Samstag, 23. April 2016

Tausendjähriges Reich Millennium Eschatologie

Lange Zeit habe ich mich nicht mit der Eschatologie, der Lehre der letzten Dinge, beschäftigt. Es war mir zuviel Spekulation. Und einiges schien irgendwie gar nicht zu grundsätzlichen Bibelaussagen zu passen. Nun hatte ich das Glück, den Amillennialismus kennen zu lernen. Und voilà, alles passt sehr gut. Die Bilder der Ofenbarung bekommen eine ganz andere Tiefe und Klarheit. Noch verstehe ich nicht alles... Einiges habe ich schon auf Bloggs geschrieben, unter anderem dass es drei grosse Denkweisen dazu gibt:

Amillennialismus, Postmillennialismus (welche vielleicht sich erst im 19. Jahrhundert als unterschiedlich verstanden wurden. Denn der Unterschied besteht im ersten Blick indem, dass Postmillennialisten glauben, dass mit der Ausbreitung des Evangeliums, dass Dunkel abnimmt und es hier auf Erden immer besser wird - bis das tausendjährige Reich anbricht, an deren Ende Jesus wieder kommt und alles wieder hergestellt wird. Puritaner wie Jonathan Edwards waren solche Postmillianisten. Und sie erlebten ja auch in Nordamerika einen Fortschritt. Die Medizin und Technik verbesserten das Leben. Der Fortschritsglauben schien sich zu bestätigen. - Bis dann die Katastophe des 1. und 2. Weltkrieges hereinbrach.

Dazu ist der Amillennialismus etwas pessimistischer. Daher würde mir der Postmillialismus viel besser gefallen. Ich vermute aber stark, dass der Amillennialismus recht hat. Der A-Millennialismus bedeutet wörtlich "Kein Tausendjähriges Reich". Gemeint ist aber mehr, kein Tausendjähriges Reich hier auf Erden. Vielmehr versteht man unter dieser Zeit jene Zwischenzeit vom ersten Kommen von Jesus Christus und seinem zweiten Kommen. Also unsere Zwischenzeit in der wir leben. Das Tausendjährige Reich bedeutet, dass Jesus im Himmel herrscht und in einem geistlichen Sinn sein Reich in den Wiedergeborenen heranbricht. Der dritte Tempel ist somit die Gemeinde, der Leib der Gläubige und natürlich Jesus selber. Da das Alte auch noch da ist - auf der Welt und sogar in den Wiedergeborenen - überlappen sich die Zeiten. Man spricht von dieser Zeit als der Endlichkeit. Der Zeit, die nicht ewig ist. Alles hier ist endlich und zeitlich beschränkt. Doch das kommende Reich Gottes ist nicht endlich sondern unendlich, zeitlich unbegrenzt. Und es bricht schon in diese Zeit hinein. Zugleich gilt, das Jesus gesagt hat: Wir leben in der Enzeit, die Wehen der neuen Zeit ist. D.h. es ist anzunehmen, dass es schlimme Wehe-Zeiten gibt. Aber diese werden unterbrochen mit Ruhephasen. Die Abstände der Wehen kommen aber immer schneller und die Wehen werden immer heftiger. Jesus teilt uns dies mit, dass wir nicht entmutigt werden, sondern die Zeichen erkennen: Mit dem Ausbreiten des Reiches Gottes in unseren Herzen kann sich gleichzeitig auch die Dunkelheit ausbreiten. So wie Jesus verfolgt wird, kann es uns Christen ebenso gehen. Dann müssen wir an der Liebe und Barmherzigkeit und vorallem an der Gnade festhalten und nicht aus eigener Kraft reagieren. Denn dann versagen wir wie Petrus, als er mit dem Schwert drein schlug, wo stilles bekennen und Treue angesagt gewesen wäre. Aber das ist viel schwerer ... für uns in Sünde gefallenen Menschen unmöglich. Darum müssen wir zu Jesus gehen. Denn er kann durch unsere Unmöglichkeiten wirken. Jesus warnt uns sogar vor falschen Propheten und falschen Christus. Jesus kommt plötzlich wieder, es wird dann für alle klar sein. Es wird sein wie bei Noah. Die Leute lebten ihren Alltag. Dann plötzlich war die Katastrophe da: Für die einen wird es die Erlösung sein und für die anderen der Tag des Jüngsten Gerichts. Jeder wird das bekommen, was er sich ausgewählt hat. Das eigene Verhalten wird dazu führen: Gnade und Barmherzigkeit für jene, die das bei Jesus suchten. Gerechtigkeit und Verurteilung für jene Menschen, die das gesucht haben.
(Der Postmillianismus der Puritaner war nicht gefährlich, da sie vieles auch geistlich verstehen. Bei den Kommunisten (in einer gewissen weise versuchen sie auch, den Himmel mit eigener Kraft zu erwirken). Und ich vermute - und das wäre interessant genauer zu analysieren, wenn es nicht so dunkel wäre - dass auch Hitler mit seinem Tausendjährigen Reichs-Idee mit menschlichen (und vielleicht auch dunklen Mächten) verwirklichen wollte. Da wäre es interessant, ob Liberale Theologen, welche Postmilliannisten sind, nicht auch eine solche Gefahr unterliegen könnten. Ich meine die Gefahr, dass man die Welt verbessern möchte und dabei die eigene Sündhaftigkeit, d.h. Fähigkeit der Perversion des Guten unterschätzt. Und sobald man Macht bekommt, eben kein Himmelreich auf Erden hat, sondern eine ideologische oder religiöse Tyrannei. Aber das ist nun so ein Gedanke und soll zeigen, es kann gefährlich sein, wenn wir nicht zuerst Busse über unsere tiefsten Motive - auch für die besten Werke tun. Und von der Barmherzigkeit und Freiheit in Christus her leben. Denn wir sind als Christen nicht nur aus Gnade gerettet, sondern sollten auch aus Gnade leben. 
Dies erklärt übrigens auch einiges dunkle in der Kirchengeschichte... Immer wieder geht es um Selbstgerechtigkeit und Selbsterlösung gegen Gnade und Barmherzigkeit. Jener dritte Weg des wahren Christentum zwischen Gesetzlichkeit und Rebellion/Ungesetzlichkeit.)

Zur Zeit lese ich zwei Bücher zu diesem Thema. Dieses "Streifall Millennium" Wird es Gotts Reich auf Erden geben?" von Kim Riddleberger finde ich cool. Er ist faire und beschreibt die drei Arten. Auch der Prämilliannismus. Er geht auf den historischen Prämilliannismus ein, welche einige Kirchenväter glaubten. Die meisten glaubten an den Amilliannismus. Uebrigens auch Augustinus, Luther und Calvin. Er geht auch auf den Dispentialismus ein, eine verhältnismässig neue Form des Prämilliannismus, der unter Evangelikalen sehr populär ist. Nicht zuletzt als Antwort und Trost auf die Ereignisse im 20. Jahrhundert, indem er versprach, dass Christen vor der grossen Trübsal entrückt werden. Was die anderen - auch die klassischen Prämilliannisten nicht glaubten. Zudem wurde der Dispensationalismus mit "prächtigen" Filmen verbreitet. Sie erinnern sich vielleicht: Menschen, die einfach so verschwinden. Dies soll die heimliche Wiederkunft von Jesus sein, wo die Gläubigen in den Himmel aufgenommen werden und danach soll die grosse Trübsal losgehen mit dem Folgen des Tausendjährigen Reiches. Dann folgt nochmals so etwas wie ein Sündenfall und dann beginnt die Ewigkeit, weil Jesus zum zweiten Mal kommt. Der Amillianismus glaubt dies nicht. Vorallem der Einschub der Gemeinde als Geheimnis und die Aufteilung der Wiederkunft von Jesus in mehren Schritten. Vielmehr wird mit dem zweiten Kommen von Christus die Auferstehung aller geschehen. Die einen werden verwandelt und die anderen erleben einen schlimmen Tag, der Tag des Gerichts. Eigentlich erleben alle das gleiche: Der Tag der Wahrheit! Für die einen ein Tag der Freude und die anderen der Tag des Elends.

Er zeigt auch die "mildere" Form des Dispentialismus, den progressiven Dispentialismus. 

Das zweite Buch ist von Samuel E. Waldron "Endzeit? Eigentlich ganz einfach! Verständliche biblische Lehre statt komplizierter Systeme.
Das kann er behaupten, weil der Amilliannismus wirklich viel einfacher ist. Er passt gut zur Gesamtausschuss der Bibel, weil er die "analogia fidei", d.h.dem Glauben entspricht. Er legt die schwer verständlichen Stellen der Bibel anhand der klaren Bibelstellen aus. Zudem beleuchtet er das Alte Testament mit dem Licht des Neuen Testaments. Was logisch ist, weil Gott ja fortschreitend offenbart, bis er als Mensch auf diese Erde kam und unvorstellbares geleistet hat.

Der Amilliannismus erklärt am Besten die fortschreitende Offenbarung Gottes. Er sieht den Gnadenbund sich seit dem Sündenfall immer klarer werden - bis er sich in Jesus Christus seinem Ziel vollendet. Ihm allein sei Ehre! Dem Helden! Gott und Mensch zugleich. Der Sohn von Eva, der der Schlange den Kopf zertrat und dabei von der Schlange gebissen wurde. Der Davidssohn, der König, Priester und Prophet ist! Unser aller Hohe Priester! Der neue Adam ohne Sünde!!! Der erste, der mit einem Auferstehungsleib von den Toten auferstanden ist (Jesus selber hat während seiner Erdenzeit Tode erweckt, aber diese hatten keinen Auferstehungsleib und mussten später wieder sterben. Sie werden am Jüngsten Tag, am Tag des Herrn, dann wenn die letzte Posaune erschallt auferstehen!9

Herr Waldron geht aber etwas anders an das Thema. Während Riddleberger sehr gründlich die Grundlage der Auslegung erklärt und dann daraus einen ausführlichen Bereich hat, wo er Daniel 9,24 - 27, die Oelbergrede von Jesus in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 sowie auf Römer 11 und Offenbarung 20,1-10 eingeht, steigt Waldron direkt ins Thema ein und ist dabei gegen den Dispensationalismus sehr energisch. Er fragt sich, wie wir uns nur so irren konnten.Dabei stellt er bei aller Kritik fest, dass er nicht die Errettung oder Christlichkeit der Dispensationalisten in Frage stellen will. Aber er findet diese Auslegungsart bedenklich. Dabei zitiert er auch Spurgeon, der das Aufkommen des Dispensationalismus im 19. Jahrhundert erlebte und ironisch sagte:

"Wir haben sogar schon die Behauptung vernommen, dass die, die vor dem kommen Christi gelebt haben, nicht zur Gemeinde Gottes gehören sollen! Wir wissen nicht, was wir demnächst noch zu Ohren bekommen, und vielleicht ist es Gottes Erbarmen, dass solche Undinge nicht alle auf einmal zutage treten; denn dann können wir ihr Torheit ertragen, ohne gleich vor Schreck tot umzufallen." (seite 23)

Waldron erklärt auch, wie der Dispensationalismus aufkam dabei zitiert Herr Mark Sarver:

"Was die Entwicklungen betrifft, die zum Aufkommen des Dispensationalismus führten, liegt die Hauptbedeutung von Lacunzas Werk darin, dass es das Buch der Offenbarung futuristisch auslegt - und zwar nicht nur das Millennium von Kapitel 20, sondern auc hdie Drangsal der kapitel 6 bis 19." (Seite 21)

Dieser Manuel Lacunza war ein Jesuit und schrieb unter einem Pseudonym als Juan Ben-Ezra und gab sich als ein zum Katholizismus konvertierter Jude aus. Dabei war er ein Jesuit, der ein solches Buch nicht hätte schreiben dürfen. 1790 veröffentlichte er dieses Buch unter dem Titel "La venida del Mesias en gloria y majestad (Das Kommen christi in Macht und Herrlichkeit." Mit diesem Buch vertrat er einen Futurismus, d.h. er legte viele Bibelstelle so aus, als ob sie noch nicht erfüllt wären und erst in der Zukunft erfüllt werden würden. Dieses Buch las nun 1826 Edward Irving und mit ihm wurde der Futurismus im Protestantismus bekannter. 1831 und 1833 wurden solche Gedanken an der Prophetie-Konferenz vertreten. Neben Irving nahm auch Darby an diesen Konferenzen teil. "Darby baute den Dispensationalismus auf dem Fundament auf, das Irving gelegt hatte." (Seite 22)

Neben den Futuristen gibt es auch die Präteristen. Sie glauben, dass sich alles, was Jesus in der Oelbergrede vorhersagte im Jahr 70 nach Christus bei der Zerstörung des Tempfels erfüllt habe.
Riddlebarger geht diesen Gedanken nach und zeigt auf, dass Jesus in der Oelbergrede auf drei Fragen seiner Jünger einging: Zerstörung des Tempels (was sich ja im Jahr 70 erfüllte mit den schlimmen Grauen. Christen wussten von Jesu davon. Daher flohen sie zur rechten Zeit aus Jerusalem.), er erklärte ihnen, dass mit der Zerstörung des Tempels noch nicht das Ende da ist, dass noch ein weiteres Gericht kommen wird: Das Gericht am Ende dieser Zwischenzeit, wenn er wiederkommen wird. Während Jesus genau vom Jahr 70 wusste, erklärte von diesem Jüngesten Tag, dass er und auch die Engel nicht wissen, wann dieser sein wird. Nur der Vater weiss dies. Damit baute Jesus bewusst eine Spannung auf: Seid Wachsam, bis ich wiederkomme. Der Tag wird plötzlich und unerwartet kommen. Zugleich bricht das Reich an, ohne das man sagen wird, siehe dort. Weil es natürlich in unseren Herzen heranbricht!

