Samstag, 13. Juni 2020

Ezechiel (Hesekiel)

Dieses alttestamentliche Buch ist schwer zu ertragen. Es ist eine Zumutung. Es erschüttert mich, wie Gott schrecklich sein kann. Bereits unter dem Blog-Beitrag vom Freitag dem 12. Juni 2020: Schekinah und Gottes Zorn (Ezechiel oder auch Hesekiel) gab ich das zum Ausdruck und fragte mich, wann ist die Gnade Gottes in diesem Buch zu sehen? Tatsächlich geht das Grauen weiter. In Ezechiel 16,49 wird nun das Volk Gottes sogar mit Sodom verglichen. Erstaunlicherweise wird aber damit nicht Sünden mit einem sexuellen Hintergrund angeklagt (wie es viele Bibelleser erwarten würden), sondern Materialismus und die Vernachlässigung der Armen und Bedürftigen! Auch Jesus bringt eine ähnliche Kritik in Kapernaum (Matthäus 11,23 ff):

"Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Denn wenn in Sodom die Wundertaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es würde noch heutzutage stehen. Doch ich sage euch: Es wird dem Land Sodom erträglicher gehen am Tag des Gerichts als dir!" (Mt. 11,23+24)

Gott beauftragt Ezechiel nicht nur eine Ortschaft wie Kapernaum, sondern die ganze Kirche seiner Zeit anzuklagen, wenn er in Ezechiel 16,49 ff schreibt:

"Siehe, das war die Sünde deiner Schwester Sodom: Hofart, Sattheit und sorglose Ruhe ward ihr und ihren Töchtern zuteil; aber dem Armen und Dürftigen reichten sie nie die Hand, sondern sie waren stolz und verübten Greuel vor mir; deswegen verwarf ich sie auch, als ich es sah. Auch Samaria hat nicht halb so viel gesündigt wie du; sondern du hast viel mehr Greuel verübt als sie, so dass du deine Schwestern gerecht erscheinen liessest durch alle deine Greuel, welche du begangen hast!"

Es ist also möglich, dass die Kirche schlimmer sündigen kann als die Welt!

Aber hier flackert nun auch im Buch Ezechiel etwas von Gnade auf:

"Ich will aber ihre Gefangenschaft wenden, die Gefangenschaft Sodoms und ihrer Töchter und die Gefangenschaft Samarias und ihrer Töchter; auch deine Gefangenschaft in ihrer Mitte will ich wenden, damit du deine Schande tragest und dich alles dessen schämest, was du getan hast, wodurch du ihnen zum Troste dientest." (Ezechiel 16,53)

Überhaupt gibt es Lichtblicke der Gnade im Buch Ezechiel. Hier einige Beispiele:

"Tötet, vernichtet Greise, Jünglinge und Jungfrauen, Kinder und Frauen! Von denen aber, die das Zeichen tragen, rühret niemand an! Fanget aber bei meinem Heiligtum an! Da fingen sie bei den Ältesten an, die vor dem Tempel waren." (Ezechiel 9,6)

Dieses Gericht Gottes beginnt bei den Ältesten, also den Leitern der Gemeinde Gottes! Gott selber befielt Grauen. Schrecklich. Aber in diesem Schrecken sehen wir auch Gnade! Da gibt es Menschen, die tragen ein Zeichen, die vor diesem Gericht verschont werden. Was ist das für ein Zeichen, dass uns rettet? Es handelt sich um den letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets, das Taw: ת))" Zur Zeit Ezechiels wurde das 'Taw' wie das lateinische 'X'  geschrieben. Frühe christliche Exegeten sahen in diesem diagonalen Kreuz eine Vorwegnahme des Kreuzes Christi." schreibt die Genfer Studienbibel Seite 1289.
Es erinnert uns auch an 2. Mose 12,21-23: Das Passamahl. Hier strichen die auf Gott Vertrauenden Blut des Opferlammes an die Oberschwelle und zwei Türpfosten ihres Hauses und blieben hinter diesem Schutz. Dieses dieses Zeichen (das ebenfalls beinahe ein Kreuzzeichen ist), der Ausdruck ihres Glaubens, rettete sie vor dem Unglück und der Strafe Gottes. Und es ist zugleich ein Vorabbild des Opfers, dass Jesus Christus als Opferlamm am Kreuz für uns gebracht hat. Wir gedenken und schmecken dieser Güte Gottes, indem wir heute das Abendmahl feiern. 

14,14: "und es wären die drei Männer Noah, Daniel und Hiob darin, so würden diese durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele erretten, spricht Gott der HERR."

Dieses Gerichtswort Gottes beinhaltet auch Gnade: Es gibt Gerechte, die Gott verschonen wird. Nun bedeutet gerecht sein in der Bibel immer aus Gnade gerecht sein, d.h. es ist ein Geschenk Gottes, wenn man gerecht ist und in der Gerechtigkeit wandelt. Die Genfer Studienbibel weist darauf hin, dass mit Daniel vermutlich nicht der jüdische Daniel gemeint ist, dessen Leben im Buch Daniel abgebildet wird, sondern ein anderer Daniel. Denn Daniel des Buches Daniels wird als Daniyye'l geschrieben, während dieser Daniel als Dani'el geschrieben wird. Daraus folgern sie: "Es ist wahrscheinlicher, dass dieser Daniel mit einer Heldenfigur gleichzusetzen ist, die in einem alten ugaritischen Text erwähnt wird. Dieser Text handelt von einem König namens Dan'el, der im Umkreis für seine Gerechtigkeit, seine Weisheit (vgl. 28,3) und  Barmherzigkeit bekannt war. 'Noah, Daniel und Hiob' würden dann nicht-israelitische Personen aus ferner Zeit darstellen, die für ihre Gerechtigkeit bekannt waren. Sie könnten die Welt in ihren Tagen nicht retten und könnten sogar gemeinsam die Stadt Jerusalem nicht retten (vgl. V. 20)."
Soweit der Aspekt des Gerichts. ABER obwohl Noah in seiner Zeit die Welt nicht retten konnte, so konnte er sich und seine Familie retten! Sie erlebten in ihrem Glauben an Gott Gnade. Bei Hiob ist es so, dass er seine Familie nicht retten konnte. Hiob 1,1 war untadelig und gerecht und konnte seine Familie nicht retten. (Seine Frau allerdings starb nicht. Aber das Unglück traf seine Kinder. Allerdings ist der physische Tod nicht das  Ende. Aber es geht hier natürlich um einen Vergleich:) Diese nicht-israelitische Männer hätten auch das Strafgericht Gottes an der Kirche nicht abwenden können.

Noch deutlicher wird die Gnade Gottes in Ezechiel 16,60
"Aber ich will meines Bundes gedenken, welchen ich mit dir in den Tagen deiner Jugend geschlossen habe, und ich will einen ewigen Bund mit dir aufrichten."
Die Kirche soll erfahren, dass Gott der Herr ist und sich schämen: "damit du daran denkest und dich schämest und vor Scham den Mund nicht auftun dürfest, wenn ich dir alles verzeihe, was du getan hast, spricht Gott, der HERR." (16,63)

Aus Gnade errettet zu werden, ist nie ein Grund auf sich selber stolz zu sein! 

Wenn ein Kind Gottes sich über die Welt erhöht, hat er die Gnade Gottes noch nicht verstanden, durch die er Kind Gottes sein darf. Zudem deutet jede Erhöhung über andere Menschen auf ein eigenes Minderwertigkeitsgefühl, dass man damit kompensieren will. Er ruht also noch nicht ganz in der Liebe Gottes und ist irgendwo noch im Leistungsdenken  gefangen (die er selber nicht erfüllen kann).

In Ezechiel 33 wird das Thema des Wächteramtes des Propheten umschrieben. Hier bezeugt Gott selber:

"So wahr ich lebe, spricht Gott, der HERR, ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daran, dass der Gottlose sich abwende von seinem Wege und lebe!
Wendet euch ab, wendet euch ab von euren bösen Wegen!
Warum wollt ihr sterben, Haus Israel?"  (Ezechiel 33,11)

Danach erklärt Gott, dass auch Gerechte, die sündigen, nicht gerettet werden. ABER der Gottlose wird gerettet, wenn er sich von seinem gottlosen Wesen abwendet (33,12). Hier beschreibt Gott, wie ein Herz angerührt wird, wenn er zu Gott geht. Er versucht das Unrecht wieder gut zu machen:

"Und wenn ich zum Gottlosen sage: 'Du sollst sterben!' und er wendet sich ab von seiner Sünde und tut, was recht und billig ist, also dass der Gottlose das Pfand wiedergibt, den Raub zurückerstattet und in den Satzungen des Lebens wandelt, also dass er kein Unrecht tut, so soll er gewiss leben und nicht sterben. Auch soll ihm aller seiner Sünden, die er getan hat, nimmermehr gedacht werden; er hat getan, was recht und billig ist, er soll gewiss leben!" (Ezechiel 33,14-16)

Aber was sagt die damalige Kirche dazu?

"Der Weg des Herrn ist nicht richtig!" (33,17b)

Manchmal kann die Kirche wirklich dumm sein. Sie will die Gnade nicht, sondern das Unglück. Gott wiederholt danach sein Prinzip. Da die Kirche das aber nicht will, nimmt er sie auch ernst und sagt:

"Da ihr aber sagt: 'Der Weg des Herrn ist nicht richtig'? so will ich einen jeden von euch nach seinen Wegen richten, Haus Israel!" (Ezechiel 33,20)

Wer die Gnade nicht will, steht unter dem Gesetz und  dessen Flüche! Ich habe gehört, das Gericht beginne immer zuerst beim Volk Gottes. Wir sind das Salz der Erde und wenn wir nicht mehr Salz sind, beginnt das Gericht bei uns! 

Darum sollten wir uns der Gnade Gottes hinwenden, die in Jesus Christus überdeutlich zu Tage kommt: Gott selber trägt unsere Sünde, damit wir sie nicht tragen müssen. Und damit wir bis in alle Ewigkeit in der Liebe Gottes leben dürfen. In dieser Zwischenzeit ist das noch nicht ganz so einfach, aber Gott hilft uns.

In Kapitel 34 geht das Buch Ezechiel auf die schlechten und guten Hirten ein. Für jeden christlichen Leiter ein MUSS zu lesen. Und für jeden, der schon schlechte Leiter erlebt hat, ist es ein Trost. Aber auch für Verantwortliche, die sich ihrer Mankos bewusst werden, dürfen hier Gnade Gottes erkennen, wenn sie ihren Stolz überwinden.

