Freitag, 4. September 2015

Habakuk

Habakuk

Was für ein Buch des Alten Testaments! Mit nur drei Kapiteln ist es ein kleines Buch.

Nach dem König Salomo zerfiel Israel in Israel als Nordreich und in ein Südreich, dass Juda hiess. Zur Zeit von Habakuk ist das Nordreich Israel schon von den Assyrern zerstört worden. Juda, das Südreich besteht noch, da es im Gegensatz zum Nordreich immer wieder einmal einen anständigen und gottesfürchtigen König hatte. Doch zur Zeit Habakuk herrschte in Juda Unrecht. Und so klagt Habakuk über das Unrecht. Habakuk kann nicht verstehen, warum Gott nichts gegen das Unrecht tut. Und es ist ja nicht irgendwer , der so unrecht tut: Es ist das Volk Gottes, die alte Kirche, jene Menschen die mit Gott einen Bund eingegangen sind und sich nun so schlimm verhalten.

„Wie lange, HERR, rufe ich schon um Hilfe, und du hörst nicht! (Wie lange) schreie ich zu dir: Gewalttat! - doch zu rettest nicht?
Warum lässt du mich Unrecht sehen und schaust dem Verderben zu, so dass Verwüstung und Gewalttat vor mir sind, Streit entsteht und Zank sich erhebt?
Darum erstirbt die Weisung, und (der gerechte) Rechtsspruch kommt nie mehr heraus. Denn der Gottlose kreist den Gerechten ein; darum kommt ein verdrehter Rechtsspruch heraus.“ (Habakuk 1,2-4)

Habakuk bekommt von Gott eine Antwort, die er sicherlich nicht gerne gehört hat.
„Denn siehe, ich lasse die Chaldäer erstehen, die grimmige und ungestüme Nation, die die Weiten der Erde durchzieht um Wohnplätze in Besitz zu nehmen, die ihr nicht gehören.“ (Habakuk 1,6)
Schrecklich und furchtbar sei dieses Volk. „…denn die eigene Kraft sein Gott ist!“ (Habakuk 1,11b)

Ein wirklich gewalttätiges Volk, das seine Kriegsmaschinerie vergötzt. Wie konnte Gott Gottes Volk damit strafen, dass er ein noch schlimmeres Volk auf sie los liess? Aus der Geschichte wissen wir, dass die Chaldäer schon früher das Grossreich Assyrien mit ihrer Brutalität irritierte. Und die Assyrer waren keineswegs Lämmer. Sie taten selber schreckliche Dinge. Diese Chaldäer werden die Macht in Babylon ergreiffen und schlussendlich das Grossreich Assyrien besiegen.  Und dieses Neubabylonien wird auch Juda zerstören.

Nein, das wollte Habakuk sicherlich nicht hören. Hätte Gott nicht eine Strafe schicken können, dass die Leute wieder zur Vernunft kommen? Das hatte er doch so viele Male in der Vergangenheit geschickt. War das das Ende?

Aber Habakuk kannte Gott und konnte daher sagen:
„Bist du nicht von alters her, o HERR, mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben? HERR, du hast sie zum Gericht eingesetzt und , o Fels, zum Züchtigen sie bestimmt.“ (Habakuk 1,12+13a)

Für Habakuk ist es klar, dass er seine Kirche, seine Bundesgenossen nicht wirklich fallen lässt. Wer auf Gott traut, wird leben, so wird er schlussendlich verstehen:
„Siehe, die (verdiente) Strafe für den, der nicht aufrichtig ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“ (Habakuk 2,4)

Zuerst aber noch, sagt Habakuk noch einmal, wie er es nicht verstehen kann, dass Gott scheinbar nicht eingreift:

Du hast zu reine Augen, um Böses mitansehen zu können, und Verderben vermagst du nicht anzuschauen. Er kann es sich theologisch nicht erklären!

„Warum schaust du (dann) den Räubern zu, schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“ (Habakuk 1,13b)

Einige Verse weiter erhält Habakuk Antwort von Gott. Er sieht ein Gesicht.

„Denn das Gesicht gilt erst für die festgesetzte Zeit, und es strebt auf das Ende hin und lügt nicht. Wenn es sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben.
Siehe, die (verdiente) Strafe für den der nicht aufrichtig ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Wieviel weniger wird der Gewalttätige, der Treulose, der anmassende Mann zum Ziel kommen, er, der seinen Schlund weit aufsperrt wie der Scheol und der wie der Tod ist und nie sich satt frisst! Und er rafft an sich alle Nationen und sammelt zu sich alle Völker.
Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied anheben, wobei sie mit Rätzelfragen auf ihn anspielen? Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein ist – wie lange noch? – und der Pfandschuld auf sich lädt!“ (Habakuk 2,3 - 6)

Wer traut sich schon offen, dem Machtgierigen direkt die Wahrheit zu sagen? So sagt man es indirekt in Rätzelfragen. Doch der Zorn Gottes ist gerecht. Zuletzt wird die Gerechtigkeit siegen. Selbst das Werkzeug des Zornes Gottes, die Chaldäer, werden für ihr Unrecht bestraft werden.

„Weh dem, der eine Stadt mit Blut baut, und eine Ortschaft auf Unrecht gründet! Siehe, (kommt das) nicht von dem HERRN der Herrscharen, dass (dann) Völker fürs Feuer sich abmühen und Völkerschaften für nichts sich plagen?
-          Denn die Erde wird davon erfüllt sein, die Herrlichkeit des HERRN zu erkennen, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ (Habakuk 2,,12-14)

Aber: Der Gerechte wir durch seinen  Glauben leben! (s. Habakuk 2,4b) ruft Habakuk. Dieser Ruf wiederhalt auch im Neuen Testament:

„Das aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn der ‚der Gerechte wird aus Glauben leben‘.“ (Galater 3,11)

und

„‘Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben‘“ (Hebräer 10,38a)

und

„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.‘“ (Römer 1,17)


 In allem Unrecht und allen Schrecken um uns her, wird Gott den Gerechten retten. So schafft es Gott, zu strafen ohne ungerecht zu werden. Aber gibt es überhaupt Gerechte? Ja, sehr wohl. Und zwar jene, die begnadigt wurden! Diese Gerechten wissen, dass sie Sünder sind und dass ihre selber gemachte Gerechtigkeit nicht an die Gerechtigkeit Gottes heranreicht. Sie hätten wie alle anderen Menschen die gerechte Verurteilung durch Gott verdient. Sie wollen aber die Gnade Gottes annehmen und lernen so Barmherzigkeit: Gegen sich selber und auch gegen andere. So beginnt der Prozess der Heiligung. Denn so wie wir richten, werden wir gerichtet, wie Jesus sagte.Somit ist das Zuwarten Gottes mit seinem Gericht begründet in seiner Barmherzigkeit:

„So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR; ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?“ (Hesekiel 33,11b)

„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.‘“ (Römer 1,17)

Dieses Zitat von Habakuk im Römerbrief hat Luther sehr tief getroffen. Er hatte vorgängig intensiv die Psalmen gelesen und kam nun zum Römerbrief. Stundenlang studierte er so die Bibel. Er war verzweifelt, weil er merkte, dass er sich nicht so gut machen konnte, wie es Gottes Massstäbe erfordert hätten. Er spürte besonders tief den Graben zwischen seinem Gutsein und dem Guten Gottes. So konnte er Gott nicht lieben. Und nun las er, wie Paulus im Römerbrief Habakuk zitiert:
„Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.‘“ (Römer 1,17)

Das war die Lösung: Gott selber spricht frei. Es war nicht sein Werk. Auch nicht sein Glaube. Aber er glaubte nun, dass Gott es für ihn machte! Damit gehört Gott allein die Ehre! Damit war der Gordische Knoten gelöst!

Habakuk kannte vermutlich noch nicht so genau wie die Erfüllung dieser Wahrheit durch den Messias (= Christus) geschehen wird. Aber er wusste sicherlich das Christus (= der Messias) kommen wird und die Verheissungen erfüllen wird. Und er hatte schon voll verstanden, „der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“ (Habakuk 2,4b). Er wusste, dass in allem Schrecklichen, was kommen wird, Gott für ihn sorgen wird. Denn selbst wenn er sterben sollte, so würde er doch bei seinem HERRN sein. Was können ihm da Menschen noch antun? Seine Persönlichkeit, seine ewig lebende Seele ist von Gott selber beschützt. Und somit ist er vor dem Zorn Gottes sicher. Und noch mehr:

„Im Grimm durchschreitest du Nationen. Du bist ausgezogen zur Rettung deines Volkes, zur Rettung deines Gesalbten. Du hast den First des Gottlosen den Grund bis auf den Felsen blossgelegt. Sela.“ (Habakuk 3,12+13)

In Habakuk 3,17 beschreibt er einen schrecklichen Zustand, wo die Landwirtschaft keine Nahrungsmittel mehr hervorbringt. Aber weil er Gott glaubt, kann er in dem allem sagen:

„Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln über den Gott meines Heils.
Der HERR, der Herr, ist meine Kraft. Den Hirschen gleich macht er meine Füsse und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten. Dem Vorsänger, mit meinem Saitenspiel!“ (Habakuk 3,18-19)

So in Gott sicher beendet er sein Buch!


 „Was wollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Römer 8,31)

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