Freitag, 26. September 2014

Kein Missionieren im Konf-Unterricht?

Heute habe ich im Kirchenboten für die evangelisch-reformierten Kirchen Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri vom 10.10.14 gelesen: "In jedem Fall dürfe man das Konf-Jahr (= Konfirmationsunterricht)  nicht zum Missionieren missbrauchen, warnt Thomas Schlag. 'Glaube könne man nicht lernen.' Jugendliche könnten jedoch durch Glaubenserfahrung ihren Horizont erweitern. Dies finde im Konfirmandenunterricht statt."

Ist Erfahrung besser als Lernen? Dies könnte geradezu ein Rezept zur Manipulation sein. Indem man das Denken ausschaltet, fängt man an sich unreflektiert zu beeinflussen. Ich weiss nicht, ob dies so gemeint ist. Vermutlich nicht. Dennoch könnte diese Gefahr dahinter liegen. Die ganze Problematik Kommt mir gerade jetzt in den Sinn. Auf jedenfall glaube ich, dass man Glauben lernen kann, auch mit dem ganzen menschlichen Ratio.

Ich wünsche mir sehr, dass die Kirche (und das sind eigentlich auch alle Mitglieder), ein Ort der sichtbaren Liebe Gottes wird. Ich wünsche mir keine hyperaktive Kirche, sondern eine in Gott ruhende, die positive Impulse der Gesellschaft gibt, die Menschen Vergebung zuspricht und Mut zuspricht für einen Neuanfang. Ja noch mehr, die auch auf schweren Wegstrecken (Gefängnis, Tod, Krankheit usw.) mittragen kann. Vorhin habe ich hierzu zwei Leserbriefe geschrieben. 
Was mir ebenfalls durch den Kopf ging (und darum habe ich die Leserbriefe heute am 28.9.14 angepasst):
In diesem Beitrag wurde die Erfahrung betont und dass man den Glauben nicht lernen könne. Ich sehe das anders. Vorallem die erste Festellung finde ich sogar gefährlich: Gott hat uns auch den Verstand gegeben und unser Glaube darf auch reflektiert sein, sonst besteht die Gefahr, dass wir einfach manipuliert werden können oder das unsere Gefühle und Erfahrungen uns hin und her werfen. Zu einem reifen Glauben gehört das Wertschätzen aller unserer von Gott gegebenen Aspekte des Menschseins: Leib, Seele und Geist (vielleicht eher ostkirchliche Betrachtungsweise, diese drei Aspekte des Menschseins. Auf jedenfall verköpert jeder Aspekt immer auch den gesamten Menschen, aber aus unterschiedlichen Blickwinkel. In gewisserweise ist es sogar eine Vereinfachung, da wir Menschen von Gott hochkomplex geschaffen wurden. Es ist ein Model damit unser Denken damit arbeiten kann.). Dazu gehört neben einem Wachsen eines Gespürs für Gottes Reden - damit wir ihn überhaupt unter den vielen Stimmen in und um uns hören können - auch das vernünftige Einorden, von dem, was wir mit Gott erleben. Dazu gehört auch eine gut durchdachte Theologie. Wobei natürlich - nach Augustin - wir in der richtigen Reihenfolge lieben sollen. Denn sobald etwas an Gottes stelle gesetzt wird - und sei es noch so gut - wird dies zu einem Götzen, der uns so versklavt, wie es Drogen tun können. Aber Gott will uns Freiheit in Christus geben!
Obwohl wir natürlich auch noch in einer Zwischenzeit leben: Inauguriert ins Reich Gottes und doch ist das Alte noch da. Geistlich Wiedergeborenen und doch ist auch der alte Mensch noch da. Oder wie Luther sagte: Gerecht und Sünder zugleich. So dürfen wir fröhliche Sünder sein. Beinahe unglaublich von Gott geliebt, obwohl wir noch nicht verherrlicht sind. (Das kommt noch, wenn Jesus wiederkommt.) In Christus gerecht gesprochen und für ein ewiges Leben in wertschätzender Liebe mit unserem Dreieinigen Gott bestimmt. Das konnte ich natürlich nicht alles im Leserbrief schreiben. Aber es gehört doch zu unserer Mission / Auftrag von Gott, wo es sich lohnt zu missionieren (d.h. seinen Auftrag uns von Gott lieben zu lassen und dies sichtbar werden zu lassen, nicht zulassen?).

Das alles hat natürlich nicht Platz in meinem Leserbrief. Aber angedeutet ist es schon. 
Das erste ist eigentlich der Versuch den Leserbrief zu kürzen. Aber das ist noch nicht ganz meine Stärke. Ich denke es ist interessant.



Leserbrief zu Ihrem interessanten Beitrag „Europäische Studie; gute Noten für Konf- Unterricht“         Kirchenboten vom 10.10.2014

Wir sind zwar nicht sicher, dass Worte retten,
aber wir wissen, dass Schweigen tötet.

(Zitat von Dr. James Orbinski, internationaler Präsdient von MSV bei der Entgegennahme des Nobelpreises am 10.12.1999)

Als Christen haben wir ein Buch von Gott geschenkt, das uns viel Gottes- und Selbsterkenntnis geben kann. Es sichert uns unveräusserliche Menschenrechte und Würde zu. Und was noch wichtiger ist: Wenn wir selber diese verletzen und scheitern, wenn wir erkennen, was alles mit uns nicht stimmt, dann ist es Gott selber, der alles wieder in Ordnung bringt! Dafür hat Jesus Christus am Kreuz bezahlt. Darum können wir in Christus immer wieder neu beginnen. Das ist die frohe Botschaft (= Evangelium). Und das macht Gott der Vater darum, weil er uns so sehr liebt, wie er seinen Sohn Jesus Christus liebt (Johannes 17,23). Ist die Konfirmation nicht die Bestätigung, dass wir das glauben und der Ausdruck von uns, dass wir diese liebevolle Gemeinschaft mit diesem dreieinigen Gott wollen?

In diesem Bericht wird gesagt, dass man in jedem Fall im Konfirmanden-Unterricht nicht missionieren dürfe. Was soll dann mit dieser frohen Botschaft geschehen? Wo bleibt da unser Evangelisch? „Für was braucht es eigentlich die Kirche noch? Der Staat usw. decken alles schon ab.“ Zitat einer Konfirmandin. Oder ein Pfarrer auf die Frage nach dem Mehrwert für die Hörer seiner Theologie: „Es gibt keinen. Braucht es nicht.“ (Natürlich denken nicht alle Pfarrer so. Ich habe selber als Konfirmand und auch später glaubwürdige Männer und Frauen erlebt. Die englische Landeskirche scheint mit Hilfe solcher Kräfte wieder zu wachsen.) Es würde mir sehr wehtun, wenn sich in naher Zukunft die reformiert-evangelische Landeskirche in der Belanglosigkeit verlieren würde.

Die beste Lösung wäre, wie einst vor langer Zeit George Whitefield betonte (ca.): „Man muss nicht die leere Oel-Lampe wegschmeissen, sondern Oel hineintun, damit sie wieder leuchten kann.“ Wir brauchen Inhalt, dass uns wärmt und Sinn gibt! Dazu muss der Heilige Geist Raum bekommen. Dabei ist die Bibel die Schule des Heiligen Geistes (s. Insitutio von Calvin). Darum sollten wir sie auch lesen. (Mit Geist ist nicht Alkohol oder Schwärmerei gemeint. Sondern Gott selber, der anstelle von Jesus Christus bei uns wirkt.)

Dabei muss es darum gehen, dass wir uns von Gott beschenken lassen, damit wir ihn dankbar ehren und mit seiner Hilfe uns und den Menschen helfen (s. Bergriff ἐκκλησία). Das ist etwas ganz kostbares. Besonders in einer Zeit wo das menschliche Leben selber in Frage gestellt wird. Und das geht manchmal auch mit Worten: „Wir sind zwar nicht sicher, dass Worte retten, aber wir wissen, dass Schweigen tötet.“ Jesus sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.(Johannes 3,16)

Aber vielleicht ist mit „nicht missionieren“ ja auch nur gemeint, dass man die Menschen nicht dumm belabern soll oder sie nicht ideologische zu manipulieren versucht. Dem würde ich zustimmen. Aber wie soll Gott uns als Kirchen gebrauchen, wenn wir seine Mission (= Auftrag) nicht ausführen wollen (= uns von Gott lieben zu lassen und dies sichtbar werden zu lassen)?
                                                           

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zweiter Leserbrief:

Leserbrief zu Ihrem interessanten Beitrag „Europäische Studie; gute Noten für Konf- Unterricht“         Kirchenboten vom 10.10.2014

Wir sind zwar nicht sicher, dass Worte retten,
aber wir wissen, dass Schweigen tötet.

(Zitat von Dr. James Orbinski, internationaler Präsdient von MSV bei der Entgegennahme des Nobelpreises am 10.12.1999)

Als Christen haben wir ein Buch von Gott geschenkt, das sehr viel über Gott und uns Menschen offenbart. Daraus lassen sich unveräusserliche Menschenrechte ableiten. Wir erkennen unsere Grenzen und auch jene Rechte, die wir für uns einfordern dürfen. Und was noch wichtiger ist: Wenn wir selber Unrecht tun und scheitern, wenn wir erkennen, was alles mit uns nicht stimmt, dann ist es Gott selber, der alles wieder in Ordnung bringt! Dafür hat Jesus Christus am Kreuz bezahlt. Wir können immer wieder neu beginnen. Das ist die frohe Botschaft (= Evangelium). Und das macht Gott der Vater darum, weil er uns so sehr liebt, wie er seinen Sohn Jesus Christus liebt (Johannes 17,23). Ist die Konfirmation nicht die Bestätigung, dass wir das glauben und diese liebevolle Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott wollen?

In diesem Bericht wird gesagt, dass man in jedem Fall im Konfirmanden-Unterricht nicht missionieren dürfe. Heisst dies, man darf nicht mehr das Evangelium verkündigen? Dann wäre es vielleicht besser, man würde die Bezeichnung „evangelisch“ für unsere Kirchen streichen. Oder wie eine Konfirmandin in unserer Ortschaft einmal meinte (ca.): „Für was braucht es eigentlich die Kirche? Die politische Gemeinde und die Vereine machen das ja schon?“ In die ähnliche Richtung geht die Antwort eines Pfarrers auf meine Frage, wo den der Mehrwert für die Hörer seiner Theologie sei: „Es gibt keine. Braucht es nicht.“ (Natürlich sind nicht alle Pfarrer so. Ich habe selber als Konfirmand und  auch später glaubwürdige Pfarrer erlebt und erinnere mich heute noch an sie.)
Da müssen wir nicht erstaunt sein, wenn sich in vielen reformierten Kirchen die Kirchenbänke lichten und die Orientierungslosigkeit zunimmt. Persönlich würde es mir sehr wehtun, wenn sich in naher Zukunft die reformiert-evangelische Landeskirche in der Belanglosigkeit verlieren würde. Hat sie nicht schon heute kaum noch für Aussenstehende und viele Mitglieder eine Relevanz?
Die beste Lösung wäre, wie einst vor langer Zeit George Whitefield sagte (ca.): „Man muss nicht die leere Oel-Lampe wegschmeissen, sondern Oel hineintun, damit sie wieder leuchten kann. Dass  bedeutet, der Heilige Geist muss Raum bekommen, damit Gott durch die Menschen und ihre Organisationen wirken kann. (Mit Geist ist nicht Alkohol gemeint. Sondern Gott, der anstelle von Jesus Christus bei uns wirkt.) Dabei ist die Bibel die Schule des Heiligen Geistes (s. Instiutio von Calvin).
Vielleicht könnten wir ein Beispiel an der englischen Landeskirche nehmen, die sogar wieder wächst und neue Gemeinden gründet. Dabei verstehen sie sich, obwohl sie eine Landeskirche sind, nicht exklusiv!

Dabei muss es darum gehen, dass wir uns von Gott beschenken lassen, damit wir ihn dankbar ehren und mit seiner Hilfe den Menschen helfen. So kann die Kirche (= wir, s. Begriff ἐκκλησία) etwas beitragen, was der Staat und die Vereine weniger können: Besonders in einer Zeit wo das menschliche Leben selber in Frage gestellt wird. Und das geht manchmal auch mit Worten.

„Wir sind zwar nicht sicher, dass Worte retten, aber wir wissen, dass Schweigen tötet.“
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16)

Aber vielleicht ist mit „nicht missionieren“ ja auch nur gemeint, dass man die Menschen nicht dumm belabern soll oder sie nicht ideologische zu manipulieren versucht. Dem würde ich zustimmen. Aber wie soll Gott uns als Kirchen gebrauchen, wenn wir seine Mission (= Auftrag) nicht ausführen wollen (= uns von Gott lieben zu lassen und dies sichtbar werden zu lassen)?
 

Montag, 22. September 2014

Nachtrag zu 4. Mose 5,1-4

Das Abgrenzen von Unreinheit - so schockierend es ist, so gilt auch hier: Auch diese Menschen sollen wir lieben. Es ist ein Eigenschutz, der Jesus nicht nötig hatte. Darum brach er dieses Tabu und ging zu den Sündern und Zöllnern.
Und auch wenn ich nicht die Kraft habe und daher mich von gewissen Menschen distanzieren muss, gilt trotzdem, dass ich den Herrn und meinen Nächsten wie mich selber lieben soll. Und dies steht ja schon im Alten Testament. Das wir Menschen dies nicht immer machen (bezw. eigentlich gar nicht können), relativiert dies in keiner Weise. 
Ganz nebenbei: Hier sehen wir auch, wie wir als Gesellschaft mit Menschen umgehen sollen, die eine ansteckende Krankheit haben. Dies wird umso aktuelle, wenn dereinst die Antibiotika gegen bakterielle Krankheiten nicht mehr wirken sollten und es gilt auch für das aktuelle Problem der Krankheit Ebola in Afrika:
Wir müssen in diesem Fall Quarantäne Einrichtungen schaffen, um die noch nicht krank gewordenen zu schützen. ABER wir sollen sie trotzdem lieben, d.h. ganz konkret auch versorgen und ihnen Geborgenheit und Schutz besorgen.

Und diese Tatsache ist nicht nur ein unerreichbares Ideal, sondern führte auch in der Menschheit immer wieder zu liebevollen und aufopfernden Handlungen. 
Nur ein Beispiel dazu: Zwingli, der Reformator von Zürich, ging bewusst zu den Pestkranken als Seelsorger. Zu jener Zeit war es eine Forderung an den Berufsstand des Pfarrers, dass er sich auch um jene kümmerte, die man aus Krankheitsgründen von der Gemeinschaft aussondern musste. (Allerdings können die Kranken und ihre Helfer eine neue Art der Gemeinschaft bilden! Und diese soll ebenfalls liebevoll und wertvoll sein.) Zwingli ging so lange zu den Kranken, bis er selber die Pest bekam. Man mag ja von Zwingli denken, was man will. Aber diese Berufsethik beeindruckt mich sehr: Hirten, die sich für die Herde Gottes aufopfern.

Gott schenkte es, dass Zwingli die Pest überlebte und es war wohl mit ein Beitrag, dass seinen christlicher Humanismus immer mehr in den Hintergrund treten liess und dafür die Bibel mit seinem grossen Schatz in den Vordergrund kam. Wie gerne hätte sich Zwingli durch eigene Anstrengungen verbessert. Er schrieb sogar an Erasmus, er müsse ihm dazu helfen, ob er nun wolle oder nicht. Aber es gelang Zwingli nicht. Gnade war es, was er brauchte. Gott selber, der ihm half und eine geistige Wiedergeburt schenkte. Der Umgang in der Politik (Zwingli war auch politisch Tätig), seine seelsorgerliche Tätigkeit und Predigt und sicherlich auch die Pestkrankheit riefen nach mehr, als nach seinen menschlichen Möglichkeiten. Der christliche Humanismus brachte ihn dazu Altgriechisch zu lernen und u.a. die Bibel zu lesen und grosse Teile des Neuen Testaments auswendig zu lernen. In diesem Schatz konnte der Heilige Geist zu ihm reden und er konnte zur Reformation - zur Erneuerung der Kirche - beitragen. In Zürich war die Reformation Teamarbeit. Daraus entstanden die Zürcher-Bibel. Wöchentlich informierten die Gelehrten, die Gottes Wort erforschten die Bevölkerung, die mit ihren eigenen Bibeln das Entdeckte nachverfolgen konnten.

Dabei war Zwingli auch nur ein Mensch, der noch auf die Verherrlichung bei der Rückkehr von Christus wartete und hoffte. Er hat Fehler gemacht - auch nach seiner noch tieferen Hinwendung zu Christus. Aber dafür ist auch Christus gestorben. Und gerade Zwingli analysiert dies ja klar in seinen Gedanken über die göttliche und menschliche Gerechtigkeit. Die menschliche Gerechtigkeit verdient nicht einmal das Wort Gerechtigkeit im Lichte der göttlichen Gerechtigkeit. Aber das soll uns nicht hindern, uns danach auszurichten und immer wieder Busse zu tun, damit wir die Freude in der Versöhnung durch Jesus Christus leben können. (So verstehe ich Zwingli. Und ich denke, dass ist zutiefst biblisch.)

