Montag, 8. Juli 2013

Kann man sich auf Menschen verlassen?



Kann man sich auf Menschen verlassen?

Als Gott David vor die Wahl stellte, wie er gestraft werden wollte, sagte er:

„… Mir ist sehr Angst! Doch lass uns in die Hand des HERRN fallen, denn seine Barmherzigkeit ist gross; aber in der Menschen Hand will ich nicht fallen!“ (2. Samuel 24,14) (Anhang 1)

David hat erkannt, dass es besser ist, sich auf Gott zu verlassen als auf Menschen. Sogar wenn Gott straft, ist er gnädiger, als wir Menschen es tun würden. Darum ist es besser sich in die Hände Gottes fallen zu lassen, als in die Hände von Menschen.

Auch ich bin gerade daran zu lernen, mich letztendlich nicht auf Menschen zu verlassen, sondern auf Gott. Denn lege ich all meine Hoffnung auf die Menschen, dann werde ich sicherlich früher oder später enttäuscht. Die Besten unter ihnen vermögen nicht so zuverlässig zu sein, wie es Gott ist. Vertraue ich auf Menschen, oder auf mich selber, was das gleiche ist, dann kann ich in eine tiefe Depression stürzen. Paulus spricht dies in seinem Philipperbrief auch an. Hier schreibt er aus seinem Gefängnis in Rom: 

„Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch mit Weinen sage, (dass sie) die Feinde des Kreuzes Christi (sind): deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen.“ (Philipper 3,18 und 19)

Paulus schreibt dies unter Weinen. Es tut ihm weh! Es ist eine zutiefst innerliche Erschütterung über jene Menschen in der Gemeinde Gottes, die sich feindlich gegenüber dem Kreuz Christi benehmen. Im Neuen Testament wird genau das gleiche Verb verwendet, wenn Menschen durch die Erkenntnis der Heiligkeit Gottes ihre eigene Unzulänglichkeit spüren (s. Anhang 2).

Paulus hat Sorgen um die Gemeinde in Philippi. Da er selber diesen Philipperbrief aus seiner Gefangenschaft in Rom schreibt, hat er auch grosse persönlichen Problemen: Werde ich freigesprochen oder erhalte ich ein Todesurteil? Eine solche ausstehende Verhandlung hätte mich sehr gestresst und mir sehr Angst gemacht. Dennoch bleibt Paulus nicht lange an den Problemen hängen, sondern ermutigt die anderen Christen mit all ihren Problemen freudig zu sein, indem er ihnen zuschreibt:

Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!
Eure Milde soll allen Menschen bekannt werden; der Herr ist nahe.
Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden;
Und der Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.“ (Philipper 4,4-7)

Paulus ruft den Philippern und auch uns heutige Christen zu, dass wir trotz aller Probleme uns freuen sollen. Dabei sollen wir gegenüber allen Menschen Milde sein. Milde wird auch mit Sanftmut übersetzt. Wir Christen sollen also gegenüber allen Menschen, auch den Schwierigen, den Irrlehrern mit Milde gegenüber treten. Denn wir sind nicht mit Satan, dem Ankläger verbunden, sondern wir sind mit Jesus Christus dem Verteidiger verbunden! Wir sollen für die Menschen hoffen und für sie im Gebet eintreten, selbst wenn wir ernsthaft gegen sie Stellung beziehen müssen. Das ist eine Ueberforderung für mich als Mensch, denn es bedeutet, wie Jesus zu handeln. Aber darum steht hier in der Bibel auch, dass der Herr nahe ist! Wir müssen mit unseren Erschütterungen über diese gefallene Welt und den in Sünde gefallenen Menschen zu Jesus gehen. Die Liebe und Barmherzigkeit, die wir bei Jesus erfahren und erleben, in diesem Frieden legt sich dann auch der Sturm unseres Herzens und wir finden Ruhe und Sicherheit. 

