Freitag, 29. August 2014

Levitikus

Ich habe soeben das 3. Buch Mose fertig gelesen, was auch Levitikus genannt wird. Auf Hebräisch wird es  ויקרא (= Und er rief) genannt. Anfänglich wirkte es nicht sehr interessant, bis ich begann gewisse Zusammenhänge zu begreifen. Zudem überkam mich auch eine gewisse Ehrfurcht: Das ist die Forderung des Gesetzes. Das ist die Stimme der Gerechtigkeit. Gott hat sich sicherlich etwas gedacht, dies so früh in der Bibel schreiben zu lassen: Damit wir seine Gnade nicht als billige Gnade verstehen. Wie schnell würden wir sonst glauben, dass es sich bei Gott um einen lieben alten Papi handelt, denn man einfach für unsere krummen Wege um den Finger wickeln kann.

Wirkliche Gnade ist die Begnadigung vor der Forderung des Gesetzes. Wenn jemand zum Beispiel seine gerechtfertigte Strafe nicht im Gefängnis absitzen muss. Damit ist Gnade, wenn Gott nicht nach seiner Gerechtigkeit handelt. Aber dass kann er nicht. Gott kann nicht gegen sein Wesen handeln: Er ist Gerecht und voll Liebe. Somit scheint nach unserer menschlichen Logik Gott ein Problem zwischen seiner Gerechtigkeit und Liebe, die sich in seiner Gnade ausdrückt, zu haben. Wir wissen es, wie er dies Auflöste. Letztendlich starb Gott selber für unsere Ungerechtigkeit. Denn wir können seit dem Sündenfall nie aus eigener Kraft seine Heiligkeit erreichen.

Bereits im 3. Mose werden von Gott Lösungsansätze gezeigt. Es werden Tier- und Brotopfer gezeigt, welche unsere Sünden stellvertretend tragen. In Christus werden diese Blutopfer, die hier beschrieben werden, erfüllt. Bereits vor dem 3. Buch Mose sehen wir Gottes Gnade. Und auch ein wenig im 3. Buch Mose:

"Werden sie aber ihre und ihrer Väter Missetat bekennen samt ihrer Uebertretung, womit sie sich an mir vergriffen haben und mir trotzig begegnet sind, weswegen auch ich ihnen widerstand und sie in ihrer Feinde Land brachte; und wird sich alsdann ihr unbeschnittenes Herz demütigen, so dass sie dann ihre schuld Büssen, so will ich gedenken an meinen Bund mit Jakob und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham, und will des Landes gedenken,. Aber das Land wird von ihnen verlassen sein und seine Sabbate geniessen, indem es um ihretwillen wüste liegt, und sie werden ihre Schuld büssen, darum und deswegen, weil sie meine Rechte verachtet und ihre Seele meine Satzungen verabscheut hat. jedoch, wenn sie gleich in der feinde Land sein werden, so will ich sie nicht gar verwerfen und sie nicht also verabscheuen, dass ich sie gar aufreibe oder meinen Bund mit ihren breche; denn ich , der HERR, bin ihr Gott. Und ich will für sie an meinen ersten Bund gedenken, als ich sie aus Aegypten führte vor dem Augen der Heiden, dass ich ihr Gott wäre, ich, der HERR." (3. Mose 26,40-46)

Etwas Positives springt mir gerade in die Augen: Das Land wird Sabbate geniessen. Ansonsten klingt es trotz der enthaltenen Gnade noch hart. Allerdings scheint es aus Gottes Sicht umgekehrt zu sein: Die Gläubigen sind hart gegenüber Gott: Der Begriff unbeschnittes Herz meint ein unbekehrtes, nicht wiedergeborenes hartes Herz, dass kein Mitgefühl mit Gott und seinem Nächsten zeigt. Aber auch in dieser Situation wird Gott an seinem Bund festhalten, wenn sie Busse tun. Aber gewisse Folgen des Unrechts müssen sie trotzdem tragen. Und wenn ich sie meine, dürfen wir nicht einfach an Juden denken, denen es natürlich als erste geschrieben wurde. Wenn wir aber wirklich Christen sind, dann sind wir in diesen Stamm eingepfropft, wie Paulus im Römerbrief beschreibt und dann gilt dass auch für uns Christen. Wer sündigt, tut sich, anderen und Gott weh. In 3. Mose 26,25 spricht Gott sogar davon, dass er darum eine Bundesrache ausüben wird. Die schweizerische Eidgenossenschaft begründet sich auf einen Bund mit Gott. Ich weiss nicht, ob wir uns da alle über unsere Verantwortung bewusst sind? Hier zwei einfache Prinzipien, welche Bundesgenossen Gottes einhalten sollten:
1. Für alle soll das gleiche Recht gelten soll (3. Mo 24,22). Machen wir das?
2. Laut 3. Mo 24,20 gilt Auge und Auge, Zahn und Zahn, d.h. wenn Unrecht geschieht, urteilen wir verhältnismässig? Diese Gebot ist zum Beispiel schon verletzt, wenn wir einen Politiker der menschlichen Würde absprechen, weil er einen Fehler gemacht hat. Die Verhältnismässigkeit kann in Wut und auch unter berechtigter Wut durch ernsthaftes Unrecht verletzt werden, indem wir einfach zu heftig - eben unverhältnismässig - reagieren.

Sehr minutiös werden im 3. Mose viele weitere Regeln aufgestellt. Zugleich wird deren Bestrafung und auch Sühnemöglichkeit im "Alten" Bund aufgezeigt. Und wenn wir nun etwas nachdenken, werden wir merken, dass dies selber auch wieder eine Form der Gnade ist. Hier werden zum Teil Opfer festgelegt: Tiere oder auch Brot, die unsere Strafe übernehmen. Im 4. Mose wird von einer fehlerlosen roten Kuh gesprochen, die geopfert wird und mit deren Asche ein Reinigungswasser gemacht wird. Damit wurde die Kuh stellvertretend für unsere Sünden geopfert. (4. Mo 19,2-10). Wie bereits erwähnt hat dies Jesus Christus alles erfüllt:
"Als aber Christus kam als ein Hohepriester der zukünftigen Heilsgüter, ist er durch das grössere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heisst nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn das Blut von Steiern und Böcken und die Besprechung mit der Asche der jungen Kuh (Hier ist die rote Kuh in 4. Mo gemeint.) die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wieviel mehr wird das Blut des Christus , der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch..." (Hebräer 9,11 ff)

In Hebräer 10,4 wird dann sogar gesagt: "Denn unmöglich kann das Blut von stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen!" Das musste Jesus Christus tun. Und damit hat Jesus auch die Opfer im 3. Mose erfüllt. Daher können wir auch jederzeit zu Jesus Christus gehen. Denn sein Opfer hat alles erfüllt, damit wir Zugang zum Heiligtum Gottes haben. Denn geistlich gesehen reinigt und sein Blut, wie es einst die Besprengung mit Blut von Tieren es die Priester einst symbolisch aufzeigten. Darum können wir voller Sünde, voller böser Gedanken zu Jesus Christus gehen und es ihm abgeben. Ja wir können gar nicht anders als als Sünder zu Jesus gehen. Alles andere wäre Selbstüberschätzung und Hochmut. Vor gar nicht langer Zeit habe ich in einer evangelischen Predigt gehört, man könne nur mit einem reinen Herzen zu Jesus gehen. Ich war schockiert. Dann könnte ich nie zu Jesus gehen! Vielleicht meinte er, dass wir nur mit reinem Herzen zu Gott dem Vater gehen können. Oder das wir nur mit reinem Herzen ins Heiligtum gehen können. Das ist wahr. Aber wir können uns unmöglich selber reinigen. Wenn das möglich wäre, hätte Jesus nicht am Kreuz sterben müssen! Auch die Opfertiere im 3. Mose hätte es nicht gebraucht. Denn selbst diese sind ein Zeugnis der Gnade Gottes: Wir Menschen können es nicht selber, darum hat man die Schuld auf die Tiere übertragen, die dafür geopfert werden mussten (1). Das war letztendlich keine Selbsterlösung, sondern ein unverdientes Geschenk. Und letztendlich war es eine Vorbereitung auch Christus hin, damit wir besser verstehen können, was denn Jesus für uns getan hat. Ohne die Heldentat von Jesus Christus, könnten wir nie zum Vater. Denn Gott ist wirklich gerecht. Zu Jesus Christus - unserem Verteidiger und Fürsprecher - können wir IMMER gehen. Und sein Blut spricht uns rein. Das ist die Frohe Botschaft, d.h. das EVANGELIUM. Darum dürfen wir fröhliche Sünder sein. Wir bitten täglich um Vergebung und wissen, dass uns Gott versprochen hat, in Christus ist uns alles vergeben. So können wir dann zu Gott dem Vater Abba, d.h. lieber Vater, lieber Papi sagen. Gerade auch im Hebräerbrief wird darauf aufmerksam gemacht, dass dies viel besser ist, als im "alten" Bund (ich schreibe alt in " ", weil in einem gewissen Sinne handelt es sich um den gleichen Bund. Er war wie die anderen Bündnisse, welche im Alten Testament beschrieben werden, eine Vorbereitung, ein von Gott daraufhin arbeiten auf die Erfüllung dieser Bündnisse in Christus.):

"Uns so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach:"Ich bin erschrocken und zittere!" - sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das besseres redet als (das Blut) Abels." (Hebräer 12,21-24)

Bei Christus müssen wir nicht mehr Angst haben. In ihm wird alles gut. Doch wir dürfen diese überfliessende Gnade auch nicht zu einer billigen Gnade werden lassen, indem wir alles verniedlichen: Jesus hat wirklich gelitten. Und auch Gott der Vater hat wirklich gelitten. Das war nicht ein theoretisches Spiel, sondern eine todernste Tragik: Gott selber übernahm unsere Sünden. Er erniedrigte sich von all seiner Herrlichkeit und liess sich von seiner Schöpfung beschimpfen. Und noch schlimmer, die eigene Kirche, sein eigenes Volk verurteilte Gott, den einzig vollkommene Mensch Jesus Christus zum Tode! So blind können wir Menschen sein. Wir sind seit dem Sündenfall fähig Böses zu tun und uns noch einzubilden, wir täten Gutes. Dies geschieht auch heute. Wieviel Gräuel werden im Namen Gottes getan? Jesus hat dies uns schon lange mit seinem Leben vorgeführt. Jedes Mobbingopfer, jedes Terroropfer und in einem gewissen Sinne auch die Täter bestätigen diese Tatsache. Es zeigt ein wenig, zu was wir Menschen seit dem Sündenfall fähig sind: Wir pervertieren alles Gute. (2) Darum ist es auch so schwer wirklich Gutes zu tun. Eigentlich können wir es in dieser Zwischenzeit gar nicht - nicht mal als Christen. Wenn wir aber alles - auch unsere besten Taten - Jesus hinlegen - so heiligt er es und wird es gut machen. In dieser Haltung in Christus, wird mein unvollkommenes Sein und Tun geheiligt, denn wir wissen ja nicht einmal, wie man richtig beten soll. Geschweige denn, wie wir richtig leben sollen. (Römerbrief 8,26-28)

In Christus kommen wir zur Ruhe. In Christus wird alles Gut. Da werden wir erkennen, dass wir nicht leisten müssen, um wertvoll und geliebt und uns sicher fühlen zu müssen. Dort ist einfach Annahme, Wertschätzung und Heilung für unsere Seele. Auch wenn wir noch in dieser Zwischenzeit leben, wo man noch nicht wirklich erkennt, was wir einmal sein werden, so erleben wir doch kleine Vorschüsse, die uns helfen durchzuhalten, bis Jesus Christus wieder kommt:

Danke Herr Jesus Christus! Hilfst Du durch alle Enttäuschungen dieser Welt. Es tut so weh, wenn Träume zerbrechen. Wenn Menschen und sogar Christen enttäuschen. Oder wenn wir über uns selber so enttäuscht sind! Danke ist das aber nicht die ganze Wahrheit. Die Enttäuschung ist auch eine Befreiung von Täuschung! Eine Ent-Täuschung über andere und uns selber, die uns Deiner Gnade und Barmherzigkeit bewusster macht! Wieviel mehr bist Du mein lieber Heiland! Wieviel besser und lieber bist!!!! Du bist der Fels in der Brandung und im Sturm. Auf Dich alleine ist verlass. Wenn niemand zu mir hält. Du bist da! Mein Retter und mein Erlöser! Und Du liebst mich, ob ich Erfolg oder Misserfolg habe. Du hast Freude über mich, weil ich Dein Kind bin.

Herr Jesus Christus, hilf, dass ich in diesem Bewusstsein leben kann. Vergib, das Viele, was ich falsch mache. Und danke Herr, wird das alles Gut bei Dir.

Und hilf auch anderen Menschen, dass sie Deine Ruhe finden. Jenen Weg, der Christus heisst und in die gute Ewigkeit führt. Befreit von Täuschungen!!!

AMEN

Anhang
(1) Für Tierschützer mag dies schlimm tönen. Vermutlich ist dies eine Urerinnerung an das Paradies, als es noch kein Tod gab. Damals assen die Menschen noch keine Tiere. Tier und Mensch lebte in Harmonie zusammen. Sogar noch nach dem Sündenfall vergeht einige Zeit, bis wir Menschen von Gott offiziell die Erlaubnis erhielten, Tiere zu essen (1. Mose 9,3: Hier noch ohne Einschränkung in reine und unreine Tiere). Allerdings wurden schon früher Tiere geopfert. Bereits Abel brachte ein Tieropfer (1. Mose 4,4)
Tieropfer sind also auch eine Folge des Sündenfalls: Gott hatte Adam gewarnt, er würde sterben. Und mit ihm kam auch der Tod auf die Tiere. Dieser schlimmste aller Einschnitte hat nicht nur uns Menschen getroffen, sondern auch die übrige Schöpfung. Darum schreibt Paulus in Römerbrief 8,19:
"Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin,  dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt, und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.
Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eien Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?" (Römerbrief 8,19-24)

(2) Damit meine ich nicht, dass wir die schlimmsten aller möglichen Erden haben. Denn zum Glück lebt niemand seine ganze Bösartigkeit aus. Es macht einen wesentlichen Unterschied hier aus, ob wir weniger oder etwas noch weniger unsere Bösartigkeit ausleben und ob wir etwas oder etwas mehr Gutes tun. Aber in Licht der Heiligkeit Gottes reicht dies nicht aus, um in seine gute Ewigkeit zu gelangen. Dieses etwas Gute verunreinigt immer noch Gottes Gutes. Darum muss Gott selber uns ändern. Unsere tiefste Motivation. Hier auf dieser Welt geschieht dies schon - wenn wir uns zu Gott bekehren. Dann wird alles neu. Und doch ist auch das Alte noch da. Uns so sind auch wir Wiedergeborenen nicht besser als jeder andere Mensch. Jederzeit fähig, unsere Bösartigkeit ausleben zu können, sollen wir uns also in Acht nehmen. Nicht damit wir von Gott geliebt werden. Wenn wir uns bekehrt haben, dann war dies selber Gottes Gnade und der Beweis seiner Liebe zu uns. Nein. Kein Leistungsdenken. Sondern damit wir mit Gottes Hilfe ein gutes Leben führen können. Damit wir uns nicht selber weh tun und andere sowie unsern lieben Vater im Himmel. Aber da sind wir jede Stunde auf die Gnade Gottes angewiesen. Gleichzeitig dürfen wir auch fröhlich sein: Denn wir sind in der ganzen Komplexität auch frei, auch wenn wir noch an so vieles gebunden sind. (s. auch Römerbrief 8,19-24, zitiert unter (1).

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