Freitag, 18. Juli 2014

Warum tun Christen anderen Menschen weh?

Warum tun Christen anderen Menschen weh?

„Und siehe einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.“
(Matthäus 26,51)

Wir Christen sind nicht besser als Nichtchristen. Hier lebt es einer aus, der bei Jesus war.

Warum tun Christen anderen Menschen weh?

Warum tun Menschen anderen Menschen weh?

Eine erste Antwort ist sicherlich, dass uns Gott gut geschaffen hat, aber unser Vorfahre Adam misstraute Gott und dachte, es käme besser heraus, ohne Gott. Dadurch verlor die Menschheit die Klare Optik von Gott für die Bewahrung der Schöpfung. Dadurch arbeiten wir mit dem Teufel daran, das Paradies, dass uns Gott gegeben hat, abzuschaffen. Oder anders gesagt, wir pervertieren die guten Gaben Gottes. Das Böse ist daher nichts anderes, als das pervertierte Gute. Noch klarer gesagt: Seit dem Sündenfall pervertieren wir alles Gute. Denn mit dem Verlust des wahren Gottevertrauens verirrt sich der Mensch immer wieder in wilden Ideen. Manchmal verliert er sogar die Sicht, dass sein Nächster ein Ebenbild Gottes ist.

Damals bei Adam begann für viele Menschen die Selbsterlösung und der Kampf ums Dasein, der gerne (zum Glück nicht immer) in ein selbstgerechten Verteilungskampf ausarten kann. Davon erzählt die Menschheitsgeschichte, die Bibel und leider auch die Kirchengeschichte.
Das ist sicherlich der tiefere, allgemeine Grund, warum Christen und andere Menschen andere Menschen wehtun. Im konkreten Fall können wir sehen, wie sich diese Wahrheit in einem Menschenleben auswirken kann.
Wer hier so brutal zuschlägt ist nicht irgendjemand. In Johannes 18,10 – 11 lesen wir:
„Da nun Simon Petrus ein Schwert hatte, zog er es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Name des Knechtes aber war Malchus.
Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?“

Es war Petrus, jener Mann, der Jesus als Fels für die Gemeinschaft der Heiligen auserwählt hatte. Petrus, der so viel verstanden hatte und so viel schneller als alle anderen reagierte, lag nun völlig falsch. Matthäus berichtet in Matthäus 26,52b - 54:

„Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken? Wie würde dann aber die Schriften erfüllt, dass es so kommen muss?“

Jesus weist Petrus darauf hin, dass er mit seiner Gewalttätigkeit, gegen Gottes Plan handelt. Sicherlich hatte Petrus es gut gemeint: Er wollte damit verhindern, dass Christus gefangen und später gefoltert und gekreuzigt wird. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat Petrus damit gegen Gottes Willen gehandelt. Aus seiner eigenen beschränkten Weltsicht versuchte er aus eigener Kraft richtig zu handeln – und handelte damit gegen Gottes Willen.
Dabei eifert Petrus für Jesus. Als Jesus von seinem Opfer am Kreuz für uns erzählte, meinte Petrus:
„Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!“ (Lukas 22,33b)
Ich denke nicht, dass dies nur eine sanguinische Aussage wahr: Petrus glaubte wirklich nicht nur, dass er dies tun könne. Er war wirklich ein Mann der Tat, der in der Vergangenheit bewiesen hat, wie Tatkräftig er war. Er ging allen mutig voran. So lief er sogar mit Jesus auf dem Wasser!

Es gab noch mehr Jünger, die mit ihrer Kraft und ihrer Gewalt Jesus vor seinem Opfertod bewahren wollten:

„Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!“ (Lukas 22,38)
Sie waren bereit für Jesus zu sterben und ins Gefängnis zu gehen. Mit all ihrer Kraft, mit all Ihren Schwertern hätten sie für Jesus drein geschlagen. Und Petrus führte es dann sogar aus, indem er einem Menschen das Ohr abschlug.

Darauf reagiert Jesus „Lasst es hierbei bewenden! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn“ (Lukas 22,51) Jesus heilte den Fehler von Petrus. Aber für Petrus kam es noch schlimmer. Er, der für Jesus in einen Krieg gezogen wäre, sollte wenig später Jesus dreimal verraten. Petrus musste lernen, dass es viel einfacher ist hasserfüllt drein zuschlagen und dabei zu siegen oder auch umzukommen (es gibt auch psychische Gewalt!), als ohne Waffengewalt und mit Liebe für den Nächsten und das Gute einzutreten. Wie viele Menschen sterben auch heute hasserfüllt, beim Versuch ihre menschlichen Feinde zu töten. Auch sie bringen nicht die Kraft auf, gewaltlos und in Liebe für das Gute einzutreten.

Unser seit dem Sündenfall krankes Herz sucht sich immer gerne einen Weg seine Bösartigkeit auszuleben. Was der andere falsch macht ist uns viel klarer, als was wir falsch machen. Darum rät Jesus, dass man zuerst seinen eigenen Balken vor dem Auge entfernen soll, bevor man den Spriesser im Auge des anderen entfernen will.

(Ich vermute, wir sehen sowieso bei unserem Nächsten nur die Spriesser, also die kleinen Holzzeile, die kleinen Sünden. Wenn wir uns bewusst werden, was alles in unserem Herzen steckt, dann werden wir auch entsprechend barmherzig mit den kleinen sichtbaren Sünden unseres Nächsten umgehen. Damit meine ich nicht, dass das, was wir am anderen sehen belanglos wäre. Aber diese Sünden, so schlimm sie sind, sind ja nur das Sichtbare, dahinter versteckt sich noch viel mehr. Aber das geht mich als Aussenstehender nichts an. Ich bin in erster Linie für die eigenen Abgründe in meinem Herzen zuständig. Ich muss diesen Balken von Gott bearbeiten lassen. Wenn ich so im Heilungsprozess stehe – aber eben immer noch gerechtfertigter Sünde – darf ich auch anderen Helfen, bei ihren offensichtlich sichtbaren Sünden. Aber es muss eine barmherzige Hilfe sein, die auch beim Durchtragen hilft. Dabei könnte es sein, dass unsere Herz sich dabei besser fühlen möchte, als der Nächste. Das ist dann unser Hochmut. Vielleicht wollen wir mit dieser Hilfe uns besser machen, als wir sind. Dann müssen wir auch diesen Balken zuerst Gott hinlegen.)

Unser Herz sucht sich also immer wieder Wege, seine für uns verborgene Bösartigkeit auszuleben. Dass tut es am liebsten, wenn wir glauben, die Bösartigkeit zu Recht anwenden zu können: „Dieser hat es verdient, dass ich ihm eins herunterhaue!“

Wirkliche Männlichkeit lebt uns Jesus Christus vor. Wie er klar und deutlich sagen kann: Warum handelst Du so an mir? Mit welchem Recht tust Du das? Oder wenn er hingeht und meine Sünden auf sich nimmt und so gewaltlos für den Teufel besiegt. Als zweiter Adam macht er den Fehler des ersten Adam wieder gut. Das konnte nur Jesus, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.

Jesus Christus stand für das Recht ein. Er liess sich vom Unrecht nicht zum Hass verleiten. Damit überwand er das Böse. Da kommen wir Menschen, die nicht wie Jesus Gott sind, an unsere menschlichen Grenzen. Und wenn ein Petrus hier an seine Grenzen kam, dann werde ich es sicherlich auch, denn ich bin viel wankelmütiger als es Petrus war. Vielleicht sind Sie cholerischer? Aber ich vermute, da Sie nicht Christus sind, können auch Sie das nicht aus eigener Kraft durchziehen.

Doch Jesus wusste davon. Ja, er sagte es Petrus voraus, dass es so kommen würde.
„Simon (= das ist Petrus), Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du dich der einst bekehrst, so stärke deine Brüder!“ (Lukas 22,31+329
Hier sehen wir ein klein wenig, wie Gott gewaltig arbeitet: Hier trifft sich Gottes Plan, die Prädestination und die menschliche Verantwortung von Petrus mit der Gott arbeitet.
Wer kann das begreifen? Wer kann es fassen?

Auf jedenfall liebt auf diese Weise Jesus den Petrus nach Hause in die Ewigkeit. Auf diesem Weg, der Jesus heisst, soll Petrus ein Diener seiner Brüder und Schwestern werden. Gerade durch diese schlimme Erfahrung seines Versagens hat Petrus die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in einem sehr tiefen Sinne erfahren. Seine Unfähigkeit hat ihm die Liebe Gottes umso bewusster gemacht und ihn für seinen Dienst für Gott und andere Menschen ausgerüstet.
Später, nachdem Petrus Jesus dreimal verraten hat und nachdem Jesus für uns am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist, fragt Jesus ihn auch dreimal, ob er ihn liebt. Dabei verwendet Jesus zuerst das Wort Agape. Während Petrus ein schwächeres Wort für Liebe, Phileo, verwendet (1). Beim dritten Mal, benützt auch Jesus das Wort von Petrus, Phileo, das schwächere Wort für Liebe. Dabei wurde Petrus traurig. Ein wahrer und ehrlicher Mann. Jesus liebt ihn mehr, als Petrus Jesus lieben kann. Aber darüber ist auch Gottes Gnaden.

Gebet

Lieber Jesus, lieber Heiland meines Herzens. Danke ist es nicht wichtig, was ich kann oder tue. Es ist wichtig, was Du tatest und tust. Und Du liebst mich – ohne Vorbedingung. Nichts muss oder kann ich für Dich tun, weil Du schon alles getan hast. Ich beuge mich vor Dir. Ich will mich nicht selber erlösen oder besser machen, sondern einfach zu Dir kommen, denn bei Dir ist Ruhe und Frieden, weil Du alles trägst und alles vergibst, weil Du alles bezahlt hast.
Dir allein gehört diese Ehre und ich möchte sie Dir geben. Nichts kann ich bringen. Alleine durch dich bin ich so frei, Dir völlig zu gehören. Du machst alles gut! Danke lieber Heiland!
Dein Reich komme. Hilf mir, dass ich in Dir, in Deiner Ruhe und Sicherheit wohne, damit Du wirken kannst und ich Dir nicht im Wege stehe. Bitte reinige und heilige alles mein Tun und Nicht-Tun.

Vergib mir jedes dumme Wort, jeden schlechten Gedanken, jede egoistische Regung: gerade auch in meinen Versuchen, es richtig zu machen. Und hilf mir, dass ich auch meinen Schuldern vergeben kann.

Danke ist es so! Amen!

Anhang

(1) Die Genferstudienbibel ist der Meinung, dass diese Auslegung möglich ist, aber nicht zwingend sei: „Erstens wendet Johannes diese Verben an anderen Stellen seines Evangeliums austauschbar an. Zweitens zeigen andere Aenderungen des Wortlauts in dieser Unterhaltung offensichtlich keinen Bedeutungswechsel an.“ (Seite 1756 Genferstudienbibel)

(2) Das Neue Testament lässt keinen Zweifel, dass wir Christen wegen unserem Glauben unrecht erfahren können. Paulus beschreibt es sogar als besondere Ehre für seinen Glauben an Gott verfolgt zu werden. Zum Glück sind wir auch aufgerufen, für unsere Regierung und unser Volk zu beten, damit wir ein ruhiges Leben führen dürfen. Aber das mit der Verfolgung ist ebenfalls eine Realität. Es gibt Stimmen, die meinen, dass heute weltweit soviele Christen verfolgt werden, wie es noch nie der Fall war. Man denke an den Exodus der Christen, aus sehr alten Kirchen im ehemaligen Stammgebiet des Christentums. Aber auch an vielen anderen Orten. In solchen Situationen ist es wichtig, dass wir der wahren Feind erkennen: Es ist nie der Mensch, der uns weh tut, sondern die Mächte, die dahinter stecken. Geistlich gesehen ist der Täter in einem gewissen Sinne selber ein Opfer (natürlich ist er auch für seine Tat vor Gott verantwortlich und Gott wird ihn gerecht richten, wenn er die Vergebung von Jesus ablehnt.). Aber er ist auch ein Opfer, das verblendet ist, wie wir, bevor uns Jesus unsere Sünden zeigte. Und die Herausforderung ist nun an uns, nicht wieder in das alte hasserfüllte oder überhebliche Verhalten zu geraten.
Darin sehen wir die Brisanz dieses Thema! Die Lösung ist zu Jesus gehen. Trost bei ihm erfahren. Gottes Recht verstehen. Den eigenen Anteil an den Problemen erkennen und angehen. Vergebung von Gott akzeptieren und auch Vergebung gewähren lernen. Versöhnung mit Gott leben und versöhnt leben, selbst wenn andere keine Versöhnung wollen. Ein grosses Uebungsfeld bis Jesus wiederkommt!

(3) Es ist normal auf dieser Welt, dass wir Fehler machen. Sie zu verdrängen mag kurzzeitig die einfachste Lösung zu sein. Vor allem unser selbstverliebter Stolz ernährt sich davon. Längerfristig tut es unserer Psyche aber nicht gut. Darum ans Licht mit dem Misst, d.h. vor Jesus alles bringen (schlechte und gute Werke). Gott und die Engel wissen es sowieso schon (nach Johannes Calvin: Daher ist es unvernünftig, es verstecken zu wollen. Und was kann uns besseres geschehen, als dass es uns vergeben wird?). Und dort bei Jesus ist die Lösung, weil er dafür gestorben ist. Daher können wir immer wieder neu anfangen. So oft wir auch fallen:

Denn Fallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Aufstehen ist himmlisch!!!!

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