Mittwoch, 25. Dezember 2013

Jesus Christus war eine historische Tatsache



Jesus Christus war eine historische Tatsache. Diese Aussage wurde in einem  Interview in der Migroszeitung Nr. 52 vom 23.12.2013 durch Herr Rezan Aslan gestützt. Dazu habe ich ein Leserbrief erfasst, den ich nun etwas augeweitet habe und hier abdrucke. Das Interview wurde betittelt mit "Jesus hatte ein unglaubliches Charisma"

Es war ein interessantes Interview. Herr Reza Aslan betont, dass die Religionswissenschaft folgendes feststellt:

  1. Es besteht ein breiter Konsens, dass es einen Juden gegeben hat, der zu anderen Juden im ersten Jahrhundert in Palästina (= im römisch besetzen Israel/Judäa) gepredigt hat, und dass er Jesus von Nazareth hiess. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 49 nach Christus.
  2. „Die Debatte, ob Jesus überhaupt gelebt hat, wird hauptsächlich unter Laien geführt. In der Wissenschaft wird allgemein davon ausgegangen, dass dies der Fall war.“
  3. Auch, dass er gekreuzigt worden ist, können wir ziemlich sicher sein, auch durch nicht christliche Quellen.
Danach beginnt Herr Rezan Aslan das Gebiet der Wissenschaft zu verlassen, indem er interpretiert. Er unterstellt den ersten Christen, dass sie das vermeintliche Versagen ihres Messias uminterpretiert haben. 

Ist das eine vernünftige Erklärung? Kann dies auf einen Paulus zutreffen? Paulus war ein gut ausgebildeter Gelehrter, der zu seiner Zeit der fanatischste Christenverfolger war, weil er sie als Gefahr für seinen eigenen Glauben ansah. Er hätte eine solche Gruppe von Lügnern oder zumindest Wunschträumern schnell entlarvt. Dieser Paulus wird von einem zum anderen Tag selber Christ und gibt seine gesamte Laufbahn als reicher und einflussreicher Mann auf, nur damit er das, was er bisher hasste und verfolgte zu fördern. Nun riskiert er sein Leben und leidet viel Unangenehmes. Einmal wird er sogar gesteinigt und laut der Ueberlieferung wurde er schlussendlich für diese Ueberzeugung geköpft. Seine Lebensgeschichte ist nicht so leicht zu erklären. Es sei denn, er hat tatsächlich etwas weit Wertvolleres gefunden. 

Aehnliche Fragen können wir an die anderen ersten Christen stellen. Zum Beispiel Matthäus, der das Matthäus-Evangelium schrieb, war als Zöllner ein Kollaborateur der Besatzungsmacht. Er gab dies alles auf, um mit Jesus zu gehen, wo u.a. auch ein Zelot war, der das römische Reich mit Gewalt bekämpfen wollte und damit auch einen Verräter wie Matthäus hasste. Vermutlich hätte er Matthäus am liebsten mit dem Dolch erstochen– zumindest bis er Jesus fand. Wenn nun Jesus am Kreuz ihre tiefsten Träume und Wünsche zerstört hat, warum hätten sie sich nicht einfach verbittert von ihm abgewandt, wie bei s ovielen anderen „Messias“ in dieser Zeit, die nicht so schwierige Dinge sagten, wie es Jesus tat. (Auch dies passt nicht zu einer demagogischen Botschaft.)

Sicherlich hat Herr Rezan  Aslan recht: Jesus hatte ein unglaubliches Charisma. Aber warum waren es denn am Schluss nur noch 72 Anhänger? Sein Charisma schreckte auch viele zurück, da er unsere selbstverliebten, egoistischen und selbstgerechten Ueberzeugungen in Frage stellte. Im Gegensatz zu den Blendern unserer Welt, die mit unserer Sehnsüchten Manipulation betreiben, deckte Jesus genau diese Mechanismen der Demagogen und unsere eigenen Mechanismen des Selbstbetruges auf. Jesus verkörpert das Gegenteil der Unwahrheit und Perversion dieser Welt.

Daher sprach Jesus auch unpopuläres an, woran sich die Massen gestossen haben. Wie konnte aber Jesus nach seinem Tod weiter wirken und sogar einen Paulus überzeugen? Seine Nachfolger, die ersten Christen waren dazu aus eigener Kraft sicherlich nicht fähig. Nach der Kreuzigung von Jesus waren sie am Ende. Wie konnten diese 72 Personen die Welt verändern? Die Evangelien berichten, dass Sie Jesus als Auferstandenen von den Toten gesehen haben. Das reichte aber noch nicht aus. Trotzdem wussten sie immer noch nicht, was sie tun sollten. So gingen sie u.a. wieder mit Petrus fischen. Sie brauchten noch mehr. Und Jesus gab es ihnen: Sie erlebten die Ausgiessung des Heiligen Geistes und dass Jesus Christus ihr persönlicher Heiland geworden war: Jesus Christus war für ihre persönliche Schuld und die Erbsünde gestorben und bezahlte alles mit seinem kostbaren Blut. Und was bezahlt ist, ist bezahlt. Aber Jesus tat noch mehr. Sie erhielten eine Hoffnung, dass sie wie Jesus einst aus dem Grab auferstehen werden, weil die gleiche Kraft Gottes, in ihnen wohnte, die auch Jesus aus den Toden auferstehen liess! Für diese Wahrheit, die Christus ist, konnten sie leben und sterben. 

Ich verstehe, wenn man dies nicht glauben will, denn an Jesus zu glauben bedeutet auch zuzugeben, dass man tief in seinem Innersten, tief unten in unserem Verborgenensein nicht gut sind und dafür musste Gott selber sterben. Es braucht ein Wunder in uns, dass wir diese Bankroterklärung unserer menschlichen Möglichkeiten als die grösste Befreiung akzeptieren können: Wir dürfen und müssen, so wie wir sind zu Jesus gehen, der uns alles vergibt und alles schenkt. Ich weiss, dies ist schwer für unseren menschlichen  Stolz. Es gibt sogar Christen, die diese Demütigung nicht eingehen wollen, darum kennt die Kirchengeschichte soviele traurige Geschichten. Immer wieder regt sich der tief verborgene Stolz – auch bei den Theologen – dass es nicht nur ein Geschenk sein kann. So stritt Augustin mit Pelagius, Luther mit Erasmus und es gibt heute Prediger wie John Piper, welche von der pelagianischen Gefangenschaft des Christentums sprechen (Seite 73 in seinem Buch überwältigt von Gnade erwähnt John Piper R.C. Sproul in diesem Sinne). Darum erleben wir heute keine grosse Erweckung mehr:
Selbst als Wiedergeborene wollen wir lieber geliebt werden, weil wir etwas in uns haben, dass liebenswert ist. Wir denken, Gott rettet uns aus Gnade, aber nun muss ich noch leisten, damit mich Gott liebt. Aber Jesus liebt uns, obwohl wir nach den perfekten Massstäben Gottes nicht gut sind. Ja er hat uns zuerst geliebt, als wir Gott noch nicht liebten, vielleicht sogar hassten. (Dazu aus dem Heidelberger Katechismus, Frage 5: „Kannst du das alles vollkommen halten? Nein, denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.“ Dazu Bibelstellen Röm 3, 10-12.23; 1. Joh 1,8.10; Röm 8,7; Eph 2,3)

Persönlich versuche ich Aussagen von Büchern und Menschen immer so zu nehmen, wie sie dastehen, solange ich keinen anderen Grund erkenne, sie anzuzweifeln. Nur so, kann ich nicht nur von meinem Horizont ausgehen und dazu lernen. Daher glaube ich auch prinzipiell den Aussagen der Bibel. Die Reformatoren hielten das auch die beste Möglichkeit, um herauszufinden, ob die Bibel recht hat: Wer sich auf sie einlässt, wird erfahren, ob es wahr ist oder nicht. So sagte es Jesus selber. Anstelle krampfhaft andere Erklärungen zu suchen, empfehle ich wie Augustin zu Gott zu beten: „Befiehl, was Du willst; aber gib, was Du befiehlst!“ Jesus wird es uns schenken. Dabei werden wir zu „christlichen Hedonisten“, die alles von ihrem lieben Heiland erhalten. Wer dies gefunden hat, wird dieses grosse Wunder erst verstehen können und kommt dann nicht mehr auf die lustige Idee, die ersten Christen seien alles hinterhältige Fälscher gewesen. Das wäre ja eigentlich die logische Interpretation dieser im Interview geäusserten Meinung? Dies ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht ist aber auch gemeint, dass wir Menschen unbewusst dazu neigen, die Realität unserer Wunschvorstellungen anzupassen. Hier müssen wir uns aber bewusst sein, dass diese psychologischen Mechanismen je nach Charakter und Mensch sehr unterschiedlich funktionieren. Banal ausgedrückt: Ein Sanguiniker mag sich für etwas Unwahres begeistern lassen, wenn es seiner selbstverliebten Eitelkeit dient. Auch ein Choleriker kann je nach weiteren Komponenten seines Charakters die Wahrheit seinem Willen unterordnen. Aber ein Phlegmatiker, der Rationalist unter den Charakteren, der alles nüchtern und ohne Emotionen betrachtet, wird wohl weniger auf so etwas hineinfallen. Er wird sich von solchen Menchengruppen zurückziehen. Oder der Melancholiker, wie es vermutlich Johannes einer war! Dieser würde durch ein solches Lügenkonstrukt oder Verdrängungsmechanismus in eine tiefe Depression fallen und einfach daran verzweifeln. So wird auch diese Möglichkeit sehr unrealistisch, denn die ersten Christen waren sehr unterschiedliche Menschen, die nicht so einfach sich gleich belügen hätten können. 

Wir können uns natürlich auch fragen, ob die ersten Christen nicht sich selber belügt haben, sondern von Jesus belogen wurden. War Jesus  ein grosser Blender? Jesus müsste dann ein solch verschlagener Typ gewesen sein, der alle bewusst hinters Licht geführt hätte. Dann wäre er aber kein guter Prophet gewesen. Dafür ist aber seine Botschaft viel zu gut. Und wie bereeits erwähnt, die kritischen Aeusserungen gegen seine eigenen Gefolgsleute und gerade gegen diese unbewussten Verdrängungen in unserem Leben zeigen ihn als jemanden, der der Wahrheit verpflichtet war. Ein verschlagener Typ lehrt nicht so, sondern manipuliert mit diesen Mechanismen. Es bliebe also nur noch die Möglichkeit, dass Jesus psychisch krank gewesen wäre. Ein Mensch, der von sich behauptet Gott zu sein, wenn er es nicht ist, müsste man wohl so bezeichnen. Unter den damaligen Zeitzeugen gab es ja auch die Aeusserung, Jesus habe einen Dämon. Eine weitere Möglichkeit. Jesus gab darauf klare Antworten.
Ich denke nicht, dass ein psychisch Kranker so leben und lernen könnte wie Jesus. Und es könnte schon gar nicht einen Paulus überzeugen. Dies alles ist nicht sehr realistisch.

Die wissenschaftlichen Tatsachen lassen dazu ein grosses Fragezeigen zurück, wenn man der biblischen Botschaft nicht glauben möchte. Mit der biblischen Botschaft stellt sie uns vor die Wahl: Entweder war Jesus der grösste, vermutlich krankhafte Betrüger aller Zeiten oder er hatte trotzdem Recht und dann war er tatsächlich Gottes Sohn. Alles andere ist unlogisch und nur unserem Wunschdenken zuzuschreiben. Die gesamte Botschaft der Bibel, die von ganz unterschiedlichen Menschen mit den unterschiedlichsten Charakteren geschrieben worden ist, zeugt von der Wahrhaftigkeit und Glaubhaftigkeit von Jesus. Die Schreiber waren Menschen, welche die Wahrheit liebten. Sie waren von Jesus überzeugt. Diese besondere Person, Jesus Christus, deren Geburtstag wir am 24.12. feiern, kann nur Gott selber in Menschengestalt sein. Dieser Jesus fragt uns, ob wir lieber weiterhin in der Dunkelheit sitzen wollen, damit unser Verborgenes nicht ans Licht kommt, damit wir weiterhin unsere verborgenen Ungerechtigkeiten frönen können oder ob wir von diesem Verborgenen durch das Licht seiner Liebe befreit werden wollen und eine viel grössere Freude erleben wollen, die uns und allen Menschen um uns gut tun wird. Jetzt in diesem Moment, wo sie das lesen, können sie zu Jesus beten und ihn auf die Probe stellen, ob das wahr ist. Es wird mit Jesus immer noch Probleme geben. Vermutlich werden etliche gelöst und dafür kommen andere dazu: Zum Beispiel wenn Jesus seinen Finger auf noch nicht geheiltes legt, damit es geheilt wird. Aber Jesus wird da durchtragen, bis wir durch ihn verherrlicht werden (Entweder nach unserem Tod oder wenn Jesus wiederkommt.). Es begann mit dem Wunder einer jungfräulichen Geburt und wird im Wunder der tiefsten Erfüllung unserer Existenz enden, wenn wir ihm vertrauen und in ihm ausharren, was er, wenn wir ihn darum bitten, schenken wird. Das ist für mich Weihnachten.
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PS: Gott schenkt uns alles, dass ist Gnade. Gott ist allmächtig und kann alles.
Interessant ist nun, dass wir aber auch verantwortlich sind. Die Bibel zeigt sehr schön, dass zu unserer Verantwortung gehört unseren Nächsten nicht zusammenzuschlagen, ihn nicht zu erniedrigen, dass wir mit Gott in der Form des Gebets beten sollen. Aber das alles rettet uns nicht. Es verändert auch nicht unsere innersten Motive. Dass kann alleine Gott. Und Gott kann noch mehr: Aus diesem Beschenktsein sollen wir leben. Paulus beschreibt es sogar wie das Verhalten eines Sportlers, der gewinnen will. Augustinus betet darum:
„Gib mir Gnade (o Herr), nach deinem Befehlen zu handeln, und befiehl mir zu tun, was Du willst! … O Heiliger Gott …, wenn man Dienen Geboten gehorcht, dann deshalb, weil wir von Dir die Kraft empfingen, ihnen zu gehorchen.“ Pelagius regte sich darüber auf, wie es heute viele (leider auch Christen) tun, weil sie vermutlich in der „pelagianischen Gefangenschaft“ leben. John Piper schreibt dazu in seinem Buch „Ueberwältigt von Gnade, Augustinus, Luther, Calvin", Seite 75-76:

„Gnade ist, dass Gott uns souveräne Freude gibt, die über die Freude der Sünde triumphiert. Mit anderen Worten: Gott wirkt tief im menschlichen Herzen, um den Sinn für Freude so umzuwandeln, dass wir Gott mehr lieben als Sex oder irgendetwas anderes (Augustins Problem bestand in seiner ausgelebten Art der Sexualität und seinem Stolz über sein philosophisches Wissen, dass er mehr liebte als Gott.).  Liebe zu Gott ist nach Augustinus‘ Verständnis nie auf Gehorsamstaten oder auf Willensakte zu reduzieren. Nie macht er den Fehler, Johannes 14,15 zu zitieren ('Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten'), um zu behaupten, Liebe sei dasselbe, wie Christi Gebote zu halten, wo doch der Text sagt, dass das Halten oder Gebote Christi das Ergebnis der Liebe zu ihm ist.  Auch macht er nicht den Fehler, 1. Johannes 5,3 (‚Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer‘) zu zitieren und dabei zu übersehen, dass Gott zu lieben bedeutet, seine Gebote auf eine solche Weise zu halten, dass seine Gebote nicht schwer sind. Gott zu lieben heisst, so zufrieden in Gott und so angetan von allem zu sein, was er für uns ist, dass seine Gebote aufhören, uns Mühe zu machen. Augustinus erkannte das. Und wir haben ihn heute bitter nötig, dass er uns hilft, die Wurzel allen christlichen Lebens in der triumphierenden Freude an Gott wieder zu entdecken, die die Souveränität der Trägheit und der Lust und der Habgier entthront…“

Dann zitiert er Augustin aus ‚Die christliche Bildung‘ (III, x, 16): "Ich nenne Liebe zu Gott die Bewegung der Seele in Richtung auf das Geniessen von Gott um seiner selbst willen und das Geniessen von uns selbst und unserem Nächsten um Gottes willen.“

Seite 78: „Tatsächlich neigt sich der freie Wille des Menschen einzig der Sünde zu, wenn er den Weg der Wahrheit nicht kennt; und selbst wenn seine Verpflichtung und sein richtiges Ziel ihm allmählich bekannt werden, kommt er dieser Verpflichtung nicht nach, noch bemüht er sich darum, noch wandelt er richtig, es sei denn, er hätte Wohlgefallen daran und empfände Liebe dafür. Nun, damit ein solcher Weg unsere Liebe entzünde, hat Gott seine Liebe in unsere Herzen ausgegossen, nicht durch unseren freien Willen, sondern durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist‘ (Römer 5,5):“

Erinnert uns das nicht auch an Luther?

„,Der Mensch kann durch eigene Kraft sein Herz nicht reinigen und Gott wohlgefällige Gaben hervorbringen wie die Reue über die Sünden, wahre, ungekünstelte Gottesfurcht, wahren Glauben, echte liebe …‘ Erasmus pries den Willen des gefallenen Menschen; er sei frei, seine eigene Sünde und Gefangenschaft zu überwinden. Das war nach Luthers Denken ein Angriff auf Gottes Gnade und darum eine  Attacke gegen das Evangelium selbst, und letztendlich auch gegen Gottes Ehre. So erwies sich Luther tatsächlich als ein treuer Schüler von Augustinus.“ (S. 25+26)

Wir merken, wie hier auch die biblische Prädestinationslehre mithineinspielt, ohne dass sie genannt wird. Sie erklärt diese eben beschriebene Wahrheit, die Augustin und Luther erfasst haben. Warfield in „Calvin and Augustine, S. 322-323 (von John Piper zitiert) nimmt das ganz interessant auf:

„Diese Lehre der Gnade ging völlig ausformuliert in ihrer positiven Darstellung aus Augustinus‘ Händen hervor: Der sündige Mensch hängt für seine Belebung zum Guten und zu Gott ausschliesslich von der freien Gnade Gottes ab. Diese Gnade ist folglich unverzichtbar, vorauslaufend, unwiderstehlich, unzerstörbar, und weil sie die freie Gnade Gottes ist, muss sie allen Einzelheiten des Planens und Ausführens der göttlichen Absichten von Ewigkeit her zugrunde gelegen haben.
Doch obwohl sie von ihm deutlich angekündigt und machtvoll empfohlen wurde, musste sie in der Kirche erst starke Widerstände überwinden. Gegenüber den Pelagianern wurde die Unentbehrlichkeit der Gnade schnell bestätigt, und gegenüber den Semipelagianern ist ihr vorauslaufendes Wirken beinahe genauso schnell bewiesen worden. Doch dann ging es nicht weiter. War auch die Notwendigkeit vorauslaufender Gnade danach (nach dem Konzil von Arausio, 529) etablierte Kirchenlehre, wurde doch die Unwiderstehlichkeit dieser vorauslaufenden Gnade unter Bann gestellt. Somit blieb für einen vollständigen ‚Augustinianismus‘  in der Kirche kein Platz. Als daher die grosse religiöse Erweckung kam, die wir Reformation nennen, erwies sich, theologisch betrachtet, als eine Erneuerung des ‚Augustianismus‘, was auch bei allen anderen Erweckungen geschehen muss (denn ‚Augustianismus‘ ist der Terminus technicus für Religion in ganzer Reinheit). Daher blieb nur eine Spaltung der Kirche übrig. Und darum war und bleibt die grösste Gefahr für die Reformation der diffuse ‚Anti-Augustianismus‘ in der Welt.“ (Seite 50-51)

Vollständigkeitshalber müsste man hier auch auf die Unterschiede zwischen Augustinus und dem ehemaligen augustiner Mönch Luther eingehen. Ich möchte es einfach bei diesen wenigen Aeusserungen belassen: Augustin hat in einer besonderen Tiefe die Gnade Gottes erfasst, vielleicht noch intensiver als es Calvin und Luther taten? Dafür haben Luther wie Calvin die Wichtigkeit der Bibel über die Kirche besser erfasst. Darum kann Benjamin Warfield sagen: 

„Die Reformation war von innen her betrachtet gerade der höchsten Triumph der augustinischen Lehre von der Gnade über die augustinische Lehre von der Kirche.“ (Seite 29).

Wie auch immer: Ich kann nicht anders als vor meinem Gott niederfallen und seine unfassbare Barmherzigkeit und Liebe zu mir anbeten. Dass der Dreieinige Gott so alles für mich tat und tut, obwohl es nichts in mir gibt, was dafür sprechen würden: Alles ist nur Gnade! Lieber Heiland ich bin Dir so dankbar! Amen!

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