Freitag, 10. April 2015

Thomas Watson Ultimus Puritanorum?

Ich habe gerade ein Buch in der Hand von Thomas Watson (1). Am 30.5.1875 nannte C.H. Spurgeon ihn den "Ulitmus Puritanorum", den letzten Puritaner. Ich bin erstaunt, wie fundiert und zugleich schön er schreibt. Hier einige wenige Kostproben (2) zum Thema Schöpfung:


"Die Welt wurde in der Zeit geschaffen und kann nicht von Ewigkeit her sein, wie es Aristoteles dachte." (Heute muss selbst die Evolutions-Theorie mit dem "Urknall" dies bestätigen.) "Die Welt muss einen Schöpfer haben und konnte sich nicht aus sich selbst heraus erschaffen. Wenn jemand  in ein weit entferntes Land ginge und dort stattliche Gebäude sehen würde, dann käme er niemals auf den Gedanken, dass  sie sich selbst erbaut hätten. Er würde aber denken, das es einige Baumeister geben muss, ..." (Seite 215-216)

"Gott hatte diesen grossen Klumpen und diese Masse - zuerst rudis indigestque moles -roh und als ungeordnete Masse geschaffen -, und dann schmückte er ihn mit Schönheit....
... Der Mensch ist das Meisterstück der Schöpfung. Er ist ein Mikrokosmos - eine kleine Welt für sich. .... Künstler nehmen es gewöhnlich mehr als genau, wenn sie das Meisterstück beschäftigt sind." (Seite 217)

"Aber warum hat Gott die Welt geschaffen?
1. Im negativen Sinne: nicht für sich selbst. Denn er hatte es nicht nötig, weil er unendlich ist." (Ich würde auch noch erwähnen, dass Gott in seiner Dreieinigkeit eine ständige wertschätzende Liebe erfährt. Watson weiss noch anderes zu erwähnen u.a.:

"Als Platon gesehen hatte, dass die ganze Welt noch nicht einmal eine Fliege erschaffen kann, war er von der Existenz einer Gottheit überzeugt." (Seite 219) (Louis Pasteur hat den ersten Teil dieser Aussage bestätigt, als er im 19. Jahrhundert die alte Frage klärte, ob es eine spontane Entstehung von Mikroben (generatio spontanea) geben könne oder nicht. Er hat damit einen Preis der französischen Akademie der Wissenschaft erhalten. Darum pasteurisieren wir auch... (pasteur-isieren = von Louis Pasteur). Jedes mal, wenn wir eine Past-Milch trinken, können wir daran denken...

Auf Seite 221 geht  er dann auch noch kurz auf die Sünde ein. "Die Sünde hat die Schönheit der Welt sehr verdunkelt, ihre Süsse durchsäuert und ihre Harmonie getrübt. (Getrübt heisst nicht, dass gar nichts mehr da ist. Das gute und klare Wasser wurde getrübt.) Wie bitter ist diese Galle. Ein Tropfen davon kann einen ganzen Ozean bitter machen. Die Sünde hat Eitelkeit und Plagen in die Welt gebracht - ja, einen Fluch. Gott hat die Erde um des Menschen willen verflucht (1. Mose 3). Aus diesem Fluch sind verschiedene Früchte hervorgegangen.  
'Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang' (Vers 17). Unter Mühe müssen wir alle Schwierigkeiten und Sorgen des Lebens verstehen. 'Im Schweisse deines Angesichts ..." und so fährt er einige Sätze weiter, um dann doch wieder positives aufzuzeigen. (Seite 221)

Ab Seite 222 beschreibt er so schöne Gedanken, dass ich sie hier wiedergeben möchte:

"Hat Gott diese herrliche Welt geschaffen? Hat er alles gut erschaffen? War da in der Schöpfung so viel Schönheit und Lieblichkeit? Oh, was für eine Lieblichkeit ist dann in Gott? Quicquid efficit tale, illud est magis tale - die Ursache ist immer edler als ihrer Auswirkungen. Denken wir einmal selbst darüber nach: Gibt es so viel Vortrefflichkeit in Häusern und Ländereien? Wie viel mehr Vortrefflichkeit ist dann bei Gott, der sie gemacht hat! Ist in einer Rose Schönheit? Was für eine Schönheit ist dann erst in Christus, der Rose von Scharon! Bringt Oel das Gesicht zum Glänzen? Wie wird es dann das Licht von Gottes Angesicht zum Glänzen bringen! 

Macht der Wein das Herz fröhlich (Ps 104,15)? Oh, welch eine Kraft muss dann erst im wahren Wein sein! Wie erfreut dann erst das Blut von dieser Weintraube das Herz! (3.a)

Ist eine Frucht aus dem Garten süss? Wie muss dann erst die Frucht des Geistes sein! Ist eine Goldmine kostbar? Wie reich muss dann derjenige sein, der diese Mine gefunden hat! Wer ist dann Christus, in dem alle Schätze verborgen liegen (Kol 2,3)? Wir müssen stets vom Geschöpf zum Schöpfer aufsteigen. Wenn hier auf Erden schon gute Dinge sind, wie viel mehr muss dann bei Gott sein, der alle diese Dinge erschaffen hat! Wie unvernünftig ist es, dass wir uns an der Welt erfreuen, und nicht viel mehr an ihm, der sie erschaffen hat! Wie müssten wir unsere Herzen auf Gott ausrichten, und wie müssten wir danach verlangen, bei Gott zu sein, bei dem unendlich mehr Lieblichkeit ist als bei irgendeinem Geschöpf!" (Seite 22-223)

"zweite Anwendung
Zur Ermahnung:
1. Hat Gott die Welt erschaffen? dann lasst uns die Werke der Schöpfung mit Weisheit beachten. Gott hat uns nicht nur das Buch der Schrift gegeben, um es zu lesen, sondern auch das Buch der Schöpfung. Schauen wir hinauf zum Himmel, denn er zeigt viel von Gottes Herrlichkeit. Die Sonne vergoldet die Welt mit ihren hellen Strahlen. Betrachten wir die Sterne, wie sie sich in ihrer festgelegten Umlaufbahn bewegen. Betrachten wir ihre Grösse, ihr Licht und ihre Anziehungskraft. 

Wir sehen Gottes Herrlichkeit im Glühen der Sonne und im Funkeln der Sterne. Schauen wir das Meer an und betrachten wir die Wunder Gottes in der Tiefe (Ps 107,24). 

Schauen wir in die Luft, wo die Vögel ihr Zwitschern hören lassen und zum Lob ihres Schöpfers singen. (3) 

Schauen wir die Erde an, wo wir die Zusammensetzung der Mineralien bewundern können, die Anziehungskraft der Magneten und die Heilkraft der Kräuter. 

Schauen wir die Erdoberfläche an, die wie eine Braut mit Blumen geschmückt ist. Das sind alles die herrlichen Auswirkungen von Gottes Macht. Gott hat die Schöpfung wie ein seltenes Stickwerk gemacht, damit wir seine Weisheit und Güte wahrnehmen und ihm das Lob geben, das ihm zusteht.
'HERR, wie sind diene Werke so viele! Du hast sie alle in Weisheit gemacht' (S 104,24)." (Seite 223)

"2. Hat Gott alle Dinge erschaffen? Dann lasst uns unserem Schöpfer gehorsam sein. Wir sind jure creationis - rechtsmässig seine Geschöpfe - und verdanken es ihm, dass wir sind. Wenn jemand für unseren Lebensunterhalt sorgt, denken wir, dass wir in seiner Schuld stehen. Um wie viel mehr stehen wir in Gottes Schuld und sollten dem dienen, der uns das Leben gab. 'Denn 'in ihm leben, weben und sind wir' ' (Apg 17,28).
Gott hat alles so gemacht, damit es dem Menschen dient: das Getreide zur Nahrung, die Tiere zur Hilfe und die Vögel zur Musik, damit der Mensch Gott diene. Alles, was wir haben, kommt von Gott. Lasst uns unserem Schöpfer die Ehre geben und für ihn leben ,weil er uns gemacht hat.
... lasst den Hochmut dahinfahren......
... Dass wir wunderbar gemacht sind, mag uns dankbar machen; aber dass wir aus Staub gemacht sind, sollte uns in Demut halten....
 (Seite 223-224) (4)


Anhang
(1) Laut Wickipedia (in Englisch) lebte Thomas Watson von 1620 - 1686 als Puritaner in England und war stark presbyterianisch, also reformiert, geprägt. Er hat an der Emmanuel College in Cambridge studiert und viel damals schon mit seinen intensiven Studien auf.
Einige seiner Schriften sind heute noch weit verbreitet. (
Ich vermute seine Bücher sind  vorallem in englischer Sprache verbreitet. Das mir vorliegende Buch in Deutsch hat eine interessante Geschichte: Mehrere Pfarrer und Gemeindeglieder aus reformierten Kirchen der Niederlande haben sich zusammen getan und eine Stiftung gegründet, die "Stichting Vrienden van Heidleberg en Dordrecht. Dieser holländische Name versteht man, auch wenn man wie ich kein Holländisch versteht. Sie haben festgestellt, dass viele grundlegende Schriften der "Nadere Reformatie" und des Puritanismus nur in Englisch und in niederländischsprachigen Fassungen gibt. Daher haben sie - u.a. - dieses Buch ins Deutsche übersetzt und herausgegeben. 
Sie schreiben über dieses Buch:
"Dieses ist der erste Band in der Trilogie von Thomas Watson (ca. 1620-1686), der einer der bekanntesten Prediger in London während der Aera der Puritaner war. Seine Schriften zeichnen sich durch Klarheit, Dynamik und geistlichen Reichtum aus. Dies zeigt sich insbesondere in dieser hervorragenden hilfreichen Auslegung des Kleinen Westminster Katechismus. Sie beinhaltet eine ausgezeichnete Anleitung zur chrisltlicher Lehre und deren Anwendung. Gleichzeitig ist es eine wunderbare Einführung in die puritanische Literatur."
Dazu noch ein Zitat von Herrn Watson:

"Wenn du nicht in der Glaubenslehre gegründet bist, dann wirst du niemals im Glauben wachsen können."

(2) Die Kostproben stammen aus dem Buch "Darlegung der christlichen Lehre und ihre Anwendung", Predigten über den Kleinen Westminster Katechismus. Erstaunlich wie frisch seine Schriften daherkommen. Ich bin positiv überrascht.
In Klammern habe ich (s. oben) die Seitenzahlen der Zitate vermerkt. Sind Bemerkungen in Klammern, dann sind das meine.

(3) Was für ein wissenschaftliches Denken! Die Schöpfung als Gottes Lobpreis zu erforschen und ihr Namen zu geben, wie es Gott einst Adam geboten hatte! Da ist der Vogelgesang Lob Gottes und nicht nur ein Kampf ums überleben der Vögel. - Wie tat es mir auf einem Ausflug weh, als ein Vogelkenner den Vogelgesang zu einem Kampf des Ueberlebens des Fitteren degradieren wollte. 
Schon weiter oben fragt Watson nach der Schönheit der Rose. Es geht immer um mehr als nur Wissen oder Wissenschaft. Es geht auch um Schönheit und Sinn des Lebens. Hier beschreibt Watson die Schönheit der Schöpfung. Dafür sollen wir Gott danken. Und mit diesem Sinn sollen wir Wissenschaft betreiben. Das verschaffte der Wissenschaft im Westen zum explosionsartigen Durchbruch. Das brachte uns Menschen weiter: Weil wir damit Gott lobten und unseren Wissenszuwachs zum Dienst für Menschen gebrauchen konnten, was Gott wiederum lobte. - Natürlich leben wir in einer gefallenen Welt. Und auch das macht sich bei allem immer wieder bemerkbar. Aber dies ist "nur" eine Perversion des Guten. Der Grund selber ist nicht böse, sondern gut und schön. Das Böse ist immer nur die Perversion des Guten.
Naturwissenschaft kann auf sich  selber gestellt logischerweise keinen Sinn schaffen. Dafür braucht es Metaphysik. Atheisten / Materialisten neigen daher dazu, aus der Naturwissenschaft eine Metaphysik zu machen. Damit überschreiten sie aber die Grenze der Naturwissenschaften und betreiben Metaphysik. Der Sinn, die Schönheit und noch vieles mehr, gibt uns Gott. Und dieser Gott hat durch die Bibel zu uns gesprochen. Daher wäre es weise, die Bibel zu lesen. Logischerweise versteht man die Bibel nicht immer einfach. Aber dies ist immer so, wenn wir uns an ein Buch heranwagen, von dem wir etwas lernen können. Bitten wir Gott darum, dass er durch die Bibel zu uns sprechen kann. Gott erhört gerne solche Gebete.

(3a)  Ich staune über die Lebensfreude dieses Puritaners. Vielleicht sind gewisse Urteile über die Puritaner nicht immer zutreffend... Auf der anderen Seite sind Christen ja auch Sünder und gewisse Kritiken daher auch angemessen. Zum Thema Alkohol: Leider kann gerade auch der Alkohol (wie alle guten Gaben von Gott) missbraucht werden. Auf jeden Fall ist der Wein in seiner gesunden, von Gott gewollten Funktion, ein Geschenk Gottes. Dies musste ich, als ich Christ wurde, ebenfalls lernen, als ich mit erstaunen feststellte, dass einige Christen Wein trinken. Jesus selber hat Wasser in Wein verwandelt... Allerdings gibt es ja auch solche, die bewusst darauf verzichten, Wein zu trinken, damit sie für andere keine Versuchung sind. Jesus selber macht darauf aufmerksam, dass Johannes der Täufer nichts trank. Aber es gab damals Menschen, denen gefiel Johannes gar nicht, weil er so bescheiden lebte. Die gleichen haben dann Jesus angeklagt, weil er feiern konnte. Aehnlich wie später Luther klagte man Jesus an, dass er ein Säufer sei. Jesus erklärt im NT, warum wir so ungerecht richten. Wir verurteilen sogar den einzig wirklich guten Menschen: Jesus Christus.

Hier die Bibelstelle in Matthäus 11,18 und 19:
"Denn Johannes ist gekommen, der ass nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon.
Der Sohn des Menschen (= Jesus Christus) ist gekommen, der ist und trinkt; da sagen sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von ihren Kindern."

(4) Auf Seite 224 geht er auch nochmals auf unsere Sünde ein:
"Hat Gott unsere Seele nach seinem Bild geschaffen, das wir verloren haben? Dann lasst uns nicht eher ruhen, bis Gottes Bild bei uns wieder hergestellt ist. Wir tragen nun das Bild des Teufels an uns, das aus Hochmut, Bosheit und Feindschaft besteht. Lasst uns doch nach dem Bild Gottes erneuert werden, das in Erkenntnis und Gerechtigkeit besteht (Kol 3,10; Eph 4,24). Die Gnade ist unsere grösste Schönheit; sie macht uns Gott und den Engeln ähnlich. Was die Sonne für die Welt ist, das ist Heiligkeit für die Seele. Lasst uns zu Gott gehen, damit er sein Ebenbild wieder in uns herstellt. Herr, du hast mich einst erschaffen, mache mich wieder neu. Die Sünde hat dein Bild in mir verdorben. Oh, zeichne es wieder neu mit dem Stift des Heiligen Geistes." 

Gebet
Ja Herr, zeichne Du wieder deutlich unsere Gottesebenbildlichkeit. Du siehst, was uns entstellt hat. Heile Du. Wir können es nicht. Beschenke uns. Deine Gnade ist ein reines Geschenk. Wirke Du, dass wir auf diesem Pilgerweg hier in Deine Ewigkeit wandern. Geleitet, bewahrt, gereinigt und geführt von Dir. Wenn wir fallen, stehen wir im Vertrauen zu Dir wieder auf. In Dir ist alles gut, Jesus Christus, weil Du alles für uns getan hast!
Mache aus unserem Herz aus Stein ein Herz aus Fleisch und Blut. Das wir Deine Barmherzigkeit immer besser verstehen und ihr uns anvertrauen können. Dann werden wir automatisch von Dir barmherziger gemacht. Danke, lieber Heiland.
Amen.

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