Samstag, 20. Februar 2021

Kreationismus versus Evolution (Sinn des Lebens, Wert des Lebens, Glück)

 

Kreationismus versus Evolution

 

Ich weiss noch, als ich als Teenager anderen zusahen, wie sie in einer Turnhalle der Turnriege unseres Dorfes sich bewegten und mir der Gedanke durch den Kopf schoss:

 

„Das sind ja alles nur biologische Zufallsprodukte, die durch die Turnhalle rannten.“ Sogleich verbot ich mir diesen Gedanken. Ich spürte in mir ganz klar und eindeutig: Das ist falsch. So darf man nicht denken. Es ist erschreckend nicht gut.

 

Aber warum wusste ich das so genau? Es war keine intellektuelle Reflektion. Es war nicht ein Ergebnis einer langen logischen Folge. Es war viel klarer und tiefer. Eine Überzeugung, die ich erst jetzt im Nachhinein intellektuell aufarbeite. Woher kam diese tiefe Überzeugung? War es kulturell angeeignet? Damals war die Schweiz noch eindeutiger christlich geprägt. Ich allerdings habe nicht soviel davon abbekommen. Wohl war ich als Buschi in einer reformierten Kirche von meinen Eltern getauft worden. Besuchte auch die offiziellen Einrichtungen. Aber ich hörte nicht immer das Evangelium. Als Kind gab es eine interessante Lektion und damals dachte ich mir: Wenn es Gott wirklich gibt, dann ist die Sinnfrage gelöst. Aber gibt es ihn? Wenn ich zu ihm bete, ist es, als ob ich ins Nichts betete. Sind wir nur ein Nichts, das kurz aufflammt, um wieder im Nichts zu verschwinden? Was gibt es da für einen Sinn für das menschliche Leben – als nicht? Aber wenn es diesen Gott gibt … Aber wo ist er? Ist er nur ein Wunschdenken, wie mein Vater sagte (und heute weiss ich, dass er das – obwohl er es nicht wusste – von grossen und bekannten Denkern gelernt).

 