Warum finden wir diesen Frieden? Weil Gott, der Herr ist und alles in Händen hält. Er wird alles zu seinem Ziel führen, auch wenn ich es nicht verstehen kann. Darum kann ich all meine Wut und Entrüstung und all meine Schmerzen von dieser Welt bei ihm abgeben. Ich darf meine ganze Entrüstung über alle Ungerechtigkeit Gott zuschreien. Wenn ich dazu noch Gott danke sage und mit meinen Worten bezeuge, dass er Herr darüber ist, ehre ich Gott damit. Und wenn ich Gott damit ehre, wird er auch mich ehren. Mögen mich Menschen für die Ehrung Gottes auslachen, so wird mich Gott trotzdem ehren. Aber was noch wichtiger ist, mein Herz kommt so zur Ruhe.

Es ist der gleiche Friede, der auch in mir einkehrt, wenn ich etwas richtig gemacht habe, vor dem ich Angst hatte. Zum Beispiel wenn ich mich für eine unrechte Tat entschuldige oder wenn ich eine ungerechtfertigte Bereicherung zurückgebe: Dann kommt auch dieser tiefe Friede in mein Herz, weil ich spüre, Gott hat mir schon vorher verziehen, aber nun lebe ich auch im Takt Gottes (zumindest für diesen Moment). Genau dieser unbeschreibliche Friede kommt, wenn ich mir bewusst werde, dass Gott über meine Probleme Herr ist.
Keine böse Macht, kein böser Mensch und keine Krankheit kann uns von Gottes Liebe trennen (s. Römerbrief 8,37-39 und überhaupt Römerbrief 8). Sie tun uns weh. Sie lachen uns aus. Sie ziehen uns zu Boden. Wir geraten vielleicht in Wut über all die Ungerechtigkeit. Aber wir dürfen die Rache Gott übergeben. Und Gott für seine Allmacht danken. Wenn wir das schaffen, ehren wir Gott und haben eine gesunde Gottesfurcht, die uns vor Menschenfurcht befreit.

Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Kann man sich auf Menschen verlassen? Wir müssen zwar immer wieder Menschen vertrauen. Aber wir müssen uns gleichzeitig bewusst sein, dass sie nicht Gott sind. Sie versagen und halten ihr versprechen manchmal nicht ein. Wir müssen uns auf Gott verlassen und unsere Sicherheit in ihm suchen. Auf Menschen ist letztendlich kein absoluter Verlass. Dies gilt auch für mich: Auch auf mich ist letztendlich kein Verlass. Wie oft tat es mir schon leid, dass ich Menschen enttäuscht habe? Oft merke ich es erst später…

Spurgeon hat dazu etwas sehr geniales geschrieben. Ich zitiere aus „Kleinode göttlicher Verheissungen:
„‘Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern. (Matth. 26,33)‘
‚Ja‘, ruft jemand, ‚aber das ist doch keine Verheissung Gottes!‘ Ganz recht, es war die Verheissung eines Menschen, und deshalb wurde nicht daraus. Petrus meinte, er würde sicherlich ausführen können, was er sagte; aber jede Verheissung, die keine bessere Grundlage hat als einen menschlichen Entschluss, bleibt leer. Kaum war die Versuchung da, verleugnete Petrus seinen Meister und bekräftigte seine Verleugnung mit einem Eid.
Was ist eines Menschen Wort? Ein irdener Topf, der mit einem Schlag zerbrochen wird. Was ist ein eigener Entschluss? 
Eine Blüte, die durch Gottes Sorgfalt zur Furcht werden kann, die aber, sich selbst überlassen, auf den Boden fallen wird beim ersten Wind, der den Zweig bewegt. An einen Menschen Wort hänge nur das, was es tragen kann. Auf deinen eigene Entschluss verlasse dich überhaupt nicht!
An die Verheissungen deines Gottes hänge Zeit und Ewigkeit, diese und die zukünftige Welt, dein alles und all deiner Lieben alles!
Dieses Bändchen ist ein Scheckbuch für Gläubige, und diese Seite will sie warnen, achtzugeben, auf welche Bank sie ziehen und wessen Unterschrift sie annehmen. Baue auf Jesus ohne Einschränkung! Traue dir selbst oder irgendeinem anderen Menschen nicht über Gebühr, sondern vertraue einzig und völlig deinem Herrn!“  (Zitat aus Kleinode göttlicher Verheissungen von C.H. Spurgeon)

Darum lasst uns auf Gott vertrauen und all unsere Lieben ihm überlassen. 

