Donnerstag, 14. April 2022

Prädestination kann nur innerhalb des Wortes Gottes verstanden werden: Prädestination und Verantwortung // Prädestination und Gebet bei Johannes Calvin DASS hilft auch gegen Machtmissbrauch!

 Beim vorangehenden Blogbeitrag haben wir einige wenige Zitate von Johannes Calvin gehört. Dabei fiel sicherlich der immer wieder erwähnte Bezug zur Vorsehung auf. Calvin lehrt ganz selbstverständlich Gottes Allmacht (= Prädestination) und unsere Verantwortung. Dazu gehört auch unsere Verantwortung im Gebet und die erstaunliche Antinomie. Also die für unseren Verstand gegensätzliche Aussagen: Gottes Allmacht und unsere Verantwortung. Eine Verantwortung, die wir seit dem Sündenfall nicht mehr erfüllen können. Auch im Gebet können wir nicht so beten, wie wir sollten. Aber wie wir in Gnaden errettet wurden, so erfüllt auch Jesus unsere Heiligung und unser Gebetsleben. Hierzu meine vorangehender Blog.)

Was sagte Calvin nun konkret zum Thema der Prädestination? Hier ein kleiner Auszug daraus:

Institutio III,21,2



Dieser Satz sticht heraus:

Auch sollen wir uns nicht schämen, in einer solchen Sache etwas nicht zu wissen, in der es eine wohlgelehrte Unwissenheit (docta ignorantia) gibt!"

Diese Gedanken führen uns zu Dankbarkeit und zur Anbetung Gottes! 

Und es erklärt natürlich auch, warum Calvin so gegen Machtmissbrauch schrieb: Machtmissbrauch rührt aus unserer Ursünde her: Wir wollen der Massstab sein. Wir wollen, wie Gott sein! Und das ist unser grosses Unglück, unsere Hölle.

Hierzu eine Auslegung (nur ein Auszug) von Johannes Calvin zu Daniel 6,12-16:

"Den Königen ist ihr Ansehen so wichtig, dass sie ein böses Unternehmen am liebsten zu Ende führen, auch wenn ihr Gewissen ihnen Schuld gibt. Auch wenn sie ganz deutlich vor Augen sehen, was recht ist, so ist das kein ausreichender Zügel, um sie in Schranken zu halten, wenn der Ehrgeiz sie nach der anderen Seite zieht und sie nur darauf bedacht sind, dass ihr ruf bei den Menschen nicht leidet. Darius hatte den guten Willen, Daniel zu retten, wenn es sich nur mit seinem guten Ruf vertrüge und den Gewaltigen gefiele. Aber auf der einen Seite hatte er Angst vor einer Verschwörung der Fürsten und auf der anderen fühlte er eine törichte Scham im Gedanken an den Vorwurf des Wankelmuts, der ihm gemacht werden könnte ..."

Calvin nimmt auch Bezug auf Pilatus, der eigentlich Jesus freilassen wollte ...

Ist vielleicht heut Präsident Putin in einem ähnlichen Dilemma?

"Das ist gar nicht verwunderlich; denn das einzig Sichere und Feste, auf das wir uns stützen können, um unerschrocken unsere Pflicht zu erfüllen und alle Furcht zu überwinden, ist der Glaube. Darius überantwortete den Daniel dem Tode. Da sieht man, wie selbst die Könige den verdienten Lohn für ihre Hoffart davontragen, indem sie wie Sklaven ihren Schmeichlern gehorchen müssen. Darius erwartet eine Stärkung seiner Königsgewalt davon, wenn er den Gehorsam aller seiner Untertanen auf diese Weise auf die Probe stellte; er glaubte sich also Göttern und Mensche überlegen, wenn er diesen Gehorsam fand. Wenn aber die Könige sich allzusehr erheben, so setzen sie sich der Schmähung aus, so dass sie die Knechte ihrer Knechte werden. Wer bei den Königen in Gnaden stehen will, der gibt ihnen in allen dingen recht und betet sie an, aber dann sind die Könige die reinen Götzenbilder - und was haben sie als solche noch für Freiheit? Autorität haben sie dann nicht mehr, und sie können sich nicht einmal mehr auf ihre besten Freunde verlassen, überall haben sie Wächter um sich, und selbst der ärmste Gefangene im Kerker, wenn er auch drei oder vier Wächter hat, ist freier als die Könige. Aber das ist Gottes  gerechte Strafe; denn wenn sie nicht im Rang und Stand der MEnschen bleiben, sondern sich über alle Wolken erheben und Gott gleich sein wollen, so müssen sie zum Spott werden. Sie machen sich auf diese Weise abhängig von ihren Dienern und wagen von sich aus nichts zu tun, haben auch keinen Freund mehr. So musste auch Darius wider Willen seinen Fürsten gehorchen; denn er hatte vergessen, dass auch er nur ein sterblicher MEnsch war, und wollte Gott seine Herrschaft rauben, ja, ihn gleichsam vom Himmel herabziehen. denn wenn es einen Gott im Himmel gibt, so muss man zu ihm beten, das aber hatte Darius verboten, und damit hatte er Gottes Macht, soviel er konnte, zunichte gemacht. Nun muss er seinen Untertanen zu Willen sein."  (Seite  463 bis 464)




