Samstag, 5. Oktober 2019

Zölibat mit Eugen Drewermann - 2010 im Nachstudio des ZDF's zudem mit Klaus Berger und Friedrich Schorlimann


Klaus Berger ist ein römisch-katholischer Theologe an einer evangelischen Fakultät der Universität Heidelberg.In seiner Haltung gegenüber der historisch-kritischen Methoden ist er mehr sympathisch. Seine Meinung auf diesem Blog unter Wer war Jesus? Ist die Bibel wahr? Bibelkritik ist bemerkenswert.
Ich bin erstaunt, dass ich in der Frage des Zölibats viel mehr Drewermann zustimmen muss, als Herrn Berger. 
Herr Berger vertritt die römisch-katholische Sicht des Zölibats. Dabei gibt er zu, dass man es auch anders gestalten könnte. Für ihn ist es ein Zeichen, wie Jesus lebte. Genau hier sehe ich aber das Problem: Wir sind nicht Jesus. Auch ist jede unsichtbare Kirche von der sichtbaren Kirche zu unterscheiden (Das sehen römisch-katholische und strenge Täufer anders.) Und selbst die Vertreter der Kirchen sind auch keine Apostel, sondern die Bibel ist unser Erbe der Apostel, wodurch Gott zu uns spricht. 
Bei Drewermann lehne ich zwar seine Grundüberzeugung ab, dass er wie liberale Theologen der Meinung ist, dass man den Mensch in den Mittelpunkt stellt und dabei Gott aus unseren beschrenkten Verstand definiert. Das scheint mir nicht vernünftig, gegenüber einen real exisiterenden und unseren Verstand übersteigenden dreieinigen Gott zu sein.
Und die Bibel betont sehr wohl den Mensch, wenn er von der Nächstenliebe spricht: ABER es gehört zu einer Klammer, die mit Gott beginnt: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich selbst! Auch die 10 Gebote sind so aufgebaut: Zuerst die Beziehung zu Gott, die dann auch die Nächstenliebe ihre Kraft gibt.
Wo sich Berger aber irrt, ist, wenn er nicht von Zwangs-Zölibat sprechen möchte. Er meint, man müsse ja nicht Priester werden. Daher sei es kein Zwang. Was ist aber, wenn Gott jemand als Pfarrer und zugleich zur Ehe und Familienvater bestimmt hat? Spätestens dann versündigt sich die Kirche, indem sie etwas verbietet, was Gott nicht so will. (Berger ist der Meinung, er könne dann als Ehemann immerhin Seelsorger werden.)
Im Beitrag fehlt die biblischen Auslegungen dazu, weil die "biblizistische" Sichtweise prinzipiell abgelehnt wird. Der einzige, der sich auf die Bibel stützt, ist der Römisch-Katholische Berger. Und leider irrt er sich teilweise. Aber wenn die Bibel Gottes Wort ist, dann findet man dort auch Antworten. Und Gott war ja immerhin der Schöpfer des Menschen und der Erfinder der Sexualität. Darum kann Gott auch durch die Bibel sehr wichtige Tipps zur Ehe und Sexualtiät geben. 
Interessant ist auch, dass Berger von den alttestamentlichen Propheten spricht, die teilweise verheiratet waren und teilweise nicht. Nun gab es aber im Alten Testament auch Priester und diese durften ohne wenn und aber heiraten. Selbst der hohe Priester war verheiratet. Er durfte aber nur eine Ehefrau haben. 
Und auch in der römischen Kirche konnten die ersten 1'000 Jahre ihre Priester verheiratet sein.
Hier das Neue Testament (Paulus), der christliche Teil der Bibel in 1. Timotheus 4,3 - 5 

"Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu geniessen,  die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung  gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen.
DENN ALLES, was Gott geschaffen hat,  istt gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet."

Darum glaubt Herr Berger, der sich auf die Bibel UND zugleich auf die römische Tradition stützt, davon sprechen zu müssen, dass die römische Kirche die Ehe nicht verbietet, weil sie sie nicht verbieten darf. Er verbindet die Ehe zwischen Mann und Frau mit dem Priester und Gott oder sogar der Kirche. Doch das findet er nicht in der Bibel. Natürlich hat er recht, wenn er sagt, dass Israel die Braut ist und Gott der Bräutigam oder die Kirche die Braut und Jesus Christus der Bräutigam. Aber eigentlich sind wir alle, die an Jesus Christus glauben Priester und Priesterinnen Gottes. Doch das ist natürlich schon wieder die evangelische Sichtweise, die mir aber sehr biblisch zu sein scheint.
Interessant ist auch, dass Berger zugibt, dass Petrus verheiratet war.
Zugleich verstehe ich aber doch die Sichtweise der Römisch-Katholischen besser. Denn obwohl ich als Reformierter in einer christlichen Gesellschaft aufgewachsen bin, die römisch-katholisch geprägt war, war mir das nicht so klar. (Als Reformierter war ich damit natürlich etwas exotisch. Und als ich erst nach fromm wurde, hatten sie erst noch mehr Probleme mich zu verstehen.)
Interessant ist auch folgende Bibelstelle:

"Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gasftreundlich, fähige zu lehren;" (1. Timotheus 3,2 nach Schlachter)

"Ein Bischof muss ohne Tadel sein; der Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, massvoll, gastfreundlich, ein begabter Lehrer," (1. Timotheus 3,2 laut neuer Zürcher Übersetzung9

Interessant ist die Bemerkung: "Wenn  Sie mir Fundamentalismus unterstellen, stecken sie mich in einen orientalischen Sack."

