Ruth
Es ist gut, dass dieses Buch
nach dem Buch Richter in der Bibel eingegliedert ist. Es zeigt, dass nicht nur
diese Abwärtsspirale zur Zeit der Richter herrschte. Die grosse
Geschichtsschreibung erfasst nicht alles. Das Buch Ruth macht nun noch einen
ganz anderen Blick frei auf die Zeit der Richter, indem sie uns die Geschichte von Ruht und Naemi, ihrer
Schwiegermutter zeigt.
Während das Buch der Richter
praktisch zeigt, wohin es führt, wenn man die Bibel nicht liest – und damals
war die Bibel ja noch sehr klein – macht diese Realität uns klar, dass das Volk
ohne gesunde Lehre zu Grunde geht. Selbst die Versuche Recht zu tun, werden
dann von unserem verwirrten Herzen entstellt. Es ist, als ob der gefallene
Mensch mit dem Guten und der Freiheit, die uns Gott gibt, nicht umgehen kann.
Im Buch Esther wird erzählt,
wie Elimelech mit seiner Frau Naemi und seinen beiden Söhnen aus Bethlehem-Juda
nach Moab zog. Sie flohen vor einer Hungersnot. Dort im Lande Moab, im
heidnischen Ausland heiraten die zwei Söhne je eine moabitische Frau: Orpa und
Ruth.
Leider sterben alle Männer
dieser Familie. Das war emotional und finanziell sehr schlimm. Damals gab es ja
noch keine Sozialfürsorge im heutigen Sinne. Da wollte Naemi zurück nach
Israel. Die Schwiegertöchter hatten sie sehr lieb gewonnen und wollten mit ihr
gehen. Doch Naemi wollte nicht, dass sie ihr schweres Los teilen sollten. Sie
Schwiegertöchter waren noch jung und konnten noch gut eine neue Ehe eingehen
und so Glück erfahren.
Nach langem hin und her ging
Orpa. Doch Ruth war nicht zu ihrem Glück zu bewegen. Vielmehr sagte sie: „Denn
wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da bleibe ich
auch; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!“ (Ruth 1,16b).
Als sie in Bethlehem
ankamen, wurde Naemi wiedererkannt. Und nun ist es interessant was sie sagte:
„Voll zog ich aus, aber leer
ha mich der HERR wieder heimgebracht. Warum heisset ihr mich denn Naemi, da
doch der HERR mich gedemütigt und der Allmächtige mich bertrübt hat?“ (Ruth
1,21)
Es ist erstaunlich, wie klar
Naemi die Allmacht Gottes war. Sie glaubte nicht an einen Gott, der wie ein
Weihnachtsmann nur immer unsere Wünsche erfüllt. Leider haben im 19.
Jahrhundert einige deutsche Theologen diesen Weihnachtsmann Gott kreiert.
Logischerweise bekamen sie damit ein Problem mit dem Bösen in der Welt. Damit
sie ihren Weihnachtsmann retten konnten, erklärten sie, dass er nicht
Allmächtig ist, da er ja nicht hinter allem stehen könne. Naemi glaubte nicht
an diesen Weihnachtsmann-Gott. Sie wusste, dass letztendlich hinter allem Gott
stand. Aus dem biblischen Zeugnis können wir sagen, dass Gott mit allem das
Beste für jene will, die ihn lieben. Vielleicht konnte dies Noemi in dieser
Zeit der Not nicht bekennen, so erniedrigt fühlte sie sich. Aber sie hielt an
ihrem Gott fest.
Interessant ist nun, dass
Ruth in dieser schweren Zeit zu ihr gehalten hat. Sie stand auf und ging auf
die Felder, um das von den offiziellen Erntearbeitern übriggelassene, für sich
und Naemi Heim zu holen. Das Gesetz Gottes sprach ihr dazu ein Recht! Doch Ruth
war so demütigt, dass sie sogar dafür um Erlaubnis fragte, was ihr eigentlich
von Gesetzeswegen zustand. ()
Dabei führt es Gott, dass
sie dies auf dem Feld von Boas tat. Später erfährt man, dass er einer der Löser
war. Auch dies eine Besonderheit der Zivilgesetzgebung von Gott für Israel.
Nahe Verwandte konnte sie aus ihren schweren Situationen lösen. Ja es war mehr
als ein „konnte“, es war sogar Pflicht. Die ganz Geschichte zeigt uns, wie
korrekt Boas ist. Er wird auch den nahestehenderen Löser zuerst fragen, bevor
er Naemi heiraten wird.
Bei dieser auch romantischen
Geschichte geht Ruth, auf den Rat von ihrer Schwiegermutter, unkonventionell
vor. Das hätte man sicherlich auch einfach in einem Gespräch machen können…
Wie auch immer, damals
sprach man zu Naemi, der Schwiegermutter von Ruth:
„Gelobt sei der HERR, der
dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Sein Name werde genannt in
Israel!
Der wird nun diene Seele
erquicken und dich in deinem Alter versorgen; denn deine Schwiegertochter, die
dich liebt, hat ihn geboren, hat ihn geboren, die dir mehr wert ist als sieben
Söhne!
Und Naemi nahm das Kind und
legte es an ihren Busen und ward seine Wärterin.“ (Ruth 4,14b-16)
Interessant ist, dass aus
dieser Ehe Obed geboren worden ist, der Grossvater von David. Somit ist Ruth in
der Ahnenreihe von David und Jesus Christus, der ja auch in Betlehem zur Welt
kam. Jesus Christus war ja von der Jungfrau Maria geboren und von Josef
adoptiert worden. Damit stammt Jesus Christus rechtlich aus der Linie von David
und damit auch von Ruth und Tamar, eine andere unkonventionelle Frau ab. Jesus
Christus ist natürlich als Sohn Gottes und als Wort Gottes schon ewig existent
und aus sich selber existierend. Aber durch diese Situation erfüllt Gott seinen
Heilsplan. Wieder einmal komplexer und überraschender, als wir es erwarten
würden. Eva, als ihr von Gott versprochen wurde, dass einer ihrer Söhne der
Schlange den Kopf zertreten würde, hätte nicht erwartet, dass dies Gott so
geplant hat. Auch für die Engel muss es eine Ueberraschung gewesen sein.
Hier nun aber wird uns
gezeigt, wie auch zur Zeit der Richter gottesfürchtige Menschen lebten. Dazu
gehörte sogar eine moabitische Frau. Man erinnere sich: der Stammvater der
Moabiter war durch Inzucht entstanden! Lot’s Tochter gebar ihn! Aber durch den
Glauben von Ruth gehört sie nun zu Gottes Volk. Noch mehr, sie darf sich in die
Vorfahrenreihe von David und Jesus Christus einreihen! Da sieht man, wie gnädig
und barmherzig Gott ist. Wie er aus unserem Ungenügen und unseren
unvollkommenen Handlungen etwas Heiliges und wirklich Gutes machen kann, wenn
wir uns ihm und alles was wir haben, ihn hingeben.
Die Geschichte hat ein
Happy-End und tut meiner Seele wohl. Wieviel schöner ist das Buch Ruth, als das
Buch der Richter. Aber es braucht beides: Das Buch der Richter, dass uns „ent-täuscht“,
damit wir die Realität sehen können und unsere Täuschungen loswerden. Sowie das
Buch Ruth, dass uns zeigt, wie Gott in all dem Verworrenen der Menschheit
wirkt!
Danke lieber Heiland!!!
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