Somit hilft die biblische Prädestinationslehre auch gegen Machtmissbrauch: 

Denn es gibt Dinge, über die wir Menschen nicht verfügen können und darum Freiheit gewähren müssen. Dazu gehört die Bekehrung zu Gott. Und dazu gehört natürlich auch die uns von Gott anvertraute Macht! Denn nicht nur Könige können ihre Macht zu ihrem eigenen Unglück und Schaden der Gesellschaft missbrauchen.

Nebenbei erwähnt: Gerade Menschen, die Machtmissbrauch erlebt haben, müssen ebenfalls aufpassen, ihre Macht nicht zu missbrauchen. Gerade die Angst, wieder Machtmissbrauch zu erfahren, kann dazu führen, dass man alles kontrollieren will. Und dieses alles Kontrollieren kann sehr schnell zu Machtmissbrauch führen.

Was hilft dagegen? Vertrauen auf Gott. Und hierzu gehört der Glaube an seine Allmacht und Prädestination! Er hat uns erwählt, vor Grundlegung der Welt. Er lässt das Schlimmste zu unserem Besten verwandeln, auch wenn wir es nicht immer verstehen. Und ja, es ist hier in der Zwischenzeit ein noch Warten, Glauben und Hoffen. Aber wenn Jesus wiederkommt, werden wir nicht mehr glauben und hoffen, sondern nur noch lieben. Dann wird das, was wir in Christus erwarten und als Vorschüsse hier schon haben, zur vollen Reife erscheinen.


Letzten endlich, hilft uns die biblische Prädestinationslehre in Christus zu ruhen. Daraus erklärt sich auch, wie man in aller Arbeit und Mühe in Christus ruhen kann, d.h. im Shalom, der täglichen Sabbatruhe seit Jesus zum ersten Mal als Mensch kam, leben darf. Natürlich im eschatologischen "Schon-jetzt-und-noch-nicht-Aspekt" bis wir in Jesus Christus auferstehen oder verwandelt werden.

Die biblische Prädestinationslehre ist der tiefe Ausdruck der Gnade Gottes zu uns!

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PS: Vielleicht schwang bei Darius auch eine gewissen Gesetzestreue mit, als er  Daniel verurteilte, da er ja laut ihrem menschlichen Recht sein Wort nicht mehr zurücknehmen durfte. So genau wissen wir dies. Calvin geht auf diese Möglichkeit in diesem Kommentar nicht ein. Aber auch dann hat sich Darius in seinem überheblichen Stolz in dieses Problem hineingeritten. Und es wäre wohl vor Gott besser gewesen, wenn er lieber selber die Strafe getragen hätte, als sie an Daniel vollziehen zu lassen. Die Frage ist, welche Strafe er bei Bruch seines Wortes hätte tragen müssen: Gefängnis? Sicherlich auch Schmähungen. Aber, wenn er sich selber unter das Gesetz gestellt hätte, wäre die Angst einer auflösenden Tendenz der Rechtsprechung gebannt gewesen. Und ich könnte mir vorstellen, dass längerfristig Darius glaubwürdiger geworden wäre und er dadurch mehr Autorität erlangt hätte. Denn es gibt ja eine offizielle Autorität und eine inoffizielle. Zudem gibt es eine Erzwungen Machtausübung und eine Machtausübung, die man freiwillig von den anvertrauen Menschen erhält. Inoffizielle Autorität und die freiwillige Übertragung von Macht, wird durch Glaubwürdigkeit gefestigt (und es braucht natürlich auch reife Menschen, die damit umgehen können –  und zwar bei allen, bei den Mächtigen und den weniger Mächtigen.)

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