Und nun diese klare Überzeugung gefolgt von einem schlechten Gewissen, dass mir so klar aufzeigte, dass ich nicht so über andere Menschen denken darf. Ich habe selten solch eindeutig klare Erkenntnisse. Vieles muss ich mir Fleiss erarbeiten. Ich mache es auch gerne, tiefschürfend zu denken, zu forschen. Lernen ist etwas Süsses. Neues zu entdecken, interessantes zu begreifen, kann sehr beglückend sein. Aber hier war das etwas ganz anderes. Aus meiner Prägung hätte ich eher sagen müssen, dass ist logisch, dass diese Menschen nur Zufallsprodukte sind. Schon damals wurde in den Medien nur diese Botschaft verkündet. Meine Umgebung war zwar noch mehrheitlich römisch-katholisch geprägt, da ich in einem Teil der Schweiz lebte, wo dies die Leitkultur war (Die Schweiz war damals zu etwas mehr als 50% reformiert geprägt. Die restlichen beinahe 50% war römisch-katholisch. Und je nach Gebiet waren die einen oder die anderen in der Mehrheit. Ich wuchs in Gegenden auf, wo immer die Römisch-katholischen die Mehrheit bildeten. Die Reformierten waren dort mehr oder weniger eine kulturelle Minderheit. Gerade im letzten Dorf wo wir waren, war dies besonders zu spüren. Allerdings war dies in keiner Weise negativ. Ganz im Gegenteil: Die meisten Römisch-Katholischen waren sehr offen und tolerant. Es gab nur wenige Ausnahme, wie jene: Ich hatte ein Jahr lang eine Stunde mitten im Unterricht frei, weil die Römisch-Katholischen bei ihrem Priester eine Stunde Religion hatte. Da es für mich etwas langweilig war und es zudem dort etwas Süsses gab, ging ich mit der Zeit auch mit. Einmal drang die ganze Klasse auf mich ein, dem Priester nachzugeben. Ich weiss nicht mehr, um was es ging. Die Stellung des Papstes, der Absolutheitsanspruch der römischen Kirche, der Unfehlbarkeit von Dienern Gottes. Irgendwann gab ich nach und der Priester und alle beruhigten sich. Später ging ich beim Priester vorbei und sagte ihm, dass ich es anders sehe. Ich gab nur nach, weil es eine Endlaufschlaufe war. Oder da gab es in unserem Dorf einen anderen Fall, wo ein reformierten Vater im Religionsunterricht sich mit dem römisch-katholischen Priester schlug. Ich weiss nicht mehr, wer angefangen hatte. Aber es kam damals im Blick und das mehrheitlich römisch-katholisch gepräfte Dorf konnte damit sehr gut umgehen. Eben: tolerant und vernünftig. Als ich mich dann bekehrte, waren sie oft auch etwas verwirrt: Warum hat ein Reformierter solche Überzeugungen, die so ähnlich und sich doch auch unterscheiden? Warum ist er nicht einfach ein Heide, wie es wohl gewissen gelernt wurde? Oder was sagte mir jemand letzthin: Dieser merkwürdige Glaube. Er kam aus Italien und kennt wohl nur die römisch-katholische Variante des christlichen Glaubens. Obwohl Italien mal eine sehr starke reformatorische Bewegung hatte. Die eigentlichen Protestanten und eine sehr starke innerhalb der römischen Kirche, die Spiritualis, die beinahe einen Papst hätten stellen können. Sie gaben eine Schrift heraus, die an Luthers Buch „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ erinnerte. Aber natürlich viel italienischer, d.h. mit viel mehr Gefühl und vielleicht darf man sogar sagen Poesie. Leider wurde das alles durch die Inquisition ausradiert. Ich glaube, man fand in Venedig eines dieser Schriften wieder von denen Tausende gedruckt worden waren …)

Interessant ist, dass im östlichen Teil des heutigen Kanton Aargaus sehr viele aus Überzeugung sich der reformierten Kirche angeschlossen haben. Nachdem Zürich die zweite Kappeler Schlacht verloren hat, wurden sie zur römisch-katholischen Kirche gezwungen. Einer von ihnen war Heinrich Bullinger, der aber lieber als Flüchtling von Bremgarten im Aargau nach Zürich floh und dort schon bald der Nachfolger von Zwingli wurde.

 

Warum erzähle ich das? Erstens, weil ich gerne abschweife. Aber es hat auch etwas mit unserem Thema zu tun: Es zeigt etwas von meiner Prägung. Es gibt tatsächlich viele Vorfahren, die tiefe biblische Wahrheiten glaubten. Aber diese waren mir sehr lange in nur sehr kleinen Bruchstücken bekannt. Die römisch-katholische Variante war mir vermutlich am besten bekannt. Aber gerade diese hat nicht diese tiefe Überzeugung geprägt. Die reformierte Variante konnte es gar nicht sein, weil ich damals kaum etwas davon bewusst wusste. Meine Mutter war römisch-katholisch. Mein Vater war offiziell reformiert, hielt es aber, wie bereits erwähnt, als ein Wunschdenken. In die Kirche ging es nur, wenn jemand heiratete oder ich konfirmiert wurde oder wenn ich für die Konfirmation eine gewisse Anzahl Kirchgänge benötigte. Ich fand das interessant, aber da dies zwei Dörfer weiter weg war und mit dem Velo den Berg hinauf gefahren werden musste, kam ich nicht auf die notwendige Anzahl der Gottesdienste. Daher durfte ich auch noch in die römisch-katholischen Gottesdienste unseres Dorfes. Und jener Priester, der sich mit einem reformierten Vater geschlagen hatte, stempelte als Bestätigung mir jeden Samstag den Gottesdienstbesuch ab. Am Sonntag ging ich dann mit dem Velo den Berg hinauf in die reformierte Kirche. Und so schaffte ich es knapp auf die Konfirmation meine Kirchenbesucheranzahl zu erreichen.

