Im November 2018 dürfen wir über diese eidgenössische
Initiative abstimmen.
Worum geht es? Kurz gesagt möchte die Initiative die
Schweizer Bundesverfassung über internationales Recht stellen.
Bei den Diskussionen fällt dabei etwas auf. Den Befürwortern
geht es um die direkte Demokratie der Schweiz, die durch internationale
Verträge ausgehebelt werden könnten. Die Gegner befürchten, dass durch die
höher Bewertung des Schweizer Rechts die Menschenrechte ausgehebelt werden
könnten. Dazu fürchten die Gegner der Initiative, dass es finanzielle Einbussen
geben könnte, weil gewisse internationale Verträge anhand des Schweizer Rechts
in Frage gestellt werden könnten.
Mich dünkt es, dass beide Positionen Recht haben. Das
eigentliche Problem ist natürlich, dass eine absolute Demokratie gefährlich
werden kann: Eine Mehrheit der Menschen könnten gegen zwingende Menschenrechte
abstimmen. Die Befürworter der Initiative betonen, dass zwingende Menschenrechte
selbstverständlich auch über der schweizerischen Verfassung steht. Die Frage
ist nun aber, wie versteht man das zwingende Menschenrecht? Wie setzt man es
um? Und vor allem, wer definiert es?
Zudem möchte ich noch zu bedenken geben: Natürlich besteht
die Gefahr, dass die nationale Rechtsgebung Menschenrechte verletzen könnte.
Aber diese Gefahr besteht ebenfalls für das internationale Recht. Und hier ist
die Frage: Welche Rechtssicherheit haben wir, dass das das internationale Recht
die Menschenrecht nicht verletzt?
In diesen Tagen bekamen wir eine kleine Broschüre von
Amnesty International. Sie setzten der
ganzen Frage noch eine obendrauf: Sie sagen, sie setzen sich für die Menschenrechte
ein, indem sie schreiben: „Die ‚Fremden Richter‘-Initiative der SVP ist ein
Angriff auf die Menschenrechte.“ Amnasty behauptet also, dass das Schweizer
Recht prinzipiell gegen die Menschenrechte sei, darum muss man das
internationale Recht IMMER vorziehen, weil das internationale Recht immer den
Menschenrechten entspreche. Auf der hinteren Seite wird dann dafür geworben,
dass ihre Haltung dazu führt, dass keine Menschen eingeschüchtert oder verfolgt
werden, weil sie ihre Meinung fei äussern. Oder das Kinder im Schulbus
bombardiert werden. Oder, dass Regierungen Tausende von Gefangenen foltern und
ungestraft davonkommen.
Aber: Verhindert das internationale Recht das? Und vor allem:
Lässt das Schweizer Recht solches Unrecht zu?
Damit wir die Menschenrechte schützen können, müssen wir zuerst
definieren, was die Menschenrechte sind. Die Menschenrechte sind ein Ausfluss
der jedem Menschen inne wohnenden Würde. Darum haben wir letztendlich das
Problem, wie wir die Würde des Menschen definieren „wollen“. Aus dieser Würde
können wir dann die unveräusserliche Menschenrechte ableiten. Wollen habe ich
in „ und “ geschrieben, weil ich nicht glaube, dass dies von unserem Wollen
abhängt. Es gibt ein klar definierte Menschenwürde, da ich glaube, dass wir Menschen
Gottes Ebenbilder sind. Als Ebenbilder Gottes haben wir unveräusserliche
menschliche Rechte: das ist das zwingende Menschenrecht. Islamische Staaten haben
die christliche Prägung der Menschenrechte erkannt, daher haben sie eine
islamische Art der Menschenrechte zusammengestellt. Nun aber befindet sich der
Protestantismus in einem Auflösungsprozess und auch alle anderen christlichen
Einflüsse nehmen von Jahr zu Jahr ab. Damit schwindet auch die christliche
Basis der Menschenrechte. Wer an ein Materialist ist, kann keine zwingende
Menschenrechte definieren. Er wird logischerweise nur relatives Recht sprechen
können. Natürlich hat schon Zwingli, der Reformator vor fünfhundert Jahren
gesagt, dass unsere menschliche Gerechtigkeit nur menschlich ist und nicht mit
der göttlichen Gerechtigkeit gleichzusetzen ist. Wir sind Sünder und wir können
nicht absolut richtig und gut handeln. In diesem Sinne ist alles, was wir tun
relativ. ABER es gibt trotzdem ein absolut Gutes, nachdem wir uns austrecken
müssen und an dem wir uns auch immer wieder korrigieren lassen müssen. Das
bewahrt uns vor Gesetzlichkeit, Selbstgerechtigkeit und zugleich vor
Ungesetzlichkeit. Letztendlich kann nur Jesus Christus unsere Unvollkommenheit,
ja unseren Hang zur Perversion des Guten heilen. Darum brauchen wir täglich
Busse. Christlich geprägte Gesellschaften sind daher ständig auch in diesem
Kampf, wie weit sie dem Bösen oder dem Guten Platz geben wollen. Aber auch als postchristliche
Gesellschaft stehen wir in diesem Kampf. Daher ist es wichtig, dass wir unsere
nationale Gesetzgebung immer wieder hinterfragen. ABER dafür brauchen wir einen
Kompass. Da viele der Bibel als Gottes Wort und als den Kompass nicht mehr
haben wollen, suchen sie einen Ersatz. Ich glaube, dass darf weder eine
absolute Demokratie, noch ein absoluter Herrscher noch ein absolutes
internationales Recht sein, weil sie uns alle versklaven und unfrei machen
werden. Wir müssen uns unseren eigenen Dämonen stellen, d.h. unserer
Sündhaftigkeit, sie Jesus übergeben und heilen lassen. Aber selbst, wenn wir
das nicht wollen, weil uns der Heilige Geist dies nicht erschliesst, sollten
wir trotzdem nach den Guten Gesetzen Gottes unsere Gesellschaft aufbauen. Denn
von daher haben wir unsere grosse Freiheit und Ordnung erhalten. Auf dieser
Grundlage lernen wir gesund streiten und nach der Wahrheit suchen. Dann wird
Demokratie ein Weg nach der Suche nach Wahrheit und dem guten Kompromiss für
alle in unserer Gesellschaft.
Das ist nicht einfach. Im Dezentralismus geht es besser:
Möglichst viel Freiheit für jede Familie. Und nur dann muss eingeschritten
werden, wenn sie es nicht mehr schaffen. Ebenso auf der Gemeindeebene:
Möglichst viel Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit: Dazu gehört auch die
Möglichkeit Fehler zu machen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Ebenso
auf kantonaler Ebene und dann auf Bundesebene. Nur was in der untergeordneten
Ebene nicht erledigt werden kann, soll die „höhere“ Ebene übernehmen. Und
genauso sollte es für das internationale Recht gelten. Dann muss das
internationale Recht gar nicht alles auf das Kleinste regeln. Die Regeldichte der
EU zum Beispiel sind vermutlich ein Massstab des inneren Wertezerfalls des
Westens. Wir übernehmen immer weniger Verantwortung, wo wir Verantwortung
übernehmen sollten, damit wir frei und aufrecht leben können. Zur Verantwortung
gehört natürlich immer auch die entsprechende Macht. Zur Macht gehört die
Möglichkeit der Gestaltung und die Finanzen. Aber dies wird heute alles immer
mehr durcheinander gebracht. Man stelle sich vor Griechenland hätte die Macht
und Verantwortung? Man stelle sich vor, jede politische Gemeinde in
Griechenland hätte die finanzielle Macht und finanzielle Verantwortung. Natürlich
gibt es immer wieder Situationen, wo eine Gemeinde sich so in etwas verrennen
kann, dass der Kanton eingreifen muss. Das gibt es leider auch in der Schweiz.
Aber es kommt sehr, sehr selten vor. Leider wird aber auch das heute alles
immer mehr zentralisiert. Damit werden die Probleme auch zentralisiert und
damit schwerer lösbar. Es ist normalerweise immer einfacher, vor Ort ein
Problem zu lösen, als weit weg davon. Natürlich kann es auch einmal helfen, von
einem Aussenstehenden Hilfe zu bekommen. Aber auch der hilft am besten, wenn er
vor Ort ist und nicht irgendwo weit weg.