Gebet:
denn, ‚Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ (Römerbrief 10,13)
Lieber Heiland: Hilf uns, dass wir Dir vertrauen, denn Du bist gütig, liebevoll und allmächtig. Hilf uns, dass Du nicht zu uns sagen musst, „Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schrift nicht kennt und nicht die Kraft Gottes?“ (Markus 12,24)
Herr, hilf uns, damit wir uns nicht übermässig sorgen machen über Dinge, die wir besser Dir überlassen. So wollen wir uns vor Dir demütigen! Du allein bist gut und hältst alles in Deiner liebevollen Hand. Ob Leid oder Freude, ob Armut oder Reichtum, Du kannst mit allem an uns wirken. Gib uns bitte die Kraft und die Weisheit dies zu sehen! Und danke Herr, bist Du bei uns, wenn wir nicht mehr können.
Amen!

Anhang 1
Aus Genfer Studienbibel zu 2. Samuel 24,14: „lass uns in die Hand des HERRN fallen“ Genau genommen liesse das die erste oder dritte Möglichkeit zu, d.h. entweder Hungersnot oder Pest. Die Schlussfolgerung, die manchmal gezogen wird, Davids Wahl wäre egoistisch gewesen, übersieht, dass alle drei Möglichkeiten, einschliesslich die Flucht vor Feinden, Menschenleben gekostet hätte…
Davids Motiv ist völlig anderer Natur, da er eine erstaunliche Wahrheit gelernt hat, nämlich dass die Barmherzigkeit des HERRN gross ist (V. 16; vgl. 2. Mose 34,6 f.; Neh 9,17; Ps 30,5; 86,14-16; 103,8-10; Ps 35,5 f.; 7849; Mt 13,41; Apg 12.23.“ (Aus Genfer Studienbibel Seite 564)
Anhang 2
Im griechischen Text steht das Wort Klai,w, gesprochen Klaio, was  weinen und beweinen bedeutet. Laut Elberfelder Studienbibel wird es als tiefste innere Erschütterung in Phil 3,18 gebraucht (2773). In Lk 6,25; 23,28; Jak 4.9; 5,1 und Offb 18,9f ist es jener Ausdruck, „wo der Menschen sich im Angesicht Gottes seiner Unzulänglichkeit und Verlorenheit bewusst wird.“ (Elberfelder Studienbibel Nr. 2773)
Interessant ist hier, dass ein Vers vor Philipper 3,18 Paulus sich selber als gutes Vorbild beschreibt. Er war einmal jemand der ihn fehlgeleiteten Eifer die Christen verfolgt hatte und nun durch die Gnade Gottes Vergebung erlangt hat und nun in dieser Gnade lebt. In diesem Sinne ist er das Gegenteil von jenen Menschen, die er in Vers 18 beschreibt. Laut Genfer Studienbibel könnten damit gesetzliche Judenchristen gemeint sein. Aber „an dieser Stelle denkt Paulus … wohl v.a. an Personen, für die Jesus Christus reiner Geist ist; sie weisen die Vorstellung mit Verachtung zurück, durch seine Inkarnation und den sterblichen ‚Leib seines Fleisches‘ (Kol. 1,22) gerettet zu werden. Diese Leute sind überzeugt, auf einer höheren Stufe zu leben, die sie frei macht, sich sinnlicher Vergnügen zu erfreuen, mögen sie nun in der Völlerei (‚ihr Gott ist der Bauch‘) oder in sexuellen Ausschweifungen (‚sie rühmen sich ihrer Schande‘) bestehen (vgl. 1. Kor 6,9 f.).“ (Zitat aus Genfer Studienbibel Seite 1973)

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