„Wie ist das mit den Freikirchen und Sekten?“, 1. Teil im IdeaSpektrum
19.2017 ab Seite 8
Von ihm wird ebenfalls festgehalten:
„Wenn ich an übersinnliche Phänomene glauben würde, würde
ich meinen Geist einschränken.“ meint Herr Stamm weiter. Ich bin mir nicht sicher, ob Hugo Stamm wirklich so
materialistisch eingestellt ist. Zumindest definiert er eine vernünftige
Auflistung, die erfüllt sein müssten, damit er an Uebernatürliches glauben
würde. Ein Teil unserer Gesellschaft hängt aber je länger je mehr an einem
solchen Dogma. Dabei sind sie sich nicht bewusst, dass unser humanistisches
Erbe kein Probleme mit der nicht-materialistischen Existenz hatte. Der
Humanismus war sogar ein Dualismus. Er glaubte an die Existenz von Materie UND
Geist, während unser heutiger Materialismus alles durch die Materie erklären
will. Darum sprechen wir manchmal auch von der Natur (= Materie) als
Schöpferin. Dies ist in etwa gleich vernünftig, wie der postmoderne
Glaubenssatz: „Es gibt keine Wahrheit.“ Unsere Gesellschaft war noch viel mehr
vom jüdischen und christlichen Grundlagen geprägt. Auch diese Grundlage hat
kein Problem mit der Existenz von Materie und Geist. Hier wird sogar – im
Gegensatz zum klassischen Humanismus – kein Problem zwischen Materie und Geist
gesehen. Vielmehr ist der Mensch eine lebendige Seele, also eine Einheit von
Leib (= Materie) und Geist. Darum werden wir auch am letzten Tag dieser Zeit
auferstehen: im Idealfall mit einem Auferstehungsleib, wie es Jesus Christus
einst erlebt hat.
Wie sicher kann ich das Wissen? Jesus sagte, man werde
merken, ob das was er sagt wahr ist, wenn man sich darauf einlasse. Unsere
Reformatoren verstanden dies prinzipiell auch auf die Schrift, d.h. die Bibel
an. Warum kann es dann Herr Stamm nicht sehen, obwohl er eine vernünftige
Auflistung von Bedingungen dazu erstellte? Der dreieinige Gott der Bibel wird
als ausserhalb der Schöpfung beschrieben. Er erhält zwar jeden Augenblick unser
Leben, solange wir leben. Aber er ist nicht Teil unserer Welt und so können wir
ihn nicht naturwissenschaftlich untersuchen. Aber in uns gab Gott der Schöpfer
eine Sehnsucht nach Ewigkeit mit. Und in unserer Gottes Ebenbildlichkeit
kreieren wir Antworten in Religion, Philosophie, Psychologie, Politik,
Idoelogie usw. Dabei können wir so genial sein, weil uns die Kreativität Gott
mitgegeben hat. Leider bedeutet das noch nicht, dass alles, was wir uns ausdenken auch wahr ist. Zudem
berichtet die Bibel davon, dass die Menschheit einen Sündenfall erlebte. Der
von Gott gut geschaffene Mensch wurde so zu einem Geschöpf, der dazu neigt, das
Gute zu pervertieren. Daraus erklärt sich, dass Herr Stamm vieles korrekt
kritisieren kann. Es ist wahr: „Gut gemeint, kann auch böse herauskommen.“ Wie
er sagt. Kann sich Herr Stamm aber selber ebenso gut kritisieren? Wendet er
seine Prinzipien auch auf sein Denken und Handeln an? Oft sehen wir die Sünden
anderer besser, als die eigenen. Das muss etwas mit Eigenschutz zu tun haben:
Wie können wir sonst leben, wenn wir wüssten, was für wirkliche Motive hinter
unserem Handeln steht?
„Wenn Gott unerfüllbare Anforderungen stellt, wird es
sektiererisch, denn dann muss ich mich unterwerfen und bleibe immer in der
Angst und im Zweifel, ob ich genüge oder nicht. Der Satan steht hinter jeder
Ecke und das macht Angst.“ hält Herr Stamm fest. Damit beschreibt er in etwa,
was Luther vor seinem Durchbruch zum Glauben erlebt hat. Doch Luther
relativierte nicht die Forderung Gottes zum absoluten Guten, sondern entdeckte,
wie er ein fröhlicher Sünder sein konnte. Das war sein Durchbruch, die die Welt
positiv veränderte. Das zu verstehen ist für den „natürlichen“ Menschen sehr
schwer, weil die frohe Botschaft (= das Evangelium) für ihn den Geruch des
Todes hat (2. Kor. 2,16). Instinktiv merken wir, dass es uns verurteilt. Es ist
verständlich, wenn man sich diesem entziehen will.
Erlauben Sie mir eine vernünftige Zwischenfrage: Wenn es
einen Gott gibt, darf er dann von uns etwas verlangen, was wir nicht tun
können? Darf Gott von uns verlangen, absolut gut sein zu müssen?
Herr Hugo Stamm verneint das. Er nennt das sektiererisch.
