Das Buch der Mitte
Von Vishal
Mangalwadi
Vishal
Manalwadi, ein Inder, der sich fragt, warum der Westen seine Jahrhunderte lange
Quelle des Erfolgs abschneiden will.
Dabei ist ihm
der Begriff der Mitte wichtig. Es kommt immer wieder vor, wenn er beschreibt,
wie wir Menschen diese Mitte brauchen oder wie es sich anfühlt, wenn wir diese
Mitte verloren haben. Das Buch der Mitte ist für ihn die Bibel. Sie ist es
auch, die über Tausend Jahre für den Westen eine Quelle der Inspiration war. So
schreibt er:
„Die Kritik
an der Bibel bestätigt daher letztlich deren einzigartige kulturelle Kraft. Sie
war der intellektuelle und moralische Kompass des Westens, der ‚heilige
Baldachin‘ (Peter Berger), der seinen Werten und Institutionen die Berechtigung
verlieh.
Hingegen
führt die Ablehnung der Bibel wieder zu dem, was Jacques Barzun ‚Dekadenz‘
nennt. Dies brachte die Moderne (l: Damit meine ich die Periode vom 16 Jhr. bis
Mitte des 20. Jh., in der die Bibel eine beherrschende kulturformende Kraft war
– auch wenn Skeptiker, Agnostiker und Atheisten sie ständig kritisierten.) zum
abrupten Stillstand – ‚gerade zu dem Zeitpunkt, als sich die westliche Kultur
anschickte, sich in der Welt grosser Beliebtheit zu erfreuen.‘ Nachdem man sich
der Bibel entledigt hat, produziert die Bildungsmaschinerie des Westens ‚Irrende‘,
die sich wie Cobain verloren fühlen. Sie schafft es, gute Roboter herzustellen,
aber sie ist ausserstande, einen guten Menschen auch nur zu definieren. An der
postmodernen Universität wird man zwar gelehrt, wie man zum Mars fliegen kann,
aber nicht, wie man seine Familienleben gestaltet oder als Staatsbürger lebt.“
„Der in
Indien geborene englische Autor George Orwell (1903 – 1950) war Sozialist und
dem Atheismus zugeneigt. Die Schrecken des Faschismus, Nationalismus,
Kommunismus und zweier Weltkriege zwangen ihn, den Konsequenzen der ‚Amputation
der Seele‘ ins Auge zu schauen. In seinen ‚Notes on the Way‘ beschrieb Orwell
die Autoren, die an der westlichen Seele gesägt hätten, bis diese abgetrennt
war: ‚Gibbon, Voltaire, Rousseau, Shelley, Byron, Dickens, Stendahl, Samuel Butler,
Ibsen, Zola, Flaubert, Shaw, Joyce und Saboteure.‘ Diese ‚Autoren der
Aufklärung‘ führten den Westen in die gegenwärtige Finsternis.“ (Seite 48-49)
Orwell
beschäftigte sich damals mit dem Buch „The Tirties“ von Malcom Muggeridge. Zu
diesem Zeitpunkt war Muggeridge noch Atheist, als er schrieb:
„Wir leben in
einem Albtraum, gerade weil wir versucht haben, ein irdisches Paradies zu
errichten. Wir glaubten an den ‚Fortschritt‘. Auf die Führung des Menschen
fixiert, haben wir dem Kaiser gegeben was Gottes ist (…). Es gibt keine
Weisheit, es sei denn in der Furcht Gottes, aber da niemand Gott fürchtet, gibt
es auch keine Weisheit. Die Geschichte des Menschen reduziert sich nun auf den
Aufstieg und Niedergang materieller Zivilisationen, ein Turmbau zu Babel folgt
dem anderen (…) abwärts in Abgründe, die zu schrecklich sind, um über sie nachzudenken“
(Seite 49 zitiert.)
Mangalwadi
lernte die Bibel während seines Studiums in Indien kennen: „Dies veränderte
mich als Person, und schon bald begriff ich, dass im Gegensatz zu dem, was an
der Universität gelehrt wurde, die Bibel die Kraft war, die das moderne Indien
hatte entstehen lassen.“ (Seite 50)
Nun merkt man, dass Mangalwadi gar
nicht pessimistisch ist, obwohl er sich fragt, warum der Westen sich von seiner
Quelle des Erfolgs abschneidet.
Nur schon alleine die Beschreibung der Wichtigkeit der Musik (ab Seite 35: „Die Verankerung der Musik in der westlichen DANN)
ist grandios. Vorher beschreibt er, wie Cobain aus dieser Kultur schöpfte und
sie doch gleichzeitig ablehnte. Als Inder vergleicht er dann denn Stellenwert
der Musik im Buddhismus, im Hinduismus, im Koran usw. Und man staunt, dass
unsere Wertschätzung der Musik nicht selbstverständlich ist, sondern letztendlich
ein Erbe des Buches der Mitte ist. Cobain hatte diese Wertschätzung „vergessen“:
„Ob es ihm
selbst bewusst war oder nicht, es handelte sich überwiegend um zen-koans, um
Sinnlosigkeiten, wie…
… Cobain begann Suizid, weil nichts
Positives wachsen kann, wenn man vom Grundgedanken des Nichtseins als
ultimativer Wahrheit ausgeht. Dieser Gedanke vermittelt der Welt weder
Lebensfreude, noch bringt er Bedeutung oder Hoffnung in das Chaos des eigenen
Lebens, in dem man sich befindet. So bleibt als einzige Konsequenz, dass man
die Menschen dazu anregt, den Ausstieg aus dieser Welt zu finden und das Nirwana
zu suchen. Doch letztlich kann auf dem Boden des Nihilismus keine Musikkultur
aufblühen. Cobains persönliche musikalische Begabung konnte sich nur deshalb
entfalten, weil er von der einzigartigen Musikkultur und Musiktradition
vorhergehender Generationen profitieren konnte. Darüber hinaus scheint Musik in
der westlichen Geisteshaltung so selbstverständlich und so sehr verankert zu
sein, dass sie zentral und als etwas Natürliches zum Leben dazugehört – als wesentlicher
Bestandteil von traditionellem gottesdienstlichen Leben und Bildung.“ (Seite
32)
Er schreibt
noch einiges Mehr über die Musik. Ich kann nur sagen: Ich lebe zwar mit Musik
(singe gerne, schrumme etwas Gitarre und habe schon versucht Klavier zu
lernen.), aber mir war im Verstand nicht so tief bewusst, dass damit die nicht
materielle Welt zum Klingen kommt. Dazu gehört auch die Frage: Kann man mit
Materiellen die Seele erreichen? Dies war sehr interessant. Nun verstehe ich
auch im Verstand besser, was mich beim Singen und Spielen so anspricht. Darum
ist das Loben mit Liedern und Instrumenten so wertvoll und beglückend!
Was mich schockierte – und das ist wohl die
besondere Faszination dieses Buches: Es zeigt die Probleme des Westens auf + es
gibt auch Hoffnung, wie wir wieder zu unserer Quelle zurückfinden können. Aber
zurück, zu dem was mich auf Seite 25 schockierte:
„Diana Grains
bemerkte in ‚Rolling Stone‘, vor den 1960er-Jahren habe es unter der
amerikanischen Jugend praktisch keine
Suizidversuche gegeben. Nach 1980 nahmen sich jedoch jedes Jahr fast 400‘000
Heranwachsende das Leben. Bereits 1987 galt der Freitod unter Teenagern nach Verkehrsunfällen
als zweithäufigste Todesursache. In den 1990-er Jahren sank der Suizid dann auf
Platz 3, weil sich die jungen Menschen genauso oft gegenseitig töteten, wie sie
sich selbst umbrachten.“ (Seite 25) Danach folgt die Erklärung von Grains, der
Aufzeigt, wie falsch es ist, die Verantwortung den Jugendlichen zuzuschieben.
Ein Auszug davon: „Viele junge Menschen gerieten in einen Kreislauf der
Sinnlosigkeit und Verzweiflung. Diese Schuld muss man den Erwachsenen
anrechnen, denn sie hatten eine gesamte Generation im Stich gelassen, ihnen
nicht ausreichend Schutz geboten, ihnen keine Chance gegeben, später ein
eigenständiges Leben führen zu können. Als die ersten Anzeichen von
Vernachlässigung bei ihnen sichtbar wurden, die sich in Suizidraten, Mord,
Drogenmissbrauch, Schulversagen, Rücksichtslosigkeit und einem Lebensgefühl des
Elends äusserten, bezeichneten die Erwachsenen sie als teilnahmslos,
Analphabeten und gewissenlose Versager.“
Interessant
ist auch die Bemerkung, wie der Westen immer mehr die Wertschätzung vor dem
Lesen verliert:
„Die Bibel
entwickelte die moderne Welt mit Wissenschaft und Bildung, weil sie uns die Vorstellung
vermittelte, die der Schöpfer selbst davon hat. Dies hat dazu geführt, dass die
moderne westliche Welt zu einer lesenden
und denkenden Gesellschaft wurde.
Die Menschen der Postmoderne sehen meist wenig Sinn darin, Bücher zu lesen, die
nicht direkt ihrer Karriere oder ihrem Vergnügen dienen. Dies ist ein logisches
Resultat des Atheismus, der verstanden hat, dass der menschliche Geist von sich
aus unmöglich wissen kann, was richtig und wahr ist.“ (Seite 20)
Und diese
Entwicklung merke ich sogar in christlichen Buchläden. Gute, tiefschürfende
Literatur wird immer mehr als „Nebenprodukt“ angeboten. Leichte Literatur ist
gefragt und lässt sich auch im christlichen Umfeld besser verkaufen, als
Bücher, die uns im Denken weiterbringen… Ein Lektor eines christlichen Verlages
bestätigte mir dies. Er würde gerne mehr Auslegungen und tiefschürfende Literatur
veröffentlichen, aber es lässt sich in unserer Zeit viel schwerer verkaufen als
früher. Zur gleichen Zeit lechzt unsere Zeit nach Sinn und Inhalt. Darum boomt
die esoterische Szene und generell Bücher mit religiösem und psychologischem
Inhalt. Aber vermutlich darf es dann doch wieder nicht zu fundiert sein. Vermutlich
wurde darum das Wort „Fundamentalismus“ in unserer Zeit zu so einem wichtigen
Wort. Wir leben in einer merkwürdigen Zeit… Wir scheinen wirklich die gesunde
Mitte verloren zu haben.
In seiner
Einleitung ab Seite 17 geht er auch auf die Kritik von Dr. Arun Shourie ein,
einer der bekanntesten Intellektuellen in Indien. Er warf den Briten vor, dass
sie Missionare ins Land brachten, dass das
indische Denken kolonialisiert habe. Er hat die Bibel auch als irrationales
und unsittliches Buch angegriffen. – Ich finde die Kritik, dass die Bibel ein unsittliches Buch sei,
interessant. Man hört diese Kritik ja auch von gewissen islamischen Kritikern. Besonders
wenn man bedenkt, dass im Westen für gewöhnlich eine ganz andere Kritik
angebracht wird. Da der Westen wohl mehrheitlich eher „links“ von der Mitte
sich bewegt (, ich meine damit, dass wir uns offen gegen Gottes Wort und seinem
Rechtsverständnis wenden,) verstehen wir vermutlich nicht mehr, wie es Menschen
„rechts“ von der Mitte (damit meine ich Menschen, die durch ihren Gehorsam Gott
vereinnahmen wollen,) herausfordernd finden, wenn die Bibel die Realität
darstellt. Dies bedeutet: Wir stören uns daran, dass die Bibel von Wahrheit und
von Gut und Böse redet. Während andere sich daran stören, dass Gott Sünder ohne
Leistung gerecht spricht. Gott kann es uns selbstsüchtigen Menschen einfach
nicht recht machen!
Interessant
ist nun, dass sich Dr. Arun Shourie für Pressefreiheit und Demokratie einsetzt.
Doch seine Argumente werden nun von der hindustischen Bharatiya Janata Party
(BJP) genutzt. „Die BJP nutzte Shouries buch als Propaganda für ihre Ziele. Sie
vertrat die Position, alle liberalen hinduistischen Parteien, wie der Indische
Nationalkongress, sollten abgewählt werden, da der liberale Hinduismus Christen
und Muslimen erlaubt habe, unser Volk zu bekehren und die indische Kultur zu
untergraben.“ (Seite 17)
„Die Bibel –
das Buch, das in Indien Bildung, Gleichberechtigung und allumfassende
Modernisierung angestossen und aufrechterhalten hat – wurde so hingestellt, als
sei sie nur etwas für die Einfältigen.“ (Seite 18) Kennen wir diese Kritik an
der Bibel nicht auch?
„Arun Shourie
besuchte einst eines der renommiertesten christlichen Colleges in Indien, er
erhielt einen Doktortitel von einer angesehenen amerikanischen Universität, die
von protestantischen Christen mit dem Ziel gegründet worden war, biblische
Inhalte zu lehren. Er arbeitete als Beamter der Weltbank und stand an der
Spitze von Indiens grösster Zeitungskette. Viele von uns verehrten ihn für sein
mutiges Eintreten für ethische Werte und tun dies bis heute…..“ Dann kommt er
auf die entscheidende Frage:
„Warum
erkannte er nicht, dass die Bildung, die er selbst genoss, das amerikanische
Wirtschaftssystem, das er studierte, die freie Presse, die er verfocht, die
politische Freiheit, die er über alles schätzte, und das öffentliche Leben, um
dessen Befreiung von Korruption er kämpfte, allesamt auf die Bibel
zurückzuführen sind? (Leider ist mittlerweile vieles davon säkularisiert und
Opfer der Korruption geworden.)“ (Seite 18-19)
Er gibt
darauf eine Antwort. Das Buch der Mitte sei übrigens auch als ein Beitrag zum
400-jährigen Jubiläum der King-James-Bibel gedacht. (Seite 19)
Hier aber
noch eine Kostprobe einer Antwort und auch der Problemstellung im Vorwort von
Herrn J. Stanley Mattson Ph.D.:
„In ‚Whats’s the
Use of Truth‘ (dt. Wozu ist Wahrheit nütze?) behauptet Rorty, es gebe keine
privilegierte Position und keinerlei Autorität, die uns einen rationale zu
rechtfertigenden Standpunkt liefere, von dem aus wir die ‚reale’ Welt kennen
lernen könnten. Das Wort ‚Wahrheit‘, so betont er, habekeine signifikante
Bedeutung mehr. Die traditionelle
Unterscheidung zwischen wahr und falsch sollte daher abgeschafft werden.
Stattdessen könnten wir nur in Sprachgeflechten und Sätzen reden, die ein mehr
oder weniger grosses Mass an ‚Geschmeidigkeit‘ und Homogenität aufweisen.“
(Seite 11)
Das führt
dann wohl auch zu jener merkwürdigen Aussage, die mir jemand vor kurzem entgegnete.
Ich machte darauf aufmerksam, dass in Westafrika das Ebola-Virus sich besser
ausbreiten konnte, weil dort die Hygiene kleiner als in Ostafrika war. Zudem
begünstige der Aberglaube die Krankheit, denn gerade Tote sind sehr ansteckend.
Daher sollte man, z.Bsp., die Toten nicht ausgraben und umarmen. Dabei machte
ich auf die Helden vor Ort aufmerksam. Jene, die die Opfer beerdigten. Oder
jene Tochter, die mit bescheidensten Mittel ihre Verwandten retten konnte, da
das Spital für ihre Angehörige keinen Platz mehr hatte. Mit Abfallsäcken und
einfachsten Mitteln schützte sie sich selber. Als Unterstützung hatte sie einen
Arzt am Telefon und aufbauende Mittel bekommen. Sie selber mussten ihr
Erspartes für Wasser usw. ausgeben. Nur einer ihrer Familie starb. Alle anderen
konnte sie retten. Diese junge Frau glaubte an Wahrheit. Und sie nahm sie an,
akzeptierte sie und handelte in der Wahrheit. Mein Schweizerischer
Gesprächspartner leugnete aber (indirekt) die Existenz von Wahrheit: Für die
Westafrikaner sehe das anders aus. Auch wenn sie bei der Berührung der Leichen
krank werden, ist das für sie anders. Es fehlte nur noch, dass er sagte,
Wahrheit sei relativ und für sie stimmt es so. Aber selbst, wenn es „für sie so
stimmt“, ist es für sie eine Tragödie. Und was ist mit all den anderen, für die
es so nicht stimmt? Wieviel Menschen hätten nicht sterben müssen, wenn man die
Wahrheit akzeptiert hätte und dadurch verhältnismässig reagiert hätte? Aber mir
wurde da nur gesagt, dass es sich hier um eine natürlich Verringerung der Ueberbevölkerung
handele. Schrecklich! Ich hoffe, lieber Leser, sie merken wie schlimm das ist.
Menschenverachtend, lieblos und vollkommen verirrt. Da sind nicht nur
abergläubische Menschen in Afrika irregeführt, sondern auch „hoch gebildete“
Schweizer. Mal ganz davon abgesehen, dass unsere Erde viel mehr Menschen ernähren
könnte, wenn wir richtig damit umgingen. Nur schon dieser Gedanke ist eine
denkerische Verwirrung sondergleichen. Man muss nicht Menschen sterben lassen,
um Probleme zu lösen. Man muss den Menschen zum Leben helfen!!!!!!!! Dann ist
ihnen geholfen. Hören wir doch auf mit dieser Kultur des Todes!
Aber zurück
zum Vorwort:
„Doch genau
dieses Argument entzog Rorty jegliche rationale Basis für die Verteidigung
irgendwelcher Sozialstruktur oder Weltsicht, wie wünschenswert oder überzeugend
diese auch sein mag.“ (Seite 11)
Und dann
kommt es, mit dem Zitat von Rorty aus „The Future of Religion (dt. Die Zukunft
der Religion):
„Es mag
lediglich historischer Zufall sein, dass immer das Christentum präsent war, wo
Demokratie für alle eingeführt wurde; vielleicht war dies auch nur innerhalb einer
christlichen Gesellschaft möglich. Aber es ist müssig, darüber zu spekulieren““
(Seite 11 – 12)
Mit anderen
Worten: Rorty hat eine philosophische Weltsicht geschaffen, in der er die
Realität, die Wahrheit so leugnet, dass er das offensichtliche nicht mehr
betrachten kann. Es hat einfach keinen Platz mehr in seinem Denken, also gibt
es dies für ihn auch nicht mehr! Eine Philosophie die blind macht! Und ich bin
versucht zu sagen: Die Unweise macht. Da wir kaum noch von Weisheit sprechen,
sieht man, wie weit es gekommen ist…
Stanley
folgert dann auch:
„Wenn keine
Wahrheitserkenntnis mehr möglich ist – wenn alle Wahrheit nur eine Funktion
sozialer Gedankengebäude ist -, dann hat das Denken an sich keine wirkliche
Autorität mehr, und dann bestimmen stattdessen akademischer Modetrend und das Marketing,
was geglaubt wird oder nicht. Noch schlimmer: Es besteht das Risiko, dass an
die Stelle der bisher anerkannten Autorität ‚Wahrheit‘ nun glatte Nötigung
tritt. Fragen zum Wesen der Wahrheit, der Bedeutung des Lebens, der Ehre, der
Tugend, der Weisheit und der Liebe sind dann nur noch kuriose Relikte einer
altmodischen Denkweise.“ (Seite 12) Danach folgt ein Zitat von C.S. Lewis,
indem Lewis beschreibt, wie er sich aus diesem ‚chronologischem Snobismus‘
befreien konnte.
Zum Buch
meinte er:
„Während
Bloom das Ende des amerikanischen Geistes beklagt, verströmt Mangalwadi einen
Optimismus, der neuen Mut schenkt.“ (Seite 14)
Ab Seite 53
unter dem Titel „Dienst an den Armen
oder eine Fahrkarte ins Gefängnis?“ erfährt man, dass dieser
hochintelligente Inder nicht nur gut denken kann, sondern es auch umsetzt. In
Indien gehören die Bauern zu den ärmsten. Als ein Hagel die Ernte vernichtete
und ihre Hausdächer beschädigten, möchte er ihnen helfen. Dies wird ihm von der
Regierung vor Ort verboten. Sie wollen gehorsam sein und fügen sich. Aber sie
wollen dafür beten. Auf eine Einladung des Gandhi-Aschram sollten sie
öffentlich auf ihrem Gelände beten. Das wird ihnen auch verboten. Und hier
kommt er mit seiner Gruppe zur Ueberzeugung, dass man in diesem Punkt Gott mehr
gehorchen muss als Menschen. Dies setzte eine Entwicklung ein, indem er das
realexistierende Indien kennen lernte. In diesem Prozess durfte er in ein
Gefängnis, wo er ein Buch schreiben konnte. Es tönt beinahe wie aus alter Zeit
als John Bunyan viele seiner Bücher im Gefängnis geschrieben hat…Auf Seite 555
steht dann auch über den Autor: „War er zunächst mit der Gründung und
Organisation von Hilfsprojekten befasst, unternahm Vishal bald darauf den
nächsten Schritt. Er gründete für die ‚Unberührbaren‘ sowie für die einfache
Landbevölkerung politische Parteien und war in zwei Landesgeschäftsstellen
politscher Parteien in Neu-Delhi tätig. Für seine schriftstellerische Arbeit,
entstanden vor dem Hintergrund seines Dienstes an der armen Bevölkerung, ehrte ihn
die Bhartiya Dalit Sahitya Academy mit dem ‚Distinguished National Service
Award‘. Die William Carey International University in Pasadana, Kalifornien,
ehrte ihn mit einem LL.D, ….“
Er ist 1949
geboren, ist mit Ruth verheiratet und hat zwei Töchter und fünf Enkel. Videos
von ihm findet man unter www.RevelationsMovement.com
Der Mann
beeindruckt mich. Wäre doch unser Christentum auch so: Orthodox und unendlich barmherzig,
wahrhaftig und in der Gnade Gottes tief verwurzelt, damit wir unser Christsein
als ein Gnadengeschenk Gottes verstehen. Und aus diesem Beschenktsein heraus
anderen Menschen dienen wollen. Nicht in erster Linie, dass unsere Gemeinden
und Kirchen grösser werden, sondern damit den Menschen einfach geholfen wird
und die Welt etwas besser, liebevoller, „menschlicher“ im Sinne von wärmer
wird. In diesem Sinne breitet sich das Reich Gottes aus, was mit der Geburt von
Jesus Christus vor ca. 2000 Jahren begann.
Gerade
gestern hatte ich ein interessantes Gespräch zu diesem Thema. Jemand sagte mir,
wie es sie deprimiert, wenn sie aus der Sicht von Calvin ihren geistlichen
Einsatz bewertet. Es habe ja dann alles keinen Sinn. Ich bestätigte ihr, dass
sie sich mit Leistung nicht mehr Liebe von Gott verdienen könne. Wie sollte das
auch gehen: Wer als Sünder zu Jesus geht, kann sicher sein, dass er von Gott
geliebt wird und Vergebung erfährt. UND Gott liebt uns dann so sehr, dass dies
nicht mehr steigerbar ist. Wir müssen nicht leisten, um angenommen und von Gott
geliebt zu werden. Wir bekommen das gratis. Wir dürfen uns zuerst beschenken
lassen und dann von unserem Ueberfluss weitergeben. So funktioniert auch das
Vergeben: Zuerst die Vergebung bei Gott erleben. So beschenkt, sollten wir dann
auch anderen vergeben können. Wenn wir in Christus bleiben, wird Gott dann gute
Früchte wachsen lassen. Als Gerechte und Sünder zugleich (Luther) wird so an
uns unsere Zugehörigkeit zu Gott sichtbar. Nicht, weil wir keine Fehler mehr
machen, sondern weil wir zu unseren Fehlern stehen und wissen, dass sie uns
Gott vergeben hat! Und das wir alles, was wir tun, Gott hingeben, damit er
etwas Gutes daraus machen kann. Gott allein gehört die Ehre!
Gott so zu
ehren, heisst glücklich zu werden:
Zu meinem
Geburtstag schrieb mir ein befreundetes Ehepaar folgende Wort von Johannes
Calvin, die gut dazu passen:
„Gott selbst
hat in seiner unendlichen Güte alles so gestaltet, dass alles, was zu seiner
Ehre dient, auch für uns heilvoll ist.“
Ich werde das
Buch mit Interesse weiterlesen.
PS: Das
nächste Kapitel heisst:
Das ‚Selbst‘
- Wer bin ich? Gleicht er Mensch einem
Hund oder Gott? (Seite 80) Da geht er auf den Behaviorismus Ende der 1960-er
Jahre ein: „Nach dieser These sind die Menschen Tieren ähnlich, werden von
chemischen Substanzen gesteuert und unterscheiden sich nicht wesentlich von
Hunden. Sie besitzen weder eine Seele noch einen ‚freien Willen‘“, sondern
funktionieren als ein geschlossenes, vorherbestimmtes System von Ursache und
Wirkung.“ Interessant? Hier handelt es sich übrigens nicht um die biblische
Prädestination. Denn die Bibel hält sehr klar an unserer Verantwortung fest,
obwohl Gott allmächtig ist. Die Bibel hält hier die gute Mitte, die der
Behaviorismus von B.F. Skinner nicht eingehalten hat. (Die biblische
Prädestination hält das Gleichgewicht zwischen Gottes Allmacht und unsere
Verantwortung, so, dass wir uns von unserer Verantwortung nicht erdrücken
lassen müssen und so, dass wir auf der anderen Seite nicht in einen Fatalismus
heineinfallen. Wer die gute Mitte der Bibel verlässt, fällt gewissermassen von
der guten Mitte auf einer Seite runter. Unsere Zeit ist wirklich interessant.
Möge Gott uns vor ihren Abgründen bewahren, damit wir wirklich sinnvoll und in
die wertschätzende Liebe Gottes eingehen können.
PS 2: Ein Zitat von Orwell:
„Zweihundert
Jahre lang haben wir an dem Ast gesägt, auf dem wir sitzen, und gesägt , und
gesägt. Am Ende wurde wir für unsere Mühe belohnt, viel eher als erwartet. Wir
fielen herunter. Jedoch hatten wir uns unsere Landung ganz anders vorgesellt:
der Boden, auf dem wir landeten, war kein Bett voller Rosen, sondern eine
Jauchegrube voller Stacheldraht … die Entfernung der Seele scheint deshalb kein
routinemässiger chirurgischer Eingriff zu sein wie etwa eine Blinddarmoperation.
Die Wunde kann sich entzünden.“ George Orwell, ‚Notes on the Way‘, 1940
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen