Riegel (für den Staat, gegen Anarchie)
Spiegel (für das eigene Herz, zur Aufdeckung der Sünden. Das Gesetz treibt uns zu
Christus, weil wir nicht so gut, so liebevoll, so barmherzig, so gerecht, so klar usw.
aus uns leben können.)
Regel (für den Gläubigen, als Leitplanke)
Freitag, 26. Januar 2018
Engel tragen manchmal Grau von Hedwig Gerber
Eine eindrückliche Lebensgeschichte. Eben konnte ich mit der Tochter der Autorin, Ruth Müller sprechen: Auf Gott vertrauen, es ist eigentlich ganz einfach. (In der Praxis habe ich da etwas mehr Mühe.) Das kleine Büchlein wurde kurz und pregnant gehalten. Frau Müller bestätigte heute, dass dies ein Ziel ihrer Mutter war. Sie verlor sich gar nicht im Detail. Dafür wurden aber auch viele Dinge nicht erfasst. Eine Geschichte hörte ich eben heute. Jemand, der in ihr Haus aufgenommen wurde, und heute noch sagt, es sei wie eine Bibelschule gewesen.
Im Büchlein selber spürt man auch diese Besonderheit: Das vertraute Leben in Christus. All die vielen Herausforderungen werden so zur Chance im Leben. Da ist eine drogensüchtige junge Frau, die bei ihnen wohnen kann und dadurch wieder Boden unter den Füssen bekommt.
Zudem hört man in letzt vergangene Zeiten. Wie das Dorf glücklich war, gute Lehre zu hören usw.
Oder wie sie als Geschäftsinhaber einer Maschinenfabrik, um genügend finanzielle Mittel baten, damit sie die Löhne oder den dreizehnten Montaslohn zahlen konnten, obwohl sie viel zu wenig Aufträge hatten oder weil der Verkäufer einer Firma eine praktisch konkursite Firma an sie verkauft hat. Gott halt und verorgte.
Die Mutter von Hedwig Gerber war römisch-katholisch, wählte aber die reformierte Kirche. Hedwig Gerber selber hatte Beziehungen zur reformierten Landeskirche wie zu Freikirchen. Ganz kurz werden verschiedene theologische Ausrichtungen erwähnt, mit denen sie Kontakt hatte. Bei allem blieb immer eines: "Aber Gottes Plan stand fest." (Seite 31) Und so kam es in allen Schwierigkeiten immer wieder gut. Manchmal klingt nur etwas kurz an, um dann später klarer aufzutauchen. Das gesamte Buch ist einfach geschrieben. Es pakte mich so, dass ich es vor zwei Tagen in der Nacht durchgelesen habe.
Es ist ein bisschen wie Dorothea Trudel aus Männedorf. Nur handelt es sich hier um eine verheiratete Frau mit drei Kindern, die ihren Mann in seiner Maschinenfabrik unterstützte.
Hier einige Beispiele:
"Das Mädchen hatte grosse Angst vor seinem Vater. Eines Tages flüchtete es vor ihm und lief von zuhause weg. Er hatte se mit einem Kessel kochenden Wassers übergiessen wollen.
Tina besuchte hier auch die Schule. Ihr Lehrer hatte ein Herz für seine Schülerin und war froh, dass das Kind bei uns ein Zuhause gefunden hatte, wo es Geborgenheit und Annahme erleben konnte....
Einmal kam sie aus der Schule heimgerannt, ganz verstört und reif: 'Chiuda la porta, chiuda la porta! Il padre, il padre!' Ich beruhigte das arme Kind: 'Geh nur ins Wohnzimmer, ich brauche ide Türe nicht zu schliessen.' In gottgegebener Autorität trat ich dem wütenden Mann antgegen: 'Tina ist jetzt bei uns. Sie haben sie in Ruhe zu lassen.? Wie ein geschlagener Hund ging er davon. Ich war tieftraurig, mitansehen zu müssen, wie Satan ganze Familien zerstört." (Seite 94)
"Angänflgich lächelte ich ab und zu über den, wie ich meinte, allzu kindlichen Glauben von Herrn Wahli. Schon bald jedoch erkannte ich, dass ich von diesem einfachen, bescheidenen und tüchtigen Mann einiges lernen konnte, was Gottvertrauen anbelangt. Er nahm Gotttes Wort ohne den geringsten Zweifel wörtlich ernst. Seine Liebe zu Jesus erfültle siene Gedanken und seine Sinne ganz, was sich ausnahmslos auf seine Mitmenschen übertrug. Er genoss Wertschätzung, überall, wwo er hinkam, auch bei unseren Mitarbeitern. Wir bewunderten seine Handfertigkeit. In Psalm 1...." (Seite 21)
"Ich erachte es als besondere Liebe und Gnade unseres Gottes, dass er sich unserer Kirchgemeinde erbarmte und unseren Pfarrer dazu bewegt hat, einen Evangelisation zu organisieren. Während seines langjährigen Dienstes wurde sehr selten auf Jesus als Erlöser hingewiesen. Der Wunsch der Dorfbewohner nach einer klaren Botschaft erfüllte sich. Der Kirchenraum platze bereits am ersten Abend des Anlasses fast aus allen Nähten." (Seite 27)
"An einem frühen Samstagmorgen stand sie unter der Haustür, diesemal tränenüberströmt, und sprudelte hervor: 'Frau Geber, würden Sie für meinen Burder beten, er ist in dieser Nacht mit dem Motorrad verunglückt.'
Dies war der Anfang eines gemeinsamen Weges, auf dem Monika bald ihr Leben Jesus übergab. Wir luden sie von nun an zu unserem Mittagstisch ein. Gemeinsam erledigten wir anschliessend den Abwasch, um nachher Zeit fürs Gebet zu haben. Gott legte uns seine Anliegen ins Herz, so dass wir oft gar nicht lange bitten mussten bis zur Erhörung. Zum Beispiel bat Monika. 'Beten wir für Beat, dass er aufhören kann zu rauchen.' Beat? Ich hatte keine Ahnung ,wer Beat war, aber wir beteten. Nach kaum drei Wochen meldete mir Monika, dass Beat nicht mehr rauche. Er selber wundere sich, warum er 'einfach so' mit dem Rauchen aufgehört haben, ohne je den willentlichen Entschluss dazu gefasst zu haben...." (Seite 78)
Sie erzählt auch, wie sie als Ostschweizerin Mühe hatte im Kanton Bern die Sonntagsschule zu halten, weil die Kinder ihr Dialekt kaum verstanden - und wie dann Gott trotzdem wirkte. Damals waren die Regionen in der Schweiz noch nicht so digital verbunden...
"Am Abend legten René und ich die ganze Last gemeinsam bei Jesus ab, heisst es doch: 'Wirf die Last deines Weges auf den Herrn, im Vertraue nauf ihn ruhe, und er wird handeln' (Psalm 37,5). Dann schloss ich: 'Vater, jetzt haben wir dir alles gesagt, jetzt möchte ich schlafen, ich bin so müde.' Kaum hatte ich mich auf die Seite gedreht, sprach Gott deutlich zu mir: 'Wer Dank opfert, der preiset mich!' Was hatte das zu bedeuten? Ich wurde hellwach. War das ein wort aus der bibel? Ich kroch aus dem Bett und konsultierte die Konkurdanz: 'Wer Dank opfert, der preiste mich, das ist der Weg, auf dem ich ihm zeige das Heil Gottes' (Psalm 50,23). Als ich im Wohnzimmer auf dem Diwan sass, füllte sich mein Herz mitJUbel. Eien Berührung und ein Gechenk Gotes. Es sang und lobte aus meinem Mund mit grosser Freude. Das ganze Repertoire miner gespeicherten Anbetungslieder erklang inun serer nächtlichen STube. Auch sang ich 'in neuen Zungen', ich weis snicht mehr wie lange. Nach kurzem Schlaf durfte ich am Morgen erfrischt aufstehen. Ja, Gott hatte mir sien HEil gezeigt. Auf welche Weise? Am Abend des nächstern Tages erzählte mir Ruth, ..." (Seite 124)
Heute ist sie - glauche ich 94 - Jahre alt. Es erstaunt nicht, dass das Buch nun in dritter Auflage erscheint. (vermutlich nicht in so grosser Zahl.) Ich konnte das Buch von einer ihrer Schwiegersöhne und ihrer Tochter kaufen. Diese meinten, man solle ihr nicht zuviel erzählen, sonst betet sie und Gott erhört schnell ihre Gebete.
Im Büchlein selber spürt man auch diese Besonderheit: Das vertraute Leben in Christus. All die vielen Herausforderungen werden so zur Chance im Leben. Da ist eine drogensüchtige junge Frau, die bei ihnen wohnen kann und dadurch wieder Boden unter den Füssen bekommt.
Zudem hört man in letzt vergangene Zeiten. Wie das Dorf glücklich war, gute Lehre zu hören usw.
Oder wie sie als Geschäftsinhaber einer Maschinenfabrik, um genügend finanzielle Mittel baten, damit sie die Löhne oder den dreizehnten Montaslohn zahlen konnten, obwohl sie viel zu wenig Aufträge hatten oder weil der Verkäufer einer Firma eine praktisch konkursite Firma an sie verkauft hat. Gott halt und verorgte.
Die Mutter von Hedwig Gerber war römisch-katholisch, wählte aber die reformierte Kirche. Hedwig Gerber selber hatte Beziehungen zur reformierten Landeskirche wie zu Freikirchen. Ganz kurz werden verschiedene theologische Ausrichtungen erwähnt, mit denen sie Kontakt hatte. Bei allem blieb immer eines: "Aber Gottes Plan stand fest." (Seite 31) Und so kam es in allen Schwierigkeiten immer wieder gut. Manchmal klingt nur etwas kurz an, um dann später klarer aufzutauchen. Das gesamte Buch ist einfach geschrieben. Es pakte mich so, dass ich es vor zwei Tagen in der Nacht durchgelesen habe.
Es ist ein bisschen wie Dorothea Trudel aus Männedorf. Nur handelt es sich hier um eine verheiratete Frau mit drei Kindern, die ihren Mann in seiner Maschinenfabrik unterstützte.
Hier einige Beispiele:
"Das Mädchen hatte grosse Angst vor seinem Vater. Eines Tages flüchtete es vor ihm und lief von zuhause weg. Er hatte se mit einem Kessel kochenden Wassers übergiessen wollen.
Tina besuchte hier auch die Schule. Ihr Lehrer hatte ein Herz für seine Schülerin und war froh, dass das Kind bei uns ein Zuhause gefunden hatte, wo es Geborgenheit und Annahme erleben konnte....
Einmal kam sie aus der Schule heimgerannt, ganz verstört und reif: 'Chiuda la porta, chiuda la porta! Il padre, il padre!' Ich beruhigte das arme Kind: 'Geh nur ins Wohnzimmer, ich brauche ide Türe nicht zu schliessen.' In gottgegebener Autorität trat ich dem wütenden Mann antgegen: 'Tina ist jetzt bei uns. Sie haben sie in Ruhe zu lassen.? Wie ein geschlagener Hund ging er davon. Ich war tieftraurig, mitansehen zu müssen, wie Satan ganze Familien zerstört." (Seite 94)
"Angänflgich lächelte ich ab und zu über den, wie ich meinte, allzu kindlichen Glauben von Herrn Wahli. Schon bald jedoch erkannte ich, dass ich von diesem einfachen, bescheidenen und tüchtigen Mann einiges lernen konnte, was Gottvertrauen anbelangt. Er nahm Gotttes Wort ohne den geringsten Zweifel wörtlich ernst. Seine Liebe zu Jesus erfültle siene Gedanken und seine Sinne ganz, was sich ausnahmslos auf seine Mitmenschen übertrug. Er genoss Wertschätzung, überall, wwo er hinkam, auch bei unseren Mitarbeitern. Wir bewunderten seine Handfertigkeit. In Psalm 1...." (Seite 21)
"Ich erachte es als besondere Liebe und Gnade unseres Gottes, dass er sich unserer Kirchgemeinde erbarmte und unseren Pfarrer dazu bewegt hat, einen Evangelisation zu organisieren. Während seines langjährigen Dienstes wurde sehr selten auf Jesus als Erlöser hingewiesen. Der Wunsch der Dorfbewohner nach einer klaren Botschaft erfüllte sich. Der Kirchenraum platze bereits am ersten Abend des Anlasses fast aus allen Nähten." (Seite 27)
"An einem frühen Samstagmorgen stand sie unter der Haustür, diesemal tränenüberströmt, und sprudelte hervor: 'Frau Geber, würden Sie für meinen Burder beten, er ist in dieser Nacht mit dem Motorrad verunglückt.'