Unter den Amilliannisten gibt es solche, die denken, dass Israel keine grosse Rolle in der Endzeit spiele und andere, die denken, sie werden eine Rolle spielen. Riddlebarger schreibt u.a. dazu:

"Hat das Volk Israel eine Zukunft? Die Antwort von Paulus lautet:
Ja¨Der gläubige Ueberrest ist der Beweis. Aber die künftige Errettung Israels hat nichts mit einem künftigen Millennium zu tun, sondern mit dem Ende des Zeitalters. Wenn ganz Israel errettet ist, steht die Auferstehung unmittelbar bevor." (Seite 272)

Wobei diese dann errettet werden, wie wir Heiden: Allein aus Gnade!!!!
"Darüber hinaus sollte jedem Calvinisten, der schon einmal versucht hat, die Lehre von der begrenzten Sühne vor der Auffassung einer universalen Sühne zu verteidigen, klar sein, dass 'alle' oder 'ganz' oft gerade nicht 'alle ohne Ausnahme' bedeutet. Im Kontext von Römer 9 - 11 und besonders vor dem Hintergrund jüdischer Quellen und des Alten Testaments hat der Ausdruck 'ganz Israel' eine korporative 'Bedeutung und bezieht sich auf die Nation als ganze, nicht auf jedes einzelne Mitglied der Nation.' ' Ganz Israel' meint daher etwa 'die überwiegende Mehrheit' oder der Grossteil. Sobald die Vollzahl der Heiden eingegangen ist, wird Gott die grosse Mehrheit der ethnischen Juden zum Glauben an Christus bringen. Und das ist der Vorbote vom Ende der Welt."  (Seite 269)

Meine hat einfach auf Grund dieser Stelle im Römerbrief das gleiche Gedacht. Auch ich. Riddlebarger wägt nun auch andere Meinungen dagegen ab. Und ich finde es schön, wie er es macht.
Uerbigens bei der Oelbergrede wagt er eine Vermutung: Während Präteristen und Futuristen nur an die bereits erfüllte oder erst in der Zukunft Erfüllung der Stellen denkt. Hält es Riddlebarger für möglich, dass eine doppelte Erfüllung geben könnte: Im Jahr 70 und am Ende unseres Zeitalters! 

Bedenklich finde ich, dass Dispensationalisten in Daniel 9,24 - 27 die Dispensationalisten unsere Zwischenzeit hineinschieben und nicht Jesus Christus in diesem Text sehen können, sondern den Antichristen! Dabei wird nun auch Riddlebarger deutlich: "Der Einschub einer mindestens zweitausend Jahre langen Zeitspanne zwischen der 69. und 70. Jahrwoche widerspricht eklatant dem wörtlichen Auslegungsprinzip, das den Dispensationalisten sonst so wichtig ist. Wo im Text findet sich eine solche Zeitlücke? Nirgends. Diespensationalisten müssen sie erst hineinlesen. Sie begehen den Fehler, dass sie den offensichtlichen Bundes-Kontext nicht beachten und daher in Vers 27 nicht den messianischen Bundesstifter sehen. Das führt dazu, dass Dispensationalisten Christus mit dem Antichristen verwechseln! Einen schwerwiegenderen Auslegungsfehler kann man sich kaum vorstellen." (Seite 210)
Dispensationalisten verstehen nicht welche Ziele die Vollendung der 490 Jahre erreicht werden:
"Ueber dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Uebertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weisung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.' diese dinge müssen während der 490 Jahre vollendet werden, so dass die Segnungen zu Gottes Volk kommen, lange nachdem sich die Prophezeiung erfüllt hat. Diese Segnungen erfreut sich das Volk Gottes während des krönenden Jubeljahres, das auf die 490 Jahre folgt." (Seite 211)
Das ist jetzt etwas komplex. Und ich selber habe es nicht ganz begriffen. Aber vergleicht diese Stelle in Daniel mit Stellen in Jesaja, Jeremia und dem Gesetz in Mose, wo jedes siebte Jahr ein Sabbatjahr war und jedem siebten Sabbatjahr ein Halljahr folgte. 10 x solche 49 Jahren ergeben diese 490 Jahre. Daraus erklärt er dann mit einem Zitat von Young auf S Seite 212:
"Der Abschluss der 70 Jahrwochen fällt daher weder auf die Zeit des Antiochus noch auf das Ende des jetzigen Zeitalters bei Chrisiti Wiederkunft, sondern auf sein erstes Kommen."
Er fährt weiter:
"Die Dispensationalisten meinen, diese Schriftstelle beziehe sich nur auf das nationale Israel, und deshalb datieren sie hier falsch. Das führt nicht nur dazu, dass sie den zukünftigen Geschichtsverlauf falsch deuten, sondern kann auch zu einem schwerwiegenden falschen Verständnis der Rechtfertigungslehre führen!" (Seite 212)
Weiter unten schreibt er:
"Der gesamte Sprachgebrauch Daniels unterstützt die Auslegung, dass derjenige, der den Bund mit den Vielen aufrichtet, niemand anderes ist als Jesus Christus selbst!....
... In Daniel steht hier das Verb karat, das oft für das Zerschneidungsritual von Opfertieren zur Besätigung eines Bundes gebraucht wird. Das 'abgeschnitten' bezw. 'ausgerottet' werden aus Vers 26 ist also eng mit der Bundesbestätigung in Vers 27 verbunden. Der Engel erklärte Daniel, dass die verstörende 'Ausrottung' des Gesalbten (V. 26) nicht bedeutet, dass seine Mission letztendlich gescheitert sei. In Vers 27 wird Daniel offenbart, dass der Gesalbte, der 'abgeschnitten' werden würde, dennoch in der Mitte der siebzigsten Woche einen Bund schliessen wird. Daniel konnte noch nicht verstehen, was diese Worte Jahrhudnert später für die neutestamentlichen Schreiber bedeuten wollten: 
'.. dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren!' (Röm 5,8).
Es ist wichtig, dass Gabriel in Vers 27 Daniel mitteilt, dass der Gesalbte mit Vielen einen Bund 'festmachen' wird. Das gebräuchlichste Verb für das 'Schliessen' eines Bundes karat steht in Verst 26. doch in Vers 27 wird bighir verwendet, was so viel bedeutet wie 'festmachen, sichern'. Der Gebrauch dieses Wortes ist ein weiterer schwerer Schlag gegen die dispensationalistische Auslegung. Vers 27 beziehe sich auf den Antichristen und auf einen ganz anderen Bund als den, der mit dem Wort karat in Vers 26 angedeteut wird. Der Gebrauch von bighir zeigt, dass der 'festgemachte' oder 'gesicherte' Bund in Vers 27 kein neuartiger bund ist, sondern ein Bund, der bestätigt und 'festgemacht' wird. (Was ich sehr tröstlich finde!)
Mit anderen Worten: Der Bund, den der Gesalbte in der Mitte der siebzigsten Woche bestätigt, ist ein Bund, den es bereits gab. Wir haben hier einen klaren Hinweis auf den Gnadenbund, den Gott einst mit Abraham geschlossen hat und der hier nun vom Messias mit den Vielen (das sind dieselben 'vielen', die der leidende Knecht in Jesaja 53,12 erlöst) bestätigt wird. Das sollte auch alle Segnungen aus Vers 24 mit sich bringen, die letztendlich durch das Opfer und die vollendeten Gerechtigkeit Jesu Christi sichergestellt wurden. Das bedeutet, dass es keine Lücke zwischen der 69. und 70. Jahrwoche gibt, wie es Dispensationalisten meinen." (Seite 213)
Dann geht er auf die Frage ein, was dann mit der zweiten Hälfte (dreieinhalb Jahren) der letzen siebenjährigen  Sabbatjahr-Zyklus vor dem Jubeljahr gemeint ist und geht dazu auf Offenbarung 12,14 ein ", wo Johannes diese Zeit als 'eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit' bezeichnet. (Seite 214)
Es folgt ein interessantes Zitat von Meredith Kline  dazu:

"Die letzte Woche ist das Zeitalter der Gemeinde in der Wüste der Nationen für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Offb 12,14). Da die siebzig Jahrwochen zehn Jubelzyklen umfassen, die in das letzte Jubeljahr münden, endet das siebzigste Jahr mit der Engelsposaune zur Verkündigung der Erlösung der Welt und der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Das angenehme Gnadenjahr des Herrn, das mit Christus angebrochen ist, ist nun vollständig eingetreten. Dann wird das neue Jerusalem, dessen Tempel der Herr ist und das Lamm, vom Himmel herabkommen (Offb. 21,10.22), die Bundeslade wird gesehen werden (Offb 11,19). Es ist die Lade des Bundes, den das Lamm gefestigt hat und dessen der Herr gedacht hat."   (Seite 214)




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