Ein Buch, das ich schon seit einigen Monaten einmal lesen wollte.
Ein Freund sah den Autor an einem Vortrag in Basel und war beeindruckt.
Tomas Sedlacek ist ein tschechischer Oekonom. Er hat an der Karls-Universität Prag 2001 promoviert. 2001 war er ökonomischer Berater des damaligen tschechischen Präsidenten Vàclav Havel.
2003 erhielt er ein Stipendium an der Yale University in den USA. Nach seiner Rückkehr aus den USA ist er Chef-Volkswirt bei der CSOB AG, der grössten tschechischen Bank. 2009 wurde er Mitglied des Nationalen Wirtschaftrats, der den tschechischen Regierungschef berät. Daneben lehrt er noch an der Karls-Universität Prag Wirtschaftsgeschichte und -philosophie und arbeitet als Kolumnist. (aus einer Einladung zu einer Leitungskonferenz in der Schweiz im Magazin Idea Spekturm).
Der Autor ist eine Person, die etwas von Oekonomie versteht. Und er sagt in einem Interview im Kirchenborten vom März 2014:
"... heute (nach der Krise) sind wir viel bescheidener geworden ...."
"Die Art, wie wir Wirtschaft vermitteln, ist schlimmer als der Katholizismus im Mittelalter. Wir lehren ein dogmatisches Glaubenssystem."
Zu diesem Glaubenssystem gehöre das Dogma: WIR MUESSEN WACHSEN, sonst fallen wir in eine Depression.
Dann zeigt er auf, dass man Griechenland diese Krankheit diagnostizierte. "Und die übrigen Europäer erklärten, die Griechen und die anderen Südländer seien faul. Sie müssten härter arbeiten, sich stärker an die ökonomischen Modelle halten und mehr Steuern bezahlen. Dann hätten sie keine finanziellen Schwierigkeiten.
Wenn man die Finanzkrise in Europa betrachtet, so stösst man bald einmal auf Irland und Island.die nicht im Süden liegen. Was sollte man diesen raten? Dass ihre Banker nur noch halb so viel arbeiten und sich weniger auf die wirtschaftlichen Modelle verlassen sollten? Das irische Problem ist ein manisches Problem. Viele Leute sagen, die Wirtschaft ist depressiv. ich denke, das ist eine falsche Diagnose, und wenn die Diagnose falsch ist, dann ist vermutlich auch die Behandlung falsch. Die Wirtschaft ist manisch-depressiv. Bis 2007 waren die USA noch auf einem Wachstumskurs. Die Produktivität war hoch, die Arbeitslosigkeit war tief. Nichts zeichnete sich ab. Dann kam der Kollaps. Die Wirtschaft ist voll gegen die Wand gerannt.."
Dann bejaht er die Frage, ob das Manisch-Depressive ein Ausdruck unserer Zeit sei. Er schlägt vor, das Gebot eines Ruhetages in der Woche wieder ernst zu nehmen: "Wir Menschen haben die Tendenz, uns zu überarbeiten. Deshalb entstand dieses Gebot."
Am Schluss dieses Interviews hinterfragt er den Glauben an das wirtschaftliche Wachsen müssen.
"Was uns zurückgeworfen hat, ist unsere Sehnsucht nach permanentem Wachstum. Es gibt kein einziges Land, das bankrott ging, weil es kein Wachstum gab. Es gibt auch keine einzige Firma, die Konkurs geht, weil sie nicht wächst. Staaten, Firmen und Menschen gehen bankrott, weil sie Schulden machen. Und Schulden haben wir gemacht, weil wir schneller wachsen wollten.
Wenn ich eine Schuld von 10'000 Franken aufnehme, hat nur ein Narr das Gefühl, dass er 10'000 Franken mehr besitzt.
Wenn ein Unternehmen oder eine Regierung genau dies tut, und 3 Prozent mehr aufnimmt und die Wirtschaft wächst, haben alle das Gefühl, sie seien 3 Prozent reicher. Für dieses künstliche Wachstum haben wir mit einer Verschuldung bezahlt, die noch die nächste Generation betreffen wird."
Ueber den Erfolg seines Buches war er völlig überrascht:
"Es war ursprünglich eine Dissertation. Daraus verfasste ich ein Buch und dachte, dass es vielleicht 2000 Leute lesen, die sich für Oekonomie, Theologie und Psychologie interessieren. Ein Teil des Erfolgs ist wohl, dass ich nicht versucht habe, einen Erfolg daraus zu machen. Und das Timing stimmte."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen