Samstag, 13. Oktober 2018

Ergänzung zu Wahrheit und Wandlung (s. meinen gestrigen Blogbeitrag)


PS:
S. 274:
„Das Evangelium hat die Korruption geheilt, und das ganz ohne diktatorische Staatsformen und ohne schnelle und brutale Justiz nach islamischer oder marxistischer Art.“

S. 275
„Die Frage ist: Warum beteiligen sich die meisten Christen in nicht-protestantischen Kulturen ohne erkennbares Schuldbewusstsein an der Korruption? Wenn die Braut Christi Kompromisse mit dem Bösen eingeht und anfängt, als Satans Mätresse zu leben, gebiert sie den Tod. Der Ruf, sich gegen Korruption zu stellen, ist schlicht und einfach ein Ruf an die Gemeinde, die Braut Christi zu sein, die Frucht des Geistes hervorzubringen und eine Art von Heiligkeit zu gebären, die über menschliches Vermögen hinausgeht.“

Auf die Problematik des Drucks in sehr korrupten Ländern Bestechungsgeldern zu zahlen, meint Mangalwadi:
„Es ist grossartig, ein Waisenhaus zu bauen, aber müssen Sie um Ihrer Kinder willen nicht auch eine Nation bauen, in der sie einmal in der Lage sein werden, einen Job zu finden, ohne jemanden zu bestechen, und mit Integrität, Würde und Stolz zu leben?“
Gerade in sehr korrupten Gesellschaften ist das aber nicht einfach. Dann bekommt man unter Umständen kein Wasser, weil man keine Bestechungsgelder zahlt. Es scheint mir, in korrupten Ländern handelt es sich um Schamgesellschaften. Mangalwadi umschreibt ganz praktisch wie Schamgesellschaften funtkionieren: Sünde, also auch Korruption darf gelebt werden, solange es nicht ans Licht kommt. Das führt zu irrsinnigen Verhaltensmustern. Können so nicht auch gewisse Ehrenmorden erklärt werden? Oder man denke, wie sogar die eigenen Kinder die Verbrennung Ihrer Mutter anstreben, wenn sie Witwe wurde, die sogenannte Sati, um die Ehre der Familie zu „retten“ oder sogar zu „fördern“.
Ganz anders wird es, wenn eine Gesellschaft erkennt, dass die Scham nicht das Schlimmste ist. Wenn sie weiss, dass Jesus Christus für ihre Sünde gestorben ist. Nun darf man zu seinen Sünden stehen und sie Christus hinlegen und wissen, dass Jesus am Kreuz  dafür gestorben ist. Nun wird man frei von der Scham, von der Sünde und vom sich verstecken und  verstellen müssen.

„Korruption ist die Antithese zum Gedanken einer freien (ohne Zwänge funktionierenden) Wirtschaft, der aus der Rückkehr zu einer biblischen Spiritualität durch die europäische Reformation erwuchs.“ (S. 280)

„Nicht hat die Würde des ‚Souveräns‘ (also des Bürgers) der Republik Indien so sehr verletzt wie die Korruption im indischen Staatswesen.“ (S. 280)

„Wenn man gezwungen ist, Bestechungsgelder zu zahlen, ist man kein freier Bürger mehr. Man akzeptiert den Status eines dressierten Tieres, das für andere arbeitet und wirtschaftet, aber nicht für sich selbst.“ (S. 281)

„Korruption wäscht wie ein Krebsgeschwür“ (S. 281)

„“... bis schliesslich auch Ihr Propheten (die Presse) und Gemeindepriester (einschliesslich) mancher Bischöfe christlicher Konfessionen) korrupt sind.“ (S. 282)

„Für die ‚Mächtigen‘ ist Korruption ein Vorteil. Die ehrlichen Leute dagegen nehmen war, dass ehrliche, harte Arbeit ein Nachteil ist.“ (S. 282)

„Korruption ist eine landesfeindliche Aktivität und eine Sünde gegen Gott“ (s. 283)
„Bestechung stellt die Liebe zum Geld über die Nächstenliebe.“ (S. 283)

„Korruption wurzelt in Habgier.“ (S. 285)

Auf Seite 284 beschreibt er, wie der Sozialismus die Korruption in Indien gefördert hat. „Der Kapitalismus begrenzt die staatliche Macht und vermindert dadurch die Gelegenheiten zur Vorteilsnahme. Wo private Unternehmen im freien Wettbewerb miteinander stehen, müssen die Kunden niemanden bestechen. An Privatschulen zum Beispiel wird meist besser unterrichtet. Doch wie Amerika gerade feststellt, ermuntert der Kapitalismus dazu, Eigeninteressen zu verfolgen. Insofern ist er an sich alles andere als eine Ideologie, die Moral fördert.
Um moralisch zu bleiben und dabei erfolgreich zu sein, braucht das kapitalistische Wirtschafssystem eine kulturelle Kraft – eine Kirche, eine Heilige Schrift, ein Bildungssystem – die beständig die moralische Muskeln einer Gesellschaft stärkt.“ (S. 284) (Der Calvinismus, klassische reformierte Theologie, Puritaner und calvinistisch geprägte Baptisten machten gerade das nicht schlecht. Gerade durch die moralische Beschränkung, welches gegen den Sozialdarwinismus steht, konnte sich der Kapitalismus so gut in reformiert geprägten Ländern entwickeln. Die Schattenseiten waren Verletzungen der moralischen Grenzen, die mit der Idee des Überlebens des Stärkeren sogar noch instrumenalisiert wurden. Ein Streben nach Glück, dass auch die anderen nicht vergisst, funktioniert viel besser, als ein rein narzisstisches und egozentrisches Handeln.)

„Viele kleine religiöse Klöster, Ordensgemeinschaften und Kommunitäten funktionieren effektiv ohne Privateigentum, nach streng sozialistischen Prinzipien. Sie zeigen, dass mit einer richtigen Spiritualität sogar der Sozialismus funktionieren kann, zumindest im kleinen Masstab.“ (S. 284) Ich würde noch anfügen: Es gibt auch noch Zwischenlösungen wie die Genossenschaft, welche in der Schweiz eine alte Tradition hat. Die Schweiz selber nennt sich sogar Eidgenossenschaft. Bis heute gibt es kleine und auch sehr grosse Genossenschaften in der Schweiz, die demokratisch wirtschaftliche Ziele für ihre Genossenschafter erreichen. Auch der Verein ist ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Oft eher im geselligen Rahmen, der aber auch kaufmännische Ziele erreichen kann. Dies wird sogar von Treuhändern in der Schweiz oft vergessen, so stark ist die Fixierung auf Aktiengesellschaften und GmbH’s.

„Habgier ist eine Haltung, in der sich eine mangelnde Gotteserkenntnis widerspiegelt, ein Mangel an Glauben am unseren liebevollen und fürsorglichen himmlischen Vater, ein Mangel an Zufriedenheit und Dankbarkeit. Die Sünde geschieht also im Innern – in unserem Herzen –, bevor sie sich nach aussen hin in der Tat manifestiert.“ (S. 285)

„Korruption wurzelt in dem unbiblischen Gedanken, Macht sei ein Freibrief für persönliche Privilegien“ (S. 286)

„Korruption blühet, wenn wir aufhören, Gott zu fürchten“ (S. 288)

„Die Kommunisten dachten, die Völker durch bewaffnete Revolutionen umwälzen zu können, mussten aber feststellen, dass Revolutionen nicht gleich Reformen sind – so wenig, wie Unkrautjäten dasselbe ist wie Gartenbau. Die Wurzeln der Korruption reichen tiefer als bis zu einzelnen führenden Persönlichkeiten und Regimen.
Durch die Entthronung der Herrscher oder die Zerschlagung eines ‚Systems‘ entsteht selten etwas nachhaltig Gutes. Das Böse wurzelt in unseren Herzen und Gedanken (Markus 7,21). Letzten Endes ist es unser Innenleben – unsere Denkvoraussetzungen und Werte, unsere Weltanschauung, unsere Wünsche, Emotionen und  Einstellungen – sowie unsere Beziehungen, die transformiert werden müssen. Die Kommunisten konnten das Utopia nicht erschaffen, das sie sich erhofft hatten, weil verschiedene Glaubenssysteme zu verschiedenen Resultaten führen.““ (S. 290–291)

Ich würde die Frage stellen, um die Korruption zurückdrängen zu können:

Wie schaffen wir es, das wir aus unserer Schamgesellschaft eine Gesellschaft schaffen, die die Wahrheit und das Recht sucht? In Europa sind (oder vielleicht immer mehr waren) die protestantischen Ländern Gesellschaften, die die Schamgesellschaft hinter sich liessen. Lutheranern mögen dabei eher eine hierarchischere Form angewandt haben, die das Gesetz und die Regierung nahe beieinander sahen und dadurch weniger bis gar nicht Demokratien gefördert haben, während Reformiert geprägte Länder – wie schon der älter Calvin – das Problem auch bei den Regierungen und Königen sah und daher eher Machtkontrollen auch bei den Mächtigen vorsahen und so schlussendlich eher demokratische Formen der Regierungen anstrebten. Zudem betonten Reformierte mehr die allgemeine Priesterschaft der Gläubigen, was die „Laien“ dadurch automatisch viel mehr in alles einbezogen als es Lutheraner taten. Ab 1900 führte das sogar dazu, dass die deutschen Lutheraner die reformiert geprägten Länder wegen ihrer Demokratie angriffen. Sie sahen dieses „Problem“ vor allem in den angelsächsischen Ländern, die durch den Calvinismus geprägt waren. Also gewissermassen:  Calvinismus gleich Demokratie. Mangalwadi ist wohl als Inder, der auch in den USA war, durch dieses christliche Verständnis von Demokratie geprägt und daher differenziert er hier nicht. Dietrich Bonhoeffer behauptete sogar, dass nur die vom Calvinsismus geprägten angelsächsischen Christen Demokratien hervorbrachten, so stark war er als Deutscher von der hierarchischen Prägung geprägt. Dabei vergass Bonhoeffer die Niederlande, die Schweiz und andere Länder. Aber ob lutherische oder reformierte (calvinistische) Reformen, beide erreichten, dass die Scham besiegt wurde und die Freiheit des Rechts die Gesellschaft befreite. Dabei dünkt es mich, dass die reformierte Version etwas näher an der biblischen Wahrheit ist und daher dies noch besser zur Geltung brachte.

Zurück zur Frage: Wie schaffen wir es, die uns versklavende Scham loszuwerden?

Es ist das Kreuz!
(und dazu könnten wir auch Luthers Kreuzestheologie betrachten!)

„Das Kreuz ist das Emblem einer christlichen Kultur. Der Wandel durch das Kreuz begann in England mit der Generation, die die Magna Carta von 1215 verfasste. Henry de Bracton, Englands berühmtester Richter jener Zeit, legte die Bedeutung des Kreuzes aus. Das Kreuz bedeute, so sein Argument, dass Gott wolle, dass auf Erden Gerechtigkeit und Barmherzigkeit herrschen, nicht brutale Gewalt. Gott hätte ja seine Macht auch gebrauchen können, um Satan und seine Werke zu vernichten, sagte de Bracton, aber stattdessen benutzte er das Kreuz, um Satan zu besiegen. Das Kreuz steht unter anderem als Symbol für das Mittel, das Gott anwendet, um die Menschheit von der Sünde, einschliesslich der der Korruption, zu erlösen.“ (s. 291)
Nun vergleicht Mangalwadi auch, wie christliche Länder und islamische Länder mit Korruption umgehen. Dabei geht er auch auf Imran Khan ein, ein pakistansicher Kricket-Star, der zum Politiker wurde. Dabei fällt die Härte des Islams auf. .

„Das Kreuz löst das philosophische Dilemma der hebräischen Propheten auf. Gott ist heilig. Das Moralgesetz ist real. Gott wird über die Sünde richten (und hat über sie gerichtet). Aber der heilige Gott muss die Sünder nicht vernichten, weil Jesus Christus die Sünde der Welt auf sich genommen hat. Vergebung ist möglich. Unser Gewissen muss uns nicht verdammen, denn unser Richter bietet uns Vergebung an. Dank dem Kreuz Christi haben wir jetzt eine feste empirische, historische und philosophische Grundlage dafür, eine absolute Moral zu bejahen, ohne von ebendiesem Moralgesetz verdammt zu werden.“ (S. 294)

„Das Kreuz macht das Dienen zur wahren Quelle der Macht und verwandelt die Demokratie in eine Meritokratie.“ (S. 295)

Jesus gab seinen Jüngern eine ganz andere Macht, als sie es erwartet hätten. Das hat auch etwas mit der Überwindung der Scham zu tun. Nun dürfen wir uns auslachen lassen, weil wir Gott mehr fürchten als die Menschen. Am Kreuz wurden wir von der Versklavung der Sünde und auch von der Versklavung der Scham befreit! Auch dies ist ein wichtiges Verhalten, um die Korruption zu überwinden. Zudem ermöglicht es uns, auch weniger reich zu sein, ohne uns schämen zu müssen. Manchmal kann es heissen, dass wir weniger haben werden, wenn wir nicht korrupt handeln. Daher braucht es diesen Mut und diese Sicherheit.

Mangalwadi spricht nun von den Jüngern von Jesus:

„Die Macht, die er ihnen verschaffen wollte, war nicht die Macht, über andere zu herrschen. Es war auch nicht die Macht, andere auszubeuten und zu unterdrücken. Sondern es war die Macht, sich selbst für andere zu opfern.
Der Apostel Paulus hat das Wesen des Reiches Gottes auf unvergessliche Weise zusammengefasst:

„Seht auf Jesus Christus:
Obwohl er in göttlicher Gestalt war,
hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, Gott gleich zu sein.
Nein, er verzichtete darauf
und wurde einem Sklaven gleich:
Er nahm menschliche Gestalt an
und wurde wie jeder andere Mensch geboren.
Er erniedrigte sich selbst
und war Gott gehorsam bis zum Tod,
ja, bis zum schändlichen Tod am Kreuz.    (Philipper 2,5–8)
(S. 297 und 298)

Mangalwadi beschreibt dann, wie er als dreizehnjähriger Junge von Pandit Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister begeistert war. Dieser Premierminister empfand sein Amt als ‚Erster Diener‘. Das war ein Ausdruck von demokratischer Führung, die durch das Kreuz von Jesus geprägt war. Und das ist ganz unabhängig davon, ob Pandit Nehru Christ war oder nicht. Wahre Demokratie ist viel mehr als demokratische Strukturen. Sie lebt vom Geist des Dienen Wollens. Von Leitern, die gute Hirten sind und dienen. Die ihre Eigeninteressen hinter sich stellen und schauen, was zum Wohle der Gemeinschaft zu tun ist. Eben: Der Erste Diener sein. Das konnte sogar in Preussen ein König von sich sagen, der im engeren Sinne nicht Demokrat war. Jede Demokratie steht in der Gefahr durch den Eigennutz in Unordnung zu zerfallen. So war schon die Demokratie im klassischen Athen nicht nur ideal. Platon war von ihren Schattenseiten so sehr abgestossen, dass er sich eine elitäre Leitung der Fähigsten ausdachte, die von einem Philosophenkönig geführt wird, der der fähigste von allen sein sollte. Das war ein Gegenprogramm zur Demokratie, die sich dann in der Person von Alexander dem Grossen auch verwirklichen liess. Echte Demokratie ist aber noch mehr: Es ist ein gemeinsames Suchen nach der Wahrheit. Eine Form des Gehorsams, wo alle aufeinander hören und – wenn es eine biblisch geprägte Demokratie ist – ein gemeinsames Suchen nach dem Willen Gottes ist. Dazu kann auch gehören, dass eine Person ganz individuell auf der Basis der Bibel sehr kritisch wird. Dieses prophetische Amt finden wir in der Bibel immer wieder: Jemand ohne religiöse und politische Macht trifft die Wahrheit und die Gesellschaft hat nun die Wahl, diese umzusetzen oder eben nicht. Gerade in Schamgesellschaften droht einem solchen Propheten eine grosse Gefahr, da er es wagt die Scham aufzudecken. Das führt manchmal zu Ausgrenzung. Manchmal auch zum Tode des Propheten. Die alten US-amerikanischen Western liessen solche Propheten immer wieder aufstehen, indem einer gegen das Unrecht aufstand, während viele andere sich vom Unrecht gefangen nehmen liessen. Journalisten wären heute ebenfalls Propheten …
 Hier erklärt sich dann auch, war die reformierte Theologie die Demokratie förderte: Jesus Christus sollte regieren und nicht Menschen. Eigentlich sollten Christen gemeinsam auf Gott hören und dann dies umsetzen. In unserer Zwischenzeit wird dies oft zu einer Mehrheitsentscheidung, also eine Demokratie. Doch hinter der Demokratie sollte weiterhin das Streben nach dem gemeinsamen Weg stehen. In unserer Zwischenzeit ist nichts perfekt, was wir Menschen tun, darum brauchen wir für alles die Befreiung und Heiligung durch die Busse. Aber dies lässt uns auch beweglich bleiben und nicht in eine Form der selbstverliebten Selbstgerechtigkeit verfallen. Es schafft Raum für Recht und Gerechtigkeit UND Barmherzigkeit und Versöhnung.

Leider entwickelte sich die Demokratie in Indien nicht in diese Richtung, sondern – laut Mangalwadi – wurde aus der ‚grössten Demokratie der Welt‘ innert 20 Jahren ein „gewaltiger Dschungel voller autoritärer Herrscher, umgeben von Speichelleckern und Mitverschwörern. Wir haben über neunhundert registrierte demokratische Parteien, aber nicht eine davon besitzt eine demokratische innere Struktur. Warum?
Das Evangelium vom Kreuz ist zu uns gekommen, aber uns gefiel das Drehbuch besser, in dem der Held eine Verschwörung ausheckt, um dem Kreuz zu entrinnen und mit dem Schwert zu siegen.
Das Kreuz ist Macht. Aber es ist die Macht des Glaubens, die Macht, den souveränen Gott gut genug zu kennen, um ihm zu vertrauen und sich ihm deshalb unterzuordnen und auf sein Eingreifen zu warten. Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen.“ (S. 298+299)

„Das Kreuz Jesu Christi symbolisiert einen radikalen Individualismus, …“ (S. 299)

„Der Individualismus, den das Kreuz symbolisiert, ist nicht nur radikal, sondern auch radikal anders als da, was sich das säkulare Denken heute darunter vorstellt. Säkularer Individualismus ist Selbstbezogenheit. Das Kreuz ist das Gegenteil davon, denn es bedeutet Verleugnung des Selbst zugunsten der Hingabe an Gott.“ (S. 300)

S 299: Das Kreuz ist die Quelle der Höflichkeit
Seite 300 geht er auf das Kreuz und Leiden ein

„Korruption, das Reich Satans also, sichert ihr Überleben durch Furcht: die Frucht vor Schande, die Furcht vor Verfolgung oder körperlichem Schaden, und an oberster Stelle durch die Furcht vor Martyrium und Tod. Das Kreuz nimmt die Waffe des Reiches Satans und richtet sie gegen ihn selbst. Das Neue Testament erklärt: ‚Die Kinder aber sind wir, Menschen aus Fleisch und Blut. Christus ist nun auch ein Mensch geworden wie wir, um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu entreissen. So hat er alle befreit, die aus Furcht vor dem Tod ihr ganzes Leben hindurch Gefangene des Teufels waren‘ (Hebräer 2,14–15)
(S. 302)

Hier spricht er also den Gegensatz zwischen einer Gesellschaft, die sich vor Schande (oder Scham) fürchtet und eine Gesellschaft, die traditionell ein Schuldbewusstsein hat und sich vom Bewusstsein der Schuld bewegen lässt.

„Als Jesus sagte: ‚Sorget euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen‘ (Matthäus 6,55), brachte er uns ein wichtiges Paradox nahe: Wohlstand wird einer Kultur dann zuteil, wenn sie starke Individuen hat, die in der Lage sind, die Schande der Armut auf sich zu nehmen, indem sie Rechtschaffenheit über Reichtum stellen.
Westliche Bibellehrer sagen nichts darüber, wie das Kreuz die Christenheit von der repressiven Kultur der Schande befreit hat. Sie konzentrieren sich auf die Verse, die davon sprechen, dass Jesus unsere Schuld auf sich nahm. Das Evangelium dagegen hat mehr dazu zu sagen. Wie Lukas erklärt, hatte das Kreuz ebenso mit Schande zu tun wie mit Sünde:“ (S. 303 und 304) Nun zitiert er Lukas 22,63–65; 23,11.35–36.38–39)

„Das Kreuz ist ein typischer Ausdruck einer asiatischen Kultur, die Schande benutzt, um ihre Angehörigen zu zwingen, sich einzugliedern und an ihren Kodex anzupassen. Das Neue Testament sagt, dass Jesus, indem er das Kreuz erduldete, die Waffe der Schande in seiner Kultur umdrehte und gegen die Kultur selbst richtete, indem er die Schande ‚nicht achtete‘ (Hebräer 12,2; Elberfelder). Er schämte sich einfach nicht für das, wofür er sich nach dem Willen der Mächtigen hätte schämen sollen. Stattdessen brachte er sie dazu, sich für das zu schämen, wofür sie sich mit Recht schämen sollten. (S. 304)

Wir sollen Jesus nachfolgen, der ‚ausserhalb der Stadt‘ gelitten hat: ‚Lasst uns zu ihm hinausgehen und die Verachtung mittragen, die ihn getroffen hat‘ (Hebräer 13,12–13).“
(S. 305)

„Eine Kultur der Korruption löscht die Unterschiede zwischen Kriminellen, Polizisten, Politkern und religiösen Führern aus! Auch Europas Kirchengeschichte ist voller Päpste und Bischöfe, die Kriminelle und Mörder waren.
Heute darf in der Gemeinde Jesu im Westen der Heilige Geist nur noch als Garant für persönliche Ekstase oder bestenfalls für emotionale Katharsis und körperliche Heilung auftreten. Im Neuen Testament bestand eine Veränderungen, die der Heilige Geist in den Jüngern bewirkte, darin, dass er ihnen die Kraft gab, in der Konfrontation mit dem Reich Satans ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Im Garten Gethsemane waren sie vor der Verfolgung geflohen, doch der Heilige Geist verwandelte sie in Märtyrer – in Menschen, die auf Gott zu leben.
Das heutige Kreuzesverständnis im Westen übersieht, dass das Kreuz noch mehr bewirkt, als uns von unserer Sünde und deren Folgen zu befreien. Jesus starb und stand von den Toten auf, ‚um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu entreissen‘. Führende Hindus der Vergangenheit wie Swami Vivekananda empfanden das Evangelium des Westens als abstossend billig: Es schien sich darin zu erschöpfen, dass Jesus starb, damit die Christen umsonst in den  Himmel kommen. Aber wozu forderte Jesus uns auf – zu beten, dass wir in den Himmel kommen, oder zu beten, dass das Himmelreich auf dieser Erde anbrechen möge?“ (S. 305 und 206)

„Martyrium. Das Kreuz ist der Weg ins Himmelreich, wie les dem Tod – der mächtigsten Waffe des Reiches Satans – die Macht nimmt.“ (S. 306)

„Kein Mensch ist mächtiger als derjenige, der aufgehört hat, den Tod zu fürchten. Er geht aufrecht mit dem Schwert über seinem Kopf, mit dem Kreuz auf seinen Schultern.“ (S. 307)

„Ewiges Leben ist kein selbstsüchtiges Ergötzen am Himmel; es ist ein Leben des Konflikts und des Triumphes hier auf dieser Erde, eine Spiritualität, die die Welt auf den Kopf stellt.“ (S. 307)
Das klingt wirklich nach einer Antwort auf meine Frage, warum waren die ersten Christen so viel erfolgreicher? Und warum waren vor 500 Jahren die Reformatoren so einflussreich? Warum gibt es heute Christen, die korrupt leben? Wie ist es möglich, dass es in Brasilien nun so viele Evangelikale gibt und das Land immer noch in der Korruption feststeckt?
Hat der aktuelle Protestantismus, Evangelikalismus einen Teil des Evangeliums vergessen?

„Das Kreuz hat triumphiert, weil es ihm gelang, eine freiwillige Gemeinschaft von Jüngern zu erschaffen – die Gemeinde. Aus diesem Grund gehört zu echter Spiritualität auch eine enorme heilende Wirkung im Bereich der menschlichen Beziehungen.“ (S. 307 und 208)

„Das Kreuz ist die Antithese zum hinduistischen Ideal eines spirituellen Menschen, der der Gemeinschaft entsagt, um sich selbst zu verwirklichen. Die ‚heiligsten‘ Menschen im Hinduismus sind oft diejenigen, die sich so sehr um sich selbst drehen, dass sie nicht einmal mehr mit denen sprechen, die  sie in ihrer Höhle besuchen.“ (S. 308)

Das Ziel müsse es sein, dass nicht nur der Einzelne konsequent lebt, sondern eine ganze Gemeinschaft dies umsetzt. Dazu kann ein Mensch die anderen aufrütteln, indem er konsequent ist und unter der Korruption leidet. „…, wenn nicht eine Gemeinschaft entsteht, die seine Wertvorstellungen teilt und sich durch sein freiwilliges Leiden aufrütteln lässt. So kann sein Leiden zu einem Segen für alle werden, indem es uns aus unserer Apathie reisst.
Natürlich müssen wir als Einzelne zum Kreuz kommen.“ (S. 308 und 309)

„Busse tun heisst um Vergebung für die Sünden bitten, die wir begangen haben. Als Nächstes müssen wir Gottes Heiligen Geist empfangen, damit wir nach seinem Gesetz leben und nicht nach unseren privaten Wertvorstellungen. Gottes Gesetz ist zusammengefasst in dem Gebot, Gott zu lieben mit unserem ganzen Wesen und unseren Nächsten zu leiben wie uns selbst. Busse, Umkehr zu Gott heisst deshalb auch, dass wir mit unseren Nächsten ins Reine kommen.
Wir finden Vergebung für unsere Sünden aufgrund der Gerechtigkeit Christi, nicht unserer eigenen. Aber der Beweis für die Vergebung ist, dass wir auch anderen vergeben, die gegen uns sündigen. Jesus ging sogar so weit, zu sagen, dass wir keine Vergebung bekommen und unsere Anbetung und unsere Opfer nicht angenommen werden, wenn wir nicht zuerst anderen vergeben und uns mit unseren Brüdern und Schwestern versöhnen (Matthäus 5,2–24; 6,14–15) (S. 309)
1.    Johannes 3,10.16–18 geht noch weiter, was wahre Gemeinschaft ist. Daraus legt Mangalwaid aus:
„Der Kampf gegen die Korruption ruft uns dazu auf, unser Kreuz auf uns zu nehmen und zu einer Gemeinschaft zu werden  durch die Bereitschaft, einer dem anderen zu ‚helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gegeben hat‘ (Galater 6,2).“

„Warum nimmt die Macht der Finsternis in unserer Welt zu? Ein Grund besteht, wie wir bereits gesehen haben, darin dass viel z viele Leute Spiritualität verwechseln mit ekstatischen Erlebnissen, Meditation ‚innere Einkehr‘ oder auch mit Spiritismus, Astrologie, Numerologie, Handlesekunst und einer fatalistischen Ergebung ans Karma, an das Schicksal.
Jesu dagegen forderte uns auf, zu beten, Gottes Reich möge kommen, und sein Wille möge auf Erden geschehen wie im Himmel.“ (S. 310)

„Das Kreuz ist eine radikale Weigerung, mit den Übeln des gesellschaftlichen Status quo Kompromisse zu schliessen. Es ist eine mit einem hohen Preis verbundene Konfrontation mit der Korruption. Jesu sagte, die Welt hasse ihn, wie er ‚ihr böses Tun beim Namen nenne‘ (Johannes 7,7).“ (S. 311)

Jesus = Friedefürst, Wie passt das nun zusammen? Jesus war kein Friedensliebhaber, sondern ein Friedensstifter. „Ein Friedensliebhaber hält sich von Konflikten fern. Ein Friedensstifter ist zwangläufig auch ein Unruhestifter. Er bringt ein repressives Gesellschaftssystem durcheinander, um ‚alles neu‘ zu machen (Offenbarung 21,5). Jesu sagte: ‚Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie roh wäre ich, es  würde schon brennen! Vorher muss ich aber noch Schweres (das Kreuz) erleiden. Es ist für mich eine grosse Last, bis alles vollbracht ist. Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zubringen! Nein, ich bringe Auseinandersetzung‘ (Lukas 12,49–51).
Wenn wir mit der Korruption Kompromisse schliessen, machen wir uns selbst zu Sklaven. Dadurch bauen wir eine Gesellschaft, in der wir nicht einmal die Freiheit haben, ehrlich zu sein. Das Kreuz ist kein passives Akzeptieren des Bösen, sondern eine fruchtlose Opposition gegen das Böse – und ein Akzeptieren der Folgen dieser Opposition.

WARUM vergehen wir uns an unserer eigenen Menschlichkeit, wenn wir den bösen Status quo akzeptieren?“  (S. 311)

(Korruption verwandelt jede Einrichtung von einem Diener in einen Herrn.“ S. 278: Auch darum ist die Korruption so verlockend.)

(Korruption bewertet Beziehung höher als Kompetenz (S. 279).)


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