PS: Ein Pastor sagte mir mal, dass er es merkwürdig finde, wenn jemand eine griechische Bibel mitnehme. Er denkt, dass Hochmut dahinter stecke. Ich nehme manchmal eine griechische Bibel mit in den Gottesdienst, obwohl ich kaum griechisch kann. Vielleicht hat er recht und es ist etwas Hochmut dahinter (vielleicht manchmal). Aber eigentlich ist doch das bei allem, was wir tun, auch bei unseren besten Werken mischt sich etwas Unreinheit, weil wir aus Gnade errettet sind und nicht aus unserer Selbsterlösung. In Christus haben wir alles, darum dürfen wir in diesem Sinne fröhliche Sünder sein (Luther). Und dann können wir auch das positive daran sehen und Freude haben: Immerhin liest da jemand die Bibel, er versucht sogar dabei Griechisch zu lernen. Für das andere muss man beten. 
Etwas ähnliches habe ich auch einmal im Hauskreis erlebt. Jemand erzählt, wie er jemanden helfen konnte. Und prompt fragt jemand, wo da der Egoismus dahinter steckt. Das kam eindeutig aus meiner Lehre! Aber ich erschrak auch: Auch wenn Egoismus (2) dahinter steckt: Man darf doch auch Freude an guten Werken haben und davon erzählen, damit das Licht scheinen kann. Für die Unreinheit darin können wir Busse tun und gleichzeitig sehr fröhlich sein. Jesus hat natürlich auch gesagt, wir sollen Gutes tun und die einte Hand (war es die Rechte?) soll nicht wissen, das die Linke tut, dann haben wir unser Lob  bei Gott. Das ist natürlich noch eine andere Variante. Aber sie schliesst die andere nicht aus. (Gerade Calvinisten neigen dazu, die guten Werke zu verstecken. Noch heute gibt es im "Daig", d.h. bei den reichen Basler (1), der Spruch: Darüber redet man nicht. Man man macht es einfach und dafür erhalten sie sicherlich Lob von Gott. Diese Demut, selbst vielleicht von Menschen, die gar nicht ein persönlicher Bund mit Gott eingegangen sind, ist ehrenwert. Und ich habe eine hohe Achtung davor. Aber die Freude und das Licht leuchten lassen, dürfen wir auch. Etwas komplex? Das liegt daran, dass Gott komplex ist und seine Schöpfung auch etwas davon abbekommen hat. Halleluja: Gut ist es so!)

Nun wünsche ich einen guten und gesegneten Tag!

AMEN!

(1) Der Daig waren oft hugenottische Flüchtlinge, also Reformierte aus Frankreich, die sehr erfolgreich in der Geschäftswelt waren. Eine ähnliche Haltung habe ich auch in Frankreich gehört. Dort sagt man, man zeigt den Reichtum nicht. 
Uebrigens auch der Rotkreuzgründer wuchs in einem calvinistisch geprägten Hause auf. Neben der Geschäftstätigkeit war es ganz normal auch sozial tätig zu sein. Seine Mutter nahm ihn auch zu ärmeren mit, als sie ihnen halb. So war der Schritt zur Gründung des Roten Kreuzes auch bei Henry Dunant ein logische Folge. Eigentlich wollte er ja dem Kaiser von Frankreich, Napoleon dem III schmeicheln für seine geschäftliche Aktivitäten. Als er aber die Not auf dem Schlachtfeld in Norditalien sah, kümmerte er sich mit vielen anderen um die Verletzten. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen dachte Dunant nun aber weiter. Wie könnte man diese Ad hoct Hilfe professionalisieren? Dies führte zum Roten Kreuz.

(2) Egoismus ist oft negativ. Doch es gibt auch ein Egoismus, der positiv ist. Ein gesundes Sorgen für sich selber. Leider hat auch dies der Sündenfall durcheinander gebracht und so wird aus dem gesunden Sorgen für sich selber, eine pervertierte Form. Dazu kommt, dass die Selbstaufgabe eine besondere (freiwillige) Hingabe an Gott sein kann.

Samstag, 13. September 2014

4. Mose (Numeri) 5,1-4 In der Wüste

  וידבר יהוה אל־משׁה לאמר׃
 צו את־בני ישׂראל וישׁלחו מן־המחנה כל־צרוע וכל־זב וכל טמא לנפשׁ׃
   מזכר עד־נקבה תשׁלחו אל־מחוץ למחנה תשׁלחום ולא יטמאו את־מחניהם אשׁר אני שׁכן בתוכם׃ 
 ויעשׂו־כן בני ישׂראל וישׁלחו אותם אל־מחוץ למחנה כאשׁר דבר יהוה אל־משׁה כן עשׂו בני ישׂראל׃ 

Die alte Zürcher Bibel übersetzt 4. Mose 5,1-4 (Numeri in Lateinisch oder Bëmidbar (= In der Wüste) im Hebräischen):

"Und der HERR redete zu Mose und sprach:

Befiehl den Söhnen Israel, dass sie alle Aussätzigen und alle, die an einem Ausfluss leiden, und alle durch eine Leiche Verunreinigten aus dem Lager hinausschicken! Sowohl Mann als auch Frau sollt ihr hinausschicken, vor das Lager sollt ihr sie hinausschicken, damit sie nicht ihr Lager unrein machen, in deren Mitte ich wohne. Und die Söhne Israel traten so und schickten sie vor das Lager hinaus; wie der HERR zu Mose geredet hatte, so taten die Söhne Israel."
 
Was für harte Worte. Bedeutet dies, dass kranke Menschen einfach als unwerte Menschen aus der Gemeinschaft ausgeschieden werden sollen, wo sie elendlich sterben müssen, so wie es der Geist der 30-Jahre in Europa verlangt hatte und gewisse aktuelle Sozialdarwinisten es - zur Zeit noch etwas verstohlen - wieder andenken? 

Hier kann mit gutem Gewissen: "NEIN!" gesagt werden. Das ist hier sicherlich nicht gemeint. 

Wer dies so interpretiert, füllt diese Bibelstelle mit seinen eigenen Vorstellungen und/oder auch mit berechtigten Befürchtungen unserer Zeit. So etwas steht hier nicht. Es wird nur verlangt, dass für eine Zeit der religiösen Unreinheit, die durch Aussatz, Ausfluss und die Berührung von Toten herbeigeführt wird, man ausserhalb der Gemeinschaft gehen soll. Dass dies vor Ansteckungen der anderen schützt, wie auch die weiteren Ausführungen in 3. Mo 15,1 ff und 4. Mo 19,11 ff wissen wir heute. Damals war es vielleicht noch nicht so evident. Aber es ist logisch, dass Gottes Gesetze auch gesund sind. Dennoch, "es schleckt keine Gais weg" wie der Volksmund sagt: es ist hart für die Betroffenen. In 2. Könige 7,3 sieht man, dass Israel, nachdem sie sesshaft geworden waren, diese Armen aus der Stadt schickten. Dabei machte diese Forderungen auch vor Königen nicht halt: siehe 2 Könige 15,5. Aber es steht nicht, dass man wegen dem diese nicht versorgen sollte. Das würde eindeutig mit anderen Bibelstellen, zum Beispiel mit der Forderung seinen Bruder und den Fremden zu lieben, wiedersprechen. Auch in 2 Könige 15,5 wurde der König versorgt. Er war übrigens kein schlechter König (2. Könige 15,3+4) 

Es ist also eindeutig, dass man sich auch diesen Aussätzigen, Ausfluss habende und mit Toten in Kontakt gekommenen, liebevoll umgehen sollte, auch wenn man als nicht Betroffener nicht mit den Betroffenen zusammenlebte. Das sie ausserhalb der Gemeinschaft leben sollten, wir damit begründet, dass Gott Mitten in dieser Gemeinschaft von Israel wohnt. 

Daraus können wir lernen, dass Gott in seiner Heiligkeit ein heiliges Volk möchte. Dies wird hier in einem sehr deutlichen, ja aufschreckenden Bild vor unseren Augen gemalt. Gott kann keine Gemeinschaft mit Unreinen haben. 

Mit den nächsten Versen wird dann gezeigt, dass Gott auch mit Sündern keine Gemeinschaft haben kann. Wenn ein Mann oder Frau einen anderen bestohlen oder betrogen hat, dann versündigte man sich. Zuerst wird aber festgehalten, dass eine solche Tat gegen einen Menschen auch ein vergehen gegen Gott ist:

"... und sich damit am HERRN vergeht und die betreffende Seele eine Schuld auf sich lädt; so sollen sie ihre Sünde bekennen, die sie getan haben, und sollen ihre Schuld in ihrem vollen Betrag wiedererstatten und den fünften Teil dazufügen und es dem geben, dem sie es Schuldig sind." (4. Mose 5,6b-7). 

Es wird festgehalten, dass sie ihre Sünde bekennen sollen und das betrogene Gut zu 120% dem Geschädigten ersetzen müssen. In den nächsten Versen wird dann noch darauf eingegangen, wenn es nicht möglich sein sollte, dem Geschädigten das Gut zurückzuerstatten, dann solle man es den Blutsverwandten geben und wenn das auch nicht geht, dann solle man es dem Priester gegeben. Der Priester nahm es dann stellvertretend für Gott entgegen. Dies auszulegen ist einfach: Wir sollen unsere Sünden bekennen und das von uns gemachte Unrecht grosszügig wieder ersetzen.

