Samstag, 9. Mai 2015

Ist der Monotheismus ein Fluch? Bibelkritik

In der Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (nzz.ch) wurde ein interessanter Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Der Titel hiess: „Ist der Monotheismus ein Fluch? Gedanken zu Jan Assmanns ‘Exodus‘ von Carlo Srenger, 23.4.2015: 10:40 Uhr veöffentlicht.

Ich bin darauf in zwei Beiträgen eingegangen. Erstens mit dem Grundgedanken, dass Kritik an den Religionen eine Berechtigung hat und die Bibel dies viel religionskritischer aufnimmt, als es dieser Beitrag tut. Zudem bleibt die Bibel nicht nur theoretisch, sondern klopft sehr konkret unsere Haltung in dieser Sache ab. Dabei ist die Bibel auch viel radikaler mit ihrer Kritik als es ein Karl Marx war. Als Kostproben werde ich ganz konkret und zitiere einige wenige Bibelstellen. Im zweiten Teil gehe ich auf einen anderen interessanten Aspekt ein, nämlich die Bibelkritik.   

Ist der Monotheismus ein Fluch?
Vielleicht wäre es interessant die Bibel zu lesen: Sie ist viel Religionskritischer als dieser Artikel: Und zwar jede Form der Religion (und Ideologie und Gesetzgeber):  "Wehe den Gesetzgebern, die liederliche Gesetze erfassen, und den Schreibern, welche Plackereien schreiben, womit die Armen vom Rechtswege verdrängen..." (Jesaja 10,1-2a) "Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch, und wenn ihr auch noch so viel betet, höre ich doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut! Waschet, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg, höret auf, übelzutun! Lernet Gutes tun, erforschet das Recht,..." (Jesaja1,15-17a) "Siehst du einen Mann, der sich selbst weise dünkt, so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben, als für ihn!" (Sprüche 26,12) "Wehe den Hirten Israels (= den Hirten der Kirche), die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?... Das Schwache stärket ihr nicht, das Kranke heilet ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verscheuchte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene suchet ihr nicht, sondern streng und hart herrschet ihr über sie! Und so haben sie sich zerstreut, ..." (Ezechiel 34,2b+4-5a) Zu einem selbstgeschaffenen Gott aus Holz meint Jesaja: "Den einen Teil verbrennt er im Feuer, bei dem andern isst er Fleisch, brät einen Braten und sättigt sich; er wärmt sich und spricht, 'Ha, ha, ich habe mich erwärmt, ich spüre das Feuer!' Aus dem Rest aber macht er einen Gott, sein Götzenbild. Er kniet vor demselben, verehrt es und fleht zu ihm und spricht: 'Errette mich, denn du  bist mein Gott!' Sie erkennen und verstehen es nicht ,denn ihre Augen sind verklebt, dass sie nicht sehen, auch ihr Herz, dass sie nichts merken... Er weidet sich an Asche, das betrogene Herz verführt ihn; er rettet sein Seele nicht und denkt nicht: Es ist ja Betrug..." (aus Jesaja 44,16-20, teilweise zitiert)
Die Bibel geht noch weiter und zeigt, wo das eigentliche Problem liegt: Seit dem Sündenfall pervertieren wir das Gute. Die Lösung: Busse (= Eingestehen + Richtungswechsel) tun und an das von Jesus Christus erwirkte Heil (= Sühne und Vergebung + Rechtfertigung) glauben: "...das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Johannes der Täufer in Johannes 1,29b) Ich persönlich bin sehr froh um diese leistungslose Annahme und Wertschätzung durch Gott. Dadurch kann ich erst ehrlich zu mir sein und die wirklichen Probleme angehen. (Johannes 3,16+17: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde."
                                              
Bibelkritik  Zweiter Beitrag auf NZZ.ch    20.4.15
Zum Thema Bibelkritik bin ich gerade über eine Aussage von Frau Prof. Dr. Eta Linnemann gestolpert. Sie war Schülerin von Bultmann, Fuchs, Gogarten und Ebeling. Ihr erstes Buch wurde ein Standardwerk der historisch-kritischen Theologie. Später vernichtete sie ihre bibelkritischen Bücher. Sie hat also ihre Meinung i.S. Bibelkritik geändert. Hier ein Zitate von ihr:
"Dem amerikanischen Theologen Norm L. Geisler ist die grundlegende Einsicht zu verdanken, dass die Annahme der Theologie, die Bibel weise Irrtümer und Fehler auf, nicht auf einer wissenschaftlichen Untersuchung der Heiligen Schrift beruht, sondern in der Philosophie verwurzelt ist. Ihm ist es gelungen, aufzuzeigen, wie die einzelnen Philosophen zu dem beigetragen haben, was der Wurzelgrund der bibelkritischen Theologie geworden ist."
Könnte es sein, dass sie und dieser Herr Geisler recht haben? Wenn dem so ist, dann handelt es sich bei der historisch-kritischen Sichtweise um ein theologisches oder vielleicht besser philosophisches Weltbild und nicht um wissenschaftliche Eindeutigkeiten. Dies würde uns erlauben, weiter zu denken und folgende Frage zu stellen: Gibt es genügend Indizien, dass die Bibelkritik recht hat oder gibt es Indizien, die auf etwas anderes hindeuten? Ist es wirklich wahr, dass sich Vernunft und der Glaube an die Bibel als Gottes Offenbarung nicht verbinden lässt? (Dies ist wohl einer der wichtigsten "Glaubensfundamente" oder Ueberzeugungen der Aufklärung und der Bibelkritik.) Zugegeben, wenn es einen Gott gibt und wenn die Bibel Gottes Offenbarung an uns ist, dann ist es logisch, dass es noch etwas Höheres gibt als unser menschlicher Verstand. Dann können wir unser Denken nicht mehr "vergötzen". Das finde ich persönlich nicht beunruhigend. Dazu muss ich nur die Menschheitsgeschichte anschauen. Zudem habe ich diesen Gott als ein liebevoller Vater erlebt. (Leider kann ich ihn nicht beweisen, da er ausserhalb von Raum und Zeit steht. Aber er soll alles erhalten.) Damit möchte ich auch nicht behaupten, dass ich Gott immer verstehen würde. Ganz im Gegenteil: Ich verstehe leider vieles nicht. Es geht mir vermutlich ähnlich, wie den kleineren Kindern, die nicht immer ihre liebevollen Eltern verstehen, aber wissen, dass sie die Eltern es trotzdem gut meinen. 


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