Diese Frage müssen wir ebenfalls beachten:
Wir Menschen sind Sünder. Daher neigen wir dazu, das Gute zu
pervertieren. Daher neigen wir auch dazu Macht zu missbrauchen. Darum brauchen
wir Formen, in denen wir zusammen Leben können. Dietrich Bonhoeffer definiert
in seiner Ethik dazu vier Mandate: Einen Staat der die anderen drei Mandate
schützt: Familie, Arbeit und Kirche. Wobei es die Kirche ist, die dem Staat,
der Arbeit und der Familie den Bezug zu Jesus zeigt und die spirituelle
Grundlage gibt, die der Staat nicht selber schaffen kann. In diesen vier
Mandaten spielt sich das Leben ab. Bis zum Bund haben wir dazu rechtliche
Strukturen aufgebaut. Die Gewaltentrennung ist gewahrt, auch wenn aktuell undisziplinierter
damit umgegangen wird. ABER wer garantiert dies für internationale Rechte? Was
ist, wenn internationale Richter ohne legislative Kontrolle Recht sprechen?
Schon heute fällt auf, wie Politiker gerne ihr Handeln auf zwingende Vorgaben
aus übernationalen Organisationen erklären.
Ein Beispiel: Ich darf keine Glühbirne mehr kaufen.
Es gab keine Volksabstimmung. Es wurde einfach Recht aus dem
Ausland übernommen. Dieses Problem müsste für jeden ersichtlich sein. Hier spielt es keine Rolle mehr, ob man links
oder rechts steht. Denn je nach Stärke der möglichen Einflussnahme, kann auf
das internationale Recht Einfluss genommen werden. Heute mag es so sein und
morgen wieder anders. Hier müssen wir längerfristig denken. Die angebliche Rechtssicherheit
durch internationales Recht könnte längerfristig gerade das Gegenteil bewirken,
wenn sich das internationale Recht willkürlich entwickeln sollte.
Daher: Obwohl ich nicht für eine „absolute“ Demokratie bin, bin ich ein Befürworter einer
direkten Demokratie, wenn sie im Geiste der Demokratie ausgelebt wird, die von
der biblischen Idee der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit und besten Weg für
uns gespiessen ist. Das benötigt natürlich eine gewisse Disziplin und
Verantwortungsbewusstsein der Bürger! Aber es braucht auch entsprechende
dienende Leiter. Darum habe ich einmal folgenden Leserbrief geschrieben:
Demokratie ist mehr als demokratische Institutionen. Es ist
eine Haltung, die nach Wahrheit + im wertschätzenden Disput einen gemeinsamen
Weg sucht. Dazu braucht es verantwortungsvolle Bürger + Bürgerinnen, die eine
entsprechende charakterliche Ausrichtung haben + dienende Leiter, die Ihre
Macht zum Dienen und nicht für ihre Eigeninteressen einsetzen. Dem Narzissten
ist dies unmöglich, daher glaubt er
–überspitzt gesagt - ein „therapeutisches Kalifat“ oder ein neues säkulares
Papsttum erstellen zu müssen. Gerade durch den Verlust des spirituellen
Einflusses der Bibel – die in gewissen evangelischen Strömungen schon lange am
Wirken sind – muss die Gesellschaft nun einen Ersatz für die Grundlage unserer
Gesellschaft suchen, die anscheinend demokratisches Leben für rechtlich
unsicher empfindet.
Gott helfe uns, dass wir wieder eine Nation unter Gott sein
wollen. Ansonsten werden uns andere Dämonen leiten, die Habgier, Hass und Tod
predigen werden. Amnasty schreibt in der erwähnten Broschüre: „Menschenrechte
machen uns stark.“ Das ist wahr. Das hat der Westen und jedes andere Land erlebt,
wenn die von Gott definierten unveräusserliche Rechte der Menschen achteten.
Denn Gerechtigkeit erhöht eine Nation,
wie es schon im Alten Testament heisst. Doch die Bibel sagt dies immer auch in
einem Doppelgebot: Liebe Gott den Herrn der Welt und Deinen Nächsten wie Dich
selber! Auch die Zehn Gebote sind aufgeteilt, indem zuerst die Beziehung
zwischen Mensch zu Gott und dann zwischen Mensch zu Mensch geklärt wird. Denn
nur, wenn der absolute Gott, der absolute Gerechtigkeit, absolute Macht und
absolute Liebe ist, unser Massstab wird, wird auch Gerechtigkeit und liebevoll
ausgeübte Macht unter uns Menschen möglich. Bis Christus wiederkommt, müssen
wir uns in diesem geistlichen Kampf üben. Ich spüre, wie es mich überfordert
und bin daher sehr dankbar, dass ich dazu täglich zu Jesus gehen darf, der aus
meinem Zurückbleiben etwas ewig Gutes macht. Als Nation brauchen wir das auch,
damit wir gesund und lebensfroh leben können.
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