Aber die ersten Verse aus 4. Mo 5. sind da happiger. Daher werden wir es noch genauer vornehmen, als wir es bisher taten:  

Es geht sicherlich darum, dass "Gottes Gegenwart in der Stiftshütte ... nicht Unreines im Lager" duldet. "Hier wird nun die geistliche Dimension dieser harten Bestimmung deutlich. Ebenso wie die Kp. 3 und 4 Israel zu Sorgfalt und Ehrfurcht erziehen sollten, so geht es hier um die Erziehung zur Reinheit. Israel musste bis in die Existenz hinein lernen, dass unreine Menschen nicht mit dem reinen Gott zusammen 'wohnen' und Gemeinschaft haben können. Durch eine manchmal zu billige christliche Gnadenbotschaft haben wir völlig verlernt, was rein und unrein heisst. Um wieviel mehr gilt dies von der Unreinheit durch Sünde! Umgekehrt erkennt man erst von den alttestamentlichen Reinheitsgesetzen aus, wie tief sich der Gottessohn herabgelassen hat, als er mit Sündern ass und sie in seine Jüngerschaft berief (vgl. Mt 9,9ff). Dass Jesus auch aussätzige berührte (Lk 5,13), ist voll tiefer Symbolik." (aus Seite 86 Wuppertaler Studienbibel, Gerhard Maier).

Also erst wenn wir dieses Gesetz Gottes kennen, verstehen wir erst, warum die Jünger von Jesus von den Pharisäern gefragt wurden:

"Warum isst euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern?" (Matthäus 11b)

Diese Frage war nicht nur herzlos. Sie hat auch eine gewisse Logik, auf dem nun Christus aufbauen kann: In Christus zeigte Gott seinem Volk, was seine Liebe trotz seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit tun will: Er will als guter Arzt uns kranke Menschen heilen! Zu einem guten Arzt gehört die Fähigkeit die Krankheit treffend zu diagnostizieren. Erst danach kann er sich der Heilung zu wenden. Das macht Gott auch. Dabei erklärt er uns auch, wo das eigentliche Problem liegt: Gott ist heilig. Er liebt uns. Aber er kann beim besten Willen nicht mit Unreinen und Sünder Gemeinschaft haben. Darum kam er als Jesus Christus und nahm unsere Unreinheit und unsere Sünde auf sich. Er litt unsere Schuld. Dadurch können wir immer durch das von Jesus vergossene Blut am Kreuz (oft kurz: Durch das Blut Jesus Christus) zu Gott. Wenn wir Jesus als Herrn akzeptieren, dann gilt dies, weil Gott nun nicht mehr uns mit unserer Unreinheit und unserer Sünde sieht, sondern er sieht unseren Herrn, Jesus Christus. Und wenn dann einmal Jesus wiederkommt, dann werden wir auch verherrlicht. Dann wird das jetzt beginnende Reich Gottes ganz hier sein. Jetzt sind wir Christen Sünder, die am Tisch des Heiligen Gottes von seiner Liebe und Heiligkeit lernen.

Mit dem Wissen um 4. Mose 5 lesen wir jetzt sicherlich Matthäus 9,9 -13 anders:

ἵνα δὲ εἰδῆτε ὅτι ἐξουσίαν ἔχει ὁ Υἱὸς τοῦ ἀνθρώπου ἐπὶ τῆς γῆς ἀφιέναι ἁμαρτίας - τότε λέγει τῷ παραλυτικῷ· ἐγερθεὶς ἆρόν σου τὴν κλίνην καὶ ὕπαγε εἰς τὸν οἶκόν σου. 
καὶ ἐγερθεὶς ἀπῆλθεν εἰς τὸν οἶκον αὐτοῦ. 
ἰδόντες δὲ οἱ ὄχλοι ἐθαύμασαν καὶ ἐδόξασαν τὸν Θεὸν τὸν δόντα ἐξουσίαν τοιαύτην τοῖς ἀνθρώποις. 
Καὶ παράγων ὁ ᾿Ιησοῦς ἐκεῖθεν εἶδεν ἄνθρωπον καθήμενον ἐπὶ τὸ τελώνιον, Ματθαῖον λεγόμενον, καὶ λέγει αὐτῷ· ἀκολούθει μοι. καὶ ἀναστὰς ἠκολούθησεν αὐτῷ. 
Καὶ ἐγένετο αὐτοῦ ἀνακειμένου ἐν τῇ οἰκίᾳ, καὶ ἰδοὺ πολλοὶ τελῶναι καὶ ἁμαρτωλοὶ ἐλθόντες συνανέκειντο τῷ ᾿Ιησοῦ καὶ τοῖς μαθηταῖς αὐτοῦ. 
καὶ ἰδόντες οἱ Φαρισαῖοι εἶπον τοῖς μαθηταῖς αὐτοῦ· διὰ τί μετὰ τῶν τελωνῶν καὶ ἁμαρτωλῶν ἐσθίει ὁ διδάσκαλος ὑμῶν; 
ὁ δὲ ᾿Ιησοῦς ἀκούσας εἶπεν αὐτοῖς· οὐ χρείαν ἔχουσιν οἱ ἰσχύοντες ἰατροῦ, ἀλλ᾿ οἱ κακῶς ἔχοντες. 
πορευθέντες δὲ μάθετε τί ἐστιν ἔλεον θέλω καὶ οὐ θυσίαν. οὐ γὰρ ἦλθον καλέσαι δικαίους, ἀλλ᾿ ἁμαρτωλούς εἰς μετάνοιαν. 

