Eigentlich sollten Christen gemeinsam auf Gott hören und dann dies
umsetzen. In unserer Zwischenzeit wird dies oft zu einer Mehrheitsentscheidung,
also eine Demokratie. Doch hinter der Demokratie sollte weiterhin das Streben
nach dem gemeinsamen Weg stehen. In unserer Zwischenzeit ist nichts perfekt,
was wir Menschen tun, darum brauchen wir für alles die Befreiung und Heiligung
durch die Busse. Aber dies lässt uns auch beweglich bleiben und nicht in eine
Form der selbstverliebten Selbstgerechtigkeit verfallen. Es schafft Raum für
Recht und Gerechtigkeit UND Barmherzigkeit und Versöhnung.
Leider entwickelte sich die Demokratie in
Indien nicht in diese Richtung, sondern – laut Mangalwadi – wurde aus der
‚grössten Demokratie der Welt‘ innert 20 Jahren ein „gewaltiger Dschungel
voller autoritärer Herrscher, umgeben von Speichelleckern und Mitverschwörern.
Wir haben über neunhundert registrierte demokratische Parteien, aber nicht eine
davon besitzt eine demokratische innere Struktur. Warum?
Das Evangelium vom Kreuz ist zu uns
gekommen, aber uns gefiel das Drehbuch besser, in dem der Held eine
Verschwörung ausheckt, um dem Kreuz zu entrinnen und mit dem Schwert zu siegen.
Das Kreuz ist Macht. Aber es ist die
Macht des Glaubens, die Macht, den souveränen Gott gut genug zu kennen, um ihm
zu vertrauen und sich ihm deshalb unterzuordnen und auf sein Eingreifen zu
warten. Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen.“ (S.
298+299)
„Das Kreuz Jesu Christi symbolisiert
einen radikalen Individualismus, …“ (S. 299)
„Der Individualismus, den das Kreuz
symbolisiert, ist nicht nur radikal, sondern auch radikal anders als da, was
sich das säkulare Denken heute darunter vorstellt. Säkularer Individualismus
ist Selbstbezogenheit. Das Kreuz ist das Gegenteil davon, denn es bedeutet
Verleugnung des Selbst zugunsten der Hingabe an Gott.“ (S. 300)
S 299: Das Kreuz ist die Quelle der Höflichkeit
Seite 300 geht er auf das Kreuz und
Leiden ein
„Korruption, das Reich Satans also,
sichert ihr Überleben durch Furcht: die Frucht vor Schande, die Furcht vor
Verfolgung oder körperlichem Schaden, und an oberster Stelle durch die Furcht
vor Martyrium und Tod. Das Kreuz nimmt die Waffe des Reiches Satans und richtet
sie gegen ihn selbst. Das Neue Testament erklärt: ‚Die Kinder aber sind wir,
Menschen aus Fleisch und Blut. Christus ist nun auch ein Mensch geworden wie
wir, um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die
Macht zu entreissen. So hat er alle befreit, die aus Furcht vor dem Tod ihr
ganzes Leben hindurch Gefangene des Teufels waren‘ (Hebräer 2,14–15)
(S. 302)
Hier spricht er also den Gegensatz
zwischen einer Gesellschaft, die sich vor Schande (oder Scham) fürchtet und
eine Gesellschaft, die traditionell ein Schuldbewusstsein hat und sich vom
Bewusstsein der Schuld bewegen lässt.
„Als Jesus sagte: ‚Sorget euch vor allem
um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem
anderen versorgen‘ (Matthäus 6,55), brachte er uns ein wichtiges Paradox nahe:
Wohlstand wird einer Kultur dann zuteil, wenn sie starke Individuen hat, die in
der Lage sind, die Schande der Armut auf sich zu nehmen, indem sie
Rechtschaffenheit über Reichtum stellen.
Westliche Bibellehrer sagen nichts
darüber, wie das Kreuz die Christenheit von der repressiven Kultur der Schande
befreit hat. Sie konzentrieren sich auf die Verse, die davon sprechen, dass
Jesus unsere Schuld auf sich nahm. Das Evangelium dagegen hat mehr dazu zu
sagen. Wie Lukas erklärt, hatte das Kreuz ebenso mit Schande zu tun wie mit
Sünde:“ (S. 303 und 304) Nun zitiert er Lukas 22,63–65; 23,11.35–36.38–39)
„Das Kreuz ist ein typischer Ausdruck
einer asiatischen Kultur, die Schande benutzt, um ihre Angehörigen zu zwingen,
sich einzugliedern und an ihren Kodex anzupassen. Das Neue Testament sagt, dass
Jesus, indem er das Kreuz erduldete, die Waffe der Schande in seiner Kultur
umdrehte und gegen die Kultur selbst richtete, indem er die Schande ‚nicht achtete‘
(Hebräer 12,2; Elberfelder). Er schämte sich einfach nicht für das, wofür er
sich nach dem Willen der Mächtigen hätte schämen sollen. Stattdessen brachte er
sie dazu, sich für das zu schämen, wofür sie sich mit Recht schämen sollten. (S.
