Heuchelei oder wie werden unsere Gebete erhöhrt?:
Als fröhlicher Sünder!
In christlichen Kreisen gibt es manchmal das Problem der
Heuchelei. Jede Gesellschaft oder Gruppe von Menschen, die hohe Ideale hat,
steht vor dieser Gefahr. Und wer möchte nicht behaupten, dass wir Christen hohe
Ideale haben. Wer ganz offiziell keine solche hohen Ideale hat und gesetzlos
lebt, kennt dieses Problem nicht. In einem gewissen Sinne ist er vor dieser
Sünde bewahrt, weil er „ehrlich“ sündigt. Im Gegensatz dazu können wir
Menschen, die hohe Ideale haben unter dem Deckmantel der Heuchelei genauso
gesetzlos leben.
Es mag Religionen geben, die gerne zwischen den wahren
Gläubigen und Ungläubigen sprechen. Dabei sind die Gläubigen die Guten, die
Heiligen. Sie haben durch ihr gutes Leben einen direkten Zugang zu Gott.
Dadurch verstehen sie Gott sehr gut. Im Heidentum sprach man von ihnen als
Gottes Lieblinge. Ihr Kennzeichen war Erfolg und Macht, Schönheit und Pracht.
Diese Sichtweise entspricht unseren menschlichen Wünschen.
Die Bibel aber beschreibt die Realität und diese ist leider viel komplexer. Sie
spricht von einem auserwählten Volk Gottes, dass sündigt und Fehler macht. Ja,
sie spricht sogar von Gottlosigkeit innerhalb seines Volkes, während sie gottesfürchtige
Heiden als gutes Vorbild beschreibt. Das gefällt uns Menschen nicht besonders.
Daher fällt das Christentum gerne auch auf diese heidnische Form der Religiosität
hinein. Jesus sagt es klar und eindeutig: Das ist Heuchelei! Wer von dieser
Heuchelei profitiert, dem wird das weh tun. Wer aber nicht Profiteur ist, wer
unter diesen Missständen leidet, der spürt den lebensspenden Wind hinter diesen
Worten. Diesen Wind des Geistes Gottes, der die Heuchelei wegbläst.
„Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine
Augen vor euch, und wenn ihr auch noch so viel betet, höre ich doch nicht; denn
eure Hände sind voll Blut!
Waschet, reiniget euch! Tut das Böse, das ihr getan habt,
von meinen Augen hinweg, höret auf, übelzutun!
Lernet Gutes tun, erforschet das Recht, bestrafet den
Gewalttätigen, schaffet den Waislein Recht, führet die Sache der Witwe!
Kommt doch, wir wollen miteinander rechten, spricht de HERR:
Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiss werden wie der Schnee;
wenn sie rot sind wie Purpur, sollen sie wie Wolle werden.“ (Jesaja,
1,15 – 18)
Wie ein frischer Wind, der uns belebt, so klingen diese
Worte! Der jüdische Prophet Jesaja verkündigt Gottes Wort. Dieses Wort deckt im
Anfang des Buches Jesaja die damaligen gesellschaftlichen Problem auf.-Das tut
den Betroffenen sicherlich weh. Aber es zeigt auch gleichzeitig, wie Gott dies
vergeben möchte, damit die Sünden nicht mehr rot sind, sondern weiss werden,
d.h. von Gott gewaschen und getilgt werden. Dazu braucht es eine Umkehr. Ja,
sie müssen sogar lernen, Gutes zu tun, weil sie dies verlernt haben. Und wir müssen
uns bewusst sein, Jesaja sagt dies nicht zu einem heidnischen Volk, sondern er
sagt das zu Gottes auserwähltem Bundesvolk, also auch zu uns Christen!
„Wehe den Gesetzgebern, die liederliche Gesetze erlassen, und den Schreibern, welche
Plackerein schreiben, womit sie die Armen vom Rechtswege verdrängen und die
Unterdrückten meines Volkes ihres Rechtes berauben; damit die Witwen ihre Beute
seien und sie die Waisen plündern können.
Was wollt ihr tun am Tage der Rechenschaft und wenn das
Wetter hereinbricht, das von ferne kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und
wo wollt ihr euren Reichtum lassen?“ (Jesaja, 10,1 + 2)
Wer sich gottlos verhält, auch wenn er ein Mitglied des
Volkes Gottes ist, wird sich in der Not allein gelassen fühlen. Jesaja erklärt
auch, dass dies ein Grund für Gebete ins Leere ist.
Es wird jemand eindwenden:
Wie kann das möglich sein? Das Neue Testament ist da sicherlich viel
gnädiger! Und wirklich, im Neuen Testament kommt die Gnade Gottes noch klarer
zum Vorschein. Aber auch dort steht:
„Irrt euch nicht; Gott lässt sich nicht spotten!
Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ (Galater
6,7)
Als Paulus im Römerbrief die verschwenderische Gnade von
Gott beschreibt, fügt er hinzu:
„Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde
verharren, damit das Mass der Gnade voll werde?
Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben
sind, noch in ihr leben?“ (Römerbrief 1,6+2)
All diese Texte lösen in mir eine Ehrfurcht vor Gott und
seinem Recht aus. Ich merke auch, wie Gottes Recht allen Menschen einen Wert
zuspricht, trotz ihrer Fehler. Die Ehrfurcht vor Gott erhält auch die Menschwürde.
Gottes Gesetz beinhalten daher auch unveräusserliche Menschenrechte. Man
beachte nur die zehn Gebote: Zuerst wird Gottes Ehre geschützt und dann wird
wird das Leben der Menschen geschützt. Was uns das Gesetz Gottes in
unserer Freiheit einschränkt, ist gleichzeitig auch ein Schutz vor anderen
Menschen. In diesem Sinne ist das Gesetz Gottes auch lebensspendend. Es
ermöglich, dass wir Mensch untereinander sorgsam umgehen. Gleichzeitig verleiht
es unserem Leben eine Würde: die Menschenwürde. Könnten wir alle Gesetze Gottes
halten, hätten wir wieder den Himmel auf Erden. Aber leider können wir dies
nicht, weil selbst unsere besten Werke von der Perversion des Sündenfalles
befallen ist. Und dieses Herz können wir nicht ändern. Bereits im Alten
Testament werden dafür Sühnopfer getätigt. Und es gibt noch mehr in der
jüdischen Bibel: Es gibt das Versprechen Gottes, dass er unsere Herzen ändern
wird:
„Ich aber will ihnen ein einiges Herz geben und einen neuen Geist in eure
Brust legen und will das steinerne Herz aus ihrem Leibe nehmen und ihnen ein
fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Rechte
beobachten und sie tun; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott
sein.
„Denen aber, deren Herz ihren Greueln und Scheusalen nachwandelt,
will ich ihren Wandel auf ihren Kopf vergelten, spricht Gott, der HERR.“
(Ezechiel 11,20 und 21)
Es ist wahr, dass wir unser Herz nicht ändern können. Aber
wenn wir zu Jesus gehen, dann übernimmt er diesen Part. Jesus ist die Erfüllung
der Versprechen Gotts im Alten Testamten (also in der jüdischen Bibel). Er ist das
wirkliche Opfer, wobei die alttestamentlichen Opfer ein Vorabbild sind. Sie
helfen uns Menschen zu verstehen, warum Jesus sterben musste. Jesus kann darum
Vergebung schenken. Und Jesus schenkt sie! Er schenkt uns ein neues Herz, und
erfüllt auch das. Er gibt uns eine geistliche Wiedergeburt und den Heiligen
Geist. Wir erhalten eine ganz neue Lebenseinstellung. Dennoch ist aber das Alte
noch da. . „Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden…. „ (Römerbrief
8,24)
Daher müssen wir uns nach unserer Bekehrung täglich entscheiden, ob wir
mit unserer alten Natur reagieren wollen, oder ob wir in Christus leben wollen.
Zudem sind wir sehr vergesslich. Was ich schon von der Güte Gottes, was er mir
getan hat, alles vergessen habe. Daher sollten wir regelmässig die Bibel unter
Gebet lesen. Aber dieser Zwischenzustand wird nicht ewig dauern. Wenn wir
sterben und auf Jesus vertrauen oder wenn Jesus zum zweiten Mal wiederkommt, wird
dieses „jetzt schon und doch noch nicht“ beendet werden. Dann werden wir verherrlicht
und der ganze Müll in uns wird endgültig entsorgt. Dann wird der Tod endgültig
verschwinden und eine neue Erde wird dann sein.
Jesaja ruft schon bevor Jesus bei uns als Mensch gelebt hat:
„Kommt doch!“ Gott will vergeben und die ganzen Fehler und Sünden vergeben. Du
darfst als Sünder kommen. Ja, wir müssen immer als Sünder kommen. Gerade diese
Sünde ist der Grund dafür, dass Du kommen darfst. Denn Jesus ist am Kreuz dafür
gestorben. Er hat mit seinem Blut für alle Deine Bösartigkeit bezahlt.
Jemand hat mal
gesagt: Umfallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Wieder aufstehen
ist himmlisch! Das ist zutiefst wahr: Wenn wir fallen dürfen wir zu Jesus
gehen und er wird uns wieder aufrichten: Das geknickte Rohr wird er nicht
brechen. „Kommet alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will Euch
erquicken!“ sagt Jesus.
Und noch mehr, wir haben in unserem Leben von Jesus einen
besonderen Beistand erhalten:
„Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu
Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber
der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des
Geistes ist; denn er tritt für die Heiligen so ein, wie es Gott angemessen ist.“
(Römerbrief 8,26 und 27)
Mit Heiligen sind wir Christen gemeint, die Jesus als Herrn
akzeptiert haben. Es sind Menschen, die in den Bund mit Gott getreten sind und
dadurch für Gott abgesondert wurden. Als Schweizer und Nichtjuden werden wir in den Stamm der Juden geistlich eingepfropft (s. Römerbrief 11,17 - 24) Wir Nichtjuden sind ein wilder Oelbaum, der in den edlen Oelbaum des Volkes Gottes eingepfropft werden. Darum sollen wir uns auch nicht über die Juden erheben, die diese Gnade (noch) nicht verstehen können.