Die alte Zürcher übersetzt dies so:

"Und als Jesus von dort weiterging, sah er einen Menschen mit Namen Mätthäus am Zollhaus sitzen, und er spricht zu ihm: folge mir nach!
Und er stand auf und folgte ihm nach. 

Und es geschah, als er in dem Haus zu Tisch lag, und siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und lagen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. Und als die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern?

Als aber er es hörte, sprach er: Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das ist: 'Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder."

Auch Matthäus, dieser Zöllner, der damals als Verräter Steuern für die Unterdrücker des Volkes Gottes einsammelte und uns dies aufgeschrieben hat, war tief von diesem Geschehen beeindruckt. Als Jude wusste er sehr wohl, wer er war. Mit Hilfe von 4. Mose 5,1-4 verstehen wir es nun auch besser: Jesus Christus will unser Arzt sein. Und zu einem Arzt dürfen wir als Kranke und als nicht Gesunde gehen. Spurgeon hilt bei diesem Gedanken ganz klar fest: Wir dürfen sogar nur als Sünder gehen. Und auch er,Spurgeon,  obwohl er schon lange im Glauben ist, schon viele gute Predigten gehalten und viele Menschen bereichert und viele zu Gott geführt hat, auch er kommt immer noch als Sünder zu Jesus. Aber er weiss auch, dass Jesus ihn rein spricht - wie er jeden rein spricht, der zu Jesus geht - und er so immer Zugang zum Heiligtum hat. Nichts, aber auch rein gar nichts hält ihn von der Gemeinschaft mit Gott fern, wenn er in Christus ist.

"Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?
Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?

Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?
Gott ist es, der rechtfertigt.
Wer ist, der verdamme? Christus Jesus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auf für uns verwendet.

Wer wird uns Scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blösse oder Gefahr oder Schwert?" 

Dies schreibt Paulus im Römerbrief 8,31-36. Wer es nicht glaubt, hier kann er es auf griechisch nachlesen:

Τί οὖν ἐροῦμεν πρὸς ταῦτα; εἰ ὁ Θεὸς ὑπὲρ ἡμῶν, τίς καθ᾿ ἡμῶν; 
ὅς γε τοῦ ἰδίου υἱοῦ οὐκ ἐφείσατο, ἀλλὰ᾿ ὑπὲρ ἡμῶν πάντων παρέδωκεν αὐτόν, πῶς οὐχὶ καὶ σὺν αὐτῷ τὰ πάντα ἡμῖν χαρίσεται; 
τίς ἐγκαλέσει κατὰ ἐκλεκτῶν Θεοῦ; Θεὸς ὁ δικαιῶν· 
τίς ὁ κατακρίνων; Χριστὸς ὁ ἀποθανών, μᾶλλον δὲ καὶ ἐγερθείς, ὃς καί ἐστιν ἐν δεξιᾷ τοῦ Θεοῦ, ὃς καὶ ἐντυγχάνει ὑπὲρ ἡμῶν. 
τίς ἡμᾶς χωρίσει ἀπὸ τῆς ἀγάπης τοῦ Χριστοῦ; θλῖψις ἢ στενοχωρία ἢ διωγμὸς ἢ λιμὸς ἢ γυμνότης ἢ κίνδυνος ἢ μάχαιρα; 
καθὼς γέγραπται ὅτι ἕνεκά σου θανατούμεθα ὅλην τὴν ἡμέραν· ἐλογίσθημεν ὡς πρόβατα σφαγῆς. 
 
Christus segne Sie! Denn Jesus Christus macht alles wieder gut!