Kann man sich auf
Menschen verlassen?
„… Mir ist sehr Angst! Doch lass uns in die Hand des HERRN
fallen, denn seine Barmherzigkeit ist gross; aber in der Menschen Hand will ich
nicht fallen!“ (2. Samuel 24,14) (Anhang 1)
David hat erkannt, dass es besser ist, sich auf Gott zu
verlassen als auf Menschen. Sogar wenn Gott straft, ist er gnädiger, als wir
Menschen es tun würden. Darum ist es besser sich in die Hände Gottes fallen zu
lassen, als in die Hände von Menschen.
Auch ich bin gerade daran zu lernen, mich letztendlich nicht
auf Menschen zu verlassen, sondern auf Gott. Denn lege ich all meine Hoffnung
auf die Menschen, dann werde ich sicherlich früher oder später enttäuscht. Die
Besten unter ihnen vermögen nicht so zuverlässig zu sein, wie es Gott ist. Vertraue
ich auf Menschen, oder auf mich selber, was das gleiche ist, dann kann ich in eine
tiefe Depression stürzen. Paulus spricht dies in seinem Philipperbrief auch an.
Hier schreibt er aus seinem Gefängnis in Rom:
„Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun
aber auch mit Weinen sage, (dass sie) die Feinde des Kreuzes Christi (sind):
deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist,
die auf das Irdische sinnen.“ (Philipper 3,18 und 19)
Paulus schreibt dies unter Weinen. Es tut ihm weh! Es ist
eine zutiefst innerliche Erschütterung über jene Menschen in der Gemeinde
Gottes, die sich feindlich gegenüber dem Kreuz Christi benehmen. Im Neuen
Testament wird genau das gleiche Verb verwendet, wenn Menschen durch die
Erkenntnis der Heiligkeit Gottes ihre eigene Unzulänglichkeit spüren (s. Anhang
2).
Paulus hat Sorgen um die Gemeinde in Philippi. Da er selber diesen
Philipperbrief aus seiner Gefangenschaft in Rom schreibt, hat er auch grosse
persönlichen Problemen: Werde ich freigesprochen oder erhalte ich ein
Todesurteil? Eine solche ausstehende Verhandlung hätte mich sehr gestresst und
mir sehr Angst gemacht. Dennoch bleibt Paulus nicht lange an den Problemen
hängen, sondern ermutigt die anderen Christen mit all ihren Problemen freudig
zu sein, indem er ihnen zuschreibt:
„Freut euch im Herrn
allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!
Eure Milde soll allen
Menschen bekannt werden; der Herr ist nahe.
Seid um nichts
besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure
Anliegen vor Gott kundwerden;
Und der Frieden
Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken
bewahren in Christus Jesus.“ (Philipper 4,4-7)
Paulus ruft den Philippern und auch uns heutige Christen zu,
dass wir trotz aller Probleme uns freuen sollen. Dabei sollen wir gegenüber allen
Menschen Milde sein. Milde wird auch mit Sanftmut übersetzt. Wir Christen
sollen also gegenüber allen Menschen, auch den Schwierigen, den Irrlehrern mit
Milde gegenüber treten. Denn wir sind nicht mit Satan, dem Ankläger verbunden,
sondern wir sind mit Jesus Christus dem Verteidiger verbunden! Wir sollen für
die Menschen hoffen und für sie im Gebet eintreten, selbst wenn wir ernsthaft
gegen sie Stellung beziehen müssen. Das ist eine Ueberforderung für mich als
Mensch, denn es bedeutet, wie Jesus zu handeln. Aber darum steht hier in der
Bibel auch, dass der Herr nahe ist! Wir müssen mit unseren Erschütterungen über
diese gefallene Welt und den in Sünde gefallenen Menschen zu Jesus gehen. Die
Liebe und Barmherzigkeit, die wir bei Jesus erfahren und erleben, in diesem
Frieden legt sich dann auch der Sturm unseres Herzens und wir finden Ruhe und
Sicherheit.
Warum finden wir diesen Frieden? Weil Gott, der Herr ist und
alles in Händen hält. Er wird alles zu seinem Ziel führen, auch wenn ich es
nicht verstehen kann. Darum kann ich all meine Wut und Entrüstung und all meine
Schmerzen von dieser Welt bei ihm abgeben. Ich darf meine ganze Entrüstung über
alle Ungerechtigkeit Gott zuschreien. Wenn ich dazu noch Gott danke sage und
mit meinen Worten bezeuge, dass er Herr darüber ist, ehre ich Gott damit. Und
wenn ich Gott damit ehre, wird er auch mich ehren. Mögen mich Menschen für die
Ehrung Gottes auslachen, so wird mich Gott trotzdem ehren. Aber was noch
wichtiger ist, mein Herz kommt so zur Ruhe.
Es ist der gleiche Friede, der auch in mir einkehrt, wenn
ich etwas richtig gemacht habe, vor dem ich Angst hatte. Zum Beispiel wenn ich mich
für eine unrechte Tat entschuldige oder wenn ich eine ungerechtfertigte
Bereicherung zurückgebe: Dann kommt auch dieser tiefe Friede in mein Herz, weil
ich spüre, Gott hat mir schon vorher verziehen, aber nun lebe ich auch im Takt
Gottes (zumindest für diesen Moment). Genau dieser unbeschreibliche Friede
kommt, wenn ich mir bewusst werde, dass Gott über meine Probleme Herr ist.
Keine böse Macht, kein böser Mensch und keine Krankheit kann
uns von Gottes Liebe trennen (s. Römerbrief 8,37-39 und überhaupt Römerbrief 8).
Sie tun uns weh. Sie lachen uns aus. Sie ziehen uns zu Boden. Wir geraten
vielleicht in Wut über all die Ungerechtigkeit. Aber wir dürfen die Rache Gott
übergeben. Und Gott für seine Allmacht danken. Wenn wir das schaffen, ehren wir
Gott und haben eine gesunde Gottesfurcht, die uns vor Menschenfurcht befreit.
Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Kann man sich auf
Menschen verlassen? Wir müssen zwar immer wieder Menschen vertrauen. Aber wir
müssen uns gleichzeitig bewusst sein, dass sie nicht Gott sind. Sie versagen
und halten ihr versprechen manchmal nicht ein. Wir müssen uns auf Gott
verlassen und unsere Sicherheit in ihm suchen. Auf Menschen ist letztendlich
kein absoluter Verlass. Dies gilt auch für mich: Auch auf mich ist letztendlich
kein Verlass. Wie oft tat es mir schon leid, dass ich Menschen enttäuscht habe?
Oft merke ich es erst später…
Spurgeon hat dazu etwas sehr geniales geschrieben. Ich
zitiere aus „Kleinode göttlicher Verheissungen:
„‘Petrus aber
antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich
doch mich nimmermehr ärgern. (Matth. 26,33)‘
‚Ja‘, ruft jemand, ‚aber das ist doch keine Verheissung Gottes!‘
Ganz recht, es war die Verheissung eines Menschen, und deshalb wurde nicht
daraus. Petrus meinte, er würde sicherlich ausführen können, was er sagte; aber
jede Verheissung, die keine bessere Grundlage hat als einen menschlichen
Entschluss, bleibt leer. Kaum war die Versuchung da, verleugnete Petrus seinen
Meister und bekräftigte seine Verleugnung mit einem Eid.
Was ist eines Menschen Wort? Ein irdener Topf, der mit einem
Schlag zerbrochen wird. Was ist ein eigener Entschluss?
Eine Blüte, die durch Gottes Sorgfalt zur Furcht werden kann, die aber, sich selbst überlassen, auf den Boden fallen wird beim ersten Wind, der den Zweig bewegt. An einen Menschen Wort hänge nur das, was es tragen kann. Auf deinen eigene Entschluss verlasse dich überhaupt nicht!
Eine Blüte, die durch Gottes Sorgfalt zur Furcht werden kann, die aber, sich selbst überlassen, auf den Boden fallen wird beim ersten Wind, der den Zweig bewegt. An einen Menschen Wort hänge nur das, was es tragen kann. Auf deinen eigene Entschluss verlasse dich überhaupt nicht!
An die Verheissungen deines Gottes hänge Zeit und Ewigkeit,
diese und die zukünftige Welt, dein alles und all deiner Lieben alles!
