Sonntag, 12. Juni 2016

Eifern für Jesus - Braucht es heute noch christliche Mission?

Eine interessante Diskussion im schweizerischen Fernsehen. Auf folgender Seite:

http://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-religion/video/eifern-fuer-jesus-braucht-es-heute-noch-christliche-mission?id=6699f34e-308e-4b45-bc3f-89bdcb7807d2

Moderatorin: Frau Amira Hafner Al-Jabaij (Moderatorin: Sternstunde Religion)

Miteinander reden:

Leo Bigger, der mit seiner Ehefrau Susanna Bigger den ICF Movement und  ICF Zürich leitet. (ICF sei die grösste Freikirche der Schweiz.)

Bededict Schubert reformierter Pfarrer an der Peterskirche in Basel und Lehrbeauftragter an der theologischen Fakultät im Fach "Aussereuropäischen Christentum". (Pfarrer der  reformiert-evangelischen Landeskirche des Kantons Basel-Stadt.)

Sabrina Müller, reformierte Pfarrerin, welche über globale Missionsbewegungen forscht.
(Universität Zürich: Theologische Fakultät - Zentrum für Kirchenentwicklung laut http://www.theologie.uzh.ch/de/faecher/praktisch/kirchenentwicklung/Personen/sabrina-mueller.html)


Interessant war die Aussage von Herrn Schubert, dass der Missionsbefehl von Jesus Christus in Matthäus lange Zeit gar nicht wahrgenommen wurde. Was hier noch zu erwähnen ist: Es war von reformierte Seite einfach vergessen worden! Während der Reformationszeit in Zürich wurde die Bibel übersetzt und studiert und zugleich über Predigt und öffentlichen Versammlungen, wo die Studienergebnisse allen, die wollten mitgeteilt worden und wo alle auch mit der eigenen Bibel dies nachvollziehen konnten, wurde die gesamte Gesellschaft reformiert, d.h. erneuert. Unter anderem wurde die Armenfürsorge neu geregelt: Mit den frei gewordenen kirchlichen Mittel (man wurde ja bescheidener), konnte man einen Fonds für die Armen öffnen.  Die Arbeit bekam wieder ihren Platz, da ja der Christ frei ist und alles, was er tut, Gottesdienst sein sollte. Arbeit adelt! Sollte Sprüche wurden möglich.
Aber die  Mission wurde einfach vergessen. Hinzu kam natürlich auch die Herausforderung der Gegenreformation usw. und so fort.
Vermutlich waren die Herrnhuterbrüdergemeinde, die ersten, die Missionare wieder aussandten. (Leider sprechen sie hier nicht gross über die Geschichte der Mission.) In Träumen wurden zwei Männern dieser Kirche bewusst, dass sie in die Mission nach Mittelamerika gehen sollten. Eines der Probleme war, dass jene Herren der Kolonien in Mittelamerika gar nicht wollten, dass sie ihren Sklaven die Bibel brachten und ihnen das Lesen beibringen wollten. Billige Arbeitskräfte hält man lieber "dumm". Sie könnten sonst auf "dumme" Ideen kommen. Irgendwie konnten sie dann doch noch ein Schiff benutzen und eine Königin oder Prinzessin (war sie von Dänemark?) gab ihnen sogar medizinisches Gerät mit. Die Todesrate jener Missionare war hoch, da die Gesundheitsversorgung noch nicht so gross war...
Interessant ist auch der Zusammenarbeit der damaligen MIssinonare mit  den Kolonialmächten. Auf der einen Seite kritisch und auf der anderen Seite wiederum fördernd. Der Beginn der evangelischen Missionen war zum grössten Teil von der Basis her organisiert, mit dem Willen anderen Menschen das Licht der Wahrheit und die Befreiung von Sündenbindungen zu bringen.. Erst später klinkten auch andere problematische Ideen mit ein. Allerdings scheint es mir, das heute in der Allgemeinheit viel zu stark die negativen Aspekte im Vordergrund liegen. Mangalwadi zum Beispiel beschreibt als Inder, wie zuerst die Engländer - wie alle anderen vorgängige Herren von Indien - die Mehrheit der Bevölkerung ungebildet lassen wollten und daher Mission unterbinden wollten. Willberforce (jener, der die Sklaverei im britischen Impire abschaffte) und andere christliche Politiker setzten sich aber dafür ein, dass man die Sprachen der Inder erforschte und damit dem "einfachen" Mann und der "einfachen" Frau auch eine Stimme gab. Mit dieser Schulung konnten sie auch die Frohe Botschaft der Bibel lesen. Es war ihnen bewusst, dass dies früher oder später zu einem unabhängigen Indien führen würde. Aber so, wie man mit geknechteten Menschen Geschäfte machen könne, so kann man noch viel besser mit entwickelten Menschen Geschäfte machen, war einer ihrer "tröstenden" Argumente. Mal ganz abgesehen, dass es einfach moralisch falsch gewesen wäre, Volksmassen ungebildet zu halten, nur um über sie herrschen zu wollen. Uebrigends der Gedanke von Jesus von dienender Leitung ist ja immer wieder revolutionär! Es fördert die Menschen zur Selbstverantwortung. Es hilft den Leitern, weniger Machtmissbrauch auszuüben und eben zu dienen. Es schafft ein Klima des Vertrauens,  in der wirtschaftliche, kulturelle, soziale Fortschritte möglich werden! Und das alles, obwohl Jesus ja eigentlich sagte, dass wir Christen damit rechnen müssen, verfolgt zu werden. Denn das Böse hat kein Interesse, dass Menschen frei und glücklich werden. Kein Mensch möchte hören, dass er selber ein Teil des PRoblems auf der Welt ist und nur Vergebung und Erlösung durch Jesus Christus echte Freiheit und ewiges wertschätzendes Leben ermöglicht. Denn von Natur aus glauben wir, dass wir eigentlich nicht so schlecht sind... Die Sünden anderer können wir meist besser erkennen, als unsere eigenen.
Daher ist es erstaunlich, dass es in der Vergangenheit soviele christliche Nationen geben konnte. Es ist aber nicht erstaunlich, dass die Kirchengeschichte und auch die Missionsgeschichte nicht nur Licht enthält. Die ersten Christen und Missonare waren nicht machtvoll (wird im Gespräch auch von Herrn Schubert erwähnt). In diesem KOntext muss man auch den Missionsbefehl verstehen: Es waren - neben dem Theologen Paulus - viele einfache MEnschen, die das Evangelium in die Welt trugen. Zum Teil erlebten sie massive Verfolgungen. Trotzdem erreichten sie erstaunliches. Sie veränderten den Westen. Viel Positives, was für uns heute selbstverständlich ist, haben sie unter Tränen für uns errungen. Leider sind auch Christen und Missinare nur Menschen, die aus Gnade errettet sind, wenn sie sich denn auch wirklich im Herzen glauben. Das erklärt dann auch jener Teil der Kirchen- und Missionsgeschichte, wo Jesus keine Freude daran hatte.

Zum Thema Judenmission möchte ich Paulus sprechen lassen. Sie machen mich bescheiden:

"Doch das ist kein Grund, verächtlich auf die anderen Zweige herabzusehen. Wenn du meinst, du hättest das Recht dazu, dann lass dir gesagt sein: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich....
Darum sei nicht überheblich, sondern sei dir bewusst, in welcher Gefahr zu dich befindest. Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, warum sollte er dann dich verschonen?
Du hast hier also beides vor Augen, Gottes Güte und Gottes Strenge: seine Strenge denen gegenüber, die sich von ihm abgewendet haben, und seine Güte dir gegenüber - vorausgesetzt, du hörst nicht auf, dich auf seine Güte zu verlassen; sonst wirst auch du abgehauen werden. Die ausgebrochenen Zweige dagegen werden wieder eingepropft werden, sofern sie nicht an ihrem Unglauben festhalten. Denn es steht sehr wohl in Gottes Macht, sie wieder einzupfropfen. Wenn nämlich du aus dem wilden Oelbaum herausgeschnitten wurdest, zu dem du von Natur aus gehörtest, und auf den edlen Oelbaum aufgepfropft worden bist, mit dem du doch von Natur aus nichts gemeinsam hast, wie viel leichter wird es dann sein, die Zweige, die von Natur aus zum edlen Oelbaum gehören, wieder auf ihren eigenen Baum aufzupfropfen! (aus Kapitel 11 des Römerbriefes)

Ich bin als Nicht-Jude ein Zweig des wilden Baumes, der von Natur aus nicht zum Volk Gottes, zur Gemeinde, zur Kirche Gottes gehört. Aus Gnaden bin ich "eingepfropft" worden. Es war nie meine Leistung, sondern ein Geschenk. Ich kann also mich nicht besser fühlen, als andere Menschen oder gegenüber den Juden, welche die eigentliche Kirche Gottes ist. Nur weil einige Jesus nicht glaubten, habe ich keinen Grund, mich über diese Ungläubigen zu erheben! Denn es war ja reine Gnade, dass mir der Heilige Geist die Augen öffnete, damit ich Vergebung wollte. Doch wir sind so pervertiert von der Sünde, dass wir dazu neigen, dies anders sehen zu wollen! Selbst als wiedergeborene Christen haben wir damit zu kämpfen. Leider zeugt die Kirchengeschichte davon. Paulus spricht hier nicht aus der Position der Macht: Er war der Verfolgte. Er wurde schon einmal gesteinigt, von jenen, denen gegenüber er hier Verständnis verlangt. Ebenfalls im Römerbrief erklärt er, wie gerne er seine Volksgenossen, die nicht an JEsus glauben können, sich aufopfern würde, damit sie es verstehen könnten. Das ist eine ganz andere Haltung gegenüber den Juden, als jene, die wir oft in der Kirchengeschichte oder auch heute sehen: Achtung und Wertschätzung für Juden, den sie wurden von Gott als Kirche eingesetzt. Es mag eine Tragik sein, dass einige Jesus nicht als ihren Messias erkennen können. Aber Gottes Gnade wird auch hier sein Werk tun. Ich denke, wenn sich viele Juden zu Christus bekehren werden, dann wird wohl unsere Welt ihrem Ende entgegen gehen. Dann wird wohl Jesus bald wiederkommen. So könnte man Paulus ebenfalls im Römerbrief verstehen: s. Römer 11,15 und 11,25 ff):
"Ich möchte euch, liebe Geschwister, über das Geheimnis der Absichten Gottes mit Israel nicht im Unklaren lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit aus der gegenwärtigen Verhärtung Israels falsche Schlüsse zieht. Es stimmt, dass ein Teil von Israel sich verhärtet hat, aber das wird nur so lange dauern, bis die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, wird ganz Israel gerettet werden." (Römer 11,25 - 16a)
Da Juden wie Nicht-Juden allein aus Gnaden errettet werden, wird es also eine Zeit geben, da sich eine grosse Zahl der Juden zu Jesus bekehren wird. Wann? Wenn "die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist". Und das wird wohl am Ende dieser Welt sein, wenn Jesus Christus zum zweiten Mal in Macht kommen wird.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen