Eben habe ich von John Piper gelesen, dass die Oberflächlichkeit eines christlichen Lebens nur als christlicher Hedonist überwunden werden kann. Es tönt ziemlich provokativ - und sehr interessant.
Ein calvinistischer Baptist der so egoistisch predigt?
Er beginnt seine Argumentation damit, dass jeder Mensch für seine Grosszügigkeit und seine ehrhaften Handlungen Dank und Respekt verlangt. Ja noch mehr, wir möchten als Mensch wertgeschätzt werden. (interessant, in der Individualpsychologie spricht man von Sicherheit und Bedeutung als normales Grundbedürfnis von uns Menschen.) Werden wir abgelehnt oder einfach ignoriert und auf die Seite gestellt, empfinden wir das als verletzend und ungerecht.
Jeder kann dies gegenüber Menschen nachvollziehen. Bei Katzen, die wir nicht respektieren, ändert sich unser Urteil. Wie ist unser empfinden in dieser Sache Gott gegenüber? Auf jedenfall ist es Gott, der unseren höchsten Respekt, Dankbarkeit und Lob verdient. Geben wir ihm dies? Was löst das bei Gott aus, wenn wir ihm diesen Respekt nicht geben? Da wir Gottes Ebenbilder sind, wissen wir die Antwort. Wir wissen, wie es sich anfühlt, nicht respektiert zu werden, undankbar behandelt zu werden, verleumdet zu werden. Daher wird nach unserem Leben, wenn wir vor Gott über unser Leben Rechenschaft abgeben müssen, unser eigenes Gewissen uns richten. Dafür benötigt man nicht einmal die Bibel.
Das beste Gegenmittel gegen unsere Herzlosigkeit gegenüber Gott, ist sich bewusst zu werden, was uns Gott alles geschenkt hat und noch schenken möchte. Jesus musste dies einmal Petrus klar machen, als Petrus andeute, wieviel er und die anderen Jünger doch für Jesus geleistet hatten. Sie hatten Haus und Familie für Jesus verlassen. Da korrigierte ihn Jesus, dass sie viel mehr erhalten werden. Gott gibt überschwänglich. Darum sollen wir auch Christen sein: Weil wir viel mehr erhalten, als wir jemals geben können. Und das, was wir geben können, haben wir ja sowieso auch von Gott erhalten.
Piper gebraucht diesen Begriff "christliche Hedonist" auch, um eine "christliche" Oberflächlichkeit zu bekämpfen.
In seinem Umfeld muss es viele Menschen geben, die sich als Christen empfinden und laut verkünden, sie glauben an Jesus und glauben, damit gerettet werden. Tatsächlich aber hat dies für sie keine tiefe Bedeutung: Sie geben Gott nicht die Ehre, die ihm zusteht. Sie leben im Rausch ihrer Sucht, leben ehelose Sexualität oder tun anderen Menschen weh, ohne jegliche Reue.
Wer aber erlebt hat, wie überschwänglich Gott ihn liebt, wird ganz natürlich Jesus mehr lieb gewinnen als seine Versuchungen. Oder anders gesagt: Wer alles hat, braucht das andere nicht mehr.
Ich hoffe, ich habe John Piper korrekt wiedergegeben. Auf jedenfall ist es das, was ich verstanden habe.
PS: Ein Hedonist ist jemand, der egoistisch die Lust oder Freude sucht. Ein christlicher Hedonist ist also jemand, der alleine bei Jesus Christus seine Lust und Freude sucht - und diese auch überschwänglich bei Jesus erlebt. Da Jesus unsere tiefsten Sehnsüchte stillen kann, werden wir wirklich gesättigt, So finden wir Ruhe und Frieden in Jesus. Augustinus meinte einmal, dass Gott unsere wirklichen Wünsche befriedigt. Doch diese erkennen wir nicht wirklich. Darum handelt Gott manchmal für uns unverständlich. Das ist dann schwer. Haben wir aber dieses Vertrauen in Gottes Liebe und Güte gefunden, wird es uns durchtragen. Wir sind ja noch nicht im Himmel. Wir sind noch nicht im Schauen, sondern im Glauben. Diese Spannung ist sicherlich Realität. Doch brauchen wir auch diese innere Befriedigung von Gott, damit wir uns ganz auf ihn verlassen. So wird es möglich, dass wir in allen Lebensstürmen und Trauer unser Ziel nicht verlieren. Ist das noch ein christlicher Hedonist? Sicherlich, denn er weiss, dass Gott ihn in allem und durch alles zur ewigen Freude, Wertschätzung, Sicherheit und Glück führen wird. Dabei darf er auch immer wieder eindeutige Vorschüsse dieses Erbes erhalten: Freude und Glück.
Wenn wir abgesättigt sind, werden wir auch für andere dies Wünschen. Das wird unser Egoismus relativieren.
Ich denke, in der vollen Tiefe werden wir dass erst nach unserer Verherrlichung erleben, also wenn Jesus zum zweiten Mal kommt. Leider gilt auch hier der "schon jetzt und noch nicht Aspekt". Wobei aber das schon jetzt immer mehr Raum erhalten soll. So kommt das Reich Gottes .
John Piper schliesst folgendermassen:
Zusammenfassung: Es gibt fünf große Wahrheiten, die jeder Mensch offen bekennen muss. Erstens, Gott ist unser Schöpfer, dem wir innigen Dank für alles, was wir haben, schulden. Zweitens, niemand von uns merkt die Tiefe, Intensität und Folgerichtigkeit des Dankes, den wir unserem Schöpfer schulden.Drittens, deshalb stehen wir unter der Verdammung von Gottes Rechtschaffenheit. Unser eigenes kritisches Urteil zeigt uns, dass wir schuldig sind. Viertens, durch den Tod von Jesus Christus für unsere Sünden hat Gott einen Weg geschaffen, um die Forderungen seiner Rechtschaffenheit zu gewährleisten und dennoch die Erlösung für sein Volk zu erreichen. Und letztendlich müssen wir die Voraussetzung erfüllen, zu Christus bekehrt zu werden, um aus dieser großen Erlösung Nutzen ziehen zu können, —und die Bekehrung zu Christus vollzieht sich, wenn Christus für uns eine Schatztruhe der heiligen Freude wird. Jede Aufforderung der Bibel im Evangelium ist mit dem Versprechen eines verschwenderischen Schatzes verbunden. Christus selbst ist genügend Belohnung für jedes Opfer. Die Aufforderung des Evangeliums ist eindeutig hedonistisch.
Kommt, ein jeder, der Durst hat! Kommt zu den Wassern und auch der, der kein Geld hat! Kommt, trinkt und esst! Kommt, kauft Wein und Milch ohne Geld und ohne Preis. Warum gebt ihr euer Geld aus für Brot, das keines ist, und warum arbeitet ihr für das, was euch nicht erfüllt? Horcht genau auf mich und esst, was euch gut tut, und erfreut euch in Hülle und Fülle. Schenkt mir Gehör und kommt zu mir, hört, damit eure Seele leben darf. (Jesaias 55:1–3)
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