Dieses Bändchen ist ein Scheckbuch für Gläubige, und diese
Seite will sie warnen, achtzugeben, auf welche Bank sie ziehen und wessen
Unterschrift sie annehmen. Baue auf Jesus ohne Einschränkung! Traue dir selbst
oder irgendeinem anderen Menschen nicht über Gebühr, sondern vertraue einzig
und völlig deinem Herrn!“ (Zitat aus
Kleinode göttlicher Verheissungen von C.H. Spurgeon)
Darum lasst uns auf Gott vertrauen und all unsere Lieben ihm
überlassen.
Gebet:
Lieber Heiland: Hilf uns, dass wir Dir vertrauen, denn Du
bist gütig, liebevoll und allmächtig. Hilf uns, dass Du nicht zu uns sagen musst,
„Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schrift nicht kennt und nicht die Kraft
Gottes?“ (Markus 12,24)
Herr, hilf uns, damit wir uns nicht übermässig sorgen machen
über Dinge, die wir besser Dir überlassen. So wollen wir uns vor Dir demütigen!
Du allein bist gut und hältst alles in Deiner liebevollen Hand. Ob Leid oder
Freude, ob Armut oder Reichtum, Du kannst mit allem an uns wirken. Gib uns
bitte die Kraft und die Weisheit dies zu sehen! Und danke Herr, bist Du bei
uns, wenn wir nicht mehr können.
Amen!
Anhang 1
Aus Genfer Studienbibel zu 2. Samuel 24,14: „lass uns in die
Hand des HERRN fallen“ Genau genommen liesse das die erste oder dritte
Möglichkeit zu, d.h. entweder Hungersnot oder Pest. Die Schlussfolgerung, die
manchmal gezogen wird, Davids Wahl wäre egoistisch gewesen, übersieht, dass
alle drei Möglichkeiten, einschliesslich die Flucht vor Feinden, Menschenleben
gekostet hätte…
Davids Motiv ist völlig anderer Natur, da er eine erstaunliche
Wahrheit gelernt hat, nämlich dass die Barmherzigkeit des HERRN gross ist (V.
16; vgl. 2. Mose 34,6 f.; Neh 9,17; Ps 30,5; 86,14-16; 103,8-10; Ps 35,5 f.;
7849; Mt 13,41; Apg 12.23.“ (Aus Genfer Studienbibel Seite 564)
Anhang 2
Im griechischen Text steht das Wort Klai,w, gesprochen Klaio, was
weinen und beweinen bedeutet. Laut Elberfelder Studienbibel wird es als
tiefste innere Erschütterung in Phil 3,18 gebraucht (2773). In Lk 6,25; 23,28;
Jak 4.9; 5,1 und Offb 18,9f ist es jener Ausdruck, „wo der Menschen sich im
Angesicht Gottes seiner Unzulänglichkeit und Verlorenheit bewusst wird.“
(Elberfelder Studienbibel Nr. 2773)
Interessant ist hier, dass ein Vers vor Philipper 3,18
Paulus sich selber als gutes Vorbild beschreibt. Er war einmal jemand der ihn
fehlgeleiteten Eifer die Christen verfolgt hatte und nun durch die Gnade Gottes
Vergebung erlangt hat und nun in dieser Gnade lebt. In diesem Sinne ist er das
Gegenteil von jenen Menschen, die er in Vers 18 beschreibt. Laut Genfer
Studienbibel könnten damit gesetzliche Judenchristen gemeint sein. Aber „an
dieser Stelle denkt Paulus … wohl v.a. an Personen, für die Jesus Christus reiner
Geist ist; sie weisen die Vorstellung mit Verachtung zurück, durch seine
Inkarnation und den sterblichen ‚Leib seines Fleisches‘ (Kol. 1,22) gerettet zu
werden. Diese Leute sind überzeugt, auf einer höheren Stufe zu leben, die sie
frei macht, sich sinnlicher Vergnügen zu erfreuen, mögen sie nun in der
Völlerei (‚ihr Gott ist der Bauch‘) oder in sexuellen Ausschweifungen (‚sie
rühmen sich ihrer Schande‘) bestehen (vgl. 1. Kor 6,9 f.).“ (Zitat aus Genfer
Studienbibel Seite 1973)
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