Samstag, 11. Oktober 2014

4. Mose 10 - 12

4. Mose 10 -12

4. Mose oder Numeri (lateinisch: ) oder bëmidbar (hebräisch: in der Wüste), was treffender ist.

Im 10. Kapitel wird die Organisation des Volkes Gottes, Israel abgeschlossen und es wird begonnen das folgende Geschehen beschrieben. Als erstes der Aufbruch in die Wüste Paran, von wo aus das versprochene Land eingenommen hätte werden sollen.
Interessant ist, wie sich in diesem Umfeld Mose benommen hat. Im 11. Kapitel wird berichtet, wie Gottes Volk sich  bei Gott beklagt: „Als de HERR das hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN brannte unter ihnen und verzehrte das Ende des Lagers. Da schrie das Volk zu Mose. Und Mose bat den HERRN. Da erlosch das Feuer.“ (4. Mo 1b -3)

Schrecklich, wie Gott reagiert. Spüren wir diesen heiligen Schrecken über Gottes Heiligkeit, auch wenn wir Gott hier vielleicht nicht verstehen können?

Um Gottes Reaktion zu verstehen, müssen wir den Zusammenhang seiner Wut verstehen. Eigentlich benimmt sich hier Gottes Volk ziemlich töricht. Gott hat sie aus der Sklaverei befreit und sie haben jede Menge Wunder erlebt. Anstelle darin Gottes Liebe und Fürsorge zu erkennen und ihm dafür zu danken und Ehre zu geben, reagieren sie wie undankbare Nörgler.

Nun ist es einfach mit dem Finger auf sie zu zeigen. Handle ich aber manchmal nicht auch so? Bin ich mir in Schwierigkeiten immer bewusst, dass mich Gott durchträgt, wie er es immer wieder gemacht hat oder beginne ich einfach Gott undankbare Vorwürfe zu machen? Hier könnte helfen, wenn man sich bewusst machte, was Gott alles für mich tut und tat. Wenn dies auch nicht ausreicht, darf man sicherlich in seiner Not zu Gott schreien. Jesus selber sagte, dass selbst menschliche Väter ihren Kindern Gutes geben, wenn sie bitten. Aber hier ist es ja nicht nur eine Bitte der Kinder Gottes, sondern ein „Zwängele“ (Schweizerdeutsch für Trotzphase der Kinder). Gott musste etwas dagegen tun. Und Gott kann einem dabei ernsthaft erschrecken. Wir können insofern davon profitieren, dass wir uns bewusst machen, dass die Heiligkeit Gottes Furcht erregend ist. (Zum Glück ist Gott nicht nur heilig und mächtig, sondern auch voller Liebe und barmherzig.)
Gottes Barmherzigkeit zeigt sich dann ja auch sofort, als Mose ihn bittet.

Doch die Geschichte ist nicht fertig. Die Einstellung des Volkes Gottes hat sich noch nicht geändert. Und so wiederholen sie ihre undankbare Nörgelei.

Nun wird es auch Mose zuviel. Er, der sich bis jetzt für Gottes Volk eingesetzt hat, kommt an seine Grenzen. Hören wir, wie es war und denen wir daran, es geht darum, dass sie mit dem Essen, was ihnen Gott gibt nicht zufrieden waren. Sie hatten alles zu genüge (Freiheit anstelle Sklaverei, Essen, Gemeinschaft, Schutz, gute Gesetze, Kinder, Schätze aus Aegypten usw.), sie wollten aber auch noch Fleisch haben:

„Als nun Mose das Volk weinen hörte, in jeder Familie einen jeden an der Tür seiner Hütte, da entbrannte der Zorn des HERRN sehr, und es missviel auch Mose.
Und Mose sprach zum HERRN: Warum tust du so übel an deinem Knecht? Und warum finde ich nicht Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst?“ (4 Mo 11,10+11).

Es wäre doch nicht mehr lange gegangen und sie wären im verheissenen Land gewesen. Nur noch etwas Geduld + Dankbarkeit für das, as sie schon alles hatten: Freiheit, Familie, Gemeinschaft, kein Hunger sondern von allem genug, kein Stress, Reichtümer aus Aegypten usw.).

„Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen; denn es ist mir zu schwer. Und so du also mit mir tun willst, so töte mich lieber, habe ich anders Gnade vor deinen Augen gefunden,  dass ich mein Unglück nicht mehr ansehen muss?“ (4. Mo 11,14+15)

Mose ist fertig. Es wird ihm alles zuviel. Er glaubt, man kann machen, was man will, es verändert sich doch nicht. In 11,11 nennt sich Mose ein Knecht von Gott und also solcher kann er nicht mehr. In dieser Not von Mose reagiert nun Gott ganz anders. Gott wird hier nicht zornig, sondern hat Verständnis. Es ist keine undankbare Nörgelei, sondern eine echte Ueberforderung. Gott hilft ihm dann auch sofort und stellt ihm 70 Aelteste zur Seite, die „so will ich herabkommen und daselbst mir dir reden, und von dem Geiste, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, dass sie samt dir die Last des Volkes tragen, dass du dieselbe nicht allein tragest.“ (4. Mo 11,17)

Das Wirken des Heiligen Geistes ist dabei herrlich, die Aeltesten „weissagten aber nicht fortgesetzt.“ (4 Mo 11,27). Selbst zwei Aelteste, die nicht mit den anderen zu Mose gingen, sondern zu Hause blieben wurden verzückt (4. Mo 11,26). Daraufhin wollte Josua diesen zweien das Sein im Heiligen Geiste verbieten. „Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du für mich? Ach, dass doch alles Volk des HERRN weissagte, möchte der HERR seinen Geist über sie geben!“ (4. Mo 11,29)
Mose sehnte sich danach, dass alle Gläubigen im Heiligen Geist leben könnten. Noch war es nicht diese Zeit, dass erfüllte sich an Pfingsten. In der Zeit des Bundes am Sinai sprach Gott nur mit Mose so deutlich und „Mündlich rede ich mit ihm und von Angesicht und nicht rätselhaft, und er schaut die Gestalt des HERRN.“ (4. Mo 12,8). 
Dazu Genfer Studienbibel:
„Keine andere Gestalt des Alten Testaments hatte ein so vertrautes Verhältnis zu Gott wie Mose, aber diese Beschreibung betont ihrerseits das noch grössere Vorrecht eines Menschen, der an Jesus Christus glaubt: In Jesus Christus wird die Herrlichkeit von Gottes Güte und Barmherzigkeit den Gläubigen durch den Heiligen Geist grossartig gezeigt, was selbst Mose in diesem Ausmass nicht von Gott sehen bekam (2.M o 33,19 f.; Joh 1,14; 2. Kor 3,18)… Aber auch derjenige, der an Jesus Christus glaubt, blickte nach vorne, voraus auf eine noch grössere visio Die (Anblick Gottes) – wenn er Christus ‚von Angesicht zu Angesicht‘ sehen wird (1. Kor 13,12; Offb 22,4)“ (Seite 253)

Hier sehen wir auch, wie einzigartig unsere Stellung als Gläubige in Christus ist. Mir hat schon einmal ein Aeltester gesagt, er wolle wie Mose führen. – Ich musste schwer schlucken. Denn er meinte offensichtlich damit nicht, dass er für die Menschen vor Gott eintritt, sondern dass er die einzigartige Stellung von Mose vor Gott innehabe. Eine Art Papst der Gemeinde. Nun habe ich gehört, dass es solche Meinungen immer wieder  gebe. Diese Haltung übersieht aber

1., dass Moses Amt einzigartig war.

2. Das Mose sehr demütig war (s. auch weiter unten) und sich nicht dadurch einen Wert gab.

3. Das er am liebsten alle Gläubige vertraut mit Gott gesehen hätte. Er litt an der Unselbständigkeit der Gläubigen, dass sich im Misstrauen gegenüber Gott äusserte.

4. Seit Pfingsten sind alle Gläubige Priester und Priesterinnen. Darum sollte es nun möglich sein, dass die Hirten, die Gläubigen in ein reifes Christsein begleiten. Zur Reife gehört, dass man von Gott abhängig ist und nicht von Menschen, auch nicht von den Hirten. Den Hirten soll man für ihr Dienen dankbar sein und ihnen dafür den gebührenden Respekt zollen. (Dazu gehört auch ein positiv kritisches mithelfen ohne damit ihre Funktion in Frage zu stellen. Denn auch Hirten/Leiter müssen Gelegenheit zum Fehler machen und somit Lernen haben.)

5. Alle Menschen sind gleichwertig. Unter den Erwählten (= Gläubigen) sind alle gleichwertig, nur die Funktion ist unterschiedlich. Innerhalb der von Gott gegebenen Funktion sollen wir gehorsam sein. Aber eine Ueberschreitung dieser Funktion ist ein Machtmissbrauch. Dafür ist Mose übrigens auch ein gutes Beispiel: Nur einmal führt er nicht genau aus, was Gott will und schon darf Mose nicht mehr ins verheissene Land! Ich frage mich, ob jene, die wie Mose leiten wollen, sich ebenfalls so wie Mose unter Gottes Stränge beugen wollen oder ob es nicht vielmehr eine Ausrede ist, um in den egoistischen und selbstverliebten Träumen über die von Gott geliebten Menschen zu herrschen. Calvin und Bullinger beschrieben diese Haltung mit starken Worten, denn Diener sollten Diener sein!!!

In 4. Mo 11,21 bezweifelt sogar Mose, ob Gott 600‘000 Mann Fussvolk Fleisch verschaffen kann. Gottes Antwort ist eindeutig: „Ist denn die Hand des HERRN verkürzt? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort eintreffen wird vor dir oder nicht!“ (4. Mo 11,23)

Vorher kann man lesen, wie sich Gott aufregt und sagt:

„und ihr sollt nicht bloss einen Tag lang essen, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, sondern einen ganzen Monat lang, bis es euch zur Nase herausgeht und euch zum Ekel wird, darum, dass ihr den HERRN, der mitten unter euch ist, verworfen habt; weil ihr vor ihm geweint und gesagt habt: ‚Warum sind wir aus Aegypten gezogen?‘“ (4. Mo 19+ 20)

Gott scheint ziemlich wütend zu sein. Er wird ja auch sehr unfair von seinem Volk behandelt. Sie tun so, als ob sie es in er Sklaverei Aegyptens besser gehabt hätten, als unter seiner Führung. Das ist gemein und ungerecht von den Gläubigen. Gott ist verletzt und wütend. Es ist dann auch so, dass er nur einen Tag Wachteln sendet. Denn dann entbrennt Gottes Zorn:

„Als aber das Fleisch noch unter ihren Zähnen und noch nicht verzehrt war, da entbrannte der Zorn des HERRN über das Volk, und der HERR schlug sie mit einer grossen Plage. Daher hiessen sie denselben Ort Lustgräber, weil man daselbst das lüsterne Volk begrub. Von den Lustgräbern aber zog das Volk aus und blieb zu Hazerot.“ (4. Mo. 33-35).

Gott sei Dank, dass wir Christus haben, der uns vor dem Zorn Gottes beschützt. Wie oft müsste bei uns Gott so einschreiten: Danke lieber Heiland, rettest Du uns vor dem Zorn Gottes! Und wir wissen ja, Gott der Vater, er selber hat dies so geplant, damit er sich uns nicht nur mit seiner Macht und Gerechtigkeit zeigen kann, sondern auch mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. In Christus kommst Du lieber Vater uns so weit entgegen, dass Du Dich vor uns Egoisten und Sünder beugst, auslachen und anspeien lässt, damit Du uns aus unserer Dummheit, Sündhaftigkeit und Blindheit befreist. Danke lieber Heiland!“

Später dann, Kapitel 12 muss sich Mose von seinen Geschwistern, Aaron und Mirjam in Frage stellen lassen. „Aber Mose war ein sehr sanftmütiger Mann, sanftmütiger als alle Menschen auf Erden. (4. Mo 3b). Eine erstaunliche Beschreibung für einen Leiter und von Gott eingesetzten Gesetzgeber. Danach spricht Gott „plötzlich“ zu Mose, Aaron und Mirjam. Und wieder tritt Gott Furcht erregend auf. Sofort setzt sich Mose für Mirjam ein: „Ach Gott, heile sie!“ (4. Mo 12,13b) Mose hat seine Position nicht verteidigt. Gott aber schritt fürchterlich ein. Und Mose trat dann sofort wieder für die Rebellin Mirjam ein. Was für ein Leiter war doch Mose. Hoffen wir, beten wir um solche Leiter. Leiter, die nicht um ihrer Selbstwillen leiten. Oder zumindest, dass sie merken, dass dieser Hang in ihnen Gott nicht ehrt und sie diese sündige Motivation zur Leitung immer wieder Gott hingeben, damit er etwas Gutes daraus macht. Leider sind wir ja auch als Christen gerecht und sünder zugleich. Daher ist alles was wir tun, auch die besten Werken mit etwas Sünde kontaminiert. Darum sollen wir nicht aufhören Gutes zu tun, sondern Gutes tun und die Sünde darin von Gott entkontaminieren lassen. David machte dies auch immer wieder. Und wenn er sich keiner Sünde bewusst war, bat er darum, dass Gott ihm die unerkannte und verborgene Sünde vergeben soll. Und in Christus hat uns Gott ganz fest zugesprochen, dass er uns vergibt. Täglich. So wie wir täglich 7 x 77 vergeben, vergibt uns auch Gott 7 x 77.

Benützen wir diese Gnade nicht, um unsere Sündhaftigkeit ausleben zu wollen. Paulus warnt ganz konkret in Römer 7,15 und 16 davor. Denn die Sünde wird uns versklaven. Und wie einst Israel in der Wüste sich belügt hat, dass es ihnen unter der Sklaverei Aegyptens besser gegangen sei, genau so gaukelt uns die Sünde vor, dass wir es unter der Sünde besser hatten / hätten , als in der Freiheit mit Gott. Dies ist ein alt bekanntes Problem. Bereits Adam und Eva liessen sich so verführen. Dahinter steckt ein Misstrauen gegenüber Gott, dass er für uns nicht das Beste wollte.

Darum lasst uns immer wieder zu Christus fliehen, der der Anfänger und Vollender unseres Glaubens an Gott ist. In Christus können wir so fröhliche Sünder sein, weil wir wissen, wir sind nicht aus unserem Willen, aus unseren Kräften gerettet, sondern weil Gott uns will und weil seine Kraft es schaffen wird.

Warum hat Gottes Volk in der Wüste nicht ein klein wenig mehr Geduld gehabt und warum haben sie nicht erkannt, für was sie alles danken hätten können?

Gott hilf uns, dass wir nicht den gleichen Fehler machen: Lass uns dankbar sein, für alles was Du tatest und gerade jetzt für uns tust. Gib uns Geduld und Weisheit, zu erkennen, was wirklich real ist. Was wirklich wichtig ist. Es ist nicht das „Fleisch-Essen“. Wir haben viel mehr von Dir erhalten. Danke Herr AMEN!“

Nochmals kurz zurück zu Mose. Mose verstand sich, als:

-          ein Knecht Gottes (kein Pascha, kein selbstverliebter sich umschmeichelnd wollender Tyrann sondern ein Diener Gottes und des Volkes Gottes!) (4. Mo 11,11)

-          Moses Leitung und Hirtendienst war nicht für ihn, sondern ein Dienen für die Gläubigen. Darum litt er darunter und setzte sich auch immer wieder für  sie ein (z.Bsp: 4. Mo 11,2)

-          Er hemmte die persönliche Entwicklung und Nähe der Gläubigen zu Gott nicht, damit er sie abhängig von sich machte (Machtmissbrauch?) Er hätte am liebsten gesehen, dass alle so Nahe an Gott waren, wie er es war (4. Mo 11,29).

-          Mose war sanftmütig (4. Mo 12,3) Er hat seine Position vor Gott nicht verteidigt. Vermutlich wäre er bereit gewesen, zurückzutreten. Mose war nicht machthungrig. Mose war auch nicht nachtragend. Nachdem Gott sein Amt verteidigte, setzt sich Mose sofort für seine rebellierende Schwester ein (4. Mo 12,13b:) „Ach Gott, heile sie!

11.10.14 Zur Gottes Ehre (Gott reinige, was an meiner Motivation sündig ist, als ich das schrieb. Danke lieber Heiland, hast Du das gemacht.)


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