Samstag, 22. Januar 2022

1. Johannesbrief

Obwohl der Brief, wie auch sein Evangelium - Johannes Evangelium - anonym verfasst sind, kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen (= Genfer Studienbibel), dass dieser Brief wie sein Evangelium von Johannes dem Sohn des Zebedäus stammt. Der Stil, die Diktion und der Inhalt lehnt sich eng an das vierte Evangelium. Es gibt Spekulationen, dass es ein anderer Verfasser gewesen sein könnte. Aber diese sind nicht überzeugend.

Johannes bezeugt in diesem Brief, wie er es auch mit seinem Evangelium tut, was er und seine Mitzeugen gesehen und erlebt haben. Dabei umkreist Johannes sein Thema: Freude, wirklich in Christus sein = in Gott sein = Gott lieben = seinen Bruder lieben. Immer wieder beleuchtet er dies und umrundet das Thema.

1. Johannes 3,8a ist schockierend, wenn er schreibt "Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel." Da wir seit dem Sündenfall alle unter die Sünde verkauft sind, können wir uns nicht aus uns selber davon ausnehmen. Seit dem Sündenfall gehört es zu unserer menschlichen Natur, unter diesem Urteil zu stehen. Aber der Vers geht ja auch noch weiter: "Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde; denn Sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist." 1. John. 3,8-9

Können wir also fehlerfrei in dieser Zwischenzeit leben? 

Im gleichen Brief schreibt Johannes auch (und zwar vor diesen Versen): "Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt." 1. John. 1,8-10 + 2,1-2 Was für ein Unterschied zu den gnostischen Ideen. Aber auch zu den gutgemeinten humanistischen Idealvorstellungen über den Menschen. Ahnen wir, dass das Evangelium uns vom Leistungsdenken, der Werkgerechtigkeit, der Selbsterlösungsversuche erlöst und uns in die sabbatliche Ruhe in Christus bringen will? Aber wie gehen wir mit dieser Spannung in uns und in dieser Zwischenzeit um? 

"Simul iustus et peccator." = "Sünder und Gerechter zugleich." meinte dazu Martin Luther und bringt zum Ausdruck, dass wir auch als durch Jesus Christus gerechtfertigte Menschen vor Gott in dieser Zwischenzeit noch Sünder bleiben und in diesem Aspekt des eschatologischen "Schon-jetzt-und-noch-Nicht" auf die endgültige Erfüllung der Verheissungen mit dem zweiten Kommen von Jesus Christus warten. Dies wirft uns auf Jesus Christus, weil wir es nicht in der Hand haben. Und dies geschieht: "Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er ihm Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde." 1. John. 1,6+7 Da selbst unsere besten Werke Busse (= im Lichte wandeln = ehrlich sein + zu Jesus Christus gehen) benötigen wir immer Busse (= im Lichte wandeln = ehrlich sein + zu Jesus Christus gehen). Und dann schafft Gott das Wunder, dass wir Gerechtigkeit üben und unsere Geschwister lieben: "Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Jeder der nicht Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt." (1. John. 3,10) (Auch meinen Bruder zu lieben, ist mir aus meiner eigenen Kraft nicht möglich, wenn dieser sich sehr unangenehm verhält. Auch hier brauche ich das Wunder von Jesus Christus, die er sofort wirkt, wenn ich im Licht in Jesus Christus wandle. Ist das nicht erstaunlich? Was für ein Wunder: Was mir unmöglich ist, macht Jesus Christus möglich!) So wird es möglich, dass Gesetz zu erfüllen, weil es Jesus Christus erfüllt und obwohl wir es nicht können. Dies bewahrt uns gleichzeitig auch vor einem Antinomismus. (Ein Irrtum, der ca. 150 Jahre nach der Reformation aufkam, weil man die Freiheit vom Gesetz als Heilsweg nun als Freiheit vom Gesetz als Massstab für das leben umdeutete.) Ein anderer Antinomismus wäre, wenn man aus der Realität, dass Gott keine Sünde in den Gläubigen sieht, weil sie in Christus sind, den Fehlschluss ableiteten, dass es keine Rolle mehr spiele, wie wir uns verhalten, wenn wir nur glaubten. "Es ist unmöglich, in Christus zu sein und zugleich der Sünde als Lebensstil anheimzufallen." Ein Zitat aus der Genfer Studienbibel, Seite 2108.

Ich lese den Brief hier - nach Kapiteln - vor. Es sind insgesamt 5 kurze Kapitel:

Kapitel 1

 Kapitel 2
    

                                                                        Kapitel 3


                                                                    Kapitel 4


                                                                    Kapitel 5


 










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