„Das Leben anzupacken bedeutet immer zuerst
Reflexion über Gutes, das in meinem Leben ist.
Dankbarkeit ist der Wächter am Tor der Seele
gegen die Kräfte der Zerstörung.“
von Gabriel Marcel
Ein starker Satz eines Philosophen.
Dies erinnert mich an das Prinzip: Dass es unsere edelste Bestimmung ist, Gott bis in alle Ewigkeit zu geniessen (1. Frage im grossen Westminster Katechismus, s. Anhang). In Christus haben wir allen Grund dankbar zu sein. Schwieriger wird es dann natürlich, wenn uns Gott an einen Punkt führt, wo wir nichts mehr Positives sehen können. Da hört jede positive philosophische Haltung auf. Die Bibel aber nimmt auch diese Situation auf. Zum Beispiel in gewissen Psalmen. Oder heute las ich in den Klageliedern über einen totalen Zerbruch (von Juda und Jerusalem durch die Babylonier.). Heute gibt es Menschen, welche von einem Tag auf den anderen erfahren, dass sie Krebs haben. Ich kenne eine Mutter, die um ihre Tochter bangt, weil sie von Islamisten entführt wurde. Und es gibt noch schlimmere Schläge im Leben, die einem aus der Bahn werfen können. Es gibt definitiv auch solch grosse Traumas, indem man nichts Positives mehr sehen kann und es daher unmöglich erscheint, dankbar zu sein. Dann ist man wirklich scheinbar am Ende. Auch nach Gabriel Marcel ist man - laut dem oben zitierten Satz - dann wirklich am Ende, da man sich völlig den Kräften der Zerstörung ausgeliefert fühlt. Wer aber zu Jesus geht, bzw. bei Jesus bleibt, darf früher oder später Tröstung erfahren. Die Trauerarbeit braucht auch dann Zeit. So war es auch bei den Menschen von Juda und Jerusalem zur Zeit der Wegführung nach Babylon. Gott kann aus dem Schlimmsten etwas ewig Gutes machen. Das ist ja auch der eigentliche Sinn der Busse: Ich bringe meinen Mist zu Jesus Christus und er macht daraus ewig guten Dünger. (um in einem Bild zu sprechen).
Dabei stehen wir auch immer vor der Wahl, ob wir durch das Erlebte verbittern wollen oder barmherziger werden wollen. In der Trauer selber gibt es Momente, wo dies nicht beantwortet werden kann. Beispielweise musste ein Hiob im Buch Hiob mehrere Schläge aushalten. Auch am Ende des Buches wird nicht wirklich erklärt, warum er soviel erleiden musste und doch sieht man im Gesamtzusammenhang eine Reifung und Wendung, die ohne diese Herausforderung nicht möglich gewesen wäre. Aber dies alles ist einfach zu sagen, wenn man nicht in solch grossem Unglück steht. Daher hoffe ich, dass jeder, der das list (mich inklusive), sich an Jesus Christus festhalten kann und dann zu gegebener Zeit auch die Barmherzigkeit wählen kann. Dann gibt es auch früher der später den Raum für Dankbarkeit, weil wir dann auch wirklich "be-greifen", für was wir dankbar sein dürfen. Und dann gilt der Satz von Herrn Gabriel Marcel doch wieder: Dankbarkeit tut uns gut.
Es ist etwas sehr Erstaunliches, wie unterschiedlich Menschen mit Leid umgehen. Es gibt sehr verbitterte, aber auch sehr grossherzige und barmherzige Menschen, die viel Leid ertragen mussten.
Anhang:
1. Frage (grosser Westminster Katechismus):
Was ist die vornehmste und höchste Bestimmung de Menschen?
Antwort:
Die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und ihn vollkommen zu geniessen in alle Ewigkeit.
Die zweite Frage ist auch interessant:
2. Frage: Woraus geht hervor, dass es einen Gott gibt?
Antwort:
Das eigene Licht der Natur im Menschen und die Werke Gottes zeigen deutlich, dass es einen Gott gibt. ABER allein sein Wort und Geist offenbaren IHN hinlänglich UND wirksam den Menschen ZUR Seligkeit.
3. Frage: Was ist das Wort Gottes?
Antwort:
Die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments ist das Wort Gottes, die alleinige Richtschnur für den Glauben und Gehorsam.
4. Frage: Woraus geht hervor, dass die Schrift das Wort Gottes ist?
Antwort:
Die Schrift bekundet selbst, dass sie das Wort Gottes ist, durch ihre Erhabenheit und Reinheit, durch die Übereinstimmung aller Teile und den Zweck des Ganzen, welcher ist, Gott alle Ehre zu geben, durch ihr Licht und ihre Kraft, die Sünder zu überführen und zu bekehren, die Gläubigen zu rösten und zu erbauen zur Seligkeit. Aber der Geist Gottes, der durch die Schrift und mit ihr im Herzen des Menschen Zeugnis gibt. ist allein imstande, es völlig zu überzeugen, dass sie das wahre Wort Gottes ist.
Darum darf man auch Jesus im Gebet bitten, dass er uns die Bibel, während wir sie lesen, auch verstehen können. Gute Kommentare und Predigten, welche den Zusammenhang erklären, helfen dabei, schneller die Zusammenhänge zu verstehen. Historisches Hintergrundmaterial helfen natürlich auch, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Dabei sollte man aber acht geben, ob in den Sachverhalten auch wirklich Sachverhalte weitergegeben werden und nicht schon ein gewisses Wunschdenken. Oder mit anderen Worten: Das Ziel muss eine Exegese sein und keine Eisegese (= Ziel muss immer eine Auslegung sein anstelle eine "Hineinlegung" Oder anders gesagt: Das Ziel muss - wie bei jedem anderen Buch sein - dass man das Buch so versteht, wie es der Verfasser gemeint hat. Ob man damit einverstanden ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Nur so werden wir dem Text gerecht. Und wie bei jedem anderen Text, können wir auch nur so Neues lernen, selbst wenn wir der Aussage nicht zustimmen können oder wollen. Bei der Bibel ist es natürlich noch wichtiger, dass es eine Bibel bleibt, damit wir Gottes Stimme hören können und nicht nur unsere Meinung.)
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