Freitag, 6. März 2015

Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Universität Zürich


Ein interessantes Porträt über ihn findet sich auf Seite 16 und 17 im ideaSpektur 05.2015. Er ist ein Theologe, der das Leben aus verschiedenen Fassetten erlebt hat. So hat er mit 19 Jahren eine Krebsdiagnose erhalten. 

Nun mit 50 Jahren möchte er etwas kürzer Treten: "Ich machte die Rush Hour meines Lebens durch." Kürzer treten bedeutet, dass er ein für mich sehr erfreuliches Thema angehen will. Ich zitiere:

"Er will jetzt 'ein einjähriges Fasten ausrufen': Keine Vorträge mehr. Dafür endlich Zeit haben zum Bücherschreiben. Er möchte dem Gemeindeverständnis nachforschen, das stark geprägt sei von der Zürcher Reformation, aber auch mit dem helvetischen Hintergrund zusammenhänge. Eine ausgeprägte Kultur von unten nach oben. Doch diese Kommunen seien heute gefährdet - nicht nur die kirchlichen, sondern auch die Schul- und die politischen Gemeinden. 

'Es geht um den Zusammenhalt, um ganz Grundsätzliches.'"

Meine Gedanken dazu:
Reformierte Theologie entstand in der Auseinandersetzung mit vorallem kirchlichem Machtmissbrauch. Man entdeckte die Ekklesia (= Kirche, Gemeinde, im Französischen: église) als Gemeinschaft der wahlberechtigten Verantwortlichen. Daher haben alle reformiert geprägten Länder diese dynamische Kultur von unten nach oben. Es mag im Kanton Bern etwas hierarchischer zu und her gegangen sein. Dafür sind sie bis heute gemütlicher. Aber  Ausnahmen bestätigen die Regeln... Zudem waren es dort eher verschiedene mächtige mit sich konkurrierende Familien, die die Macht ausbalancierten.

Ich denke, es wird auch durch die Tendenz von Gemeindezusammenlegungen (politische Gemeinden) dieser Trend der Nähe der Politik und dem System von unten nach oben leider entgegen gearbeitet. Es gibt geradezu eine Tendenz des Zentralisierens und Professionalisierens. Oft mit dem Argument man fände keine Ehrenamtliche mehr - oder es sei professioneller und billiger. Tatsächlich aber sehen wir vielleicht eine Form der Europäisierung, d.h. Angestellte in weiter Entfernung übernehmen die Verantwortung. Dabei sind Entscheidungen und Problemlösungen vor Ort normalerweise effektiver und billiger. Zudem muss der Staat immer mehr Aufgaben übernehmen. Gleichzeitig gibt es eine starke Stossrichtung, die Steuern zu senken.

Selbst die Kirchen, welche sich im schweizerischen Kirchenbund zusammengeschlossen haben (Landeskirchen und einige wenige Freikirchen), wollen sich nun zu einer Kirche zusammenschliessen. (Es nimmt mich wunder, ob die methodische Kirche und die reformierte Freikirche in Genf da mitmachen?(1)) Es geht dabei sogar darum, dass dann ein Bischof  ausgerufen wird (2). In ihrer Konsequenz würde diese Kirche dann auch keine reformiert-evangelisch mehr sein, sondern nur noch eine evangelische. Zumindest hat man über diese Namensänderung diskutiert. (3) Ehrlich wäre es, da ja keine der reformierten Glaubensbekenntnisse angewandt werden. Oder wie es der Präsident des Schweizerischen Kirchenbundes, Herr Locher, einmal sagte: Die Bekenntnisfreiheit ist manchmal schwer von der Bekenntnislosigkeit zu unterscheiden. 

Laut Herr Ralph Kunz sei die reformierte Kirche in Zürich noch nicht so schlimm dran, wie die schottische: 

"'Schottland säkularisiert sich stark, die presbyterianische Kirche hat in den letzten 30 Jahren massiv Mitglieder verloren.' In der Schweiz seien wir noch nicht ganz so weit."

Ich kenne zwei Schwestern, die mit einem Alter von gut 90 Jahren noch in ihrem eigenen Haus leben. Sie meinten zur sozialen Entwicklung: "Ihr werdet es noch schwer haben." Ich hoffe, sie irren sich. 

Anhang:
(1) "Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK ist der Zusammenschluss der 24 reformierten Kantonalkirchen, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Église Évangélique Libre de Genève in der Schweiz." aus 
http://www.ref.ch/die-reformierten-kirchen/kirchen-institutionen/kirchenbund/

(2) Der Basler Kirchenratspräsident hat im Kirchenboten ebenfalls für ein Bischof geworben. Hier zu lesen: http://www.kirchenbote-online.ch/dedi/projekt01/index.php?idcatside=50&nid=2556
Meiner Meinung nach versteht die alte reformierte Theologie den Bischof als Aeltester. Die Gemeinde wird von einem Aeltestenrat (oder Kirchenpflege) geleitet. Einer der Aelteste hält dabei den Vorsitz und setzt das um, was gemeinsam beschlossen wurde. Wobei natürlich die Kirchgemeindeversammlung dieses Gremium wählt und damit die Oberaufsicht hat.
Calvin äussert sich in der Insitutio in etwa so. Wobei er der Meinung ist, dass für Ueberregionale Fragen, überregionale Räte, Synoden in der alten Kirche eingesetzt wurden. 

