Donnerstag, 18. August 2016

Bekehrung, Busse, Umkehr, postmoderne Antiintellektualismus, deistisch-moralische Werkgerechtigkeit, reformatorische Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Glauben

Bekehrung, Busse, Umkehr

Der bei uns heute vorherrschende atheistische Materialismus ist kalt und sinnlos. Der postmoderne Antiintellektualismus mit dem Dogma, es gäbe keine Wahrheit und alles ist gleich und Ungleichheit sei ungerecht zielt aber auch am Ziel vorbei. Nicht die Differenzierung ist das Problem, sondern die Art unserer moralischen Bewertung von Ungleichheiten.
Was meine ich damit? Zu behaupten eine Blume und ein Baum seien das gleiche, ist einfach nicht wahr. Wer dies aber trotzdem behauptet, verhindert zu unterscheiden und damit vernünftig zu denken. Wir sind als Gottes Ebenbilder dazu  geschaffen, vernünftig zu denken. Gott selber hat sogar durch Scheidung (also unterscheiden) in der Schöpfung gewirkt.  Wenn wir uns nicht mehr erlauben zu unterscheiden,  verhindern die Realität zu erkennen. Das ist sehr antiintellektuell. Es hemmt aber auch unser Kreativität. Dann können wir nur noch von „alternativlosen Lösungen“ sprechen.  Tatsächlich aber ist es noch viel schlimmer: Wir sehen nicht das wahre Probleme. Es ist nicht das Unterscheiden von Unterschieden, die Ungerechtigkeiten bewirkt, sondern unsere Art der Bewertung der Unterschiede. Wenn ich also zum Beispiel glaube, dass eine Blume weniger Wert ist als ein Baum, weil der Baum viel mächtiger als die Blume ist. Oder das umgekehrte, wenn ich glaube, die Blume sei mehr wert, weil sie mir viel schöner scheint als der Baum. Unsere moralische Bewertung ist das Problem, nicht die Unterschiede, die unterschiedlich auf uns wirken. Wir müssen also in Wirkung UND moralischer Art unterscheiden. Und noch davor einfach hinschauen, wie es wirklich ist. Prinzipiell sind Unterschiedene nichts Böses. Ganz im Gegenteil. Sie deuten auf unseren kreativen Schöpfer hin.  Gott hat in seiner Kreativität alles gut gemacht. Auch die Unterschiede. Durch den Sündenfall neigen wir dazu, das Gute zu pervertieren und dass ist das Böse. Hier wird dann das Unterscheiden auch ethisch wichtig: Wann sündige ich und wann nicht?

Für diese Unterscheidung hilft uns leider auch nicht  die deistisch-moralische Werkheiligkeit. Obwohl sie viel wärmer als der Materialismus und viel logischer als das postmoderne Denken sein kann. Gerade die aktuellen Leserbriefe und Beiträge im ideaSpektrum zeugen von dieser Auseinandersetzung. Dabei ist es vielen gar nicht bewusst. Ich habe gerade selber ein „christliches“ Buch im Geiste des Deismus gelesen. Diese Variante betont, wie wichtig Beziehungen sind und möchte die eigene Familie stärken. Dabei werden ganz wichtige und richtige Dinge gesagt (1).Aber letztendlich vergisst das Buch unseren Hang zur Sünde. Das bedeutet, dass wir auch die guten Beziehungen vergötzen können. Wir können in Familienclan-Denken abdriften. Wir können die  guten Beziehungen gebrauchen, um Korruption zu fördern. Wir können lieblos werden gegenüber Menschen, die nicht so funktionieren, wie wir es geplant haben. Es ist wie mit allem: Seit dem Sündenfall neigen wir dazu, dass von Gott gut geschaffene zu pervertieren. DARUM brauchen wir ein klares Wort Gottes, damit wir die Sünde überhaupt erkennen können. Praktisch bedeutet dies: Mit der Hilfe des Geist Gottes, d.h. auch unter Gebet und vielleicht sogar auf Knien, die Bibel lesend, damit Gott zu uns sprechen kann. Wenn wir dann von Gott hören, was wirklich in uns vorgeht, können wir dann Umkehren, d.h. Busse tun: Es Gott bekennen, was da falsch ist. Zugleich dürfen wir wissen, dass Jesus Christus für diese Sünden am Kreuz gestorben ist. Bei unserer Wiedergeburt hat er alles Neu gemacht. Nun sind wir auf dem Weg der Gnade und müssen uns täglich darin üben. Dies befreit uns immer mehr von unserem Selbsterlösungstrieb. In einem gewissen Sinn ist die Wiedergeburt in einem Moment ganz Realität. In einem anderen ist es ein Prozess, oft Heiligung genannt, in der wir bis zum weiten Kommen von Jesus oder wenn wir vorher streben, durch den Tod – nachgehen.
Unser tief verwurzelter Humanismus und Deismus will uns aber etwas anderes lehren: Wir seien von uns selber aus genug gut und stark, um ohne die Hilfe von Jesus besser werden zu können. Dabei setzen wir uns unter Druck, weil wir dann glauben die Liebe Gottes durch Leistung verdienen zu müssen. Nein: Gott liebt mich, obwohl ich aus mir aus nur ein Sünder bin. Jesus starb, als wir noch Sünder waren am Kreuz für uns. Wir können es eben ohne Jesus nicht! Wie glücklich sind wir in einem Moment, wenn wir begreifen, wenn wir wirklich wissen, dass uns für alle Ewigkeit vergeben ist, weil Jesus für uns alles vollbracht hat! Das uns Gott wirklich liebt, ohne dass wir etwas leisten. Das ist Rechtfertigung aus Gnade, Rechtfertigung allein aus Glauben. Vergessen wir diesen reformatorischen und zutiefst biblischen Ansatz der Rechtfertigungslehre nicht! Unser selbstverliebtes Denken hasst das, weil es uns unsere Ehre zu rauben scheint. Und tatsächlich gibt es Gott allein die Ehre! ABER: Gott ist so überschwänglich grosszügig, dass er uns nach unserer Demütigung auch erhöht. Ja, das ist das eigentliche Ziel dieser Heiligung Gottes:

„Umm so reicher aber ist die Gnade, die er gibt. Darum spricht er: ‚Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade.‘
So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch;
Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder; und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid!
Fühlt euer Elend, trauert und heult! Eure Lachen verkehre sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit!
Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.“ (Jakobus 4,6-10) Das sagt Jakobus zu Christen. Darum fährt er weiter fort: „Redet nicht Schlechtes gegeneinander, Brüder.“
Auch Petrus schreibt uns Christen:
„So demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,5b-6)

Also: Weder materialistischer Atheismus, weder postmodernes Denken, weder deistische Werkgerechtigkeit, weder Selbsterlösung noch unser Hochmut werden uns vom gerechten Gericht Gottes retten, sondern alleine zwei Dinge:
1.       unsere realistische Betrachtung unserer wahren Situation: Wir, d.h aus meiner sündigen Natur, wären fähig, den seit dem Sündenfall einzig wirklich guten Menschen in einem Moment zu verehren und im anderen Moment ihn hasserfüllt als Sünder zu verurteilen, nur weil er meine Sünde anspricht. Ich bin es, meine Sünde in mir ist es, der Jesus verlachen, anspeien, auspeitschen, ja ans Kreuz brachte und wieder dorthin bringen würde, wenn Jesus nicht schon alles erfüllt hätte. Das eigentliche Problem bin also ich mit meinem Hang zur Perversion des Guten.
2.       Darum scheitern alle Verbesserungsversuche in dieser Welt, wenn wir nicht Busse tun, d.h. zu Jesus Christus gehen und von ihm sagen lassen, was alles falsch läuft und von ihm eine Wiedergeburt schenken lassen. Und nach der Wiedergeburt ist dieser Prozess nicht fertig: Bis wir sterben oder Jesus Christus zum zweiten Mal kommt, geht dieser Prozess weiter. Bis Jesus bei seiner Wiederkehr uns alles andere schenkt und wir verherrlicht werden. Dann werden wir wirklich gut sein und das was jetzt schon geistig wahr ist, voll sichtbar sein.

Hier noch ist es ein Kampf. Aber Gott selber führt ihn, wenn wir in Christus bleiben. Gott selber gibt uns die Kraft und den Willen dazu, dass wir ihm nachfolgen. Die Bibel verheisst uns geistlichen Früchten die wachsen werden (2). Wer dies noch nicht erlebt hat, darf dies von Gott erbeten! Das ist weder Gesetzlichkeit noch Ungesetzlichkeit, sondern das Leben in der Gnade und Kraft Gottes. Gott alleine gehört dabei die Ehre.

So führt unsere Demütigung zur Freiheit von unseren Sünden. Und Gott kann uns als Kinder adoptieren und viel lernen, bis Jesus Christus wiederkommt oder wir durch unseren Tod zu ihm geholt werden, wo wir dann auf die zweite Auferstehung, die Auferstehung unserer Leiber auf einer neuen verherrlichten Welt warten.


Auf dieser Basis predigte George Whitefield vor bald 300 Jahren:

„Ein Beinahe-Christ (Almost-Christian) ist eine der schädlichsten Kreaturen auf Gottes Erdboden. Er ist einer der falschen Propheten, vor denen unser Heiland uns zu hüten heisst. Sie bringen die Leute zu der Ansicht, ass der schmale Weg in Wirklichkeit breiter ist. Auf diese Weise finden sie selbst keinen Eingang ins Himmelreich und lassen die nicht hinein, die hinein wollen. Dies sind die Menschen, welche die Welt in der Richtung eines lauen, laodizäischen Geistes beeinflussen. Sie hängen falsche Lichter aus und verursachen den Schiffbruch gedankenloser, unwissender Seelen, deren Fahrt zum Himmel gerichtet war. Sie sind noch grössere Feinde des  Kreuzes Christi als die Ungläubigen, denn vor einem solchen kann jedermann bewahrt werden; aber ein halber Christ zieht durch seine Feinde Heuchelei viele nach sich und wird dafür desto mehr Verdammnis empfangen.“
(Seite 32 aus „George Whitefield  Ruf an alle“ von Otto Riecker)


Ein Beispiel aus dem eben erwähnten Buch:

„Der Häuptling, Tomo Chici, war ein ‚mächtiger alter Mann‘, der sich mit den Weissen gut vertrug, aber, durch die ‚Sünde der Weissen abgestossen‘, es ablehnte, sich taufen zu lassen.“ (Seite 39)

Anhang
(1) Das Buch zeigt, wie oft Manager sich für Nebensächliches aufreiben. Vor lauter jagen nach geschäftlichem Erfolg vergessen sie die eigene Familie und den Nächsten. Zum Teil liegt das auch an unserem protestantischen Erbe, das Prinzip des „Lex Rex“, wie es ein schottischer Gelehrter einmal sagte. Leider wurde die Wärme und die goldene Mitte der Bibel dazu vergessen und so bleibt nur ein Haschen nach Wind. Wir haben vergessen, dass „Lex Rex“, d.h. das Gesetz herrscht, eine Befreiung war vor der willkürlichen Herrschaft der Mächtigen. Indem sich auch die Mächtigen bewusst waren, dass sie unter dem Gesetz Gottes sind, verringerte sich der Machtmissbrauch erheblich. Schottland hatte immer noch einen König, aber dieser konnte mit seinen Gaben dem Land Gutes tun. Gleichzeitig wurde der Hang des Königs und des Volkes seine Sünden auszuleben massiv verringert. Das schafft einen guten Boden für bessere Beziehungen und für wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Fortschritt. (Aber leider leben wir noch nicht im Himmel: Amillianismus! Hier ist immer alles unvollkommen. Aber dieses Unvollkommene können wir mit Gottes Hilfe und unserer Busse positiv gestalten.)
Nun sagt zwar das Buch korrekt, dass nicht nur Pflichterfüllung wichtig ist. Aber wie gesagt: Seit dem Sündenfall neigen wir dazu das Gute zu pervertieren. Genauso kann das Prinzip „Lex Rex“ pervertiert werden: Gesetzlichkeit, Hartherzigkeit usw. Die Korrektur dazu, kann aber ebenso pervertiert werden: Wenn wir nun – wie im südlichen Europa – die Beziehungen gesünder bewerten wollen (das hatte Ursprünglich in der Bibel und dem Prinzip „Lex Rex“ natürlich auch seinen Platz, ja gehört sogar zu Gottes Gesetz: Liebe Gott den Herrn und Deinen Nächsten wie Dich selbst.), dann kann genau diese höher Bewertung der Beziehung auch wieder pervertiert werden. Wenn wir zum Beispiel die Beziehung als Erfolgsfaktor ansehen, können Menschen zu Objekten für unsere Machtausübung werden. Wir beginnen Menschen nicht zu lieben, sondern sie für unsere Ziele zu manipulieren. Oder Freundschaften können so eng werden, dass sie zu korrupten Verhalten führen. Und genau das sieht man ja immer wieder. Damit möchte ich Freundschaften nicht generell schlecht reden: Sie sind eine grosse Gabe. Und sie sind sogar ein Schutz gegen einen absoluten Staat. Darum hassen absolute Staaten Freundschaften und reden nur von Kameradschaften (und ich möchte nun Kameradschaften  auch nicht moralisch verachten, sondern hier handelt es sich einfach um eine Unterscheidung. Freundschaft und Kameradschaft sind nicht das Gleiche, obwohl beide Formen der Liebe sind. Genauso wie eine Blume und Baum zu den Pflanzen gehören, aber dennoch Unterschiede ausweisen.) Aber leider leben wir nach dem Sündenfall und wie gesagt, neigen wir dazu das Gute zu pervertieren. Selbst die Freundschaft – ja sogar jede Art der Liebe. Auch darum brauchen wir Busse, d.h. Umkehr: Zu Jesus gehen. Die Sünde darin erkennen. Unser Leid darüber erkennen. Uns bewusst werden, dass Jesus Christus dafür gestorben ist und fröhlich in Christus weiterleben. So verbindet sich Ehrfurcht Gottes und Freude. So werden wir wirklich frei. Und wie gesagt: Hier auf dieser Erde ist es ein Prozess. Paulus beschreibt es sogar als ein sportlicher Wettkampf. Manchmal wird es mit einem geistlichen Kampf umschrieben. Calvin meinte, wenn wir uns darin üben und Jesus bei seiner Wiederkunft darin wiederfindet, wird er Freude haben und uns alles geben, was wir noch nicht gelernt haben. Denn dann werden wir endgültich verherrlicht (s. auch oben zu diesem Thema).

(2) Anstelle des Drucks des Gesetzes, der Gesetzlichkeit, die uns eigentlich zu Christus führen sollte (und nicht in den Hochmut der Einbildung, wir könnten aus eigener Kraft Gottes Gesetz erfüllen, was seit dem Sündenfall eben nicht mehr möglich ist. Denn gute Werke sind Schuldigkeit, d.h. selbstverständlich für einen guten Menschen. Damit können wir nicht unser Böses entschuldigen, da gute Werke ja normal sind. Allerdings verspricht Gott in seiner Grosszügigkeit, im Preisgericht für seine Kinder, die er aus Gnaden errettet hat, trotzdem sogar dies noch zu belohnen. Obwohl es ja Werke sind, die Gott selber gewirkt hat und Gott allein die Ehre dafür gebührt.)
erleben wir in Christus, im Leben der Busse, die Freiheit, dass Christus in uns gute geistliche Früchte wachsen lässt. Was sind das, die geistlichen Früchte?
Liebe
Freude
Friede
Geduld
Freundlichkeit
Güte
Glaube
 Sanftmut
Selbstbeherrschung
Gerechtigkeit
Gottesfurcht
Langmut

Nachzulesen in Galater 5, 1. Timotheus 6,11 und 2. Timotheus 2,22

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