PS:
S. 274:
„Das Evangelium hat die Korruption
geheilt, und das ganz ohne diktatorische Staatsformen und ohne schnelle und
brutale Justiz nach islamischer oder marxistischer Art.“
S. 275
„Die Frage ist: Warum beteiligen sich die
meisten Christen in nicht-protestantischen Kulturen ohne erkennbares
Schuldbewusstsein an der Korruption? Wenn die Braut Christi Kompromisse mit dem
Bösen eingeht und anfängt, als Satans Mätresse zu leben, gebiert sie den Tod.
Der Ruf, sich gegen Korruption zu stellen, ist schlicht und einfach ein Ruf an
die Gemeinde, die Braut Christi zu sein, die Frucht des Geistes hervorzubringen
und eine Art von Heiligkeit zu gebären, die über menschliches Vermögen
hinausgeht.“
Auf die Problematik des Drucks in sehr
korrupten Ländern Bestechungsgeldern zu zahlen, meint Mangalwadi:
„Es ist grossartig, ein Waisenhaus zu
bauen, aber müssen Sie um Ihrer Kinder willen nicht auch eine Nation bauen, in
der sie einmal in der Lage sein werden, einen Job zu finden, ohne jemanden zu
bestechen, und mit Integrität, Würde und Stolz zu leben?“
Gerade in sehr korrupten Gesellschaften
ist das aber nicht einfach. Dann bekommt man unter Umständen kein Wasser, weil
man keine Bestechungsgelder zahlt. Es scheint mir, in korrupten Ländern handelt
es sich um Schamgesellschaften. Mangalwadi umschreibt ganz praktisch wie
Schamgesellschaften funtkionieren: Sünde, also auch Korruption darf gelebt
werden, solange es nicht ans Licht kommt. Das führt zu irrsinnigen
Verhaltensmustern. Können so nicht auch gewisse Ehrenmorden erklärt werden?
Oder man denke, wie sogar die eigenen Kinder die Verbrennung Ihrer Mutter
anstreben, wenn sie Witwe wurde, die sogenannte Sati, um die Ehre der Familie
zu „retten“ oder sogar zu „fördern“.
Ganz anders wird es, wenn eine
Gesellschaft erkennt, dass die Scham nicht das Schlimmste ist. Wenn sie weiss,
dass Jesus Christus für ihre Sünde gestorben ist. Nun darf man zu seinen Sünden
stehen und sie Christus hinlegen und wissen, dass Jesus am Kreuz dafür gestorben ist. Nun wird man frei von
der Scham, von der Sünde und vom sich verstecken und verstellen müssen.
„Korruption ist die Antithese zum
Gedanken einer freien (ohne Zwänge funktionierenden) Wirtschaft, der aus der
Rückkehr zu einer biblischen Spiritualität durch die europäische Reformation
erwuchs.“ (S. 280)
„Nicht hat die Würde des ‚Souveräns‘
(also des Bürgers) der Republik Indien so sehr verletzt wie die Korruption im
indischen Staatswesen.“ (S. 280)
„Wenn man gezwungen ist,
Bestechungsgelder zu zahlen, ist man kein freier Bürger mehr. Man akzeptiert
den Status eines dressierten Tieres, das für andere arbeitet und wirtschaftet,
aber nicht für sich selbst.“ (S. 281)
„Korruption wäscht wie ein Krebsgeschwür“
(S. 281)
„“... bis schliesslich auch Ihr Propheten
(die Presse) und Gemeindepriester (einschliesslich) mancher Bischöfe
christlicher Konfessionen) korrupt sind.“ (S. 282)
„Für die ‚Mächtigen‘ ist Korruption ein
Vorteil. Die ehrlichen Leute dagegen nehmen war, dass ehrliche, harte Arbeit
ein Nachteil ist.“ (S. 282)
„Korruption ist eine landesfeindliche Aktivität
und eine Sünde gegen Gott“ (s. 283)
„Bestechung stellt die Liebe zum Geld
über die Nächstenliebe.“ (S. 283)
„Korruption wurzelt in Habgier.“ (S. 285)
Auf Seite 284 beschreibt er, wie der
Sozialismus die Korruption in Indien gefördert hat. „Der Kapitalismus begrenzt
die staatliche Macht und vermindert dadurch die Gelegenheiten zur
Vorteilsnahme. Wo private Unternehmen im freien Wettbewerb miteinander stehen,
müssen die Kunden niemanden bestechen. An Privatschulen zum Beispiel wird meist
besser unterrichtet. Doch wie Amerika gerade feststellt, ermuntert der
Kapitalismus dazu, Eigeninteressen zu verfolgen. Insofern ist er an sich alles
andere als eine Ideologie, die Moral fördert.
Um moralisch zu bleiben und dabei
erfolgreich zu sein, braucht das kapitalistische Wirtschafssystem eine
kulturelle Kraft – eine Kirche, eine Heilige Schrift, ein Bildungssystem – die
beständig die moralische Muskeln einer Gesellschaft stärkt.“ (S. 284) (Der
Calvinismus, klassische reformierte Theologie, Puritaner und calvinistisch
geprägte Baptisten machten gerade das nicht schlecht. Gerade durch die
moralische Beschränkung, welches gegen den Sozialdarwinismus steht, konnte sich
der Kapitalismus so gut in reformiert geprägten Ländern entwickeln. Die
Schattenseiten waren Verletzungen der moralischen Grenzen, die mit der Idee des
Überlebens des Stärkeren sogar noch instrumenalisiert wurden. Ein Streben nach
Glück, dass auch die anderen nicht vergisst, funktioniert viel besser, als ein
rein narzisstisches und egozentrisches Handeln.)
„Viele kleine religiöse Klöster,
Ordensgemeinschaften und Kommunitäten funktionieren effektiv ohne
Privateigentum, nach streng sozialistischen Prinzipien. Sie zeigen, dass mit
einer richtigen Spiritualität sogar der Sozialismus funktionieren kann, zumindest
im kleinen Masstab.“ (S. 284) Ich würde noch anfügen: Es gibt auch noch
Zwischenlösungen wie die Genossenschaft, welche in der Schweiz eine alte
Tradition hat. Die Schweiz selber nennt sich sogar Eidgenossenschaft. Bis heute
gibt es kleine und auch sehr grosse Genossenschaften in der Schweiz, die
demokratisch wirtschaftliche Ziele für ihre Genossenschafter erreichen. Auch
der Verein ist ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Oft eher im geselligen
Rahmen, der aber auch kaufmännische Ziele erreichen kann. Dies wird sogar von
Treuhändern in der Schweiz oft vergessen, so stark ist die Fixierung auf
Aktiengesellschaften und GmbH’s.
„Habgier ist eine Haltung, in der sich
eine mangelnde Gotteserkenntnis widerspiegelt, ein Mangel an Glauben am unseren
liebevollen und fürsorglichen himmlischen Vater, ein Mangel an Zufriedenheit
und Dankbarkeit. Die Sünde geschieht also im Innern – in unserem Herzen –,
bevor sie sich nach aussen hin in der Tat manifestiert.“ (S. 285)
„Korruption wurzelt in dem unbiblischen
Gedanken, Macht sei ein Freibrief für persönliche Privilegien“ (S. 286)
„Korruption blühet, wenn wir aufhören,
Gott zu fürchten“ (S. 288)
„Die Kommunisten dachten, die Völker
durch bewaffnete Revolutionen umwälzen zu können, mussten aber feststellen, dass
Revolutionen nicht gleich Reformen sind – so wenig, wie Unkrautjäten dasselbe
ist wie Gartenbau. Die Wurzeln der Korruption reichen tiefer als bis zu
einzelnen führenden Persönlichkeiten und Regimen.
Durch die Entthronung der Herrscher oder
die Zerschlagung eines ‚Systems‘ entsteht selten etwas nachhaltig Gutes. Das
Böse wurzelt in unseren Herzen und Gedanken (Markus 7,21). Letzten Endes ist es
unser Innenleben – unsere Denkvoraussetzungen und Werte, unsere Weltanschauung,
unsere Wünsche, Emotionen und Einstellungen
– sowie unsere Beziehungen, die transformiert werden müssen. Die Kommunisten
konnten das Utopia nicht erschaffen, das sie sich erhofft hatten, weil
verschiedene Glaubenssysteme zu verschiedenen Resultaten führen.““ (S. 290–291)
Ich würde die Frage stellen, um die
Korruption zurückdrängen zu können:
Wie schaffen wir es, das wir aus unserer
Schamgesellschaft eine Gesellschaft schaffen, die die Wahrheit und das Recht
sucht? In Europa sind (oder vielleicht immer mehr waren) die protestantischen
Ländern Gesellschaften, die die Schamgesellschaft hinter sich liessen.
Lutheranern mögen dabei eher eine hierarchischere Form angewandt haben, die das
Gesetz und die Regierung nahe beieinander sahen und dadurch weniger bis gar
nicht Demokratien gefördert haben, während Reformiert geprägte Länder – wie
schon der älter Calvin – das Problem auch bei den Regierungen und Königen sah
und daher eher Machtkontrollen auch bei den Mächtigen vorsahen und so
schlussendlich eher demokratische Formen der Regierungen anstrebten. Zudem
betonten Reformierte mehr die allgemeine Priesterschaft der Gläubigen, was die
„Laien“ dadurch automatisch viel mehr in alles einbezogen als es Lutheraner
taten. Ab 1900 führte das sogar dazu, dass die deutschen Lutheraner die
reformiert geprägten Länder wegen ihrer Demokratie angriffen. Sie sahen dieses
„Problem“ vor allem in den angelsächsischen Ländern, die durch den Calvinismus
geprägt waren. Also gewissermassen:
Calvinismus gleich Demokratie. Mangalwadi ist wohl als Inder, der auch
in den USA war, durch dieses christliche Verständnis von Demokratie geprägt und
daher differenziert er hier nicht. Dietrich Bonhoeffer behauptete sogar, dass
nur die vom Calvinsismus geprägten angelsächsischen Christen Demokratien
hervorbrachten, so stark war er als Deutscher von der hierarchischen Prägung
geprägt. Dabei vergass Bonhoeffer die Niederlande, die Schweiz und andere
Länder. Aber ob lutherische oder reformierte (calvinistische) Reformen, beide
erreichten, dass die Scham besiegt wurde und die Freiheit des Rechts die
Gesellschaft befreite. Dabei dünkt es mich, dass die reformierte Version etwas
näher an der biblischen Wahrheit ist und daher dies noch besser zur Geltung
brachte.
Zurück zur Frage: Wie schaffen wir es,
die uns versklavende Scham loszuwerden?
Es ist das Kreuz!
(und dazu könnten wir auch Luthers
Kreuzestheologie betrachten!)
„Das Kreuz ist das Emblem einer
christlichen Kultur. Der Wandel durch das Kreuz begann in England mit der
Generation, die die Magna Carta von 1215 verfasste. Henry de Bracton, Englands
berühmtester Richter jener Zeit, legte die Bedeutung des Kreuzes aus. Das Kreuz
bedeute, so sein Argument, dass Gott wolle, dass auf Erden Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit herrschen, nicht brutale Gewalt. Gott hätte ja seine Macht auch
gebrauchen können, um Satan und seine Werke zu vernichten, sagte de Bracton,
aber stattdessen benutzte er das Kreuz, um Satan zu besiegen. Das Kreuz steht
unter anderem als Symbol für das Mittel, das Gott anwendet, um die Menschheit
von der Sünde, einschliesslich der der Korruption, zu erlösen.“ (s. 291)
Nun vergleicht Mangalwadi auch, wie
christliche Länder und islamische Länder mit Korruption umgehen. Dabei geht er
auch auf Imran Khan ein, ein pakistansicher Kricket-Star, der zum Politiker
wurde. Dabei fällt die Härte des Islams auf. .
„Das Kreuz löst das philosophische
Dilemma der hebräischen Propheten auf. Gott ist heilig. Das Moralgesetz ist
real. Gott wird über die Sünde richten (und hat über sie gerichtet). Aber der
heilige Gott muss die Sünder nicht vernichten, weil Jesus Christus die Sünde
der Welt auf sich genommen hat. Vergebung ist möglich. Unser Gewissen muss uns
nicht verdammen, denn unser Richter bietet uns Vergebung an. Dank dem Kreuz
Christi haben wir jetzt eine feste empirische, historische und philosophische
Grundlage dafür, eine absolute Moral zu bejahen, ohne von ebendiesem
Moralgesetz verdammt zu werden.“ (S. 294)
„Das Kreuz macht das Dienen zur wahren
Quelle der Macht und verwandelt die Demokratie in eine Meritokratie.“ (S. 295)
Jesus gab seinen Jüngern eine ganz andere
Macht, als sie es erwartet hätten. Das hat auch etwas mit der Überwindung der
Scham zu tun. Nun dürfen wir uns auslachen lassen, weil wir Gott mehr fürchten
als die Menschen. Am Kreuz wurden wir von der Versklavung der Sünde und auch
von der Versklavung der Scham befreit! Auch dies ist ein wichtiges Verhalten,
um die Korruption zu überwinden. Zudem ermöglicht es uns, auch weniger reich zu
sein, ohne uns schämen zu müssen. Manchmal kann es heissen, dass wir weniger
haben werden, wenn wir nicht korrupt handeln. Daher braucht es diesen Mut und
diese Sicherheit.
Mangalwadi spricht nun von den Jüngern
von Jesus:
„Die Macht, die er ihnen verschaffen
wollte, war nicht die Macht, über andere zu herrschen. Es war auch nicht die Macht,
andere auszubeuten und zu unterdrücken. Sondern es war die Macht, sich selbst
für andere zu opfern.
Der Apostel Paulus hat das Wesen des
Reiches Gottes auf unvergessliche Weise zusammengefasst:
„Seht auf Jesus Christus:
Obwohl er in göttlicher Gestalt war,
hielt er nicht selbstsüchtig daran fest,
Gott gleich zu sein.
Nein, er verzichtete darauf
und wurde einem Sklaven gleich:
Er nahm menschliche Gestalt an
und wurde wie jeder andere Mensch
geboren.
Er erniedrigte sich selbst
und war Gott gehorsam bis zum Tod,
ja, bis zum schändlichen Tod am
Kreuz. (Philipper 2,5–8)
(S. 297 und 298)
Mangalwadi beschreibt dann, wie er als
dreizehnjähriger Junge von Pandit Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister
begeistert war. Dieser Premierminister empfand sein Amt als ‚Erster Diener‘.
Das war ein Ausdruck von demokratischer Führung, die durch das Kreuz von Jesus
geprägt war. Und das ist ganz unabhängig davon, ob Pandit Nehru Christ war oder
nicht. Wahre Demokratie ist viel mehr als demokratische Strukturen. Sie lebt
vom Geist des Dienen Wollens. Von Leitern, die gute Hirten sind und dienen. Die
ihre Eigeninteressen hinter sich stellen und schauen, was zum Wohle der
Gemeinschaft zu tun ist. Eben: Der Erste Diener sein. Das konnte sogar in
Preussen ein König von sich sagen, der im engeren Sinne nicht Demokrat war.
Jede Demokratie steht in der Gefahr durch den Eigennutz in Unordnung zu
zerfallen. So war schon die Demokratie im klassischen Athen nicht nur ideal.
Platon war von ihren Schattenseiten so sehr abgestossen, dass er sich eine
elitäre Leitung der Fähigsten ausdachte, die von einem Philosophenkönig geführt
wird, der der fähigste von allen sein sollte. Das war ein Gegenprogramm zur
Demokratie, die sich dann in der Person von Alexander dem Grossen auch verwirklichen
liess. Echte Demokratie ist aber noch mehr: Es ist ein gemeinsames Suchen nach
der Wahrheit. Eine Form des Gehorsams, wo alle aufeinander hören und – wenn es
eine biblisch geprägte Demokratie ist – ein gemeinsames Suchen nach dem Willen
Gottes ist. Dazu kann auch gehören, dass eine Person ganz individuell auf der
Basis der Bibel sehr kritisch wird. Dieses prophetische Amt finden wir in der
Bibel immer wieder: Jemand ohne religiöse und politische Macht trifft die
Wahrheit und die Gesellschaft hat nun die Wahl, diese umzusetzen oder eben
nicht. Gerade in Schamgesellschaften droht einem solchen Propheten eine grosse
Gefahr, da er es wagt die Scham aufzudecken. Das führt manchmal zu Ausgrenzung.
Manchmal auch zum Tode des Propheten. Die alten US-amerikanischen Western
liessen solche Propheten immer wieder aufstehen, indem einer gegen das Unrecht
aufstand, während viele andere sich vom Unrecht gefangen nehmen liessen.
Journalisten wären heute ebenfalls Propheten …
Hier erklärt sich dann auch, war die reformierte
Theologie die Demokratie förderte: Jesus Christus sollte regieren und nicht
Menschen. Eigentlich sollten Christen gemeinsam auf Gott hören und dann dies
umsetzen. In unserer Zwischenzeit wird dies oft zu einer Mehrheitsentscheidung,
also eine Demokratie. Doch hinter der Demokratie sollte weiterhin das Streben
nach dem gemeinsamen Weg stehen. In unserer Zwischenzeit ist nichts perfekt,
was wir Menschen tun, darum brauchen wir für alles die Befreiung und Heiligung
durch die Busse. Aber dies lässt uns auch beweglich bleiben und nicht in eine
Form der selbstverliebten Selbstgerechtigkeit verfallen. Es schafft Raum für
Recht und Gerechtigkeit UND Barmherzigkeit und Versöhnung.
Leider entwickelte sich die Demokratie in
Indien nicht in diese Richtung, sondern – laut Mangalwadi – wurde aus der
‚grössten Demokratie der Welt‘ innert 20 Jahren ein „gewaltiger Dschungel
voller autoritärer Herrscher, umgeben von Speichelleckern und Mitverschwörern.
Wir haben über neunhundert registrierte demokratische Parteien, aber nicht eine
davon besitzt eine demokratische innere Struktur. Warum?
Das Evangelium vom Kreuz ist zu uns
gekommen, aber uns gefiel das Drehbuch besser, in dem der Held eine
Verschwörung ausheckt, um dem Kreuz zu entrinnen und mit dem Schwert zu siegen.
Das Kreuz ist Macht. Aber es ist die
Macht des Glaubens, die Macht, den souveränen Gott gut genug zu kennen, um ihm
zu vertrauen und sich ihm deshalb unterzuordnen und auf sein Eingreifen zu
warten. Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen.“ (S.
298+299)
„Das Kreuz Jesu Christi symbolisiert
einen radikalen Individualismus, …“ (S. 299)
„Der Individualismus, den das Kreuz
symbolisiert, ist nicht nur radikal, sondern auch radikal anders als da, was
sich das säkulare Denken heute darunter vorstellt. Säkularer Individualismus
ist Selbstbezogenheit. Das Kreuz ist das Gegenteil davon, denn es bedeutet
Verleugnung des Selbst zugunsten der Hingabe an Gott.“ (S. 300)
S 299: Das Kreuz ist die Quelle der Höflichkeit
Seite 300 geht er auf das Kreuz und
Leiden ein
„Korruption, das Reich Satans also,
sichert ihr Überleben durch Furcht: die Frucht vor Schande, die Furcht vor
Verfolgung oder körperlichem Schaden, und an oberster Stelle durch die Furcht
vor Martyrium und Tod. Das Kreuz nimmt die Waffe des Reiches Satans und richtet
sie gegen ihn selbst. Das Neue Testament erklärt: ‚Die Kinder aber sind wir,
Menschen aus Fleisch und Blut. Christus ist nun auch ein Mensch geworden wie
wir, um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die
Macht zu entreissen. So hat er alle befreit, die aus Furcht vor dem Tod ihr
ganzes Leben hindurch Gefangene des Teufels waren‘ (Hebräer 2,14–15)
(S. 302)
Hier spricht er also den Gegensatz
zwischen einer Gesellschaft, die sich vor Schande (oder Scham) fürchtet und
eine Gesellschaft, die traditionell ein Schuldbewusstsein hat und sich vom
Bewusstsein der Schuld bewegen lässt.
„Als Jesus sagte: ‚Sorget euch vor allem
um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem
anderen versorgen‘ (Matthäus 6,55), brachte er uns ein wichtiges Paradox nahe:
Wohlstand wird einer Kultur dann zuteil, wenn sie starke Individuen hat, die in
der Lage sind, die Schande der Armut auf sich zu nehmen, indem sie
Rechtschaffenheit über Reichtum stellen.
Westliche Bibellehrer sagen nichts
darüber, wie das Kreuz die Christenheit von der repressiven Kultur der Schande
befreit hat. Sie konzentrieren sich auf die Verse, die davon sprechen, dass
Jesus unsere Schuld auf sich nahm. Das Evangelium dagegen hat mehr dazu zu
sagen. Wie Lukas erklärt, hatte das Kreuz ebenso mit Schande zu tun wie mit
Sünde:“ (S. 303 und 304) Nun zitiert er Lukas 22,63–65; 23,11.35–36.38–39)
„Das Kreuz ist ein typischer Ausdruck
einer asiatischen Kultur, die Schande benutzt, um ihre Angehörigen zu zwingen,
sich einzugliedern und an ihren Kodex anzupassen. Das Neue Testament sagt, dass
Jesus, indem er das Kreuz erduldete, die Waffe der Schande in seiner Kultur
umdrehte und gegen die Kultur selbst richtete, indem er die Schande ‚nicht achtete‘
(Hebräer 12,2; Elberfelder). Er schämte sich einfach nicht für das, wofür er
sich nach dem Willen der Mächtigen hätte schämen sollen. Stattdessen brachte er
sie dazu, sich für das zu schämen, wofür sie sich mit Recht schämen sollten. (S.
304)
Wir sollen Jesus nachfolgen, der
‚ausserhalb der Stadt‘ gelitten hat: ‚Lasst uns zu ihm hinausgehen und die
Verachtung mittragen, die ihn getroffen hat‘ (Hebräer 13,12–13).“
(S. 305)
„Eine Kultur der Korruption löscht die
Unterschiede zwischen Kriminellen, Polizisten, Politkern und religiösen Führern
aus! Auch Europas Kirchengeschichte ist voller Päpste und Bischöfe, die
Kriminelle und Mörder waren.
Heute darf in der Gemeinde Jesu im Westen
der Heilige Geist nur noch als Garant für persönliche Ekstase oder bestenfalls
für emotionale Katharsis und körperliche Heilung auftreten. Im Neuen Testament
bestand eine Veränderungen, die der Heilige Geist in den Jüngern bewirkte,
darin, dass er ihnen die Kraft gab, in der Konfrontation mit dem Reich Satans
ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Im Garten Gethsemane waren sie vor der Verfolgung
geflohen, doch der Heilige Geist verwandelte sie in Märtyrer – in Menschen, die
auf Gott zu leben.
Das heutige Kreuzesverständnis im Westen
übersieht, dass das Kreuz noch mehr bewirkt, als uns von unserer Sünde und
deren Folgen zu befreien. Jesus starb und stand von den Toten auf, ‚um durch
seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu
entreissen‘. Führende Hindus der Vergangenheit wie Swami Vivekananda empfanden
das Evangelium des Westens als abstossend billig: Es schien sich darin zu
erschöpfen, dass Jesus starb, damit die Christen umsonst in den Himmel kommen. Aber wozu forderte Jesus uns
auf – zu beten, dass wir in den Himmel kommen, oder zu beten, dass das
Himmelreich auf dieser Erde anbrechen möge?“ (S. 305 und 206)
„Martyrium. Das Kreuz ist der Weg ins
Himmelreich, wie les dem Tod – der mächtigsten Waffe des Reiches Satans – die
Macht nimmt.“ (S. 306)
„Kein Mensch ist mächtiger als derjenige,
der aufgehört hat, den Tod zu fürchten. Er geht aufrecht mit dem Schwert über
seinem Kopf, mit dem Kreuz auf seinen Schultern.“ (S. 307)
„Ewiges Leben ist kein selbstsüchtiges
Ergötzen am Himmel; es ist ein Leben des Konflikts und des Triumphes hier auf
dieser Erde, eine Spiritualität, die die Welt auf den Kopf stellt.“ (S. 307)
Das klingt wirklich nach einer Antwort
auf meine Frage, warum waren die ersten Christen so viel erfolgreicher? Und
warum waren vor 500 Jahren die Reformatoren so einflussreich? Warum gibt es
heute Christen, die korrupt leben? Wie ist es möglich, dass es in Brasilien nun
so viele Evangelikale gibt und das Land immer noch in der Korruption
feststeckt?
Hat der aktuelle Protestantismus,
Evangelikalismus einen Teil des Evangeliums vergessen?
„Das Kreuz hat triumphiert, weil es ihm
gelang, eine freiwillige Gemeinschaft von Jüngern zu erschaffen – die Gemeinde.
Aus diesem Grund gehört zu echter Spiritualität auch eine enorme heilende
Wirkung im Bereich der menschlichen Beziehungen.“ (S. 307 und 208)
„Das Kreuz ist die Antithese zum
hinduistischen Ideal eines spirituellen Menschen, der der Gemeinschaft entsagt,
um sich selbst zu verwirklichen. Die ‚heiligsten‘ Menschen im Hinduismus sind
oft diejenigen, die sich so sehr um sich selbst drehen, dass sie nicht einmal
mehr mit denen sprechen, die sie in
ihrer Höhle besuchen.“ (S. 308)
Das Ziel müsse es sein, dass nicht nur
der Einzelne konsequent lebt, sondern eine ganze Gemeinschaft dies umsetzt.
Dazu kann ein Mensch die anderen aufrütteln, indem er konsequent ist und unter
der Korruption leidet. „…, wenn nicht eine Gemeinschaft entsteht, die seine
Wertvorstellungen teilt und sich durch sein freiwilliges Leiden aufrütteln
lässt. So kann sein Leiden zu einem Segen für alle werden, indem es uns aus
unserer Apathie reisst.
Natürlich müssen wir als Einzelne zum
Kreuz kommen.“ (S. 308 und 309)
„Busse tun heisst um Vergebung für die
Sünden bitten, die wir begangen haben. Als Nächstes müssen wir Gottes Heiligen
Geist empfangen, damit wir nach seinem Gesetz leben und nicht nach unseren
privaten Wertvorstellungen. Gottes Gesetz ist zusammengefasst in dem Gebot,
Gott zu lieben mit unserem ganzen Wesen und unseren Nächsten zu leiben wie uns
selbst. Busse, Umkehr zu Gott heisst deshalb auch, dass wir mit unseren
Nächsten ins Reine kommen.
Wir finden Vergebung für unsere Sünden
aufgrund der Gerechtigkeit Christi, nicht unserer eigenen. Aber der Beweis für
die Vergebung ist, dass wir auch anderen vergeben, die gegen uns sündigen.
Jesus ging sogar so weit, zu sagen, dass wir keine Vergebung bekommen und unsere
Anbetung und unsere Opfer nicht angenommen werden, wenn wir nicht zuerst
anderen vergeben und uns mit unseren Brüdern und Schwestern versöhnen (Matthäus
5,2–24; 6,14–15) (S. 309)
1. Johannes 3,10.16–18 geht noch weiter, was wahre
Gemeinschaft ist. Daraus legt Mangalwaid aus:
„Der Kampf gegen die Korruption ruft uns
dazu auf, unser Kreuz auf uns zu nehmen und zu einer Gemeinschaft zu
werden durch die Bereitschaft, einer dem
anderen zu ‚helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das
Gesetz, das Christus uns gegeben hat‘ (Galater 6,2).“
„Warum nimmt die Macht der Finsternis in
unserer Welt zu? Ein Grund besteht, wie wir bereits gesehen haben, darin dass
viel z viele Leute Spiritualität verwechseln mit ekstatischen Erlebnissen,
Meditation ‚innere Einkehr‘ oder auch mit Spiritismus, Astrologie, Numerologie,
Handlesekunst und einer fatalistischen Ergebung ans Karma, an das Schicksal.
Jesu dagegen forderte uns auf, zu beten,
Gottes Reich möge kommen, und sein Wille möge auf Erden geschehen wie im
Himmel.“ (S. 310)
„Das Kreuz ist eine radikale Weigerung,
mit den Übeln des gesellschaftlichen Status quo Kompromisse zu schliessen. Es
ist eine mit einem hohen Preis verbundene Konfrontation mit der Korruption.
Jesu sagte, die Welt hasse ihn, wie er ‚ihr böses Tun beim Namen nenne‘
(Johannes 7,7).“ (S. 311)
Jesus = Friedefürst, Wie passt das nun
zusammen? Jesus war kein Friedensliebhaber, sondern ein Friedensstifter. „Ein
Friedensliebhaber hält sich von Konflikten fern. Ein Friedensstifter ist
zwangläufig auch ein Unruhestifter. Er bringt ein repressives
Gesellschaftssystem durcheinander, um ‚alles neu‘ zu machen (Offenbarung 21,5).
Jesu sagte: ‚Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie roh wäre
ich, es würde schon brennen! Vorher muss
ich aber noch Schweres (das Kreuz) erleiden. Es ist für mich eine grosse Last,
bis alles vollbracht ist. Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden
auf die Erde zubringen! Nein, ich bringe Auseinandersetzung‘ (Lukas 12,49–51).
Wenn wir mit der Korruption Kompromisse
schliessen, machen wir uns selbst zu Sklaven. Dadurch bauen wir eine
Gesellschaft, in der wir nicht einmal die Freiheit haben, ehrlich zu sein. Das
Kreuz ist kein passives Akzeptieren des Bösen, sondern eine fruchtlose
Opposition gegen das Böse – und ein Akzeptieren der Folgen dieser Opposition.
WARUM vergehen wir uns an unserer eigenen
Menschlichkeit, wenn wir den bösen Status quo akzeptieren?“ (S. 311)
(Korruption verwandelt jede Einrichtung
von einem Diener in einen Herrn.“ S. 278: Auch darum ist die Korruption so
verlockend.)
(Korruption bewertet Beziehung höher als
Kompetenz (S. 279).)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen