Das Zweite Helvetische Bekenntnis
„… das Zweite Helvetische Bekenntnis vermutlich die nachhaltigste Schrift, die je von einem Schweizer Verfasser ausgegangen ist.“ schreibt Prof. Dr. Theol. Armin Sierszyn, der – so vermute ich – mittlerweilen pensioniert ist. Ich lese seinen Beitrag zum Zweiten Helvetischen Bekenntnis vor.
Im Nachhinein betrachtet, lese ich den Beitrag auf Schriftdeutsch etwas zu zackig vor. Man
müsste wohl etwas ruhiger vorlesen. Auch meine Gedanken dazu, die ich in Schweizerdeutsch bemerke, sind etwas
sehr gerafft. Wenn ich einen Beitrag nur schriftlich zusammentrage, merkt man
das nicht, da jeder so schnell lesen kann, wie er will. Auf der anderen Seite
können Sie so mit weniger Zeitverlust den Beitrag anhören. Sollte ich einmal
mehr Zeit haben, werde ich versuchen, es etwas langsamer vorzulesen…
Ich hoffe, trotz dieser Mängel, kann dieser Beitrag für Sie
dienlich sein.
Wäre es nicht schön, wenn die reformierten Kirchen in der
Schweiz, wie heute noch in Ungarn und anderen Ländern immer noch ein solches
Glaubensbekenntnis hätten?
Vor bald 500 Jahren haben in der Schweiz und über die
Grenzen hinaus viele Menschen und Kirchen dieses persönliche Glaubensbekenntnis
von Heinrich Bullinger unterschrieben, weil es genau das ausdrückte, was sie
selber glaubten! Müsste man nicht auch den heutigen Schweizern den Glauben an
Jesus Christus in solch klarer und schriftlicher Form zeigen? Ist es nicht
verständlich, dass heute viele der reformierten Kirchen in der Schweiz nicht
mehr ernst genommen werden, weil sie keine klare Botschaft mehr vertreten?
Natürlich, wer klar bekennt, macht sich auch angreifbar. Das hat aber – neben dem,
das es unangenehm wird - zwei gute Wirkungen: Allfällige Fehler können erkannt
werden, Missverständnisse können geklärt werden und man bewegt die Herzen und das Denken, selbst von
jenen Menschen, die dem Bekenntnis nicht zustimmen können.
Bullinger hatte Ueberzeugungen. Zugleich war er bescheiden
und liess seine persönlichen Ueberzeugungen hinter dem gemeinsamen Anliegen
zurück. Und das konnte er, weil er das Wesentliche betonte, dass die
Reformierten verband. Und ich bin sogar versucht zu sagen, dass es eigentlich
das Wesentliche des Christentums überhaupt ist, was er da festhält. Darum fängt
es auf Seite 9 auch so an:
„Bekenntnis und einfache Erläuterung
des orthodoxen Glaubens (orthodoxen
= rechtgläubig)
und der katholischen Lehren (katholisch
= allgemein Christlich)
der einen christlichen Religion“
…
„Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit,
mit dem Munde aber bekennt man zur Seligkeit.“
Römer 10,10
wird dann nach einigen Angaben der Herausgeber und einigen
Worten zur Absicht des Bekenntnisses bekannt.
Am Ende des Videos lese ich noch Passagen aus dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis vor, die
auch die Thematik der dienenden Leitung aufnimmt. Zugleich beinhaltet es auch –
ganz natürlich – Gedanken zur Begrenzung von Machtmissbrauch: Wenn Diener des
Wortes Gott nicht gehorsam sind – also nicht gute Hirten sind – dann gilt es
für die Gemeinde nicht, dann können sich Leiter eben nicht auf ihre Funktion
stützten, um ungerecht zu handeln und sich so über Gottes Gerechtigkeit zu erheben.
(um es ganz kurz zusammenzufassen.)
Herr Sierszyn beendet seinen Beitrag damit, dass er auf einen wesentlichen Fehler von Bullinger in seinem Wirken kurz eingeht und dann erklärt:
„Dieser Irrtum, dem sich der Zürcher Reformator heut
vermutlich offen stellen würde, zeigt, dass unsere Haltungen und Theologien
auch dann nicht fehlerlos sind, wenn wir ‚bibeltreu‘ arbeiten. Unsere
Erkenntnis ist perspektivisch, begrenzt und zeitlich. Ewig bleibt allein ‚das
wahre Wort Gottes‘.“
Diese Selbstkritikfähigkeit ist sehr wertvoll. Bullinger
hatte sie sicher auch. Denn er schreibt sogar in seinem Bekenntnis, dass er
offen für Korrekturen ist. Und trotzdem hat er im realen Leben Fehler
ausgelebt! Wir sind halt nicht nur aus Gnaden gerettet, sondern wir müssen auch
aus Gnaden leben. Hier ist alles zeitlich begrenzt. Aber einmal, wenn Jesus
Christus zum zweiten Mal wieder kommt, dann wird alles endgültig verherrlicht!
Daher komme bald lieber Heiland! (Aber Jesus will natürlich, dass noch möglichst
viele Menschen gerettet werden, daher scheint er sein Wiederkommen zu
verzögern.)
PS: Ich habe vor wenigen Jahren mit einem Herrn gesprochen,
der in der reformiert-evangelischen Landeskirche des Kantons Baselland (oder Basellandschaft?)
versuchte anzuregen, sich wieder auf ein Bekenntnis zu einigen. Bis heute
habe ich von keinem Ergebnis in diese Richtung gehört. Damals, vor nicht ganz
500 Jahren konnten viele einfach dieses Helvetische Bekenntnis unterschreiben, weil es ihnen aus dem Herzen sprach. Wie erwähnt, es lag auch
an der Bescheidenheit und der Beschränkung auf das Wesentliche von
Bullinger, dass so etwas möglich war.
Interessant ist auch, dass die damaligen Christen nicht wollten, dass man ihnen folgte, wenn sie ungerecht handeln würden ... (s. jene Passagen, die ich am Schluss aus dem Bekenntnis vorlese.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen