Sonntag, 7. Mai 2023

Die Krönung von König Charles III am 6.5.2023

Gestern am 6.5.23 wurde König Charles III offiziell gekrönt. Dabei hat er neue Akzente gesetzt.

Ich weiss nicht, ob folgender bemerkenswerte Begrüssung eines Teenager neu ist oder viel mehr eine alte Tradition darstellt. Auf jeden Fall wird hier auf eine bald 2'000 Jahre alte und  eine noch ältere Aussage Bezug genommen, die mir sehr gefällt:

"Eure Majestät, als Kinder von Gottes Königreich begrüssen wir Sie im Namen des Königs der Könige". Charles III antwortete darauf: "In seinem Namen und seinem Beispiel folgend, komme ich, nicht , damit mir gedient wird, sondern um zu dienen."

Der Teenager ist der 14-jährige Samuel Strachan. Er sei der am längsten amtierende Chorknabe der Chapel Royal, der Kapelle des Londoner St. Jame's Palace. Dieser Teenager und Charles III nehmen damit eindeutig auf Jesus Christus Bezug, der der König der Könige ist und vor bald 2000 Jahr sagte:

"Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass diejenigen, welche als Herrscher der Völker gelten, sie unterdrücken, und dass ihre Grossen Gewalt über sie ausüben.

Unter euch aber soll es nicht so sein, sondern wer unter euch gross werden  will, derseieuer Diener;

und wer von euch der Erste werden will, der sei aller Knecht.

Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu deinen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele."

(Markus 10,42-45)


PS: Welt.de hat hierzu einen Bericht veröffentlich, indem diese Begrüssung des Königs Charles III zu seiner Krönung erwähnt worden ist. Wirklich eindrücklich: Hoffen und beten wir, dass alle Menschen, die Verantwortung haben, begreifen, was damit gemeint ist und mit der Hilfe des Heiligen Geistes (wenn sie Christen sind) oder auf andere Weise (wenn sie nicht Christen sind), diesem Ideal nachzueifern. Ich bin mir natürlich bewusst, dass seit dem Sündenfall tief in unserem Innern ein anderes Motiv uns antreibt: Wir wollen wie Gott sein. Wir wollen der Massstab sein und wir wollen, dass uns gedient wird und nicht, dass wir andere dienen (= lieben). Aus diesem Teufelskreis herauszukommen ist sehr schwer. Und selbst wenn uns Gott durch die geistliche Wiedergeburt einen neuen Willen gibt, ist das Fleisch, unser alter Mensch, immer noch schwach, d.h. wir können es nicht ohne Christus.  Gerade dieses Wochenende haben wir hierzu den 1. Johannesbrief bis zum dritten Kapitel behandelt. Hier geht es vor allem, um lieben nicht nur mit Worten und wie aus der christlichen Gemeinschaft Antichristen diese Liebe (und damit auch dieses Dienen) hintergangen wird, d.h. pervertiert wird. Interessanterweise macht es Johannes genau gleich wie Petrus im Galaterbrief: Er erinnert die Christen, was sie in Christus sind und was sie von Christus erhalten haben. Aus der Identität in Christus, aus der täglichen Busse (= zu Jesus Christus gehen), geschieht das Wunder, dass wir nicht Gott sein wollen, weil wir in Christus unsere tiefste Befriedigung gefunden haben. Zugleich erwähnt auch Johannes des eschatologischen Aspekt des Schon-jetzt-und-noch-nicht: Es ist auf Hoffnung. Man sieht noch nicht was wir sein werden. 

Das gibt Hoffnung und Mut für uns Christen, die in Christus sein wollen. Aber auch für Nicht-Christen kann das Mut und Hoffnung machen, denn hier wird auch ein wichtiger Sinn des Gesetztes Gottes erfüllt. Ohne die Gnade drückt das Gesetz auf uns, weil es etwas fordert, was uns zuwider ist: Denn das Gesetz Gottes ist gut und geistlich, wir aber sind fleischlich. (Darum ist auch jeder Idealismus gefährlich, weil wir als Menschen nach dem Sündenfall als Idealisten unsere negativen Motive nicht sehen und damit auch nicht angehen.) Und trotzdem durften wir gerade in der Vergangenheit im Wester erleben, wie auch im engeren Sinne Nicht -Christen, dienten und nicht nur sich bedienen lassen wollten. Mit dem Rückgang des -Christentums im Westen besteht natürlich die Gefahr, dass wir als Gesellschaft dies vergessen, denn selbst als die Christen der Mainstream waren, drohte dies gerne vergessen zu werden. Wieviel nun mehr, wenn das Christentum sich verflüchtigt. Darum freut mich diese Begrüssung ganz besonders und ich hoffe, sie hilft, dass wir das nicht vergessen.




Montag, 1. Mai 2023

Warum glauben immer weniger an Gott glauben?

Ein interessanter Beitrag im SRF über die Frage: Warum glauben immer weniger an Gott?

Hier zu hören:

https://www.srf.ch/audio/perspektiven/warum-glauben-immer-weniger-an-gott?id=12117662

Holistische Spiritualität?

Thimoty Keller äusserte schon mal die Meinung  - und er denkt vermutlich an die USA - dass wir beides zugleich erleben:

"Kurz: Wenn es um Religion geht, erleben wir derzeit eine wachsende Polarisierung der Welt:

Sie wird gleichzeitig immer religiöser und immer weniger religiös. Es gab eine Zeit, da glaubten die Intellektuellen, dass die säkularisierten europäischen Länder die Vorreiter für den Rest der Welt sein würden. Die Religion, so dachte man, würde aussterben, zumindest aber sich so 'verdünnen', dass die traditionellen, auf das Übernatürliche ausgerichteten Formen verschwinden würden. Aber die Theorie, dass der wissenschaftliche und technische Fortschritt unweigerlich zur Säkularisierung führt, wird inzwischen verworfen oder radikal neu formuliert. Selbst Europa steht möglicherweise eine nicht säkulare Zukunft bevor; hier erlebt das konservative Christentum ein moderates, der Islam ein stürmisches Wachstum." 

(Seite 12+12 aus "Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit?" von Thimothy Keller. Deutsche Ausgabe des New York Times-Bestsellers "The Reason for God". Im Brunnen-Verlag erschienen.

Er spricht darum auch von einem Doppelphänomen, den ich so in diesem Beitrag nicht diskutiert gehört habe. Aber vielleicht liegt dies auch daran, dass wir nur unsere historische Religiosität im Blick haben? Werden die verschiedenen Religionsgemeinschaften wirklich alle erfasst, damit sie auch entsprechend wissenschaftlich ausgewertet werden können? Können diese überhaupt erfasst werden? Zudem scheint mir, dass wir in einer Postmoderne leben, wo Menschen immer individualistischer werden und daher auch ihre religiösen Bedürfnisse entsprechend individualisierter Leben. Und zugleich führt aber genau diese Individualisierung auch zum Gegenteil: Man sucht feste Stützen und schliesst sich zum Teil auch an klar definierte Organisationen an. Und wenn es vielleicht um Klimakleber usw. geht, die auch sehr hohe moralische Wertvorstellung mit religionsähnlichen Facetten  ...?

Auch im Gespräch wird dann diese Vielfalt doch angesprochen, indem jemand regelmässig verschiedene religiöse Gruppieren besucht.

Interessant finde ich bei Thimothy Keller, dass er dieses Doppelphänomen auch darum erwähnt, damit man nicht so Angst bekommt: Er spürt, dass es im Westen auch Ängste gibt zwischen den verschiedenen Strömungen von der anderen Strömungen. Mit dem Doppelphänomen kann man diese Entwicklung auch etwas besser einordnen und somit auch intellektuell und emotional besser damit umgehen.