Weihnachten 2020
Wie hat die
Prophetin Hanna Gott gedient?
(s. Lukas 2, 36 –
39)
„Da war eine
Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamm Asser, die war schon
hochbetagt. Nach ihrer Zeit als Jungfrau war sie sieben Jahre verheiratet und
danach Witwe gewesen bis zum Alter von vierundachtzig Jahren. Sie verliess den
Tempel nie, weil sie Tag und Nacht Gott diente mit Fasten und Beten. Zur selben
Stunde trat auch sie auf und preis Gott und sprach von ihm zu allen, die auf
die Erlösung Jerusalems warteten.“ (Zürcher Übersetzung)
Nach acht Tagen
wurden Jesus Christus beschnitten (Lukas 2,21). Bei dieser Gelegenheit wurde
ihm auch der Name Jesus gegeben, wie es vom Engel genannt worden war, bevor er
im Mutterleib von Maria empfangen wurde (Lukas 1,21). Nachdem für Maria die
Zeit der Reinigung – wie es ihm Gesetz des Mose vorgeschrieben war – vorbei war, gingen Maria und Josef nach Jerusalem,
um Jesus zu weihen.
„wie es im Gesetz
des Herrn geschrieben steht: Alles Männliche, das den Mutterschoss öffnet, soll
als dem Herrn geheiligt gelten.“ (Lukas 2,22b)
Danach erzählt –
noch im Tempel in Jerusalem – ein Herr Namens Simoen erstaunliches über dieses
Buschi Jesu (Lukas2,25 bis 35). Danach
tritt eine sehr alte Frau zu der jungen Familie und muss das von Simoen gesagte
bestätigt haben. Allerdings im Gegensatz zu Simoen (s. Lukas 2, 25 bis 32)
hören wir nichts von dem, was sie konkret über Jesus gesagt hat. Dafür hören
wir viel über ihr Leben. Es ist eine sehr alte Frau vom Stamm Asser, d.h. von
einem Stamm der am Weitesten von Jerusalem entfernt ist. Die Wuppertaler
Studienbibel schreibt denn auch:
„Es ist
merkwürdig, dass wir ganz genau erfahren, wer diese Hanna gewesen ist. Aber die
Worte ihres Lobgesanges vernehmen wir nicht. Gerade umgekehrt wie bei Simeon,
wo vom Leben nichts berichtet wird, aber der Lobgesang wiedergegeben war. Der
Bericht gewint dadurch das Gepräge des Geschichtlichen, von Lukas mit Sorgfalt
erkundet
Solche Alten, die
so in Gott und in Seinem Wort und im Gebet leben, sind gewaltige Prediger, auch
wenn sie nicht mit dem Wort predigen. Sie sind jedoch schlichte Darsteller des
Wortes.“ (Seite 70 und 71).
Noch heute gibt
es die (südlichen) Hulda Tore beim ehemaligen Tempel in Jerusalem, die heute
zugemauert sind.
Interessant ist,
dass im Alten Testament nur Männer Priester sein konnten. Das war schon damals
ein bemerkenswerter Unterschied zu den heidnischen Gepflogenheiten. Im Tempel
in Jerusalem gab es verschiedene Bereich: einen für Heiden, einen für Frauen
und einen für Männer und dann einen Bereich, den nur Priester betreten durften.
Das Allerheiligste durfte nur einmal im Jahr ein Priester betreten. Und wir
wissen, als Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, ging ein Riss durch den
Vorhang im Allerheiligsten:
„Jesus aber
schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf.
Und siehe, der
Vorhang des Tempels zerriss in zwei (Stücke), von oben bis unten; und die Erde
erbebte und die Felsen zerrissen,“ (Matthäus 27,50–51)
Schon im Alten
Testament wurde offenbart, dass einmal allen des Volkes Gottes der Heilige
Geist ausgegossen werden wird. Schon Mose wünschte sich dies. Beim Tod von
Jesus riss der Vorhang im Tempel entzwei. Nach dem Tod von Jesus, an Pfingsten,
wurde der Heilige Geist auf alle Gläubigen ausgegossen. Petrus beschreibt diese
Erfüllung des Alten Testaments in seiner Pfingstpredigt.
Nun ist jeder
einzelne Gläubige mit seinem Körper ein Tempel Gottes und natürlich auch die
Gemeinschaft der Gläubigen, die Ekklesia, die Kirche, wenn Jesus Christus ihr
Herr ist. (Von der Unterscheidung der sichtbaren und unsichtbaren Kirche ist
natürlich auch noch zu denken.)
Man sieht, Jesus
bewirkte also das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Dies wurde bei der Reformation
wiederentdeckt. Es bedeutet natürlich nicht, dass alle die gleichen Gaben
Gottes haben. Aber es bedeutet, dass wir alle, ob Männer oder Frauen in
Christus Priester Gottes sind. Wir alle haben, Anteil am dreifältigen Dienst
von Jesus Christus: König, Priester und Prophet.
Übrigens: Früher
konnten auch nicht alle Männer Priester sein. Nur die dafür auserwählten.
Aber Gott wollte
schon immer, dass sein ganzes Volk Priester sein sollten. Nun war es aber so,
dass man im Alten Testament auch sehr viel Angst vor Gott hatte. So erbat das
Volk von Mose, dass sie nicht vor Gott treten sollten, weil sie so Angst vor
Gott hatten. Und tatsächlich kann Gott sehr gewaltig auftreten. Nur in Christus
wird Gott zu unserem lieben Vater, weil er uns durch Christus vergeben darf und
sich daher Gottes Zorn über unsere Sündhaftigkeit legt.
Das war natürlich
schon immer so. Alle gerechten Menschen, auch der vor diesem Text genannte
Simeon ist aus Gnade ein gerechter Mann. In der Bibel ist die Gerechtigkeit
Gottes immer ein Geschenkt des gnädigen und barmherzigen Gottes. Selbst der
Begriff Gerechtigkeit ist in der Bibel keine Leistungsgerechtigkeit, sondern
eine Beziehungsgerechtigkeit: Sie beinhaltet Treue. Gott ist treu. Gott steht
zu seinem Wort. Gott steht zu seinen Erwählten, nicht weil sie etwas leisten,
sondern weil Gott sie liebt. Das ist schwer zu verstehen, weil wir sehr vom
Leistungsdenken geprägt sind. Gott liebt uns einfach so. Weil Gott will, liebt
er uns und nicht weil er uns lieben müsste. In uns gibt es nichts, warum Gott
uns lieben müsste. Es ist vielmehr so, dass Gott uns alle Schönheit gibt. Ohne
ihn haben wir nichts. Mit Christus haben wir alles.
In Christus haben
wir diese extreme Angst vor Gott nicht mehr. Wir haben hoffentlich Respekt vor
Gott und anstelle Menschenfrucht, Gottesfurcht. Aber wir können wie ein kleines
Kind jederzeit in Christus zu Gott dem Vater.
Aus diesem
Problem kann auch folgender Fehler entstehen:
Wir wollen mehr
Liebe haben. Wir wollen geduldiger mit unseren Kindern sein. Wir wollen weiser
sein usw. Das sind natürlich alles gute Früchte und moralisch gute Wünsche. Da
wir aber alles in Christus haben, besteht die Gefahr, dass wir damit nicht den
Geber von allem Guten wollen, sondern nur seine Gaben. Diese Wünsche können
also sehr nahe dem Wohlstandsevangelium sein. Wohlstandevangelium besagt ja:
Glaube an Jesus Christus und Du bekommst alles, was Du willst: Viel Geld, ein
super teures Auto, einen guten Ehepartner, schöne Haare, alle Probleme werden
gelöst usw. Das ist natürlich nicht ganz falsch. Abraham war auch sehr reich.
Aber das Problem besteht, wenn wir nicht in der richtigen Reihenfolge Lieben,
dann beginnen wir die Prioritäten falsch zu setzten und bald schon verfallen
wir dem Götzendienst. Eben: Dann wollen wir nicht mehr den Geber aller guten
Dinge, sondern nur noch die guten Dinge. Und das erfüllt uns nicht, sondern
hinterlässt immer eine Leere, die uns unbefriedigt lässt und zu immer mehr
Aktivismus, Drogenkonsum, Arbeitssucht oder anderen Süchten versklavt. Denn nur
in Christus kommt unser Herz zur Ruhe. Daher lasst und Christus suchen, indem
alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind. In Christus haben wir alles,
weil in Christus die gesamte Fülle Gottes ist! („Denn in ihm wohnt die ganze
Fülle der Gottheit leibhaftig;“ Kolosser 2,9, s. auch Anhang)
Wir müssen Jesus
wollen haben! Wenn wir in Christus sind, haben wir alles!
Es ist das
Gleichnis von der Weinrebe: Wir müssen an Christus hangen und dann wirkt der
Heilige Geist! Und wenn wir es nicht können (was unserem natürlichen Menschsein
entspricht) dürfen wir Christus darum bitten! Das ist ja auch Gnade: Alles von
Jesus Christus zu empfangen.
So wurde die
Bibel geschrieben und so diente auch Hanna.
Und das war nicht
Leistung! Wenn man wirklich begriffen hat, was die Gnade Gottes ist, dann wird
alles zur Gnade Gottes: d.h. ein Geschenk von Gott. Selbst die Leistung wird
dann zu einem Geschenk Gottes! Denn es heisst ja, dass wir jene guten Werke
machen, die Gott im Voraus vorbereitet hat.
Wenn wir das
nicht verstanden haben – und dazu stehen wir immer wieder in der Gefahr – dann
sind wir sogar versucht aus der Gnade eine Leistung zu machen! (um natürlich
uns selber zu ehren, anstelle Gott zu danken und zu ehren. Aber unser grösstes
Glück ist, wenn wir Gott allein die Ehre geben. Und es ist sehr praktisch:
Alles, was Gott ehrt, ist für uns das Beste und Gesündeste!)
Darum müssen wir
auch nicht eifersüchtig auf andere
schauen. Sondern dürfen wir Hanna das ausleben, was uns Gott an Gaben gegeben
hat. Das ist mehr, als nur zufrieden mit dem zu sein, was man hat: Es ist in
unserer Berufung Gottes unser Glück finden. In dieser Zwischenzeit mag es noch
nicht ganz konstant perfekt sein. Aber wir merken sehr wohl, wenn wir in dieser
Spur laufen. Wie unser Herz zur Ruhe kommt. Wie wir in Christus durch den
Heiligen Geist geleitet werden. Wie wir dann wissen, was zu tun ist und was
nicht zu tun ist. Und wie glücklich wir in der Beziehung mit Christus werden.
Dann können wir
einfach das Leben, was uns Gott gegeben hat. Dann werden wir glücklich.
Wir werden nicht
glücklich, wenn wir keinen Gott haben, weil wir von Gott dem Schöpfer zu ihm
hin geschaffen wurden.
Wir werden aber
auch nicht glücklich, wenn wir irgendetwas suchen, dass gar nicht zu uns
gehört. Wir brauchen es gar nicht, auch wenn uns die Werbung, die Gesellschaft,
die Familie oder irgend eine andere Idee das uns einreden wollen.
Die Hanna hätte
auch sagen können: „Ich bin kein Mann. Ich darf kein Priester sein. Ich darf
niemals ins Allerheiligste. Ich darf nicht laut vor allen predigen.“
Aber es durfte ja
sowieso nur ein Priester einmal im Jahr ins Allerheiligste. Sie aber durfte
Jesus Christus als Buschi sehen! Sie sah den Erlöser. Und davor lebte sie
einfach ihre Berufung. Ihr Leben beinhaltete grosse Schicksalsschläge: Sie war
nur sieben Jahre lang verheiratet. Danach war sie eine Witwe. Vielleicht hatte
sie nie Kinder bekommen. Wer schaute denn nun nach ihr? In dieser Zeit war dies
sicherlich nicht so einfach.
Sie lebte einfach
ihre Berufung. Ihre Berufung war im Tempel Gottes zu sein, zu beten und zu
fasten.
Als sie Jesus
sehen durfte, hatte sie geweissagt und Simeon bestätigt. Was für eine Ehre:
Jesus Christus als Buschi zu sehen und über seinen damals zukünftigen Dienst zu
sprechen.
Wir wissen zwar
nicht genau, was sie gesagt hat. Vermutlich war es so, wie in der
Wuppertalerstudienbibel erwähnt: Sie war wie ein Echo von Simeon.
Jetzt können wir
auf Hanna eifersüchtig sein. Das wäre unweise. Weise ist es, sich über Hanna
und die Gaben, die Gott ihr gab, sich zu freuen. Es dient auch uns, was sie –
ohne Leistungsdenken – damals diente, weil es Jesus als Christus bestätigt,
unseren Erlöser und Heiland.
„Und sie trat in
eben dieser Stunde hinzu und pries Gott. Sie redete von Ihm (dem Jesuskinde) zu
allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ (Vers 38 Wuppertaler
Studienbibel).
Es muss einige
Juden damals gegeben haben, die auf den Erlöser warteten. Die Wuppertaler
Studienbibel geht von den Stillen im Lande aus: Einem kleinen Häuflein.
Vielleicht war es sogar eine Gemeinschaft, die sich regelmässig traf?
Vielleicht war es aber auch damals eine Grundstimmung in Israel, da man unter
der römischen Besatzung und König Herodes dem Grossen litt.
(Jesaja 52,9:
Jahwe hat Mitleid mit seinem Volk. Er erlöst Jerusalem.)
Die Wuppertaler
Studienbibel schreibt dann noch (S. 71):
„So ist Jesus in
den Tempel getragen und dargestellt worden vor dem Herrn, ohne dass die
amtliche Priesterschaft des Tempels und Jerusalems Notiz davon nahm. Die Gabe
der Prophetie, die dem schlichten Israeliten Simeon und der Hanna innegwohnt
hat, ist dieser Priesterschaft ganz abhandengekommen. Der Heilige Israels wird
zum Tempel hinein gebracht, und die beamteteten Diener des Heiligtums ahnen es
nicht.“
Das ist
eigentlich auch eine Tragik. Die offizielle Kirche hat Christus nicht bemerkt!
„Der Tempel, den
Jesus besucht hatte, in dem die Stillen ein Fest Seiner Erscheinung gefeiert
hatten, blieb stumm. In Nazareth aber in der heiligstillen Entwicklung wuchs
das Heil der Welt zum Kind und Jüngling und Mann heran.“ (Seite 71 Wuppertaler
Studienbibel)
Das ist auch
tröstlich. Auch wenn manchmal die Kirche so leer und beschäftigt ist, gibt es
Stille im Land, wo das Reich Gottes heranwächst.
Wir wissen es:
Jesus war nicht immer nur still. Zu seiner Zeit trat er sehr deutlich auf. Er
hat die Dunkelheit hell gemacht. Leute, die das Licht scheuen, haben das
natürlich nicht so gerne. So wie ja auch Johannes im Johannes Evangelium
schreibt. ABER Jesus ist Sieger. Der Teufel ist gebunden. Es ist nur noch ein
letztes Zucken und Wüten des Bösen. Es mag noch weh tun. Wir sterben noch, aber
Jesus ist Sieger.
Denn durch
Weihnachten wurde Ostern möglich. Und Ostern ermöglicht nun für uns in alle
Ewigkeit Weihnachten zu werden.
Ich wünsche Euch
allen schöne Weihnachten
und ein
gesegnetes Jahr 2021.
Anhang:
„Habt acht, dass euch
niemand einfängt durch die Philosophie
und leeren Betrug, gemäss der Überlieferung der Menschen, gemäss den
Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäss.
DENN in ihm wohnt
die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;
und ihr habt die
Fülle in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist.
(Kolosser 2,8 bis
10)
Darum müssen wir
auch keine Menschenfurcht haben. Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit.
Sie scheint mir auch der Anfang dieser Erkenntnis zu sein: Das zu leben, was
uns Gott gegeben hat. Dazu gehört, dass er uns jeden Moment den Lebensodem gibt.
Ohne ihn könnte niemand physisch leben. Dazu gehört die Möglichkeit, dass wir
sprechen können, wenn wir denn diese Gaben erhalten haben (was auch nicht selbstverständlich
ist) usw. Natürlich gehört auch diese Erkenntnis zur Weisheit, die uns wirklich
leben lässt. Darum müssen wir auch nicht
in erster Linie auf andere hören, sondern in erster Linie auf Christus, unseren
Schöpfer, der es besser weiss und es gut mit uns meint.
Spürt man die
Freiheit und die Erfüllung, die in dieser Erkenntnis liegt?
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