Drewermann beschreibt sehr konkret gewisse Probleme in der römischen Kirche. Aber er geht zum Teil auch zu weit. Luther hat sicher an die Jungfrauengeburt geglaubt und das Jesus ohne Sünde geboren wurde. Auch gibt es sehr wohl evangelische Kirchen und andere, die die Funkton einer Predigerin vor Männern ablehnt. Oekomenisch gibt es immer noch viele Kirchen, in denen nur Männer offiziell zum Pfarrer bestimmt sind. Vielleicht müsste man daher sogar umgekehrt fragen, ob die Weihe von Predigerinnen die Oekomene belasten? Zudem ist zu beachten, dass es ja nicht nur in Europa Christen gibt. Je länger je mehr verlagert sich der Schwerpunkt des Christentum auf andere Kontinente. Aber wie so oft haben wir Europäer mühe festzustellen, dass wir nicht mehr der Nabel der Welt sind.
 

Zu sagen ist, dass es Berger schwer hat, indem die zwei Theologen und der Kommentator nicht seine Meinung teilten. Zweitweise scheint man auch zu spüren, dass es Berger auch nervt und er reagiert etwas ungehalten. 

Ein gewisser Masochismus, wie Drewermann meint, gibt es vermutlich in der römischen Kirche. Aber ich glauben nicht, dass Berger das meint, wenn er vom Priesterum als ein Martyrium spricht. Er meint wohl das, was praktisch jeder Vater sein müsste: Ein Bild von Jesus Christus in der Ehe (Was wir Ehemänner natürlich nicht können und daher auch täglich dafür Busse tun müssen.) Und Busse tun mein ich: Zu Jesus gehen, der alles bezahlt hat.). Hier sieht man leider auch, wo sich Berger irrt: Der Mann ist in der Ehe das Haupt der Ehe, wie Jesus das Haupt der Kirche, der Gemeinde ist. Und was Jesus macht ist eben auch ein Martyrium, denn Jesus opfert sich am Kreuz für uns: Der Ehemann opfert sich, wenn es nötig ist, für seine Frau und seine Kinder auf! Es ist  Jesus, der der hesslichen Kirche Schönheit gibt. Darum sollte der Ehemann sich ebenso der Ehe hingeben. Ich kenne Ehemänner, die bleiben treu bei ihrer Ehefrauen, auch wenn ihre Ehefrauen sich manchmal gar nicht nett benehmen. Sie halten aus und lieben in Momenten, wo andere davon laufen würden.
Und hier finde ich dann sehr wohl den biblischen Ansatzpunkt, für einen "Vorsteher" oder Hirten oder "Bischof": Er soll ein geistliche Vater sein, der nicht seine eigenen Interesse, sondern wie Christus sich für seine Familie hingibt, damit die Familienmitglieder/die Kirchenmitglieder reifer, als er selber werden.



Die Bibel ist in keiner Weise antisexuell eingestellt, weil Gott für das Leben ist. Die Bibel ist auch nicht antikörperlich. Ganz im Gegenteil: Weil sie den Menschen als Einheit von Geist und Körper sieht. Oft wird Seele mit Körper und Seele verbunden ist. Beim physischen Tod ist es ein Drama, dass mit der zweiten Auferstehung mit dem Auferstehungsleib wieder gheilt wird.

Ich habe bisher auch den Eindruck, dass Priester in der römischen Kirche als bessere und heiligere Menschen versteht. Berger lehnt dies ab. Das wäre interessant, dem weiter nachzugehen. Dies hängt auch mit der Einsetzung der Pfarrer zu tun.

Das Jesus - wie Drewermann - vielleicht verheiratet war, ist hoch spekulativ. Dies wäre wohl klar überliefert worden. Es scheint mir auch logisch, dass Jesus nicht geheiratet hat: Denn er kam, um am Kreuz zu sterben für meine und unsere Sünden sterben. 
Wo aber Drewermann Recht hat: An der Botschaft von Jesu muss die Kirche gemessen werden. Noch genauer würde ich sagen: An der Bibel muss sich jede Kirche messen. Das hat vor 500 Jahren schon Calvin klar gesagt: Die Kirche hat nicht das Recht, sich über die Bibel zustellen, weil Gott der Herr ist und nicht wir Menschen. 

Uebrigens ist Kritik etwas gesundes. Jesaja beginnt mit dieser Befreiung von Ungerechtigkeit. Es wäre der römischen Kirche zu gönnen, wenn sie die Ehe für Priester zulassen würde, für jene, die dazu begabt sind. Auf der anderen Seite können wir Protestanten lernen, dass es gleichwertig ist, als lediger Christ zu leben. Praktisch wird dies manchmal weniger wertvoll betrachtet, als verheiratet.

Interessant, dass Drewermann behauptet, dass die römische Kirche Homosexuelle in die Hölle befördern. Berger verweist darauf, dass es im römischen Beispiegel gar keine Erwähnung der Homosexualtiät gebe.
Was mir auch sicher ist: 
Die Kirchen, welche Jesus als Herrn haben, treiben niemanden in die Hölle. Ganz im Gegenteil Die wahren Kirchen sind eine Ansammlung von Sündern, die die Hölle verdient hätten, ABER weil Jesus für sie gestorben ist und der Gnade Gottes Heilung und Gerechtigkeit geschenkt bekommen haben, indem Jesus dafür gestorben  ist. Wer das realisiert stosst niemand in die Hölle, sondern wünscht, dass er ebenfalls die Vergebung erfahren darf. Und darum betet er für diese und  tritt aus Liebe vor Gott für sie ein.

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