Sonntag, 24. April 2016

Amillennialismus

Die Auslegung von Offenbarung 20,1-10      (Seite 290: Streitfall Millennium von Kim Riddlebarger, Verlag Betanien)
(Hierzu gehört auch der Blogbeitrag: Tausendjähriges Reich, Millennium, Eschatologie )
 Unten ein längerer Abschnitt zur Auslegung von Offenbarung 20 aus amillennialistischer Sicht. Für mich eine beeindruckende Darstellung von Herrn Kim Riddlebarger. Es zeigt, dass der Amillennialismus eine vernünftige Auslegung ist, die mit der Gesamtaussage der Bibel gut übereinstimmt. Lesen Sie selber. (Sie können die Musik unten dazu laufen lassen, wenn Sie wollen...)
"Wegen der einzigartige literarischen Gattung der Offenbarung und ihrer vielfältigen apokalyptischen Symbolik muss Kapitel 20 stets im Licht der breiteren Eschatologie des Neuen Testaments ausgelegt werden. Einige Faktoren, die wir bereits untersucht haben, dienen als Hintergrund für die richtige Auslegung dieser Schriftstelle. Aufgrund unserer Untersuchung der zwei eschatologischen Zeitalter in Teil 2 (das Zwei-Zeitalter-Modell) ist klar, dass nach der Wiederkunft Christi nur verherrlichte Gläubige auf der neuen Erde sein können. Bevor wir ins Detail gehen, gibt es noch einige ernste Fragen zur traditionellen prämillennialistischen Interpretation dieser Stelle.
Ausserdem sollte klar sein, dass wir gemäss dem reformatorischen Prinzip der analogia fidei (Analogie des Glaubens) unklare Stellen immer im Licht der klaren Stellen auslegen müssen. Das gilt insbesondere für apokalyptische Literatur. Ich habe zeigen können, dass sich die leibliche Auferstehung und das Jüngste Gericht (dem Zwei-Zeitalter-Modell gemäss) bei der Wiederkunft Christi ereignen werden. Das schliesst die Möglichkeit aus, dass nach der Wiederkunft Christi Menschen mit unverherrlichten, sterblichen Körpern in einem Tausendjährigen Reich leben werden (vgl. 1 Kor 15,42). Das Sterbliche muss erst Unsterblichkeit anziehen, sagt Paulus (1. Kor 15,53). Das bedeutet auch, dass es keine Auferstehung zu einem späteren Zeitpunkt gibt, wie der Prämillennialismus behauptet.

Das dispensationalistische Verständnis der Offenbarung schafft eine Reihe von Problemen. Allein schon der Gedanke an ein tausendjähriges Zeitalter, durch die Rückkehr zur alttestamentlichen Heilsökonomie bestimmt wird, ist problematisch. Während Prämillennialisten das Millennium für ein goldenes Zeitalter auf einer teilweise erlösten Welt nach der Wiederkunft Christi halten, sieht der Postmillennialismus darin eine goldene Aera der Gemeinde noch während dieses gegenwärtigen bösen Zeitalters, wobei die Nationen christianisiert sind und der Grossteil der Weltbevölkerung zum Glauben an Jesus Christus kommen wird. Beide Formen des Millennialisimus eines goldenen Zeitalters gründen ihre Ansicht auf der Annahme, dass die tausend Jahre aus Offenbarung 20 identisch sind mit der Prophezeiung aus Jesaja 2, wo s heisst, dass die Nationen ‚ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden werden und ihre Speere zu Rebmessern; kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen‘ (Jesaja 2,4).
Der Amillennialismus hingegen sieht in den ‚tausend Jahren‘ alles andere als ein goldenes Zeitalter, in dem der Löwe friedlich beim Lamm liegt. Diese Aera ist vielmehr von Konflikten, Verfolgung und Rebellion gegen Gott gekennzeichnet. Offenbarung 20 beschreibt nicht die triumphierende, sondern die kämpfende Gemeinde. Jesaja 2,4 beschreibt aber die neue Erde und kein Tausendjähriges Reich.
Was dagegen in Offenbarung 20 geschildert wird, entspricht mehr diesem gegenwärtigen bösen Zeitalter als einem zukünftigen Millennium. Trotz der unglücklichen Bezeichnung ‚A-millennialismus‘ gibt es aber tatsächlich ein Millennium. Das Millennium, in dem Christus regiert, ist keine Zukunftshoffnung, sondern eine gegenwärtige Realität.
Die amillennialistischen Ausleger sehen in Offenbarung 20 das schwächste Glied in der Kette der prämillennialistischen Argumentation. Wenn die prämillennialistsiche Position korrekt ist, dann endet das goldene Zeitalter der Herrschaft Christi nach Tausend Jahren damit, dass sich verherrlichte Menschen gegen Christi sichtbare Herrschaft auflehnen, nachdem Satan aus dem Abgrund freigelassen worden ist. Wenn man diese Vorstellung eines künftigen tausendjährigen Zeitalters auf Grundlage des Prinzips ‚Analogie des Glaubens‘ betrachtet, dann erscheint ein ‚zweiter Sündenfall‘ am Ende dieses Zeitalters dermassen problematisch, dass der Amillennialismus alle Formen des Prämillennialismus von vornherein ausschliesst. Ein Sündenfall einer verherrlichten Menschheit nach der Wiederkunft Christi bedeutet, dass die Ewigkeit nicht sicher wäre und es auch dann immer noch zu Abfall und Aufkeimen einer sündigen Natur kommen könnte. Deshalb baut die amillennialistische Auslegung von Offenbarung 20 auch auf klare Schriftstellen in den Evangelien und den Paulusbriefen, wie z.B. auf solche, die von nur zwei Zeitaltern sprechen – diesem Zeitalter und dem zukünftigen. Der Amillennialismus interpretiert die symbolische und apokalyptische Sprache der Offenbarung im Licht dessen, wie diese Symbole an anderen Stellen der Offenbarung und in der gesamten Bibel verwendet werden.
Offenbarung 20 kann in drei Abschnitte unterteilt werden. Die Verse 1 – 3 handeln von der Bindung Satans, in den Versen 4 – 6 geht es um den Gegensatz zwischen der ersten Auferstehung und dem zweiten Tod, und die Verse 7 – 10 beschreiben die Rebellion am Ende der tausend Jahren nach der Freilassung Satans.“ (bis Seite 292)
Vor wenigen Tagen habe ich mit einem Dispensationalisten gesprochen. Er war sich nicht bewusst, dass er ein Dispensationalist war. Er glaubte, dass sei die einzig mögliche bibeltreue Auslegung.
Er gestand mir, dass er es fürchterlich finde, dass nach dem Tausendjährigen Reich ein zweiter Sündenfall stattfinde. Dieser Mann – übrigens ein Mann der von Gott als Evangelist gebraucht wird – drückte also genau das aus, was Riddlebarger oben erwähnt. Ich versuchte ihn zu trösten, dass man dies auch anders sehen könne und ich nicht an einen zweiten Sündenfall glaube.
Damit begann die Diskussion über die Endzeitmodelle. Zum Glück war da noch jemand, der zwischen seinen Prämillennialistischen Ansichten auch schon ein Amillennialist war. Er konnte es viel besser als ich erklären – wenn er auch nicht mehr meiner Meinung war. Dieser Gedanke an einen zweiten Sündenfall ist wirklich schrecklich. Dabei ist der Himmel der sicherste Ort überhaupt. Und wenn wir in Christus sind, sind wir ebenfalls durch Gott gesichert.
Interessant sind dann auch die folgenden Seiten, wo erklärt wird, wie der Teufel gebunden ist: Nun kann auf der ganzen Welt das Evangelium verkündet werden. Der Teufel wurde durch das Opfer von Jesus und seiner Auferstehung wesentlich gebunden. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht immer noch gefährlich ist:
„Auch wenn er derzeit gebunden ist und am Verführen der Völker gehindert wird, bleibt er ein gefährlicher Feind – so wie ein verwundetes Raubtier oft gefährlicher ist als ein unverletztes. Wie immer wir die Bindung Satans auch verstehen, müssen wir sorgfältig zwei verschiedene und sich ergänzende Aspekte berücksichtigen, die sich  beide in der Bibel finden.“ (Seite 298)
Wir sollten dem Teufel auch jetzt nicht zu Nahe kommen.

Die kurze Freilassung des Teufels kurz vor Ende dieser Zwischenzeit, wird das Gericht Gottes 
noch mehr berechtigt erscheinen lassen.

"Johannes lässt in seinem letzten Buch keinen Zweifel daran, dass Satans Machtbereich eng bewacht ist und völlig unter Gottes Kontrolle steht. Die Dämonen können erst heraus, wenn der Engel mit dem Schlüssel den 'Abgrund' öffnet (Offb 9,2-6). Das Tier steigt auf Gottes Anordnung aus diesem Abgrund empor (Kap 11,7; 17,8). Dann wird ihm erlaubt, gegen die Heiligen Krieg zu führen (Kap. 13,7). All das unterstützt diesen zweiten neutestamentlichen Gedanken, dass der Satan in einem sehr realen Sinn 'gebunden' ist und nicht mehr die Freiheit hat, die Nationen zu verführen, wie er es tat, bevor Christus kam." (Ein Zitat von Herrn Arthur Lewis, s. Seite 299)

"Wenn wir nun zum zweiten Abschnitt kommen (Offenbarung 20,4-6), steht nicht mehr der im Abgrund gebundene Drache im Blickpunkt, sondern die Herrschaft der Heiligen im Himmel...."


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