Habakuk
Was für ein Buch des Alten Testaments! Mit nur drei Kapiteln
ist es ein kleines Buch.
Nach dem König Salomo zerfiel Israel in Israel als Nordreich
und in ein Südreich, dass Juda hiess. Zur Zeit von Habakuk ist das Nordreich
Israel schon von den Assyrern zerstört worden. Juda, das Südreich besteht noch,
da es im Gegensatz zum Nordreich immer wieder einmal einen anständigen und
gottesfürchtigen König hatte. Doch zur Zeit Habakuk herrschte in Juda Unrecht.
Und so klagt Habakuk über das Unrecht. Habakuk kann nicht verstehen, warum Gott
nichts gegen das Unrecht tut. Und es ist ja nicht irgendwer , der so unrecht
tut: Es ist das Volk Gottes, die alte Kirche, jene Menschen die mit Gott einen
Bund eingegangen sind und sich nun so schlimm verhalten.
„Wie lange, HERR, rufe ich schon um Hilfe, und du hörst
nicht! (Wie lange) schreie ich zu dir: Gewalttat! - doch zu rettest nicht?
Warum lässt du mich Unrecht sehen und schaust dem Verderben
zu, so dass Verwüstung und Gewalttat vor mir sind, Streit entsteht und Zank
sich erhebt?
Darum erstirbt die Weisung, und (der gerechte) Rechtsspruch
kommt nie mehr heraus. Denn der Gottlose kreist den Gerechten ein; darum kommt
ein verdrehter Rechtsspruch heraus.“ (Habakuk 1,2-4)
Habakuk bekommt von Gott eine Antwort, die er sicherlich
nicht gerne gehört hat.
„Denn siehe, ich lasse die Chaldäer erstehen, die grimmige
und ungestüme Nation, die die Weiten der Erde durchzieht um Wohnplätze in
Besitz zu nehmen, die ihr nicht gehören.“ (Habakuk 1,6)
Schrecklich und furchtbar sei dieses Volk. „…denn die eigene
Kraft sein Gott ist!“ (Habakuk 1,11b)
Ein wirklich gewalttätiges Volk, das seine Kriegsmaschinerie
vergötzt. Wie konnte Gott Gottes Volk damit strafen, dass er ein noch schlimmeres
Volk auf sie los liess? Aus der Geschichte wissen wir, dass die Chaldäer schon früher
das Grossreich Assyrien mit ihrer Brutalität irritierte. Und die Assyrer waren
keineswegs Lämmer. Sie taten selber schreckliche Dinge. Diese Chaldäer werden
die Macht in Babylon ergreiffen und schlussendlich das Grossreich Assyrien
besiegen. Und dieses Neubabylonien wird
auch Juda zerstören.
Nein, das wollte Habakuk sicherlich nicht hören. Hätte Gott
nicht eine Strafe schicken können, dass die Leute wieder zur Vernunft kommen?
Das hatte er doch so viele Male in der Vergangenheit geschickt. War das das
Ende?
Aber Habakuk kannte Gott und konnte daher sagen:
„Bist du nicht von alters her, o HERR, mein Gott, mein
Heiliger? Wir werden nicht sterben? HERR, du hast sie zum Gericht eingesetzt
und , o Fels, zum Züchtigen sie bestimmt.“ (Habakuk 1,12+13a)
Für Habakuk ist es klar, dass er seine Kirche, seine
Bundesgenossen nicht wirklich fallen lässt. Wer auf Gott traut, wird leben, so
wird er schlussendlich verstehen:
„Siehe, die (verdiente) Strafe für den, der nicht aufrichtig
ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“ (Habakuk 2,4)
Zuerst aber noch, sagt Habakuk noch einmal, wie er es nicht
verstehen kann, dass Gott scheinbar nicht eingreift:
Du hast zu reine Augen, um Böses mitansehen zu können, und
Verderben vermagst du nicht anzuschauen. Er kann es sich theologisch nicht
erklären!
„Warum schaust du (dann) den Räubern zu, schweigst, wenn der
Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“ (Habakuk 1,13b)
Einige Verse weiter erhält Habakuk Antwort von Gott. Er
sieht ein Gesicht.
„Denn das Gesicht gilt erst für die festgesetzte Zeit, und
es strebt auf das Ende hin und lügt nicht. Wenn es sich verzögert, warte
darauf; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben.
Siehe, die (verdiente) Strafe für den der nicht aufrichtig
ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Wieviel weniger wird der Gewalttätige, der Treulose, der anmassende
Mann zum Ziel kommen, er, der seinen Schlund weit aufsperrt wie der Scheol und
der wie der Tod ist und nie sich satt frisst! Und er rafft an sich alle
Nationen und sammelt zu sich alle Völker.
Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied anheben,
wobei sie mit Rätzelfragen auf ihn anspielen? Weh dem, der aufhäuft, was nicht
sein ist – wie lange noch? – und der Pfandschuld auf sich lädt!“ (Habakuk 2,3 -
6)
Wer traut sich schon offen, dem Machtgierigen direkt die
Wahrheit zu sagen? So sagt man es indirekt in Rätzelfragen. Doch der Zorn
Gottes ist gerecht. Zuletzt wird die Gerechtigkeit siegen. Selbst das Werkzeug
des Zornes Gottes, die Chaldäer, werden für ihr Unrecht bestraft werden.
„Weh dem, der eine Stadt mit Blut baut, und eine Ortschaft
auf Unrecht gründet! Siehe, (kommt das) nicht von dem HERRN der Herrscharen,
dass (dann) Völker fürs Feuer sich abmühen und Völkerschaften für nichts sich plagen?
-
Denn die Erde wird davon erfüllt sein, die
Herrlichkeit des HERRN zu erkennen, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“
(Habakuk 2,,12-14)
Aber: Der Gerechte wir durch seinen Glauben leben! (s. Habakuk 2,4b) ruft
Habakuk. Dieser Ruf wiederhalt auch im Neuen Testament:
„Das aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt
wird, ist offenbar, denn der ‚der Gerechte wird aus Glauben leben‘.“ (Galater
3,11)
und
„‘Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben‘“ (Hebräer
10,38a)
und
„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus
Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben
leben.‘“ (Römer 1,17)
In allem Unrecht und
allen Schrecken um uns her, wird Gott den Gerechten retten. So schafft es Gott,
zu strafen ohne ungerecht zu werden. Aber gibt es überhaupt Gerechte? Ja, sehr
wohl. Und zwar jene, die begnadigt wurden! Diese Gerechten wissen, dass sie
Sünder sind und dass ihre selber gemachte Gerechtigkeit nicht an die
Gerechtigkeit Gottes heranreicht. Sie hätten wie alle anderen Menschen die gerechte
Verurteilung durch Gott verdient. Sie wollen aber die Gnade Gottes annehmen und
lernen so Barmherzigkeit: Gegen sich selber und auch gegen andere. So beginnt
der Prozess der Heiligung. Denn so wie wir richten, werden wir gerichtet, wie
Jesus sagte. Somit ist das Zuwarten Gottes mit seinem Gericht begründet
in seiner Barmherzigkeit:
„So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR; ich habe kein
Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem
Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr
vom Hause Israel?“ (Hesekiel 33,11b)
„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben
zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.‘“
(Römer 1,17)
Dieses Zitat von Habakuk im Römerbrief hat Luther sehr tief
getroffen. Er hatte vorgängig intensiv die Psalmen gelesen und kam nun zum
Römerbrief. Stundenlang studierte er so die Bibel. Er war verzweifelt, weil er
merkte, dass er sich nicht so gut machen konnte, wie es Gottes Massstäbe
erfordert hätten. Er spürte besonders tief den Graben zwischen seinem Gutsein
und dem Guten Gottes. So konnte er Gott nicht lieben. Und nun las er, wie
Paulus im Römerbrief Habakuk zitiert:
„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus
Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben
leben.‘“ (Römer 1,17)
Das war die Lösung: Gott selber spricht frei. Es war nicht
sein Werk. Auch nicht sein Glaube. Aber er glaubte nun, dass Gott es für ihn
machte! Damit gehört Gott allein die Ehre! Damit war der Gordische Knoten
gelöst!
Habakuk kannte vermutlich noch nicht so genau wie die
Erfüllung dieser Wahrheit durch den Messias (= Christus) geschehen wird. Aber
er wusste sicherlich das Christus (= der Messias) kommen wird und die
Verheissungen erfüllen wird. Und er hatte schon voll verstanden, „der Gerechte
aber wird aus Glauben leben.“ (Habakuk 2,4b). Er wusste, dass in allem Schrecklichen,
was kommen wird, Gott für ihn sorgen wird. Denn selbst wenn er sterben sollte,
so würde er doch bei seinem HERRN sein. Was können ihm da Menschen noch antun? Seine
Persönlichkeit, seine ewig lebende Seele ist von Gott selber beschützt. Und
somit ist er vor dem Zorn Gottes sicher. Und noch mehr:
„Im Grimm durchschreitest du Nationen. Du bist ausgezogen
zur Rettung deines Volkes, zur Rettung deines Gesalbten. Du hast den First des
Gottlosen den Grund bis auf den Felsen blossgelegt. Sela.“ (Habakuk 3,12+13)
In Habakuk 3,17 beschreibt er einen schrecklichen Zustand,
wo die Landwirtschaft keine Nahrungsmittel mehr hervorbringt. Aber weil er Gott
glaubt, kann er in dem allem sagen:
„Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln
über den Gott meines Heils.
Der HERR, der Herr, ist meine Kraft. Den Hirschen gleich
macht er meine Füsse und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten. Dem Vorsänger,
mit meinem Saitenspiel!“ (Habakuk 3,18-19)
So in Gott sicher beendet er sein Buch!
„Was wollen wir nun hierzu
sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn
nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit
ihm nicht auch alles schenken?“ (Römer 8,31)
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