304)
Wir sollen Jesus nachfolgen, der
‚ausserhalb der Stadt‘ gelitten hat: ‚Lasst uns zu ihm hinausgehen und die
Verachtung mittragen, die ihn getroffen hat‘ (Hebräer 13,12–13).“
(S. 305)
„Eine Kultur der Korruption löscht die
Unterschiede zwischen Kriminellen, Polizisten, Politkern und religiösen Führern
aus! Auch Europas Kirchengeschichte ist voller Päpste und Bischöfe, die
Kriminelle und Mörder waren.
Heute darf in der Gemeinde Jesu im Westen
der Heilige Geist nur noch als Garant für persönliche Ekstase oder bestenfalls
für emotionale Katharsis und körperliche Heilung auftreten. Im Neuen Testament
bestand eine Veränderungen, die der Heilige Geist in den Jüngern bewirkte,
darin, dass er ihnen die Kraft gab, in der Konfrontation mit dem Reich Satans
ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Im Garten Gethsemane waren sie vor der Verfolgung
geflohen, doch der Heilige Geist verwandelte sie in Märtyrer – in Menschen, die
auf Gott zu leben.
Das heutige Kreuzesverständnis im Westen
übersieht, dass das Kreuz noch mehr bewirkt, als uns von unserer Sünde und
deren Folgen zu befreien. Jesus starb und stand von den Toten auf, ‚um durch
seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu
entreissen‘. Führende Hindus der Vergangenheit wie Swami Vivekananda empfanden
das Evangelium des Westens als abstossend billig: Es schien sich darin zu
erschöpfen, dass Jesus starb, damit die Christen umsonst in den Himmel kommen. Aber wozu forderte Jesus uns
auf – zu beten, dass wir in den Himmel kommen, oder zu beten, dass das
Himmelreich auf dieser Erde anbrechen möge?“ (S. 305 und 206)
„Martyrium. Das Kreuz ist der Weg ins
Himmelreich, wie les dem Tod – der mächtigsten Waffe des Reiches Satans – die
Macht nimmt.“ (S. 306)
„Kein Mensch ist mächtiger als derjenige,
der aufgehört hat, den Tod zu fürchten. Er geht aufrecht mit dem Schwert über
seinem Kopf, mit dem Kreuz auf seinen Schultern.“ (S. 307)
„Ewiges Leben ist kein selbstsüchtiges
Ergötzen am Himmel; es ist ein Leben des Konflikts und des Triumphes hier auf
dieser Erde, eine Spiritualität, die die Welt auf den Kopf stellt.“ (S. 307)
Das klingt wirklich nach einer Antwort
auf meine Frage, warum waren die ersten Christen so viel erfolgreicher? Und
warum waren vor 500 Jahren die Reformatoren so einflussreich? Warum gibt es
heute Christen, die korrupt leben? Wie ist es möglich, dass es in Brasilien nun
so viele Evangelikale gibt und das Land immer noch in der Korruption
feststeckt?
Hat der aktuelle Protestantismus,
Evangelikalismus einen Teil des Evangeliums vergessen?
„Das Kreuz hat triumphiert, weil es ihm
gelang, eine freiwillige Gemeinschaft von Jüngern zu erschaffen – die Gemeinde.
Aus diesem Grund gehört zu echter Spiritualität auch eine enorme heilende
Wirkung im Bereich der menschlichen Beziehungen.“ (S. 307 und 208)
„Das Kreuz ist die Antithese zum
hinduistischen Ideal eines spirituellen Menschen, der der Gemeinschaft entsagt,
um sich selbst zu verwirklichen. Die ‚heiligsten‘ Menschen im Hinduismus sind
oft diejenigen, die sich so sehr um sich selbst drehen, dass sie nicht einmal
mehr mit denen sprechen, die sie in
ihrer Höhle besuchen.“ (S. 308)
Das Ziel müsse es sein, dass nicht nur
der Einzelne konsequent lebt, sondern eine ganze Gemeinschaft dies umsetzt.
Dazu kann ein Mensch die anderen aufrütteln, indem er konsequent ist und unter
der Korruption leidet. „…, wenn nicht eine Gemeinschaft entsteht, die seine
Wertvorstellungen teilt und sich durch sein freiwilliges Leiden aufrütteln
lässt. So kann sein Leiden zu einem Segen für alle werden, indem es uns aus
unserer Apathie reisst.
Natürlich müssen wir als Einzelne zum
Kreuz kommen.“ (S. 308 und 309)
„Busse tun heisst um Vergebung für die
Sünden bitten, die wir begangen haben. Als Nächstes müssen wir Gottes Heiligen
Geist empfangen, damit wir nach seinem Gesetz leben und nicht nach unseren
privaten Wertvorstellungen. Gottes Gesetz ist zusammengefasst in dem Gebot,
Gott zu lieben mit unserem ganzen Wesen und unseren Nächsten zu leiben wie uns
selbst. Busse, Umkehr zu Gott heisst deshalb auch, dass wir mit unseren
Nächsten ins Reine kommen.
Wir finden Vergebung für unsere Sünden
aufgrund der Gerechtigkeit Christi, nicht unserer eigenen. Aber der Beweis für
die Vergebung ist, dass wir auch anderen vergeben, die gegen uns sündigen.
Jesus ging sogar so weit, zu sagen, dass wir keine Vergebung bekommen und unsere
Anbetung und unsere Opfer nicht angenommen werden, wenn wir nicht zuerst
anderen vergeben und uns mit unseren Brüdern und Schwestern versöhnen (Matthäus
5,2–24; 6,14–15) (S. 309)
1. Johannes 3,10.16–18 geht noch weiter, was wahre
Gemeinschaft ist. Daraus legt Mangalwaid aus:
„Der Kampf gegen die Korruption ruft uns
dazu auf, unser Kreuz auf uns zu nehmen und zu einer Gemeinschaft zu
werden durch die Bereitschaft, einer dem
anderen zu ‚helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das
Gesetz, das Christus uns gegeben hat‘ (Galater 6,2).“
„Warum nimmt die Macht der Finsternis in
unserer Welt zu? Ein Grund besteht, wie wir bereits gesehen haben, darin dass
viel z viele Leute Spiritualität verwechseln mit ekstatischen Erlebnissen,
Meditation ‚innere Einkehr‘ oder auch mit Spiritismus, Astrologie, Numerologie,
Handlesekunst und einer fatalistischen Ergebung ans Karma, an das Schicksal.
Jesu dagegen forderte uns auf, zu beten,
Gottes Reich möge kommen, und sein Wille möge auf Erden geschehen wie im
Himmel.“ (S. 310)
„Das Kreuz ist eine radikale Weigerung,
mit den Übeln des gesellschaftlichen Status quo Kompromisse zu schliessen. Es
ist eine mit einem hohen Preis verbundene Konfrontation mit der Korruption.
Jesu sagte, die Welt hasse ihn, wie er ‚ihr böses Tun beim Namen nenne‘
(Johannes 7,7).“ (S. 311)
Jesus = Friedefürst, Wie passt das nun
zusammen? Jesus war kein Friedensliebhaber, sondern ein Friedensstifter. „Ein
Friedensliebhaber hält sich von Konflikten fern. Ein Friedensstifter ist
zwangläufig auch ein Unruhestifter. Er bringt ein repressives
Gesellschaftssystem durcheinander, um ‚alles neu‘ zu machen (Offenbarung 21,5).
Jesu sagte: ‚Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie roh wäre
ich, es würde schon brennen! Vorher muss
ich aber noch Schweres (das Kreuz) erleiden. Es ist für mich eine grosse Last,
bis alles vollbracht ist. Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden
auf die Erde zubringen! Nein, ich bringe Auseinandersetzung‘ (Lukas 12,49–51).
Wenn wir mit der Korruption Kompromisse
schliessen, machen wir uns selbst zu Sklaven. Dadurch bauen wir eine
Gesellschaft, in der wir nicht einmal die Freiheit haben, ehrlich zu sein. Das
Kreuz ist kein passives Akzeptieren des Bösen, sondern eine fruchtlose
Opposition gegen das Böse – und ein Akzeptieren der Folgen dieser Opposition.
WARUM vergehen wir uns an unserer eigenen
Menschlichkeit, wenn wir den bösen Status quo akzeptieren?“ (S. 311)
(Korruption verwandelt jede Einrichtung
von einem Diener in einen Herrn.“ S. 278: Auch darum ist die Korruption so
verlockend.)
(Korruption bewertet Beziehung höher als
Kompetenz (S. 279).)
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