 

Damals war ich aber noch nicht bekehrt. Aber in diesem Jahr meines Konfirmationsunterricht merkte ich und auch die anderen Jugendlichen, dass der reformierte Pfarrer wirklich glaubte, was er predigte. Ein tiefer Respekt hatten wir vor ihm, den wir aber nie zugegeben hätten. Man musste bei ihm sogar singen und das Vater unser auswendig lernen. Und in früheren Klassen lernte man sogar die Reihenfolge der biblischen Bücher. Mein Präparantenunterricht in einem anderen Dorf, bestand allerdings nur aus zeichnen von orientalischen Situationen. So erlebte ich einen riesigen Unterschied. Damals dachte ich, es gibt wohl nur noch diesen reformierten Pfarrer, der wirklich Christ ist. Später nahm mich meine Schwester noch in einen Teenager-Club in unserem Dorf mit, der von einem Team geleitet wurde. Das Team selber wurde von einer Gemeindehelferin unserer reformierten Kirche geleitet. Da gingen viele Jugendliche hin, die viele römisch-katholisch geprägt. Einer floh auch mal während eines Abends über das Toilettenfenster. Irgendwie war ihm das zu fromm und er hatte nicht den Magen offiziell früher Heim zu gehen. Als ich mich dann bekehrte, dachte ich, dass wird ein Problem: Wie bringen wir nur alle in diesem Teenager-Club unter. Mit erstaunen bemerkte ich dann, dass sich nicht alle sofort bekehrten, wenn sie das Evangelium hörten. Heute weiss ich, was ich damals noch nicht wusste: Gott hat an mir ein Wunder getan, dass ich das Evangelium verstanden habe. Darum wollte ich zu Jesus. Mir fehlte dann immer eine Bestätigung von Gott, ob er meine Bekehrung anerkannte. Aber das gehört wohl zu meinem Lebensweg: Ich arbeite und bin fleissig um etwas zu erreichen. Den Glauben an Christus kann ich natürlich nicht erarbeiten, dass ist ein reines Geschenk. Wie übrigens auch die Heiligung. Aber ich bekam nie diese tiefe Überzeugung: Du bist jetzt ein Kind Gottes. Vielmehr vertraue ich in Hoffnung auf das, was Gott mir in der Bibel versprochen hat. Denn Glauben ist ein Hoffen und Vertrauen auf etwas, was man (noch) nicht sieht. Das ist für mich eine gewaltige Erkenntnis: Denn es kommt nicht auf meine Erfahrung und überhaupt nicht auf mich an, sondern allein auf Gott. Aber genau darum ist wieder diese tiefe Überzeugung, dass es abgrundtief falsch ist, Menschen als biologisches „Geschwubel“ zu verstehen (und dieser Gedanke ging mir wirklich wie ein Blitz durch den Kopf als ich die Sporttreibenden zusah). Ich schäme mich mich heute noch, dass ich so eine Überzeugung denken konnte, die ich mir dann sofort verboten hate. Aber gerade darum ist diese tiefe Erkenntnis so besonders: Ich habe diese nicht als Kind Gottes. Aber ich habe sie als Wertverständnis des Menschen. Zumindest in diesem Moment war dies so eindeutig und klar! Ich wünschte mir, ich hätte das auch i.S. Existenz Gottes. Tatsächlich hatte ich auch lange an dem grosse Zweifel, weil ich so atheistisch geprägt war. Das gibt ganz merkwürdige innere Logiken. Johannes Calvin ist der Überzeugung (s. seine Institutio), dass jeder Mensch ein inneres Zeugnis hat, dass es Gott gibt. Und darum müssen Atheisten so extrem gegen diese Überzeugung ankämpfen. Darum werden sie so agressiv. Ich denke, dass gibt es wirklich. Aber bei mir war es anders: Es war wirklich eine Not, ob es Gott wirklich gibt. Daher nahm ich auch dankbar jede Bestätigung über Gottes Existenz war. Dazu gehören ein C.S. Lewis, der als Atheist aus Vernunftgründen an Gott glauben musste. Ole Hallesby, der als liberaler Theologe von Gottes Realität überrascht wurde. Später dann Theo Lehmann der in der DDR als lutherischer Pfarrer ein Christuszeugnis war. Eta Lindenmann, die von einer liberalen und feministischen Überzeugung vom Heiligen Geist beinahe von einem Moment zum anderen zu einem biblischen Glauben geleitet wurde. Das sind echte Wunder und nicht nur eine logische Abfolge von natürlichen Ereignissen. Bei mir könnte man sagen: Der Wunsch war da. Bei den eben erwähnten – ausser vielleicht Theo Lehmann – war kein solcher Wunsch da. Zudem war mir klar, dass gewisse Sonderlehren der römisch-katholischen Kirche falsch sind (einige wurden zum Glück im zweiten vatikanischen Konzil korrigiert). Aber gibt es Gott wirklich. Heute weiss ich, dass Gott kein natürliches Produkt ist. Für einen Atheisten ist das ein Erweiterung seines Horizontes, denn er ist ja nur ein Materialist, d.h. es gibt für ihn nur Materie. Das ist natürlich offensichtlich falsch: Der Mensch ist mehr als nur Materie. Das Schöne und Gute ist mehr als nur Materie. Das weiss jeder klassische Humanist. Das wusste Platon wie Aristoteles, darum lehnten sie schon vor so vielen Jahren den Atomismus, also den Materialismus ab. Wir aber sind heute so materialistisch geprägt, dass wir alles von der Materie erklären wollen. Daraus kann sogar eine materialistische Prädestinationslehre entstehen. (Ich glaube übrigens nicht an diese Art der Prädestinationslehre. Auch nicht an eine andere menschliche Variante, sondern ich versuche an die biblische zu glauben. Aber es ist als Mensch natürlich nicht so einfach, in menschliches Gedanken zu verharren oder zurückzufallen. Aber im Anschauen von Jesus Christus, im Lesen der biblischen Definition dazu und mit der Hilfe des Heiligen Geistes führt einem dies zu  einer befreienden Sicht und tiefer Anbetung, weil die biblische Prädestinationslehre Gottes Liebe und Gnade zu mir so deutlich macht, dass ich – im Bewusstsein dieser Realtiät – doch eine innere Bestätigung als Kind Gottes erhalten.

 

Im Titel sprach ich das Thema Kreationismus versus Evolution an. Dieses Thema hat auch zutiefst damit zu tun. Für mich war es immer klar: Wenn die Evolution in allem stimmt, dann kann es keinen Gott geben. Dann ist er nur ein Produkt unseres Wunschdenkens. Es kann nicht sein, dass der Gott der Wahrheit ein Buch von sich schreiben lässt, dass völlig falsch liegt. Und wie soll ich anderes von Gott wissen, als indem er sich offenbart. Und offenbaren tut er sich heutzutage nun mal vor allem in seinem Wort, der Bibel. Aber wie bei allem: Die Wahrheit zu erkennen ist nicht so einfach. Aber Jesus versprach, wer sie erkennt, der wird frei sein! Darum schockiert mich manchmal die Bibel – auch heute noch nach so vielen so schnell vorbeigehenden Jahren meines Glaubens mit ihm. Aber es schockiert mich doch nicht so sehr, weil ich weiss, Gott meint es gut. Er wird mir noch eine Erklärung liefern.

 

Ich sah auf Youtube Menschen, die bezeugten, dass sie es nicht schlimm finden, nur ein Zufallsprodukt zu sein. Schön für ihn. Aber was bedeutet das für uns alle? Wenn wir nichts als ein kurzes Aufflackern der Existenz sind, warum sollten wir dann eine Bedeutung haben? Spürte dieser Mann nichts von dieser Leere, wie ich es spürte? Oder füllt er es mit etwas anderem? Füllt er es mit seinem Erfolg am Arbeitsplatz?

 

Aber befriedigt das wirklich? Kann das unsere tiefsten Sehnsüchte erfüllen?

 

Durch Anerkennung der Menschen? Liebe anderer zu ihm? Ist es materieller Reichtum, der zum Sinnersatz wird? Oder ist es ein idealistischer Einsatz für eine bessere Welt? Kommunismus verbindet diese zwei Aspekte: Materialistischer Wohlstand und eine bessere Welt: Arbeiterparadies. Oft merken sie nicht, wie jüdisch-christlich sie geprägt sind, weil sie Gott und einen gewissen Teil unserer Sündhaftigkeit abgeschafft haben. Aber sie nehmen die Kraft aus den biblischen Verheissungen, die aber nur Jesus Christus erfüllen kann. Darum ist das ein Irrweg, besonders weil sie menschliche Möglichkeiten und den damit auch den Staat überbewerten. Da trifft sich der Kommunismus mit dem Thomismus der römisch-katholischen Kirche und dem Deutschen Idealismus und Aristoteles. Die Reformatoren bekannten, dass unsere Gesetze und staatlichen Institutionen nur Notrecht sind, damit wir hier besser zusammen leben können und die Gesellschaft sich gesünder entfalten kann. Es ist eine gewisse Eindämmung der Folgen des Sündenfalls. Wenn Jesus Christus zum zweiten Mal kommen wird, wird das alles wegfallen. Denn wirklich  Gute Menschen brauchen diese Not-Institutionen nicht mehr. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass wir mit all unseren Anstrengungen eben kein Arbeiterparadies noch ein anderes Paradies schaffen können. Das kann nur Jesus. Erstaunlich ist aber, dass wir in der Vergangenheit teilweise paradiesische Zustände erreicht haben. Ich weiss, heute wird alles niedergerissen und alles nur negativ betrachtet. Und es ist auch richtig, dass man all die vielen Fehler und Sünden anspricht. Aber genau das wusste man früher auch, darum haben wir bis heute den eidgenössischen Buss- Dank- und Gebetstag, den Reformierte wie Römisch-katholische begingen. Aber wir haben das aus den Augen verloren und verlieren uns immer mehr in uns selber. Aber wir brauchen einen grösseren Bezugspunkt. Und das darf nicht ein Götze sein, der uns mit der Zeit immer versklaven wird, sondern Jesus Christus, der uns in die Freiheit führt!

 

Aber befriedigt das wirklich? Fragte ich. Wenn uns Gott erschaffen hat, dann werden wir nur in Jesus Christus unsere innersten Wünsche erfüllen können. Dann ist unser tiefstes Sehnen nach mehr als nur Materialismus ein Zeugnis unserer Herkunft: Gott hat uns erschaffen und diese Sehnsucht in unser Herz, in unser innerstes Sein gelegt. Das bezeugt auch die Bibel!

 

Aber warum gehen wir dann nicht alle zu Christus?

 

Weil wir unter die Sünde versklavt sind. Wir wollen nicht allein aus Gnade gerettet werden. Dieser drang ist so stark, dass selbst Christen lieber eine Werkgerechtigkeit haben. Und wenn man doch einsieht, dass man Gnade braucht, dann will man wenigstens etwas dazu beitragen. Dieser Punkt war ein Streitpunkt vor 500 Jahren während der Reformation. Calvin bezichtigte die römische Seite des Pelagianismus oder zumindest des halben davon oder besser eines indirekten Pelagianismus. Das erklärte dann auch die offensichtlich menschlichen Schwächen in der römischen Kirche. Und es erklärt letztendlich auch die menschlichen Schwächen in den evangelischen Landes- und Freikirchen. Denn wie oft hören wir – auch in Freikirchen – mehr Erasmus als Luther? Als ich viel von Calvin zitierte, wurde ich von überall ermahnt, wie das einseitig sei. Bei Zitaten von Luther oder Spurgeon war mir das nie passiert. Aber Spurgeon glaubte, dass Calvin von den nicht inspirierten, am meisten verstanden hat. Wie ist es möglich, dass die evangelische Bewegung mehr Erasmus verkörpert als Luther, frage ich nochmals. Weil wir eben nicht alleine aus der Liebe Gottes, allein aus seiner Gnade, alleine aus der Schrift, alleine durch Jesus Christus gerettet werden wollen, sondern aus unserem eigenen Gut sein. Sich einfach beschenken zu lassen, ist zu demütigenden. Aber glauben Sie mir, es ist die grösste Befreiuung von unserer Dunkelheit.

 

Daneben sind die Fragen der Schöpfung Kleinigkeiten. Aber wer glaubt, dass Jesus das kann, weiss auch, dass Gott mit einem Wort die Welt erschaffen konnte, durch das Wort von Jesus Christus. Wie das im Detail war, wissen wir nicht. Die Naturwissenschaft hat dazu nur Thesen, die wir nicht überprüfen können. Vielleicht war das Universum in diesen vielen Jahren erschaffen wurden. Da aber Zeit relativ ist, war es für Gott einfach ein Moment. Vielleicht war es aber wirklich nur ein Moment, indem für uns Dinge abliefen, für die wir Jahrmilliarden brauchten. Und was wir immer noch nicht durch die Evolution wissen: Wie wurde aus toter Materie, lebendige Materie. Können wir es überhaupt naturwissenchaftlich ausdrücken, was der Unterschied ist? Ein Materialist kann es vermutlich nicht. Zudem ist die Naturwissenschaft kein Glaube, sondern einfach ein Thesen aufstellen und überprüfen, ob es sich wirklich so verhält. Das wiederum kommt aus der Reformationszeit von 500 Jahren, wo man sagte: Wir wollen sehen, was in der Bibel offenbart ist und es an der Kirche überprüfen. Gottes Wort zeugt von Gott und dem Wesen und Sinn des Menschen. Die Naturwissenschaft aber, zeigt uns, was und wie Gott etwas erschaffen hat. Selbst Aristoteles als nichtchristlicher Humanist wusste von diesem Unterschied. Wir aber wollen heute alles aus der Materie erklären: Die Schöpfung und Gott. Zugleich vermischen wir Glauben, Religion und Wissenschaft. Ja wir machen die Naturwissenschaft zur Religion, wenn wir davon methaphysisches Wissen ableiten wollen. Das ist nicht weise. Erstaunlich aber, dass wir uns damit weise fühlen. Könnte es Torheit sein? Wir haben die Freiheit dazu. Aber die Freiheit und unser tiefstes Glück finden wir nicht darin.

 

Denn wenn Gott gut ist, dann sind auch sein Wissen und seine Regeln gut für uns.

 

Und ist es denn wirklich so gefährlich, sich und den Nächsten als Ebenbild Gottes zu fühlen? Ist das nicht die beste Grundlage, um mit uns gut umzugehen?

 

Tatschlich gibt es stimmen, die glauben, dadurch wäre die Demokratie gefährdet. Aber es ist gerade umgekehrt: Das Wissen um unsere Unzulänglichkeit lässt uns offen für positive Veränderung sein. Nur so können wir „gesund reflektierte Fundamentalisten“ werden, die einen eidgenössichen Buss-, Dank- und Gebetstag feiern können.

 

Und darum ist die Frage nach dem Woher wir kommen eben doch nicht so unwesentlich für unseren Alltag.

 

 

Gott segne Sie!

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