Das Institut für Glaube und Gesellschaft organisierte zum dritten Mal Studientage an der Uni Freiburg. (Zitate von Herrn Christof Bauernfeind in ideaSpektrum, 25.2016, Seite 7 - 9: Eine sehr gekürzte Version ist auf http://www.ideaschweiz.ch/frei-kirchen/detail/das-bild-der-kirche-von-morgen-entdecken-97233.html zu sehen)
Es wird der Rückgang der Kirchenmitgliedern in Deutschland und der Schweiz festgestellt. In der Schweiz seien mittlerweilen 23% Konfessionslose. "Von dem Begriff 'Volkskirche' müsse man sich endgültig verabschieden und sich damit anfreunden, eine Minderheiten- und Missionskirche zu sein. doch auch die Freikirchen stagnieren. Wachstum findet nur stellenweise statt."
Unter dem Titel 'Reimging the church in the 21. Century" (sich die Kirche im 21. Jahrhundert neu vorstellen/denken) hat man sich erfreulicherweise auf das Wesentliche des Kirchenseins konzentriert.
Der anglikanische Theologe und Bischof von Kensington und Präsdient der anglikanischen Priesterausbildung St. Mellitus College in Londen, Graham Tomlin stellte die Frage:
"Why?"
"Warum und wozu braucht es überhaupt noch eine Kirche im 21. Jahrhundert."
Interessant finde ich, dass dies ein Mann von der englischen Landeskirche fragt, die wächst und begonnen hat neue Gemeinden zu gründen. "Tomlins Antwort setzte bei den Wurzeln der göttlichen Erwählung an. Gott habe die Propheten im Alten Testament und später die Gemeinde auserwählt.
Erstens,um Christus und Christus allein, anzubeten.
Und zweitens, um ein Segen zu sein.
'Die Bestimmung der Kirche ist es, ein Segen in der Gestalt Jesu Christi für die Welt zu sein, in die sie gesandt ist', formuliert Tomlin. 'Ziel ist es nicht, die Kirche zu retten. Eine Kirche, die nur an ihrem eigenen Ueberleben interessiert ist, wird zwangsläufig untergehen',...
... und sie müsse alles loswerden, was nicht ihren zwei Bestimmungen diene. 'It ist time to be radical' (es ist Zeit, radikal zu sein), betonte Tomlin. Hier sei erwähnt, dass das in Verruf geratene Adjektiv 'radikal' vom lateineischen 'radix', die Wurzel, abgeleitet ist, also im Grunde nichts anderes bedeutet, als das Problem an der Wurzel zu packen."
Aehnlich soll sich Frau Jane Williams, Dozentin für systematische Theologie und Ehefrau von Rowan Williams, dem ehemaligen Erzbischof von Canterbury geäussert haben: "Eine Kirche ohne Gott macht keinen Sinn.', stellte sie gleich zu Beginn fest." Erste Priorität sei, Gott zu kennen und zu lieben. "Der Glaube müsse aktiv gelehrt werden. Spirituelle Erfahrungen allein reichten nicht aus, um tiefe Wurzeln zu entwickeln, die auch in schwierigen Zeiten tragen." Sie soll besonders auf das Gebetsleben wert gelegt haben: "Wenn ein Kirchenleiter sagt, dass er nicht betet, dann sollte er die Leitung der Kirche abgeben.' Erst ein lebendiges Gebetsleben ermögliche ein lebendiges kirchliches Leben." Und dann kommen zwei Sätze, die mir besonders gefallen:
"Wir sollten im Blick auf das Reich Gottes beten. Wie sieht sein Traum von Kirche aus?" und etwas später: "Wir brauchen NICHT mehr Glaube. Jesus sagte, dass ein Glaube so gross wie ein Senfkorn ausreiht. Was wir brauchen, sind Hoffnung und Vertrauen in Gott, dieses Senfkorn des Glaubens einzupflanzen, damit er etwas daraus machen kann."
Der Zürcher Ordinarius für Praktische Theologie, Ralph Kunz stieg einiges pessimistischer ein. Wir schauen in ein schwarzes Loch." "Muss die Kirche erst sterben, bevor ihr Wort wieder gehört wird?"
Er ging auf die Sünden der Kirche ein und sprach dann von 'Martyretik', d.h. die Bereitschaft, Mitverantwortung für die eigene Schuldgeschichte zu übernehmen, Dies alles ohne Selbsthass. "Die neue Martyretik müsse ein Protest 'gegen jede Form von religiöser Gewalt' sein. 'Ausgiessung des Heiligen Geistes hat Busse in der Kirche zur Folge', ist Kunz überzeugt. Doch die Kirche sei lieber erfolgreich und poliere an ihrem Image, statt zu 'reimaginieren'. 'Reimagine ist nur möglich, wenn wir auf das Angesicht Jesu schauen und uns erkennen als Kinder Gottes. Dann schauen wir nicht weg. Es gibt ein unheilvolles Wegschauen und ein heilsames Hinschauen auf ihn, auf ihn allein. In seinem Gesicht erkennen wir uns selbst."
Wenn ich dies recht verstehe, spricht Herr Kunz hier von der Bitterkeit der Busse und der Süsse der Vergebung, die eigentlich die Grundlage jedes Christen sein sollte, wenn er in der Gande lebt und nicht in Selbstgerechtigkeit und religiösem Hochmut.
Auch auf die Missions- und Evangelisationsgeschichte ging er ein. "Kunz kritisierte, dass Evangelisation oft zu einer Methode verkommen sei."
Hoffen wir, dass der Geist des Arminialismus der Gnadenlehre weicht, damit Evangelisation keine Manipulationsversuche sind, sondern ehrliche Rufe zum Evangelium Gottes. (Das war nun meine Meinung.)
Es sprach auch Frère Richard von der Kommunität Taizé. Er meinte, dass das Evangelium nicht nur das persönliche Heil, sondern auch den Frieden unter den Völkern betreffe. (Und wieder sind wir an einem interessanten Punkt des Eschatologie-Verständnisses. Wie weit geht das 'schon-jetzt und noch nicht-Prinzip' des Amillianismus? Oder könnten die Postmillianisten doch recht haben? Was denken wohl Dispensationalisten darüber? Aber das nur so am Rande erwähnt.
Michael Herbst hofft, dass Luther nicht 'im Käfig gehalten' wird im anstehenden Reforamtionsjubiläum. Es gäbe auch beim 'häuslichen Priestertum' oder 'allgemeinen Priestertum' einiges für heutige Theologen zu tun, die seit der Reformationszeit hängen geblieben sei. Er hat noch mehr zu sagen.
Es sollen an diesen Studientagen 70 bis 80 Pfarrer der reformierten Kirche und fast ebenso viele freikirchliche Pastoren teilgenommen haben. Zudem seien noch einige orthodoxe und römisch-katholische Studenten dabei gewesen.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Walter Dürr und dem Institut und auch der Universität Freiburg danken. Es macht mir Freude von so etwas Positiven zu hören.
Gebet:
Gott möge die Organisatoren, Referenten und Teilnehmer segnen. Lieber Heiland lass unsere Generation und die kommende Generation tief in Deinem Wort verwurzelt sein: Dass sich gesunde Lehre und Barmherzigkeit durch Deinen Heiligen Geist verbindet und für alle Menschen zum Segen wird. Und dass möglichst viele Menschen hier ein gutes Leben und dann in der Ewigkeit ein noch viel besseres Leben in Deiner Liebe haben dürfen.
Amen.
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