Warum befinden sich
die evangelischen Kirchen (Landes- und Freikirchen) im deutschsprachigen Raum
in einem Auflösungsprozess?
Seit längerem frage ich mich, warum sich der Einfluss der
Protestanten bei uns von Jahr zu Jahr verringert, ganz im Gegensatz zu anderen
Gegenden. Wie war es möglich, dass Evangelische einst die Welt beeinflussen
konnten und heute in diesem Sprachraum nur noch von der Welt beeinflusst wird
oder sich in die Privatsphäre zurückziehen? Ein reformierter Pfarrer in der
Schweiz stellte einmal erstaunt fest, dass wenn man heute in der Schweiz von Kirche
spricht automatisch an die römisch-katholische Kirche denkt. Vor gar nicht so
lange Zeit war die Schweiz doch von der
Reformation geprägt. Wie war das möglich?
In der Geschichte fand ich einige Gründe. Einer sticht
besonders bei den Erweckungen hervor: verantwortliche Leiter wurden tief
erschüttert, über die Tatsache ihrer selbstsüchtigen Motiven in ihrem Leben. Das
führte viele zu einer grossen Demut und Dankbarkeit. Mit diesen Leuten konnte
Gott dann wirken. Ich denke hier an Petrus, George Whitefield (s. Anhang
4), Spurgeon (s. Anhang 6) und auch Loren Cunningham (s. Anhang
2) sowie George Verwer (Anhang 3), Martin Luther (s. Anhang
5) oder Dorothe Trudel von Männedorf (s. Anhang 10) berichtet von einem solchen tiefgreifenden Erlebnis. (Gott konnte
natürlich auch mit anderen arbeiten.). Es gäbe noch andere Punkte zu erwähnen. An
dieser Stelle möchte ich vor allem auf folgenden Punkt eingehen:
Am Vertrauensverlust in Gottes Wort. Das erklärt auch, warum
die Bibel von Protestanten immer weniger gelesen wird. Selbst Mitglieder in
Freikirchen verringern merklich das persönliche Bibelstudium und die Stille mit
Gott. In der Schweiz ist es heute so, dass die römisch-katholischen Christen
mehr die Bibel lesen als die Reformierten! Das finde ich toll für die Katholiken
und macht mir Freude. Für uns Reformierten macht es mich traurig. Warum ist
dies so? Ich denke, es liegt an den vorherrschenden theologischen Grundlagen.
Es reicht eben nicht, wenn zum Beispiel in Freikirchen davon geredet wird, dass
Gebet wichtig sei oder dass man die Bibel lesen sollte, wenn man eigentlich
davon gar nicht überzeugt ist und darum nicht danach lebt.
Ich danke Gott, dass er uns die Bibel zur Hand gegeben hat.
Wie sollte ich sonst von Gott wissen? Ich war nicht dabei, als er die Welt
erschaffen hat. Ich war auch nicht dabei, als er mich im Mutterleib geschaffen
hat. Und im Gegensatz zu Augustin, kann ich mich nicht einmal erinnern, wie ich
zur Welt gekommen bin. Was weiss ich schon von der Welt, den Menschen und vom
Universum? Und wie gut kenne ich mich? Die Bibel spricht davon, dass die
Selbsterkenntnis für uns nicht so einfach ist. Gott kennt unser Herz, das
heisst unser Innerstes, besser als wir es kennen. Die Bibel zeugt vom Gesetz
Gottes, von den Propheten Gottes und von den Aposteln, jenen Augenzeugen, die
Jesus leibhaftig gesehen haben. Gott mag auch andere Möglichkeiten haben zu uns
zu reden, aber für gewöhnlich spricht sein Heiliger Geist durch die Bibel. Im
Idealfall lesen nicht wir die Bibel, sondern die Bibel liest uns. (Erstes
stelle schon Johannes Calvin fest und zweites sagte u.a. Thimoty Keller.)
Darum beginnt auch das zweite Helvetische Glaubensbekenntnis
mit der Bedeutung der Bibel. Und der Autor dieses Bekenntnis, Heinrich
Bullinger, forderte die Christen auf, dieses Bekenntnis anhand der Bibel zu
überprüfen und Kritik zurückzumelden (s. Anhang 1)
Die Bedeutung der Bibel hängt von unserem theologischen
Verständnis ab. Vor weiteren Gedanken, möchte ich zuerst einmal den Begriff Theologie definieren:
Ole Hallesby umschrieb die Theologie als ein Instrument,
dass den Gläubigen erklärt, was Gott mit ihnen macht. (Ich finde leider zur
Zeit die Stelle nicht mehr.)
James Montgomery Boice und Philipp Graham Ryken zitieren in
ihrem Buch „Die Lehren der Gnade, eine Erklärung und Verteidigung der fünf
Punkte des Calvinismus“ auf Seite201 Herr Sinclair B. Ferguson: „Das Ziel der Theologie ist die Anbetung
Gottes. Die Körperhaltung der Theologie ist auf den Knien. Die Praxis der
Theologie ist Busse.“
Ist das für uns noch Theologie? Diese Frage betrifft
natürlich in erster Linie Theologen. In zweiter Linie betrifft es aber auch
mich als „Laien“. Möchte ich überhaupt eine solche Theologie? Dies würde nämlich
bedeuten, dass Gott durch die Bibel mich und mein Leben sowie meine Motive in
Frage stellen darf: ein Leben lang. Und die Bibel fordert heraus, ob ich
politisch links oder rechts stehe. Ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Ob ich
reich oder arm bin: Gott hat mir etwas zu sagen und will mir ein sinnvolles
ewiges Leben schenken, während ich lieber meinen selbstverliebten Träume
nachgehen würde. Die Versuchung ist also gross, anstelle auf Gott hören zu
wollen, sich einfache Antworten für sein Leben zu kreieren, die mir genehmer
sind. Und gerade dies scheint die grosse Theologie in unserem Umfeld gerne
anzubieten.
Früher war die Theologie die Königsdisziplin. Und heute? Wie
sieht heute die Theologie aus? Theologische Ausbildungsstätten möchten gerne
theoretisch und wissenschaftlich arbeiten.
Viele möchten gar nicht Pfarrer ausbilden, sondern Theoretiker. Schon
hier finden wir einen Problempunkt. Von Klaus Berger erhalten wir hierzu eine
Antwort.
Wird heute Theologie
betrieben, wie es Ole Hallesby oder Montgomery oder Luther und Calvin ausdrückten?
Klaus Berger, ein Katholik, der emeritierter Professor für
Neutestamentliche Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der
Universität Heidelberg nimmt dazu in einem Interview im ideaSpektrum Stellung.
Es ist mutig, was er dazu sagt.
Seine Meinung hat er auch in verschiedenen Bücher deutlich
ausgedrückt. So auch in seinem neuesten Buch: „Die Bibelfälscher“. Darin schreibt er: „Die historisch-kritische
Exegese der letzten 200 Jahre hat alles Porzellan im Haus der Christenheit
zerschlagen, bis hin zur letzten Blumenvase.“
Was der damit meint, kommt gut im Interview gut zum Ausdruck:
Heute hat sich die universitären Theologie der Ansichten der
historisch-kritischen Bibelauslegung ergeben, obwohl deren Grundüberzeugungen überholt
sind. Ihr Weltbild beruht auf Kenntnissen des 19. Jahrhundert. „Danach
existiert nur das, was man physikalisch nahweisen kann und mit den
Naturgesetzen übereinstimmt. Heute weiss jeder Naturwissenschaftler, dass dies
eine Vorstellung von vorgestern ist. Die
Himmelfahrt Jesu kann es nicht gegeben haben, weil sie den Naturgesetzen
widerspricht – so denken Theologen heute immer noch. Von den Wundern, die Jesus tat, kann es nur solche
gegeben haben, die heute auch bei Heilpraktikern vorkommen. Dagegen fallen
anspruchsvollere Wunder aus, …“
Die ganze Denkweise hinterfragt das Vertrauen in Gott und
sein Wort so stark, dass man in eine grosse Glaubenskrise fallen kann. Er kennt
nicht wenige, die ihr Theologiestudium abgebrochen haben, weil sie in diesen Krisen
ihren Glauben verloren haben. Daher empfiehlt er bei einem Theologiestudium in
einer theologischen Fakultät im deutschsprachigen Raum, aber auch an manchen freikirchlichen Ausbildungsstätten sich gute
Freunde zu suchen, die einem durch diese Krisen helfen. An unseren
Ausbildungsstätten scheint ein Dogma dieser altmodischen Betrachtungsweis zu
herrschen. Es bestätigt mein Verdacht, dass in Sachen historisch-kritische
Theologie die Kirchenform keine Relevanz hat. Konservativere Kirchen,
Freikirchen marschieren einfach ein paar Jahre später in der gleichen Linien
hinterher.
Auf die Frage, ob denn sein Ratschlag gute Freunde zu
suchen, unwissenschaftlich sei, antwortet er bemerkenswert: „Wenn man einen
kleinkarierten Hühnerverstand hat schon.“
Er beschreibt die Art der Theologie mit einem riesigen
Kaufhaus, „das fast leer steht und nur noch
drei Artikel verkauft….. eine wahnsinnige Position, die zu einer
ungeheuren intellektuellen wie emotionalen Verarmung führt.“ Und das merke man
den heutigen Predigten an.
Wie konnte es soweit kommen? Ein Grund sieht er in der
Narrenfreiheit der Theologieprofessoren:
„Die meisten Professoren leben ohne jeden Bezug zur Gemeinde
und nur die wenigsten sind zuvor selbst Pfarrer gewesen. Ich kenne viele
Theologen, die aus Angst vor dem Pfarrerberuf Professor geworden sind. Als
Pfarrer erfährt man die Korrektur der Gemeinde, als Professor geniesst man
weitgehend Narrenfreiheit.“
Er bestätigt meine bisherige Meinung, wenn erklärt, dass der
heutige Bedeutungsverlust der Kirchen an der Art liegt, wie Theologie an den
Universitäten und manchen freikirchlichen Ausbildungsstätten getrieben wird:
„…, weil die heutige Theologie ein lebloses Gedankengerippe ist, das mit
Frömmigkeit und Kirche kaum noch etwas zu tun hat.“
Er hofft, dass es sich vielleicht bessern wird, wenn in
naher Zukunft der Geldhahn nicht mehr so reichlich fliessen wird. Ich
befürchte, dass die Kreativität des nicht auf Gott hören wollenden, andere
Auswege finden werden. Vielleicht werden sie begreifen, dass es mehr gibt, als
Materie und sich auf Uebernatürliches einlassen. Wenn sie dabei die Bibel zu
Rate ziehen kommt es gut. Wenn nicht, werden sie in okkulten und
abergläubischen Mythen versinken: Dann werden die in der Bibel erwähnten
Befreiungen von diesen dunklen Mächten wieder sehr gefragt sein. Hoffentlich
wird es aber auch entsprechende Theologen dann noch geben.
Schön wäre es, Gott würde hier eingreifen. Herr Klaus Berger
wünscht sich als Katholik Reformation. Ja, Herr schenke das! Dass dies Gott
kann, hat er schon mehrmals gezeigt. Ein kleines Beispiel hierzu von einer
ehemaligen feministischen Theologin:
Frau Eta Linnemann
(19.10.1926 – 9.5.2009) wurde von Rudolf Bultmann in die historisch-kritische
Methode eingeführt. Sie promovierte mit „summa cum laude“ zur Dr. theol. Sie war eine anerkannte Theologin im Deutschland, bis 1977 Jesus in ihr Leben trat. Sie wünschte, dass nun alle ihre bisherigen Schriften verbrannt würden. In ihrem Buch „Was ist glaubwürdig – Die Bibel oder die Bibelkritik?“ schreibt sie:
Methode eingeführt. Sie promovierte mit „summa cum laude“ zur Dr. theol. Sie war eine anerkannte Theologin im Deutschland, bis 1977 Jesus in ihr Leben trat. Sie wünschte, dass nun alle ihre bisherigen Schriften verbrannt würden. In ihrem Buch „Was ist glaubwürdig – Die Bibel oder die Bibelkritik?“ schreibt sie:
„Um die Heilige Schrift zu lesen, zu verstehen und sich ihr
entsprechend zu verhalten, ist der Verstand
unbedingt erforderlich. Die Bibel nicht als das irrtumsfreie inspirierte
Wort Gottes anzuerkennen, ist nicht ein Denkergebnis, sondern eine eigenmächtige
Entscheidung….“
Die historisch-kritischen Theologie, welche spekulativ
Bibelteile ausser Kraft setzt, ist für sie nicht objektiv: „Die Voraussetzungen
werden nicht geklärt. Zirkelschlüsse lässt man als Bewiese gelten.
Flächendeckende Beobachtung bleibt man schuldig; stattdessen pickt man
Einzelbeobachtungen als Argumente heraus. Was bei angeblichen Pseudepigraphen
als Argument gegen die Echtheit in Anspruch genommen wird, bleibt bei
Schriften, die als echt anerkannt werden, völlig unbeachtet…“
An anderer Stelle schreibt sie: „Wo man ihre Theorien einer
exakten Nachprüfung unterzieht, halten sie nicht stand. Ausser Hypothesen nichts gewesen.“
„Ueberdies ist es ein bekanntes Phänomen, dass alte Irrtümer
nur sehr langsam neuen Erkenntnissen weichen. Die Dauer dieses Prozesses
richtet sich nicht nur nach dem Alter dieser Irrtümer, sondern auch danach, ob
sie institutionell etabliert sind und ob den besseren Erkenntnissen eine
vergleichbare institutionelle Absicherung zur Verfügung steht oder nicht. Eine
bessere institutionelle Absicherung, als die historisch-kritische
Universitätstheologie besitzt, ist kaum zu denken. Evangelikale theologische
Seminare müssen im Vergleich damit als zweitrangig gelten. Ihre Dozenten können
in der Regel nur den Doktortitel aufweisen. Habilitationen, die zur
akademischen Lehre qualifizieren, lassen sich nur an den Universitäten
erwerben. Wer die historisch-kritische Einstellung nicht teilt, dem werden sie
nicht zuteil.“
Es ist daher verständlich, dass sich gewisse evangelikale
Theologen sich diesem „Mainstream“ der historisch-kritischen Theologie annähern
möchten, um von diesen anerkannt zu werden. Frau Prof. Dr. Eta Linnemann
kritisiert dies:
„Lebendiger Glaube an Gottes Offenbarung in seinem Wort und
eine „wissenschaftliche“ Theologie, die arbeitet „als ob es Gott nicht gäbe“
schliessen sich aus. Der Spagat zwischen beiden muss misslingen.“
„Durch Gottes Gnade durfte ich mich bekehren und nicht nur
für meine persönlichen Sünden aufgrund der Erlösung von Golgatha Vergebung
empfangen. Die atheistische Theologie und der Umgang mit der Bibel, der sie
nicht als Gottes lebendige Offenbarung gelten liess, wurde mir gleichermassen
als Sünde bewusst und zum Kreuz gebracht, voller Dank, dass unser Herr Jesus
auch diese blutrote Sünde dort getragen hat.
Anstelle des Atheismus wurde der Glaube an den lebendigen
dreieinigen Gott zur Voraussetzung der Theologischen Arbeit. Durch Gottes Gnade
durfte ich er-kennen, dass die angeblichen wissenschaftlichen Methoden in der
Theologie in Wahrheit nichts sind als Hypothesen, für die niemals der Bewies
erbracht wurde, während für solide
historisch-grammatische Arbeit die atheistische Voraussetzung überflüssig ist.
Ich durfte neue Methoden erlernen, die ihren Namen verdienen und eine
schlüssige Beweisführung erlauben.
Ich schäme mich des Evangeliums nicht und schäme mich auch
nicht, in der wissenschaftlichen
Arbeit von Gottes Wirklichkeit zu reden. An die Aufklärungsphilosophie, die das direkte Reden von Gott verpönt hat, bin ich nicht gebunden. Das Reden des lebendigen Gottes ist für mich massgebend, nicht das Geschreibsel längst verstorbener Philosophen. Wenn wissenschaftliche Arbeit in der Theologie recht getan wird, dann darf auch darin, und nicht nur in der Predigt, von Gott die Rede sein.“
Arbeit von Gottes Wirklichkeit zu reden. An die Aufklärungsphilosophie, die das direkte Reden von Gott verpönt hat, bin ich nicht gebunden. Das Reden des lebendigen Gottes ist für mich massgebend, nicht das Geschreibsel längst verstorbener Philosophen. Wenn wissenschaftliche Arbeit in der Theologie recht getan wird, dann darf auch darin, und nicht nur in der Predigt, von Gott die Rede sein.“
Abschliessende Gebet (vor dem Anhang)
Oh Herr, bitte
lass Dein frohmachendes Evangelium so klar in unserem Verstand aufleuchten,
dass es unsere Herzen, dass es unser ganzes Wesen in Dich vertrauen lässt.
Damit wir mit Paulus sagen können:
„damit ihre Herzen
gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an
Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist,
in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und
der Erkenntnis.
Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen
Reden.“
(Kolosser 2,2-4)
„Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und
leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt
und nicht auf Christus.
Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,“
(Kolosser 2,8-9)
Anhang
Im Anhang lasse ich bewusst Christen mit unterschiedlicher Prägung
zu Wort kommen. Es beweist, wie Gott bei ihnen allen ähnlich wirkte.
Uebersicht zum Anhang
Anhang 1 Zweites helvetisches Bekenntnis
Anhang 2 Loren Cunningham
Anhang 3 George Verwer
Anhang 4 George Whitfield
Anhang 5 Martin Luther
Anhang 6 C.H. Spurgeon
Anhang 7 Ole Hallesby
Anhang 8 Bücher zur historisch-kritischen Denkweise
Anhang 10 Dorothea Trudel
Anhang 11 Zerrbruch, nicht überbewerten Gott kommt auch auf anderen Wegen ans
Ziel Jonathan Edwars und seine Frau, Sarah Edwards
Anhang 11 Gebet
Anhang 1
Aus dem ersten Kapitel des Zweiten helvetischen Bekenntnisses
„Die Heilige Schrift,
das wahre Wort Gottes
Wir glauben und bekennen, dass die kanonischen Schriften der
heiligen Propheten und Apostel bieder Testamente das wahre Wort Gottes sind,
und dass sie aus sich selbst heraus Kraft und Grund genug haben, ohne der
Bestätigung durch Menschen zu bedürfen. Denn Gott selbst hat zu den Vätern,
Propheten und Aposteln gesprochen und spricht auch jetzt noch zu uns durch die
heiligen Schriften. Und in dieser Heiligen Schrift besitzt die ganze Kirche
Christi eine vollständige Darstellung dessen, was immer zur rechten Belehrung
über den seligmachenden Glauben und ein Gott wohlgefälliges Leben gehört.
Deshalb wird von Gott deutlich verboten, etwas dazu oder davon zu tun (5. Mose
4,2). Wir sind darum der Ansicht, dass man aus diesen Schriften die wahre
Weisheit und Frömmigkeit, die Verbesserung und Leitung der Kirchen, die
Unterweisung in allen Pflichten der Frömmigkeit und endlich den Beweis der
Lehren und den Gegenbeweis oder die Widerlegung aller Irrtümer, aber auch alle
Ermahnungen gewinnen müsse, nach jenem Apostelwort: ‚Jede von Gottes Geist
eingegebene Schrift ist auch nütze zur Lehre, zur Ueberführung usw.“ (2. Tim.
3,16): „Dies schreibe ich dir … damit du wissest, wie man sich verhalten muss
im Hause Gottes“ usw.“
Anhang 2
Loren Cunningham war 1960 Mitbegründer von Jugend mit einer
Mission. In seinem Buch „Bist Du es, Herr?“ beschreibt er auf Seite 97 wie er
sich bewusst für sieben Tage Zeit zum Beten nahm. Dabei musste er gegen eine
besondere Art des Leistungsdenken antreten: „Was soll das heissen, wir werden
dich sieben Tage lang nicht sehen? Du willst fasten, während wir die ganze
Arbeit tun?“
Seite 98: „Erst am dritten Tag meiner Fastenzeit kam der
Durchbruch. Der einzige Ausdruck, der mir zur Beschreibung dessen, was geschah,
geeignet erscheint, ist, dass es wie ein
chirurgischer Eingriff war. Es war eine Seelenoperation. …
… Schneller als ich denken konnte, begannen
Herzenseinstellungen an die Oberfläche zu kommen. Kritische Gedanken und
Bitterkeit gegenüber den Leitern meiner Kirche, die meine Vision von YWAM mit
anderen Augen gesehen hatten als ich sie sah – besonders gegenüber Bruder
Thomas Zimmerman. Zwei Jahre lang, nämlich seit ich nach der Erfahrung auf den
Bahamas in Springfield Bericht erstattet hatte, hatte ich unter jener Abweisung
gelitten, und meinem Herzen hatte ich angefangen, meine eigen Wurzeln zu
verleugnen.
Ich sah plötzlich, wieivel Zeit ich damit verschwendet
hatte, mich selbst und meine Ideen zu verteidigen zu suchen. Diese Zeit ging
für die wirkliche Arbeit verloren, die getan werden musste, um mit Menschen
über Jesus Christus zu sprechen.
Weinend bat ich um Vergebung. Von nun an wollte ich wirklich
lobend von meinen früheren Leitern sprechen, und für sie und mein geistliches
Erbe dankbar sein….
.. Ich wollte es Gott überlassen, meine Schau zu
verteidigen, wenn sie von ihm war. … spürte ich, dass Gott mich erhörte und mir
vergab. Das Seziermesser wurde nochmals angelegt. Den ganzen Tag über, eine
Stunde nach der anderen. Mein Stolz erschien plötzlich vor mir – ich erkannte,
wie ich zuweilen gehandelt hatte, um Anerkennung von den Menschen und nicht von
Gott zu erhalten. Die Worte meiner Mutter in meinem kleinen Büro im Haus meiner
Eltern fielen mir wieder ein: „Sohn, wenn du stolz wirst, kann Gott dich nicht
gebrauchen.“ Dann legte Gott seinen Finger auf Sünden der Gedankenwelt, auf
sexuelle Phantasievorstellungen. Während mir jede Sünde – in Gedanken,
Herzenshaltungen oder in meinem Handeln – in den Sinn kam, bekannte ich sie und
bat Gott, mirzu vergeben und mir zu helfen, mich davon abzuwenden.
Als die Seelenoperation vorüber war, gab es noch etwas zu
tun. Ich suchte Birefpapier und Feder und
begann den ersten von mehreren Birefen zu schreiben, um einige Dinge aus
meiner Vergangenheit wiedergutzumachen. „Lieber Bruder Zimmerman, …“ Es war
qualvoll, aber in jener Nacht ging ich mit einem ganz neuen Gefühl der Reinheit
zu Bett. Auf meinem Schriebtisch in dem kleinen Zimmer lag ein geordneter Stoss
von Briefen. Der oberste war nach Springfield, Missouri, adressiert.
Am Ende der Woche beendete ich langsam meine Fastenzeit. Ich
erkannte, dass ich – und vielleicht YWAM – gerade einen Wendepunkt überschritten
hatte, der allen, die die Stimme Gottes zu hören suchen, gemeinsam ist. Wir
können Gott deutlicher hören, wenn wir reinen Herzens zu ihm kommen. Der Bekenntnisprozess ist natürlich von
anhaltender Dauer, aber ich hatte einen guten Anfang gemacht. (Ein
reformierter Theologe würde hier sagen: Gott hat ihm einen guten Anfang aus
Gnade geschenkt.)
Ich fragte mich, was sich wohl daraus ergeben würde. Das
erste Ereignis, das geschah, war keinesfalls erfreulich…“ (Seite 100 aus „Bist
Du es, Herr? von Loren Cunningham mit Janice Rogers)
Anhang 3
George Verwer Leiter von OM (Operation Mobilisation)
schreibt in seinem Buch „Gnade gewinnt“: Seite 33: „Einmal fragte ich jemanden,
der einen Doktortitel der Universität Princeton hat: „Wie haben Sie es durch das
Studium in Princeton geschafft und sind dabei dennoch so standhaft geblieben
und haben das ganze Evangelium von Jesus Christus gepredigt?“ Er sagte: „Junger
Mann, ich habe täglich zwei Stunden auf den Knien verbracht und das Wort Gottes
studiert.“ Verwer erzählt dann auch von einer seiner Sünden und kommt zum
Schluss: „Im Vergleich zu dem, was Jesus uns geben kann, sind alle Drogen nur
noch Placebos, um es milde auszudrücken.“ (Seite 33)
(Seite 36) Der christliche Glaube ist echt, liebe Leute,
aber ich glaube von ganzem Herzen, dass es nur für diejenigen zur Wirklichkeit
werden kann, die an dem Punkt ankommen, an dem sie sagen: „Herr Jesus, du bist
alles, was ich brauche.“ Es kann nicht Jesus plus dies oder jenes sein, nicht
einmal Jesus plus Mission. Für mich darf es nicht Jesus plus Operation
Mobilisation sein. Es muss ganz allein Jesus Christus sein.
Ich bin überzeugt: Wenn du bereit bist, dir diene Grenzen
aufzeigen zu lassen und zu sagen: „Herr, du bist alles, was ich brauche“, dann
wird Gott den Zwiespalt durchbrechen und du wirst eine Realität erfahren, wie
du sie in deinem ganzen Leben als Christ noch nicht erfahren hast. Das ist die
Wahrheit, ich weiss es.“
Anhang 4
George Whitfield, ein Prediger der grossen Erweckung, der
unter freiem Himmel vor 20‘000 Menschen ohne technische Hilfe predigte, schrieb
in einer Predigt:
„Um allen Regungen geistlichen Hochmutes zu wehren, wollen
wir immer daran denken, dass nicht wir Christus ergriffen haben, sondern dass
Christus uns ergriffen hat, dass alles, was wir haben, uns von oben gegeben
worden ist; dass allein die freie Gnade Gottes den Unterschied zwischen uns und
anderen gemacht hat; dass wir schwach und gottlos werden würden wie die andern,
wenn Gott uns nur einen Augenblick unseren eigenen trügerischen Herzen
überliesse; dass Stolz auf die empfangene Gnade der sicherste Weg ist, sie zu
verlieren. Und wären wir mit den Vollkommenheiten der Seraphim ausgestattet und
wären stolz auf diese Vollkommenheiten, so würden diese uns nur um so mehr zu
ausgemachten Teufeln machen.“ (Seite 126 aus George Whitefilde, Der Erwercke
Englands und Amerikas von Benedit Peters)
Whitefield reiste immer wieder zwischen England und den
amerikanischen Kolonien hin und her. Auf einer dieser Reise nahm er sich, wie
er es sich angewöhnt hatte, mehrerer Stunden für Gebet und Bibelstudium Zeit.
Es umtrieb ihm einige Probleme, u.a. die zunehmende Entfremdung mit John
Wesley. Da bat er Gott, er möge ihm sein wahres Ich zeigen.
„Bald erfuhr er, wie Gott seine Bitte erhört hatte. Denn während
der Schiffsbug die Wellen eines friedlich wogenden Meeres zerteilte, wühlte
Gottes Geist die Seele Seines Dieners auf. IN stillen Stunden, da er in seiner
Kajüte gebückt über der Bibel sass oder im Gebet vor Gottes Angesicht lag,
enthüllte ihm Gott nie geahnte Tiefen der Bosheit, die in seinem Herzen
hausten. Verzweifelte Schreie entwanden sich seiner Brust, die Sündenerkenntnis
wollte ihn erdrücken, bis ihm Gott Anblicke Seiner frei fliessenden Gnade
gewährte.
„Wie kann Gott nur einen Wurm wie mich lieben? Wie kann er
nur einen verwerflichen Wicht wie mich je gewollt haben?“ Whitefield konnte das
nicht begreifen, und er fand keine andere Antwort als: Erbarmen ist’s, und
weiter nichts; Gnade ist’s freie, bedingungslose Gnade. Die zahlreichen Briefe,
die Whitefield an Bord der Elizabeth verfasste, sind voll davon. Es finden sich
darin reihenweise Bekenntnisse wie diese:
‚Es hat Gott gefallen, mir ein wenig zu zeigen, wie
verwerflich ich bin … Ich habe mehr und mehr erkennen müssen, wie verderbt ich
bin … Ein Geheimnis der Gesetzlosigkeit, das in meinem Herzen hauste, ist
meinen Blicken enthüllt worden. Ich bin blind, voller Stolz und Eigenliebe ….“
(Seite 127)
„Ich wurde von einem Empfinden von Sünden, die ich begangen
hatte, und von der Verdrehtheit meiner Natur übermässig niedergebeugt; dann
aber brach die Erkenntnis der Freiheit der göttlichen Gnade und Seiner ewigen
Liebe mit solchem Licht und solcher Macht in meine Seele herein, dass meine
Zunge den Dienst versagte und ich in stummer Anbetung vor Gott niedersank….
Während zweier oder dreier Tage ging meiner Seele durch
wahrhaftige Todeswehen, als ich früherer Sünden und der furchtbaren Folgen
derselben gedenken musste … aber dann sah mich der Herr an, und Sein Blick
zerbrach mein steinhartes Herz, und ich musste bitter, bitter weinen … Müsste
ich mich so sehen, wie ich als ein Sünder bin, ohne dass ich auch den Heiland
der Sünder sehen dürfte, ich müsste verzagen und könnte nie mehr aufschauen. In
der zweiten Hälfte er Woche suchte der Herr mich heim und liess mich das Licht
Seines Angesichts sehen und befähigte mich, Ihn mit freudigem Mund zu preisen.“
(Seite 127-128)
„Die Erinnerungen an meine vergangenen Sünden überwältigten
meine Seele und liessen Tag und Nacht Tränen meine Speise sein … aber ich schaute
auf Den, Den ich durchstochen hatte. Ich wurde befähigt, die Freiehit und den
Reichtum Seiner Gnade zu sehen, und die Unumschränktheit und Ewigkeit Seiner
Liebe; da empfing meine Seele Trost.“
Wir reden hier von einem der grössten Evangelisten der gesamten
Kirchengesichte. Was ihn vor allem auszeichnete, und was uns so berührt, sit
sein Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit. IN London hatten ihn seine Feinde
einen Scharlatan, einen Angeber, einen Marktschreier geschimpft, einen
eingebildeten, von sich selbst eingenommenen eitlen Tropf. Hier sehen wir ihn,
wie er war: zerknirscht vor Gott, von Gottes Heiligkeit niedergerungen, ein
schwaches Menschlein, das im Staub lag und an sich selbst nichts Gutes sehen
konnte. Der Evangelist, der sein Herz kennengelernt hatte, hatte damit das Herz
des Menschen kennengelernt. Die Schrift traf sich hier mit seiner eigenen
Erfahrung und überzeugte ihn von der vollständigen Verderbtheit der
menschlichen Natur, der hartnäckigen Bosheit des Sünders, der Knechtschaft seine
Willens. Es waren keine leeren Worte, die er an seinen Freund John Wesley
schrieb:
‚Die Lehre unserer Erwählung und freien Rechtfertigung in
Christus Jesus wird mir täglich eindringlicher aufs Herz gelegt. Sie füllt
meine Seele mit heiligem Feuer und gewährt mir grosse Freimütigkeit und
Gewissheit in Gott, meinem Heiland. Ich hoffe, dass wir voneinander Feuer
fangen und in heiligem Eifer darin wetteifern, wer unter uns den Menschen am
tiefsten erniedrigt und den Herrn am höchsten erhöht.“ (Seite 128 aus George
Whitefield, Der Erwecker Englands und Amerikas“ von Benedikt Peters)
Anhang 5
Martin Luther, der Reformator von Deutschland
„Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit
unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben
darf, dass Gott mir um Christi willen dies täglich beweinte Zurückbleiben
vergebe, so ist’s aus mit mir. Ich muss verzweifeln.
Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich
hängen, das tu ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuss Christi wie die
Sünderin. Ob ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn
fest.
Dann spricht er zum Vater: Dies Anhängsel muss auch durch.
Es hat zwar nichts gehalten und alle deine Gebote übertreten, Vater, aber er
hängt sich an mich. Was will’s. Ich starb auch für ihn. Lass ihn
durchschlupfen.
Das soll mein Glaube sein!“ Martin Luther
Anhang 6
C.H. Spurgeon, der Fürst der Prediger. Sein Vorbild war
George Whitefilde. Aus „Glaube nur“:
„Wir müssen beiden, dem Vater und dem Geist, vertrauen, um
die Erlösung vollständig zu empfangen, aber der einzige Weg zu Rechtfertigung
und Vergebung ist das Blut des Mittlers. Christen müssen nach der Bekehrung dem
Geist vertrauen, aber die Aufgabe des Sünders, der gerettet werden will, ist
weder das Glauben an den Geist, noch das Schauen auf ihn, sondern der Blick auf
Jesus Christus allein. Deine Rettung hängt von der ganzen Dreieinigkeit ab, und
doch ist der erste und sofortige Inhalt des gerecht machenden Glaubens eines
Sünders werde Gott, der Vater, noch Gott, der Heilige Geist, sondern Gott , der
Sohn, der Mensch wurde und das Sühnopfer für unsere Sünden.
Hast du Augen des Glaubens? Dann schau auf Christus als
Gott. Wenn du gerettet werden möchtest, dann glaube, dass er Gott über alles
ist, für immer gepriesen. Beuge dich vor ihm und nimm ihn als alleinigen Gott
an, denn wenn du es nicht tust, hast du kein Teil an ihm.
Wenn du das glaubst, dann glaube auch an den Menschen Jesus
Christus. Glaube dem wunderbaren Bericht seiner Fleischwerdung. Verlass dich
auf das Zeugnis der Evangelisten, die erklären, dass der Unendliche ein
Säugling wurde, dass der Ewige sterbensfähig wurde, dass er, der der König des
Himmels war, ein Diener der Diener und der Sohn des Menschen wurde. Glaube und
bewundere das Geheimnis seiner Fleischwerdung, denn wenn du es nicht tust,
kannst du dadurch nicht gerettet werden.
Wenn du wirklich gerettet werden willst, dann erkenne im
Glauben Christus in seiner vollkommenen Gerechtigkeit. Sieh ihn, wie er das
Gesetz vollkommen hält, seinem Vater ausnahmslos gehorcht und seine
Sündlosigkeit bewahrt. Bedenke, all das hat er für dich getan. Du könntest das
Gesetz gar nicht halten; er hielt es für dich. Du könntest Gott gar nicht
vollkommen gehorchen; sieh doch, er war an deiner Stelle gehorsam – dadurch
bist du gerettet.
Achte darauf, dass dein Glaube in erster Line auf Christus,
dem Gekreuzigten, fusst. Sieh das Lamm Gottesstumm vor seinen Scherern stehen;
sieh Christus al den Mann der Schmerzen, vertraut mit Lied; geh mit ihm nach
Gethsemane, und schau auf ihn, wie erleidet. Lass es dir gesagt sein, dein
Glaube hat nichts mit irgendetwas in dir zu tun; der Inhalt deines Glaubens ist
nichts in dir, sondern etwas ausserhalb von dir. Glaube an ihn, der dort am
Kreuz mit angenagelten Händen und Füssen sein Leben für Sünder gibt. Dort
findest du den Inhalt deines Glaubens, der dich gerecht macht, weder in dir
selber, noch in irgendetwas, was der Heilige Geist in dir getan hat, oder in
irgendetwas, was er versprochen hat, für dich zu tun. Du musst auf Christus
schauen, auf ihn allein.
Sieh auch im Glauben auf Jesus, der von den Toten
aufersteht. Schaut auf ihn – er hat den Fluch getragen und wird nun
gerechtfertigt. Er stirbt, um die Schuld zu bezahlen. Er ersteht, damit er den
beglichenen Schuldschwein ans Kreuz nageln kann. Sieh hin, wie er in die Höhe
auffährt, und beachte ihn, wie er heute vor dem Thron des Vatters bittet. Er
bittet dortfür sein Volk, indem er seine einflussreiche Fürbitte für alle
darbringt, die durch ihn zu Gott kommen. Und er, als Gott und Mensch, als
Lebender, Sterbender, Auferstandener und als Herrschender – er und nur er muss
der Inhalt deines Glaubens sein, um deine Sünden zu vergeben.
Auf nichts anderes kannst du vertrauen. Er muss der einzige
Halt deines Vertrauens sein. Alles, was du zu ihm dazufügst, macht ihn zum
Anti-Christus, wird zur Rebellion gegen die Herrschaft dees Herrn Jesus. Achte bei deinem Glauben, der dich retten
soll, darauf, dass du Christus in all diesen Angelegenheiten als deinen
Stellvertreterbetrachtest.
Die Lehre von der Stellvertretung ist so wesentlich für den
ganzen Heilsplan, dass ich sie hier zum tausendsten Mal erklären muss. Gott ist
gerecht, er muss Sünde bestrafen. Gott ist gnädig, er will denjenigen vergeben,
die an Jesu glauben. Wie kann das geschehen? Wie kann er gerecht sein und
Bestrafung fordern, gnädig sein und Sünder annehmen? Er tut es so: er nimmt die Sünden der Seinen und
legt sie auf Christus, damit sie so unschuldig dastehen, als ob sie nie
gesündigt hätten, und Gott sieht auf Christus, als ob er alle Sünder dieser
Welt, vereinigt in einer Person, wäre. Die Sünde wurde weggenommen, und nicht
bildlich, sondern wirklich und wahrhaftig auf Christus gelegt. Dann ging Gott
mit seinem brennenden Schwert dem Sünder entgegen, um ihn zu bestrafen. Er
begegnete Christus Christus selbst war kein Sünder, aber die Sünden der
Menschen lagen ja alle auf ihm. Die Gerechtigkeit begegnete Christus deshalb
so, als ob er der Sünder gewesen wäre – sie bestrafte Christus für die Sünden –
sie bestrafte ihn so hart, wie sie das Recht dazu hatte – sie forderte von ihm
noch das letzte Stückchen Strafe und liess, bildlich gesprochen, nicht einen
Tropfen in der Tasse.
Der, der Christus als seinen Stellvertreter akzeptiert und
ihm vertraut, ist dadurch vom Fluch des Gesetztes errettet. …..
….Christus selbst ist also der Inhalt eines Glaubens, der
gerecht macht….
Nun, Vertrauen auf
deine Gefühle und Vertrauen auf deine Taten, und das ist das
genaue Gegenteil vom Vertrauen auf Christus…. (Seite 15)
genaue Gegenteil vom Vertrauen auf Christus…. (Seite 15)
… Glaube bedeutet
nicht, von etwas Gutem in mir zu schliessen, dass ich gerettet werde, sondern
gegen den Anschein und trotz der Tatsache zu glauben, dass ich schuldig in
Gottes Augen bin und seinen Zorn verdiene; zu glauben, dass das Blut Jesu
Christi, seines Sohnes, mich von aller Sünde reinigt. Obwohl mich mein Gewissen
verurteilt, ist mein Glaube doch stärker als mein Gewissen, und ich glaube,
dass Gottfähig ist, alle zu retten, die durch Christus zu ihm kommen.
Als Heiliger zu Jesus Christus zu kommen, ist sehr leicht;
einem Arzt zu vertrauen, dass er dir hilft, wenn du merkst, dass es dir schon
besser geht, ist sehr leicht; aber dem Arzt zu vertrauen, wenn du dich fühlst,
als ob du zum Tode verurteilt wärest, es mit Fassung zu tragen, wenn die
Krankheit erst ausbricht und das Geschwür noch grösser wird, sogar dann noch an
die Wirkung der Medikamente zu glauben – das ist Glaube.“ (Seite 15)
Und über sich selber schreibt Spurgeon:
„Nein, es heisst nur ‚Sünder‘, und ich weiss genau, wenn ich
komme, komme ich heute zu Christus, denn ich empfinde es genauso notwendig,
heute zum Kreuz Christi zu kommen, wie es vor zehn Jahren notwendig war. Wenn
ich zu ihm komme, wage ich das nicht als erkenntnisreicher oder erweckter
Sünder, sondern ich muss immer noch als
Sünder mit leeren Händen kommen. (Seite 22)
So wie ich bin, so muss es sein,
nicht meine Kraft, nur du allein,
dein Blutwäscht mich von Flecken rein.
O Gottes Lamm, ich komm, ich komm! (Seite 22)
„Ich kann nicht empfinden, wie ich es möchte, und kann
deshalb nicht an Jesus glauben.“
Weg damit, endlich weg damit! Das ist ein falscher Christus;
das ist glattes Pfaffentum! Es ist nicht dein weiches Herz, das dich dazu
berechtigt zu glauben. Du musst an Christus glauben, damit er dein hartes Herz
erneuert, und zu ihm kommen allein mit deiner Sünde.
Der Grund, warum ein Sünder zu Christus kommt, ist seine
Schlechtigkeit, dass er tot ist, und nicht dass er weiss, dass er tot ist; dass er verloren ist und nicht dass er weiss,
dass er verloren ist. Natürlich wird er nicht kommen, bis er es weiss, aber das
ist nicht der Grund, warum er kommt. Es ist ein geheimer Beweggrund, aber nicht
der offensichtliche Grund, den er versteht. An diesem Punkt war ich jahrelang
zu ängstlich, um zu Jesus zu kommen, weil ich dachte, nicht genug zu empfinden.
Als ich an Christus glaubte, dachte ich, gar nichts zu empfinden. Jetzt, wenn
ich zurücksehe, merke ich, dass ich die ganze Zeit schmerzlich und intensiv
empfunden hatte, und am meisten, weil ich dachte, dass ich nichts fühlen
könnte. Im allgemeinen denken die Menschen, die am meisten Busse tun, sie wären unbussfertig, und
Menschen empfinden ihre Nöte am deutlichsten, wenn sie denken, sie würden gar
nichts mehr fühlen, denn wir können
unsere Gefühle nicht beurteilen. So erfolgt auch die Einladung des
Evangeliums nicht aufgrund von irgendetwas, das wir beurteilen könnten, sondern
steht auf dem Grund unserer absoluten Sündhaftigkeit.“ (Seite 23)
Ein alter Prediger sagt im Gottesdienst zu genau diesem
Punkt: ‚Ich behaupte, ganz egal, wer du bist, wenn du zu Christus kommst, und
er dich nicht annimmt, dann hält er sich nicht an sein Wort, denn er sagt: ‚Wer
zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen‘ (Johannes 6,37).
Wenn du kommst, kümmere dich nicht um Voraussetzungen und
Vorbereitungen. Er braucht keine Vorarbeit an Taten oder Gefühlen. Du sollst
nur kommen, wie du bist. Und wenn du der grösste Sünder der Hölle bist, kannst
du doch genauso zu Christus kommen, wie der moralisch hochstehendste und
hervorragendste Mensch.
Dort ist ein Bad. Wer ist zum Waschen bereit? Der Schmutz
eines Menschen spricht nicht dagegen, dass er gewaschen wird, sondern ist ein
klarer Grund dafür. Als unser Stadtrat die Armen unterstützte, sagte niemand:
‚Ich bin so arm, ich bin gar nicht darauf vorbereitet, die Unterstützung zu
bekommen…. Alles, was er verlangt, ist,
dass du mit leeren Händen kommst. Wenn du nichts zu bieten hast, musst du genau
so bleiben, bevor du kommst. Wenn etwas Gutes in dir ist, kannst du Christus
nicht vertrauen, du musst mit leeren Händen kommen. Nimm ihn alsdein ein und
alles an. Das ist der einzige Grund, auf dem eine verlorene Seele gerettet
werden kann –als Sünder und nur als Sünder. (Seite 24+25 aus „Glaube nur“)
Anhang 7
Ole Hallesby ein lutherischer Theologe aus Norwegen. Aus „Unsere
Kraft wächst aus der Stille.“:
Die ehrliche Einschätzung seiner selbst hält ihn ständig in
einem Zustand geistlicher Bedürftigkeit. Darum kann Gott ihn unaufhörlich mir
eichen Gaben sättigen (Lk 1,53). Täglich kann der Heilige Geist seiner
bekümmerten Seele die Dinge erklären, die Christus angehen. Er besitzt Frieden
mit Gott, und seine Seele ist gesättigt. Gott gibt dem Demütigen in allen
Lebensbeziehungen Gnade. Gerade die Einstellung eines demütigen Menschen gibt
diesem die eigenartige Macht, ruhig und klar jede Situation zu durchschauen. …
(Seite 37)
„Ehrgeiz macht uns ruhelos, elend und müde. Darum wird das
Leben eines Menschen, der nach Ehre jagt, eine grosse Tragödie.“ (Seite 36)
„Darum ist Gott für Sünder gefährlich. Allerdings nicht für
alle Sünder. Gott ist kein Gott, vor dem demütige, bussfertige und bekennende
Sünder Angst haben müssten. Sie haben ja die Gnade in Anspruch genommen,…
(Seite 70)
„Hier bin ich wieder. Ich bin wieder im gleichen schlechten
Zustand, wie letztes Mal. Dies passiert mir so oft, dass ich ganz und gar an
mir selbst verzweifle. Ich fühle, dass es dein Recht wäre, mich zu verlassen
und nie wieder zu versuchen, mir zu helfen. Ich bin dir untreu und bin
unzuverlässig, trotz deiner leibenden Fürsorge für mich.“…
… Dadurch wird eine Niederlage nicht nur zu Enttäuschung,
sondern zur Demütigung, die jeden aufrichtigen Gläubigen näher zu seinem
allmächtigen Freund treibt. Und je abhängiger er von seinem Heiland wird, umso
fester wird seine Hand gegen die überwältigenden Versuchungen, die ihn
befallen. (Seite 45 aus „Unsere Kraft wächst aus der Stille“)
Aus „Wie ich Christ wurde“ von Ole Hallesby (R. Brockhaus)
„Es gibt zwei Arten von Zweiflern.
Zunächst gibt es solche, die ihre Zweifel lieben, weil diese
sie vor den Anklagen ihres Gewissens decken. Sie wollen ihr selbstsüchtiges
Leben nicht aufgeben, das sie entweder in groben und offenbaren Sünden oder in
der gewöhnlichen Weltliebe oder in moralischer Selbstgerechtigkeit führen…
(Seite 8)
Die Zweifler, denen ich meine Hilfe anzubieten wage, sehen
anders aus. Sie leiden unter ihren Zweifeln. Sie sind der peinigenden
Ungewissheit müde und sehen sich nach der tiefen Ruhe einer stillen und
unangreifbaren Gewissheit. Aber jedesmal, wenn sie glauben, festen Grund unter
die Füsse bekommen zu haben, sinken sie zurück in das grundlose Meer des
Zweifels.
Diese innere Ungewissheit wird schwerer für sie, wenn ...
Ich bin selbst durch
alle grade des Zweifels gegangen und kenne seine Pein. Aber ich kenne
auch einen Weg vom Zweifel zum Glauben. .. Er tut keiner menschlichen Anlage
Zwang an, auch nicht der logischen.“ (Seite 9)
„In dem Augenblick, wo du dich an Christus wendest, um alle
deine Sünden aufzugeben und um erlöst zu werden, wirst du Antwort von deinem
unsichtbaren Erlöser bekommen. Und selbst wenn die Antwort zu Anfang anders
ist, als du gedacht hast, so ist es die, die du brauchst, nämlich die Antwort,
die dich gleichzeitig erschreckt und lockt.“ (Seite 24)
„Aber sobald sich die starken Gefühle legen, bekommt man
etwas anderes zu spüren. Die Lust zur Sünde meldet sich mit doppelter Stärke.
Und selbst wenn man sich enthält, in Wort oder Handlung zu sündigen, merkt man
nun, dass man die Sünde nicht hasst, sondern im Gegenteil sie liebt.
Man liest wohl im Neuen Testament, und das auch jeden Tag.
Aber ehrlich, wie man nun vor sich selbst geworden ist, muss man feststellen,
dass man keine Lust dazu hat.
Die Zeitungen interessieren mehr, nach ihnen greift man mit
Begehrlichkeit. Man bittet Gott, ja, man betet jeden Tag, aber auch dazu muss
man sich zwingen.“ (Seite 26)
„Die anderen glauben, es sei alles gut. Sie sehen ja die
grosse Veränderung, die mit einem vorgegangen ist. Aber je höher sie von uns
denken, um so schlechter fühlen wir uns. Dies schafft in uns ein Empfinden für
das Unwahre und Heuchlerische unseres Zustandes, was uns beinahe noch mehr
peinigt als alle anderen Erlebnisse.
Und noch schlimmer ist, dass man sich mitten in alledem kalt
und gleichgültig fühlt. Denn anfänglich war man in grosser Sorge über seinen
Seelenzustand, aber nun hat diese Sorge ganz aufgehört. Statt dessen fühlt man
sich jetzt kalt und hart.
Aber das Aergste ist, dass man nach und nach an seiner
eigenen Ehrlichkeit zu zweifeln anfängt. Man hat n ie gewusst, was für ein
wankelmütiger und willenloser Mensch man ist. Zeitweilig ist einem, als sei man
von Sünden und innerer Unwahrhaftigkeit erlöst.
Zeitweilig wieder kann man der Sünde so wenig widerstehen, dass man
nichts opfern will, um ein neuer Mensch zu werden…
.. . kann Gott einem Menschen vergeben, der seine Sünden
heimlich liebt, an ihnen hängt und dann um Vergebung dafür bittet? Wäre es
nicht einfach unmoralisch, einem solchen Menschen zu vergeben?
Wer davon etwas erlebt hat, der hat mitten in seinem Zweifel
und seiner Not einen stärkeren Glauben an Gott erreicht, als er sich selbst
bewusst ist.
Der Glaube beginnt nämlich bei uns allen zuerst dort, wo wir
Gottes heiligem Gesetz, seinem ethischen willen, gegenüberstehen. Selbst bei
Gottes eigenem Volk Israel war es so. Zuerst mussten sie lernen, Gottes
heiligem Gesetz zu glauben.
Durch Gottes weise Gnade hast du dasselbe gelernt. Nun bist
du persönlich und aus eigenem Erleben davon überzeugt, dass das, was Christus
dir gesagt hat, Gottes Wille ist. Und vor diesem Willen hast du dich gebeugt.
Du hast zugegeben, dass er einen absoluten Anspruch auf dich hat, dass du
absolut und bedingungslos danach leben musst. Und wenn du nun täglich siehst,
dass du das nicht tust, so verurteilst du dich, ja verachtest und verabscheust
dich selbst. Es scheint dir ganz ausgeschlossen, dass Gott mit dir etwas zu tun
haben will oder kann, solange du dich in diesem moralischen Zustand befindest.
Nun erwacht ernstlich der Schrei in deiner Seele, der allen
gemeinsam ist, die ehrlich angefangen haben, mit Christus zu leben: „Wie kann
ich einen gnädigen Gott bekommen? Meine Sünden!...Wie kann ich meine Sünden
loswerden?“…
… besonders in unseren Tagen scheint es, als habe man
vergessen, dass es keinen anderen Weg gibt, persönlich überzeugt zu werden, als
diesen Weg des Sünders durch die
vollständige Verzweiflung über sich selbst. Christus selbst war sich klar
darüber, dass an ihm etwas war, was Anstoss erwecken würde und musste. ….
(Matthäus 11,6). (Seite 28)
… Ist dein moralisches und religiöses Leben „toter Dienst“,
wie die Schrift sagt, d.h. Dienst, der äusserlich recht und richtig ist, der
aber nicht natürlich und lebendig aus einem erlösten und dankbaren Herzen fliesst?
Denn gerade hier betrügen viele sich selbst.
Gerade heute liegt dieser Selbstbetrug näher als in den
letzten vergangen Menschenaltern. Denn jetzt ist der religiöse Sinn ernstlich
erwacht, nach den religiösen Hungerjahren des Materialismus. Jetzt gibt es
viele, die sich mit ihrer Religiosität beruhigen, ohne durch die enge Pforte in
ein wirkliches Christentum einzudringen. Sie beruhigen sich dabei, Gott zu
suchen, anstatt so lange zu suchen, bis sie ihn finden und erleben.
Die Versuchung, sich zu beruhigen, ist für viele gross, weil
sie vorher fern vom Religiösen gelebt haben. Aus diesem Grunde empfinden sie
die innere und äussere Veränderung in ihrem Leben als so gross, dass sie ohne
weiteres von sich selbst annehmen, Christen geworden zu sein.
Die religiöse Sehnsucht, die sie erleben, und die religiöse
Aktivität, zu der sie sich getrieben fühlen durch Gebet, Lesen, Meditation und
christliche Arbeit, - alles das scheint ihnen eine so grosse Sinnesänderung zu
sein, dass sie von sich selbst glauben, die christliche Bekehrung erlebt zu
haben. .. (Seite 82)
„… Darum frage ich noch einmal: Hast du das Wunder des neuen
Lebens erlebt? Bist du von Gott selbst in ein neues Verhältnis zu ihm erhoben?
Oder besteht diene Religiosität darin, Gott zu verehren und ihm mit dem alten
trägen und unwilligen Sinn zu dienen? Ist das ethische Leben für dich nur eine
Gewissensfrage, die du am liebsten überhörst oder der du dich im besten Falle
widerwillig fügst, oder ist es durch Gottes erneuerndes Wunder dein Leben und
deine Lust geworden?...
… Mein Freund, was du zu tun hast, ist nicht schwierig, dir
zu sagen. Du hast nicht s anderes zutun, als dich an dienen Erlöser zu wenden
und ihm zu gestehen, dass du kein Leben in Gott hast, dass du die Sünde und
nicht Gott leibst, und ihn darum bitten, dass er in seiner Gnade das Wunder bei
dir geschehen lassen möchte.“ (Seite 83)
„… Wir sündigen Menschen vermögen nicht, unseren Sinn zu
ändern, indem wir anfangen, Gott zu lieben und die Sünde zu hassen. Was wir bei
der Bekehrung zu tun haben, ist etwas ganz anders, einfaches:
Wenn Gottes Geist anfängt, uns von der Sünde zu überführen,
so haben wir uns nur einfach überzeugen zu lassen. Dann geht eine gewaltige
Veränderung in der Gesinnung des Menschen vor sich, welche, wohlgemerkt, das
Ergebnis seiner eigenen Wahl ist.“ (Seite 99)
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht von mir stossen.“
(Joh. 6,37). Dann geht er zu seinem Erlöser mit allen seinen Sünden und mit
diesem Herzen, das er nicht ändern kann. Damit ist er erlöst. (Seite 100)
Denn nun, nachdem Jesu für unsere Sünden gestorben ist,
gehört nichts weiter dazu, um erlöst zu werden, als ein Sünder zu sein, der
keine Sünde verbergen will und mit keiner Sünde zurückhalten will, sondern alle
im Licht vor seinem Erlöser ausbreitet. ‚So wir aber unsere Sünden bekennen, so
ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller
Untugend‘ (1. Joh. 1,9). „Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und
um unserer Sünden willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir
Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt‘“(Jes. 53.5 Altes
Testament!)
Anhang 8
Bücher zur historisch-kritischen Denkweise:
- Die Bibel im Griff? Historisch-kritische Denkweise und
biblische Theologie von Armin Sierszyn
- Was ist glaubwürdig – Die Bibel oder die Bibelkritik? Von Eta
Linnemann
- Bibelkritik auf dem Prüfstand: Wie wissenschaftlich ist die „wissenschaftliche
Theologie“? von Eta Linnemann
- Das Ende der historisch-kritischen Methode von Gerhard Maier (ISBN: 978-3-7974-0050-5)(Herr Gerhard Maier war laut Wickipedia von 2001 - 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in
Würtenberg (= Süddeutschland)
Anhang 10
Dorothea Trudel von Männedorf aus dem gleichnamigen Buch von
Herrn Konrad Zeller
Ein
vertiefter Glaube„Ich blieb lange Zeit in einer tiefen Bestürzung, und meine Schwester glaubte, dass ich den Verstand verloren hätte. Dieser Zustand dauerte mehrere Tage. Ich entwich oft aus dem Haus, um im Wald umherzuwandern. Dort wurde es endlich nachlangen, angstvollen Stunden licht in meiner Seele. Die Ueberzeugung, dass Jesus, der Gekreuzigte, mich nie verlassen werde, gab mir den Frieden wieder. Nun befand ich mich in einem Zustand des Friedens, der Glückseligkeit, der Entzückung, wie er schwer zu beschreiben ist. Ich lebte in einer anderen Welt, in einer inneren, ununterbrochenen Gemeinschaft mit meinem Gott. Das irdische Leben fortzusetzen schien mir fast unmöglich, und ich fühlte mich wie verwandelt. Nach Verlauf von drei Wochen war ich noch so eingenommen von den Vorgängen in meinem inneren Leben, dass ich Gott bitten musste, die Lebhaftigkeit dieser Eindrücke zu verringern, damit ich wieder mein Tagewerk tun konnte.“ (Seite 33 und 34)
Die Folge dieser Erlebnisse:
„Sie prüfte ihre Vergangenheit streng und erkannte, dass sie in den fünfzehn Jahren, seit sie sich zuerst bekehrte, zuviel das Eigene gesucht und zuviel geistlichen Hochmut bewiesen hatte….“
… Das geduldige Tragen der Leiden hatte sie bisher als eine Leistung aufgefasst, die
sie vor Gott gefällig machte. Mit dieser Geduld glaubte sie sich ruhig vor Gott zeigen zu dürfen. Aber jetzt war ihr die biblische Grundwahrheit aufgegangen, dass unsere Leistungen vor Gott immer ungenügend seien, und dass das richtige Verhältnis zu ihm erst dann beginnen könne, wenn wir gar nichts seien, wenn nur das, was er uns gibt, etwas wert sei…. (Seite 34)
„… Auf dieser Grundlage ist es dann auch zu jenem Ereignis gekommen, das Dorothea Trudels äusseres Leben mit der Zeit völlig umgestaltetet hat – zur ersten Heiligung von Kranken….“ (Seite 35)
„Wir waren damals in einer grossen Not. Es wurden nämlich etwa fünf Arbeiter krank, die bei meiner seligen Schwester Sohn, bei Herrn Dändliker, beschäftigt waren… Da stieg die Not mit diesen Kranken so hoch, dass ich acht Nächte bei ihnen weilte und alle ärztlichen Vorschriften mit aller Pünktlichkeit befolgte, und doch wurde es immer ärger mit ihnen…. Weil es immer schlimmer mit ihnen wurde, trieb es mich Tag und Nacht ins Gebet und in das Wort Gottes hinein. Das 28. Kapitel des 5. Buches Mose brachte mich so ins Nachdenken, dass ich keinen Rat wusste und auch niemand um Rat fragen konnte. Ich verschloss mich in meine Kamme, sank dem Heiland im Glauben zu Füssen, ganz so wie wenn ich ihn sehen könnte, und sagte: ‚Es steht da im Jakobusbrief, was man tun muss, wenn man krank ist. Ich habe dein Wort als Wahrheit an meinem Herzen erfahren, und darum, weil jeder Buchstabe darin Wahrheit ist, so kannst du nicht anders als denen, die glauben, wie die Schrift sagt, auch halten, was darin steht. Du weisst, dass ich glaube, und im Vertrauen, dass du hältst, was geschrieben steht, bitte ich dich, komm du selbst mit mir und leg den Segen auf dein Wort. Ich glaube fest, dass es nicht hilft wegen meiner Hand, sondern deswegen, weil dein Wort es sagt‘.
Als ich zum ersten ging, erfuhr ich, dass des Herrn Wort wahrheit ist und dass er seine Verheissung erfüllt. Ich ging zum zweiten und sagte: ‚Sieh, der Apostel Jakobus sagt, was man tun soll (Jak. 5,14.15). Aber ich habe dem Heiland gesagt, ich könne hier keinen Priester holen, der so nach dem Wort Gottes tut. Jetzt wollen wir glauben, der Herr tue es selbst; ich oder wir wollen beten.‘ Es währte nur wenige Minuten, so rief der Kranke: ‚Die furchtbaren Schmerzen sind weg!‘, und wir dankten dem Herrn.“ (Seite 36)
Anhang 11
In den oben geschilderten Lebensbildern und Meinungen ist
zum Teil viel von Zerrbruch die Rede. Dies darf aber nicht falsch verstanden
werden. Es geht nicht um eine Art Selbsterlösung durch Selbstkasteiung. Da in
der evangelischen Tradition, dies Sichtweise stark bekämpft worden ist, wird
dies auch weniger thematisiert. Es ist interessant zu sehen, dass es in der
römisch-katholischen Kirche vor langer Zeit die Wichtigkeit des Zerrbruchs
erkannt worden ist. Da leider alles auf dieser Welt der Gefahr der Perversion
anheimfällt, gab es auch hier Auswüchse. Darum gab es besonders Beflissene, die
diesen Zerrbruch mit Selbstkasteiung selber antreiben wollten. Aber dies
schiesst am Ziel vorbei. Wenn heute wir Evangelische auf der anderen Seite am
Ziel vorbeischiessen, indem wir glauben ohne Leid ans Ziel zu kommen, wenn wir
nur richtig glauben, dann ist dies genauso falsch. Damit werden Christen, die
von Gott mit mit Leid gesegnet werden, unrecht getan. Ich empfehle hier
unbedingt vor Jesus Christus Busse zu tun, wenn in irgendeiner Form ein solcher
Gedanke gegenüber Leidende mitschwingt. Wer es anders sieht, empfehle ich die
Aussagen Jesu dazu zu lesen oder das alttestamentliche Buch Hiob. Natürlich
gibt es Nöte, die durch unser unverantwortliches Handeln herrühren. Aber
meistens wissen wir als Aussenstehende dies nicht und wenn wir es wissen, dann
dürfen wir uns nicht moralisch über so jemanden überheben, sondern wenn wir ein
Fünklein Liebe besitzen, werden wir für ihn vor Gott eintreten. (Jesus sagte
dazu: Wer dem Nächsten den „Sprisser“ herausziehen möchte, soll zuerst seinen
Balken entfernen. Das schafft die rechte Haltung! Eine Sünde, die wir beim
Nächsten sehen, ist im Vergleich zu unseren Sünden immer nur ein „Spriesser“!) Doch
meistens steht uns ein solches Urteil gar nicht zu. Oder wir sind nicht
Aelteste und es ist gar nicht unser Amt… Oder wir wissen es ganz einfach nicht.
So verstehe ich auch das Gebot von Jesus, wir sollen nicht richten! Gott möge
uns davor bewahren, dass wir so schlechte Berater werden, wie es im Buch Hiob
beschrieben wird und Gott auf sie sehr wütend wird.
Und wie gesagt: Es ist gut möglich, dass ein Christ durch
Gott durch Leiden gesegnet wird. Und vor uns steht jemand, der ein besonderer
Glaubensheld ist. Allerdings gilt auch das, was Dorothe Trudel (s. Anhang 10)
erfahren hat: Dieses Ertrage des Leidens ist keine Leistung. Wir werden dadurch
von Gott nicht mehr geliebt. Aus diesen Ueberlegungen möchte ich auch noch
Jonathan Edwars und seine Frau, Sarah Edwards erwähnen.
Dabei werde ich aus dem Buch „Jonathan Edwards, ein Lehrer der Gnade und die
Grosse Erweckung“ von Lain H. Murray zitieren.
Im Gegensatz zu seinem Grossvater hat Edward vor seiner
Bekehrung nicht den Schrecken des Herrn erlebt. Hier wirkte Gott anders. „dass
er nicht den „Schrecken der Herrn“ (so die Bezeichnung mancher Puritaner)
erlebt hatte, als er vor seiner Bekehrung von seinen früheren Sünden überführt
wurde…. Als seine Gedanken über dieses Thema später immer klarer wurden, liess
er einen hohen Wertschätzung für die Schriften von Thomas Shepard erkennen .Shepard
wurde (wurde zusammen mit Thomas Hooker) grundsätzlich dafür getadelt, dass er
(so die Behauptung) ein Standardmuster für Bekehrungen in Neuengland eingeführt
habe. Wenn man die Schriften dieser Puritaner im Ganzen betrachtet, so liessen
sie nach Edwards’Meinung gar kein unbiblisches, in eine Schablone gepresstes
Bekehrungsverständnis erkennen. Ganz
sicher überzeugten ihn seine eigenen Probleme, die er in diesem Punkt als
junger Christ hatte, dass es kein starres, festgelegtes Schema gibt, innerhalb
dessen der Heilige Geist stets wirkt….. ‚dass sich die gottgefällige Reue zwar
nicht immer im gleichen Masse auswirkt, aber stets die gleiche Wesensart hat“.
(Seite 84)
Aus seinem eigenen Leben erzählt der Autor: „Er ist nicht
mehr ‚entschlossen‘ wie einst, als er auf seine eigene Anstrengungen vertraute.
Seine Bestrebungen nach Heiligung beinhalten nicht mehr den selbstbewussten
Kampf eines Moralisten, sondern sind vielmehr die Antwort seiner Liebe zu Gott,
der ihn in Jesus Christus zu einer neuen Schöpfung gemacht hatte. Heiligung
betrachtete er nun als persönliche Erfahrung, die dem vertrauten Umgang mit
Gott und der Gemeinschaft mit Christus entsprang. In seinem Tagebuch kann er schreiben:
„Ich meine, eine Herzensentdeckung gemacht zu haben: Ich bin froh wegen der Hoffnung,
die ich im Blick darauf habe, meine Ewigkeit in geistlichen und heiligen
Freuden zu verbringen, die der Offenbarung der Liebe Gottes und der Ausübung
der Heiligkeit sowie der brennenden Liebe zu ihm entspringen.“ (Seite 80)
Was Edward’s hier erlebt hat, bringt bereits Calvin in aller
Kürze auf den Punkt:
„Und es wird sich niemand Gott aus freien Stücken und willig
in Gehorsam unterwerfen, der nicht seine väterliche Liebe geschmeckt hat und
dadurch gereizt wurde, ihn zu lieben und ihm zu dienen.“ (Insitutio I,5,3)
Nebenbei ein Beispiel aus einer Predigt von Edwards: „die
ihre Frauen wie Sklavinnen behandelten‘, und sich nicht damit beschäftigten, ‚wie
sie ihrer Partnerin gefallen konnten‘. (Seite 258).
Sarah Edwards, seine Ehefrau, erlebte diese Liebe von Gott
ganz speziell.
„Wer ist es, der verdamme? Christus ist es, der gestorben,
ja, noch mehr, der auch auferweckt worden (ist), der auch zur Rechten Gottes
ist, der sich auch für uns verwendet …‘ sie entfachten in meiner Seele grosses
Entzücken und grosse Freude. Doch als ich allein war, kamen mir diese Worte mit
weitaus grösserer Kraft und Lieblichkeit wieder in den Sinn. Sie erschienen mir
mit zweifelsfreier Gewissheit als die Worte Gottes, und zwar als Worte, die
Gott ausgesprochen hatte und womit er mich meinte. Diesbezüglich hatte ich
genauso wenig e Zweifel wie an meiner Existenz … Ich finde keine Worte, um
auszudrücken, wie gewiss mir das war – verglichen damit waren die ewigen Berge
und Hügel nur Schatten. Meine Sicherheit und mein Glück sowie meine ewige
Freude an Gottes unwandelbarer Liebe erschienen mir so dauerhaft und
unwandelbar, wie Gott selbst es ist. Bewegt und überwältigt von der Kostbarkeit
dieser Gewissheit, brach ich anahaltend in Tränen aus … Die Gegenwart Gottes empfand
ich als so nahe und so real, dass ich beinahe nichts anderes wahrzunehmen
schien … der Friede und das Glück, das ich darüber empfand, waren ganz und gar
unaussprechlich. Es war mir, als sei ich über Erde und Hölle erhaben und als
befände ich mich ausserhalb der Reichweite aller irdischen Dinge. Die gesamte
Welt mit all ihren Freuden und ihren ganzen Kümmernissen erschien mir wie
nichts: Mein Gott war mein alles, mein einziges Teil….“ (Seite 262)
Dabei hatte sie ein besonderes Leiden zu tragen: Blähungen.
Vor diesem Erlebnis drückte sie dieses Leiden manchmal zu Boden. Nun konnte sie
sagen:
„Ich empfand eine vollkommene Gleichgültigkeit in Bezug auf
die menschlichen Ansichten und Darstellungen sowie hinsichtlich der Tatsache,
wie sich andere mir gegenüber verhielten. Sollte Gott ein anderes Werkzeug als
Mr. Edwards benutzen, das Werk der Gnade in Northampton fortzuführen, war ich
fortan völlig bereit, mich entsprechend gebrauchen zu lassen. Ich ging ganz in
Gott als demjenigen auf, der mein einziges Teil war. Auf seine Ehre und
Verherrlichung waren mein höchstes Begehren und meine Freude gerichtet. Gleichzeitig
empfand ich eine viel grössere Leibe zu den Gotteskindern als jemals zuvor..“
(Seite 263)
Edwards war ein Systematiker und Denker. Daher konnte er bei
der grossen Erweckung auf folgendes sagen: „So lange er kann, wird Satan die
Menschen in Sicherheit wiegen; doch wenn er dies nicht länger fertig bringt,
ist er oft bemüht, sie in Extreme zu treiben ,um Gott zu entehren und der
Glaubenspraxis auf diese Weise Wunden zuzufügen.“ (Seite 288)
Auch hier ist ein wichtiges Amt der Theologen zu sehen: Sie bewahren
unser Denken und unser Leben in guten Bahnen zu halten.
Edwards schreibt zu den emotionalen Gefühlsaufbrüchen:
„Sie betreffen die grosse Unruhe im Land sowie jene
aussergewöhnlichen, damit einhergehenden Umstände und Ereignisse (die Tatsache,
dass Personen laut schreien oder in grosse Seelennöte geraten, indem ihnen ihre
Sünde sowie der göttliche Zorn bewusst werden, ihnen die Kräfte versagen oder
ihre Herzen von Licht, Liebe und Trost erfüllt werden). All das habe ich zur
Genüge erlebt. Ich hatte viele Gelegenheiten, diese Dinge hier und da in ihren
Anfängern und in ihrem Verlauf zu beobachten. Ich sah, wie sie endeten und
welche Folgen sie hatten. Mitunter sind einige natürliche Regungen und
gelegentlich auch Versuchungen sowie manche Torheiten und Unregelmässigkeiten
dabei gewesen, wie es schon immer war
und in dieser unvollkommenen Welt stet sein wird. Wenn man das Werk im
Allgemeinen und die Hauptsache dessen betrachtet ,was bei diesen aussergewöhnlichen
Dingen sichtbar wird, haben wir dennoch klare und unbestreitbare Beweise für
ein wahrhaftiges göttliches wirken vor uns .Wenn dies nicht Gottes Werk ist,
muss ich ganz neu das ABC des Glaubenslebens lernen, wobei ich dann nicht weiss,
wozu mir die Bibel nütze wäre.“ (Seite 290 aus Jonathan Edwards, ein Lehrer der
Gnade und die grosse Erweckung“ von Lain H. Murray)
Ich denke, die Auflösung der Evangelischen im deutschsprachigen
Raum kann nur durch eine Erweckung verhindert werden. Doch dies können wir
nicht organisieren. Dies muss Gott selber wirken. Wir können aber dafür beten.
Ein Trost soll uns dabei sein, dass der Heilige Geist
bereits am Wirken ist. Vielleicht müssen wir nicht nur vom Leistungsdenken
wegkommen, sondern auch von der grossen Zurschaustellerei. Denn vieles
geschieht nicht in Grossveranstaltungen, sondern im eigenen Herzen, im stillen
Kämmerlein. In zwischenmenschlichen Beziehungen, wo Versöhnung gelebt wird. Es
gibt Menschen, die Glaubenshelden sind, weil sie mit Gottes Hilfe ihr Leid
tragen oder für ihren Glauben ausgelacht werden.
Anhang 12
Oh Herr, erlöse uns vor jedem unserer Versuche uns selbst
erlösen zu wollen. Lass uns alleine auf Dich Jesus und Deine Leistung trauen. Mache uns bewusst,
wie Du uns liebst und was Du uns Gutes getan hast, damit wir Dich lieben
können.
Amen
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