Aber wie auch immer: Gottes Volk ist aus sich heraus nicht besser, als
andere Menschen. Manchmal heisst es sogar, dass wir halstarriger sind... Sie sind aber durch Gottes Gnaden für alle Ewigkeit erwählt
und errettet. Warum? Nicht weil sie Gott geliebt haben, sondern weil sie Gott
zuerst bedingungslos liebt. Wer sich so erretten lässt, der bekommt diesen Heiligen
Geist, der dann für uns vor Gott eintritt. Der unsere unvollkommenen Werke
heiligt. Ja, der selbst unser Gestammel von Gebet vor Gott richtig stellt. Aber
auch die gut formulierten Gebete müssen vom Heiligen Geist geheiligt werden.
Gerade diese schön formulierten Gebete können manchmal Ausdruck unseres
religiösen Hochmuts sein. Aber in diesem Bewusstsein, dass wir aus Gnade
errette Sünder sind, lässt uns frei werden. Dann werden unsere Gebete erhöht.
Johannes sagt das Gleiche auf eine andere Art:
„Und daran erkenne wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und
damit werden wir unsere Herzen vor ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt,
Gott grösser ist als unser Herz und alles weiss. Geliebte, wenn unser Herz uns
nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott und was immer wir bitten,
empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm
wohlgefällig ist.“ (1. Johannes 3,19-24)
Mit seinen Geboten halten, ist gemeint, zu erkennen, dass
wir aus unserer Kraft weder unsere Brüder und Schwestern, noch unseren Nächsten,
noch unsere Feinde lieben können. Aber, dass wir akzeptieren, dass ein wirklich
gutes Herz das tun würde und wir dies nicht können. Doch Gott in uns, erfüllt
dies. Der Heilige Geist tritt für uns ein und wenn wir uns auf seine Stimme
einlassen, werden wir Gutes tun. – Unser altes Wesen wird dabei immer noch
genügend egoistische Gründe mitführen. Aber auch hier können wir uns darauf
verlassen, dass Jesus dafür gestorben ist. In diesem Sinne können wir fröhliche
Sünder sein, wie Luther einmal gesagt hat (1) und erfüllen das Gebot, dass
Jesus uns gegeben hat, weil wir Gott selber das Gebot erfüllen lassen. Wir
können lebensfroh ins Leben gehen. Wir geben alle Sorgen Gott ab. Damit alle
Ehre ihm gehört. Und wenn wir keinen Erfolg haben, so ist dies auch nicht so
schlimm: Es tut etwas weh. Aber wir wissen ja, dass wir einen Schatz haben, den
uns niemand mehr nehmen kann: Gott liebt uns und Jesus hat uns im Himmel eine
schöne Wohnung bereitet.
Dennoch können wir im Leben ins Schleudern kommen. Dann
sollten andere, die nicht gerade am Straucheln sind, mich stützen. Das ist mit
Ermutigung gemeint. Dies ist einer der wichtigsten Aufgabe einer christlichen Gemeinde/Kirche.
Und auch hier gilt:
Umfallen ist
menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Wieder aufstehen ist himmlisch!
Amen
Anhang
(1) Der gesamte Blog sollte den
provokative Titel erklären. Im
Internet unter www.evangelischesfrankfurt.de
habe ich dazu einen sehr guten Beitrag gelesen:
Fröhliche Sünder und
griesgrämige Beter
„Ein Christ soll und muss ein fröhlicher Mensch sein“,
notierte Martin Luther in den Anfängen der Reformation. In einer seiner
berühmten Tischreden ergänzte er später, ihm sei „ein fröhlicher Sünder allemal
lieber als ein griesgrämiger Beter!“ Gedacht war dieser anstößige und markante
Ausspruch als Spitze gegen die damals herrschende Auffassung der katholischen
Kirche, dass allein gute Werke den Weg der Gläubigen ins Himmelreich ebnen
würden. Luther sah das im Einklang mit den Schriften des Apostels Paulus anders
und bekräftigte damit eine der Grundüberzeugungen der reformatorischen
Bewegung: Nur die Gnade Gottes könne den Menschen von seinen Sünden erlösen,
ihm also Rechtfertigung und Anerkennung vor Gott verschaffen. Die einzig
mögliche Antwort des Menschen auf diese Gnade Gottes sei sein fester und
ernsthafter Glaube, nicht irgendwelche Leistungen und Verdienste. In seiner
Schrift „Von den guten Werken“ schreibt Luther dazu: „Es gibt leider viele
blinde Menschen, die sich kasteien – sei es durch Fasten, Wachen oder Arbeiten
– und es allein darum tun, weil sie meinen, es seien gute Werke und sie würden
sich damit viele Verdienste erwerben. (...) Denn solch ein ‘Fasten’ ist kein
Fasten, sondern des Fastens und Gottes Spotten.“
Björn-Uwe Rahlwes
Björn-Uwe Rahlwes
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