Hier sieht man auch, wie sich das Gericht Gottes und  seine Gnade treffen. Ein Beispiel:

"Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?
(34,2b)

"Das Schwache stärket ihr nicht, das Kranke heilet ihr nicht, das verwundete verbindet ihr nicht, das Verscheuchte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene suchet ihr nicht, sondern streng und hart herrschet ihr über sie! Und so haben sie sich zerstreut, weil sie ohne Hirten waren, und sind allen wilden Tieren des  Feldes zur Speise geworden und haben sich zerstreut." (34,4-5)

"So spricht Gott, der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Schafe von ihren Händen fordern und will ihrem Schafeweiden ein Ende machen, und die Hirten sollen hinfort auch sich selbst nicht mehr weiden; denn ich will meine Schafe aus ihrem Maul erretten, dass sie hinfort nicht ihre Speise sein sollen.
Denn also spricht Gott, der HERR: Siehe, ich selbst will meinen Schafen nachforschen und sie suchen!" (34,10-11) 
Nun beschreibt Gott, wie er sein Volk gut weiden will. Und das gilt sicherlich auch für jene Hirten, die zu Gott umkehren, auch wenn sie nun eventuell nicht mehr Hirten sein dürfen. 

"Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der soll sie weiden, und der soll ihr Hirte sein." (34,23)

Hier wird Gott sehr konkret. Und doch ist es nicht einfach zu verstehen. Denn David ist zu jener Zeit schon lange beim Herrn. Keiner der Nachfolger von König David erfüllte diese Prophezeiung. Ausser einem: Jesus Christus. Jesus Christus ist DER gute Hirte und in ihm erfüllt sich diese Prophezeiung. Sie ist sogar so gross, dass wir Heiden (= Nicht-Juden) zu Jesus Christus gehen dürfen, damit er unser Hirte wird. So gross ist die Gnade Gottes, sogar gegen uns Heiden!

In Kapitel 36 wird die Wiederherstellung Israels versprochen. 

Und 37 empfinde ich einen Höhepunkt der Gnade Gottes. Es ist zugleich auch sehr "unkonventionell):

"Die Hand des Herrn kam über mich und führte mich im Geiste des Herrn hinaus und liess mich nieder mitten auf der Ebene, und diese war voller Totengebeine.
Er führte mich an derselben vorüber ringsherum; und siehe, der Gebeine waren sehr viele auf der Ebene; und siehe, sie waren sehr dürr.
Da sprach er zu mir: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? 
Ich antwortete: O Herr, HERR, du weisst es!
Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen:

Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des HERRN!

So spricht Gott, der HERR, zu diesen Gebeinen: Seht, ich will einen Geist in euch kommen lassen, dass ihr lebendig werdet!" (37,1-5)

Hier darf ein Mensch (in der Form des Weissagen) - im Gehorsam Gottes - zu neuem Leben aufrufen. Ja noch mehr: Er  erinnert uns, an die Worte Gottes, die unsere Welt aus dem Nichts geschaffen hat. Auf dieselbe Weise schafft Gott aus einer toten Kirche eine neue lebendige Kirche. Das ist Erweckung! Tote Gebeine werden zu erfüllten Leben! In der Bibel waren die Begriffe Tot und Leben schon immer auch Qualitätsbegriffe. Man kann Leben und doch tot sein - und auch umgekehrt.

Auch in diesem Kapitel ist wieder vom guten Hirten David die Rede, die letztendlich nur Jesus Christus erfüllt.

Gebet:
Lieber Heiland
Bitte schenke noch einmal Deine Gnade, dass wir alle alles von Dir erwarten und nicht von unseren Möglichkeiten. Hilf uns, dass wir erkennen, dass jede positive Veränderung zuerst bei uns beginnt und nicht bei den anderen. Hilf, dass wir unsere Mankos, Fehler und Sünden erkennen, damit wir sie Dir bringen. Du bist dafür gestorben und hilf uns mit Deiner Auferstehungskraft jeden Tag zu leben. Erwecke uns, wie diese toten Knochen, die regungslos umherlagen. Gib uns Freude und Frieden ins Herzen in allem. Gib uns das Bewusstsein Deiner Gaben, damit wir uns freuen! Gib uns Ausdauer und mache aus unserem Mist guten Dünger für die Welt!
Lieber Heiland komme in uns wohnen. Du sollst unser gute Hirte und Herr sein. So wird aus dem gerechten Gott unser liebevoller Vater! Danke lieber Vater! Danke Jesus Christus und danke Heiliger Geist für Euer wirken in mir. Wohnt in mir.

Amen









Freitag, 12. Juni 2020

Schekinah und Gottes Zorn (Ezechiel oder auch Hesekiel)

Ich habe bis zu Kapitel 8 des Buches Ezechiel gelesen und bin erschüttert.

"Da sprach er zu mir: Hast du das gesehen, Menschensohn? Ist es dem Hause Juda zu gering, die Greuel zu tun, welche sie hier verüben, dass sie auch das Land mit Frevel erfüllen und mich immer wieder zum Zorn reizen? Und siehe, sie halten grüne Zweige an ihre Nase!
So will denn auch ich in meinem grimmigen Zorn handeln; mein Auge soll ihrer nicht schonen, und ich will mich ihrer nicht erbarmen; und wenn sie mir gleich mit lauter Stimme in die Ohren schreien, so werde ich sie doch nicht erhören." (Ezechiel 9,17+18)

Schrecklich. Davor las ich sogar von Kannibalismus. Schon Mose warnte vor einem solchen schlimmen Gericht für die Kirche, wenn sie untreu wird und sich der Ungerechtigkeit hingibt. In Kapitel 9 deckt nun Gott die heimlichen Sünden des Volkes Gottes auf.

