Zugleich waren es tief gläubige Frauen, die ihre Sorgen im Gebet Gott abgaben. Und Dorothea Trudel, die nie geheiratet hatte, sollte zu einer grossen Beterin werden. Dadurch wurde sie eine Glaubensmutter für viele. Noch heute zeugt eine christliche Tagungsgstätte in Männedorf von ihr und ihrem Nachfolger, Herr Samuel Zeller (Samuel Zeller war das jüngste Kind des berühmten Pädagogen der Erweckungsbewegung, des Vorstehers der Armen- und Armenlehranstalt Beuggen bei Basel: Christian Heinrich Zeller (1779 - 1860) (Seite 62).
Ich durfte einmal den Koch dieser Tagungstätte in den Ferien antreffen. Er berichtete mir, dass zur Zeit keine Heiligungen und grosse Gebetserhöhrungen mehr gäbe. Es ist ein christliches Hotel, wie es viele gibt. Aber es kämen manchmal alte Frauen, die aus der Zeit erzählten, als sie dort in die Sonntagsschule gingen: Heilungen. Gebetserhöhrungen. Lebensaufbrüche. Auch kämen immer wieder mal Menschen aus allen Herren-Ländern vorbei, sogar aus Japan. All diese Menschen wurden von Menschen beeinflusst, die wiederrum von Männedorf und diesem Glauben von Dorothea beeinflusst waren.
Ich selber habe, bevor ich von Dotorhea erfahren habe, von einem Theologen der systematischen Theologie aus Norwegen gelesen, er hiess Ole Hallesby, der im 20. Jahrhundert nach Männedorf fuhr, um vom Nachfolger von Dorothea, Herr Zeller, für seinen theologischen Dienst gesegnet zu werden.(s. Ole Hallesby Der Fels aus Norwegen, Hänssler Biobgraphie. Hallesby lebte von 1879 - 1961. Er war gesundheitlich schwach und Aerzte verhiessen ihm kein langes Leben. Er sollte dann in Norwegen ein KZ der deutschen Besatzer überleben. Mit seinem Buch "Vom Beten", Origignalausgabe: "Fra bönnens verden" nahm er "Revanche" an den Deutschen. 1954 wurde über 100'000 Exemplare dieses Buches in Deutschland verkauft. (Seite 18, Ole Hallesby, Der Fels aus Norwegen" )
Wie war das möglich? Dorothea kam aus keiner idealen Familie. Ganz im Gegenteil. So lieb und gutmütig die Mutter war, so egoistisch und töricht war der Vater. Als ein Pfarrer den Kindern empfahl die Missstände vor Gericht zu bringen, antwortete die Mutter:
"Der ist ein elender Tropf, der bei Menschen Rat suchen will, der Fleisch fü seinen Arm hält und nicht allein seine Zuversicht auf Gott setzt. Ihr werdet erfahren", fügte sie bei, "dass solchen immer zur rechten Stunde seine Hilfe zuteil wird, die nicht auf die Umstände blicken, sondern allein auf den Herrn, im festen Glauben, dass er für sie sorgt." (Seite 20) Interessant war, dass dann eine Besserung eintrat. Zwei Jahre später war die Not völlig überwunden.
Das Buch ist schon etwas älter und greift noch weiter zurück in die Schweiz des 19. Jahrhunderts. Während im angelsächsischen Raum (USA, England usw.) verschiedene Kräfte mit den verschiedenen evangelischen Gruppierungen an einer besseren Welt arbeiteten, formierte die Aufklärung in der Schweiz einen Generalangriff auf den christlichen Glauben und die reformiert-evangelischen Kirchen. Die reformierten Glaubensbekenntnisse wurden abgeschafft (Das zweite Helvetische Bekenntnis und in Basel, das zweite Basler Bekenntnis oder erste Helvetische Bekenntnis: Die Basler hatten das zweite Helvetische Bekenntnis beriets 1789 als staatliche Vorschrift aufgegeben. (Seite 159 das 2. helv. Bekenntnis von Heinrich Bullinger, Vermutlich Ausgabe 1966) und die Aufklärung sollte herrschen. Gleichzeitig schenkte Gott aber auch eine Erweckung im Lande, die dem Kreuz in unserer Fahne wieder einen Sinn gab!
Die Landeskirchen des Kantons Waadt und ich glaube auch Neuenburg zerbrachen, ob den folgenden Auseinandersetzungen (später fanden sie wieder zusammen.) Der Kanton Genf ergab sich dem damaligen Zeitgeist und wiedersetzte sich der gleichzeitigen Erweckung in Genf. Im Kanton Bern versuchte man die Meinung anderer mit staatlicher Gewalt zu unterdrücken. In dieser Zeit wirkte ein Gründer der FEG, der Frei Evangelischen Kirche, Carl von Rodt (1805 -1861), der u.a. eine Zeitlang die Verbannung aus dem Kanton Bern erleben musste. Er fand in anderen Kantonen, wie Basel Unterschlupf. Prof. Dr. Armin Mauerhofer hat diese interessante Geschichte in einem von seiner Bücher aufgearbeitet. Es ist schon erstaunlich wie eine Gruppierung von Menschen, die sich Liberal nennt, so unliberal handeln konnte. Ich habe sogar schon erlebt, dass ein Relativist seine Position so absolut vertrag, dass er nichts anderes tolerieren konnte. Nun zurück zur Geschichte. Aber es gab auch Gegenbewegungen. Im Kanton Zürich kam es sogar zu einer Revolution, weil ein liberaler Theologe an der Universität lehren sollte. (Ich hoffe, ich habe in diesem Abschnitt alles korrekt wiedergeben. Leider besitze ich das Buch nicht, ich hatte es nur vor Jahren ausgelehnt und so habe ich hier nur aus dem Gedächtnis erzählt.)
Schlussendlich einigte man sich in den verschiedenen Landeskirchen auf die Formel der "Bekenntnisfreiheit", die allerdings die Gefahr der Bekenntnislosigkeit beinhaltet. Gleichzeitig entstanden in dieser Zeit auch viele Freikirchen, wie eben auch die FEG. Die verschiedenen reformierten Landeskirchen in der Schweiz hatten sich daraufhin sehr unterschiedlich entwickelt. Ja man kann sogar sagen, in gewissen Gegenden hat sich jede einzelne Kirchgemeinde sehr unterschiedlich entwickelt. Dadurch kann man heute ohne Vorkenntnisse nicht wirklich sagen, was man in einem reformierten Gottesdienst in der Schweiz erleben wird: Die Bandbreite ist erstaunlich.
Gleichzeitig hat sich die Schweiz auch sonst neu formieren müssen. Die alte Eidgenossenschaft wurde von den Franzosen zerstört. Napoleon behandelte die Schweiz wie eine Kolonie, in der er aber seine zentralistischen Ideen nicht durchsetzen konnte. Diese französische Kreation, die helvetische Republik, lebte nicht lange. Aarau war nur sehr kurz die Hauptstadt dieses künstlichen Gebildes.
Da die Schweiz im Herzen Europas liegt, sollte sie unter der Herrschaft der Franzosen nun
auch zu einem Kriegsschauplatz werden. Nicht nur, dass einzelne Kantone widerspenstig waren, auch die internationale Politik musste sich um die Schweiz und ihren wichtigen strategischen Standpunkt kümmern. In dieser Zeit gab es leider keine bewaffnete Neutralität, die uns geschützt hätte. So kam es das Franzosen und Oesterreicher sich in der Schweiz prügelten. Ja selbst eine russische Armee kämpfte sich mit ihren Kanonen auf kleinste Alpwanderwege hinauf! Die europäischen Welt-Probleme wurden auf Schweizer Boden ausgetragen. Und selbst wenn nicht gerade Krieg in der Schweiz herrschte, musste jedes Schweizer Dorf Truppen und Pferde für Napoleon und seine Kriege bereitstellen.
Nach dem Abzug der Franzosen musste sich die Schweiz wieder neu finden. Leider sollte sogar ein Bürgerkrieg, der Sonderbundskrieg, dazu gehören. Es bot aber auch Raum, bereits vorhandene Ideen umzusetzen. In Zürich konnte Ideen von Parlamentariern noch vor der Besetzung der Franzosen verwirklicht werden (siehe unter anderem die Geschichte von Jakob Gujer (1716 - 1785), dem philosophierenden Bauern, allgemein als "Chlijogg" bekannt).
In dieser turbulenten Zeit handelt diese Leben. Dorothea Trudel selber erlebte vorallem eine
erbitterte Feindschaft der Materialisten, welche ihr die Fürsorge an Kranken verbieten wollten. Die ersten Urteile liess sie über sich ergehen. Als dann aber im Februar 1861 ein Todesfall zu beklagen war, zeigte der Bezirksarzt Drudel an. Dabei legte er ein Verzeichnis der in der Anstalt wohnenden Personen vor: 80 Kranke aus Württemberg, Baden, Frankreich, Preussen, Bayern, sowie aus den Kantonen Bern, Schaffhausen, Aargau, Solothurn, Thurgau, St. Gallen und der Waadt. "An den verschiedensten Krankheiten litten sie, wie Unterleibsleiden, Gemütskrankhriten, Epilepsie, Hysterie, Bleichsucht, Taubheit, Rückenmarksleiden, Schwindsucht." (Seite 64) Daraufhin verbot die Gesundheitsdirektion die Arbeit von Dorothea. Wie es weiterging, habe ich Auszugsweise unter im Anhang 2 aufgeführt. Soviel sei verraten: Sie sollte recht erhalten und so konnten in ihren Häusern weiterhin jedermann kommen: Reich und Arm. Viele auch, die sonst nicht mehr weiter wussten. Damals zahlte ein armer für den Aufenthalt nichts. Die anderen je nach Finanzkraft. Alle aber halfen, wenn sie konnten, mit.
Dorothea selber liess sich von dieser Aufgabe verzerren und so wurde sie nicht sehr alt.
Aber wie kam es dazu? Denn eigentlich wäre sie nie auf die Idee für ein solches Werk gekommen. Das erzählt dieses kleine Büchlein.
Anhang 1:
Beispiele aus dem Buch:
Am 27.10.1813 wurde Dorothea Trudel geboren. Ein paar Tage nach der Völkerschlacht bei Leipzig (s. Seite 25). Das letzte von 11 Kindern. Die Schule konnte sie unregelmässig ab 5 Jahren für 4 Jahre besuchen. "Ihre leidenschaftliche Heftigkeit wie ihre Gesichtszüge hatte sie vom Vater." (Seite 25) Sie war also von ihrem Naturell her ganz ihr Vater und sollte doch ein so anderes Leben führen. Mit 15 Jahren war sie lange krank und "mein Rücken wurde verwachsen." Es war eine Frau mit einem Bückelchen.
Später, als sie in ihren Häusern Versammlungen durchführte, ärgerte sich ein Schmied enorm über sie. Er sammelte sich Steine, mit denen er ihre Fenster einschlagen wollte. Dann ereignete sich folgendes:
"Aber es war im Sommer. Die Fenster standen weit offen, und er konnte seinen Plan nicht ausführen. Während er über ein neues Mittel nachsann, härte er draussen Dorotheas Worte, die wie feurige Pfeile in sein Herz drangen. Er wurde wie von einer unsichtbaren Gewalt ergriffen .Seine Augen wurden über seinen moralischen zustand geöffnet, und von Stunde an erkannte er sich als einen elenden Sünder. Erliess allmählich seine Steine fallen und hörte die Rede bis zu Ende an. dann ging er in den Saal, bekannte Dorothea seine Sünde und seine Torheit und erklärte, er sei entschlossen, ein neues Leben anzufangen. Freudestrahlend betete sie sogleich mit dem jungen Mann, der bald ein eifriger Jünger Jesu und später Missionar in Afrika wurde." (Seite 42 und 43)
Als sie noch Kind war und ihr Vater ins Ausland verschwunden war, musste die Mutter einige Jahre die Familie alleine durchbringen. "Bei seiner Abreise verkaufte er unsere zweite Kuh und nahm das Geld mit sich. Ein reicher Nachbar erbot sich, uns eine Summe zu borgen, die wir gern annahmen, um eine andere Kuh zu kaufen. Wir verstanden den Einkauf zuerst nicht. Das Tier leistete uns aber solche Dienste, dass wir dann wohl erkannten, woher der Segen kam. Wir konnten täglich dem Milchverkäufer im Sommer vierzehn Liter Milch und im Winter zwölf Liter Milch von dieser Kuh geben, beinahe das ganze Jahr hindurch, so dass wir die vorgestreckte Summe blad wieder zurückerstatten konnten. Ausserdem arbeitete die Kuh als Zugtier in der Landwirtschaft mit solcher Kraft und Schnelligkeit, dass es uns wie ein Wunder vorkam. Als unser Vater wieder heimgekehrt war und uns mit Freuden von dieser Kuh reden hörte, bekam er einen solchen Zorn auf das arme Tier, dass er es nicht länger im Stall dulden wollte und es jedermann um den halben Pries anbot.
Wir Kinder, die noch nicht den Glauben unserer Mutter hatten, waren stets in Furcht. Wenn nur jemand sich dem Stall näherte, glaubten wir, der Vater würde die Kuh verkaufen. Die Mutter ermahnte uns, nicht so verzagt zu sein. Sie sagte: "Wenn der Vater tun könnte, wie er wollte, so wäret ihr schon lange nicht mehr da. Gott aber lässt ihm nicht mehr zu, als was er uns selbst auferlegen will. Glaubet nur, Gott, der uns selbst versorgt hat mit dieser Kuh, kann auch machen, dass wir sie behalten können, solange wir ihrer bedürfen."
Und so geschah es: die Kuh leistete uns ihre Dienste, solange die Mutter lebte und bis wir alle versorgt waren. Da kam ein Käufer, der sie sehr teuer bezahlte, weil er von dem Mann, der so viele Jahre die Milch von uns holte, von der Wunderkuh gehört hatte. Als aber das Tier von uns weggeführt wurde, hatte das Wunder ein Ende - sie war wie jede andere Kuh."
(Seite 20 und 21)
Dorotheas Leben war geschmiedet aus Glauben in allem Leid! Dabei hatte sie eine Mutter und Grossmutter, die in ihren Familien - für die Welt kaum sichtbar - dies schon lange erlebt hatten.
Herr schenke auch uns solche Menschen, damit Dein Gebet sich erfüllt (Johnnes 17,20ff), dass Liebe herrscht. Bedeutet das, dass wir auch im Leiden Treue und Liebe lernen müssen?
"August Bächtold gibt in seinen Erinnerungen auch eine Charakteristik der Wirksamkeit von Dorothea Trudel und fügt an einigen Stellen gewisse Bedenken, die er hatte, bei: "Ihre Andachten waren stets packend und meist von einem feurigen Pathos getragen. Logischer Fortschritt der Gedanken war nicht immer da, überhaupt das Ganze nicht ein abgerundeter Vortrag; aber er war reich an treffenden Einzelbemerkungen, 'geflügelten Worten' meist praktischen Inhalts, die man nicht leicht wieder vergass. Selbstverständlich gab es in ihren Reden viele beweisende Beispiele aus ihrer Lebenserfahrung und Seelenpflege.
Mit ihrem Gebrauch des Bibelwortes zum Losen konnte ich mich nie ganz befreunden. Wenn ich mich recht erinnere, so betete sie nie mit uns, ohne nachher für jedes und für sich selbst ein Los zu ziehen. Mancher Entscheid wurde von ihr aufgrund eines Loses getroffen. Kein Brief von ihr, ohne dass auch Lose angeführt sind, die sie aus der Bibel gezogen. Ich meinte immer, der Geist Gottes sollte an die Stelle des Losens treten. Wenn ich mich recht entsinne, war ihr aber doch nicht verborgen, dass auch der Teufel sich in das Losen mischen und das Biblelwort, wie bei der Versuchung Christi, auch in seinen Mund nehmen kann.
Auch die Verwendung des Oels und das Handauflegen bei den Kranken schien mir nicht ganz nach der biblischen Sparsamkeit und Nüchternheit zu geschehen. Die Handauflegung dauert oft sehr lange. Es wurde grosser Wert darauf gelegt, dass sie an der kranen Körperstelle gechah, nicht etwa nur während des Gebets, und auf das Haupt. Aber es hatte etwas Ergreifendes, sie in der engen Hausgemeinde ihre Vorträge halten zu sehen, indem sie rechts und links einem Kranken die Hände auflegte und von Anfang bis zu Ende in dieser unbequemen Stellung verharrte. Ihre Hingebung und Aufopferung war eben immer unbegrenzt dieselbe, die sich völlig vergass.
Sie verstand vortrefflich, Geisteskranke und Nervenleidende zu behandeln. Es war natürlich nichts weiter als eine Ablenkung, wenn sie sprach: 'Ein Christ hat keine Nerven.' Aber dass die Ablenkung der Gedanken bei diesen Uebeln eine Grundbedingung der Heilung ist, wird heute auch von ärztlicher Seite anerkannt. Dorothea Trudel hat hier unbedingt das Richtige getroffen. Darum sind in ihrem Hause auch viele Nervöse geheilt worden, und manches hysterische Menschenkind hat unter ihrer Anleitung den Teufelsspuk erkannt, der mit ihm getrieben wurde.
Die Geisteskrankheiten deutete Dorothea Trudel in biblischem Sinn, ohne aber jedes Mal an förmliche Besessenheit zu denken. Ihr scharfer Blick verkannte die rein körperlichen Ursachen nicht, doch verwendete sie keine Arzneimittel. Man nannte die Geisteskranken 'Gebundene', deren Bande nur der Herr lösen konnte. Sie wurden darum reichlich unter den Einfluss des Wortes Gottes und des Gebets gestellt. Und wie manchmal geschah es, dass ein finsteres Gesicht unterdiesem Einfluss plötzlich zu leuchten anfing! Die Macht Gottes hatte die Ketten gebrochen und die dunklen Wolken zerstreut. Aber auch strenge Zucht wurde je und je angewandt. An ein gewisses Mass von Zurechnungsfähigkeit wurde auch bei den schwersten Fällen immer noch geglaubt, darum auch hier dem Eigensinn und der Bosheit scharf zugesetzt. Ich sehe die gute Mutter jetzt noch, wie sie eine derartige eigensinnige fest bei den Zöpfen nahm und ihr mit strengen Worten die derbe Wahrheit sagte: Aber das Ende vom Lied war, dass sie die Arme an ihr Herz drückte und mit Küssen bedeckte. Auch die Zwangsjacke wurde hie und da gebraucht. Da die Einrichtung zur Bewachung solcher Kranker im Anfang nicht genügend war, kam es einige Male vor, dass ein Gestörter entwich. Wie wurde da gesucht! Aber schliesslich warf man sich auf die Knie und erbat die Gnade Gottes, und auf wunderbaren Wegen kam das Schmerzenskind zurück. Dann Dankeshymnen nach der Melodie: ich bin zu gering aller Barmherzigkeit ..." (Seite 56 - 58).
Ich finde dies einen interessanten Bericht - und ich denke er ist in einer guten biblischen (reformierten) Haltung geschrieben: Gott gebraucht uns mit all unseren Fehlern. Darum müssen wir Menschen nicht überhöhen, sondern dürfen wir sie so sehen, wie sie sind: Sie sind Brutto von Gott geliebt. Die Würde des Menschen wird ja eben nicht durch Leistung definiert, sondern durch die Wertschätzung, die uns Gott gegenüber erbringt! Darum steht in der Bibel schon im alten Testament: "Wer den Schwachen unterdrückt, beschimpft seinen Schöpfer; wer Ihn aber ehren will, erbarmt sich des Armen." (Sprüche 14,31)
Doroetha ist wie jeder andere Christ eine Heilige und eine Sünderin zugleich. Ich muss aber zugeben, dass ihr Leben in der Ausübung der Liebe das meine um Welten übersteigt. Dorothea würde (wird) aber über diese Worte lächeln, weiss sie durch die erfahrene Heiligung noch viel mehr um ihre Abgründe, als ich es erkannt habe. Daher wird sie wohl lächelnd sagen: Gott wirkte es. Es ist Jesus alleine! Ihm alleine gehört die Ehre und Anbetung! Es war alles Gnade! Es war alles ein Geschenk Gottes.Und ich bin so glücklich, über das was Gott tat und das er mir alle Fehler und Sünden vergeben hat. Was hätte ich alles besser machen können... Aber alles ist in Gottes Hand. Danke Herr.
Anhang 2
Der Prozess 1857 (Seite 63 ff)
"Als ihr vor etwa drei Jahren mit der gleichen Begründung eine Geldstrafe auferlegt wurde, hatte sie sich stillschweigend dem Entscheid gefügt, obwohl es ihr ungereimt vorgekommen war. 'Denn', sagte sie, 'eher wäre mir der Sinn an den Tod gekommen als daran, dass man in einem Lande, wo die Kirche unter dem Schutz des Staates steht, wegen etwas bestraft werden könnte, das doch gewiss in der Bibel geboten ist. Aber leider habe ich damals die Zeit verstreichen lassen, ohne Berufung einzulegen.' Jetzt aber wollte sie wissen, 'ob man in unserem Kanton, wo alles Freiheit hat, verbieten kann, nach Gottes Wort zu handeln, und ob die Leute bei allen Krankheiten die Freiheit besitzen, dass sie das anwenden dürfen, was das Wort Gottes denen gebietet, die an ihn glauben.' Und sie wandte sich an das Bezirksgericht. (Seite 64 und 65)
Die Schrift, die sie da abfasste ist ergreifend. Für ihre eigene Person würde sie nicht vor Gericht gehen. Nie hätte sie gedacht, dass sie eine Krankenanstalt einrichten sollte. Aber Gott hat ihr dies als Lebensaufgabe gegeben und daher gelange sie an das Bezirksgericht, "da mich aber die Befolgung des mir zugestellten Befehls von einer Pflicht abhalten würde, die mir zur Lebensaufgabe geworden ist, indem mich die Liebe, die durch Gottes Gnade in mein Herz ausgegossen ist, treibt, meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst, so kann ich nicht unterlassen, Ihnen zu bezeugen, wie ich dazu kam." (Seite 65) Aus dem Protokoll ist ersichtlich, dass die Patienten durchschnittlich 4 oder 5 Franken je Woche für Kost, Wohnung und Wäsche bezahlten. Der höchste Betrag war bei Reichen 10 Franken. Arme wurden unentgeltlich gepflegt und aufgenommen.
Selbst der Gemeinderat von Männedorf (Der Gemeinderat ist die Regierung des Dorfes) stellte ein gutes Leumundszeugnis aus, u.a. meldeten sie: "sie versteuert mit ihrer Schwester 20'00 Franken Vermögen, hat im verflossenen Mai ein drittes Haus gekauft. Auch das Statthalteramt weiss ihr nichts Nachteiliges vorzuwerfen, es wäre denn die 'übermässige Zärtlichkeit zwischen der Vorsteherin und den männlichen und weiblichen Bewohnern der Anstalt und die öffentlichen brüderlichen und schwesterlichen Umarmungen'.(Seite 66)
Der Bezirksarzt Dr. Dändliker donnerte trotzdem gegen Dorothea: Er meinte es sei religiöser Fanatismus ", teils in dem umhertastenden Hilfesuchen Unheilbarer, teils in der Wohlfeilheit der Verpflegung für Arme und Geizige. Für alte Jungfern möge auch das trauliche Du und die beim Abgang mit Küssen besiegelte Freundschaft ihren Reiz haben." (Seite 66)
Die Gesundheitsdirektion doppelt nach: "Sie betet mit den Kranken, legt ihnen die Hände auf, salbt sie. Gleichgültig ist, ob sie den Kranken dabei vorgibt, der Heiland heile durch sie und ihr Gebet, und gleichgültig, ob sie sich dafür bezahlen lässt oder nicht, da das Gesetz auch die unentgeltliche Pfuscherei bestraft. Die Trudel lässt sich auch zu Kranken rufen, nimmt mit densleben Heilpozeduren, selbst in den gefährlichsten Stadien, vor, legt ärztliche Anordnungen zur Seite und gefährdet dadurch die Kranken. Nicht etwa die Beseitigung der Konkurrenz für die Aerzte, sondern die Gefahr für das Publikum ist der Grund des Gesetzes. Nicht wie, sondern dass man sich mit der Heilung von Kranken befasst, ohne dazu berechtigt zu sein, ist strafbar." (Seite 66-67) Hier kommt man auf den eigentlichen Anlagepunkt: Es ging der Anklage nicht darum, dass Dorothea etwas falsch oder richtig gemacht hätte. Es ging nicht einmal darum, dass sie den Menschen half oder nicht, sondern alleine die Tatsache, dass sie half, wollte man verurteilen. Hier leuchtet der absolute Staat auf, der alles kontrollieren will. Damit übernimmt der absolute Staat den Platz Gottes. Es wird dann noch darauf eingegangen, dass es für Geisteskranke belastet sei, wenn lange gebetet wird. Ein Argument dabei finde ich beachtenswert, dass hinterfragen von der Anwendung von Zwangsjacken usw. Aber interessant sind dann folgende Feststellungen: "Dass einzelne Kranke gebessert oder geheilt entlassen wurden, ändert nichts an der Sache, zumal man von den schlechten Erfolgen nichts hört." (Seite 67) Hier wird selbst von der offiziellen Anklage bestätigt, dass es Heilungen gab und dass von negativen Berichten nichts bekannt war!
"- Nachteilig für die Gesundheit ist jedenfalls" wird fortgefahren "auch das enge Zusammenleben und Wohnen so vieler Menschen beieinander, ihre Ausdünstung. Das Medizinalgesetz ist unzweifelhaft verletzt." (Seite 67) Man kommt bei diesen Vorwürfen das Gefühl nicht los, dass unbedingt Gründe gesucht werden...
"Da die Gesundheitsdirektion ihre Meinung nicht änderte, blieb auch das Bezirksgericht einstimmig auf seinem Entscheid bestehen. So wandte sich Dorothea Trudel an das Obergericht." Als Verteidiger trat der Fürsprecher und Rechtsanwalt Heinrich Spöndlin auf. Er war ein entschlossener Bekenner eines biblischen Christenglaubens und ein " Mann mit leidenschaftlichem Temperament, ein Kämpfer für das Recht, besonders dort, wo er es von der öffentlichen Meinung verachtet sah." (Seite 67)
Die folgende Gerichtsverhandlung am 13.11.1861 war nicht nur ein Kampf "um den Schutz des Aerztestandes oder die Sorge um die Volksgesundheit, sondern um die damals herrschende Weltanschauung. Und der Verteidiger wollte nicht nur eine ungerecht Angeklagte verteidigen, sondern einen Angriff auf christlichen Glauben und christliche Lebenshaltung abwehren." (Seite 68) Damals kam ja jener heute bereits überholte Glaube an die Naturwissenschaft auf: Nur was beweisbar und physisch messbar war, gab es auch. Es hätte den materialistisch Glauben ins Wanken gebracht, wenn man zugeben hätte müssen, dass es mehr als nur Materie auf der Welt gab. Und Dorothea mit ihrem Zuhause war ein übersprudelndes Leben, dass das Gegenteil vor Augen führte.
Der Verteidiger entlarvte die Anklage: "Soviel Worte, soviel Unwahrheiten." (Seite 68) Er geht auch darauf ein, wie einfach die Forderungen der Anklage umgangen hätten werden können: Man hätte nur einen Doktor X anstellen müssen (s. Seite 69).
Die Staatsanwaltschaft unterlag der Verteidigung: ".. das Obergericht erklärte, es würde weder dem Geist der Zeit noch dem Charakter eines Freistaates entsprechen, die Bestrebungen der Anstalt durch polizeiliche Strafen unterdrücken zu wollen. Das Urteil latuete auf völlige Freisprechung." (Seite 69) Halleluja.Nun war die ideologischer Barrikaden überwunden und der biblische Glaube konnte mit der Vernunft zusammen wirken.
Anhang 3
Umgang mit Geld (Sie hierzu auch Anhang 2)
"Sie hatte lange Zeit als Sammlerin für die Basler Mission gewirkt. Für sich selbst jedoch sammelte sie grundsätzlich nicht, 'aus Abscheu vor jedem Heller, der nicht dem Herrn selbst gegeben wird, sondern unter Druck - sei es auch nur ein Viertelsdruck".
'Doch', schreibt sie, 'es ist uns in allen Jahren, wenn es viel ist, nur sechsmal das Geld ausgegangen. Obschon ich das ganze Jahr um das Irdische nie bete, sondern fest an dem Spruch hange 'Suchet am ersten das Reicht Gottes, so wird euch alles übrige zufallen', oder wie unsere selige Mutter uns Kindern stets gesagt hat: 'Wer betet und arbeitet, für den sorgt Gott.' Er hat auch ohne unser Zutun immer wieder geholfen. Davon will ich nur ein Beispiel geben. Beim Kauf eines dritten Hauses wr meine Schwester etwas ängstlich und sagte: 'Aber Schwester, ist es jetzt auch nötig, dass wir den letzten Heller, den wir haben, an die Häuser geben? Sonst steuert man allenthalben für die Anstalten, aber bei uns denkt kein Mensch daran. Die armen Wesen bringt man uns, wenn sie die Leute nicht mehr haben können. Aber dass jemand denken würde, man sollte doch an dieses Werk auch etwas geben, daran denkt kein Mensch. Jetzt kann ich nicht glauben, dass Gott von uns fordere, dass wir noch ein Haus kaufen. Wenn wir nur diese zwei Hüttchen haben und nur so viel Leute halten, als wir in diesen halten können, so können wir doch mit dem Geld, das das neue Haus und die erforderliche Einrichtung kostet, manchem Armen wieder Speise geben. Ich habe alles hergegeben (sie hatte nämlich für den Kauf des zweiten Hauses ihr ganzes persönliches Vermögen gegeben), aber jetzt meine ich, wir wollen es doch so machen, wie ich sage.' Von allen Seiten sagten die Leute, die Schwester habe recht. Aber mein Herz wurde verwundet, wenn die Leute kamen und ich sie nicht aufnehmen konnte und wenn auch in den Versammlungen in unserem Haus höchstens etwa 80 Personen Platz hatten. Auch meinten alle, wenn noch mehr Leute kämen, so gehe das über meine Kraft und ich lebe kein Jahr mehr Das war dann freilich die grösste Sorge. Aber ich sagte, ich könne jetzt gar nicht mehr auf sie hören. Wenn dieStimme in meinem Innern, sagte ich, die richtige sei, dass ich noch ein Haus kaufen müsse, so wolle ich Gott bitten, dass er es mir durch einen Bibelspruch deutlich zeige. Und meine Schwester meinte dazu, dann wolle sie auch einwilligen, wenn der Herr ein äusseres Zeichen gebe, dass auch jeamnd etwas dazu beitrage. Ich lachte und sagte, an dem liege mir nichts, wenn ich nur von Gott aus seinem Wort eine ganz bestimmte Weisunghabe. Wir fielen auf die Knie und baten den Herrn, under gab das Wort: 'Ich will sie mehren und nicht mindern' (Jeremia 30,19). Ich kaufte nun ganz mutig das Haus. Dann kam jemand zu der Schwester, ein reicher ausunserem kanton. Der sagte zu ihr: 'Lasst sie's nur kaufen. Ihr müsst nichts sagen, Ihr könntet Euer Kapital, das ihr noch habt, doch für die Armen brauchen.' An dem Tag aber, an dem wir das Haus kauften, kam ein Schwede, und der gab meiner Schwester 500 Franken. Er kannte mich gut, weil er ein Jahr lang jeden Tag in unser Haus kam. Da sagte ich der Schwester: 'Jetzt hast du dein Zeichen, und das meine werde ich auch bekommen, denn das Aeussere überlasse ich ganz Gott.' Wir versprachen, auf den 1. Mai 6000 Franken zu bezahlen und dann auf den letzten Mai wieder 6000. Meine Schwester sagte etwa vier Tage vor dem 1. Mai: 'Ich will nur gerne sehen, ob der Herr auch ans Zahlen denkt.'
Statt des Geldes kam ein Brief von ihm, der uns riet zu kaufen - er wolle das Geld geben, er schreib uns aber vor, wie wir dieanstalt einrichten müssten, wieiviel Betten angeschafft und wiviel Leute aufgenommen werden müssten, und sagte, nur dann könne er glauben, dass das Werk aus Gott sei, wenn wir annehmen, was er uns geschrieben, und nur dann sei er bereit, das Haus zu zahlen. Ich fiel mit meiner Schwester auf die Knie und bat den Herrn, dass er uns auch diesmal noch durchs Los sage, dass er der Vater dieses Werkes sei.
Und ich bekam das Wort Psalm 46, 2 - 6: 'gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine HIlfe in den grossen Nöten, die uns betroffen haben. darum fürchten wir uns nicht ... Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben ... Gott ist bei ihr drinnen. Darum wird sie fest bleiben. Gott hilft ihr früh am Morgen.' Nun schrieb ich dem Herrn, dass wir kein Geld brauchen können. Ich dankte ihm herzlich und sagte ihm in meinem Brief, weil er dieses Werk nicht als Gottes Werk anerkenne, so möchte ich nie einen Heller von ihm, versicherte ihm aber, dass ich ihn mit gleicher Liebe fortliebe.
da sagte meine Schwester: 'Wo willst du nun das Geld hernehmen? Du wirst doch jemand darum fragen müssen?' Ich lachte und sagte: 'Am ersten Tag im Mai frage ich. Es kann bis anhin wohl jemand kommen und uns das Geld antragen.' Und richtig, am morgenden Tag kam ein Freund des Werkes und sagte, er habe Geld, und er könnte es uns gegeben Kapitalbriefe geben. Ich sagte: 'Ja, jetzt können wir es gerade brauchen.'"
(Seite 61 - 62)
Anhang 4
Ein vertiefter Glaube
„Ich blieb lange Zeit in einer tiefen Bestürzung, und meine Schwester glaubte, dass ich den Verstand verloren hätte. Dieser Zustand dauerte mehrere Tage. Ich entwich oft aus dem Haus, um im Wald umherzuwandern. Dort wurde es endlich nachlangen, angstvollen Stunden licht in meiner Seele. Die Ueberzeugung, dass Jesus, der Gekreuzigte, mich nie verlassen werde, gab mir den Frieden wieder. Nun befand ich mich in einem Zustand des Friedens, der Glückseligkeit, der Entzückung, wie er schwer zu beschreiben ist. Ich lebte in einer anderen Welt, in einer inneren, ununterbrochenen Gemeinschaft mit meinem Gott. Das irdische Leben fortzusetzen schien mir fast unmöglich, und ich fühlte mich wie verwandelt. Nach Verlauf von drei Wochen war ich noch so eingenommen von den Vorgängen in meinem inneren Leben, dass ich Gott bitten musste, die Lebhaftigkeit dieser Eindrücke zu verringern, damit ich wieder mein Tagewerk tun konnte.“ (Seite 33 und 34)
Die Folge dieser Erlebnisse:
„Sie prüfte ihre Vergangenheit streng und erkannte, dass sie in den fünfzehn Jahren, seit sie sich zuerst bekehrte, zuviel das Eigene gesucht und zuviel geistlichen Hochmut bewiesen hatte….“
… Das geduldige Tragen der Leiden hatte sie bisher als eine Leistung aufgefasst, die
sie vor Gott gefällig machte. Mit dieser Geduld glaubte sie sich ruhig vor Gott zeigen zu dürfen. Aber jetzt war ihr die biblische Grundwahrheit aufgegangen, dass unsere Leistungen vor Gott immer ungenügend seien, und dass das richtige Verhältnis zu ihm erst dann beginnen könne, wenn wir gar nichts seien, wenn nur das, was er uns gibt, etwas wert sei…. (Seite 34)
„… Auf dieser Grundlage ist es dann auch zu jenem Ereignis gekommen, das Dorothea Trudels äusseres Leben mit der Zeit völlig umgestaltetet hat – zur ersten Heiligung von Kranken….“ (Seite 35)
„Wir waren damals in einer grossen Not. Es wurden nämlich etwa fünf Arbeiter krank, die bei meiner seligen Schwester Sohn, bei Herrn Dändliker, beschäftigt waren… Da stieg die Not mit diesen Kranken so hoch, dass ich acht Nächte bei ihnen weilte und alle ärztlichen Vorschriften mit aller Pünktlichkeit befolgte, und doch wurde es immer ärger mit ihnen…. Weil es immer schlimmer mit ihnen wurde, trieb es mich Tag und Nacht ins Gebet und in das Wort Gottes hinein. Das 28. Kapitel des 5. Buches Mose brachte mich so ins Nachdenken, dass ich keinen Rat wusste und auch niemand um Rat fragen konnte. Ich verschloss mich in meine Kamme, sank dem Heiland im Glauben zu Füssen, ganz so wie wenn ich ihn sehen könnte, und sagte: ‚Es steht da im Jakobusbrief, was man tun muss, wenn man krank ist. Ich habe dein Wort als Wahrheit an meinem Herzen erfahren, und darum, weil jeder Buchstabe darin Wahrheit ist, so kannst du nicht anders als denen, die glauben, wie die Schrift sagt, auch halten, was darin steht. Du weisst, dass ich glaube, und im Vertrauen, dass du hältst, was geschrieben steht, bitte ich dich, komm du selbst mit mir und leg den Segen auf dein Wort. Ich glaube fest, dass es nicht hilft wegen meiner Hand, sondern deswegen, weil dein Wort es sagt‘.
Als ich zum ersten ging, erfuhr ich, dass des Herrn Wort wahrheit ist und dass er seine Verheissung erfüllt. Ich ging zum zweiten und sagte: ‚Sieh, der Apostel Jakobus sagt, was man tun soll (Jak. 5,14.15). Aber ich habe dem Heiland gesagt, ich könne hier keinen Priester holen, der so nach dem Wort Gottes tut. Jetzt wollen wir glauben, der Herr tue es selbst; ich oder wir wollen beten.‘ Es währte nur wenige Minuten, so rief der Kranke: ‚Die furchtbaren Schmerzen sind weg!‘, und wir dankten dem Herrn.“ (Seite 36)
Anhang 5
Als was sah sich Dorothea?
Theologisch stammt sie aus der reformiert-evangelischen Landeskirche des Kantons Zürich, welche zur Zeit Zwingli's zur ersten reformierte Kirche auf der Welt geworden war. Das war über 300 Jahre vor Dorothea und weit über 400 Jahre vor unserer Zeit. Sie selber nahm auch an Versammlungen der Herrnhuter Brüdergemeinde teil (Seite 31). Später folgten Besuche bei den Darbisten (Seite 30), wo sie angeregt worden ist, eine tiefere Beziehung mit dem Heiligen Geist einzugehen.
Nun gelten Darbisten nicht gerade als Befürworter der Predigten von Frauen, wie übrigens die Mehrheit der Christenheit und Juden aller Zeiten. Hierzu aus Seite 41:
"Sie fühlte sich nicht berufen, zu lehren oder die Bibel auszulegen, sondern die vor ihren Augen vorüberziehenden Verse gaben ihr Anknüpfungspunkte, von den Dingen zu reden, die ihr am Herzen lagen. Ihre Rede war nicht so sehr ein Unterricht, sondern ein Zeugnis, das sie für die Treue, Heiligkeit und Kraft Gottes ablegte. Wenn sie von ihren eigenen Erfahrungen sprach, gab der Reichtum ihres inneren Lebens ihrem Wort eine grosse Autorität. Sie war streng, aber doch auch wieder sehr ermutigend. Bis in ihre letzten Verschanzungen verfolgte sie lauwarme und halbweltliche Frömmigkeit. Sie wollte um jeden Preis die Seelen in persönliche Beziehung zum lebendigen Heiland bringen, ohne Furcht, dabei einen falschen Frieden zu trüben und eingebildete Hoffnungen zu zerstören....
... Was sie dem einzelnen anempfahl, hätte sie gerne in der ganzen Gemeinde verwirklicht gesehen. Sie war traurig über den Mangel an geistlichen Gaben, der ihr überall entgegentrat. Mit grossem Ernst betonte sie die Notwendigkeit eines Christentums, wie man es zur Zeit der Apostel kannte, und dass die wahrhaft umgewandelten Herzen eine überströmende Ausgiessung des Heiligen Geistes erleben müssten. Ihre Ansprachen brachten so viel Anregung, dass man den vier täglichen Versammlungen beiwohnen konnte, ohne zu ermüden.
Mit immer neuer Freude und Erwartung nahmen jung und alt ihre Plätze ein, zuerst um den allgemeinen Tisch und später, als die Zahl der Kranken sich vergrössert hatte, in einem kleinen, diesem Zweck entsprechenden Saal.
Während der Versammlung liess sie je eines der Kranken sich zu ihrer Rechten und zur Linken setzen, um ihnen dann während ihrer Rede und des Gebets die Hände aufzulegen. Es trug sehr zur Würde ihrer Haltung bei, dass sie während ihrer Rede keinerlei Bewegungen machte. Ihr mächtiges und eigenartiges Zeugnis beeindruckte stets die Bewohner ihres gastfreien Hauses. Die Angestellten sowohl als die Kranken lebten dort unter einer starken geistlichen Disziplin." (Seite 41 - 42)
Zusammendfassend
beeindruckt mich folgendes am Leben von Dorothea:
- Im Leiden bleibt sie bei Gott und weiss, dass er alles in Händen hat. Auch die Not und das Leiden.
- Sie fragt ehrlich nach Gottes Willen und sie erhält auch eine klare Zuversicht
- Sie hat wirkliche Gottesfurcht und Liebe zu den Menschen. Sie spricht auch Unangenehmens an. Dann bleibt sie aber bei diesen Menschen und hilft ihnen aus diesem Unangenehmen herauszukommen. In unserer Zeit wird gerne kritisiert. Aber wieviele helfen dem kritisierten aus dem Dreck wieder heraus? Oft wird die Schwäche eines anderen genutzt, um sich über ihn zu erheben, indem man ihn noch mehr in den Dreck drückt. Liebe ist etwas anderes. (s. 1. Kor. 13). Und Jesus lebte anders. Und bis zu einem gewissen Grad lebte auch Dorothea dies aus. (mit all ihren menschlichen Schwächen...)
- Die Herzlichkeit war ehrlich. Jeder Kuss, jede Umarmung, jedes auf die Knie gehen war ehrlich gemeint - oder es wurde zumindest so in Jesus gelebt, dass Jesus es so gebrauchen konnte.
- Man gab sein Bestes, aber traute nicht auf die menschlichen Möglichkeiten, sondern auf Gottes Möglichkeiten (Transfaktische Schau)
- Gottes Frucht und wenige bis keine Menschenfurcht.
- Gott vertrauen und sich letztendlich nicht auf Menschen verlassen. Sondern nur, dass Gott Menschen und anderes schickt, die Helfen werden.
- Demut, sich auch was sagen zu lassen und Weisheit, wann man Gott mehr gehorchen muss als Menschen.
Gebet, dass Gottes Willen Raum lässt: Gebet um Heilung oder dass Gott die Kraft schenkt, mit dem Leid umzugehen. Die Bereitschaft mit Gotteshilfe einen Sinneswandel durchzugehen und dabei auch andere Menschen treu und dauerhaft zu begleiten. Wer macht das heute noch? Wenn keine Besserung in nützlicher Frist ersichtlich ist, verlieren wir schnell an Geduld. Aber Geduld ist eine Frucht des Geistes, die wir nur in Christus erhalten. (Ich kenne zwar auch Nicht-Christen, die eine unbgaubliche Geduld haben. Sie haben diese von Gott als Rucksack fürs Leben erhalten.)
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