Dies war der Anfang eines gemeinsamen Weges, auf dem Monika bald ihr Leben Jesus übergab. Wir luden sie von nun an zu unserem Mittagstisch ein. Gemeinsam erledigten wir anschliessend den Abwasch, um nachher Zeit fürs Gebet zu haben. Gott legte uns seine Anliegen ins Herz, so dass wir oft gar nicht lange bitten mussten bis zur Erhörung. Zum Beispiel bat Monika. 'Beten wir für Beat, dass er aufhören kann zu rauchen.' Beat? Ich hatte keine Ahnung ,wer Beat war, aber wir beteten. Nach kaum drei Wochen meldete mir Monika, dass Beat nicht mehr rauche. Er selber wundere sich, warum er 'einfach so' mit dem Rauchen aufgehört haben, ohne je den willentlichen Entschluss dazu gefasst zu haben...." (Seite 78)
Sie erzählt auch, wie sie als Ostschweizerin Mühe hatte im Kanton Bern die Sonntagsschule zu halten, weil die Kinder ihr Dialekt kaum verstanden - und wie dann Gott trotzdem wirkte. Damals waren die Regionen in der Schweiz noch nicht so digital verbunden...
"Am Abend legten René und ich die ganze Last gemeinsam bei Jesus ab, heisst es doch: 'Wirf die Last deines Weges auf den Herrn, im Vertraue nauf ihn ruhe, und er wird handeln' (Psalm 37,5). Dann schloss ich: 'Vater, jetzt haben wir dir alles gesagt, jetzt möchte ich schlafen, ich bin so müde.' Kaum hatte ich mich auf die Seite gedreht, sprach Gott deutlich zu mir: 'Wer Dank opfert, der preiset mich!' Was hatte das zu bedeuten? Ich wurde hellwach. War das ein wort aus der bibel? Ich kroch aus dem Bett und konsultierte die Konkurdanz: 'Wer Dank opfert, der preiste mich, das ist der Weg, auf dem ich ihm zeige das Heil Gottes' (Psalm 50,23). Als ich im Wohnzimmer auf dem Diwan sass, füllte sich mein Herz mitJUbel. Eien Berührung und ein Gechenk Gotes. Es sang und lobte aus meinem Mund mit grosser Freude. Das ganze Repertoire miner gespeicherten Anbetungslieder erklang inun serer nächtlichen STube. Auch sang ich 'in neuen Zungen', ich weis snicht mehr wie lange. Nach kurzem Schlaf durfte ich am Morgen erfrischt aufstehen. Ja, Gott hatte mir sien HEil gezeigt. Auf welche Weise? Am Abend des nächstern Tages erzählte mir Ruth, ..." (Seite 124)
Heute ist sie - glauche ich 94 - Jahre alt. Es erstaunt nicht, dass das Buch nun in dritter Auflage erscheint. (vermutlich nicht in so grosser Zahl.) Ich konnte das Buch von einer ihrer Schwiegersöhne und ihrer Tochter kaufen. Diese meinten, man solle ihr nicht zuviel erzählen, sonst betet sie und Gott erhört schnell ihre Gebete.
Freitag, 19. Januar 2018
Zentralisierung und Hierarchisierung
Zentralisierung und Hierarchisierung
Wir waren eben im Tessin. Hier wurde die Idee der
Abschaffung der direkten Demokratie auf Gemeindeebene enorm umgesetzt.
Offiziell wird dies natürlich anders erklärt: Professionalisierung und Rationalisierung.
Doch Professionalisierung bedeutet logischerweise auch die Abschaffung oder
mindestens der Ausdüngung der ehrenamtlichen Tätigkeit und damit müsste es
eigentlich unter dem Strich teurer werden. Tatsächlich beissen sich diese zwei
Systeme – Hierarchisierung und Direkte Demokratie – wo sie es noch können. Zum
Beispiel wenn sich ein Dorf, dass sich noch direkt Demokratisch verwaltet und
der Gemeinderat sich über einen ganz
konkreten Fall eines KESB (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde) aufregt und er
es viel zu teuer findet.
Damit möchte ich nicht sagen, dass die KESB generell schlechte
Arbeit liefern würde. Aber es ist das Wesen einer professioneller
Organisationen, dass sie ihre Profis finanziell entschädigen muss und dass sie
selber professionelle Lösungen finden, während ehrenamtlich auch ehrenamtliche
Lösungen finden können. Genau das wurde ja auch schon kritisiert, dass früher,
als es die KESB noch nicht gab, nicht immer die optimalste Lösung gefunden
wurde. Die Frage sollte aber im Raum bleiben, ob die professionellste und damit
auch teurere Lösung auch immer die bessere Lösung ist. Denn die Dorfgemeinschaft
kann, wenn sie verantwortungsvoll handeln gelernt hat, auch unkonventionelle
Lösungen finden, indem ehrenamtliche Leistungen - kombiniert mit Menschlichkeit
– zu einem guten Ziel führen.
Zudem wird immer mehr die Forderung laut, dass man die
Jungen am politischen Leben mehr einbeziehen sollte. Die alte Lösung – die direkt
demokratische – hat dies schon lange ganz natürlich umgesetzt: Junge konnten
sich mit den „alten“ Hasen in Vereinen und im politischen Leben eines Dorfes
einbringen. Ganz konkret weiss ich von einem kleinen Dorf in der Nähe von
Liestal, wo sich niemand mehr für den Gemeinderat fand. Liestal drohte, die
Gemeinde einzugemeinden, d.h. ihre Gemeindeautonomie wegzunehmen und sich in
der Stadt Liestal als Stadtquartier abzuwerten – oder je nach Meinung
aufzuwerten. Unter anderem stellte sich dann ein Musik-Student als Gemeinderat
zur Verfügung. Dieser Junge kann also nun ganz praktisch seine politischen
Erfahrungen sammeln und dabei die Macht und Verantwortung eines Gemeinderates
ausfüllen. Dieser Reifungsprozess geht natürlich mit Rücksicht auf den Willen
der Gemeindeversammlung zurück.
Natürlich hat dies auch seine Schattenseite, da wir in einer
gefallenen Schöpfung leben. In dieser Zwischenzeit, bis Jesus Christus
wiederkommt, ist alles unvollkommen. Daher hört man auch von Dorfkönigen. Also
Menschen, bei denen sich die verhältnismässig mehr Macht als bei anderen
Bürgern ansammeln. Doch selbst dies muss nicht nur negativ sein, wenn dieser
inoffizielle Dorfkönig verantwortungsvoll handelt. Aber selbst wenn es zu
korrupten Verhalten in einer solchen
direkt demokratischen Gemeinde kommt, so fällt auf, dass diese
Begünstigungen oft auch eine Art von Subventionscharakter für das einheimische
Gewerbe hat. Die finanziellen Mittel bleiben also im Dorfkreislauf oder nähren
Umgebung erhalten. Und wenn es ganz Schlimm wird, wenn die Gemeinde sich
finanziell übernimmt, kann sie natürlich auch temporär entmündigt werden.
Dieses Eingreifen von übergeordneter Stelle ist ganz natürlich und war in der
Schweiz nur in sehr seltenen Fällen not-wendig. Wer aber glaubt, mit der Zentralisierung
verschwinde jede Art von Korruption, sollte sich ein bisschen in der Welt
umschauen. Wieviel Geld wird in der EU sinnvoll und effektiv eingesetzt? Nur
weil man gewisse Probleme aus unserem Sündenfall – im Gegensatz zu einem
mündigen Dorf – in einem zentralisierten System nicht mehr so offiziell sieht,
bedeutet es nicht, dass es sie nicht auch gibt.
Bild: Merdie im Januar 2018 als gerade die Sonne nicht schien.
Meride (TI) ist ein Beispiel für ein Dorf, dass am 13. April 2013 seine Gemeindeautonomie aufgab. Laut Wikipedia wohnen hier auf 586 Meter über Meer 344 Einwohner. Das Dorf ist seit 852 historisch bekannt. Viele Kunstmaler und Stuckateure stammen aus diesem Dorf, die in Deutschland, Russland und Frankreich arbeiteten. In den Wintermonaten kehrten sie nach Meride zurück, wo sie die Häuser entsprechend verschönerten. Heute findet man hier ein Museo d’Arte Sacra della Parrocchia di Meride, interessante Kirchen mit Fresken und ein sehr interessantes paläontologisches Museum: Museo dei Fossili, ein Fossilienmuseum. Nur schon dieses Beispiel zeigt, wie kreativ und reich selbst eine solch kleine Gemeinde sein kann. Nun ist dieses Dorf ein Stadtquartier von Mendrisio mit 15'110 Einwohnern. Laut Wikipedia wird die Legislative nun von 60 Gemeinderäten ( Consiglio Communale (Gemeinderat), gebildet. Anstelle der Gemeindeversammlung haben sie also ein Parlament bekommen. Wobei der Gemeinderat nicht - wie für uns - die Exekutive ist, sondern das Gemeinde-Parlament. Die Exekutive, also die Gemeinde-Regierung bildet der siebenköpfige Municipio. Alle diese Vertreter gehören einer Partei an, laut Wikipedia. Somit ist Meride immer noch in eine Demokratie eingebunden. Aber die Bürgernähe hat abgenommen. In den offiziellen Räten sitzen nicht einmal mehr Parteilose. Es wäre interessant, dies noch näher zu beleuchten. Vorallem: Wie wird es sich weiterentwickeln? Wird Gemeindepolitik nun mehr durch die Parteien anstelle einer Sachpolitik kreiert? Nimmt die ehrenamtliche Tätigkeit zu oder ab? Fühlen sich die Bürger und Bürgerinnen mehr oder weniger mit ihrer Gemeinde verbunden? Wie haben sich die Kosten entwickelt. Die Grundidee war sicherlich durch die Struktureinsparungen (nur noch eine Exekutive und eine Legislative) effizienter und mit weniger Kosten zu arbeiten. Aber trat dies auch ein? Immerhin ist diese Gemeinde mit etwas über fünzehntausend Einwohnern immer noch übersichtlich.
Was hat dies nun mit Theologie zu tun? Wenn es wahr ist,
dass wir Menschen seit dem Sündenfall zur Perversion des Guten neigen und uns damit
selber schaden, ist es not-wendig, dass wir uns auch Gedanken über die
Verhinderung von Machtmissbrauch machen. Die bestgemeinten Gestaltungsversuche
können – durch die Blindheit unserer eigenen Sündhaftigkeit – zu noch weniger
anstelle besseren Umständen führen. Die direkte Demokratie ist – wie jede
Demokratie – anfällig auf Korruption und Unordnung. Daher braucht es von jedem
Bürger und jeder Bürgerin eine gewisse Reife. Diese Mündigkeit hat schon die
reformierte Reformation angestrebt. Manchmal – wie bei Johannes Calvin – war es
vielleicht etwas zu streng. Aber gerade in Genf sehen wir, wie dort die
Korruption massiv zurückging und die Gesellschaft aufblühen konnte. Dabei blieb
dies nicht auf Genf beschränkt, sondern ermöglichte, dass aus der egoistischen
Idee des Kapitalismus eine solche Erfolgsgeschichte wurde. Aber diese
Erfolgsgeschichte begann mit Gedanken in der Reformation über die Beschränkung
von Machtmissbrauch. Dadurch entstand Rechtssicherheit und viel Ordnung UND
viel Freiheit. Historisch gesehen ist das erstaunlich. In Italien wurde zur
gleichen Zeit in Florenz die Republik abgeschafft und die Toskana als
Fürstentum etabliert: Hierarchie anstelle Demokratie! Dabei stört die
Mündigkeit der Bürger und so musste selbst Michelangelo sich beugen und in die
Dienste des Papstes treten.
Mich erstaunt, wie bereitwillig man in unserer Zeit die
bürgerliche Reife durch „sich verwalten“ lassen, ersetzten will. Natürlich,
dass andere: Mündigkeit, ist anstrengend. Es hat etwas mit Denken,
Verantwortung übernehmen zu tun. Man kann dann nicht einfach auf die anderen zeigen,
dass sie Schuld wären: So ist zum Beispiel ein korruptes Dorf nicht nur die
Schuld jener, die die Korruption ausüben, sondern es besteht auch eine
Mitverantwortung aller anderer Bürger, da sie es ändern könnten. Johannes
Calvin geht allerdings noch weiter: Er meint, dass jedes Volk jene Regierung
hat, die es verdient hat. Darum beginnt jede positive Veränderung in der Gesellschaft
zuerst bei sich selber. Vielleicht haben wir nur ein Prozent Anteil an den
Missständen in unserer Gesellschaft. Aber diese müssen wir erkennen und sie
übernehmen. Jesus Christus ist für unsere Schuld gestorben. Darum können wir
ihm diese Schuld bringen und von ihm vergeben lassen. Und mit seiner Hilfe –
mit der Hilfe von Jesus Christus – können wir dann die Probleme angehen. So werden
aus Problemen Chancen! Dies nennt die reformierte Theologie Busse tun. Es ist
ein Teil unseres Reifungsprozesses. So gedemütigt und zugleich gestärkt, wird
sich die Gesellschaft ändern. Diese Revolution der Herzen ist so kräftig, weil
es der Anfang des Himmels in unseren Herzen ist. Wieviel davon die Gesellschaft
ändert, hängt von vielem ab. In dieser Zwischenzeit wird es nie perfekt sein. Das
kommt erst mit dem zweiten Kommen von Jesus. Aber das Licht bricht damit schon
jetzt in unsere Welt.
Verändert Herzen schaffen Wärme und ein Klima des
Vertrauens, so dass sich selbst korrupte Systeme in soziale Systeme verändern
können. Calvin lebte dafür. Manchmal war er dabei auch sehr „scharf“. Aber der
Grundtenor sollte – im Idealfall – die Liebe zur Gesellschaft und jedem
einzelnen sein. Und hier sehen wir: Das war letztendlich nichts anderes als der
Dienst der alttestamentlichen Propheten. Sie zeigten auf die Missstände und
wohin sie führen werden, wenn sie sich nicht änderten. Dabei waren sie manchmal
ganz schwach. Gewisse Propheten lebten manchmal Zeugnishaft etwas vor – doch ihre
Botschaft wurde in ihrer Feinheit – oft gewaltig wahrgenommen. Jona erlebte wie
ganz Ninive umkehrte und Busse tat. Johannes der Täufer erlebte, wie er für seine
Kritik an der Ehe seines Königs geköpft wurde. Als Christen müssen wir nicht
alle solche Propheten sein. Aber jene, die Gott dazu ruft, sollten dieses Amt –
mit Gotteshilfe – ausüben: Zum Wohle aller und aus Liebe zu allen.
Jona ist dabei ein Prophet, der diesem Ideal eines Propheten
gar nicht entspricht. Das Buch endet mit der Frage, ob Jona begriffen hat, dass
Gott auch die Heiden liebt. Und dass Gott auch ihnen gerne vergeben will, wenn
sie umkehren. Wir wissen aus dem Buch Jona nicht, ob der Prophet Jona das
begriffen hat, da das Buch mit dieser Frage an ihn endet, während Jona auf die
Stadt Ninive wartet und gerne sehen würde, dass Gott die Stadt vernichten
würde. Aber Gott hat ihr – nach ihrer Busse – vergeben. Für Jona war vermutlich
sein politisches Renommee wichtiger, als die Liebe zu Ninive. Denn was wird Israel
denken, dass nun dieser „Feind“ – Ninive - nicht vernichtet wurde? Ja noch
schlimmer, dass er Jona mit seiner Busspredigt sogar zu dessen Stärkung von
Ninive beigetragen hat? Oder vielleicht war es auch purer Hass des Jonas gegen
die Heiden von Ninive? Wir wissen es nicht so genau. Gott konnte aber trotzdem
die Buss-Predigt von Jona nutzen, damit Ninive umkehrte und Busse tat. Ein
Wunder! das der Prediger dieses Wunder am Ende des Buches Jona nicht verstanden
hat.
Hier sehen wir auch, dass das Ziel Gottes mit der Busse und
damit unserer Demütigung unseres hochmütigen Stolzes nicht das Endziel ist. Es
ist nur der Weg zu unserer Erhöhung:
„So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit
er euch erhöhe zu seiner Zeit!“ (1. Petrus 5,6)
Selbst von Jesus Christus wird gesagt, dass er hier durch
diesen Prozess lernte:
„Und obwohl er Sohn war, hat er doch an dem, was er litt,
den Gehorsam gelernt;“ (Hebräer 5,8) Ich weiss zwar nicht, warum Jesus Christus
als Sohn Gottes, als Gott, hier unter uns Sündern noch lernen musste, aber wenn
er dies schon tat, können wir davon ausgehen, dass dies auch zu unserem
Reifungsprozess gehört. Und dieser Reifungsprozess führt zur Mündigkeit:
„Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr
in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die
Wahrheit wird euch frei machen!“ (Johannes 8,31+32).
Was nützt das Nichtchristen?
Viel!
Erstens, weil sie selber in das „hineinsteigen“ können. Oder
aber, wenn sie das nicht wollen, da der Heilige Geist ihnen dies nicht
aufschliesst, können sie in einer „abgespeckten“ Version – leider mit gewissen
weniger starken Kraft – dies philosophisch nachvollziehen und so mit uns
Christen an einer menschlicheren Welt bauen. Und gerade dies finden wir in der
Geschichte der westlichen Welt immer wieder. Natürlich, es war nie vollkommen.
Und manchmal wurde es anstelle besser auch schlimmer, weil man sich der eigenen
Sündhaftigkeit zu wenig bewusst war.
Ich hoffe, dieser Beitrag ist ein kleiner Beitrag zur
Förderung der Mündigkeit der Bürger und Bürgerinnen und damit zur direkten
Demokratie. (Ich weiss, die Bibel lehrt etwas noch viel besseres als
Demokratie: Einigkeit in der Vielfalt. Einigkeit, weil man von tiefsten Herzen
zustimmen kann. Aber in dieser Zwischenzeit ist nur eine „Abstraktion“ möglich.
Dazu gehört die Demokratie. Huldrych Zwingli war noch pragmatischer, indem er
von allen drei Regierungsformen: Königtum, Aristokratie und Demokratie sprach,
wie sie sein sollten und wie sie entarten können: Königtum zur Diktatur, Aristokratie
zur Oligarchenherrschaft, Demokratie zur Unordnung. Gerade England und
Schottland sowie die Niederlande zeigen, wie selbst ein Königreich sehr
demokratisch sein kann. Nur schon die unterschiedliche Handhabung, wie der
Sezessionswille Schottland aus Grossbritannien in den heutigen Tagen angegangen
wurde – trotz Versuchungen der EU – im Gegensatz zu den Sezessionsbestrebungen
von Katalonien in Spanien, sind erstaunlich und sind letztendlich auf das eben
erwähnte zurückzuführen: England und Schottland liessen sich auf
unterschiedliche Weise von der Bibel beeinflussen, welche besonders in der
Reformationszeit und dann in den folgenden Erweckungszeiten diese
Gesellschaften formten. Wie in der Schweiz stellt sich natürlich die Frage, wie
lange diese Freiheit und Ordnung sowie diese demokratische Problemlösung noch
möglich sein wird, wenn das reformatorische Christentum sich auflöst. Wobei
gerade in England die anglikanische Staatskirche auch wieder wächst. Hoffen
wir, dass damit auch das biblische Erbe
im Bewusstsein der Gesellschaft wieder wächst.)
Gott segne uns. Was man immer kann: Beten für die
Gesellschaft und insbesondere für die Regierung und die Verantwortlichen der
Gesellschaft. Gerade für uns Christen ist das eine wichtige Verantwortung.
„Danke Herr, darf ich Dir das alles abgeben. Wirke Du, dass
wir weiser werden. Wirke Du, dass wir unsere die von Dir gegebene Verantwortung
wahrnehmen und uns nicht nur einfach vom Schicksal verwalten lassen. Lass uns
Kopf sein und nicht der Schwanz, der vom Schicksal herumgeschlagen wird!
„Und der Herr wird dich zum Haupt machen und nicht zum
Schwanz; und du wirst nur zuoberst und nicht zuunterst sein, wenn du gehorchst
den Geboten des HERRN, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, dass due sie
beobachtest und tust,“ (5. Mose 28,13)
Denn die Sünde macht uns fertig: Sie zerstört leben. Ja, der
Tod ist der Stachel des Todes!
„Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der
Sünde aber ist das Gesetz.“ (1. Korinther 15,56) Wobei das Gesetz Gottes
natürlich sehr gut ist (s. Römer 7,12+13). Aber es zeigt noch klarer, wie wir
dem Guten nicht entsprechen. Und da wir Sünder sind, spornt es uns sogar an, es
zu übertreten. Aus dem Fluch des Gesetzes (wer das Gesetz nicht hält, steht
unter einem Fluch) befreit Jesus:
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, aber die Gnadengabe
Gottes it das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Römer 6,23) Darum
fürchtet das Böse nichts mehr als Jesus Christus und seine Gnade und Barmherzigkeit:
Denn Jesus hat das Böse am Kreuz besiegt und mit seinem zweiten Kommen wird das
für alle sichtbar werden.
Die Sünde gibt vor, sie bringe uns Freiheit, dabei versklavt
sie uns nur:
„Denn mit hochtrabenden, nichtigen Reden fangen sie durch
die Begierden des Fleisches mit Hilfe von zügellosen Ausschweifungen diejenigen
ein, die doch in Wahrheit hinweggeflohen waren von denen, die im Irrtum wandeln.
Dabei verheissen sie ihnen Freiheit, obgleich sie doch selbst Sklaven des
Verderbens sind; denn wovon jemand überwunden ist, dessen Sklave ist er geworden.“
(Römer 2,18+19)
Das Thema ist komplex. Wir können noch in viele weitere
Bereiche denkerisch vordringen. Wichtig ist, dass es uns zur Freiheit in
Christus führt: Freiheit vor der Versklavung der Sünde, die in den Tod führt. Eines
der Nebenprodukte kann eine freie Gesellschaft sein, die sehr viel Ordnung und
Rechtssicherheit hat und damit die Möglichkeit zur Innovation in Wissenschaft,
Wirtschaft, Kunst, sozialem Verhalten und allen anderen Gebieten des
Menschseins begründet.
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