Wer das glaubt, fällt also aus der Norm. Er trennt sich vom Mainstream unserer
Zeit. Ob das als Argument reicht? Wer an keine absolute Wahrheit glaubt,
wird dies wohl bejahen. Es ist für ihn so viel einfacher. Das Problem besteht
dann noch, wie man mit jenen umgeht, die anders denken. Kann man da noch
grosszügig sein? Gibt es da noch einen Platz für Toleranz? Hier erklären sich
die meisten Christenverfolgungen.
Erstaunlicherweise haben wir aber gerade im Westen eine Zeit
hinter uns, indem dies Platz hatte. So konnte Gott segnen. Dies erklärt unsere
grosse Ordnung UND grosse Freiheit. Es erklärt auch, warum diese beide heute
gefährdet sind. (Natürlich war es auch früher nicht perfekt. Bis Jesus zum zweiten Mal kommt, ist nichts perfekt. ABER genau dieses Wissen half zu grossem Fortschritt, Freiheit und Ordnung.)
Nun müsste man noch erklären, wie Luther mit den Forderungen
Gottes umgehen konnte, damit er zu einem fröhlichen Sünder wurde.
Luther entdeckte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit,
sondern die passive Gerechtigkeit geht. Immer, wenn in der Bibel von einem
wirklich Gerechten und keinem Heuchler gesprochen wird, wurde er von Gott als
gerecht erklärt. Dies musste Gott mit seinem eigenen Tod für uns wirken. Darum
liess sich Jesus Christus von uns verspottet, anspeien, auspeitschen und ans
Kreuz hängen. Er trug damals meine Sünden. Er trug meinen Fluch. Dafür bin ich
ihm sehr dankbar.
Darum ist das für mich kein Geruch des Todes mehr, sondern
ein Geruch der Freiheit und des Lebens sowie der wertschätzenden Liebe! So
wurde und wird Gott der absolut gerechte zu meinem liebevollen Vater: Papi.
Darum darf ich ein fröhlicher Sünder sein, der täglich Busse
(d.h. zu Jesus geht) tut. Es gehört zu den Erstaunlichkeiten, dass das
Christentum und die Kirche (Frei- und Landeskirchen) immer wieder zu vergessen
droht. Darum braucht die Kirche auch
immer wieder eine Reformation, eine Erweckung aus dem Schlaf der
Selbstgerechtigkeit. Und da hat Herr Stamm natürlich mit vielen seinen
Kritikpunkten Recht. Nur, er geht zu wenig weit tief. Seine Kritik bleibt an
der Oberfläche stehen. Die Bibel macht es da viel besser.
Zusammenfassung:
Darf der Dreieinige Gott von uns absolute Gerechtigkeit
verlangen?
Herr Stamm verneint es. Da er eine vernünftige Antwort
verlangt, damit er daran glauben kann, möchte ich es versuchen: Ein absolut
gerechter Gott kann gar nichts anders von uns verlangen, sonst wäre er nicht
absolut gut. Da der Dreieinige Gott aber nicht nur allmächtig und absolut
gerecht ist, sondern auch die liebevollste Persönlichkeit, geht er nun selber
hin, und übernimmt unsere tiefsten pervertierten Motiven. Der Sünden-Lohn ist
der Tod. So lässt sich Gott selber von uns verachten, anspeien, auspeitschen
und von uns ans Kreuz nageln. Nun kann uns Gott vergeben, ohne dass er die
Gerechtigkeit verraten müsste, weil er uns seine Gerechtigkeit, die Gott selber
am Kreuz errungen hat, uns schenkt.
Ist das vernünftig?
Herr Stamm hält fest: „Aber die Ansprüche, die der
christliche Gott an die Menschen stellt , sind unerreichbar, unerfüllbar. Sie
übersteigen das menschliche Vermögen.“ Herr Stamm hat damit absolut Recht. Damit
erahnt er in etwa, was Luther vor seiner grossen Wende erlitten hatte. In
dieser Situation konnte auch Luther Gott nicht lieben. Der Mönch Luther konnte diesen
gerechten Gott nicht lieben, sondern hasste ihn. Bis er merkte, dass in der
Bibel jeder wirklich Gerechte, der kein Heuchler ist, von Gott gerecht
gesprochen wurde: Luther erkannte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit
geht, sondern die passive Gerechtigkeit: Römer 1,17!
Darum konnte Luther nun ein fröhlicher Sünder sein! Luther
griff nicht die Gerechtigkeit Gottes an, sondern nahm sie dankbar an. Dies ist
sehr schwer zu erkennen. Für uns Menschen ist es sogar unmöglich. Nur der
Heilige Geist kann uns den Blick dafür öffnen. Auch hier verlangt Gott von uns
etwas, was wir aus uns selber nicht können. Wir können ihn aber darum bitten.
Manchmal zwingt er uns auch dazu (Bsp. Paulus oder C.S. Lewis). Gott ist
grösser, als ich ihn erfassen könnte. Mein Verstand reicht dazu nicht aus. Auch
kann ich ihn nicht beweisen, da er ausserhalb seiner Schöpfung steht. Aber es
gibt genügend Indizien. Und wer sich auf Jesus einlässt, wird erkennen, dass
Jesus die Wahrheit sagt. Die Reformatoren bezogen dies auch auf die Bibel. Das
Selbstzeugnis der Bibel. Und so entwickelte sich im Westen die Freiheit nach
der Wahrheit zu suchen. Aber gerade diese Freiheit könnten wir heute verlieren,
weil die Postmoderne die Suche nach der Wahrheit verpönt. Damit verlieren wir
aber auch die Kunst des gepflegten Streites um die Wahrheit. Mit dem Verlust
der dienenden Leiter, dem Verlust der eben beschriebenen Herausforderung durch
Gottes Absoluta wird unsere Freiheit und Ordnung zersetzen.
Wir alle sind herausgefordert, ob in Landes- oder
Freikirche. Ob Gläubig oder nicht, dass wir diese Freiheit und Ordnung
bewahren.
Ist das sektiererisch? Wenn ja, dann sind wir in einer
post-christlichen Zeit. Denn dann fällt das Christentum vom Mainstream ab.
Ist das nicht ironisch? Vor nicht so langer Zeit war es
genau umgekehrt: Es war sektiererisch, wenn man von dieser Freiheit abwich.
(OK: Es gehört zu den Erstaunlichkeiten, dass im Christentum
gerade diese Kernbotschaft immer wieder vergessen oder hinterfragt wurde. Darum
gibt es auch immer wieder Christen – in Frei- und Landeskirchen, die nicht zu
ihren Sünden stehen können. Sie haben gar noch nicht gemerkt, dass Christus auch
dafür gestorben ist. Darum bleiben sie in ihren Sünden gefangen. Die Extremfälle
führen immer wieder zu den auftretenden Antichristen, die nicht glauben können,
dass sie allein aus Gnade gerettet sind. Für sie ist der Stolz der
Selbsterlösung wichtiger, als die befreiende Demütigung Gottes.)
Zweite Zusammenfassung:
Darf der Dreieinige Gott von uns absolute Gerechtigkeit
verlangen?
Herr Stamm verneint es. Da er eine vernünftige Antwort
verlangt, damit er daran glauben kann, möchte ich es versuchen: Ein absolut
gerechter Gott kann gar nichts anderes als absolute Gerechtigkeit von uns verlangen, sonst wäre er nicht
absolut gut. Da der Dreieinige Gott aber nicht nur allmächtig und absolut
gerecht ist, sondern auch die liebevollste Persönlichkeit, geht er nun selber
hin, und übernimmt unsere tiefsten pervertierten Motiven von denen wir oft
nichts wissen. Der Sünden-Lohn ist der Tod. So lässt sich Gott selber von uns
verachten, anspeien, auspeitschen und von uns ans Kreuz nageln. Nun kann uns
Gott vergeben, ohne dass er die Gerechtigkeit verraten müsste, weil er uns
seine Gerechtigkeit, die Gott selber am Kreuz errungen hat, schenkt.
Ist das vernünftig?
Herr Stamm hält fest: „Aber die Ansprüche, die der
christliche Gott an die Menschen stellt, sind unerreichbar, unerfüllbar. Sie
übersteigen das menschliche Vermögen.“ Herr Stamm hat damit absolut Recht. Damit
erahnt er in etwa, was Luther vor seiner grossen Wende erlitten hatte. In
dieser Situation konnte auch Luther Gott nicht lieben. Der Mönch Luther konnte diesen
gerechten Gott nicht lieben, sondern hasste ihn. Bis er merkte, dass in der
Bibel jeder wirklich Gerechte, der kein Heuchler ist, von Gott gerecht
gesprochen wurde: Luther erkannte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit
geht, sondern um die passive Gerechtigkeit: Römer 1,17!
Darum konnte Luther nun ein fröhlicher Sünder sein! Luther
griff nicht die Gerechtigkeit Gottes an, sondern nahm sie dankbar an. Dies ist
sehr schwer zu erkennen. Für uns Menschen ist es sogar unmöglich. Und selbst das
Christentum (ob Frei- oder Landeskirche) vergisst es immer wieder. Daher dieses
Leistungsdenken oder sein extremes Gegenteil. Nur der Heilige Geist kann uns
den Blick dafür öffnen. Auch hier verlangt Gott von uns etwas, was wir aus uns selber
nicht können. Wir können ihn aber darum bitten. Manchmal tut dies Gott gegen
unsere eigenen Pläne (Bsp. Paulus oder C.S. Lewis). So befreit uns Gott von
unserem Leistungsdenken und macht uns zu fröhlichen Sünder, die mit der Kraft
von Jesus Christus die Sünde überwinden und in einem gewissen Sinne schon überwunden haben.
In diesem Sinne hat Herr Stamm mit vielen Kritikpunkten
Recht. Aber er geht zu wenig weit. Er bleibt an der Oberfläche. Die Bibel geht
viel tiefer.
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