Wo ist hier die Gnade Gottes? Lieber Vater, wie ist das möglich? Schrecken. 

Versuchen wir das einzuordnen. Zuerst einen Überblick über das Buch Ezechiel (oder Hesekiel):

Über Ezechiel selber wissen wir nicht viel. Er gehörte zu den Priestern des alten Bundes. Normalerweise wurde dieses Amt im Bund des Sinais mit 30 Jahren auch voll ausgeübt. Das konnte Ezechiel nicht, da er zu den ersten Deportierten aus Juda gehörte und damals noch unter 30 Jahre alt war. Dadurch war es ihm unmöglich den priesterlichen Dienst im Tempel von Jerusalem auszuüben: Dieser Tempel in Jerusalem war 1'200 km von Babylon entfernt. Ezechiel wurde 597 vor Christus durch König Nebukadnezar mit König Jojachin uns seiner königlichen Familie und den führenden Bürger und Handwerker nach Babylon gezwungen. 

Seine Frau starb 586 vor Christus. Das war kurz bevor Babylon Jerusalem zerstörte.

Hierzu die Genfer Studienbibel:

"Wenn der Prophet, als er mit seinem prophetischen Dienst begann (1,1), 30 Jahre alt war und dieses Datum dem fünften Jahr des Exils von Jojachin entspricht (1,2 f.), dann war Ezechiel ungefähr 26 Jahre alt, als er in die Gefangenschaft geführt wurde. Das späteste Datum, das in dem Buch angegeben wird (26. April 571 v. Chr.; 29,17), zeigt, dass sein Dienst sich über mindestens 23 Jahre erstreckte, bis er ungefähr 50 Jahre alt war. Die Umstände seines Todes sind unbekannt."

"Ezechiel" bedeutet: "Gott stärkt" oder "Gott macht hart". 

Ezechiel prophezeit nicht nur Schlimmes, er erlebte auch einen grossen Teil des Niedergangs und Falls des assyrischen Reiches. Er sieht wie an deren Stelle das babylonische Reich unter König Nebukadnezar zur beherrschenden Macht wird. Babylonier und Chaldäer werden von der Bibel als austauschbare Begriffe verwendet. Babylon setzt sich dabei auch gegen Aegypten durch, auf das sich Juda verlassen hatte.

Das Buch kann man in drei Abschnitte aufteilen:

1. Abschnitt: Gericht über Juda und Jerusalem (1 bis 24) (Ich mit Kapitel 8 mitten in diesem schlimmen Gericht)

2. Abschnitt: Gericht über fremde Völker (25 bis 32)

3. Abschnitt: Segen für Juda und Jerusalem (33 bis 48)

Im Jul 593 vor Christus wird Ezechiel von Gott zum Propheten berufen. Ezechiel erlebte eine Theophanie, d.h. eine Erscheinung Gottes, die extrem erstaunlich war. In Ezechiel Kapitel 10 wird diese Erscheinung als Cherubim angesprochen. Die Herrlichkeit Gottes verwirrt mich. Sie wird oft Schekinah oder die Herrlichkeit der Schekinah genannt. Gott ist herrlich. Mir scheint aber auch: Gott ist nicht fassbar. Laut Genfer Studienbibel ist das Ziel Gottes seine Herrlichkeit. Aber wir können dies schnell missverstehen, denn wir vergessen oft, dass es dabei auch um die Göttliche Liebe geht. 

Wer kann dies begreifen? Hier nur ein Beispiel:

"Wo der Geist hingehen wollte, da gingen sie hin, wohin der Geist zu gehen willens war, und die Räder erhoben sich im Verein mit ihnen; denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern.
Wenn jene gingen, so gingen auch sie, und wenn jene stillstanden, standen auch sie still, und wenn jene sich von der Erde erhoben, so erhoben sich auch diese Räder vereint mit ihnen; denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern.
Und über den Häuptern des lebendigen Wesens war etwas dem Himmelsgewölbe gleich, wie der Anblick eines leuchtenden Kristalls, ausgebreitet oben über ihren Häuptern.
Und unter dem Himmelsgewölbe waren ihre Flügel ausgestreckt, einer zum andern hin; ein jedes hatte zwei Flügel, womit sie ihre Leiber auf der einen Seite, und zwei, womit sie sie auf der anderen Seite bedeckten.
Und ich hörte das Rauchen ihrer Flügel wie das Rauschen grosser Wasser und wie die Stimme des Allmächtigen. Wenn sie gingen, ..." (Ezechiel 1, 20 bis 24a)

oder

"Und über dem Himmelsgewölbe, das über ihren Häuptern war, sah es aus wie ein Saphirstein, wie die Gestalt eines Thrones. Auf dem Gebilde des Thrones aber sass eine Gestalt, anzusehen wie ein Mensch, oben darauf.
Ich sah auch wie den Schimmer von Golderz, wie das Aussehen eines Feuers inwendig ringsum; von der Gestalt seiner Lenden nach oben hin und von der Gestalt seiner Lenden nach unten hin sah ich wie die Gestalt des Feuers, und ein Glanz war rings um ihn her.
Wie der Bogen aussieht, der an einem Regentag in den Wolken erscheint, also war auch der Glanz ringsum anzusehen. So war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN. Als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht und hörte eine Stimme reden."  (Ezechiel 1,26 bis 28)

Hier wird auch der Auftrag von Ezechiel umschrieben. Zuerst ist es noch eine Botschaft der Warnung:

"Und du sollst hingehen zu den Gefangen, zu den Kindern deines Volkes, und sollst mit ihnen reden und zu ihnen sagen: So spricht Gott, der HERR! - sie mögen hören oder es bleiben lassen."    (Ezechiel 3,11)

Hilft das weiter? Wie kann Gott so wütend auf sein Volk sein, dass er es so straffen muss? 

Das Gesetz ist gut. Aber wir Menschen, die in Sünde gefallen sind, können es nicht erfüllen. Im Gegenteil: Paulus schreibt im Römerbrief: Das gute Gesetz Gottes reizt uns sogar zu noch mehr Sünde (s. Römer 7,7 bis 13).

"So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.
Hat nun das Gute mir den Tod gebracht? Das sei ferne! Sondern die Sünde hat, damit sie als Sünde offenbar werde, durch das Gute meinen Tod bewirkt, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot." (Römer 7,12 + 13)

In diesem Sinne treibt und das Gesetz auch zu Jesus Christus! Er ist die Lösung dieses Problems! 

"Ich elender Mensch! Wer wir mich erlösen von diesem Todesleib?
Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene nun ich selbst mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde." (Römer 7,24 und 25)    

Also sogar als Wiedergeborener ist der alte Adam immer noch da (wie es Luther sagte: Er kann den alten Adam nicht ersäufen: Er kann schwimmen.). 

Paulus umschreibt es so (besser ist es natürlich die ganzen Kapitel zu lesen):

"Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war - weil es durch das Fleisch kraftlos war -, das tat Gott , indem er seinen Sohn sandte in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verdammte, damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist."      (Römer 8,2 bis 4)

Das Fleisch, d.h. unsere menschlichen Möglichkeiten, können das Gesetz Gottes nicht erfüllen. Das konnte nur Jesus Christus, weil er Gott ist und nicht unter die Sünde verkauft, d.h. nicht unter der Erbsünde steht. Oder anders gesagt: Gott selber erfüllt die Bundeserfüllung, indem er den Fluch (die Strafe) für unseren Bundesbruch gegenüber Gott auf sich nimmt. Das Grandiose ist nun: Dass diese Gnade nicht nur für Israel/Juda gilt, sondern auch für uns Nicht-Juden! 

Und dieser Geist ist ein Geist der Freiheit und nicht der Knechtschaft! (Römer 8,15). Es ist schwer dies zu erklären, weil ich es selber kaum fassen kann. Bis Jesus zum zweiten Mal wiederkommt, besteht noch ein geistlicher Kampf in uns. Christus hat diesen schon lange für uns gewonnen und darum haben wir in Christus auch alles. Bedingungen ist aber für uns Wiedergeborenen: Das wir nicht nach dem Fleisch, d.h. nach unseren menschlichen Möglichkeiten (d.h. auch: nicht im Leistungsdenken), sondern im Geist, d.h. in Christus, in der Gnade, im Geschenk von Jesus Christus leben!

"Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird derselbe, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt." (Römer 8,11)

In Christus wirkt die Auferstehungskraft von Jesus Christus!

Noch hoffen wir darauf und sehen es noch nicht. (Römer 8,24 bis 25)
"Ebenso  kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe,. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist; denn er tritt für die Heiligen so ein, wie es Gott angemessen ist." (Römer 8,26 bis 27)

Gebet:
Lieber Heiland: Es ist so erschreckend, wie Du mit Deinem Volk, Deiner Kirche handeln musstest. In Dir Jesus Christus sehen wir die Gnade, die Barmherzigkeit und Liebe der Dreieinigkeit. Im Buch Ezechiel sehen wir, wie gerecht und heilig Dein Zorn ist. Wecke uns damit auf, dass wir sehen, dass es kein Kinderspiel mit der Sünde ist, sondern eine ewig tödliche Gefahr, die unser ewiges Unglück will. 
Lieber Heiland, gib jedem, der Dich noch nicht kennt, Deinen Geist, damit er innerlich neu werden darf und zu Dir Jesus Christus will, damit er bis in alle Ewigkeit glücklich in der Perichorese, der Liebe der Dreieinigkeit wird.
Hilf Ihnen und mir und uns allen, dass wir uns treu auf Dich verlassen. Denn bei Dir kommt alles gut. Täglich kommen wir als Sünder zu Dir, Jesus Christus und Du macht aus allem Unvollkommenen: schlechte wie gute Werke, etwas ewig Heiliges. Danke für diese Wunder! Danke für Deine Liebe zu mir, die ich nicht verdient habe. Danke hast Du mich geliebt und erwählt vor aller Zeit, vor Erschaffung der Welt. Und danke wirst Du mir auch die Kraft geben, dass ich bei Dir bleiben will. In Dir sind wir sicher, auch wenn die Welt um uns toben sollte. In Dir komme ich zur Ruhe, weil das Leistungsdenken obsolet wird. Und weil Du alles gut machst, lieber Heiland.

Amen.

Montag, 8. Juni 2020

Menschen der Reformation


André Gujer: Menschen der Reformation

Dieses Buch macht mir besonders Freude, da ich es selber geschrieben habe. Es erschien im Eigenverlag und wird auch vom Betanien-Verlag vertrieben: 
https://www.cbuch.de/gujer-menschen-der-reformation.html

Man findet Biografien der bedeutendsten Personen der Reformation - in einem Band!

Diese finden sich in ihren eigenen Kapiteln, aber auch zum Teil nach Kantonen und Ländern verteilt. Zudem gibt es eine kurze Zusammenfassung des Christentums bis zur Reformation, damit man das Geschehen im geschichtlichen Zusammenhang besser einreihen kann. Dies hilft gleichzeitig auch das Christentum besser zu verstehen. Als Ergänzung findet man eine Übersicht der Reformation und ihre Auswirkungen auf Demokratie, Wissenschaft und Moderne. Es wird auch die Frage gestellt, wie es in der Postmoderne mit dem Christentum weitergehen wird und was geschehen wird, wenn wir den Einfluss der Reformation verlieren sollten.  

Daher schreibe ich auf der Rückseite des Buches:


"Post tenebras Lux

„Nach der Dunkelheit Licht!“, war der Wahlspruch der Reformation. Darum trägt bis heute die Republik
Genf in ihrem Siegel diesen Wahlspruch in Latein: Post tenebras Lux. Martin Luther hat mit der Abfassung
seiner 95 Thesen am 31. Oktober 2017 die Reformation ausgelöst. Diese Entwicklung war selbst für
Martin Luther überraschend. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen an dieser Reformation beteiligt waren
und wie eine positive Veränderung aller Lebensbereiche angestossen wurde: Religion, Schulwesen,
Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, unveräusserliche Menschenrechte, Politik, Kunst usw.
Daher können wir mit der Geschichte der Reformation auch folgenden Fragen nachgehen:
Wie schaffen wir mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt?
Wie ist es möglich, dass wir ein Umfeld schaffen, dass eine grosse Erweckung zulässt?
Warum konnte die Reformation solche Veränderungen auslösen und einen Prozess in Gang bringen,
der die Gesellschaft nachhaltig und über Jahrhunderte positiv beeinflusste?
Warum löste die Reformation so viel Streit aus?
Wie kann eine christliche Gesellschaft in ihrer Unvollkommenheit und im Widerspruch zu ihren Idealen
funktionieren?
Warum ist die heutige Zeit so, wie sie ist?
Warum nimmt unser jüdisch-christliches Erbe im Westen von Jahr zu Jahr ab?
Wie schaffen wir Freiheit und Ordnung?
Wie kann aus der entstandenen Vielfalt so viel Freiheit und Ordnung in Vielfalt entstehen?
Wie können wir unsere Demokratie stärken?
Wie können wir innovativ, frei und in gesunden Grenzen unsere Wirtschaft, die Kunst, das Denken,
die Wissenschaft, die Politik und das Leben gestalten?
Martin Luther war ein Genie, der tiefe geistliche Wahrheiten in markigen Sprüchen zusammenfassen
konnte. Er war so prägnant biblisch, dass der Westen nicht mehr das war, was er vor ihm war.
Nach Luther gab es die Öffentlichkeit. Seine Predigten, Bücher und Lieder hallten durch das alte christliche
Abendland und befreite viele vom dunklen Aberglauben, in den sich das Christentum verirrt hatte.
1521 übersetzte Luther innert nur elf Wochen das Neue Testament auf Deutsch. Ein Meisterwerk der Bibelübersetzung,
das von nun an die deutsche Sprache prägen sollte. Seine Lieder waren Strassenfeger*,
die heute noch tief bewegen können. Seine Kreuzestheologie ist geniale Bibelauslegung.
Huldrych Zwingli war von Luthers Genie begeistert. Er sprach vom „weidlichen, fürtretenden Knecht
Christi, ein trefflicher Streiter Gottes, ein Herkules und David.“ während Luther in Zwingli wohl eher
einen Irrlehrer sah. Später wollte Johannes Calvin diese zwei reformatorischen Strömungen zusammenführen,
was ihm leider misslang.
Die Reformationszeit war leider keine Zeit des Himmels auf Erden. Das Aufwachen der Christenheit führte
zu vielen Reibungspunkten, zwischen Lutheranern, Reformierten, Täufern und Römisch-Katholischen
sowie auch nichtchristlichen Strömungen. Licht und Dunkelheit ging durch die Herzen und man muss
sich fragen, wie sich Christen so verhärten können. Selbst beim älteren Luther merkt man eine Enttäuschung
und eine gewisse Verbitterung über all das nicht Erreichte.
Wir werden Antworten finden.
Eines sei schon hier gesagt: Es war ein langer und schwerer Weg zu so viel Freiheit und Ordnung, wie es
der Westen (noch) kennt. Und es ist nicht selbstverständlich, dass dies so bleiben wird. Auch darum ist es
wichtig, sich mit der Reformation zu beschäftigen.
Am Anfang bietet der kurze Überblick über das Christentum eine Einführung über die Entstehung und
Entwicklungen des Christentums bis zur Reformation. Mit den Informationen nach der Reformationszeit
kann man damit die Reformation in einen grösseren geschichtlichen Rahmen einordnen.
Gerne bin ich auch bereit, Kritik entgegenzunehmen. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.

* Wären es Filme gewesen, könnte man von Blockbustern sprechen."

Dankbarkeit

„Das Leben anzupacken bedeutet immer zuerst Reflexion über Gutes, das in meinem Leben ist. Dankbarkeit ist der Wächter am Tor der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung.“

von Gabriel Marcel

Ein starker Satz eines Philosophen.

Dies erinnert mich an das Prinzip: Dass es unsere edelste Bestimmung ist, Gott bis in alle Ewigkeit zu geniessen (1. Frage im grossen Westminster Katechismus, s. Anhang). In Christus haben wir allen Grund  dankbar zu sein. Schwieriger wird es dann natürlich, wenn uns Gott an einen Punkt führt, wo wir nichts mehr Positives sehen können. Da hört jede positive philosophische Haltung auf. Die Bibel aber nimmt auch diese Situation auf. Zum Beispiel in gewissen Psalmen. Oder heute las ich in den Klageliedern über einen totalen Zerbruch (von Juda und Jerusalem durch die Babylonier.). Heute gibt es Menschen, welche von einem  Tag auf den anderen erfahren, dass sie Krebs haben. Ich kenne eine Mutter, die um ihre Tochter bangt, weil sie von Islamisten entführt wurde. Und es gibt noch schlimmere Schläge im Leben, die einem aus der Bahn werfen können. Es gibt definitiv auch solch grosse Traumas, indem man nichts Positives mehr sehen kann und es daher unmöglich erscheint, dankbar zu sein. Dann ist man wirklich scheinbar am Ende. Auch nach Gabriel Marcel ist man - laut dem oben zitierten Satz - dann wirklich am Ende, da man sich völlig den Kräften der Zerstörung ausgeliefert fühlt. Wer aber zu Jesus geht, bzw. bei Jesus bleibt, darf früher oder später Tröstung erfahren. Die Trauerarbeit braucht auch dann Zeit. So war es auch bei den Menschen von Juda und Jerusalem zur Zeit der Wegführung nach Babylon. Gott kann aus dem Schlimmsten etwas ewig Gutes machen. Das ist ja auch der eigentliche Sinn der Busse: Ich bringe meinen Mist zu Jesus Christus und er macht daraus ewig guten Dünger. (um in einem Bild zu sprechen).
Dabei stehen wir auch immer vor der Wahl, ob wir durch das Erlebte verbittern wollen oder barmherziger werden wollen. In der Trauer selber gibt es Momente, wo dies nicht beantwortet werden kann. Beispielweise musste ein Hiob im Buch Hiob mehrere Schläge aushalten. Auch am Ende des Buches wird nicht wirklich erklärt, warum er soviel erleiden musste und doch sieht man im Gesamtzusammenhang eine Reifung und Wendung, die ohne diese Herausforderung nicht möglich gewesen wäre. Aber dies alles ist einfach zu sagen, wenn man nicht in solch grossem Unglück steht. Daher hoffe ich, dass jeder, der das list (mich inklusive), sich an Jesus Christus festhalten kann und dann zu gegebener Zeit auch die Barmherzigkeit wählen kann. Dann gibt es auch früher der später den Raum für Dankbarkeit, weil wir dann auch wirklich "be-greifen", für was wir dankbar sein dürfen. Und dann gilt der Satz von Herrn Gabriel Marcel doch wieder: Dankbarkeit tut uns gut.

Es ist etwas sehr Erstaunliches, wie unterschiedlich Menschen mit Leid umgehen. Es gibt sehr verbitterte, aber auch sehr grossherzige und barmherzige Menschen, die viel Leid ertragen mussten.

Anhang:

1. Frage (grosser Westminster Katechismus):

Was ist die vornehmste und höchste Bestimmung de Menschen?

Antwort:

Die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und ihn vollkommen zu geniessen in alle Ewigkeit.

Die zweite Frage ist auch interessant:

2. Frage: Woraus geht hervor, dass es einen Gott gibt?

Antwort:

Das eigene Licht der Natur im Menschen und die Werke Gottes zeigen deutlich, dass es einen Gott gibt. ABER allein sein Wort und Geist offenbaren IHN hinlänglich UND wirksam den Menschen ZUR Seligkeit.

3. Frage: Was ist das Wort Gottes?

Antwort:

Die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments ist das Wort Gottes, die alleinige Richtschnur für den Glauben und Gehorsam.

4. Frage: Woraus geht hervor, dass die Schrift das Wort Gottes ist?

Antwort:

Die Schrift bekundet selbst, dass sie das Wort Gottes ist, durch ihre Erhabenheit und Reinheit, durch die Übereinstimmung aller Teile und den Zweck des Ganzen, welcher ist, Gott alle Ehre zu geben, durch ihr Licht und ihre Kraft, die Sünder zu überführen und zu bekehren, die Gläubigen zu rösten und zu erbauen zur Seligkeit. Aber der Geist Gottes, der durch die Schrift und mit ihr im Herzen des Menschen Zeugnis gibt. ist allein imstande, es völlig zu überzeugen, dass sie das wahre Wort Gottes ist.

Darum darf man auch Jesus im Gebet bitten, dass er uns die Bibel, während wir sie lesen, auch verstehen können. Gute Kommentare und Predigten, welche den Zusammenhang erklären, helfen dabei, schneller die Zusammenhänge zu verstehen. Historisches Hintergrundmaterial helfen natürlich auch, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Dabei sollte man aber acht geben, ob in den Sachverhalten auch wirklich Sachverhalte weitergegeben werden und nicht schon ein gewisses Wunschdenken. Oder mit anderen Worten: Das Ziel muss eine Exegese sein und keine Eisegese (= Ziel muss immer eine Auslegung sein anstelle eine "Hineinlegung" Oder anders gesagt: Das Ziel muss - wie bei jedem anderen Buch sein - dass man das Buch so versteht, wie es der Verfasser gemeint hat. Ob man damit einverstanden ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Nur so werden wir dem Text gerecht. Und wie bei jedem anderen Text, können wir auch nur so Neues lernen, selbst wenn  wir der Aussage nicht zustimmen können oder wollen. Bei der Bibel ist es natürlich noch wichtiger, dass es eine Bibel bleibt, damit wir Gottes  Stimme hören können und nicht nur unsere Meinung.)


Sonntag, 7. Juni 2020

Klagelieder

Klagelieder
ist ein Buch, dass im Alten Testament auf das Buch von Jeremia folgt. Während Jeremia im Buch Jeremia vor der Zerstörung und Verbannung Jerusalems und Juda warnt, verarbeitet das Buch der Klagelieder dieses Unglück.

"Wie soll ich dir zusprechen, du Tochter Jerusalem? 
Wem sol ich dich vergleichen?
Womit soll ich dich beruhigen und trösten, du Jungfrau, Tochter Zion?
Denn dein Schaden ist so gross wie das Meer!
Wer kann dich heilen?

Deine Propheten haben dir erlogenes und fades Zeug gepredigt 
und haben deine Missetat nicht aufgedeckt, 
um dadurch deine Gefangenschaft abzuwenden,
sondern sie haben dir betrügerische und verführerische Orakel gegeben.
Alle, die des Weges vorübergehen, schlagen die Hände über dir zusammen, zischen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem:
'Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschönste, die Wonne der ganzen Erde?'
Alle deine Feinde sperren ihr Maul gegen dich auf, zischen und knirschen mit den Zähnen und sagen: 
'Jetzt haben wir sie vertilgt!
Das ist der Tag, auf den wir hofften, wir haben ihn erlebt und gesehen!'
Der HERR hat vollbracht, was er sich vorgenommen; er hat seine Drohung ausgeführt, die er von alters her hat verkündigten lassen;
er hat schonungslos zerstört;
er hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Widersacher erhöht. -"

(Klagelieder 2,13 - 17)

Der Zorn Gottes ist schrecklich, auch für die Gemeinde Gottes, wenn sie nicht in der Gnade leben will, sondern unter der Sünde. Denn der Sünde Sold ist der Tod. Auch wenn versklavte Menschen ihren Sklaventreiber nicht als das bezeichnen wollen! "Deine Propheten haben dir erlogenes und fades Zeug gepredigt und haben deine Missetaten nicht aufgedeckt." (s. Klagelieder 2,14). Warum? "... um dadurch  deine Gefangenschaft abzuwenden, sondern sie haben dir betrügerische und verführerische Orakel gegeben."

Beten wir darum, dass wir die Erweckungshemmer erkennen, damit wir sie vor Christus bringen. Beten wir um den Heiligen  Geist, damit wir ein neues Herz bekommen, dass zu Christus gehen will, um dort unsere Sünden abzuladen. Zur Zeit Jeremias hatte die Kirche noch nicht die ganze Bibel, wie wir heute. Sie hatten auch noch nicht gesehen, wie Jesus Christus für ihre Sünden gestorben ist. Sie hatten auch noch nicht Pfingsten, die Ausgiessung des Heiligen Geistes auf alle Gläubigen erlebt. Trotzdem hätten auch sie in den Vorabbildern  davon in der Gnade Gottes leben können (und das sehen wir ja auch ganz konkret. Denken wir nur an König David.) Wir aber haben durch Jesus Christus noch viel klarer die Gnade Gottes, sein Geschenk vor uns: Weder Gesetzlichkeit noch Gesetzlosigkeit, sondern die Gnade Gottes, die nicht wider das Gesetz ist, sondern das Gesetz erfüllt! 

Wie viel schlimmer und undankbarer wären wir heute, wenn wir nicht unter der Gnade Gottes leben wollten? 

Gebet
Lieber Heiland: Bitte hilf uns, dass wir zu Dir, Jesus Christus kommen. Als Sünder kommen wir, damit Du uns vergibst, reinigst, zu Kindern Gottes machst und uns Gott heiligst. Wir verehren Dich. Wir danken Dir für Deine Heldentat, dass Du Dich zu uns erniedrigst hast. Das Du Dich von uns beleidigen und quälen liessest. Damit hast Du meine Sünde, meine Krankheit und mein Fluch bis ans Kreuz getragen. Du bist für uns dort auf Golgatha gestorben UND wieder auferstanden. So komm mit dieser Auferstehungskraft und erneuere uns. Verbanne uns nicht, sondern heile uns. Gibt uns Prediger, die die Sünde aufecken, damit wir diese Dir geben dürfen und davon frei werden. Damit wir geheilt werden!
Danke willst Du uns dann in der Heiligung voranbringen, indem wir immer mehr erkennen, wie heilig und gut Du bist und wie weit wir davon entfernt sind und Deine Heiligung brauchen. Du aber, liebst uns und machst alles gut, wenn wir in dir bleiben Jesus Christus. Hilf und regiere Du in uns, damit wir wirklich frei und glücklich werden!

Amen.