Ist das Gute
schwach und das Böse stark? Ist das Gute schwach?
Enterprise, Star
Trek: Staffel 1, Folge 5 – Sternzeit 1672,1 – 1673,1
Übersicht
1. Einleitung
2. Die Erzählung
3. Ist das Gute
schwach?
4. Konkret
1. Einleitung
Ist das Gute schwach
und das Böse stark? Was geschieht, wenn unsere Persönlichkeit in diese zwei Aspekte
verfallen würden? Diesem Thema geht die erwähnte Science Fiction nach. In dieser
Folge ist das Raumschiff Enterprise in einer Umlaufbahn um den Planeten Alpha-177
angekommen. Als
Der englische Titel
lautet: The Enemy Within, was natürlich eine dramatischere Beschreibung unserer
Frage ist: Der Feind in mir. Dieser Film wurde am 6. Oktober 1966 zum ersten Min
den USA ausgestrahlt.
2. Die
Erzählung
Kapitän James T.
Kirk wird von diesem Planeten von einer Expetition zurückgebeamt. Allerdings
wird dabei nicht bemerkt, dass zuerst nur der gute Teil von Kapitän Kirk auf
das Raumschiff Enterprise zurückkehrt. Etwas später erscheint auch der böse
Teil von ihm und treibt sein Unwesen. Beide allerdings verlieren immer mehr an
Kraft. Der böse Teil muss zuletzt sogar auf die Krankenstation. Die Spannung im
Film wird mit der bangen Frage erhöht: Kann man diese zwei Wessen bevor sie
sterben wieder vereinigen? Zudem verharren die restlichen Expeditionsmitglieder
auf dem Planeten, auf dem es immer kälter wird, so dass sie zu erfrieren
drohen. Doch mit dem defektiven Beamer können sie nicht zurückgebeamt werden. Und
auch Heizungen usw. können nicht zu ihnen heruntergebeamt werden, da auch Maschinen
und Gegenstände durch den Beamer aufgeteilt werden. Daher droht auch ihnen je
länger je mehr der Tod: Erfrieren.
Dies ist der
Rahmen der Geschichte in der unsere Frage nachgegangen wird: Der Feind in uns (englischer
Titel) oder wie verhalten sich unsere bösen und guten Anteile (deutscher Titel)
zueinander. Eigentlich ein interessanter Unterschied. Könnte der englische Titel
eher biblisch geprägt sein, während der deutsche Titel philosophisch geprägt
ist?
3. Ist das
Gute schwach?
In der Geschichte
selber fällt auf, dass das Gute als schwach dargestellt wird, während das Böse
mit Stärke, Durchsetzungsvermögen und Entscheidungsstärke heraustritt. Aber ist
das wahr? Ist das Gute schwach?
Auch in der
Werbung gab es eine Phase, wo das Gute – oft mit einem weissen Engel dargestellt
– als langweilig und fade präsentiert wird, während das Böse feuriges Leben – oft
mit einem roten Teufel verkörpert – gezeigt wird. Auch hier möchte ich fragen:
Ist das wirklich wahr?
Handelt es sich hier nicht um die Frage aus unserer Urgeschichte? In 1.
Mose 3 tritt die Schlange zu Eva und fragt (indirekt), ob es Gott wirklich gut
mit ihnen meine. Wenn sie das Gute ablehnen (= wenn sie von der verbotenen
Frucht essen), dann würden sie gut und böse unterscheiden können UND SIE WERDEN
WIE GOTT SEIN (1. Mose 3,5). Schon damals lag die eigentliche Anfechtung darin,
dass man glaubte, dass das Böse stark macht. Und was ist es anderes, wenn man
wie Gott sein will, als ins unermessliche stark sein zu wollen? Die Versucherin
hatte nicht ganz unrecht. Sie kannten nach dem Sündenfall, was böse ist. Aber sie
verloren unser Paradies! Geistlich starb bei ihnen etwas und der Tod begann
über die Menschheit zu herrschen und so wurde aus dem älter werden nicht nur
ein „Weiser- und-reifer-werden“, sondern auch der Beginn unseres leiblichen
Sterbens. Natürlich ist die Seele unsterblich in dem Sinne, dass sie ewig
existiert. In diesem Sinne hatte die Schlange auch recht. Sie starben nicht.
ABER die Bibel versteht unter den Begriffen Leben und Tod viel mehr als nur
Existieren und Nicht-Existieren. Es ist auch ein Qualitätsmerkmal. Zudem kann
man auch geistlich Tod sein, obwohl man physisch lebt. Darum kann später Jesus
sagen, dass wenn wir in ihm sterben und auch durch ihn leben werden. In diesem
wirklich tieferen Sinn hat die Schlange gelogen. Sie hat es zu profaniert. Sie
hat es zu abgekürzt dargestellt. Hier sieht man schon die Brillanz des Bösen.
Allerdings möchte ich auch warnen: Die Brillanz des Bösen mündet schlussendlich
in die Leere und Dummheit der einfachen Bösartigkeit. Die Stärke des Bösen
glänzt nur so lange, bis sie an ihr Ziel kommt. Sie ist wie eine Droge, die
anfänglich freiwillig genommen wird. Sie scheint eine Möglichkeit des Glücks,
des unbegrenzten Rausches zu sein. Aber schon bald ist man ihr versklavt bis
zum Tode. Damit entlarve sich auch die scheinbare Stärke des Bösen. Eigentlich
ist das Böse ja nur die Perversion des Guten! Das Böse ist nicht stärker als
das Gute. Das Böse ist auch nicht gleichwertig mit dem Guten. Und darum müssen
wir das Böse auch nicht in uns integrieren. In Tat und Wahrheit: Wenn Kirk
tatsächlich seinen bösen Anteil verloren hätte, dann wäre auch seine Stärke
geheiligt gewesen. Das heisst, er wäre viel stärker und effizienter geworden,
da das Böse sein Gutes, dass er von Gott erhalten hat, nun unpervertiert leben
hätte können. C.S. Lewis hat das einmal in einer Geschichte dargestellt: Jemand
möchte nicht von seinem Bösen (= Sünde) lassen. Es ist wie Ungeheuer in seinem
Nacken. Aber er geht zu Jesus. Oder es ist viel mehr ein Ringen zwischen ich
würde es gerne loslassen und ich hänge viel zu fest daran. Schlussendlich befreit
ihn Christus. Letztendlich wird uns das erst beim zweiten Kommen Jesus 100% widerfahren.
Und doch können wir es geistlich zu 100% erfahren. Bei dem Hin- und her-getriebenen
in der Geschichte von Lewis wird gerade seine Versuchung, dieses schreckliche
Ungeheuer in seinem Nacken zu einem weissen Pferd verwandelt. Ein Pferd, auf
dem er durch die Landschaft reiten kann. Das verbogene, das pervertierte Gute
wurde geheilt und er blüht auf. Das kann man hier schon, allerdings nur im eschatologischen
„Schon-jetzt-und-noch-nicht-Aspekt“ erleben. D.h. wir erhalten einen Vorschuss
des Himmels, der erst mit dem zweiten Kommen von Jesus als unser Erbe „ausbezahlt“
wird. Wir leben, laut Hebräerbrief, noch nicht im Schauen sondern erst im
Hoffen, auf etwas, was wir noch nicht sehen.
4. Konkret
Interessant ist nun im Detail zu analysieren, wie Kirk gelebt hätte ohne
die Perversion des Guten in seinem Leben. Hätte er keine Aggressionen gehabt? Er hätte sehr wohl auch Aggressivität gehabt.
Vielleicht wird der eine oder andere – wie ich übrigens auch vor wenigen
Monaten – den Einwand bringen, dass Aggression böse ist. Dies als gut zu
definieren, fühlt sich an, als ob man Böses zu Gut erklären würde. Auch für
mich fühlte sich dieser Gedanke zuerst so an. Und zugegeben bösartige
Aggression ist böse. Aber könnte es nicht sein, dass auch hier eine gute Gabe
Gottes vorliegt, die wir nach dem Sündenfall pervertieren? Könnte es sein, dass
Aggression tatsächlich neutral ist und daher gut und böse sein kann? Natürlich
nicht im Sinne einer Gleichartigkeit von Böse und Gut, sondern im biblischen
Sinne: eine von Gott geschaffene Aggressivität und eine verbogene, zur Sünde
mutierte, sündhafte Aggressivität? Im Film wird jede Form der Aggression dem
schlechten Kirk zugeteilt. Darum kann er Entscheidungen treffen, während der Gute
immer weniger davon hat und daher immer weniger lebensfähig wird.
Nehmen wir Jesus als Beispiel: Er ist der einzige Mensch, der vollkommen
gut ist, da er gleichzeitig Gott ist. Hatte Jesus Aggressivität? Natürlich
hatte er diese. Als er die Geldwechsler aus dem Tempel jagte und ihre Tische
umstoss. Oder wenn er Menschen als „Natterngezücht“ verurteilte. Ich weiss,
Jesus kam im ersten Kommen als Lamm. Er war friedlich und opferte sich als
Opferlamm für uns. Er liess willig unsere Bösartigkeit auf sich kommen. Gerade
darum sind seine aggressiven Momente so auffallend. Wie wird es erst sein, wenn
er im zweiten Kommen in seiner Macht kommen wird? Jesus konnte auch ganz ruhig
auf jemand reagieren, der ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Er fragte ihn, mit
welchem Recht er das tue? Aber ist nicht sogar das auch eine Art der Aggression?
Auf jeden Fall fühlte sich der Schlagende herausgefordert und angegriffen. Und
dann sehen wir Gott, gerade im Alten Testament aber auch im Neuen Testament als
der klar handelnde. In seinem Zorn ist Gott schrecklich. Natürlich ist das ein
heiliger Zorn und gerade wir Männer müssen aufpassen, dass wir in unserem Zorn
uns nicht in einer Illusion von heiligem Zorn verlieren. Denn seit dem
Sündenfall stehen wir ständig in Gefahr, dass von Gott erhaltene Gute zu pervertieren.
Oft wäre weniger Aggression mehr. ABER ohne Aggression geht es eben auch nicht.
Das Männer schützend für ihre Familie einstehen, ist ein wichtige Aufgabe von
uns. Laut der Bibel sollen wir wie Jesus für die Gemeinde, uns für unsere Frau
einsetzten. Das ist übrigens auch mit Hauptsein wie Jesus gemeint. Konkret
sollen wir Männer unsere Frauen lieben und die Frauen sollen ihre Männer achten.
Und natürlich, hier geht das alles nicht mehr so perfekt. Daher nennt C.S.
Lewis das biblische Hauptsein eine Dornenkrone und das heidnische Hauptsein
eine Pappkarton-Krone.
Auch wenn eine Frau sich gegen einen Übergriff wehrt, dann ist dass eine
gute Aggressivität. Entscheidungen zu fällen, sich für das Gute einzusetzen,
ein Raumschiff als Kapitän zu führen, das benötigt „Speuz“, um es auf
Schweizerdeutsch zu sagen und darf man nicht generell als böse qualifizieren. Wenn
man jede Art von Aggression verteufelt, dann fällt auch das weg! Das stellt
dieser Film sehr gut dar. Leider sieht er nicht, wo die wirkliche Grenze
zwischen Gut und Böse verläuft. Es ist ja auch verständlich. Es ist verwirrend,
da in unserer Welt aus allem Guten herumgebogen wird. Wir entstellen das Gute
ins Böse. Das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt der Sünde.
Mir sagte mal eine Kollegin, dass ich nicht nur lieb bin, sondern auch böse
sein kann. Als nicht lieb (oder böse) empfand sie, wenn ich nicht alle ihre
Wünsche entspreche. Dieses mein „aggressives“ Verhalten empfand sie als böse.
Das sie es als unangenehm empfand, ist sicherlich wahr, denn sie ist jemand,
die in diesem Sinne sehr verwöhnt wurde. Aber ist das wirklich böse? Natürlich
nicht. Es ist für sie sogar gut, wenn sie etwas an reife gewinnen kann, indem
ihr auch gut gesinnte, nicht alle Wünsche erfüllen. Die Reifung geschieht
natürlich erst, wenn sie merkt, dass auch ein Nein gut sein kann. Was ihr natürlich
dann auch hilft, selber Nein sagen zu können. Und da haben wir vermutlich auch
einen besonderen Punkt des Westens. Wir hatten es so lange so gut, dass wir
etwas verwöhnt sind. Es hat sich zum Teil ein gewisser Egozentrismus gefestigt.
Sogar die Psychologie betitelt Narzissmus nicht mehr als Krankheit. Da ist man
logischerweise noch mehr bereit, jeden Widerspruch, jede Form der „Aggressivität“
als böse zu qualifizieren.
Man könnte noch weiter analysieren, wie ein Kapitän James K. Kirk aussehen
würde, wenn er keine Sünde hätte. Aber wie bereits erwähnt: Er wäre nicht
schwächer, entscheidungsschwach und praktisch lebensunfähig. Ganz im Gegenteil:
Er wäre stark, entscheidungsstark, freudig, effizient, verständnisvoll,
barmherzig, keusch, treu, liebevoll, zielstrebig usw.
Oder: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,
Sanftmut, Selbstbeherrschung“ wären seine Markenzeichen. Das ist übrigens ein
Zitat aus Galater 5,22: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede,
Langmut …“
Wenn wir uns nur so gut machen könnten oder wie Kirk in einen Beamer
steigen und alle Sünde los würden. Dann dürfte der böse Kirk einfach sterben
und der gute unbeschwert aufblühen. (Das ginge natürlich nur, wenn der Beamer
wirklich, wie oben beschrieben, das Gute vom Bösen trennen würde.) ABER genau
das können wir nicht. Wenn wir es selber versuchen, werden wir entweder bitter
enttäuscht, weil wir es nicht können oder aber wir bilden uns ein, wir können
es und dann werden wir gesetzlich. Darum muss es uns Christus schenken. Wer in
Christus vergeben erfahren hat UND in ihm = im Geist wandelt, erhält diese: Wie
eine Frucht wachsen die dann. Aber leider, wie bereits erwähnt, nur im eschatologischen
„Schon-jetzt-und-noch-nicht-Aspekt“. In Christus fängt es an und wird bei
unserer zweiten Auferstehung ganz erfüllt (Die erste Auferstehung ist unsere
geistliche Wiedergeburt mit anschliessender Zuwendung zu Christus.). Ich weiss,
dies ist schwer zu verstehen. Es gibt auch einige Christen, die damit Mühe haben.
Einige davon haben Mühe damit, weil sie aus eigener Kraft Christ sein wollen.
Sie wollen aus eigener Kraft gut sein. Das ist erschöpfend, wenn man das
ehrlich versucht, weil es ein Rennen ohne wirklichen Sieg ist. Aber Christus
hat den Sieg am Kreuz und mit seiner Auferstehung schon vor 2000 Jahren
errungen. Darum erhalten wir in ihm alles: Auch unsere guten Werke. Darum auch
dieser Ausdruck: Frucht des Geistes: Früchte wachsen ganz natürlich. Jeder Baum
bringt seine Früchte hervor, wenn er genügend Wasser und Nahrung hat. Daher
auch das Bild: Der gute Baum bringt gute Früchte. Es ist ein unweiser Weg
unsere schlechten Früchte gut machen zu wollen. Schon Martin Luther meinte
dazu: Du musst ein anderer werden, dann werden auch Deine Früchte/Werke/Wesen
andere. Die römisch-katholische Kirche wollte damals lieber mit Zwang sich gut
machen und verstand das nicht. Leider gab es auf lutherischer Seite auch solche,
die glaubten, nun ihre Bösartigkeit ausleben zu dürfen. Natürlich ist es
besser, wir nehmen uns zusammen und leben unsere Bösartigkeit nicht aus. Dafür
ist ja auch das Gesetz und der Staat da: Eine Notordnung, damit wir hier besser
leben können. Aber damit kommt man nicht in den Himmel. Menschen, die die Gnade
Gottes zur Sünde pervertieren, ist für einen Menschen unter der Sünde „natürlich“:
Er missbraucht sogar die Gnade zu seinem Schaden. Das Luther recht hatte, sieht
man übrigens auch daran, dass Paulus im Römerbrief genau diese Perversion angriff,
nachdem er die Gnade erklärt hat.
Gott segne Sie. Er gäbe Ihnen einen schönen Tag. Möge das wirklich Gute sie
beherrschen, damit Sie stark, glücklich, freudig und mit einem inneren Frieden
leben und dereinst sterben können.
Die heutige Losung der Herrnhuter Brüdergemeinde hat auch etwas damit zu
tun, auch wenn es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist (Ich bin übrigens
kein Herrnhuter):
„Dünke dich nicht weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom
Bösen. (Sprüche 3,7, Altes Testament, Tenach, Teil der Bibel, welche Juden und
Christen anerkennen.)
„Ein jeder prüfe sein eigenes Werk.“ (Galater 6,4, Neues Testament, Teil
der Bibel, die nur Christen als Gottes Wort anerkennen.)
„Weisheit ist etwas anderes als Wissen und Verstand und Lebenserfahrung.
Weisheit ist das Geschenk, den Willen Gottes in den konkreten Aufgaben des
Lebens zu erkennen.“ (Dietrich Bonhoeffer,
deutscher Theologe, vermutlich Lutheraner, der vom Nazireich hingerichtet
wurde.)
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