4. Mose 10 -12
4. Mose oder Numeri (lateinisch: ) oder bëmidbar (hebräisch:
in der Wüste), was treffender ist.
Im 10. Kapitel wird die Organisation des Volkes Gottes,
Israel abgeschlossen und es wird begonnen das folgende Geschehen beschrieben.
Als erstes der Aufbruch in die Wüste Paran, von wo aus das versprochene Land
eingenommen hätte werden sollen.
Interessant ist, wie sich in diesem Umfeld Mose benommen
hat. Im 11. Kapitel wird berichtet, wie Gottes Volk sich bei Gott beklagt: „Als de HERR das hörte,
entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN brannte unter ihnen und verzehrte
das Ende des Lagers. Da schrie das Volk zu Mose. Und Mose bat den HERRN. Da
erlosch das Feuer.“ (4. Mo 1b -3)
Schrecklich, wie Gott reagiert. Spüren wir diesen heiligen
Schrecken über Gottes Heiligkeit, auch wenn wir Gott hier vielleicht nicht
verstehen können?
Um Gottes Reaktion zu verstehen, müssen wir den Zusammenhang
seiner Wut verstehen. Eigentlich benimmt sich hier Gottes Volk ziemlich
töricht. Gott hat sie aus der Sklaverei befreit und sie haben jede Menge Wunder
erlebt. Anstelle darin Gottes Liebe und Fürsorge zu erkennen und ihm dafür zu
danken und Ehre zu geben, reagieren sie wie undankbare Nörgler.
Nun ist es einfach mit dem Finger auf sie zu zeigen. Handle
ich aber manchmal nicht auch so? Bin ich mir in Schwierigkeiten immer bewusst,
dass mich Gott durchträgt, wie er es immer wieder gemacht hat oder beginne ich
einfach Gott undankbare Vorwürfe zu machen? Hier könnte helfen, wenn man sich
bewusst machte, was Gott alles für mich tut und tat. Wenn dies auch nicht ausreicht,
darf man sicherlich in seiner Not zu Gott schreien. Jesus selber sagte, dass
selbst menschliche Väter ihren Kindern Gutes geben, wenn sie bitten. Aber hier
ist es ja nicht nur eine Bitte der Kinder Gottes, sondern ein „Zwängele“
(Schweizerdeutsch für Trotzphase der Kinder). Gott musste etwas dagegen tun.
Und Gott kann einem dabei ernsthaft erschrecken. Wir können insofern davon
profitieren, dass wir uns bewusst machen, dass die Heiligkeit Gottes Furcht
erregend ist. (Zum Glück ist Gott nicht nur heilig und mächtig, sondern auch
voller Liebe und barmherzig.)
Gottes Barmherzigkeit zeigt sich dann ja auch sofort, als
Mose ihn bittet.
Doch die Geschichte ist nicht fertig. Die Einstellung des
Volkes Gottes hat sich noch nicht geändert. Und so wiederholen sie ihre
undankbare Nörgelei.
Nun wird es auch Mose zuviel. Er, der sich bis jetzt für
Gottes Volk eingesetzt hat, kommt an seine Grenzen. Hören wir, wie es war und
denen wir daran, es geht darum, dass sie mit dem Essen, was ihnen Gott gibt
nicht zufrieden waren. Sie hatten alles zu genüge (Freiheit anstelle Sklaverei,
Essen, Gemeinschaft, Schutz, gute Gesetze, Kinder, Schätze aus Aegypten usw.),
sie wollten aber auch noch Fleisch haben:
„Als nun Mose das Volk weinen hörte, in jeder Familie einen jeden
an der Tür seiner Hütte, da entbrannte der Zorn des HERRN sehr, und es missviel
auch Mose.
Und Mose sprach zum HERRN: Warum tust du so übel an deinem
Knecht? Und warum finde ich nicht Gnade vor deinen Augen, dass du die Last
dieses ganzen Volkes auf mich legst?“ (4 Mo 11,10+11).
Es wäre doch nicht mehr lange gegangen und sie wären im
verheissenen Land gewesen. Nur noch etwas Geduld + Dankbarkeit für das, as sie
schon alles hatten: Freiheit, Familie, Gemeinschaft, kein Hunger sondern von
allem genug, kein Stress, Reichtümer aus Aegypten usw.).
„Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen; denn es ist
mir zu schwer. Und so du also mit mir tun willst, so töte mich lieber, habe ich
anders Gnade vor deinen Augen gefunden,
dass ich mein Unglück nicht mehr ansehen muss?“ (4. Mo 11,14+15)
Mose ist fertig. Es wird ihm alles zuviel. Er glaubt, man
kann machen, was man will, es verändert sich doch nicht. In 11,11 nennt sich
Mose ein Knecht von Gott und also solcher kann er nicht mehr. In dieser Not von
Mose reagiert nun Gott ganz anders. Gott wird hier nicht zornig, sondern hat Verständnis.
Es ist keine undankbare Nörgelei, sondern eine echte Ueberforderung. Gott hilft
ihm dann auch sofort und stellt ihm 70 Aelteste zur Seite, die „so will ich
herabkommen und daselbst mir dir reden, und von dem Geiste, der auf dir ist,
nehmen und auf sie legen, dass sie samt dir die Last des Volkes tragen, dass du
dieselbe nicht allein tragest.“ (4. Mo 11,17)
Das Wirken des Heiligen Geistes ist dabei herrlich, die
Aeltesten „weissagten aber nicht fortgesetzt.“ (4 Mo 11,27). Selbst zwei
Aelteste, die nicht mit den anderen zu Mose gingen, sondern zu Hause blieben
wurden verzückt (4. Mo 11,26). Daraufhin wollte Josua diesen zweien das Sein im
Heiligen Geiste verbieten. „Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du für mich? Ach,
dass doch alles Volk des HERRN weissagte, möchte der HERR seinen Geist über sie
geben!“ (4. Mo 11,29)
Mose sehnte sich danach, dass alle Gläubigen im Heiligen
Geist leben könnten. Noch war es nicht diese Zeit, dass erfüllte sich an
Pfingsten. In der Zeit des Bundes am Sinai sprach Gott nur mit Mose so deutlich
und „Mündlich rede ich mit ihm und von Angesicht und nicht rätselhaft, und er
schaut die Gestalt des HERRN.“ (4. Mo 12,8).
Dazu Genfer Studienbibel:
„Keine andere Gestalt des Alten Testaments hatte ein so
vertrautes Verhältnis zu Gott wie Mose, aber diese Beschreibung betont
ihrerseits das noch grössere Vorrecht eines Menschen, der an Jesus Christus glaubt:
In Jesus Christus wird die Herrlichkeit von Gottes Güte und Barmherzigkeit den
Gläubigen durch den Heiligen Geist grossartig gezeigt, was selbst Mose in
diesem Ausmass nicht von Gott sehen bekam (2.M o 33,19 f.; Joh 1,14; 2. Kor
3,18)… Aber auch derjenige, der an Jesus Christus glaubt, blickte nach vorne,
voraus auf eine noch grössere visio Die (Anblick Gottes) – wenn er Christus ‚von
Angesicht zu Angesicht‘ sehen wird (1. Kor 13,12; Offb 22,4)“ (Seite 253)
Hier sehen wir auch, wie einzigartig unsere Stellung als
Gläubige in Christus ist. Mir hat schon einmal ein Aeltester gesagt, er wolle
wie Mose führen. – Ich musste schwer schlucken. Denn er meinte offensichtlich
damit nicht, dass er für die Menschen vor Gott eintritt, sondern dass er die
einzigartige Stellung von Mose vor Gott innehabe. Eine Art Papst der Gemeinde.
Nun habe ich gehört, dass es solche Meinungen immer wieder gebe. Diese Haltung übersieht aber
1., dass Moses Amt einzigartig war.
2. Das Mose sehr demütig war (s. auch weiter unten) und sich
nicht dadurch einen Wert gab.
3. Das er am liebsten alle Gläubige vertraut mit Gott
gesehen hätte. Er litt an der Unselbständigkeit der Gläubigen, dass sich im
Misstrauen gegenüber Gott äusserte.
4. Seit Pfingsten sind alle Gläubige Priester und
Priesterinnen. Darum sollte es nun möglich sein, dass die Hirten, die Gläubigen
in ein reifes Christsein begleiten. Zur Reife gehört, dass man von Gott
abhängig ist und nicht von Menschen, auch nicht von den Hirten. Den Hirten soll
man für ihr Dienen dankbar sein und ihnen dafür den gebührenden Respekt zollen.
(Dazu gehört auch ein positiv kritisches mithelfen ohne damit ihre Funktion in
Frage zu stellen. Denn auch Hirten/Leiter müssen Gelegenheit zum Fehler machen
und somit Lernen haben.)
5. Alle Menschen sind gleichwertig. Unter den Erwählten (=
Gläubigen) sind alle gleichwertig, nur die Funktion ist unterschiedlich.
Innerhalb der von Gott gegebenen Funktion sollen wir gehorsam sein. Aber eine
Ueberschreitung dieser Funktion ist ein Machtmissbrauch. Dafür ist Mose
übrigens auch ein gutes Beispiel: Nur einmal führt er nicht genau aus, was Gott
will und schon darf Mose nicht mehr ins verheissene Land! Ich frage mich, ob
jene, die wie Mose leiten wollen, sich ebenfalls so wie Mose unter Gottes
Stränge beugen wollen oder ob es nicht vielmehr eine Ausrede ist, um in den
egoistischen und selbstverliebten Träumen über die von Gott geliebten Menschen zu
herrschen. Calvin und Bullinger beschrieben diese Haltung mit starken Worten,
denn Diener sollten Diener sein!!!
In 4. Mo 11,21 bezweifelt sogar Mose, ob Gott 600‘000 Mann
Fussvolk Fleisch verschaffen kann. Gottes Antwort ist eindeutig: „Ist denn die
Hand des HERRN verkürzt? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort eintreffen wird
vor dir oder nicht!“ (4. Mo 11,23)
Vorher kann man lesen, wie sich Gott aufregt und sagt:
„und ihr sollt nicht bloss einen Tag lang essen, nicht zwei,
nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, sondern einen ganzen Monat
lang, bis es euch zur Nase herausgeht und euch zum Ekel wird, darum, dass ihr
den HERRN, der mitten unter euch ist, verworfen habt; weil ihr vor ihm geweint
und gesagt habt: ‚Warum sind wir aus Aegypten gezogen?‘“ (4. Mo 19+ 20)
Gott scheint ziemlich wütend zu sein. Er wird ja auch sehr
unfair von seinem Volk behandelt. Sie tun so, als ob sie es in er Sklaverei
Aegyptens besser gehabt hätten, als unter seiner Führung. Das ist gemein und
ungerecht von den Gläubigen. Gott ist verletzt und wütend. Es ist dann auch so,
dass er nur einen Tag Wachteln sendet. Denn dann entbrennt Gottes Zorn:
„Als aber das Fleisch noch unter ihren Zähnen und noch nicht
verzehrt war, da entbrannte der Zorn des HERRN über das Volk, und der HERR
schlug sie mit einer grossen Plage. Daher hiessen sie denselben Ort Lustgräber,
weil man daselbst das lüsterne Volk begrub. Von den Lustgräbern aber zog das
Volk aus und blieb zu Hazerot.“ (4. Mo. 33-35).
Gott sei Dank, dass wir Christus haben, der uns vor dem Zorn
Gottes beschützt. Wie oft müsste bei uns Gott so einschreiten: Danke lieber
Heiland, rettest Du uns vor dem Zorn Gottes! Und wir wissen ja, Gott der Vater,
er selber hat dies so geplant, damit er sich uns nicht nur mit seiner Macht und
Gerechtigkeit zeigen kann, sondern auch mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. In
Christus kommst Du lieber Vater uns so weit entgegen, dass Du Dich vor uns
Egoisten und Sünder beugst, auslachen und anspeien lässt, damit Du uns aus
unserer Dummheit, Sündhaftigkeit und Blindheit befreist. Danke lieber Heiland!“
Später dann, Kapitel 12 muss sich Mose von seinen
Geschwistern, Aaron und Mirjam in Frage stellen lassen. „Aber Mose war ein sehr
sanftmütiger Mann, sanftmütiger als alle Menschen auf Erden. (4. Mo 3b). Eine
erstaunliche Beschreibung für einen Leiter und von Gott eingesetzten
Gesetzgeber. Danach spricht Gott „plötzlich“ zu Mose, Aaron und Mirjam. Und
wieder tritt Gott Furcht erregend auf. Sofort setzt sich Mose für Mirjam ein: „Ach
Gott, heile sie!“ (4. Mo 12,13b) Mose hat seine Position nicht verteidigt. Gott
aber schritt fürchterlich ein. Und Mose trat dann sofort wieder für die
Rebellin Mirjam ein. Was für ein Leiter war doch Mose. Hoffen wir, beten wir um
solche Leiter. Leiter, die nicht um ihrer Selbstwillen leiten. Oder zumindest,
dass sie merken, dass dieser Hang in ihnen Gott nicht ehrt und sie diese
sündige Motivation zur Leitung immer wieder Gott hingeben, damit er etwas Gutes
daraus macht. Leider sind wir ja auch als Christen gerecht und sünder zugleich.
Daher ist alles was wir tun, auch die besten Werken mit etwas Sünde kontaminiert.
Darum sollen wir nicht aufhören Gutes zu tun, sondern Gutes tun und die Sünde
darin von Gott entkontaminieren lassen. David machte dies auch immer wieder.
Und wenn er sich keiner Sünde bewusst war, bat er darum, dass Gott ihm die unerkannte
und verborgene Sünde vergeben soll. Und in Christus hat uns Gott ganz fest
zugesprochen, dass er uns vergibt. Täglich. So wie wir täglich 7 x 77 vergeben,
vergibt uns auch Gott 7 x 77.
Benützen wir diese Gnade nicht, um unsere Sündhaftigkeit
ausleben zu wollen. Paulus warnt ganz konkret in Römer 7,15 und 16 davor. Denn
die Sünde wird uns versklaven. Und wie einst Israel in der Wüste sich belügt hat,
dass es ihnen unter der Sklaverei Aegyptens besser gegangen sei, genau so
gaukelt uns die Sünde vor, dass wir es unter der Sünde besser hatten / hätten ,
als in der Freiheit mit Gott. Dies ist ein alt bekanntes Problem. Bereits Adam
und Eva liessen sich so verführen. Dahinter steckt ein Misstrauen gegenüber
Gott, dass er für uns nicht das Beste wollte.
Darum lasst uns immer wieder zu Christus fliehen, der der
Anfänger und Vollender unseres Glaubens an Gott ist. In Christus können wir so
fröhliche Sünder sein, weil wir wissen, wir sind nicht aus unserem Willen, aus
unseren Kräften gerettet, sondern weil Gott uns will und weil seine Kraft es
schaffen wird.
Warum hat Gottes Volk in der Wüste nicht ein klein wenig
mehr Geduld gehabt und warum haben sie nicht erkannt, für was sie alles danken
hätten können?
Gott hilf uns, dass wir nicht den gleichen Fehler machen:
Lass uns dankbar sein, für alles was Du tatest und gerade jetzt für uns tust.
Gib uns Geduld und Weisheit, zu erkennen, was wirklich real ist. Was wirklich
wichtig ist. Es ist nicht das „Fleisch-Essen“. Wir haben viel mehr von Dir
erhalten. Danke Herr AMEN!“
Nochmals kurz zurück zu Mose. Mose verstand sich, als:
-
ein Knecht Gottes (kein Pascha, kein
selbstverliebter sich umschmeichelnd wollender Tyrann sondern ein Diener Gottes
und des Volkes Gottes!) (4. Mo 11,11)
-
Moses Leitung und Hirtendienst war nicht für
ihn, sondern ein Dienen für die Gläubigen. Darum litt er darunter und setzte
sich auch immer wieder für sie ein
(z.Bsp: 4. Mo 11,2)
-
Er hemmte die persönliche Entwicklung und Nähe
der Gläubigen zu Gott nicht, damit er sie abhängig von sich machte
(Machtmissbrauch?) Er hätte am liebsten gesehen, dass alle so Nahe an Gott
waren, wie er es war (4. Mo 11,29).
-
Mose war sanftmütig (4. Mo 12,3) Er hat seine
Position vor Gott nicht verteidigt. Vermutlich wäre er bereit gewesen,
zurückzutreten. Mose war nicht machthungrig. Mose war auch nicht nachtragend.
Nachdem Gott sein Amt verteidigte, setzt sich Mose sofort für seine rebellierende
Schwester ein (4. Mo 12,13b:) „Ach Gott, heile sie!
11.10.14 Zur Gottes Ehre (Gott reinige, was an meiner
Motivation sündig ist, als ich das schrieb. Danke lieber Heiland, hast Du das
gemacht.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen