Freitag, 15. Dezember 2017

Macht hoch die Tür die Tor macht weit: es kommt der Herr der Herrlichkeit

Diese Geschichte las ich am Mittwoch in unserer Hauskreis-Weihnachtsfeier vor (Rechte unbekannt):

Königsberg im Jahr 1623. Es war eine schwierige Zeit: Krieg, Hunger, Seuchen gingen nicht spurlos an der Bevölkerung vorüber. Es war mitten im 30-jährigen Krieg (1618-1648). Wohlstand fand man vor allem noch in den Häusern der alteingesessenen Königsberger Kaufleute, aber auch im Haus des Fisch- und Getreidehändlers Sturgis. Er gehörte nicht zu den angesehenen Patrizieren, sondern war vielmehr ein Emporkömmling, der mit kaufmännischem Fingerspitzengefühl und zähem Fleiss zu Wohlstand und Reichtum gekommen war.
Zwar hatte man ihm einen Bauplatz im vornehmen Patrizierviertel versagt, doch hielt sein neu erbautes, grosses Haus am Rossgärtner Markt jedem Vergleich stand.
Nur eines ärgerte den Besitzer :Wenig entfernt von seinem Grundstück lag ein Armen- und Siechenheim, und dicht bei seinem Gartenzaun verlief der schmale Fussweg, den die Armenhäusler benutzten, wenn sie Besorgenungen in der Stadt machen oder am Sonntag den Gottesdienst besuchen wollten.
Zwar belästigten sie den Kaufmann nie, aber STurgis ärgete sich über den Anblick der armseligen Gestalten und beschloss, Abhilfe zu schaffen.
Spitzfindig wie er war, kaufte er die lange, breiet Wiese, über die der Pfad führte, und legte einen herrlichen Park an. Er umgab ihn mit einem Zaun, schloss ihn nach aussen durch  ein prächtiges Tor und auf der Rücksetie durch eine kleine verriegelte Pforte ab. Nun war den Armenhäuslern der Weg versperrt, und der Umweg zur Stadt war für die meisten von ihnen zu weit und zu beschwerlich.
So klagten sie ihrem Pfarrer Weissel ihr Leid und baten um Rat und Hilfe. Sollte es Gott nicht möglich sein, dass der reiche Mann das Tor seines HErzens öffnete, damit die Barmherzigkeit Einzug halten konnte? War es nicht so, dass Sturgis' Name in Sammellisten in der Regel hinter hohen Summen zu finden war, und dass er sich besonders freigebig zeigte, wenn Spünden und Betragf öffenltich bekannt gegen wurden? (Dies löste im Hauskreis ein lautes Schmunzeln aus.) Auch hatte er stets eine grosszügige Hand, wenn in der Adventszeit der Chor vor den Häusern der Wohltäter und Spender sein Lieder erklingen liess.

Doch in diesem Jahr war es anders. Das versclossene Tor war Grund für die abweisende Haltung, mit der man Sturgis gegenüberstand. Man wollte dieses Jahr nicht vor dem haus des Getreidehändlers singen. Weissel aber gab zu bedenken: 

"Ich meine, wir würden Advent und Weihnachten nicht richtig feiern können, wenn wir den reichen Mann ausschlössen. Unser Erlöser geht auch an keinem Haus und keinem Herzen vorüber. Wollen wir ihm nachfolgen oder nicht?"

Der chorleiter, ein junger Student, wurde nachdenklich. Aber würden sich die Chormitglieder überreden lassen? Schliesslich einigte man sich auf einen Kompromiss, und Weissel selbst würde die Sänger begleiten.
Doch welches Lied soltle bei Sturgis erklingen? Da og Weissel die Schublade seines Tisches auf und entnahm ihr ein Blatt, dicht beschrieben mit Versen. Schweigend und sichtlich ergriffen las der junge Stundent die Verse:

"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit: es kommt der Herr der Herrlichkeit."

"Wundervoll", rief er schliesslich mit Begeisterung aus. Das Lied sollte in dieser Adventszeit zum ersten Mal erklingen. Säter würde sich sicher ein Komponist finden ,der eine gute Melodie schaffen würde. Doch wie war es zu diesem Lied gekommen? Während der junge Gast noch einmal die Worte überflog, erzählte Weissel:

"Es war während des starken Sturms, der vor kurzem - von der Küste kommend - über das Land hingweggfegte und viel Schnee mit sich gebracht hatte. Weissel hatte in der Nähe des Doms zu tun. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht und  wollte ihm fast den Atem rauben. Er strebte dem Dom zu, um dort unter dem hohen Pottal Schutz zu finden. Die Augen fest auf die Tür geheftet, erreichte er die breite Treppe. In diesem Augenblick öffnete sich das Portal weit und der freundliche Glöcner machte mit einer leichten Verbeugung eine einladende Geste:

"Willkommen im Haus der Herrn. Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen, ob Patrizier oder Tagelöhner. Das  Tor des Königs aller Könige steht jedem offen."

Weissel schüttelte den Schnee vom Mantel und klopfte dem Glöckner auf die Schulter. "Eben hat er mir eine ausgezeichnete Predigt gehalten."

Bis sich das Unwetter gelegt hatte, war in ihm das lied entstanden, das nun vor seinem jungen Besucher lag:
"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit ..."

Am Nachmittag des vierten Advents versammelten sich die Alten und Siechen (1) zur Weihnachtsfeier der Kirchengemeinde, die auch in diesem Jahr wieder durch die Spenden der reichen Handelsherren ermöglicht worden war.
Hinterher sollte der Chor noch die Wohltäter mit Weihnachtsliedern erfreuen, die bislang noch nicht besucht worden waren. So formierte sich ein seltsamer Zug, voraus Pfarrer Weissel, gefolgt von den Sängern, danach die Alten und die an Stöcken und Krücken humpelnden Siechen (1). 
Sturgis sass währenddessen allein in seinem grossen Zimmer. Der T isch war festlich geschmückt und bedekct mit erlesenen Esswaren, wollte er doch durch seine Grosszügigkeit die aufgebrachten Gemüter besänftigen.
Dort kamen sie: Pfarrer, Chor und dahinter die Alten. Entsetzt beobachtete Sturgis, wieder seltsame Zug an den weit geöffenten Türen seines Hauses vorüberzog. Wollte man ihn so kränken? Doch nein, jetzt machten sie Halt, geradewegs vor dem prächtrigen Tor seines Parks. Ob sie dort singen wollten? Zögernd verliess Sturgis das Haus und ging durch den Garten bis zu der kleinen Pforte, die in den Park führte, und öffente sie.
Da begann Weissel seine Ansprache. Er sprach vom König aller Kénige, der auc hhetue noch vor verschlossesnen Herzenstüren wartet und Einlass begehrt, auch bei Kaufmann Sturgis. 

"Ich flehe  euch an," fuhr Weissel fort, "öffente nicht nur dieses sichtbare Tor, sondern das Tor Eures Herzens und lasst den König ein, ehe es zu spät ist."

Darauf wandte er sich um und weis auf die Schar der Alten, die ihnen gefolgt waren. In diesem Augenblick begann der Chor:

"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit ..."

Sturgis schien es, als höre er einen Engelchor. Tief drangen die Worte in sein Herz ein. Langsam näherte er sic hdem grossen Tor, griff bei der zweiten Strophe mit zitternder Hand in die Tasche, holte den Schlüssel heraus und öffnte weit und schweren Eisenflügel.
Pfarrer Weissel trat ein, nach ihm der chor und die Alten. Sie  ogen singend durch den Park bis zu der kleinen Pforte.
Sturgis öffente sie weit und verkündete, dass von nun an Tor und Tür geöffent bleiben sollten, um dem König aller Könige Einlass zu gewähren. Darauf lud er alle in sein Haus ein, auch die Alten, deren Anblick er bisher kaum ertragen konnte. Er selbt aber hatte strahlende Augen wie ein Kind am Weihnachtsabend.
Dann sass er neben dem Pfarrer und bat ihn, die Strophen des neuen Liedes als Erinnerung an diesem Tag in sein Gesangbuch zu schreiben. Diese Bitte wurde ihm gerne gewährt, doch auch Weissel hatte einen Wunsch:
Er bat den Kaufmann, in diesem Lied die für ihn wichtigsten Zeile zu unterschtreichen. Der reiche Mann brauchte nicht lange zu überlgen. Ohne zu zögern ergriff er die Feder und unterstrich den ersten Satz der 5. Strophe:

"Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür die offen ist."
Der Weg durch den Park aber wurde von da an der Advents- oder Weihnachtsweg genannt.

Unten das Lied mit einem folgenden Bericht über diesen evangelischen Knabenchor mit weiteren musikalischen Beiträgen.(Hohe Qualität! Ein klangliches geniales Lied mit dem Thema Maria müsste man vielleicht theologisch aufarbeiten...)


Ich weiss nicht, wie wahr diese Geschichte ist. Auf jedenfall gibt es immer Menschen, die gerade auch in solch schwern Zeiten wie dem 30-jährigen Krieg wissen, wie man reich wird. Dieser geschickte Kaufmann hat sich leicht verirrt und sich in seinem Hochmut über andere erhoben. Er war aber genügend geschickt, Weisheit zu lernen. Daher waren am Schluss alle beschenkt.

Pfarrer Weissel (1590 - 1635) hat dieses Lied am 2. Advent des Jahres 1623 nach Christi Geburt für die Einweihung der Altrössgärter Kirche in Königsberg geschrieben (laut Wikipedia). Am 3. Advent, also nur eine Woche später, wurde sein Lied: "Such wer da will, ein ander Ziel" eingeführt. An diesem dritten Advent 1623 wurde Georg Weissel in der Altgrössgärter Kirche ordiniert. 

Das Lied lehnt sich an den Psalm 24 von König David an.

Dieser Psalm behandelt folgende Themen:

Gott ist der Eigentümer

Gott ist der Schöpfer

Wer darf sich Gott nähern in seinem Heiligtum? Äussere Ehrbarkeit
Aber wer hat ein reines Herz?

Jakob war aus seiner Natur alles andere als ein Mann mit einem reinen Herzen:
Er war ein Schlitzohr.
Er versuchte lange den Segen mit Hinterlist und eigenen Leistungen zu erringen, bis ihn Gott bezwang und ihn in die Enge trieb:
Da bat er – mit all seinem Willen -
dass Gott ihn segnen solle.

Niemand von uns Menschen seit dem Sündenfall hat ein reines Herzen. Wer sich dies einbildet, sieht die Realität nicht. Daher sagte Martin Luther über diesen Psalm: Dieser Psalm zieht den religiösen die Hose aus! Jeder Selbstgerechte kommt so zum schweigen: Oder er steigert sich in seinem Hochmut in die Idee: er habe aus sich ein reines Herzens. Damit wird allen noch klarer, wie unmöglich es ist, sich selber gerecht machen zu wollen. Wer dies glaubt, macht sich zum Narren.

Hier der Text des Psalmes 24 nach der Luther Uebersetzung: 


Psalm 24     Einzug in das Heiligtum
Ein Psalm Davids.
Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.
2 Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet.
3 Wer darf auf des Herrn Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
4 Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug, und nicht falsche Eide schwört;
5 Der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.
6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs.

7 Machet die Tore weit und die Türe in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

8 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit.
9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
10 wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. Sela.

Wer ist der König der Ehre? Es ist Jesus Christus! Gott und Mensch zugleich. Der einzige Mensch mit einem reinen Herzen!
Jakob erhielt den Segen als Geschenk von Gott.
Wir erhalten den Segen von Jesus Christus, dem König der Ehre, der Herr.
Lasst uns unsere Tore des Herzens für ihn öffnen, damit er einzieht: Er ist der Starke, der das Böse überwindet: Er ist der siegreiche Held im Streit! Er hat den Sieg für uns errungen.


Beachtenswert ist in diesem Lied auch folgendes:

Die erste Strophe endet mit

Gelob sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.                        Hier ist Gott der Vater gemeint (und Jesus Christus
                                                                       als Wort Gottes, als Logos: Denn Gott schuf,                                                                                           indem er sprach
…………….
Die zweite Strophe endet mit

Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland gross von Tag.                         Mein Heiland ist Jesus Christus: Gott der Sohn
                                                                       Er ist mein Heiland. Bei ihm kommt alles gut.
……………

Die dritte Strophe mit

Gelobet sei mein Gott
Mein Tröster früh und spat.                           Gott der Heilige Geist ist unser Tröster.

Damit wird ganz natürlich die Dreieinigkeit des einen Gottes geehrt. Und  wer Gott so lobt, wird selber bechenkt, wie es dieser reiche Kaufmann erlebte.

Wer ist nun der König der Ehre?
Wem sollen wir die Herzenstüren öffenen?

Es ist Jesus Christus!

"Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." verspricht Jesus Christus (s.  Offenbarung 3,20)

Jesus Christus ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit:

"Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und stärke und Ehre und Preis und Lob." (Offenbarung 5,12)

Wer ist der König der Ehre? Es ist Jesus Christus! Gott und Mensch zugleich. Der einzige Mensch mit einem reinen Herzen!
Jakob erhielt den Segen als Geschenk von Gott. Mit seiner List und all seiner Kraft konnte er das Geschenkt nicht erhalten: Lassen wir uns also auch nicht in die Werkgerechtigkeit versklaven, sondern das Geschenk Gottes annehmen: Jesus Christus.
Wir erhalten den Segen von Jesus Christus, dem König der Ehre, der Herr.
Lasst uns unsere Tore des Herzens für ihn öffnen, damit er einzieht: Er ist der Starke, der das Böse überwindet: Er ist der siegreiche Held im Streit! Er hat den Sieg für uns errungen.

Dieses Lied "Macht hoch die Tür" hat auch alle konfessionellen Schranken überwunden. Pfarrer Weissel war ein protestantischer Pfarrer. Heute finden wir das Lied in verschiedenen evangelischen Demoninationen von Landes- und Freikirchen wie auch in der römischen Kirche.


Gott allein gehört die Ehre! So können wir Gott geniessen.

Anhang:
(1) ein alter Ausdruck für kranke und behinderte Menschen. Dieser Text ist selber alt. Der Ausdruck "Siech" wird heute noch in Norwegen für das Krankenhaus benutzt. Im Schweizerdeutschen wird er noch im übertragenen Sinn und nicht mehr im ursprünglichen Sinn verwendet.

Hier ein anderes Lied von Weissel


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