Bekehrung, Busse, Umkehr
Der bei uns heute vorherrschende atheistische Materialismus
ist kalt und sinnlos. Der postmoderne Antiintellektualismus mit dem Dogma, es
gäbe keine Wahrheit und alles ist gleich und Ungleichheit sei ungerecht zielt
aber auch am Ziel vorbei. Nicht die Differenzierung ist das Problem, sondern die
Art unserer moralischen Bewertung von Ungleichheiten.
Was meine ich damit? Zu behaupten eine Blume und ein Baum
seien das gleiche, ist einfach nicht wahr. Wer dies aber trotzdem behauptet,
verhindert zu unterscheiden und damit vernünftig zu denken. Wir sind als Gottes
Ebenbilder dazu geschaffen, vernünftig
zu denken. Gott selber hat sogar durch Scheidung (also unterscheiden) in der
Schöpfung gewirkt. Wenn wir uns nicht
mehr erlauben zu unterscheiden, verhindern die Realität zu erkennen. Das ist
sehr antiintellektuell. Es hemmt aber auch unser Kreativität. Dann können wir
nur noch von „alternativlosen Lösungen“ sprechen. Tatsächlich aber ist es noch viel schlimmer:
Wir sehen nicht das wahre Probleme. Es ist nicht das Unterscheiden von Unterschieden,
die Ungerechtigkeiten bewirkt, sondern unsere Art der Bewertung der
Unterschiede. Wenn ich also zum Beispiel glaube, dass eine Blume weniger Wert
ist als ein Baum, weil der Baum viel mächtiger als die Blume ist. Oder das
umgekehrte, wenn ich glaube, die Blume sei mehr wert, weil sie mir viel schöner
scheint als der Baum. Unsere moralische Bewertung ist das Problem, nicht die
Unterschiede, die unterschiedlich auf uns wirken. Wir müssen also in Wirkung
UND moralischer Art unterscheiden. Und noch davor einfach hinschauen, wie es
wirklich ist. Prinzipiell sind Unterschiedene nichts Böses. Ganz im Gegenteil.
Sie deuten auf unseren kreativen Schöpfer hin. Gott hat in seiner Kreativität alles gut
gemacht. Auch die Unterschiede. Durch den Sündenfall neigen wir dazu, das Gute
zu pervertieren und dass ist das Böse. Hier wird dann das Unterscheiden auch
ethisch wichtig: Wann sündige ich und wann nicht?
Für diese Unterscheidung hilft uns leider auch nicht die deistisch-moralische Werkheiligkeit.
Obwohl sie viel wärmer als der Materialismus und viel logischer als das
postmoderne Denken sein kann. Gerade die aktuellen Leserbriefe und Beiträge im
ideaSpektrum zeugen von dieser Auseinandersetzung. Dabei ist es vielen gar
nicht bewusst. Ich habe gerade selber ein „christliches“ Buch im Geiste des
Deismus gelesen. Diese Variante betont, wie wichtig Beziehungen sind und möchte
die eigene Familie stärken. Dabei werden ganz wichtige und richtige Dinge
gesagt (1).Aber letztendlich vergisst das Buch unseren Hang zur Sünde. Das
bedeutet, dass wir auch die guten Beziehungen vergötzen können. Wir können in
Familienclan-Denken abdriften. Wir können die
guten Beziehungen gebrauchen, um Korruption zu fördern. Wir können
lieblos werden gegenüber Menschen, die nicht so funktionieren, wie wir es
geplant haben. Es ist wie mit allem: Seit dem Sündenfall neigen wir dazu, dass
von Gott gut geschaffene zu pervertieren. DARUM brauchen wir ein klares Wort
Gottes, damit wir die Sünde überhaupt erkennen können. Praktisch bedeutet dies:
Mit der Hilfe des Geist Gottes, d.h. auch unter Gebet und vielleicht sogar auf
Knien, die Bibel lesend, damit Gott zu uns sprechen kann. Wenn wir dann von
Gott hören, was wirklich in uns vorgeht, können wir dann Umkehren, d.h. Busse
tun: Es Gott bekennen, was da falsch ist. Zugleich dürfen wir wissen, dass
Jesus Christus für diese Sünden am Kreuz gestorben ist. Bei unserer
Wiedergeburt hat er alles Neu gemacht. Nun sind wir auf dem Weg der Gnade und
müssen uns täglich darin üben. Dies befreit uns immer mehr von unserem
Selbsterlösungstrieb. In einem gewissen Sinn ist die Wiedergeburt in einem
Moment ganz Realität. In einem anderen ist es ein Prozess, oft Heiligung
genannt, in der wir bis zum weiten Kommen von Jesus oder wenn wir vorher
streben, durch den Tod – nachgehen.
Unser tief verwurzelter Humanismus und Deismus will uns aber
etwas anderes lehren: Wir seien von uns selber aus genug gut und stark, um ohne
die Hilfe von Jesus besser werden zu können. Dabei setzen wir uns unter Druck,
weil wir dann glauben die Liebe Gottes durch Leistung verdienen zu müssen.
Nein: Gott liebt mich, obwohl ich aus mir aus nur ein Sünder bin. Jesus starb,
als wir noch Sünder waren am Kreuz für uns. Wir können es eben ohne Jesus
nicht! Wie glücklich sind wir in einem Moment, wenn wir begreifen, wenn wir
wirklich wissen, dass uns für alle Ewigkeit vergeben ist, weil Jesus für uns
alles vollbracht hat! Das uns Gott wirklich liebt, ohne dass wir etwas leisten.
Das ist Rechtfertigung aus Gnade, Rechtfertigung allein aus Glauben. Vergessen
wir diesen reformatorischen und zutiefst biblischen Ansatz der
Rechtfertigungslehre nicht! Unser selbstverliebtes Denken hasst das, weil es
uns unsere Ehre zu rauben scheint. Und tatsächlich gibt es Gott allein die
Ehre! ABER: Gott ist so überschwänglich grosszügig, dass er uns nach unserer
Demütigung auch erhöht. Ja, das ist das eigentliche Ziel dieser Heiligung
Gottes:
„Umm so reicher aber ist die Gnade, die er gibt. Darum
spricht er: ‚Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er
Gnade.‘
So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so
flieht er von euch;
Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die
Hände, ihr Sünder; und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid!
Fühlt euer Elend, trauert und heult! Eure Lachen verkehre
sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit!
Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.“ (Jakobus 4,6-10) Das sagt Jakobus zu
Christen. Darum fährt er weiter fort: „Redet nicht Schlechtes gegeneinander,
Brüder.“
Auch Petrus schreibt uns Christen:
„So demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ (1.
Petrus 5,5b-6)
Also: Weder materialistischer Atheismus, weder postmodernes
Denken, weder deistische Werkgerechtigkeit, weder Selbsterlösung noch unser
Hochmut werden uns vom gerechten Gericht Gottes retten, sondern alleine zwei
Dinge:
1.
unsere realistische Betrachtung unserer wahren
Situation: Wir, d.h aus meiner sündigen Natur, wären fähig, den seit dem
Sündenfall einzig wirklich guten Menschen in einem Moment zu verehren und im
anderen Moment ihn hasserfüllt als Sünder zu verurteilen, nur weil er meine
Sünde anspricht. Ich bin es, meine Sünde in mir ist es, der Jesus verlachen,
anspeien, auspeitschen, ja ans Kreuz brachte und wieder dorthin bringen würde,
wenn Jesus nicht schon alles erfüllt hätte. Das eigentliche Problem bin also
ich mit meinem Hang zur Perversion des Guten.
2.
Darum scheitern alle Verbesserungsversuche in
dieser Welt, wenn wir nicht Busse tun, d.h. zu Jesus Christus gehen und von ihm
sagen lassen, was alles falsch läuft und von ihm eine Wiedergeburt schenken
lassen. Und nach der Wiedergeburt ist dieser Prozess nicht fertig: Bis wir
sterben oder Jesus Christus zum zweiten Mal kommt, geht dieser Prozess weiter.
Bis Jesus bei seiner Wiederkehr uns alles andere schenkt und wir verherrlicht
werden. Dann werden wir wirklich gut sein und das was jetzt schon geistig wahr
ist, voll sichtbar sein.
Hier noch ist es ein Kampf. Aber Gott selber führt ihn, wenn
wir in Christus bleiben. Gott selber gibt uns die Kraft und den Willen dazu,
dass wir ihm nachfolgen. Die Bibel verheisst uns geistlichen Früchten die
wachsen werden (2). Wer dies noch nicht erlebt hat, darf dies von Gott erbeten!
Das ist weder Gesetzlichkeit noch Ungesetzlichkeit, sondern das Leben in der
Gnade und Kraft Gottes. Gott alleine gehört dabei die Ehre.
So führt unsere Demütigung zur Freiheit von unseren Sünden.
Und Gott kann uns als Kinder adoptieren und viel lernen, bis Jesus Christus
wiederkommt oder wir durch unseren Tod zu ihm geholt werden, wo wir dann auf
die zweite Auferstehung, die Auferstehung unserer Leiber auf einer neuen
verherrlichten Welt warten.
Auf dieser Basis predigte George Whitefield vor bald 300
Jahren:
„Ein Beinahe-Christ (Almost-Christian) ist eine der
schädlichsten Kreaturen auf Gottes Erdboden. Er ist einer der falschen Propheten,
vor denen unser Heiland uns zu hüten heisst. Sie bringen die Leute zu der
Ansicht, ass der schmale Weg in Wirklichkeit breiter ist. Auf diese Weise
finden sie selbst keinen Eingang ins Himmelreich und lassen die nicht hinein,
die hinein wollen. Dies sind die Menschen, welche die Welt in der Richtung
eines lauen, laodizäischen Geistes beeinflussen. Sie hängen falsche Lichter aus
und verursachen den Schiffbruch gedankenloser, unwissender Seelen, deren Fahrt
zum Himmel gerichtet war. Sie sind noch grössere Feinde des Kreuzes Christi als die Ungläubigen, denn vor
einem solchen kann jedermann bewahrt werden; aber ein halber Christ zieht durch
seine Feinde Heuchelei viele nach sich und wird dafür desto mehr Verdammnis
empfangen.“
(Seite 32 aus „George Whitefield Ruf an alle“ von Otto Riecker)
Ein Beispiel aus dem eben erwähnten Buch:
„Der Häuptling, Tomo Chici, war ein ‚mächtiger alter Mann‘,
der sich mit den Weissen gut vertrug, aber, durch die ‚Sünde der Weissen
abgestossen‘, es ablehnte, sich taufen zu lassen.“ (Seite 39)
Anhang
(1) Das Buch zeigt, wie oft Manager sich für Nebensächliches
aufreiben. Vor lauter jagen nach geschäftlichem Erfolg vergessen sie die eigene
Familie und den Nächsten. Zum Teil liegt das auch an unserem protestantischen
Erbe, das Prinzip des „Lex Rex“, wie es ein schottischer Gelehrter einmal
sagte. Leider wurde die Wärme und die goldene Mitte der Bibel dazu vergessen
und so bleibt nur ein Haschen nach Wind. Wir haben vergessen, dass „Lex Rex“,
d.h. das Gesetz herrscht, eine Befreiung war vor der willkürlichen Herrschaft
der Mächtigen. Indem sich auch die Mächtigen bewusst waren, dass sie unter dem
Gesetz Gottes sind, verringerte sich der Machtmissbrauch erheblich. Schottland
hatte immer noch einen König, aber dieser konnte mit seinen Gaben dem Land
Gutes tun. Gleichzeitig wurde der Hang des Königs und des Volkes seine Sünden auszuleben massiv verringert. Das schafft einen guten Boden für bessere Beziehungen und für wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Fortschritt. (Aber leider leben wir noch nicht im Himmel: Amillianismus! Hier ist immer alles unvollkommen. Aber dieses Unvollkommene können wir mit Gottes Hilfe und unserer Busse positiv gestalten.)
Nun sagt zwar das Buch korrekt, dass nicht nur
Pflichterfüllung wichtig ist. Aber wie gesagt: Seit dem Sündenfall neigen wir
dazu das Gute zu pervertieren. Genauso kann das Prinzip „Lex Rex“ pervertiert
werden: Gesetzlichkeit, Hartherzigkeit usw. Die Korrektur dazu, kann aber
ebenso pervertiert werden: Wenn wir nun – wie im südlichen Europa – die Beziehungen
gesünder bewerten wollen (das hatte Ursprünglich in der Bibel und dem Prinzip „Lex
Rex“ natürlich auch seinen Platz, ja gehört sogar zu Gottes Gesetz: Liebe Gott
den Herrn und Deinen Nächsten wie Dich selbst.), dann kann genau diese höher
Bewertung der Beziehung auch wieder pervertiert werden. Wenn wir zum Beispiel die Beziehung
als Erfolgsfaktor ansehen, können Menschen zu Objekten für unsere Machtausübung
werden. Wir beginnen Menschen nicht zu lieben, sondern sie für unsere Ziele zu
manipulieren. Oder Freundschaften können so eng werden, dass sie zu korrupten
Verhalten führen. Und genau das sieht man ja immer wieder. Damit möchte ich
Freundschaften nicht generell schlecht reden: Sie sind eine grosse Gabe. Und
sie sind sogar ein Schutz gegen einen absoluten Staat. Darum hassen absolute
Staaten Freundschaften und reden nur von Kameradschaften (und ich möchte nun Kameradschaften
auch nicht moralisch verachten, sondern
hier handelt es sich einfach um eine Unterscheidung. Freundschaft und Kameradschaft
sind nicht das Gleiche, obwohl beide Formen der Liebe sind. Genauso wie eine
Blume und Baum zu den Pflanzen gehören, aber dennoch Unterschiede ausweisen.)
Aber leider leben wir nach dem Sündenfall und wie gesagt, neigen wir dazu das
Gute zu pervertieren. Selbst die Freundschaft – ja sogar jede Art der Liebe.
Auch darum brauchen wir Busse, d.h. Umkehr: Zu Jesus gehen. Die Sünde darin
erkennen. Unser Leid darüber erkennen. Uns bewusst werden, dass Jesus Christus
dafür gestorben ist und fröhlich in Christus weiterleben. So verbindet sich
Ehrfurcht Gottes und Freude. So werden wir wirklich frei. Und wie gesagt: Hier auf
dieser Erde ist es ein Prozess. Paulus beschreibt es sogar als ein sportlicher
Wettkampf. Manchmal wird es mit einem geistlichen Kampf umschrieben. Calvin
meinte, wenn wir uns darin üben und Jesus bei seiner Wiederkunft darin
wiederfindet, wird er Freude haben und uns alles geben, was wir noch nicht
gelernt haben. Denn dann werden wir endgültich verherrlicht (s. auch oben zu
diesem Thema).
(2) Anstelle des Drucks des Gesetzes, der Gesetzlichkeit,
die uns eigentlich zu Christus führen sollte (und nicht in den Hochmut der
Einbildung, wir könnten aus eigener Kraft Gottes Gesetz erfüllen, was seit dem
Sündenfall eben nicht mehr möglich ist. Denn gute Werke sind Schuldigkeit, d.h.
selbstverständlich für einen guten Menschen. Damit können wir nicht unser Böses entschuldigen, da gute Werke ja normal sind. Allerdings verspricht Gott in seiner Grosszügigkeit, im Preisgericht für seine
Kinder, die er aus Gnaden errettet hat, trotzdem sogar dies noch zu belohnen. Obwohl es ja Werke sind, die Gott
selber gewirkt hat und Gott allein die Ehre dafür gebührt.)
erleben wir in Christus, im Leben der Busse, die Freiheit,
dass Christus in uns gute geistliche Früchte wachsen lässt. Was sind das, die geistlichen Früchte?
Liebe
Freude
Friede
Geduld
Freundlichkeit
Güte
Glaube
Sanftmut
Selbstbeherrschung
Gerechtigkeit
Gottesfurcht
Langmut
Nachzulesen in Galater 5, 1. Timotheus 6,11 und 2. Timotheus
2,22
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