(3) Ich habe soeben die Schriften gesucht, wo dies berichtet wurde. Aber ich fand sie nicht mehr (Wahrscheinlich schon im Altpapier). Auch auf den entsprechenden Homepage des Kirchenbundes und des Kirchenbotes fand ich nichts. Was ich aber fand, ist unter:
http://www.reformiert.info/artikel_12725.html    zu finden.
Hier sieht man, wie über dieses Vorhaben gestritten wurde: "


SEK-Reform wirbelt die Kirchen auf
Kirchenbund/ Die geplante Zentralisierung der Schweizer Reformierten gefällt nicht allen Kantonalkirchen."
Dieser Beitrag vom 26.6.13 ist nicht ganz aktuell.

Nun fand ich doch etwas: 
http://www.ref.ch/gesellschaft-politik/reformierte-erhalten-gesamtschweizerisches-parlament/

Dies ist nun aktueller: 4.11.14 (das so etwas nicht in den Zeitungen kommt? Ist dies keine Meldung mehr wert? Oder habe ich sie nur nicht gesehen?:

"Die Reformierten Kirchen der Schweiz beschliessen die Errichtung einer Schweizer Synode. Kirche ist auch national – dieses Zeichen setzte die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes in Bern."

Interessant ist dabei ein Leserbrief von einem, der für etwas anderes gestummen habe: Hansruedi Haru Vetsch:

"Ich glaube, ich war an einer anderen Abgeordnetenversammlung des anderen SEK, als die Reformierte Presse. Bei meiner Abgeordnetenversammlung haben wir kein neues Parlament/Synode beschlossen. Bei meiner Abgeordnetenversammlung wurde zum Kirche-Sein beschlossen: 
Die Abgeordnetenversammlung stimmt den folgenden Grundaussagen zum gemeinsamen Kirche-Sein zu:
a. «Die evangelisch-reformierte Kirche lebt als Kirchgemeinde (bzw. kirchliche Orts- oder Regionalstruktur), als Mitgliedkirche (bzw. Kantonalkirche) und als Kirchengemeinschaft.»
b. «Unsere Kirchengemeinschaft ist gesamtschweizerisch.»
c. «In Ergänzung zu den Synoden der Mitgliedkirchen hat die Kirchengemeinschaft eine Schweizer Synode.»
d. «Die Kirchengemeinschaft wird synodal, kollegial und personal geleitet.»
Das ist ermutigend und wie bei der "anderen Abgeordnetenversammlung" ein Meilenstein."
Es sieht so aus, dass vom eigentlichen Vorhaben sicherlich nur ein Teil umgesetzt worden ist. Irgenwie habe ich den Eindruck von einem Durcheinander. Aber vielleicht ist es auch der Ausdruck, dass man lieber von unten eine Reform hätte. 

Ich würde mir eine Reformation von ganz innen wünschen: Indem man die Bibel liest und Gott bittet dadurch zu reden. Dann kämen neue Impuls von ganz oben durch unten. (Die einzelnen Glieder würden zusammen wirken.) 

Dies  ist möglich. Gerade letzthin hatten wir eine interessante Diskussion. Dabei haben wir das Weltgeschehen sehr stark unterschiedlich gesehen. Danach lasen wir die Bibel. Aus einem Kapitel wurden drei Kapitel des Römerbriefes. Und wir bekamen von Gott Impulse, wo wir uns fanden und die unterschiedlichen Sichtweisen nicht mehr so wichtig waren.

So häftig habe ich dies auch einmal mit einer asiatischen Frau erlebt. Da ging es um unterschiedliche religiöse Betrachtungen. Sie sagte ihre Meinung und ich die meine. Ich wusste bereits etwas über ihre Haltung, da ich sie in einer Freikirche heftig mit einem Prediger und einem Aeltesten streiten sah. Rein theologisch war es wirklich anspruchsvoll. Ihre Haltung war eine Mischung aus vernöstlichem Gedankengut und biblischen Verständnis. Auf jedenfall schien es mir, dass sie wirklich das Wirken des Heiligen Geistes erlebt hatte. 
Also erklärte sie mir, wie sie den Menschen und Gott und die Welt sah und ich erzählte ihr meine Sicht. Dann lasen wir die Bibel und durften dabei dieses Sprechen von Gott erleben. Gemeinsam erkannten wir, wie es Gott gemeint hatte. Wir fanden Einheit, die Gott schuf. Es war so schön.  

Ein Wunder? 

Augustinus sprach über kleine Wunder und grosse Wunder: Wir sind eigentlich täglich von grossen Wundern umgeben. Die kleinen Wunder, dass seien Heiligungen und so. Die grossen Wunder aber, dass wir jeden Tag aufstehen können. Sehen können. Leben dürfen. Diese Wunder, sind immer da. Gerade ihre scheinbare Selbstverständlichkeit ist zu bestaunen.

Gebet:

Herr hilf uns, dass wir mit offenen Augen durchs Leben gehen. Dass wir Deine Wunder sehen können. Deine Liebe zu uns. Dein Wirken. 
Danke Herr, für Deine vielen Gaben. Dein Durchtragen. All das, was Du mir gabst und laufend  gibst. Die Fähigkeit zum Denken und arbeiten. Die Fähigkeit zu Ruhen und zu geniessen. Und so viel mehr. Danke für jedes gute Wort! Und danke bist Du  grösser als jedes böse Wort.

Amen




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